Vieuxtemps Guarneri - die teuerste Geige der Welt

Vieuxtemps Guarneri – die teuerste Geige der Welt

Stradivari oder Guarneri? Die Sphären der weltweit teuersten und legendärsten Geigen werden von zwei Großmeistern aus dem italienischen Cremona dominiert. Sie spielen zu dürfen, ist für die größten Violinisten der Welt seit Jahrhunderten eine besondere Ehre. Daneben erfreuen sich wohlbetuchte Sammler an den unsterblichen Musikschätzen und legen Millionenbeträge auf den Tisch.
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16 Millionen Dollar: Wertvollste Geige aller Zeiten

Mit einem Verkaufspreis von rund 16 Millionen Dollar gilt die „Vieuxtemps Guarneri“ als teuerste jemals verkaufte Violine. Im Jahr 1741 von Bartolomeo Giuseppe Guarneri (1698-1744; später bekannt als Guarneri del Gesù) erschaffen, markiert sie eines der letzten Instrumente des 1744 verstorbenen Geigenbauers und ist nach einem prominenten Vorbesitzer benannt: Dem Belgier Henri Vieuxtemps (1820-1881), der als einer der größten Violinisten des 19. Jahrhunderts gilt.

Guarnieri Vieuxtemps

Nach einer Liste weiterer, berühmter Eigentümer wird das Instrument im Jahr 2012 vom renommierten Londoner Geigenhändler John & Arthur Beare für einen zunächst unbekannten Preis an einen anonymen Kunden verkauft.

Später wird bekannt, die Guarneri habe den Rekordpreis der zuvor wertvollsten Geige, der „Lady Blunt Stradivari“ (ca. 15,9 Millionen Dollar, Auktionshaus Tarisio), knapp übertroffen. In einem Artikel der Wochenzeitung „The Economist“ vom 3. Dezember 2013 werden 16 Millionen Dollar als wahrscheinlicher Verkaufspreis genannt. Nach der Ersteigerung entscheidet sich der unbekannte Käufer, die über 270 Jahre alte Violine der Weltklasse-Geigerin Anne Akiko Meyers auf Lebenszeit für Auftritte bereitzustellen.

Anmerkung:

Experten vermuten, zwei andere Geigen könnten den Rekord der Vieuxtemps Guarneri im Falle eines Verkaufs deutlich übertreffen. Während die bisher unverkaufte Messiah Stradivarius auf 20 Millionen Dollar geschätzt wird, scheitert die Stradivari-Bratsche „Macdonald“ im Jahr 2014 am geforderten Mindestpreis von 45 Millionen Dollar.

Einzelgänger mit schleierhafter Biographie

Seinen Spitznamen „Guarneri del Gesù“ erhält Bartolomeo Giuseppe Guarneri, weil er das Christusmonogramm IHS als Markenzeichen benutzt (Ital. Gesù = Jesus) und damit gleich einen doppelten Traditionsbruch jener Bräuche begeht, die im norditalienischen Cremona seit Beginn des dort florierenden Geigenbaus in Stein gemeißelt sind.

Erstens benutzt er noch während der Lebzeiten des Vaters sein eigenes Markenzeichen, zweitens weicht er von der bisherigen Symbolik seiner Familie ab. Generell weiß man wenig über das Leben Guarneris: Zwar ist ihm der Geigenbau in die Wiege gelegt, nachdem sein Großvater Andrea Guarneri das Handwerk bei der Koryphäe Nicola Amati gelernt hat. Amati gilt als Begründer des High-End-Violinenbaus in Cremona, weil er ab 1640 die Holzverarbeitung und die Formung des Klangkörpers perfektioniert.

Doch im Vergleich zu Stradivari, der zur selben Zeit wie Guarneri del Gesù wirkt und mit seiner großen, finanziell erfolgreichen Werkstatt insgesamt rund 1.100 Geigen unter Zuhilfenahme einiger Assistenten produziert (von denen rund 600 bis heute existieren), wirkt Guarneri aus quantitativer Perspektive wie ein kleiner Fisch. Sein Gesamtwerk wird auf rund 100 bis 200 Violinen geschätzt, was eine enorme Seltenheit darstellt und teilweise erklärt, warum die Vieuxtemps und seine anderen Musikinstrumente im Wert explodieren.

Dramatische Töne und beeindruckendster Klang

Die übrige Erklärung für den atemberaubenden Wert liegt – neben historischen Gründen – im beispiellosen Klang der Vieuxtemps Guarneri.

Anne Akiko Meyers, die schon vor ihrer ersten Begegnung mit dem Ausnahme-Instrument im Jahr 2012 zwei Stradivaris besitzt, ist völlig überwältig: „Der Klang hatte eine solche Tiefe, dass ich mich wie ein Segelboot auf einem riesigen Ozean voller Farben fühlte“, sagt die US-Amerikanerin, die seit ihrem vierten Lebensjahr Geige spielt.

Endlich, so Meyers, könne sie dank des kolossalen Tonumfangs das gesamte Repertoire von Vivaldi über Sibelius bis hin zu modernen Werken auf einem einzigen Instrument spielen. Frühere Virtuosen finden ebenfalls klare Worte über Guarneris Geigen: Niccolò Paganini (1782-1840), der eine der letzten und klangvollsten Violinen del Gesùs spielt, nennt sie aufgrund ihres exorbitanten Klangerlebnisses seine „kleine Kanone“.

Vor allem dramatische Töne sind für Weltklasse-Geiger seit über 200 Jahren der Grund Nummer eins, sich für eine Guerneri zu entscheiden. Fragt man die heutigen Geigen-Experten Norditaliens nach den Unterschieden zwischen den Großmeistern, lautet die häufigste Antwort wie folgt: „Der Sound einer Stradivari ist besonders ausgeglichen. Eine Amati begeistert durch ihre Weichheit und erinnert an die menschliche Stimme. Doch eine Guarneri liefert insgesamt den beeindruckendsten Klang.“

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Laut, robust und kompakt: Die Vieuxtemps Guerneri im Porträt

Dass letzterer im Falle der Vieuxtemps Guerneri besonders ausgeprägt ist, steht außer Frage. Wie die meisten Geigen des legendären Konstrukteurs, deren vollständige Liste im sogenannten Cozio-Archiv eingesehen werden kann, zeichnet sich das 16-Millionen-Instrument durch kompakte Maße aus: So erstreckt sich die zweiteilige Rückseite des rotbraunen Meisterwerks über 35,5 Zentimeter, gepaart mit der Guerneri-typischen Robustheit und geringeren Fokussierung auf ästhetische Details im Vergleich zur typischen Stradivari.

Die Erhaltung ist hervorragend:

Über Jahrhunderte wurde die Geige erstklassig gepflegt und ihre Historie penibel dokumentiert, was ihre Begehrtheit gegenüber anderen Guerneri-Exemplaren steigert. Keine Risse sind vorhanden und Ausbesserungen mussten im Laufe der über 280-jährigen Geschichte der Violine nicht vorgenommen werden.

Neben Anne Akiko Meyers und Namensgeber Vieuxtemps zählen der belgische Komponist Eugène Ysaÿe und der britische Geiger Philip Newman zu jenen Virtuosen, welche die Vieuxtemps Guerneri bisher spielen durften und allesamt die kräftigen, lauten Töne des Instruments schätzen.

Ein Virtuose nach dem anderen: Über 200 Jahre prominenter Vorbesitzer

Ihre spektakuläre Provenienz stellt neben der nahezu neuwertigen Erhaltung einen zentralen Grund für den Rekordpreis der Vieuxtemps Guerneri dar. Das auf feine Streichinstrumente spezialisierte Auktionshaus Tarisio listet den italienischen Komponisten und Instrumentenbauer Giacomo Antonio Monzino ab 1804 als ersten bekannten Besitzer; weitere berühmte Eigentümer sind der französische Geigenbauer Jean-Baptiste Vuillaume (1858-1860), Vieuxtemps persönlich von 1860 bis zu seinem Tod im Jahr 1881 und anschließend sein Landsmann, Violinist Eugène Ysaÿe.

Im 20. Jahrhundert zählen der schottische Geschäftsmann und Philanthrop Isaac Wolfsson (1942) sowie Philip Newman (1952-1966) zu den Besitzern. Ab 1966 gerät die Vieuxtemps Guerneri in den Besitz Ian Stoutzkers, eines britischen Bankers und Musikers, der die millionenteure Violine bis zu ihrem Rekordverkauf durch John & Arthur Beare im Jahr 2013 zu seinem Eigentum zählt.

Wer die teuerste Geige der Welt heute besitzt, ist unbekannt; fest steht nur, dass Weltklasse-Violinistin Anne Akiko Meyers bis zu ihrem Lebensende die Ehre des Spielens gegönnt ist.

Klang oder Illusion?

Ob sie während des Musizierens mit der Vieuxtemps Guerneri tatsächlich einen spürbar besseren Klang im Vergleich zu modernen Luxus-Violinen erzielt, ist strittig. Seit verschiedene wissenschaftliche Studien wie etwa jene von Dr. Claudia Fritz von der Universität Paris angedeutet haben, es würde kein signifikanter Unterschied in der Klangqualität bestehen, ist in der Fachwelt eine hitzige Diskussion entflammt.

Während professionelle Musiker auf die Einzigartigkeit einer echten Stradivari oder Guerneri schwören, welche unter anderem mit einer geringeren Holzdichte aufgrund der Kleinen Eiszeit im 17. und 18. Jahrhundert erklärt wird, offenbaren Experimente wiederholt, dass selbst geschulte Gehöre oftmals keine merklichen Differenzen feststellen.

An den heftigen Emotionen, die das Erklingen eines historischen Meisterstücks aus Cremona bei Virtuosen und Zuhören auslöst, ändern diese Untersuchungen jedoch nichts. Allein das Wissen um eine echte Guerneri im Raum bereitet Enthusiasten Gänsehaut. Vor allem, wenn es die sagenumwobene Vieuxtemps Guerneri in den Händen Anne Akiko Meyers‘ ist.

Platz 2: Lady Blunt Antonio Stradivari

Dass perfekt erhaltene Stradivari-Musikinstrumente einen Wert im Millionenbereich besitzen, ist keine Neuigkeit. Was sich jedoch am 20. Juni 2011 bei einer Online-Auktion auf Tarisio abspielt, sprengt alle Dimensionen: Die 1721 gebaute „Lady Blunt“ Stradivari, benannt nach ihrer ersten bekannten Besitzerin Anne Blunt (der Tochter von Mathematik-Koryphäre Ada Lovelace und Enkelin des Dichters Lord Byron), wechselt für umgerechnet 15,9 Millionen Dollar ihren Besitzer.

Lady Blunt Antonio Stradivari

Berühmt ist die Geige für ihren fast neuwertigen Erhaltungszustand und die Tatsache, dass sie laut Experten zu den großartigsten Exemplaren in Stradivaris Laufbahn zählt. Bereits 1971 stellt sie mit einem Auktionspreis von 200.000 US-Dollar bei Sotheby’s den damaligen Weltrekord auf.

Die Provenienz ist beträchtlich: Neben Jean-Baptiste Vuillaume, der von 1858 bis 1860 ebenfalls die Vieuxtemps Guarneri besitzt, zählt der Bremer Textil-Großkaufmann Ludwig Knoop zu den ehemaligen Besitzern. Bereits 2008 erfolgt eine Rekord-Versteigerung oberhalb der Grenze von 10 Millionen US-Dollar.

Platz 3: Da Vinci Ex-Seidel Stradivari

1714 In der Goldenen Periode Stradivaris erschaffen, sorgt die „Da Vinci Ex-Seidel“ Stradivari im Juni 2022 bei Tarisio für Aufsehen: Satte 15,34 Millionen US-Dollar erzielt das Instrument, dessen Beiname „Ex-Seidel“ vom Vorbesitzer und Geigenvirtuosen Toscha Seidel stammt, der es 1924 für 25.000 Dollar erwirbt und über 40 Jahre besitzt.

Da Vinci Ex-Seidel Stradivari

Nicht nur in großen Orchestern, sondern auch in Filmen wie Intermezzo (1939) lässt Seidel die Stradivari mitwirken. Heute ist er vor allem dafür berühmt, dass er Albert Einstein in den 1930er-Jahren Musikunterricht erteilt hat.

Ihren zweiten Namen „Da Vinci“ erhält die Violine in den 1920er Jahren vom Auktionshaus Caressa & Francais. Wer die Da Vinci Ex-Seidel Stradivari jüngst erworben hat, ist unbekannt; fest steht nur, dass es sich beim direkten Vorbesitzer um den Japaner Tokuji Munetsugu, den Gründer einer Curry-Restaurantkette, handelt.

Weitere wertvolle Verkäufe

*Bild-Quellen: 
Guarnieri Vieuxtemps: Anne Akiko Meyers - www.youtube.com/watch?v=z7NDjsyXwBA
Guarnieri Vieuxtemps: petkoviolins.com
Lady Blunt Antonio Stradivari: tarisio.com
Da Vinci Ex-Seidel Stradivari: tarisio.com

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