Neuer Verteidigungsminister: Wer ist Boris Pistorius? - ZDFheute

    Neuer Verteidigungsminister: Wer ist Boris Pistorius?

    Neuer Verteidigungsminister:Pistorius: Der Polit-Pragmatiker

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    Bisher war Boris Pistorius politisch in Niedersachsen aktiv, hat sich bei Innenministerkonferenzen aber auch im Bund einen Namen gemacht. Der 62-Jährige wird Verteidigungsminister.

    Boris Pistorius gehört dem Parteivorstand der SPD an und gilt als erfahrener Polit-Manager. Im Kreis der Innenminister von Bund und Ländern hat sich Pistorius in den vergangenen Jahren einen Ruf als kenntnisreicher Fachpolitiker erworben. Auch wenn er stets in Niedersachsen blieb, war er auch an der innenpolitischen Positionierung der Bundes-SPD in Wahlkämpfen und bei Koalitionsverhandlungen beteiligt.

    SPD-Politiker Pistorius gilt als pragmatisch

    Bei den Innenministerkonferenzen machte es dem als pragmatisch geltenden Pistorius immer sichtlich Freude, sich mit Konservativen wie dem früheren Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) auf offener Bühne zu streiten, schlagfertig, mit spitzen Bemerkungen, aber nie respektlos.
    "Als niedersächsischer Innenminister hatte Pistorius auch den Spitznamen 'roter Sheriff'", erläutert Peter Kunz, Leiter des ZDF-Studios in Niedersachsen. "Er hat einen klaren Kurs gefahren, die Polizei im Bundesland bei Ausbildung und Ausrüstung schlagkräftiger aufgestellt und ist immer wieder mit Forderungen auch im Bund vorstellig geworden, zum Beispiel für einen härteren Umgang mit Clankriminalität."

    Pistorius schon länger auf dem Sprung nach Berlin

    Zur Idealbesetzung für den Posten des Verteidigungsministers nach dem Rücktritt von Christine Lambrecht (SPD) macht Pistorius vielleicht auch sein Alter. Mit 62 Jahren kann ein Politiker schließlich ganz entspannt das Chefbüro im Bendlerblock beziehen, das gemeinhin als Schleudersitz und damit auch als potenzieller Karrierekiller gilt.
    "Pistorius ist schon lange der Kandidat auf dem Sprung nach Berlin gewesen", so Kunz. "In Hannover hatte man bis heute eher damit gerechnet, dass er Nachfolger von Nancy Faeser (SPD) geworden wäre, sollte sie den Innenministerposten für eine Ministerpräsidentinnen-Kandidatur in Hessen aufgeben."
    Die Vorgänger von Pistorius im Verteidigungsministerium im Überblick:
    Verteidigungsministerin Christine Lambrecht spricht während eines Truppenbesuchs in der Alb-Kaserne in Stetten am kalten Markt.
    Franz-Josef Strauss und Konrad Adenauer
    Kai-Uwe Hassel 1970
    Verteidigungsminister Georg Leber (BRD/SPD)
    Rupert Scholz und Dorothee Wilms beim Oktoberfestauftakt in Bonner Landesvertretung in München 1989
    Verteidigungsminister Gerhard Stoltenberg (1990)
    Verteidigungsminister Rudolf Scharping mit Soldaten in Sarajevo 2001
    Bundesverteidigungsminister Franz-Josef Jung im Raketenartilleriebataillon in Sondershausen 2007
    guttenberg, karl-theodor zu in afghanistan
    Thomas de Maizière
    Bundesverteidigungsministerin, Ursula von der Leyen besucht Bundeswehrsoldaten in Afghanistan (2013)

    Christine Lambrecht, SPD (seit 2021)

    Das Verteidigungsministerium - ein heikler Posten in der Regierung. Der Rücktritt von Christine Lambrecht ist der aktuellste in einer Reihe von Rücktritten oder Entlassungen. Ein Überblick:

    Quelle: dpa


    Laut Kunz haben sich seit Beginn des Ukraine-Krieges Pistorius' Thema innere Sicherheit und das Thema Verteidigung natürlich berührt. "Aber kann er damit schon Bundeswehr? Erinnern wir uns: Thomas de Maizière war auch Innenminister, bevor er Verteidigungsminister war, und er hat am Ende nicht reüssiert. Aber damals war der Auftrag Kaputtsparen. Heute braucht es Schritte nach vorn. Das Naturell dafür hat Pistorius."

    Seit 2013 Innenminister in Niedersachsen gewesen

    Pistorius machte eine Lehre zum Groß- und Außenhandelskaufmann. Von 1980 bis 1981 absolvierte er seinen Wehrdienst, anschließend studierte er Rechtswissenschaften in Osnabrück und Münster. Er lernte, was ihn heute besonders auszeichnet, mehrere Sprachen, darunter Englisch, Französisch und auch Russisch.
    Pistorius ist bereits seit 2013 Innenminister in Niedersachsen, vor wenigen Monaten begann seine dritte Amtszeit. Zuvor war er von 2006 bis 2013 Oberbürgermeister in Osnabrück. Pistorius ist verwitwet und hat zwei Töchter.
    Quelle: dpa, ZDF

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