Wolfratshausen Posselt ist besorgt: „Sind am Anfang einer völlig neuen Weltordnung“
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Posselt ist besorgt: „Sind am Anfang einer völlig neuen Weltordnung“

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Kreisverband der Europa-Union mit Bernd Posselt
Appell für ein einiges Europa: Zum 70-jährigen Bestehen des Kreisverbands der Europa-Union hielt Bernd Posselt (re.), Chef der Paneuropa-Union, einen Vortrag. © Hermsdorf-Hiss

Der Kreisverband der Europa-Union besteht heuer seit 70 Jahren. Zum Geburtstag gratulierte der Vorsitzende der Paneuropa-Union, Bernd Posselt, persönlich.

Wolfratshausen – Der Kreisverband der Europa-Union gründete sich am 26. September 1953. Seither setzen sich die Mitglieder konsequent für eine starke Staatengemeinschaft ein. Zum 70. Geburtstag des Kreisverbands gratulierten im Wolfratshauser Wirtshaus Flößerei neben Bürgermeister Klaus Heilinglechner weitere Kommunalpolitiker sowie der Präsident der Paneuropa-Union, Bernd Posselt. Der 67-Jährige forderte in seiner Rede die Gründung einer europäischen Armee, um den an vielen Stellen bedrohten Frieden zu sichern.

Posselt ist besorgt: „Sind am Anfang einer völlig neuen Weltordnung“

Vor dem Vortrag Posselts sprach Kreisvorsitzender Alexander Lippert die Erfolge und Rückschläge der Europa-Politik im Schnelldurchlauf an. Beginnend mit der Montan-Union und den Anti-Monopolgesetzgebungen spannte er den Bogen zunächst bis zum 1992 geschlossenen Vertrag von Maastricht, der die Gründung der Europäischen Union besiegelte. Die damalige Aufbruchstimmung sei mittlerweile jedoch kaum noch spürbar, bilanzierte Lippert. Brexit, Klimakrise sowie Kriegsausbrüche würden die Zielsetzungen gefährden. „Wir Europäer haben viel erreicht, aber es bleibt noch viel zu tun“, stellte Lippert fest.

Anschließend blickte sein Vorgänger Hans-Jürgen Göbel in einem bilderreichen Vortrag auf die Bildungsreisen und Veranstaltungen des Kreisverbands zurück. Der 83-Jährige ist seit 1979 Mitglied, von 1987 bis 2016 führte er den Kreisverband. Für seine Verdienste erhielt Göbel 2022 die Bürgermedaille der Stadt Wolfratshausen.

CSU-Politiker ist unter anderem Bundesvorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft

Der CSU-Politiker Posselt, Präsident der Paneuropa-Union und Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft, war von 1994 bis 2014 Mitglied des Europäischen Parlaments. Er ist Autor zahlreicher Bücher und hält Vorträge an diversen Bildungseinrichtungen. „Heute sitzen in nahezu jeder Klasse Schüler, deren Familien aus ihren Heimatländern vertrieben worden sind“, sagte Posselt. Schuld an dieser Entwicklung sei vor allem der Nationalismus, den es zu bekämpfen gelte. „Leider Gottes ist heute in vielen Ländern Krieg zum Normalzustand geworden.“ Umso wichtiger sei der Kampf um den Frieden, der laut Posselts Einschätzung mit der Gründung einer europäischen Armee gesichert werden könne.

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Dass sich die Bundesregierung im Gegensatz zu anderen Ländern wie Frankreich dagegen noch wehre, prangerte der 67-Jährige an: „Die vereinten Staaten von Europa gibt es derzeit nicht.“ Posselt forderte zudem die Abschaffung des im EU-Parlament geltenden Einstimmigkeitsprinzips, weil derzeit die Vetos von wenigen Mitgliedsstaaten wichtige Maßnahmen und Einigungsprozesse verhindern können.

Ex-Abgeordneter blickt mit Sorge auf die Europawahl im nächsten Sommer

Mit Sorge blickte der ehemalige Europaparlamentsabgeordnete auf die Europawahlen am 9. Juni und die amerikanischen Präsidentschaftswahlen am 5. November 2024. Ein Erstarken nationalistischer Tendenzen sei zu erwarten. „Wir sind am Anfang einer völlig neuen Weltordnung“, prognostizierte Posselt.

Weil der 67-Jährige nur wenige Stunden nach dem Tod seiner 101-jährigen Mutter zu seiner vereinbarten Rede nach Wolfratshausen gekommen war, sprach ihm Kreisvorsitzender Alexander Lippert seinen Dank und sein aufrichtiges Beileid aus. (ph)

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