Blow

Redaktionskritik

Marihuana ist George Jungs Einstiegsdroge. Als Dealer. Planlos landet der Arbeitersohn aus Massachusetts Ende der 60er in Kalifornien, wo das Leben als Beachparty zelebriert wird. Alles andere als ein Krimineller, hat George jedoch eine gute Nase fürs schnelle Geschäft: Mit Freundin Barbara (Franka Potente) zieht er einen Drogenring auf und versorgt bald die ganze Westküste mit Marihuana, zehn Jahre später wird Jung der größte Kokaindealer der USA sein.<p> Dass seine Biografie heute astreinen Filmstoff liefert, ist ein schwacher Trost für George Jung, der bis zum Jahr 2015 eine Haftstrafe im Otisville Federal Correctional Institute im Staate New York verbüßt. Johnny Depp traf vor Drehbeginn einen Mann, der nur noch für einen Augenblick lebt: die Versöhnung mit seiner Tochter. Im Film ist sie fünf, als ihr Dad in den Knast wandert. Jungs Frau Mirtha (Penélope Cruz), eine kolumbianische JetsetPerle, reicht die Scheidung ein. Nach seiner Entlassung gewinnt Jung geduldig das Vertrauen der Tochter zurück.<p> Dank Kostümdesigner Mark Bridges ("Boogie Nights") ist "Blow" eine stilsichere Party, auf die eine Katerstimmung folgt, die perfekt das schale Gefühl nach einem Drogenexzess beschwört. Konsequent subjektiv lässt Regisseur Ted Demme Jung aus dem Off sein Leben erzählen und fordert mit einer Überdosis Melancholie die (Mit-)Leidensbereitschaft des Publikums. Denn sein Filmheld ist ein naiver Loser.<p> Johnny Depp verkörpert Jung als harmoniesüchtigen Mann, der im Gangstermilieu eigentlich eine Fehlbesetzung abgibt. Als Jungs letzter großer Coup zum Desaster gerät, gelingt es Depp, in einen einzigen kurzen Blick den ganzen Schmerz eines verpfuschten Lebens zu legen.<p> George Jung hat "Blow" im Knast gesehen und die letzte halbe Stunde haltlos geweint. <p><b>Dieser Film könnte Ihnen gefallen, wenn Sie "Boogie Nights" und "The Doors" mochten.</b>