Anja Kesting ist die neue Direktorin des Rosenheimer Amtsgerichts
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Vom Oberlandesgericht nach Rosenheim: Anja Kesting ist die neue Direktorin des Amtsgerichts

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Drei Direktoren des Rosenheimer Amtsgericht. Anja Kesting (links) übernahm das Amt von Ralf Peter (mitte) und dessen Vorgängerin Helga Gold (rechts).
Drei Direktoren des Rosenheimer Amtsgerichts. Anja Kesting (links) übernahm das Amt von Ralf Peter (Mitte) und dessen Vorgängerin Helga Gold (rechts). © Peter Schlecker

Sie war am Bundesverfassungsgericht, im bayerischen Justizministerium und Vorsitzende Richterin am Oberlandesgericht in München: Nun wird Anja Kesting die neue Direktorin des Rosenheimer Amtsgerichts. Wie die Juristin tickt und welche Probleme auf sie warten.

Rosenheim – „Nicht erst seit den Rosenheim Cops ist Rosenheim für seine gute Aufklärungsquote bekannt”, sagte der Präsident des Landgerichts in Traunstein, Prof. Dr. Ludwig Kroiß anlässlich seines Besuchs in Rosenheim. Er meinte damit die gute Zusammenarbeit zwischen Polizei, Staatsanwaltschaft und Amtsgericht. Denn eben dieses hat jetzt eine neue Direktorin bekommen. Anja Kesting heißt sie, ist seit dem 1. April im Amt und hat es nun auch ganz offiziell angetreten.

Ralf Peter geht nach fünf Jahren in Rosenheim in den Ruhestand

Kesting tritt die Nachfolge von Ralf Peter an. Der langjährige Direktor des Amtsgerichts in Mühldorf war im Jahr 2018 nach Rosenheim gewechselt. In diesen fünf Jahren seiner Zeit in Rosenheim habe er das Amtsgericht zu einem „modernen und effizienten Gericht gemacht”, sagte Dr. Hans-Joachim Heßler, der Präsident des bayerischen Verfassungsgerichtshofes und des Oberlandesgerichts in München. „Mit ihm verliert das Amtsgericht eine leistungsstarke Persönlichkeit und eine große Führungskraft.” Er sei ein Vorbild für eine Karriere in der bayerischen Justiz. Nun ist er in den Ruhestand verabschiedet worden und könne sich laut Heßler auf ein Leben ohne Akten einstellen. „Insgesamt war meine Zeit bei der Justiz abwechslungsreich, spannend und in vielerlei Hinsicht bereichernd - manchmal in menschlicher wie in fachlicher Hinsicht aber auch fordernd“, bilanzierte Peter nach 43 Jahren im öffentlichen Dienst.

Vom Bundesverfassungsgericht über das Oberlandesgericht nach Rosenheim

Akten hat seine Nachfolgerin Anja Kesting wahrscheinlich noch viele vor sich. Und auch schon viele hinter sich. Der berufliche Weg, der sie nach Rosenheim führte, ist sehr beachtlich. Die gebürtige Westfälin hat mittlerweile ihre Heimat im Chiemgau gefunden. Fünf Jahre lang war sie als Richterin am Landgericht in Traunstein tätig, bevor es sie für zwei Jahre als Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit an das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe verschlug. Der Pressearbeit blieb sie zwei weitere Jahre treu, allerdings in München im Bayerischen Staatsministerium für Justiz. Im Anschluss kehrte sie für zehn Jahre in ihr Dasein als Richterin zurück, nun am Oberlandesgericht in München, vier Jahre davon war sie Vorsitzende Richterin. Nun also ist sie seit April die neue Direktorin des Rosenheimer Amtsgerichts und „ich freue mich auf meine neuen Aufgaben”, sagt Kesting.

Anja Kesting hat sich seit ihrem Amtsantritt in Rosenheim bereits gut eingearbeitet.
Anja Kesting hat sich seit ihrem Amtsantritt in Rosenheim bereits gut eingearbeitet. © Peter Schlecker

Altbekanntes Problemprojekt: Das Justizzentrum

Die Rosenheimer Justiz hat ein Problem. Und zwar ein Platzproblem. Schon seit langem ist in Rosenheim ein Justizzentrum geplant, in dem alle Mitarbeiter und alles, was mit dem Amtsgericht zu tun hat, unter einem Dach Platz finden sollen. Bereits im Jahr 1991 wurde vom Freistaat Bayern ein Grundstück auf dem „Beilhackgelände“ erworben, um dort das Justizzentrum zu realisieren. Nach langen Verhandlungen fiel 2005 die Entscheidung für einen Teilneubau am vorgesehenen Standort. 2016 wurde ein zweiter Bauabschnitt zugesagt, 2018 der Bauantrag dafür vorbereitet. Seitdem wartet die Stadt auf den zugesagten zweiten Bauabschnitt. „Es ist ein Drama, ja eine klassische Tragödie”, sagte Ralf Peter. „Mit Hilfe des Oberlandesgerichts ist es gelungen, die bestehende Substanz zu erhalten, aber das ist keine Ideallösung.” Die vorhandenen Räume seien zu klein und zu wenig, es sei nur die Hälfte der Sitzungssaalflächen vorhanden, die man eigentlich bräuchte.

Digitalisierung und Personalgewinnung als Herausforderungen

„Die Hoffnung für das geplante Justizzentrum stirbt zuletzt”, sagte Anja Kesting. Die Pläne seien da, das Grundstück ebenfalls. Nur an der Finanzierung scheiterte es noch. Auch wenn das Justizzentrum wohl noch einige Zeit auf sich warten lässt, gibt es für die neue Direktorin dennoch eine Menge zu tun. „Dazu gehört auch mehr Platz und neue Räume für die Mitarbeiter zu schaffen”, so die neue Leiterin. Denn „die Aufgaben der Justiz wachsen immer weiter, und damit auch der Bedarf nach mehr Mitarbeitern.” Dafür brauche es eben auch mehr Platz. Sofern denn überhaupt neue Mitarbeiter gefunden werden.

Denn die Justiz, wie viele andere Bereiche auch, hat unter Personalknappheit zu leiden. „Das liegt auch am demografischen Wandel”, sagt die 60-jährige Kesting. „Viele Mitarbeiter gehen in den Ruhestand und an jungen Menschen, die sich für eine Ausbildung in der Justiz interessieren, mangelt es derzeit.” Hinzu kommt noch die Umstellung auf die „digitale Akte” und dadurch mehr Digitalisierung. Alles Aufgaben, denen sich die neue Direktorin nun in Rosenheim stellen muss.

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