Erfahrungsbericht: Indianische Blackfoot-Schwitzhütte
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Erfahrungsbericht: Indianische Blackfoot-Schwitzhütte

Die indianische Schwitzhütte als Symbol des Mutterleibs

In meinem Artikel »Die Suche nach der Vision berichtete ich von meiner Erfahrung eines indianischen vision quest. Dieses ist eines von vier Hauptritualen, dass die Blackfoot-Indianer schon seit tausenden Jahren hinweg pflegen. Ein weiteres Ritual ist die indianische Schwitzhütte, um die es in diesem Artikel gehen soll.

Um zu verstehen, warum Indianer Schwitzhütten-Zeremonien veranstalten, ist es wichtig die Geschichte dahinter zu kennen. Diese erfahren Sie in meinem Artikel »Scarface und Morning-Star : Die Entstehung der indianischen Schwitzhütte«.

Im Folgenden erkläre ich den Ablauf einer Schwitzhütten-Zeremonie nach Blackfoot-Art. Also der Art und Weise, wie die Blackfoot-Indianer in Kanada ihre Schwitzhütten abhalten. Von Stamm zu Stamm gibt es dabei einige Unterschiede.

Die Idee hinter der Schwitzhütte

Eine Schwitzhütten-Zeremonie wird von vielen oft als eine Art Sauna-Gang angesehen. Das ist an sich richtig, deckt jedoch nur einen Teil der Wahrheit ab. Die Schwitzhütte ist ein Reinigungsritual, um den Übergang in die geistliche Welt zu eben. Wie ich in der Geschichte »Wie die Indianer zur Schwitzhütte kamen, bereits schrieb, mögen die Geister keinen Menschengeruch. Deswegen reinigen wir uns in einer Schwitzhütte, um unseren Geruch abzulegen. Nur so haben wir die Möglichkeit, dass Geisterwesen mit uns Kontakt aufnehmen.

Die indianische Schwitzhütte symbolisiert den Mutterleib, in den wir uns begeben. Sowohl im Mutterleib, als auch in der Schwitzhütte ist es dunkel und feucht. Denn wir alle sind aus dem Wasser geboren. Die Feuchte entsteht in der Schwitzhütte durch den Wasserdampf, der beim Begießen der glühenden Steine entsteht, die von Runde zu Runde in die Schwitzhütte gebracht werden. Diese wurden vorher in einem Lagerfeuer über eine längere Zeit erhitzt.

Die Dunkelheit entsteht dadurch, dass die Schwitzhütte komplett abgedichtet ist. Meist wird dies mit Decken, Planen und Fellen getan. Es ist so dunkel, dass die eigene Hand nicht zu erkennen ist.

Das Trommeln in der indianischen Schwitzhütte (oder Rasseln) symbolisiert den Herzschlag der Mutter. Nachdem wir die Schwitzhütte verlassen, ist es das Symbol einer neuen Geburt. Der Eingang wird dabei stets nach Osten ausgerichtet, in dessen Richtung auch das Feuer entzündet wird.

Der Ablauf einer indianischen Schwitzhütte

Das Feuer befindet sich direkt gegenüber des Eingangs. Sobald es angezündet wurde, darf nur der Schamane selbst, der Hüter des Feuers und der Pfeifenträger diese Linie überqueren. Mit dem Feuer beginnt das Schwitzhütten-Ritual. Meist brennt es zwischen einer oder zwei Stunden, bevor man die Schwitzhütte betritt.

Zu Beginn des Feuers nimmt jeder etwas Tabak in die linke Hand, hält diese ans Herz und segnet den Tabak mit den besten Wünschen. Oftmals folgen dem Tabak noch Essens-Opfergaben. Diese richten sich danach, was die Geister des Grundstücks am Liebsten mögen. Bei unserem Schamanen ist das, lustiger Weise, Schokolade.

Der Schamane reinigt und segnet dann alle Gegenstände, die mit in die Schwitzhütte genommen werden, wie Rasseln, Trommeln, Federn, Pfeifen oder Tabak. Alle anderen können das Feuer genießen oder sich in Ruhe entspannen.

Alle Menschen werden nach und nach vom Schamanen in die Schwitzhütte gerufen und sitzen im Kreis. Der Schamane selbst sitzt am hinteren Punkt der Hütte, genau gegenüber des Eingangs. Zu seiner rechten Seite sitzen die Frauen, zu seiner linken die Männer. Am letzten Punkt an der Tür, der Hüter des Feuers. Diejenigen Menschen, mit der meisten Schwitzhütten-Erfahrung, sitzen in der unmittelbaren Nähe des Schamanen, also genau an seiner Seite.

Die vier Runden der Schwitzhütte finden immer in der gleichen Abfolge statt. Nach jeder Runde wird der Eingang kurz geöffnet und gelüftet. Der Hüter des Feuers bringt dabei stets neue glühende Steine für jede Runde hinein. Diese werden gepriesen und mit Kräutern bestreut. Mit dem aufsteigenden Qualm reinigt sich jeder selbst.

Je nach Größe der Schwitzhütte werden zwischen 20 und 100 Steinen genutzt. Meist sind die Neujahres-Schwitzhütten zu Silvester sehr intensiv und werden mit 100 Steinen oder mehr durchgeführt. Das ist eher etwas für erfahrene Menschen und welche, denen Hitze nicht sehr viel ausmacht.

Je nach Zeremonienmeister und Anzahl der Teilnehmer dauert eine indianische Schwitzhütte zwischen 1,5 bis 4 Stunden.

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Die indianische Schwitzhütte besteht aus vier Runden

Insgesamt besteht eine Schwitzhütten-Zeremonie aus genau vier Runden, wovon jede Runde einen bestimmten Sinn hat.

  1. Die Runde der Vergebung
    Es heißt, dass wir erst dann Heilung erlangen können, wenn wir anderen und uns selbst, alle Schuld vergeben haben. Solange es noch etwas gibt, das wir nicht losgelassen haben, ist Heilung nicht möglich. Deswegen vergeben wir in der ersten Runde erst allen anderen die Schuld, die wir ihnen noch anlasten. Danach vergeben wir uns selbst all die Schuld, für die wir uns verantwortlich fühlen.
    Die Pfeifen-Runde

    Die Pfeifen-Runde ist eine Zwischenrunde, zählt deswegen nicht mit zu den vier offiziellen Runden. Wie der Name schon sagt, geht eine Pfeife die Runde, die mit unterschiedlichen Kräutern gefüllt ist. Wie immer bei den Indianern, wandert diese im Uhrzeiger-Sinn. Jeder empfängt die Pfeife, seinen seinen mitgebrachten Wunsch aus und nimmt ein paar Züge. Dann gibt er die Pfeife zum Nächsten.
  2. Die Fragerunde
    In dieser Runde (request-round) bittet man für sein Anliegen, mit dem man in die indianische Schwitzhütte kam. Wie bei jeder anderen Runde auch, werden hier vier Lieder gesungen. Das kann beispielsweise das Adler-Lied, das Bären-Lied, oder das Büffel-Lied sein.
  3. Die Heilrunde
    In dieser Runde bittet man für Gesundheit. Beispielsweise weil man ein bestimmtes körperliches oder psychisches Problem hat, das man gern loswerden möchte. Jeder bittet für sich, aber auch für andere.
  4. Die Danke-Runde
    In der letzten Runde wird sich bedankt. Für die Visionen, die man empfing, für das Geschenk des Lebens und natürlich auch für die Schwitzhütten-Zeremonie.

Wenn Geister Besitz ergreifen

Insgesamt habe ich es bereits schon zweimal erlebt, dass Geisterwesen Besitz vom Schamanen ergriffen haben. Dies geschieht meist unerwartet. Man erkennt es daran, dass sich plötzlich die Stimmung in der Schwitzhütte ändert. Der Rhythmus des Rasselns ist ein anderer und die Stimme des Schamanen ändert sich zu einer fremden Stimme.

Es kann der Geist eines Bärens sein, eines Adlers, eines Büffels oder eines anderen beliebigen Wesens. Die Geister kommen in die Hütte um den Menschen zu helfen. Sie sind der Mittler zwischen der irdischen Welt und der Ahnen-Welt. Meist laden sie uns ein, dass wir unsere Fragen stellen können und geben dann Antworten, die oftmals in Metaphern erfolgen.

Sehr empfindsamen Menschen kann es dabei geschehen, dass sie auch das Bild des jeweiligen Tieres vor ihren Augen sehen. Oftmals sind auch die typischen Geräusche eines solchen Tieres zu hören.

Diese Chance sollte unbedingt jeder ergreifen und seine Lebensfragen stellen. Denn es ist stets ein ganz besonderer Moment, den man nicht einfach ungenutzt vorbeiziehen lassen sollte.

Die Vorbereitung auf eine indianische Schwitzhütte

Wie auf jedes Ritual, muss sich jeder auch auf eine Schwitzhütte ausgiebig vorbereiten. Dazu zählen folgende Punkte:

  • Zwei Tage vor der Schwitzhütte keinen Alkohol trinken und keine Drogen zu sich nehmen
  • Zwei Handtücher mitbringen
  • Badesachen oder leichte Kleidung mitbringen
  • Ein Päckchen Tabak als Opfergabe mitbringen
  • Ein Geschenk für den Hüter des Feuers mitbringen
  • Jeder bringt etwas für das gemeinsame Essen im Anschluss mit

Es können übrigens auch Kinder an der Schwitzhütte teilnehmen. Sie ist für Menschen jeden Alters gedacht. Kinder sind sogar ausdrücklich erwünscht.

Wichtig zu wissen ist, dass Frauen während der Menstruationsphase, nicht an der Schwitzhütte teilnehmen können.

Vorsicht bei der Auswahl des Schamanen

Mit einer indianischen Schwitzhütte öffnet man eine Tür in eine geistige Welt. Deswegen sollte der Schamane auch ganz genau um die Regeln dieser geistigen Welt wissen und sich bestens damit auskennen. Es ist sehr gefährlich wenn unerfahrene Menschen oder selbsternannte Schamanen, Schwitzhütten-Zeremonien anbieten. Sie können damit mehr schaden als nutzen und einen Fluch auf alle Anwesenden bringen.

Deswegen sollten Schwitzhütten-Zeremonien nur von sehr erfahrenen und tatsächlichen Schamanen durchgeführt werden, die sich das Wissen nicht über ihren Verstand angeeignet haben. Zu einem Schwitzhütten-Führer kann man sich nicht selbst ernennen, es wird einem in einer Kette von weisen Menschen weitergegeben, die absolut lückenhaft sein muss.

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