Nachfolge von Anne Will: FDP-Politiker schickt ARD-Chef ungewöhnliche Idee

Nachfolge von Anne Will: FDP-Politiker schickt ARD-Chef ungewöhnliche Idee

Der FDP-Europapolitiker Körner schlägt ein neues Talkshow-Format vor. Der Berliner Zeitung sagt er, wen er sich als Moderator vorstellen könnte.

Die Talkshow „Anne Will“ wird Ende des Jahres 2023 beendet. 
Die Talkshow „Anne Will“ wird Ende des Jahres 2023 beendet. Wolfgang Borrs/NDR

Der FDP-Europapolitiker Moritz Körner hat eine neue Talkshow für die ARD gefordert. „Ende 2023 hört Anne Will auf“, schreibt Körner in einem Brief an Senderchef Kai Gniffke. „Ein neues Talkshow-Format ‚Europa will‘ am Sonntagabend wäre die Chance, Europapolitik aus der Nische in den Mainstream zu holen.“

Körner teilte das Schreiben an den ARD-Vorsitzenden auf Twitter. In dem Brief mit dem Betreff „Mehr Europapolitik in der Berichterstattung“ nimmt er Bezug auf das baldige Aus der Talk-Sendung „Anne Will“. Die 56-jährige Moderatorin hatte kürzlich angekündigt, dass sie ihren Vertrag mit dem Sender Ende des Jahres nicht verlängern wird.

„Seit Jahrzehnten nimmt der Einfluss der EU auf das Leben der deutschen Bevölkerung zu, doch das spiegelt sich immer noch zu wenig in der öffentlichen Berichterstattung in Deutschland wider“, schreibt Körner an Gniffke. Viele Bürger könnten die EU-Institutionen nicht unterscheiden, ihre parlamentarischen Vertreter seien ihnen nicht bekannt, die Entscheidungen der EU nähmen sie nur aus der Ferne wahr. „Sehr viele beklagen, unterinformiert zu sein.“

In der Berichterstattung komme die Europäische Union nur dann vor, „wenn die Krise so groß wird, dass Deutschland sie alleine nicht bewältigen kann“, schreibt Körner. Dabei gebe es vor dem Hintergrund, dass Deutschland Souveränität an die EU abgegeben habe, durchaus Fragen zu diskutieren: „Welches Land will weniger Umweltschutz, welche Fraktion fordert mehr Schulden, welcher EU-Kommissar oder Regierungschef scheitert bei der Lösung der gemeinsamen Migrationspolitik?“

Körner ist FDP-Präsidiumsmitglied und seit 2019 EU-Parlamentarier. Zuvor war er Landtagsabgeordneter in Nordrhein-Westfahlen. In der FDP wird die Aufstellung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) seit Jahren kritisiert: Auch die Vorsitzende der Jungen Liberalen, Franziska Brandmann, forderte jüngst in einem Interview mit der Berliner Zeitung abermals eine Reform des ÖRR. 

EU-Talkshow: Körner schlägt Moderator vor

„Ich bin ein Anhänger des öffentlichen Rundfunks, der seinem Informationsauftrag nachkommt“, sagt Körner auf Nachfrage der Berliner Zeitung. „Umso wichtiger ist mir, dass das Publikum umfassend auch über die EU-Politik informiert wird.“ Dabei dürfe die Quote jetzt keine Rolle spielen – immerhin stünde die nächste Europawahl schon 2024 an.

„Das Format Talkshow lebt von der Kontroverse, über die das Publikum das politische Spitzenpersonal und die unterschiedlichen Positionen von Parteien und Politikern kennenlernen kann“, sagt Körner. Er meint, dass die EU-Politik mehr Personalisierung brauche. „Durch eine neue Talkshow könnte sie den Menschen in Deutschland nähergebracht werden.“

Die Besetzung einer EU-Talkrunde zum Thema Migrationspolitik stellt sich Körner wie folgt vor: Der zuständige EU-Kommissar würde mit der deutschen Innenministerin, dem Vertreter einer Nichtregierungsorganisation und einem EU-Parlamentarier diskutieren. Einen Vorschlag für die Moderation hat der FDP-Politiker ebenfalls: „Als Moderator könnte ich mir Markus Preiß gut vorstellen“, sagt Körner der Berliner Zeitung. „Er soll ja bald das ARD-Hauptstadtstudio leiten. Also wäre er für diese Talkshow sicherlich ein geeigneter Kandidat.“

Bei den Liberalen scheint Körner jedenfalls Rückhalt für seine Idee zu haben: Die FDP verbreitete den Brief an ARD-Chef Gniffke über das Twitter-Profil der Bundespartei.