Boogie in Musik | Schülerlexikon | Lernhelfer

Boogie

Der Boogie kam Anfang des 20. Jh. im amerikanischen Mittelwesten unter den Barrelhouse-Pianisten (engl.: „Barrelhouse“ = „Fasshaus“ = Kneipe) auf. Mit der Massenwanderung der afroamerikanischen Bevölkerung auf der Suche nach Arbeit ab etwa 1910 gelangte er aus dem Süden in die Industriestädte des Nordens und hatte in der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre vor allem in Chicago seine Blütezeit. Eine große Rolle spielte die Boogie-Tradition dann im Rhythm & Blues.

Die Bezeichnung „Boogie Woogie“ – ein Slangausdruck mit obszönem Hintersinn – wurde erst Ende der 1920er-Jahre gebräuchlich. Das erste Mal findet sie sich in diesem Zusammenhang 1928 in dem Titel „Pine Top’s Boogie Woogie“ des Pianisten CLARENCE „PINE TOP“ SMITH (1904–1929). Davor wurde dieser Stil regional unterschiedlich als

  • Fast Western Style,
  • Juking oder
  • Breakdown bezeichnet.

Der Terminus „Boogie“ war allerdings in der Tanzmusik schon viel früher verbreitet, fand sich häufig in Stückbezeichnungen, wie etwa in „That Syncopated Boogie-Boo“ (MAYO/LEWIS, 1912), ohne jede musikspezifische Bedeutung.

Grundlage des Boogie Woogie ist die zwölftaktige Standardform des Blues mit ihrer zyklischen Harmoniefolge. Sein Aufbau ergibt sich aus der Reihung improvisierter rhythmischer und melodischer Variationen auf der Harmoniefolge des Themas, dem ein perkussives Bass-Ostinato unterlegt ist. Im Unterschied zum Barrelhouse-Klavierstil, aus dem die Spielweise des Boogie Woogie ursprünglich hervorgegangen war, ist der Bass hier aber in eine selbstständig bewegte Stimme verwandelt, ohne jedoch damit seinen perkussiven Charakter zu verlieren. Diese Walking Bass genannten Spielfiguren in der linken Hand des Pianisten können

  • ostinat wiederholte gebrochene Akkorde,
  • auf- und abwärts gleitende Skalen und Arpeggien oder
  • offene (ohne Terzen) Oktaven und Quinten sein,

die als gleichmäßige Achtel, triolisch oder punktiert gespielt werden. Notiert ist der Boogie Woogie zwar im 4/4-Takt, hat aber eigentlich einen 8/8-Beat. Die Themen in der rechten Hand sind aus

  • wiederholten,
  • kurzen,
  • stark rhythmisierten
  • zwei- oder viertaktigen Intervall- bzw. Akkordfolgen zusammengesetzt.

Die Popularität des Boogie brachte ihn in den 1920er-Jahren auch ins Repertoire der Big Bands. Sie übertrugen ihn auf ihre Besetzungen und spielten ihn als reine Tanzmusik. In den späten dreißiger Jahren wurde so ein beliebter Modetanz aus dem Boogie. Dieser Modetanz, der nach 1945 auch Europa erreichte, hat mit dem ursprünglichen Klavierstil allerdings nur noch den Namen gemeinsam.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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