Anne Will

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Anne Will auf der Re:publica 2018
Unterschrift von Anne Will

Anne Will (* 18. März 1966 in Köln) ist eine deutsche Journalistin und Fernsehmoderatorin. Von 2001 bis 2007 moderierte sie die Nachrichtensendung Tagesthemen im Ersten, von September 2007 bis Dezember 2023 leitete sie die politische Talkshow Anne Will des NDR im Ersten.

Jugend[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anne Will wuchs als Tochter eines Schreinermeisters und einer Hausfrau und ehemaligen Postangestellten in Hürth bei Köln auf. Sie hat einen älteren Bruder. Nach dem Abitur am Albert-Schweitzer-Gymnasium studierte sie ab 1985 an der Universität zu Köln und der Freien Universität Berlin Geschichte, Politikwissenschaft und Anglistik. Während ihrer Studienzeit arbeitete sie als Journalistin bei der Kölnischen Rundschau und dem Spandauer Volksblatt und war Stipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung.[1] 1990 schloss sie ihr Studium in Köln mit dem Magister ab.

ARD[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anne Will (um 2003)
Sendungslogo

Nach dem Studium arbeitete sie beim Sender Freies Berlin und leistete dort von 1991 bis 1992 ein Volontariat in Hörfunk und Fernsehen. Ende 1992 wurde Will einem größeren Zuschauerkreis bekannt, als sie für den SFB die Talkshow Mal ehrlich und den Sportpalast moderierte. Von 1996 bis 1998 war sie Gastgeberin in der Medienshow Parlazzo des WDR. Ab November 1999 präsentierte sie als erste Frau die bis dahin von Männern dominierte Sportschau, was sie schlagartig einem großen Publikum bekannt machte. Im Jahr 2000 moderierte sie für die ARD Sportsendungen der Olympischen Spiele aus Sydney.[2] Als Nachfolgerin von Gabi Bauer trat Will am 14. April 2001 ihre neue Aufgabe als Moderatorin der Tagesthemen an, zunächst abwechselnd mit Ulrich Wickert, ab September 2006 im Wechsel mit dessen Nachfolger Tom Buhrow. Ihre letzte Sendung moderierte sie am 24. Juni 2007; danach wurde sie von Caren Miosga abgelöst.

Nachdem Günther Jauch die angebotene Position abgelehnt hatte, wählten die Intendanten der ARD Will zur Nachfolgerin von Sabine Christiansen für ihre politische Talkshow,[3] die unter dem Namen Anne Will am 16. September 2007 das erste Mal zu sehen war. Sie wird produziert von der Will Media GmbH, deren Geschäftsführerin Anne Will ist. Am 10. Juli 2011 moderierte sie ihre letzte Sendung auf diesem Sendeplatz, bevor diesen ab 11. September 2011 dann doch Günther Jauch einnahm. Ihre Sendung lief fortan immer mittwochs um 22.45 Uhr im Ersten. Seit Jauchs Rückzug zum Jahresende 2015 wird Anne Will wieder am Sonntagabend ausgestrahlt.[4] Der NDR kündigte am 13. Januar 2023 an, dass die Talkshow Ende 2023 auf Wills Wunsch hin auslaufen wird.[5]

Im September 2013 moderierte sie zusammen mit Maybrit Illner, Peter Kloeppel und Stefan Raab das Fernsehduell zwischen Angela Merkel und Peer Steinbrück auf fünf Sendern (Das Erste, ZDF, RTL, ProSieben und Phoenix).[6]

Gesellschaftspolitisches Engagement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Will unterstützt verschiedene soziale Projekte,[7] u. a. ist sie Botschafterin des „Raum der Namen“[8][2] im Holocaust-Denkmal in Berlin.

Zudem gehört sie zu den bekanntesten Erstunterzeichnerinnen von Pro Quote. Die im Februar 2012 von mehr als 300 Journalistinnen in Deutschland begonnene Kampagne verfolgt eine Erhöhung des Frauenanteils in der Führungshierarchie der deutschen Medienbranche in den kommenden fünf Jahren auf mindestens 30 Prozent. „Dass nur ein Bruchteil der Führungspositionen in den Rundfunkanstalten und Verlagshäusern von Frauen besetzt ist,“ sei, schreibt Will, „ein katastrophaler Missstand.“ Ohne Quote ändere sich daran offensichtlich nichts.[9]

Will engagiert sich außerdem im Rahmen des Integrationsprojekts „Scoring Girls“ von Háwar.help. Das Projekt soll Mädchen mit Migrationshintergrund und aus schwierigen sozialen Verhältnissen für Fußball begeistern. Beim Benefizspiel in Köln am 14. Juli 2018 trainierte Will gemeinsam mit den Mädchen auf dem Fußballplatz.[10]

Medienkritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marvin Oppong behauptete 2009 in einem taz-Artikel, die Stiftung Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) übe zu großen Einfluss auf ihre Talkshow aus. Anne Will hatte einige Jahre vor Beginn ihrer Talk-Sendung auf dem „Kongress 2002“ der INSM moderiert und den damaligen BDI-Präsidenten Michael Rogowski interviewt. Auf die Frage, welches Honorar sie hierfür erhielt, erklärte Nina Tesenfitz von der Will Media: „Anne Will gibt generell keine Auskunft über ihre Einnahmen.“ Der NDR veröffentlichte am 24. Juli 2009 eine Richtigstellung zum Artikel.[11]

Nachdem Will in mehreren Sondersendungen ihrer Talkshow Bundeskanzlerin Angela Merkel als einzigen Gast eingeladen und dort ihre Regierungspolitik ausführlich und unwidersprochen hatte erklären lassen, kritisierten Medien wiederholt eine zu geringe journalistische Distanz zur Regierung.[12][13]

Privatleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Will lebt in Berlin. Sie hat Köln ihre Heimatstadt genannt und ist dem Kölner Karneval verbunden.

2007 machte Will die langjährige Beziehung zur Kommunikationswissenschaftlerin Miriam Meckel, Professorin an der Universität St. Gallen, öffentlich.[14][15] Will und Meckel gingen im August 2016 eine eingetragene Lebenspartnerschaft ein.[16] Im November 2019 gaben sie ihre Trennung bekannt.[17]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Anne Will – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jahresbericht der Friedrich-Ebert-Stiftung 2005 (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) S. 73 (PDF-Datei; 4,9 MB)
  2. a b Porträt: Anne Will – Persönlich. In: dasErste.NDR.de. Abgerufen am 20. Mai 2020.
  3. Christopher Keil: Porträt: Anne Will, sportliche und humorvolle Christiansen-Nachfolgerin. In: Süddeutsche Zeitung. 5. Februar 2007, abgerufen am 20. Mai 2020.
  4. Markus Brauck, Isabell Hülsen: ARD-Polittalk: Anne Will übernimmt Sendeplatz von Günther Jauch. In: Der Spiegel. 9. Juni 2015, abgerufen am 20. Mai 2020.
  5. NDR: Anne Will: Ende 2023 Abschied nach 16 Jahren Polit-Talk, Zeit für neue Projekte. Abgerufen am 13. Januar 2023.
  6. Joachim Huber: Meinung: Anne Will moderiert TV-Duell – „Quote nur um der Quote willen? Nicht mit mir“. In: Der Tagesspiegel. 6. März 2013, abgerufen am 20. Mai 2020.
  7. Bericht: Prominente lesen für Schüler in Tagesspiegel vom 17. November 2012
  8. Erinnerung und Gedenken an die bis zu sechs Millionen jüdischen Opfer des Holocaust. Abgerufen am 11. Juni 2023.
  9. pro-quote.de: Die Unterzeichnerinnen: Anne Will. Abgerufen am 4. April 2012.
  10. Anne Will meets Scoring Girls. Abgerufen am 15. September 2018.
  11. Marvin Oppong: Das ARD-Magazin „plusminus“ berichtete 2005, dass gleich drei INSM-Botschafter in einer Folge der ARD-Sendung „Sabine Christiansen“ anwesend waren. Eine Tradition, die offenbar auch in der Nachfolgesendung „Anne Will“ gepflegt wird. – taz
  12. Michael Hanfeld: Angela Merkel bei Anne Will: So spricht die Kanzlerin der Herzen. In: FAZ.net. 8. Oktober 2015, abgerufen am 20. Mai 2020.
  13. Frank Lübberding: Lieblingsgast Angela Merkel: Anne Wills journalistische Kapitulationserklärung, Die Welt, 29. März 2021.
  14. Anne liebt Miriam in Die Tageszeitung vom 19. November 2007
  15. Anne Wills Lebensgefährtin: Miriam Meckel und das Lesbenklischee in Der Spiegel vom 7. März 2010
  16. Anne Will feiert Hochzeit in FAZ.net vom 22. August 2016.
  17. Anne Will und Miriam Meckel haben sich getrennt. In: Die Welt vom 11. September 2019.
  18. Jochen Voß: Stefan Niggemeier ist "Journalist des Jahres". In: DWDL.de. 12. Dezember 2007, abgerufen am 7. Januar 2024.