75 Jahre Porsche 356

Jubiläum 75 Jahre Porsche 356

Quelle: sp-x 5 min Lesedauer

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Bereits mit dem allerersten Modell wurde Porsche zu einer Sportmarke, die es an Faszination mit den schnellsten Italienern und Engländern aufnimmt. Nun feiert der Porsche 356 sein 75-jähriges Jubiläum.

Porsche 356 Coupé auf dem Werksgelände in Gmünd, Österreich 1948.
Porsche 356 Coupé auf dem Werksgelände in Gmünd, Österreich 1948.
(Bild: Porsche)

Zu gerne wäre er in jungen Jahren Rennfahrer geworden, aber Ferry Porsche fügte sich dem Verbot seines Vaters, des spätestens durch die Konstruktion des Volkswagen Käfer und der Auto-Union-Silberpfeile legendären Ingenieurs Ferdinand Porsche. Vor 75 Jahren wurde Ferrys Traum vom eigenen Sportwagen mit Motorsport-Genen dann doch Wirklichkeit, realisiert in einer Baracke im österreichischen Gmünd: Dort debütierte der Typ 356 „Nr. 1“ Roadster als erster jemals gebauter Porsche.

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Mehr noch, dieser Racer mit Mittelmotor und Gitterrohrrahmen, ansonsten aber lediglich modifizierten VW-Käfer-Komponenten, setzte die Keimzelle für den Aufstieg von Porsche zur volumenstärksten Sportwagenmarke der Welt.

1948/49: Produktionsbeginn des Porsche 356

Bereits vom Winter 1948/49 an wurden in Gmünd die Modelle Porsche 356/2 Coupé und Cabriolet in Serie gebaut, jetzt aber mit Heckmotor. Für diesen Serienanlauf benötigte das junge Unternehmen Geld, deshalb hatte Porsche den Roadster mit der berühmten Fahrgestellnummer 356-001 schon am Tag der Zulassung für 7.000 Franken an den Schweizer Unternehmer Rupprecht von Senger verkauft. Tatsächlich faszinierte das Sportgerät mit robuster Käfertechnik von Senger so sehr, dass er noch 1948 gemeinsam mit dem Schweizer Autohändler Bernhard Blank eine Bestellung über 50 Porsche 356 platzierte.

Nun kam die Karriere des Porsche 356 richtig in Fahrt, kontinuierlich beschleunigt durch spektakuläre Rennsiege, die 1950 nach Stuttgart verlagerte Produktion und durch immer schnellere Varianten wie den Speedster. Nicht erst der 911, sondern schon der frühe 356 sicherte Porsche weltweiten Ruhm – als Marke, die wie sonst nur Ferrari auf eine lückenlose Rennhistorie blicken kann.

Siegreiche Rennhistorie

„Rennsiege sind gut fürs Geschäft“, nach diesem Motto feierte der Porsche Nr. 1 seine Pressevorstellung am 4. Juli 1948 im Umfeld des Grand Prix der Schweiz in Bern – bevor er wenige Tage später in Innsbruck vor größerem Publikum sein erstes Rundstreckenrennen gewann. Dem 585 Kilogramm leichten Mittelmotor-Roadster genügte ein auf 26 kW/35 PS frisierter VW-Boxermotor, um weitaus stärkere Rivalen zu schlagen. Nach Innsbruck gab es kein Halten mehr, kaum ein Klassiker, den der Porsche 356 nicht erfolgreich bestritt: Die 24 Stunden von Le Mans ebenso wie die Mille Miglia, Targa Florio oder die Carrera Panamericana.

Und im französischen Montlhéry erzielte Richard Frankenberg 1951 mit einem 356 SL den ersten Langstrecken-Weltrekord für Porsche, aber auch für das Nachkriegs-Deutschland. Im Jahr 1952 konnte Porsche stolz auf 75 Siege verweisen, 24 Monate später betrug die Ausbeute bereits damals unfassbare 420 Erfolge. Tatsächlich war der Porsche-Vierzylinder eine sensationell zuverlässige Fahrmaschine, mit der Porsche sofort in die Phalanx schneller und oft dramatischer geformter Freudenspender einbrach, die meist Alfa-, Austin-Healey-, Jaguar- oder Triumph-Logos trugen.

Porsche wird zum Kult in Amerika

„Win on Sunday, sell on Monday“, diesem Credo folgten die Sportwagen-süchtigen Amerikaner noch mehr als die Europäer – und da kam der 3,87 Meter kleine Porsche 356 gerade recht. Im Herbst 1950 übernahm der ehemalige Rennfahrer und erfolgreiche New Yorker Autoimporteur Maximilian Hofman den US-Vertrieb der als „German Automotive Jewel“ angepriesenen Porsche Sportwagen. Ob in Watkins Glen oder auf Racetracks in Kalifornien, die kostspieligen, aber flinken „Cars for Connaisseurs“ mit ihren kleinen luftgekühlten Boxeraggregaten setzten neue Dynamik-Maßstäbe im Startfeld leistungsstärkerer Sechs- und Achtzylinder.

Porsche wurde Kult in Amerika, und so überraschte es nicht, dass auch Hollywood-Stars und Hobby-Racer wie James Dean und Steve McQueen den 1954 aufgelegten 356 Speedster erwarben. Selbst in einem Muscle-Car-Kino-Epos wie „Bullit“ durfte ein 356 Cabriolet nicht fehlen und obwohl Blues-Idol Janis Joplin eine Hymne gegen den Konsum sang: „My friends all drive Porsches“, besaß sie selbst einen psychedelisch bemalten Porsche 356.

Automobiler Sympathieträger

Ursprünglich hofften Ferry Porsche und sein Team auf eine Serie von rund 500 Porsche 356; tatsächlich wurden es bis zum Produktionsende im Jahr 1965 fast 78.000 Exemplare der in rundliche Formen gekleideten Sportler. Für das Design des Ur-356 zeichnete Erwin Komenda verantwortlich, der schon die Konturen des VW Käfer geprägt hatte. Vor allem aber war der Typ 356 ein Sportwagen nach dem persönlichen Geschmack von Ferry Porsche, wie dieser einmal erklärte.

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Ein Auto, das schon 1950 so viel kostete wie gleich zwei Volkswagen Käfer und das deshalb für die allermeisten Deutschen auch in Jahren des Wirtschaftswunders ein ewiger Traum blieb. Aber Porsche gelang das Kunststück, den kostspieligen 356 als automobilen Sympathieträger gesellschaftlich zu verankern. Dazu trugen nicht nur die internationalen Sporterfolge bei, ebenso wichtig waren die über 700 Auftritte des Porsche 356 auf Kino-Leinwänden und in frühen TV-Sendungen. Nicht zu vergessen die zahllosen Porsche-Spielzeugautos, die Kinderzimmer eroberten oder die schnellen Porsche 356 im Polizeidienst.

Kontinuierliche technische und optische Modifikationen

„Das Auto für heute und übermorgen“, lautete ein Werbeslogan. Damit der 356 diesem Anspruch gerecht wurde, spendierte Porsche seinem ersten Erfolgsträger kontinuierliche technische und optische Modifikationen. War etwa der Ur-356er an der zweigeteilten Mittelscheibe erkennbar, wurde diese ab 1952 durch eine einteilige Scheibe ersetzt. Zur Freude der stets leistungshungrigen Porsche-Fans folgten auf den Porsche mit 1,1-Liter-Vierzylinder ein 160 km/h schneller 1300 S, eine 1,5-Liter-Version – damals die Obergrenze für wichtige Rennkategorien – und schließlich der 51 kW/70 PS leistende 1500 S mit einer Nockenwelle, die der spätere Unternehmenschef Ernst Fuhrmann entwickelt hatte.

Im Herbst 1955 löste der umfassend weiterentwickelte 356 A mit Panorama-Frontscheibe den Ur-356 ab. Unter der hinteren Haube arbeiteten jetzt auch 1,6-Liter-Boxer als 1600 Super mit respektablen 55 kW/75 PS, der 1500 GS Carrera knackte allerdings sogar die damals noch magische 100-PS-Marke. Mit so viel Power katapultierte sich der 356 Carrera in den kleinen Club der 200-km/h-Supercars. Als Sonnenkönige sorgten dagegen weiterhin Cabriolet und Speedster mit flacher Frontscheibe für Furore. Aber auch die Evolutionsstufen Carrera B (1959-1963) und Carrera C (1963-1965) wirkten wie ein Jungbrunnen auf den 356. Den Höhepunkt seiner Karriere erreichte dieser Kultsportler deshalb erst, als sein Nachfolger vom Typ 911 schon in den Startlöchern stand.

Der erste deutsche Nachkriegssportwagen

Welche historische Relevanz der Porsche 356 hat, erklärt Experte Frank Meißner von der Oldtimer-Bewertungsorganisation Classic Analytics: „Der 356 kann für sich den Titel Ur-Porsche in Anspruch nehmen, er war der erste deutsche Nachkriegssportwagen und seine legendäre Form lebt noch heute im aktuellen 911 fort. Mittlerweile ist es auch eher diese Form und weniger die reinen Fahrleistungen, die Oldtimerfans zum 356 greifen lassen. Und auch die Renditeaussichten: Zahlreiche 356er-Modelle durchbrechen heutzutage locker die 100.000-Euro-Schallmauer.“

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