"Die Goldfische": Axel Stein spielt einen Behinderten - ein "schmaler Grat" - FOCUS online
  1. Nachrichten
  2. Unterhaltung
  3. Kino & TV
  4. "Die Goldfische": Axel Stein spielt einen Behinderten - ein "schmaler Grat"

FOCUS-Online-Interview: Axel Stein spielt in "Die Goldfische" einen Behinderten - für ihn ein "schmaler Grat"
  • E-Mail
  • Teilen
  • Mehr
  • Twitter
  • Drucken
  • Fehler melden
    Sie haben einen Fehler gefunden?
    Bitte markieren Sie die entsprechenden Wörter im Text. Mit nur zwei Klicks melden Sie den Fehler der Redaktion.
    In der Pflanze steckt keine Gentechnik
    Aber keine Sorge: Gentechnish verändert sind die
Die Goldfische
dpa/-/Sony Pictures Axel Stein als Rainman, Jella Haase als Laura, Luisa Wöllisch als Franzi und Kida Khodr Ramadan als Eddy (v.l.n.r.): sorgen für einen lebhaften Klinikalltag.
  • FOCUS-online-Redakteurin

Ein karriereorientierter Broker verunglückt mit dem Auto und ist fortan auf den Rollstuhl angewiesen. In einer Reha-Klinik spannt er eine Behinderten-WG für seine Zwecke ein, um Schwarzgeld aus der Schweiz zu sichern. Er spendiert seinen neuen Freunden einen Ausflug, um das Vermögen anschließend im Behinderten-Bus über die Grenze schmuggeln.

Axel Stein spielt in der Komödie "Die Goldfische" den autistischen WG-Bewohner „Rainman“. Mit FOCUS Online sprach er über seine Filmrolle, die Karriere und Menschen mit Behinderungen.

FOCUS Online: Sie verkörpern einen Menschen mit geistiger Behinderung. „Rainman“ ist Autist, gelegentlich hat er spastische Anfälle und muss dann ein bestimmtes Lied hören. Wie bereitet man sich auf eine solche Rolle vor? Viel Text lernen mussten Sie ja nicht.

Axel Stein: (lacht) Nein, das mit dem Text lernen hielt sich diesmal in Grenzen. Die Vorbereitungszeit war aber dennoch sehr ausgeprägt. Anfang letzten Jahres war die Castingrunde. Da hatte ich mich das erste Mal auf die Rolle vorbereitet. Ich habe mir gefühlt jede Reportage auf YouTube angeguckt und ein Behindertenheim besucht. Als die Rolle dann stand, bin ich mit den Kollegen nochmal in unterschiedliche Einrichtungen gegangen und habe mich mit diversen Autisten auseinandergesetzt. Und mir das so über Wochen und Monate erarbeitet.

Natürlich ist es ein ganz schmaler Grat

FOCUS Online: Wie liefen diese Treffen ab?

Axel Stein: Ich habe einfach versucht, den Alltag mit ihnen zu verbringen. Das war ein Eintauchen in eine ganz andere Welt. Mit den Patienten, also den Autisten und Behinderten, die dort zusammengemischt werden. Aber auch mit den Pflegern. Was die leisten, welche Geduld sie aufbringen müssen. Das war eine sehr interessante Erfahrung für mich.

FOCUS Online: Die Darstellung der Symptome eines Behinderten kann schnell ins Parodistische abdriften. Nun sind Sie ja eher für Brachialhumor bekannt. Finden Sie, Sie sind der Rolle gerecht geworden?

Stein: Ist es so, dass ich dafür bekannt bin? Also, ich habe mal eine Serie gemacht, die lief elf Jahre (Anm. d. Red. „Hausmeister Krause“) und ja, ich habe früher viele Komödien gedreht. Aber ich finde, ich habe besonders in den letzten Jahren gezeigt, dass ich mich etwas breiter aufstellen möchte und nicht nur den brachialen Humor bedienen möchte. Natürlich ist es ein ganz schmaler Grat, den man da geht, mit einer solchen Figur. Weil es sehr schnell albern oder unecht wirken kann. Aber das war nicht das Ziel. Die Botschaft des Films ist ja auch eine ganz andere. Denn die ist, dass viele Leute in unserer Umgebung das Recht haben, wahrgenommen zu werden. Und ich glaube, dass ich, mit der Unterstützung des Regisseurs (Anm. d. Red. Alireza Golafshan) einen ganz guten Weg gefunden habe, die Authentizität der Figur darzustellen.

FOCUS Online: Hat sich durch Ihre Rolle etwas in Ihrem Umgang mit Menschen mit Behinderungen geändert?

Stein: Eigentlich nicht.

"Wir gehören alle zusammen"

FOCUS Online: Würden Sie sagen, Sie haben jetzt noch mehr Respekt?

Stein: Ich hatte vor der Rolle auch schon ausgeprägten Respekt, würde ich behaupten, daran lag es nicht. Autisten leben in ihrer eigenen Welt, jeder ist mit sich und seinem eigenen Umfeld beschäftigt. Es gibt Leute, die sind anfälliger für Anfeindungen und es gibt andere, die sind da offener. Ich würde mich zu letzteren zählen, also, Respekt hatte ich auch vorher schon.

FOCUS Online: Was nehmen Sie mit von Ihren Besuchen im Pflegeheim?

Stein: Es war interessant zu erfahren, womit Menschen mit Behinderungen schon glücklich sind. Und zwar, wenn man sich einfach mal eine Stunde mit ihnen beschäftigt. Weil sie von der Außenwelt abgeschottet sind –  das finde ich nicht gut. Egal, ob jemand im Rollstuhl sitzt oder Autist ist, jeder hat eine Daseinsberechtigung. Und da ist es nichts anderes mit Religion oder Hautfarben. Wir gehören alle zusammen, vollkommen egal, wo man herkommt oder wie man aussieht.

FOCUS Online: Sie stehen im Rampenlicht, seit Sie 12 sind. Dadurch wächst man anders auf, erlebt andere Dinge und hat andere Probleme. Wären Sie manchmal lieber ein stinknormaler Teenager gewesen?

Stein: (überlegt) Stinknormaler Teenager, ich weiß nicht.

FOCUS Online: So viel Öffentlichkeit macht ja sicherlich etwas mit einem.

Stein: Das ist schwierig zu beantworten, denn ich bin total dankbar und glücklich über die 20 Jahre Berufserfahrung, die ich mittlerweile gesammelt habe. Ich kann mir das nicht anders vorstellen. Ich bin da so reingewachsen. Ich habe durch Bernd Eichinger, Tom Gerhardt und noch ein paar andere Leute eine Welt kennengelernt, die wirklich einzigartig ist. Ich bin sehr dankbar. Wenn mich die Leidenschaft damals nicht gepackt hätte, wäre ich sicher nicht in diesem Business geblieben, sondern hätte mich anderweitig orientiert.

Die Goldfische
dpa/-/Sony Pictures Axel Stein als Rainman, Tom Schilling als Oliver und Luisa Wöllisch als Franzi (v.l.n.r.): „Die Goldfische“ handelt von einem Ausflug in die Schweiz, der im Chaos endet.

FOCUS Online: Was hätten Sie sonst gemacht?

Stein: Ich sage mir immer, es wäre wahrscheinlich etwas mit Autos geworden. Ich habe eine große Leidenschaft für Autos und alles, was Strom und Benzin frisst.

FOCUS Online: Sie werden es wahrscheinlich nicht mehr hören können, aber äußerlich haben Sie einen riesigen Wandel hinter sich.

Stein: Ist das so? Ich meine, natürlich habe ich Sport gemacht und mein Körper hat sich verändert. Aber das war ein Prozess über mehrere Jahre und ich sehe nicht erst seit gestern so aus.

FOCUS Online: Dennoch ist es eine Veränderung. Hatten Sie die immergleichen Rollen des “lustigen Dicken” satt und wollten einen Imagewechsel?

Stein: Ich glaube, vor allem habe ich es für mich und meine Gesundheit gemacht. Alles Weitere ist ein positiver Nebeneffekt.

FOCUS Online: Ihre Rollen wurden in der Vergangenheit immer seriöser. Haben Sie jetzt Blut geleckt?

Stein: Natürlich will ich das gerne weiterhin machen. Ich spiele aber auch die lustigen Rollen gern und will sie auf keinen Fall missen. „Rainman“ gehört ja auch eher in diese Kategorie. Als Schauspieler ist es immer so - die Abwechslung macht’s. Und das möchte ich auch so beibehalten.

Im Video: Das gab es noch nie! Handgreiflichkeiten bei GNTM

Das gab es noch nie! Handgreiflichkeiten bei GNTM

FOCUS online/Glomex Das gab es noch nie! Handgreiflichkeiten bei GNTM
Sie waren einige Zeit inaktiv, Ihr zuletzt gelesener Artikel wurde hier für Sie gemerkt.
Zurück zum Artikel Zur Startseite
Lesen Sie auch
Kampf der Realitystars: Waffenstillstand hält nicht lange

Maurice als irrer Imperator

"Kampf der Realitystars": Waffenstillstand hält nicht lange

Kampf der Realitystars: TV-Team muss drohende Schlägerei am Strand unterbinden

"Kampf der Realitystars": TV-Team muss drohende Schlägerei am Strand unterbinden