Baerbocks Großvater - ein „bedingungsloser Nationalsozialist“?
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Baerbocks Großvater angeblich „bedingungsloser Nationalsozialist“ – Akte war Ministerin „nicht bekannt“

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Annalena Baerbocks Großvater war bei der Wehrmacht – was sie nie verheimlicht hat. Erinnerungen an eine alte Schmutzkampagne werden wach.

Berlin – Der Großvater von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) war, wie viele deutsche Männer seiner Generation, bei der Wehrmacht – was seit längerem bekannt ist. Einem Bericht zufolge könnte er allerdings tiefer involviert gewesen sein als bisher angenommen.

Waldemar Baerbock (1913–2016) war Offizier bei der Wehrmacht, eine Tatsache, aus der auch die Bundesaußenministerin keinen Hehl macht. Lange Jahre habe die Familie nichts von der Vergangenheit geahnt, wie die Bild schreibt. Schließlich habe der Großvater der Bundesaußenministerin dann offenbart, dass er der Wehrmacht angehört hatte. Eine Ausstellung über die deutschen Streitkräfte in der Zeit des Dritten Reichs habe ihn dazu gebracht. Diese sogenannte Wehrmachtsausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung war zwischen 1994 und 1999 zu sehen. Sie leistete einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung, indem sie die Verbrechen der Wehmacht einer breiten Öffentlichkeit bekannt machte.

Baerbock erwähnt ihren Großvater oft: Russland initiierte einst Schmutzkampagne

Die Bundesaußenministerin erwähnt ihren Großvater gerne – in Reden, aber auch in ihrem 2021 erschienen Buch „Jetzt“. Dieser, so steht dort geschrieben, sei beim Rückzug als Wehrmachtoffizier nach Frankfurt an der Oder gekommen. Als sie die symbolische Grenzöffnung zwischen Deutschland und Polen auf der Oderbrücke miterlebt habe, habe sie daher an ihn denken müssen. Laut dem Buch „Annalena Baerbock: Die Biografie“ von Anita Partanen prägte es die heutige Außenministerin stark, dass ihr Großvater 1939 an dem Überfall auf Polen beteiligt war und damit „entgegen des geltenden Völkerrechts die Grenze zwischen Deutschland und Polen überschritten“ habe. Dies sei ein Grund gewesen, weshalb sie in die Politik gegangen sei.

Tritt Bundesaußenministerin Annalena Baerbock in den Fußstapfen ihres Großvaters?
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock war die Wehrmachtsakte ihres Großvaters laut ihrem Ministerium nicht bekannt. © IMAGO

Obwohl Annalena Baerbock stets betont hat, dass sie an ein Europa als Friedensmacht glaubt und sich gegen Antisemitismus und für Völkerverständigung engagiert, war die Vergangenheit ihres Großvaters zentraler Teil einer 2021 durch den russischen Sender RT-Deutsch initiierten Schmutzkampagne mit dem Titel „Annalena Baerbock – Wiedervereinigung Europas auf den Schultern ihres Wehrmacht-Großvaters?“ Das kremlnahe Medium behauptete damals, die Bundesaußenministerin trete ideologisch in die Fußstapfen ihres Vorfahren. Man müsse darauf achten, dass „ihr ‚Kampf‘ und ihr ‚Europa‘ keine Ähnlichkeit haben mit den Vorstellungen ihres Großvaters“, so der Sender damals.

Mitläufer oder „bedingungsloser Nationalsozialist“ – Waldemar Baerbock schwieg lange

Laut der Bild hinterließ Waldemar Baerbock bei seinem Tod im Jahre 2016 ein Familienbuch, in dem auch der Satz „Was ihr für ein unglaubliches Glück habt, keinen Krieg erleben zu müssen“ stehe. Trotz dieser Einsicht habe sein langes Schweigen zu Zerwürfnissen in der Familie geführt – vor seiner späten Einsicht in den 90er Jahren habe er Annalena Baerbocks Vater nichts über seine Zeit in der Wehrmacht erzählen wollen. Trotzdem, so der Vorwurf der Zeitung, habe die Familie nicht in der Wehrmachtsakte nachgeforscht.

Genau diese Akte hat sich die Bunte nun zur Brust genommen – und dabei offenbar herausgefunden, dass Waldemar Baerbock ein glühender Anhänger des Nationalsozialismus gewesen sei. Wörtlich heiße es in dem Dokument, dass der verstorbene Baerbock Senior ein „bedingungsloser Nationalsozialist“ gewesen sei. Er habe Hitlers „Mein Kampf“ gelesen und stehe „vollkommen auf dem Boden des Nationalsozialismus“.

In sozialen Medien wird wegen Baerbocks Großvater das Propaganda-Narrativ wieder aufgegriffen

Allerdings ist nicht klar, wie viel Bedeutung man solchen Sätzen beimessen kann. Wie die Bild schreibt, enthalten Personalakten aus jener Zeit laut dem Bundesarchiv „fast immer“ Formulierungen wie „steht fest auf dem Boden der nationalsozialistischen Weltanschauung“. Auch Aussagen wie „vertritt die nationalsozialistische Weltanschauung und weiß sie an Untergebene weiterzugeben“ oder „einwandfreie nationalsozialistische Haltung“ seien dem Archiv nach keine Besonderheit.

Auf Nachfrage der Zeitung habe Baerbocks Ministerium mitgeteilt, dass die Dokumente der Außenministerin „nicht bekannt“ gewesen seien. Das hält die Nutzer sozialer Medien allerdings nicht davon ab, das Narrativ von RT-Deutsch wieder aufzugreifen. Auf dem Kurznachrichtendienst X (früher: Twitter) meint ein User: „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.“ Dass Baerbock die ihr bekannte Vergangenheit Waldemar Baerbocks nie verheimlicht hat, wird dabei geflissentlich ignoriert. Zuletzt brach Baerbock bei der Rede von Marcel Reif anlässlich des 79. Gedenktages an die Opfer des Nationalsozialismus in Tränen aus – eine Reaktion, die deutlich macht, wofür die Außenministerin steht. (tpn)

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