Rezension aus Deutschland vom 2. August 2013
Der Horrorfilm-Fan ist ja doch schon eine arme Sau.
Jede Woche wird der DTV-Markt von Titeln überspült, die mit einem verlockenden Inhalt glänzen. Das meist schlechte IMDB-Rating ignorieren wir gerne, da die am Kinn runterlaufende Sabbel stärker ist, als unser Verstand. In der Annahme, wenigstens eine seichte Unterhaltung für einen Abend genießen zu können, kommt spätestens mit dem Abspann die Nüchternheit wieder, wieder einmal den letzten Müll gesehen zu haben. Ich gebe gerne zu, dass Ausnahmen die Regeln bestätigen, aber "Black Rock" gehört mal wieder eindeutig zu den Grütze-Filmen, die man nach dem Anschauen als Frisbee in Nachbars Garten schmeißt.
Sarah (Kate Bosworth), Lou (Lake Bell) und Abby (Katie Aselton) kennen sich schon seit der Schulzeit. Doch seit sechs Jahren herrscht zwischen Lou und Abby Funkstille, da Lou damals mit Abbys Freund geschlafen hat. Mit einem Segeltörn auf eine einsame Insel will Sarah das Trio wieder zusammenschweißen. Doch schon kurz nach der Ankunft treffen die Frauen auf der vermeintlich verlassenen Insel auf Henry (Will Bouvier), der mit seinen beiden Freunden Derek (Jay Paulson) und Alex (Anslem Richardson) zum Jagen auf das Eiland gekommen ist. Schnell verabredet man sich für Abends zum feuchtfröhlichen Umtrunk. Am Lagerfeuer flirtet die stark angetrunkene Abby heftig mit Henry. Nachdem sich Abby in den dunklen Wald für das "Kleine Geschäft" zurückzieht, versteht Henry dies als Einladung zur Paarung. Als Henry nicht locker lässt und kurz davor ist, Abby zu vergewaltigen, erschlägt sie ihn mit einem Stein. Dieses Ereignis löst eine Kettenreaktion aus, die aus den drei Frauen Gejagte macht. Denn Derek und Alex wollen ihren toten Freund rächen...
Jauhi, schon wieder ein Inhalt, der den über die Jahre hinweg lädierten Fan ausreicht, um einzuschalten. Dabei beginnt "Black Rock" gar nicht mal so schlecht: Das Logo von "Wild Bunch" prophezeit uns schon einmal, dass hier kein Amateurfilmer am Werk ist - denn die Marke "Wild Bunch" steht normalerweise für angenehme DTV-Kost. Auch das Treffen am See und die Fahrt zur Insel inklusive Aussprache sind auch noch im grünen Bereich, bevor es steil abwärts geht. An solchen Schwachsinn wie, "Drei Mädels gehen..."-Stories haben wir uns ja schon lang gewöhnt. Frauen gehen Zelten, Frauen gehen in den Wald Campen, Frauen fahren mit dem Boot zum "Black Rock".
Seien wir ehrlich zu uns selbst, wir alle kennen solche Frauen nicht. Solche Frauen existieren im echten Leben nicht. Unsere Damen gehen Shoppen, sitzen vorm Handy oder Facebook oder unternehmen allerhöchstens mal einen "Frauenabend" in der örtlichen- / nächsten Großstadtkneipe oder Disko. Jedoch würde sich nur ein Jochen Taubert trauen, "Das Kneipenmassaker" abzufilmen.
Aber bevor ich mich jetzt zu sehr an der Story aufhänge und demnächst Post von Alice Schwarzer im Briefkasten habe, dass es auch Frauen gibt, die täglich Holz hacken gehen, widmen wir uns dem Rest. Don't forget: Ich bin durch und durch Horrorfilmfan und vergebe für solche Plots keine Minuspunkte.
Die drei Kumpels kommen also frisch und unehrenhaft aus der Army entlassen. Am Lagerfeuer erfährt man in Henrys Abwesenheit (die Szene, als Henry Abby in den Wald folgt) von seinen zwei Kumpels (die sich vorher nur im Zombie-Sprach- und Mimik-Modus bemerkbar gemacht haben), dass alle drei vor kurzem noch im Afghanistaneinsatz waren und Henry ihnen durch Missachtung eines falschen Befehls von oberer Stelle das Leben gerettet hat. Kurzum soll uns das natürlich sagen, dass sowohl Derek und Alex einen Schrein von Henry zuhause stehen haben, jeden Abend eine Kerze anzünden und Henry ihre Religion ist. Au backe.
Denn nach dem tragischen Unfall kommt es noch kurz zum Dialog der beiden Parteien, wobei man merkt bzw. merken soll, dass mit den beiden übrig gebliebenen G.I.s nicht gut Kirschen essen ist. Anstatt human zu reagieren und vielleicht mal für fünf Minuten die Birne einschalten, ist einfach nicht drin. Mädels, rennt um euer Leben, denn wir sind auf der Jagd, haben also dementsprechend Gewehre dabei und knallen euch ab. Anstatt Wildschwein gibt es Mädchenbein. Lecker.
Nachdem man also den absolut schweren Brocken geschluckt hat, dass diese beiden Gays, äh Guys Sarah und Co töten wollen, können wir uns der Hatz auf der Insel widmen, die gar nicht mal so übel vonstatten geht. Während der Menschenjagd, die sich nicht sonderlich logisch und spannend gestaltet, frag ich mich immer noch, was Henry, Alex und Derek noch so im Afghanistaneinsatz angestellt haben. Leute massakrieren und skalpieren, kleinen Mädchen den Sprengstoffgürtel geklaut, mit anderen Landsleuten Merkel-Poster mit angemalten Schnurres in die Fernsehkamera gehalten usw. Meine Fantasie kennt bei diesen beiden Luftpumpen keine Grenzen.
Dass hier nicht in der Reihenfolge gestorben wird, wie die Mehrzahl vom Publikum davon ausgehen würde, gibt es einen kleinen Pluspunkt. Jedoch halten sich die Tötungsarten in Grenzen und sind bis auf zwei Szenen auf FSK12-Niveau, dass es auch für den Gore-Bauern nichts zu ernten gibt.
Und dennoch: Der Plot ist schlecht, die Reaktionen beim GAU sind sau schlecht und die anschließende Jagd, die den Hauptanteil darstellt, liegt so zwischen Zahnweh und Mittelmaß. Es will keine Spannung aufkommen, es will keine Logik aufkommen, die relativ schlechten Schauspieler (vorallem die männliche Seite) tut ihr übriges dazu, dass man froh ist, wenn die knapp 72 Minuten vorüber sind.
"Black Rock" ist mal wieder ein Film, der bei seiner Erstausstrahlung wohl im Nachtprogramm von Tele 5 seinen Platz findet. Kein kompletter Rohrkrepierer, aber auch weit vom Mittelmaß entfernt.