Zehntausende erweisen Benedikt XVI. die letzte Ehre | BR24
Zehntausende Gläubige nehmen Abschied von Benedikt XVI. im Petersdom.
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Zehntausende Gläubige nehmen Abschied von Benedikt XVI. im Petersdom.

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Zehntausende erweisen Benedikt XVI. die letzte Ehre

Schon vor Sonnenaufgang bildete sich eine lange Schlange: Rund 65.000 Gläubige nahmen am Montag Abschied von Benedikt XVI. im Petersdom. Der Leichnam des emeritierten Papstes ist noch weitere zwei Tage öffentlich in der Basilika aufgebahrt.

Über dieses Thema berichtete BR24 im BR Fernsehen am .

Zehntausende Gläubige haben sich in Rom vom verstorbenen Papst Benedikt XVI. verabschiedet. Bis Mittwoch soll der Leichnam öffentlich im Petersdom aufgebahrt bleiben.

Wer am Montagvormittag in die Basilika wollte, musste eine mehrstündige Wartezeit in Kauf nehmen. Bereits im Morgengrauen bildete sich auf dem Petersplatz eine lange Schlange von Menschen. Unter den ersten Trauergästen war Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Staatspräsident Sergio Mattarella war kurz vor 9.00 Uhr in der Basilika.

Zehntausende Gläubige im Petersdom

Der Andrang am ersten Tag war größer als erwartet. Die Behörden rechneten mit bis zu 35.000 Besuchern täglich, die Benedikt vor seiner Beerdigung die letzte Ehre erweisen wollen. Die vatikanische Gendarmerie gab am Abend jedoch an, dass bereits am ersten Tag der öffentlichen Aufbahrung rund 65.000 Menschen in den Dom kamen. Dort zückten viele ihre Smartphones für Schnappschüsse. Andere beteten für den Papa Emeritus.

An Neujahr wurde der Verstorbene zunächst in der Kapelle des Klosters "Mater Ecclesiae" im Vatikan aufgebahrt, bevor der Leichnam am Montag in einer privaten Zeremonie in den Petersdom gebracht wurde. Bei Tagesanbruch trugen zehn Männer mit weißen Handschuhen den Leichnam auf einer mit Stoff bespannten Holzbahre den Mittelgang der Basilika hinauf. Sie brachten Benedikt vor den Hauptaltar, wo die Gläubigen von ihm Abschied nehmen können. Links und rechts steht jeweils ein Mitglied der Schweizer Garde, der historischen Leibgarde der Päpste.

Benedikt XVI. trägt das rote Papstgewand

Gekleidet ist der Verstorbene in ein rotes Papstgewand, auf dem Kopf trägt er eine weiße Mitra. Protokollarisch gibt der Vatikan Benedikt damit die höchste Ehre. Der gebürtige Bayer wird ausdrücklich als emeritierter Papst gewürdigt. In den vergangenen Tagen hatten in Rom "Vaticanisti" kontrovers darüber diskutiert, ob der Vatikan sich nun für Lila entscheiden würde - was bei der Aufbahrung eines Bischofs üblich ist - oder eben für das päpstliche Rot.

"Wir sehen eine sterbliche Hülle, wir sehen den Menschen in seiner Begrenztheit zwischen Geburt und Sterben", so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, in einem Statement zur Aufbahrung Benedikts. Aber: Der Mensch und Theologe Joseph Ratzinger, der ehemalige Papst lebe bei Gott.

Papst Franziskus leitet Requiem

Am Donnerstag ist die Beerdigung Benedikts geplant, zum Trauergottesdienst werden rund 60.000 Menschen im Vatikan erwartet. Dies sind deutlich weniger als 2005 bei der Beerdigung von Papst Johannes Paul II, zu der mehr als eine Million Menschen nach Rom kamen. Im Anschluss soll Benedikt XVI. in der Krypta des Petersdoms beigesetzt werden - in jenem Grab, in dem einst die Überreste Johannes Pauls II. lagen, bis sie nach dessen Heiligsprechung an einen anderen Ort in der Basilika verbracht wurden.

Papst Franziskus wird das Requiem leiten. Er rief am Sonntag zum Gebet für seinen verstorbenen Vorgänger auf. Bei der Neujahrsmesse im Petersdom bat Franziskus die Mutter Gottes, den emeritierten Papst auf seinem Weg von dieser Welt zu Gott zu begleiten.

Beim Angelus-Gebet auf dem Petersplatz verneigte sich der Papst in einer Schweigeminute zum Gedenken an den verstorbenen Pontifex. "Wir alle schließen uns einmütig mit einem Herz und einer Seele zusammen, um Gott für das Geschenk dieses treuen Dieners des Evangeliums und der Kirche Dank zu sagen", sagte er.

Frank-Walter Steinmeier reist in den Vatikan

Unklar ist, wer alles zur Totenmesse auf dem Petersplatz kommen wird. Offiziell eingeladen wurden nur die Delegationen aus dem Geburtsland Deutschland und aus Italien. Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat bereits sein Kommen angekündigt, für Italien gilt eine Teilnahme von Staatspräsident Sergio Mattarella als gesetzt. Auch der polnische Staatspräsident Andrzej Duda hat seine Teilnahme bereits angekündigt.

Erwartet werden auch einige gekrönte Häupter, so etwa das belgische Königspaar. König Philippe und Königin Mathilde verbanden die Mitteilung über ihre offizielle Trauerbekundung gleich mit der Ankündigung, dass sie bei der Trauerfeier anwesend sein werden. Allerdings wird nicht mit einer vergleichbaren Präsenz von weltlichen Machthabern und Monarchen gerechnet wie bei der Totenfeier für Benedikts polnischen Vorgänger Johannes Paul II., als rund 200 Staats- und Regierungschefs auf dem Petersplatz anwesend waren.

Ihre Teilnahme an der Trauerfeier haben auch mehrere deutsche Bischöfe schon zugesagt. Neben dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, dem Limburger Bischof Georg Bätzing, werden auch der Münchner Kardinal Reinhard Marx und der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki nach Rom reisen, teilte die Bischofskonferenz am Montag mit. Auch der Passauer Bischof Stefan Oster, der Bischof von Regensburg Rudolf Voderholzer und der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke wollten anreisen.

Ministerpräsident Söder nimmt an Begräbnis teil

Viele Gläubige aus Bayern wollen Benedikt XVI., dem bayerischen Papst, die letzte Ehre erweisen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) wird am Donnerstag mit einer Delegation aus Bayern zum Requiem für Benedikt XVI. nach Rom fliegen. Mit dabei seien dann nicht nur Vertreter aus der Politik, sondern auch aus Gesellschaft und Kirche sowie von den bayerischen Gebirgsschützen, sagte Söder am Montag vor Journalisten. "Also all diejenigen, die eine besondere Verbindung zum Heiligen Vater haben." Die Teilnahme sei eine große Ehre. Zuvor hatte sich Söder in das in der Hofkapelle der Münchner Residenz ausgelegte Kondolenzbuch eingetragen.

Zu den Gebirgsschützen, die sie als Hüter von Brauchtum, Tradition und bayerischer Lebenskultur verstehen und sich zum "angestammten Glauben" – also im Süden Bayerns zum Katholizismus - hatte der emeritierte Papst eine besondere Beziehung. Joseph Ratzinger war über 20 Jahre Ehrenmitglied der Kompanie Tegernsee, sagte der Vorsitzende des Bunds Bayerischer Gebirgsschützen-Kompanien, Martin Haberfellner, der Nachrichtenagentur KNA.

Bayerische Gläubige reisen per Bus nach Rom

In Regensburg fährt am Montagabend ein erster Bus mit Benedikt-Anhängern los, die das Requiem für den verstorbenen Papst am Donnerstag in Rom erleben wollen. Der Veranstalter "Bayerisches Pilgerbüro" hat nach der Todesnachricht kurzfristig die Reisen zum Requiem in Rom ins Programm genommen. Zwei weitere Busse starten Dienstagfrüh. Sollte das Interesse weiter ansteigen, würden weitere Busse angemietet, sagte ein Sprecher des Bayerischen Pilgerbüros dem BR.

Sekretär erzählt von letzten Worten Benedikts

Benedikt selbst, der sein Papstamt vor knapp zehn Jahren niedergelegt hatte, hat sich in seinem Testament eine einfache Zeremonie gewünscht. Er habe explizit um Schlichtheit im Zusammenhang mit der Beisetzung und den dazugehörenden Ritualen gebeten, sagte der Sprecher des Heiligen Stuhls, Matteo Bruni.

Joseph Ratzinger war am Silvestermorgen im Alter von 95 Jahren in seinem Wohnhaus in den Vatikanischen Gärten gestorben. "Herr, ich liebe Dich" - das waren nach Auskunft von Benedikts langjährigem Sekretär Georg Gänswein die letzten Worte des emeritierten Papstes auf dem Sterbebett. Das habe ein Krankenpfleger erzählt, der sich um den 95-Jährigen gekümmert habe, sagte Gänswein am Sonntag. Dabei habe Benedikt Italienisch gesprochen, seine Stimme sei schwach, das Gesagte aber verständlich gewesen. Angaben zur Identität des Krankenpflegers machte Gänswein nicht.

Geistliches Testament veröffentlicht

Benedikt XVI. war der erste deutsche Papst seit fast 500 Jahren. Von 2005 bis 2013 stand er an der Spitze der katholischen Kirche. Kirchengeschichte schrieb er auch mit seinem freiwilligen Rücktritt. Er war der erste Papst seit über 700 Jahren, der auf sein Amt verzichtete.

In der Vergangenheit war der Umgang von Benedikt XVI. mit dem Missbrauchsskandal immer wieder als zu zögerlich kritisiert worden. In seinem bereits 2006 verfassten geistlichen Testament, das nun posthum veröffentlicht wurde, schrieb Benedikt XVI.: "Alle, denen ich irgendwie Unrecht getan habe, bitte ich von Herzen um Verzeihung."

In dem Vermächtnis dankte der deutsche Geistliche Gott zudem für seine "schöne Heimat im bayerischen Voralpenland" und seine Weggefährten. In seiner Heimat Bayern wird des Verstorbenen am Dienstagabend mit einem feierlichen Requiem im Münchner Liebfrauendom gedacht.

Bald Forderungen nach Seligsprechung Benedikt XVI.?

Gänswein hält es für möglich, dass auch für Benedikt XVI. Forderungen nach einer baldigen Seligsprechung laut werden. Das sagte der Benedikts langjähriger Privatsekretär in einem Interview des privaten katholischen Fernsehens "EWTN".

Unter dem italienischen Slogan "santo subito" hatte es dieses Phänomen zuletzt beim Begräbnis von Johannes Paul II. im April 2005 gegeben. Er wurde 2011 bereits sechs Jahre nach seinem Tod selig-, und drei Jahre später heiliggesprochen. Damit war er der am schnellsten heiliggesprochene Papst der Neuzeit.

Gänswein antwortete auf die Frage "Also santo subito?" mit den Worten: "Ich glaube, dass es in diese Richtung gehen wird." Ähnlich hatte sich zuletzt der Autor und Biograf Peter Seewald geäußert.

Vatikanstadt: Der gestorbene emeritierte Papst Benedikt XVI. wird in der Kapelle des Klosters Mater Ecclesiae im Vatikan aufgebahrt.
Bildrechte: Vatican Media/Reuters
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Vatikanstadt: Der gestorbene emeritierte Papst Benedikt XVI. wird in der Kapelle des Klosters Mater Ecclesiae im Vatikan aufgebahrt.

Mit Informationen von dpa, epd und KNA

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