Tote Russen verhöhnt? Putins Top-Propagandistin fordert Ermordung von US-Senator Graham
Russland leitet ein Strafverfahren gegen einen US-Senator ein. Grundlage ist ein Video, in dem er tote russische Soldaten verhöhnt haben soll.
Moskau - „In einem im Internet verbreiteten Video sprach US-Senator Graham bei einem Treffen mit dem Präsidenten der Ukraine über die finanzielle Beteiligung der USA an der Tötung von russischen Bürgern“, schreibt das russische Ermittlungskomitee in seinem Telegram-Kanal, wie N-TV berichtet. Aus Protest gegen die angeblich russophobe Äußerungen hat Russland den US-Senator Lindsey Graham nun zur Fahndung ausgeschrieben. Zuvor hatte das russische Ermittlungskomitee bereits ein Strafverfahren wegen der vermeintlichen Aussagen eingeleitet.
Das Video sorgte nach seiner Veröffentlichung in Russland für Aufsehen. Am weitesten ging wohl die Reaktion der Leiterin des russischen Auslands- und Propagandasenders RT: Margarita Simonyan forderte die Ermordung Grahams. Wie die ukrainisch-stämmige Journalistin, Julia Davis, auf dailybeast.com schreibt, sagte Simonyan zu ihrer Forderung: „Wir wissen, wo er wohnt. Wo ist das Problem?“ International gibt es Zweifel, ob Graham diese Aussagen überhaupt getätigt hat: In dem Video ist er sehr schlecht zu verstehen.
Ukraine-Krieg: Russland schreibt US-Senator zur Fahndung aus – Zweifel an Echtheit der Aussagen
Der Republikaner Graham hatte am vergangenen Freitag den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Kiew besucht. Von dem Treffen gab es auch ein Video aus mehreren zusammengeschnittenen Sequenzen, in denen unter anderem Selenskyj den USA für ihre Hilfe bei der Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg dankte. Laut russischen Medien sagte Graham dabei an einer Stelle: „And the Russians were dying. The best money we ever spent“ (etwa: „Und die Russen sind gestorben. Unsere beste Investition aller Zeiten“). Das Video teilte unter anderem Nexta auf Twitter.
Allerdings ist das Wort „dying“ nicht eindeutig zu hören. Im Netz wird daher darüber gestritten, ob er nicht stattdessen gesagt habe, die Russen seien erledigt („done“). Zudem gibt es eine Pause zwischen den beiden Sätzen, weil das Video an genau dieser Stelle geschnitten wurde - Grahams Aussage über die Investitionen könnte sich also auf etwas anderes bezogen haben.
US-Senator Graham widerspricht dem Vorwurf aus Russland
Wie Reuters berichtet, reagierte Graham auf einen Vorwurf des Kreml-Sprechers Dimitri Medwedew, der gesagt habe: „Der alte Dummkopf Senator Lindsey Graham sagte, dass die Vereinigten Staaten noch nie so erfolgreich Geld ausgegeben hätten wie für die Ermordung von Russen. Das hätte er nicht tun sollen.“
„Wie immer ist die russische Propagandamaschinerie hart am Werk“, schrieb Graham am Sonntag in einer Email an Reuters. Der US-Senator erklärte weiter, er habe zu Selenskyj gesagt, „dass die Ukraine das amerikanische Mantra „Lebe frei oder stirb“ übernommen hat. Es war eine gute Investition der Vereinigten Staaten, um zur Befreiung der Ukraine von russischen Kriegsverbrechern beizutragen.“
US-Senator Graham fordert Russland zum Rückzug auf – „Stoppen sie die Kriegsverbrechen“
An Medwedew gewendet schrieb Graham: „Herr Medwedew, wenn Sie wollen, dass die Russen aufhören, in der Ukraine zu sterben, dann ziehen Sie sich zurück. Stoppen Sie die Invasion. Stoppen Sie die Kriegsverbrechen. Die Wahrheit ist, dass Sie und (Präsident Wladimir) Putin sich weniger um russische Soldaten kümmern könnten“, sagte er. Reuters zufolge konnten spätere Veröffentlichungen des ukrainischen Präsidentenbüros klarstellen, dass Grahams Aussagen nicht unmittelbar aufeinander folgten. (dpa/kat)