Zum Geburtstag von Andy Warhol: Diese 3 Filme haben Geschichte geschrieben

Andy Warhol wäre am 6. August 94 Jahre alt geworden. Eigentlich ist der Pop-Art-Star bekannt für seine ikonischen Siebdrucke. Weniger bekannt ist, dass er sich auch als Filmproduzent bewiesen hat. Wir haben die experimentelle Ästhetik in drei seiner Filme unter die Lupe genommen.
Andy Warhol Jane Forth Jackie Curtis Joe Sallesandro
Andy Warhol fotografiert in der Factory mit seinen Superstars Jane Forth, Jackie Curtis, Joe Sallesandro, Holly Woodlawn und dem Regisseur Paul Morrissey.© Jack Mitchell / Getty Images

Zum Geburtstag von Andy Warhol: 3 bedeutende Filme des Pop-Art-Künstlers.

Seit den 1960er-Jahren interessierte sich Andy Warhol schon für das Kino und verkehrte in der New-American-Cinema-Szene. Obwohl viele seiner Kunstfilme und Produktionen noch immer nahezu unbekannt sind, hat er dennoch ein Gesamtwerk von fast 200 Filmen geschaffen.

Andy Warhol

Diese drei Filme beweisen: Andy Warhol war auch als Filmemacher genial

„The Chelsea Girls“, 1966

Andy Warhol und Mario Montez bei den Dreharbeiten zu „The Chelsea Girls“ im Jahr 1967.

© Santi Visalli Inc. / Getty Images

Bei „The Chelsea Girls“ haben Andy Warhol und Paul Morrissey 1966 gemeinsam Regie geführt. Der Film erzählt vom Leben der Bewohner:innen des Chelsea Hotels in New York City. 1964 hat Warhol hier „The Factory“ als Wohnort für Künstler, Musiker, Tänzer, Schauspieler und andere Kreative gegründet. Gelebt haben in dem Haus Warhols „Superstars“ aus der Kreativszene. Der von Jonas Mekas in Auftrag gegebene Film wurde ohne Schnitt auf zwölf Filmrollen und mit nur einer Einstellung konzipiert. „The Chelsea Girls“ zieht dabei von Zimmer zu Zimmer und zeigt all die Extravaganzen der „Factory“-Bewohner.

In einem Kaleidoskop, das zwischen Schwarz-Weiß- und Farbaufnahmen changiert, wurde der Film als Split Screen (mit in zwei Hälften geteiltem Bild) konzipiert. Auf diese Weise überträgt Warhol immer zwei Zimmer gleichzeitig auf die Leinwand, die mit unterschiedlichen und kontrastreichen Stimmungen vom Theater zum Alltag wechseln. Die Bewohner geben sich der Kamera völlig hin, führen intime Gespräche und Monologe, spielen erotische Spiele und nehmen Drogen. Das höchst umstrittene Filmplakat des Grafikdesigners Alan Alridge zeigt die 16-jährige Schauspielerin Clare Shenstone unbekleidet. In einer erotischen Montage überlagert sich die Architektur des Hotels mit dem Körper der Schauspielerin – damals ein echter Skandal.

„Blue Movie“, 1969

Andy Warhol bei den Dreharbeiten zu „Blue Movie“.

© Truman Moore / Getty Images

Unter der Regie von Andy Warhol und produziert von Paul Morrisseys taucht „Blue Movie“ in den Alltag des Liebespaares Viva und Louis Waldon ein, das in einer Wohnung in Manhattan lebt. In zufälligen Gesprächen, die sowohl ernst über die Gesellschaft und den Vietnamkrieg als auch locker unter der Dusche geführt werden, untermalen die Schauspieler den Film mit echten Sexszenen. „Blue Movie“ wurde im Oktober 1968 in der Wohnung des Kunstkritikers David Bourdon in Greenwich Village gedreht und gilt als der erste Film dieser Art, der öffentlich gezeigt wurde. Es kommt zu einem Spiel mit der Kamera, wenn sich die Figuren allmählich ihrer Präsenz bewusst werden. Als Reaktion auf den Vietnamkrieg wird Sex hier zum ultimativen Akt des politischen Protests.

Andy Warhol erklärte, es sei „ein Film über den Vietnamkrieg und darüber, was wir dagegen tun können.“ Der charakteristische Blauton des Films entstand zufällig durch die Reaktion des in der Wohnung gefilterten Lichts mit dem verwendeten Wolframfilm. Der Streifen wurde im Juli 1969 von der New Yorker Polizei beschlagnahmt und wegen Obszönität und Unangemessenheit strafrechtlich verfolgt. Andy Warhol setzte sich über die anschließende Zensur hinweg, indem er „Blue Movie“ in Buchform mit Dialogen und Bildern aus dem Film bei Grove Press veröffentlichte.

„Trash“, 1970

Die Stars des Films „Trash“: Holly Woodlawn, Jane Forth und Joe Dallesandro im Jahr 1970.

© Jack Mitchell / Getty Images

„Trash“ ist der zweite Teil der Trilogie „Flesh“, „Trash“ und „Heat“. Geschrieben und inszeniert wurden alle drei Filme von Paul Morrissey, Andy Warhol produzierte sie. „Trash“ illustriert die problematische Beziehung von Joe Smith (Joe Dallessandro) zu seiner Freundin Holly (Holly Woodlawn). Das Außenseiterpaar, das in einem Keller in der Lower East Side in New York lebt, leidet unter Joes Heroinabhängigkeit und seiner drogeninduzierten Impotenz.

„Trash“ stellt diese Welt in Szenen voller Drogenkonsum, Sex und frontaler Nacktheit in extremer Weise zur Schau. Der Film von Morrissey und Warhol bricht mit dem glamourösen Mythos vom Drogenkonsum. Protagonist Joe Smith nimmt schließlich vor den Augen eines Paars aus der Oberschicht, das von Jane Forth und Bruce Pecheur verkörpert wird, eine Überdosis. „Trash“ grenzt stellenweise an eine Parodie und stellt die unpassendsten und schockierendsten menschlichen Verhaltensweisen den banalsten gegenüber. Der zweite Teil der Trilogie wurde damit schnell ein großer Publikumserfolg.

Andy Warhol, fotografiert in der „The Factory“ mit seinen Superstars Jane Forth, Jackie Curtis, Joe Dallesandro, Holly Woodlawn und dem Regisseur Paul Morrissey.

© Jack Mitchell / Getty Images

Hier sehen Sie Ausschnitt aus der vielseitigen Filmkunst von Andy Warhol:

Zuerst erschienen auf AD France, übersetzt von Zoe Lina Wehmeyer.


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