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Das Vorleben der Bettina Wulff – wie sie es erzählt

Korrespondent
Jetzt wird zurückgeschossen: Ex-Präsidentengattin Bettina Wulff wehrt sich gegen Verleumdungen Jetzt wird zurückgeschossen: Ex-Präsidentengattin Bettina Wulff wehrt sich gegen Verleumdungen
Jetzt wird zurückgeschossen: Ex-Präsidentengattin Bettina Wulff wehrt sich gegen Verleumdungen
Quelle: dpa
Die frühere First Lady Bettina Wulff klagt nicht nur gegen Google – auch in ihrem Buch wird sie mit den Gerüchten um eine vermeintliche Rotlicht-Vergangenheit aufräumen. Die Wahrheit ist viel banaler.

Sie will es jetzt wissen. Mit einer massiven juristischen und publizistischen Kampagne in eigener Sache kämpft die frühere First Lady Bettina Wulff um ihren Ruf und gegen demütigende und zerstörerische Gerüchte um ihr privates Vorleben.

Mehr als 30 Unterlassungserklärungen hat sie nach Angaben ihres Anwalts schon erwirkt. Bereits in dieser Woche erscheint voraussichtlich ihr autobiografisches Buch „Jenseits des Protokolls“, in dem sie alle Gerüchte um ihre angebliche Zugehörigkeit zum Rotlicht-Milieu als absurd, unerhört und unerträglich zurückweisen wird.

Das soll das Ende einer üblen Rufmord-Kampagne sein. Das Ende der dramatischen Geschichte um den ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff wird es allerdings nicht sein.

Schon gibt es neue Gerüchte. Wulffs Partei, die CDU, so hieß es am Wochenende in der „Bild am Sonntag“ und der „Süddeutscher Zeitung“, sei der Quell der Rufmordkampagne gegen Bettina Wulff.

Das Ziel war Christian Wulff

Vor ein paar Jahren, als Wulff noch Ministerpräsident war, soll die Geschichte losgetreten worden sein. Ziel der Tratscherei: Parteifreunde wollten ihrem Ehemann Schaden zufügen. Belege für diese Behauptung gibt es bisher nicht. Die Opposition in Hannover und Berlin stürzt sich natürlich dennoch mit Wonne auf derlei, ja, man muss es wohl vorläufig „Gerüchte“ nennen.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD im Bundestag, Thomas Oppermann, ein Niedersachse, forderte den dortigen Ministerpräsidenten und CDU-Chef David McAllister am Sonntag genüsslich auf, den Gerüchten rings um den Rufmord und die Christdemokraten doch bitte mal nachzugehen.

Es ist Wahlkampf in Niedersachsen, am 20. Januar geht es um die Macht zwischen Harz und Heide. Da kommt eine solche Geschichte manchen recht. Bettina Wulff jedenfalls erhebt nach Informationen der „Welt“ in ihrem Buch keine entsprechenden Vorwürfe gegen die Union.

Es waren vor allem mehr oder weniger laienhaft betriebene Websites, die in den vergangenen Monaten und Jahren immer wieder Geschichten über eine Escort-Lady, also Prostituierte verbreitet haben, die unter dem Namen „Viktoria“ in diversen Rotlicht-Schuppen gesichtet worden sein soll und bei der es sich um Bettina Wulff gehandelt habe. Wenn man sich die mitgelieferten Fotos und Texte anschaut, findet man nicht einen Beleg für diese These. Deren Verbreitung, auch über das Internet hinaus, konnte das aber nichts anhaben.

Kein schmeichelhaftes Zeugnis für das Netz

Wer bei Google den Namen Bettina Wulff eingibt, wird sofort mit den einschlägigen Begriffen versorgt, was nach Angaben von Google-Deutschland-Chef Kay Oberbeck ausschließlich Beleg dafür sei, welche Begriffe seine User mit dem Namen der früheren First Lady so verbinden. Kein besonders schmeichelhaftes Zeugnis für Deutschlands Internet-Gemeinde.

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Bettina Wulff, das hat ihr Anwalt am Wochenende bestätigt, wird wegen dieser automatisierten Verknüpfung vor dem Landgericht in Hamburg gegen Google klagen. Ziel ist, dass die einschlägigen, mit dem Rotlicht assoziierten Begriffen nicht mehr auf den Computern dieser Welt erscheinen dürfen.

Oberbeck lehnt einen solchen Eingriff in sein Reich ab. Er verweist darauf, dass das Unternehmen Google bereits fünf gleichartige Prozesse in Deutschland gewonnen habe. Ein Prozess über diese diffamierende Art digitaler „Schwarmintelligenz“ könnte dennoch ein überaus langwieriger, Maßstäbe setzender werden.

Entgegenkommender als Google zeigt sich Günther Jauch. Deutschlands beliebtester Talkmaster ließ seinen Anwalt ankündigen, dass er das Thema Rotlicht künftig nicht mehr in Zusammenhang mit Bettina Wulff ansprechen werde.

Keine Belege, nur Gerüchte

Jauch hatte die Gerüchte im Dezember vergangenen Jahres in seiner Sendung aus einer Berliner Zeitung vorgelesen und seinen Talkgast Nikolaus Blome von der „Bild“-Zeitung gefragt, ob das Blatt noch eine Geschichte über das Vorleben Bettina Wulffs in der Schublade hätte. Blome wies das scharf zurück: „Kompletter Quatsch“.

Die „Bild“ hatte, wie andere Zeitungen auch, nach dem Auftauchen der Gerüchte mit der Recherche des Vorlebens begonnen – dabei aber keine Belege gefunden. Im Internet wurde das Nichterscheinen einer entsprechenden Story mit den üblichen Verschwörungstheorien umrankt, nach denen das Eisen den professionellen Medien zu heiß sei. Was ebenfalls kompletter Quatsch ist: Es gab schlicht keinen konkreten Anhaltspunkt für den Wahrheitsgehalt der Gerüchte.

Für deren Verbreitung war das allerdings unerheblich. Spätestens seit Christian Wulff Anfang Juni 2010 von Angela Merkel für das Amt des Bundespräsidenten vorgeschlagen worden war, fing es erst so richtig an zu dampfen.

Kaum ein Stammtisch, kaum ein Friseurladen, kaum eine Redaktion, in dem die einschlägigen Spekulationen nicht herzlich willkommen geheißen wurden. Das Publizieren dieser heißen Geschichte überließ man allerdings dem Internet.

Die Wulffs ignorierten alle Geschichten

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Bettina und Christian Wulff haben in diesen Zeiten immer wieder überlegt, ob und wie man gegen diese frei erfundenen Storys, die manchmal auch in Fragen verborgen wurden, entgegentreten könnte.

Das Paar entschied sich, sie zu ignorieren, weil es fürchtete, dass die einer Veröffentlichung zwangsläufig folgende Debatte sowohl dem Amt des Bundespräsidenten als auch die Person des amtierenden Bundespräsidenten Schaden zufügen würde. Also nahm man den Rufmord lange Zeit stillschweigend hin.

Erst in seinem Rechtfertigungsinterview in ARD und ZDF, bei dem es vor allem um seinen Hauskredit und Gratis-Urlaube ging, streifte Wulff kurz die unhaltbaren Gerüchte, die sich um seine Frau rankten. Aber auch das langte offenbar nicht. Bis heute zählen die entsprechenden Storys zu den meistgeklickten Links von Internet-Seiten wie „Rentner-News“ oder „Gehirnfuerze.blogspot“.

War Wulff eine Prostituierte? Nein

Am Wochenende rückte dann die „Main-Post“ aus Würzburg ganz nach vorne: Sie hatte den Kampf der früheren First Lady um ihre Ehre mal eben mit der Frage überschrieben: War Bettina Wulff eine Prostituierte? Auch ein Weg, sich bei Google nach oben zu kämpfen.

Dass die Antwort auf die Frage „Nein“ ist, wird Bettina Wulff der Öffentlichkeit auch persönlich mitteilen. In ihrem Buch wird sie das Thema offensiv angehen und beschreiben, wie es ihr selbst, wie es aber auch ihrer Familie ergangen ist, als sie mit den Gerüchten konfrontiert wurde.

Und noch etwas wird man nachlesen: Was sie in Wahrheit vor ihrer Ehe mit Christian Wulff gemacht hat. Spektakuläres, davon darf man vermutlich ausgehen, ist nicht dabei.

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