Bettina Redlich: „Die Rolle ging mir wahnsinnig nah“ | Abendzeitung München

Bettina Redlich: „Die Rolle ging mir wahnsinnig nah“

Kulturkampf zwischen Türken und Tirolern: Der ORF-"Tatort" nimmt sich den religiösen Spannungen im Ort an. Die Wahlmünchnerin Bettina Redlich spielt eine Mutter, die um ihren Sohn trauert.
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Kulturkampf zwischen Türken und Tirolern: Der ORF-"Tatort" nimmt sich den religiösen Spannungen im Ort an. Die Wahlmünchnerin Bettina Redlich spielt eine Mutter, die um ihren Sohn trauert.

Drei türkische Mädchen und ein junger Mann haben sich innerhalb eines Jahres umgebracht. Alle erhängten sich am selben Baum in der Tiroler Gemeinde Telfs – um einer Zwangsehe zu entgehen. Auch Ayse wird am „Baum der Erlösung“ tot aufgefunden. Doch Chefinspektor Eisner (Harald Krassnitzer) ist schnell klar: Das war kein Selbstmord. Bald wird auch die Leiche von Ayses Tiroler Freund gefunden. Dessen Mutter Edith (Bettina Redlich) hat einen schrecklichen Verdacht.

Felix Mitterer hat das Drehbuch zum ORF-Tatort „Baum der Erlösung“ geschrieben und bei der Rolle der Mutter von Anfang an die Wahlmünchnerin Bettina Redlich gedacht, die gerade als Liesl Karlstadt in Jo Baiers Film glänzte. „Die Edith ist die personifizierte Normalität, die zwischen den Kulturen herrschen sollte“, sagt die gebürtige Österreicherin. „Sie hat von einem Türken ein Kind und unterstützt ihren Buben, der eine Türkin liebt.“

"Wo man Glauben praktiziert, ist letztendlich egal."

Viele andere Bewohner des Krimi-Telfs’ sind von dieser Art Normalität noch weit entfernt. Die Stimmung in der Bevölkerung ist wegen des so- eben fertiggestellten Minaretts aufgeheizt. „Wir sind hier nicht in Istanbul“, schimpfen manche. Im echten Telfs existiert dieses Minarett tatsächlich. „Ich finde das prima“, sagt Redlich und erzählt, wie selbstverständlich gerade die jungen Leute dort miteinander umgehen, „egal ob Türke oder Tiroler“. Schließlich sei der Glaube an sich ja etwas Gutes, sagt die 45-Jährige. „Wo man ihn praktiziert, in der Moschee oder der Kirche, ist letztendlich egal“.

Auch in anderer Hinsicht ist Redlich die Rolle „wahnsinnig nah gegangen. Die Vorstellung, das eigene Kind könnte sterben, ist unerträglich“, sagt sie. „Man darf gar nicht darüber nachdenken, sonst wird man verrückt.“ Ihr jüngerer Sohn ist elf, der Ältere wird bald 14 – genau so jung war Bettina Redlich, als sie an die Schauspielschule ging. „Ich frage mich heute selbst, wie ich das geschafft habe. Es muss daran gelegen haben, dass der Wunsch so groß war“, erklärt sie. Mit 16 Jahren bereits bekam Redlich ein Engagement in Bochum, danach ging sie ans Münchner Residenz Theater. „Mein Vater hat mir jede Woche die Schulunterlagen geschickt.“

Den eigenen Kindern zuliebe hat Redlich nun eine längere Theater-Pause eingelegt. „Mit dem Drehen funktioniert es aber fabelhaft, weil ich mich zu Hause auf die Rollen vorbereiten kann.“ Im ZDF-Dreiteiler „Die Rebellin“, der am Montag startet, hat sie zwar keine „Riesen-Rolle, aber eine mit einer spannenden Entwicklung“, sagt sie. Sie spielt die Freundin der „Rebellin“ Alexandra Neldel.

Helmut Fischer wollte sie einfach nicht verkuppeln

„Ganz von meinem Beruf könnte ich nicht lassen“, meint Redlich, die sich eine eigene Familie schon mal fast abgeschminkt hatte. „Aber dann habe ich doch noch den Mann kennengelernt, mit dem ich eine haben wollte.“

Das private Glück hat auch wegen einer Sturheit Helmut Fischers, Redlichs Serien-Papa in „Die Hausmeisterin“, so lang auf sich warten lassen. „Helmut Fischer kannte meinen Mann aus dem Café, in dem er Texte lernte. Zu mir hat er immer gesagt: ,Ich wüsst’ ja einen für dich, aber ich kann ihn dir nicht vorstellen. Denn würd’ ich dich in das Café mitnehmen, hätt’ ich dich dort immer am Hals.’“

Dann hat Redlich Sebastian Feldhofer, Verwaltungsdirektor am Volkstheater, kennen und lieben gelernt – „unabhängig vom Helmut“. Gemeinsam sind sie zu einem Essen gegangen, bei dem auch Fischer eingeladen war. „Und der ist fast in Ohnmacht gefallen. Denn mein Sebastian war genau der, den er immer gemeint hat“, erzählt Redlich. „Eine irre Geschichte, aber sie ist wahr."

Angelika Kahl

Den ORF-Tatort „Baum der Erlösung“ zeigt das Erste am Sonntag, den 4. Januar um 20.15 Uhr

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