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Geschichte „Bravehearts“ Tod

Bei lebendigem Leib kastriert, ausgeweidet, verbrannt

Jahrelang hatte der schottische Freiheitskämpfer William Wallace gegen die Engländer gekämpft. 1305 verraten, wurde er zu einer bestialischen Strafe verurteilt. Sie galt bis ins 19. Jahrhundert.
Braveheart

Nachdem der schottische König ohne Thronfolger aus dem Leben schied, herrscht Chaos im Schottland des späten 13. Jahrhunderts. William Wallace (Mel Gibson) wird in diese unruhige Zeit hineingeboren.

Quelle: FOX

Autoplay

Zehn Jahre lang hatte König Eduard I. von England gebraucht, bis Schottland 1305 endlich unterworfen war. Da spielte ihm das Glück auch noch den passenden Akteur für ein blutiges Siegesfest in die Hände: William Wallace, Freiheitskämpfer, Heerführer und Idol der Schotten war am 5. August 1305 von einem gierigen Baron in Robroyston bei Glasgow gefangen genommen und an die Engländer ausgeliefert worden. Das Schauspiel, das auf Hochverrat stand, hatte Eduard beizeiten erprobt. Nun sollte es an Wallace vollstreckt werden: Hängen, Ausweiden und Vierteilen (Engl. hanged, drawn and quartered). Das Publikum würde begeistert sein.

Der Mann, den der königliche Gerichtshof ohne Zögern zu diesem Strafmaß verurteilte, war lange das Herz des schottischen Widerstands gegen Eduard gewesen, den die Zeitgenossen nicht umsonst den „Hammer of Scotland“ nannten. Seit 1295 hatte er Jahr um Jahr Heere in den Norden geschickt, um nach Wales auch Schottland der Krone Englands zu unterwerfen. Da die schottischen Magnaten ihre Loyalität nach Lust und Laune wechselten, übernahmen zwei Angehörige des niederen Adels die Führung des Widerstands: Andrew de Moray und William Wallace.

William Wallace und Andrew de Moray waren die Hauptfiguren des Widerstands
William Wallace und Andrew de Moray waren die Hauptfiguren des Widerstands
Quelle: picture-alliance/Heritage-Images

Wallace, irgendwann nach 1270 geboren, hatte sich schon im Guerillakampf einen Namen gemacht, als er 1297 die Führung einer Streitmacht übernahm, die dem englischen Statthalter John de Warenne den Weg verlegen sollte, der mit einem Heer von rund 10.000 Mann Schottland endlich zur Ruhe bringen sollte. Moray schloss sich ihm an. Was dann an der Alten Brücke über den Forth bei der Stadt Stirling geschah, hat Hollywood-Star Mel Gibson in seinem Oscar-gekrönten Film „Braveheart“ (1995) fantasievoll in Szene gesetzt.

Obwohl nur 2500 Mann stark, provozierten die Schotten mit blanken Hinterteilen die Engländer zum Vormarsch über die Brücke. Die war so schmal, dass nur zwei Reiter oder drei Fußsoldaten sie nebeneinander passieren konnten. Als ein Teil des Heeres nördlich des Flusses stand und noch keine Schlachtordnung eingenommen hatte, griffen die Schotten an. Das sumpfige Gelände verhinderte einen Angriff der englischen Kavallerie, den Rest besorgten die schottischen Schiltron-Formationen, in denen die Krieger dicht gedrängt mit ihren langen Spießen vorgingen. Warenne floh, sein Heer wurde aufgerieben.

Der schottische Thronprätendent Robert the Bruce, der zwischendurch wiederholt die Fronten gewechselt hatte, schlug sich nach der Schlacht auf Wallace’ Seite und ernannte ihn zum „Guardian of Scotland“. In dieser Funktion unternahm Wallace mit Moray im Herbst einen Einfall nach Nordengland, wo er in einer Urkunde den Hansestädten Lübeck und Hamburg freien Handel mit den Häfen Schottlands zugestand.

Doch im folgenden Jahr verließ ihn das Glück. Im Juli 1298 wurde er von Eduard I. bei Falkirk entscheidend geschlagen. Zwar waren die Kräfteverhältnisse ausgeglichener als bei Stirling – 15.000 Engländer gegen 10.000 Schotten –, aber die schottische Kavallerie verließ noch während des Kampfes das Schlachtfeld. Wallace konnte fliehen und soll sich einige Zeit sogar in Frankreich versteckt haben. Das zumindest behauptete der Sänger Blind Harry in seinem Gedichtepos „Wallace“ („The Actes and Deidis of the Illustre and Vallyeant Campioun Schir William Wallace“), in dem er in 11.800 Versen sogar von einem Feldzug bis nach London berichtet, der wie manches andere wohl seine Erfindung ist.

1305 war Eduard I. Herrscher über Schottland, und Sir John de Menteith sah eine Chance, sich mit der Gefangennahme von Wallace nicht nur die hohe Belohnung, sondern auch die Wertschätzung des Königs zu verdienen. Umgehend wurde Wallace auf ein Pferd gebunden und nach London geschleppt.

Scottish hero and patriot William Wallace (c.1276 - 1305) being led through London to Westminster Hall, where he was convicted of treason for his resistance to English rule, August 1305. He was hung drawn and quartered at Smithfield shortly afterwards. From a drawing by Wal Paget. (Photo by Hulton Archive/Getty Images) Getty ImagesGetty Images
Nach seiner Gefangennahme wurde Wallace umgehend nach London geschafft
Quelle: Getty Images

Was ihn dort erwartete, hatte Eduard bereits 1283 an Dafydd ap Gruffydd exekutiert, dem letzten Herrscher von Wales, und damit Rechtsgeschichte geschrieben; Hängen, Ausweiden und Vierteilen als Strafe auf Hochverrat wurde erst 1870 aus dem britischen Strafregister getilgt. Zu den bekanntesten Delinquenten gehören die Verschwörer um Guy Fawkes, die 1605 die Schießpulververschwörung gegen König und Parlament anzettelten.

Strafen im Mittelalter dienten nicht nur der Sühne, sondern auch der Abschreckung und wurden entsprechend öffentlich vollstreckt. Publikum war also erwünscht, und da in diesem Fall gleich eine ganze Reihe von Quälereien angekündigt war, dürften die Massen herbeigeströmt sein. Schließlich versprach die Hinrichtung eines Prominenten etwas Abwechslung vom trostlosen Alltagsgeschäft.

After his trial, Scottish patriot William Wallace (1270-1305) was stripped naked and dragged through the City of London at the heels of a horse. Near Smithfield Market he was hanged, drawn and quartered, (strangled by hanging but released near death, emasculated, eviscerated and his bowels burnt before him, beheaded, then cut into four parts. Colour plate from Pictures of English History, George Routledge & Sons, (London, New York, c1850). | Verwendung weltweit, Keine Weitergabe an Wiederverkäufer.
William Wallace nach der Exekution, seine Genitalien und Eingeweide wurden verbrannt
Quelle: picture-alliance / /HIP
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Die Vollstreckung des Urteils war für den 23. August angesetzt. Zunächst musste Wallace nackt durch die Straßen Londons laufen, sodass Passanten ihn mit irgendetwas bewerfen konnten. Dann wurde er aufgehängt und bei noch lebendigem Körper kastriert. Auch begann man damit, ihn auszuweiden, wobei er noch habe zusehen können, wie Genitalien und Eingeweide verbrannt wurden.

Dabei soll Wallace, wie es heißt, seinen Peinigern noch zugerufen haben: „Ihr englischen Hunde, verweichlichte Huren seid ihr, küsst meinen schottischen Hintern und seid stolz darauf, dies tun zu können, etwas Besseres kann einem jämmerlichen Engländer nicht passieren.“ Erst nach seinem Tod wurde der Körper gevierteilt und die Einzelteile nach Stirling und in drei andere Städte geschickt, der Kopf an der London Bridge aufgespießt.

Allerdings war auch Wallace im Leben nicht zimperlich mit seinen Feinden umgegangen. Als zum Beispiel der Hugh de Cressingham in der Schlacht von Stirling getötet worden war, zogen die Schotten seine Haut in Streifen ab. Wallace, wird berichtet, habe sich aus einem Teil einen Schwertgurt anfertigen lassen.

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Dieser Artikel wurde erstmals 2018 veröffentlicht.

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