Das Grimme-Institut hat bekanntgegeben, wer die Preisträgerinnen und Preisträger des diesjährigen Grimme-Preises sind. Insgesamt 16 Auszeichnungen sowie drei Sonderpreise wurden vergeben, die offizielle Verleihung findet am 21. April im Marler Theater statt. Wie schon in der Vergangenheit wird die Liste der Gewinnerformate von den Öffentlich-Rechtlichen dominiert, in diesem Jahr gibt es mit Vox und Netflix nur zwei private Sender bzw. Streamer, die ausgezeichnet wurden. RTL+ und ProSieben gehen leer aus. 

Netflix räumte einen Preis in der Kategorie Fiktion sowie eine Auszeichnung im Bereich Unterhaltung ab. In der Fiktion überzeugte der Streamingdienst die Jury mit der Serie "Kleo" aus dem Hause Zeitsprung Pictures und in der Unterhaltung ging ein Grimme-Preis an das Ensemble (Leni Bolt, Avi Jakobs, Aljosha Muttardi, Jan-Henrik Scheper-Stuke und Ayan Yuruk) von "Queer Eye Germany". Neben dem Spezial-Preis für die "Queer Eye"-Crew gab es mit dem "ZDF Magazin Royale" und der Vox-Sendung "Zum Schwarzwälder Hirsch - eine außergewöhnliche Küchencrew und Tim Mälzer" in der Kategorie Unterhaltung nur zwei reguläre Sieger. Das Vox-Format mit Tim Mälzer erhielt übrigens auch den Publikumspreis der Marler Gruppe. Produziert wurde "Zum Schwarzwälder Hirsch" von Vitamedia Film. 

In der Kategorie Fiktion erhielt auch die Constantin-Produktion "Die Wannseekonferenz" einen Grimme-Preis. Regisseur Matti Geschonneck inszenierte in dem Film eine Zusammenkunft hochrangiger Nazi-Funktionäre, die dort den Holocaust planten. Darüber hinaus wurde auch die ZDF-Miniserie "Neuland" mit einem Grimme-Preis geehrt. Und das ZDF war auch in dem von der Jury ausgezeichneten Film "Im Feuer – Zwei Schwestern" involviert. Ein Spezialpreis vergab die Jury an Caroline Link für "die herausragende Leistung, das Seelenleben von Kindern in ‘Safe’ als handlungs- und spannungstragendes Erkenntniselement im Buch herauszuarbeiten und in der Regie mit den Kindern gemeinsam zu inszenieren".

In der Kategorie Info & Kultur wird ersichtlich, was die vergangenen 12 Monate geprägt hat: der russische Angriffskrieg in der Ukraine. Marcus Lenz und Mila Teshaieva wurden für ihren Film "Die Story im Ersten: Leben nach Butscha – Trauma und Hoffnung" ausgezeichnet. Über einen Grimme-Preis freuen können sich außerdem Carsten Rau und Andrzej Król ("Atomkraft Forever"), Peter Nestler ("Unrecht und Widerstand - Romani Rose und die Bürgerrechtsbewegung") und Antonia Kilian ("The Other Side of the River"). Einen Grimme-Preis für die besondere journalistische Leistung in Bezug auf investigative Recherche zu Randthemen des Rechtsradikalismus erhielt zudem das Team rund um das ARD-Magazin "Kontraste". 

Im Wettbewerb Kinder und Jugend gab es insgesamt zwei reguläre Auszeichnungen und einen Spezial-Preis. Das Team von "STRG_F" wurde etwa für die differenzierte Auseinandersetzung mit Afghanistan und den Taliban ausgezeichnet. Und mit "sympathisch" setzte sich ein weiteres Format von funk durch. Das dritte ausgezeichnete Format in dieser Kategorie ist "Sandmann-Rahmen: Recycling-Fahrzeug" des RBB. Der Preis der Studierendenjury geht darüber hinaus an "Schlaf", ein Film, der im Rahmen des Kleinen Fernsehspiels des ZDF entstanden ist.

Mit der Besonderen Ehrung des Deutschen Volkshochschul-Verbandes (DVV) ist in diesem Jahr zudem Schauspielerin und Kabarettistin Maren Kroymann ausgezeichnet worden. DVV-Präsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer bezeichnete Kroymann als "Pionierin der deutschen Fernsehgeschichte". Kramp-Karrenbauer: "Als erste Frau bekam sie eine eigene Satiresendung in der ARD. Diese Bühne hat sie genutzt, um zu zeigen, dass Frauen im Fernsehen nicht nur Beiwerk sind, dass ihnen neben einer eigenen Stimme auch eine eigene Haltung zusteht. Mit dieser Botschaft, die ihr Wirken bis heute prägt, ist Maren Kroymann nicht nur eine Vorreiterin, sondern auch ein Vorbild für zukünftige Generationen von Medienmacherinnen."

Und von Grimme-Direktorin Frauke Gerlach heißt es, man blicke zurück auf ein Jahr, dessen Ereignisse den Menschen und der Gesellschaft viel abverlangt hätten. "Und wann diese multiplen Krisen bewältigt sein werden, ist heute noch nicht mal abzusehen." Gleichzeitig wüssten wir aber, dass wir in einer robusten und liberalen Demokratie mit freien Medien und kultureller Vielfalt leben. "Eine feste Größe ist dabei das Grimme-Institut, das seit fünf Jahrzehnten Impulse und Maßstäbe setzt, wenn es um die Qualität von Medien geht, egal auf welcher Plattform Inhalte verbreitet werden", so Gerlach. Die Preisträgerinnen und Preisträger würden "Widerstandsfähigkeit, Vielfalt und Innovationskraft" des Fernsehens demonstrieren, so die Grimme-Chefin. "Insgesamt bilden die Auszeichnungen eine große Themenvielfalt ab, sie informieren uns, regen uns zum Denken und Handeln an."

Alle Preisträgerinnen und Preisträger im Überblick

Wettbewerb Fiktion

Matti Geschonneck (Regie)
Paul Mommertz (Buch)

Magnus Vattrodt (Buch)

Philipp Hochmair (Darstellung, stellv. für das Ensemble)

für Die Wannseekonferenz (Constantin Television für ZDF)
Produktion: Friederich Oetker, Reinhold Elschot

Daphne Charizani (Buch/Regie)
Almila Bagriacik (Darstellung)

für Im Feuer – Zwei Schwestern (Pallas Film/Match Factory Productions/View
Master Films für ZDF/ZDF – Das kleine Fernsehspiel/ERT/ARTE)

Produktion: Martin Hampel

Hanno Hackfort (Buch)
Bob Konrad (Buch)

Richard Kropf (Buch)

Elena Senft (Buch)

Viviane Andereggen (Regie)

Jano Ben Chaabane (Regie)

Jella Haase (Darstellung)

für KLEO (Zeitsprung Pictures für Netflix)
Produktion: Michael Souvignier, Till Derenbach

Orkun Ertener (Buch/Produktion)
Jens Wischnewski (Regie)

Peri Baumeister (Darstellung)

Franziska Hartmann (Darstellung)

Anneke Kim Sarnau (Darstellung)

Mina Tander (Darstellung)

für Neuland (Odeon Fiction für ZDF)
Produktion: Katja Herzog

Grimme-Preis Spezial

Caroline Link (Buch/Regie)

für die herausragende Leistung, das Seelenleben von Kindern in „Safe“ als handlungs- und spannungstragendes Erkenntniselement im Buch herauszuarbeiten und in der Regie mit den Kindern gemeinsam zu inszenieren. (Claussen + Putz Filmproduktion für ZDF/ZDFneo)
Produktion: Jakob Claussen, Uli Putz

Wettbewerb Info & Kultur

Carsten Rau (Buch/Regie)
Andrzej Król (Bildgestaltung)

für Atomkraft Forever (PIER 53 Filmproduktion für SWR/NDR)
Produktion: Carsten Rau, Hauke Wendler

Marcus Lenz (Buch/Regie)
Mila Teshaieva (Buch/Regie)

für Die Story im Ersten: Leben nach Butscha – Trauma und Hoffnung (Wildfilms für WDR)
Produktion: Marcus Lenz

Antonia Kilian (Buch/Regie)

für The Other Side of the River (Doppelplusultra Filmproduktion/Pink Shadow
Films/Greenlit Productions OY für ARTE
)
Produktion: Frank Müller, Antonia Kilian, Guevara Namer, Merja Ritola

Peter Nestler (Buch/Regie)

für Unrecht und Widerstand - Romani Rose und die Bürgerrechtsbewegung
(strandfilm/Navigator Film für ZDF/3sat)

Produktion: Dieter Reifarth

Grimme-Preis für die Besondere Journalistische Leistung 

Silvio Duwe
Georg Heil

Lisa Wandt

stellvertretend für die Redaktion "Kontraste"

für die kontinuierlichen investigativen Recherchen zu Randthemen des Rechtsradikalismus (rbb)

Wettbewerb Unterhaltung 

Jan Böhmermann (Redaktionsleitung)
Hanna Herbst (Redaktionsleitung)

Markus Hennig (Headautor)

Julia Thiel (Executive Producerin)

Constantin Timm (Creative Producer)

für ZDF Magazin Royale (Unterhaltungsfernsehen Ehrenfeld für ZDF)
Produktion: Susi Engelmann, Matthias Steinbauer

Sascha Gröhl (Produktion/Regie)
André Dietz (Mentor)

Tim Mälzer (Mentor)

für Zum Schwarzwälder Hirsch – eine außergewöhnliche Küchencrew und Tim Mälzer (Vitamedia Film für VOX)
Produktion: Sascha Gröhl

Grimme-Preis Spezial

Leni Bolt
Avi Jakobs
Aljosha Muttardi
Jan-Henrik Scheper-Stuke

Ayan Yuruk

für die Ensembleleistung bei Queer Eye Germany (ITV Studios Germany für Netflix)
Produktion: Christiane Schiek Tajima, Britta Maiwald, Thomas Hennicken

Wettbewerb Kinder & Jugend

Stefan Schomerus (Buch/Regie)
Tine Kluth (Animation)

für Sandmann-Rahmen: Recycling-Fahrzeug (ANDERTHALB Medienproduktion für
rbb)

Marie Lina Smyrek (Creatorin/Host)

für smypathisch (whylder für funk)

Armin Ghassim
Mariam Noori

Zita Zengerling

für die sehr differenzierte Auseinandersetzung mit Afghanistan in "STRG_F bei
den Taliban: Warum finden Menschen sie gut?". (NDR/funk)

Publikumspreis der Marler Gruppe

Sascha Gröhl (Produktion/Regie)

André Dietz (Mentor)

Tim Mälzer (Mentor)

für Zum Schwarzwälder Hirsch – eine außergewöhnliche Küchencrew und Tim Mälzer (Vitamedia Film für VOX)
Produktion: Sascha Gröhl

Preis der Studierendenjury

Thomas Friedrich (Buch)

Michael Venus (Buch/Regie)

Gro Swantje Kohlhof (Darstellung)

August Schmölzer (Darstellung)

für Schlaf (Junafilm für ZDF/ZDF – Das kleine Fernsehspiel)
Produktion: Verena Gräfe-Höft

Besondere Ehrung des Deutschen Volkhochschul-Verbandes

Maren Kroymann