Andreas Kronthaler (Modedesigner)

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Andreas Kronthaler (* 26. Januar 1966[1] in Fügen,[2] Tirol) ist ein österreichischer Modedesigner. Gemeinsam mit seiner 2022 verstorbenen Frau, der Modedesignerin Vivienne Westwood, entwarf er unkonventionelle[3] Modekollektionen. Seine eigenen Kollektionen zeigt er seit den frühen 1990er-Jahren[4] unter der Bezeichnung Andreas Kronthaler for Vivienne Westwood und seit 2016 unter der gleichnamigen Modemarke (früher: Vivienne Westwood Gold Label).[5]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kronthaler ist ein Sohn des Kunstschmieds Franz Kronthaler[6] und dessen Frau Maria-Mara,[7] die als Antiquitätenhändlerin tätig war.[5] Sein Bruder Martin wurde später Landwirt einer Betriebsgemeinschaft in Reith im Alpbachtal.[8] Kronthalers zweiter Bruder[9] Thomas war Schmiede- und Schlossermeister und starb 1999 unerwartet.[10] Mit 14 Jahren zog er nach Graz und besuchte dort von 1980 bis 1985 die Höhere Abteilung für Bildnerische Gestaltung (Abteilung Metallgestaltung) an der Kunstgewerbeschule (Ortweinschule). Sein Lehrer war der Goldschmied Walter Klug.[11] Kronthaler wohnte zu dieser Zeit im Internat und machte die Matura.[5] Während seiner Lehre experimentierte er mit verschiedenen Medien wie dem Herstellen von Skulpturen, Installationen und dem Nähen von Textilien. Um seine Ausbildung finanzieren zu können, entwarf er Kleidung und verkaufte diese an lokale Modegeschäfte.

Nach seinem Diplom schrieb er sich im Studiengang Industriedesign ein an der Universität für angewandte Kunst Wien und hörte bei Carl Auböck.[9] Das Studium finanzierte er ebenso durch Modeentwürfe.[12] Kronthaler verlor das Interesse am Produktdesign und unterbrach sein Studium mit Aushilfstätigkeiten.[9] Daneben begann er, Kleider für Freunde umzuändern und zu nähen. Dabei achtete er sehr genau darauf, wie die Kleidungsstücke zusammengesetzt waren.[9] Diese Gründlichkeit hat er mit Westwood gemein, die ebenfalls zu Beginn ihres Schneiderns die Nähte der jeweiligen Kleidung auftrennte, um den Schnitt herauszufinden.[13] 1988 bewarb er sich für die Aufnahmeprüfung des Studienfachs Modedesign und wurde angenommen.[9]

1989[14] lernte Kronthaler Vivienne Westwood kennen. Sie hatte einen Lehrauftrag an der Universität für angewandte Kunst in Wien angenommen und Kronthaler begann im selben Semester sein Modestudium. Nach einer Einführung in die Modegeschichte von Westwood kreierte Kronthaler seine erste Modekollektion, die von der Renaissance inspiriert war. Westwood war von seinem Talent und der Kollektion begeistert und lud ihn in ihr Studio nach London-Battersea ein.[9] 1989 zog Kronthaler als Westwoods Assistent nach London. Sie arbeitete an den sogenannten Sun-Wheel-Kleidern, die später ein Teil ihrer Kollektion wurden.[15] Nach ein paar Monaten wurden sie ein Liebespaar und er zog vom Atelier zu Vivienne Westwood.[16]

Kronthaler (hinten Mitte) mit Vivienne Westwood in Kenia, 2011

1992 heirateten Kronthaler und Westwood.[17] Sie sagte über ihren Mann, dass er „der talentierteste Mensch [ist], den ich je getroffen habe.“[9] Das Ehepaar unterstützte gemeinsam viele Initiativen im Bereich von Umweltschutz, Frieden und Menschenrechte.[18] Sie besuchten jährlich Österreich, um Urlaub zu machen, für Modeprojekte u. a. mit der Trachtenmanufaktur Tostmann[19] und für Inspirationen.[20] 2010 erhielten beide von Gexi Tostmann den von Tostmann ausgeschriebenen Emilie-Flöge-Preis [21] als „Botschafter der Tracht“ überreicht.[19]

Bei der Hochzeit des inhaftierten Journalisten und Gründers von WikiLeaks, Julian Assange, mit Stella Morris im März 2022 im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh trugen die Brautleute mit einem auf einem schottischen Kilt basierenden Gewand bzw. einem Kleid mit Graffiti-Design Entwürfe von Kronthaler und seiner Frau.[22]

Modekollektionen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1993: Fall 1993 Ready-To-Wear[4]
  • 2005: Spring 2006 Ready-To-Wear[23]
  • 2006: Spring 2007 Ready-To-Wear[24]
  • 2018: Spring 2019 Ready-to-Wear[25]
  • 2023: Fall 2023 Ready-to-Wear[26]

Filme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Susannah Frankel: Vivienne Westwood and Andreas Kronthaler: Clothes for Heroes. In: AnOther Magazine, 30. September 2017.
  2. Andreas Lettmayer: Fügen. (Memento vom 28. September 2020 im Internet Archive) In: winterfocus.com, 2010.
  3. Grit Thönnissen: Alles – außer konventionell. In: Der Tagesspiegel, 8. April 2016.
  4. a b Laird Borrelli-Persson: Andreas Kronthaler for Vivienne Westwood. (Memento vom 9. Februar 2019 im Internet Archive) In: Vogue, 17. März 1993 (englisch).
  5. a b c Elisabeth Gamperl: Mode & Liebe. Oh Vivienne! In: Süddeutsche Zeitung, 7. Dezember 2018.
  6. Traueranzeige: Franz Kronthaler. In: Tiroler Tageszeitung, 4. Mai 2016.
  7. Traueranzeige: Maria-Mara Kronthaler. In: trauerhilfe.at, aufgerufen am 6. April 2019. (Archivlink)
  8. Christian Moser: Vivienne Westwood beim Almabtrieb von BG Kronthaler. In: Agrarheute, 8. Oktober 2018.
  9. a b c d e f g Cordula Reyer: Westwoods Ehemann erklärt ungewöhnliche Liebe. In: Die Welt, 24. Juni 2010, Interview mit Kronthaler.
  10. Traueranzeige: Thomas Kronthaler. In: schwemberger.at, aufgerufen am 6. April 2019.
  11. Kronthaler Andreas. In: Eugen Gross (Hrsg.): Die Grazer Ortweinschule: Bau – Kunst – Design, 1876–2001. Manumedia Schnider, Graz 2001, ISBN 3-902020-12-1, S. 157.
  12. Andreas Kronthaler – Fashion Designer. In: Show Studio, 10. Februar 2014, (englisch).
  13. Gertrud Lehnert: Geschichte der Mode im 20. Jahrhundert. (Memento vom 1. Juli 2003 im Internet Archive), Könemann, Köln 2000, ISBN 3-8290-0513-X, (Auszug).
  14. „Ab 1989 hatte Vivienne drei Tage im Monat an der Wiener Akademie für angewandte Kunst unterrichtet. Ihr Pariser Freund Jean-Charles de Castelbajac hatte sie für die Stelle empfohlen, um ihn zu ersetzen.“ In: Vivienne Westwood, & Ian Kelly, Vivienne Westwood, Eichborn, Köln, 575 S., 2014, ISBN 978-3-8479-0571-4, Zitat auf S. 461.
  15. Andreas Kronthaler. In: Fashion Elite / Show Studio, 20. September 2016, (englisch), mit Bilderstrecke.
  16. Vivienne Westwood, & Ian Kelly, Vivienne Westwood, Eichborn, Köln, 575 S., 2014, ISBN 978-3-8479-0571-4, Beleg auf S. 474.
  17. Sven Michaelsen: Andreas Kronthaler: „Wie falsch aus dem Schrank gegriffen“. In: Gala, 17. Mai 2014, Interview mit Kronthaler.
  18. Charlotte Gush: andreas kronthaler und vivienne westwood spielen in einem neuen kurzfilm für den umweltschutz adam und eva. In: i-D Magazine - Vice, 16. Dezember 2015.
  19. a b Christina Lechner: Vivienne Westwood & Tostmann: Pariser aufdirndln. Vivienne Westwood und die Trachtenmanufaktur Tostmann machen gemeinsame Sache und setzen damit auch ein Statement gegen Fast Fashion. In: Die Presse, 25. Oktober 2017.
  20. Christine Imlinger: Mode und Punk: Mit Westwood auf die Alm. In: Die Presse, 2. September 2015.
  21. Emilie-Flöge-Preis (Memento vom 14. Mai 2016 im Internet Archive) In: tostmann.at, aufgerufen am 31. Oktober 2023.
  22. Julian Assange's bride Stella Moris wears graffiti-inscribed wedding dress, Daily Mail, 23. März 2022
  23. Nicole Phelps: Andreas Kronthaler for Vivienne Westwood. In: Vogue, 4. Oktober 2005, (englisch), mit Bilderstrecke.
  24. Nicole Phelps: Andreas Kronthaler for Vivienne Westwood. In: Vogue, 3. Oktober 2006, (englisch), mit Bilderstrecke.
  25. Luke Leitch: Andreas Kronthaler for Vivienne Westwood. In: Vogue, 29. September 2018, (englisch), mit Bilderstrecke.
  26. Luke Leitch: Andreas Kronthaler for Vivienne Westwood Fall 2023 Ready-to-Wear Collection. In: vogue.com. 4. März 2023, abgerufen am 31. Oktober 2023 (amerikanisches Englisch).
  27. Philipp Wilhelmer: Der Tanz ins neue Jahr mit Vivienne. In: kurier.at. 31. Dezember 2013, abgerufen am 31. Oktober 2023.
  28. Nikki Baughan: 'Westwood: Punk, Icon, Activist': Sundance Review. In: screendaily.com. 20. Januar 2018, abgerufen am 31. Oktober 2023 (englisch).
  29. Marcy Medina: In new documentary, British filmmaker and former model tells designer Vivienne Westwood's complex story. In: latimes.com. 24. Januar 2018, abgerufen am 31. Oktober 2023 (amerikanisches Englisch).