"So noch nie erlebt": André Breitenreiter berichtet von Meisterfeier mit FC Zürich - und seiner Zukunft
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"So noch nie erlebt": André Breitenreiter berichtet von Meisterfeier mit FC Zürich - und seiner Zukunft

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"So noch nie erlebt": André Breitenreiter berichtet von Meisterfeier mit FC Zürich - und seiner Zukunft

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„Das war eine unglaubliche Geschichte“

André Breitenreiter hat den FC Zürich wach geküsst. Nach Jahren im Abstiegskampf konnte jetzt nach 13 Jahren die Schweizer Meisterschaft gefeiert werden. Im SPORT1-Interview spricht der 47-Jährge über diesen Triumph. Seine Zukunft im Klub lässt er allerdings offen.
André Breitenreiter führt den FC Zürich mit einer sensationellen Saison zum Meistertitel. Nun spricht er über seinen Erfolg, Zukunftsambitionen und eine mögliche Rückkehr zur Bundesliga.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Es ist der größte Triumph in der Trainerkarriere von André Breitenreiter.

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Vor dieser Saison übernahm der 47-Jährige den FC Zürich nach drei trostlosen Jahren im Abstiegskampf und wurde sensationell Schweizer Meister. Mit dem SC Paderborn und Hannover 96 stieg er einst in die Bundesliga auf, Schalke 04 führte er in die Europa League, doch mit dem Titelgewinn schreibt Breitenreiter bei seiner ersten Trainerstation im Ausland eine beeindruckende Erfolgsgeschichte.

Im SPORT1-Interview spricht Breitenreiter darüber, die Party danach, seine Familie - und über seine offene Zukunft.

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SPORT1: Herr Breitenreiter, gut erholt vom Party-Marathon?

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André Breitenreiter: (lacht) So langsam. Es war am vergangenen Samstag ein außergewöhnlicher Tag für den FC Zürich. Nach 13 Jahren die Meisterschaft zu gewinnen, ist außergewöhnlich und es war eine lange Party-Nacht. Langsam erholt sich auch meine Stimme wieder.

SPORT1: Sind Sie ein Feierbiest?

Breitenreiter: Ich habe es sehr genossen, bin aber schon eher der Typ, der sich nur dann in die erste Reihe stellt, wenn es gewünscht wird. Die Spieler haben Unfassbares geleistet, wir haben viele Zürcher in der Truppe und für sie ist es etwas ganz Besonderes, die Meisterschaft nach Zürich zu holen. Ich kann auch gut in der zweiten Reihe mit dem Lob leben und freue mich für die Jungs.

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Breitenreiter: „Das habe ich noch nie erlebt“

SPORT1: Wie wurde denn gefeiert?

Breitenreiter: Okay, ich kann etwas verraten. Wir haben einen super Teamgeist in der Mannschaft und verstehen uns auch alle als Brüder. Unser Co-Trainer, der 2006 in Basel als Spieler Meister wurde, machte spontan einen 3-Meter-langen Diver über den mit Bier verschmutzten Tisch und krönte das dann noch mit einer Rolle vorwärts. Das habe ich so noch nie erlebt. Wir haben alle Vollgas gegeben und uns in den Armen gelegen, sodass der Bus gewackelt hat. Als wir am Helvetiaplatz ankamen, konnten wir kaum aus dem Bus aussteigen, weil unsere Fans uns auf Händen tragen wollten. Es gab viel Pyro und es waren wunderbare Bilder, die ich mein ganzes Leben nicht vergessen werde.

SPORT1: Erklären Sie doch mal Ihr Meister-Geheimnis. Sie sind ja im vergangenen Sommer nicht angetreten, um den Titel zu holen.

Breitenreiter: Natürlich nicht. Das war eine unglaubliche Geschichte. Der Verein schaffte in den drei Jahren zuvor immer kurz vor Saisonende den Klassenerhalt. Ich habe mir aber schon gedacht, dass es mir gelingen kann, dass man wieder positiv in die Zukunft schauen kann. Ich wollte den Charakter der Spieler und der Menschen im Umfeld positiv beeinflussen. Ich habe bei Null angefangen und habe versucht, das Selbstwertgefühl zu steigern. Das hat etwas mit der Spielidee zu tun, aber auch viel mit Kommunikation. Alle sollten wissen, dass es nur gemeinsam geht. Die Egos mussten hinten angestellt werden, die Wenigsten halten sich dran, bei uns wurde das in diesem Jahr gelebt. Jeder Spieler hat seine Rolle verstanden. Der Kader wurde gut zusammengestellt, von daher wurde es mir auch etwas leichter gemacht. Ich freue mich für alle, die diesen Erfolg genießen können.

In Party-Lane: Andre Breitenreiter und sein Co-Trainer Darius Scholtysik (l., lange Co-Trainer von Torsten Lieberknecht in Braunschweig und Duisburg)
In Party-Lane: Andre Breitenreiter und sein Co-Trainer Darius Scholtysik (l., lange Co-Trainer von Torsten Lieberknecht in Braunschweig und Duisburg)

SPORT1: Gab es nicht auch mal Zoff?

Breitenreiter: Wir haben schon auch mal kontrovers diskutiert, weil wir nicht immer einer Meinung sein konnten. Das ist wichtig, um nicht zu stagnieren. Wir hatten in dieser Saison so gut wie keine Schwächephase. Das Pokal-Aus gegen einen unterklassigen Klub war der einzige Schlag ins Gesicht. Aber es war überraschend, dass ein Verein wie der FCZ, der gegenüber dem FC Basel oder den Young Boys Bern vom Budget klar unterlegen ist, so konstant gut spielt. Es gab nie einen Einbruch, weil meine Jungs mental so stark sind, Teamplayer sind und sich darüber hinaus auch weiterentwickelt haben. Die Mannschaft hat das perfekt umgesetzt. Es ist kein Zufall, was wir gerade erleben.

SPORT1: Sie haben ein Bild bei Instagram gepostet, das Sie nach dem Spiel auf dem Rasen mit Ihrer Frau und den zwei Kindern zeigt. Wie stolz war die Familie?

Breitenreiter: Mein Sohn war die Woche zuvor sehr traurig, weil er dachte, er könne bei diesem besonderen Moment nicht dabei sein, weil wir auf dem Sofa Meister werden. Für mich ist die Familie das Allerwichtigste. Es hat mich sehr glücklich gemacht, dass meine Lieben an diesem Tag bei mir waren. Ich habe sie nach dem Spiel, als sich alles etwas beruhigt hatte, gleich auf den Platz geholt, sie waren in der Kabine dabei und auch auf dem Rathaus-Balkon. Das war auch bei den Aufstiegen mit Paderborn und Hannover 96 so.

SPORT1: Die Familie war die meiste Zeit in Hannover, oder?

Breitenreiter: Ja, wir waren nicht zusammen in Zürich. Nur in den vergangenen Wochen waren sie öfter da, da wollten sie kein Spiel verpassen. Meine Frau und ich sind seit über 30 Jahren ein Paar, bei uns ist Fußball das Thema Nummer 1. Deshalb gehört sie auch in solchen Momenten an meine Seite.

Breitenreiter: „Unfassbar wertvoll“

SPORT1: Sie können sich jetzt Meister-Trainer nennen. Was macht das mit Ihnen?

Breitenreiter: Es macht mich stolz und glücklich. Ich kenne von Paderborn und Hannover das Gefühl, auf dem Rathaus-Balkon zu stehen, aber einen Meistertitel zu gewinnen ist unfassbar wertvoll. Ich stelle mich jedoch nicht in den Vordergrund, das habe ich auch in Deutschland nicht getan. Wichtig ist, dass ich nach Jahren der Unzufriedenheit wieder in die strahlenden Gesichter der Menschen in Zürich schauen kann.

Andre Breitenreiter ballt im Derby gegen Grashopper Club Zürich die Siegerfaust
Andre Breitenreiter ballt im Derby gegen Grashopper Club Zürich die Siegerfaust

SPORT1: Ist Teamspirit das Zauberwort für den Titel?

Breitenreiter: Nur damit geht es nicht. Man muss schon auch einen klaren Plan und eine Spielidee haben. Wir haben mit dem attraktivsten Fußball die Gegner vor Probleme gestellt. Von 32 Spielen haben wir 22 gewonnen, das sagt doch alles. Viele Spieler haben sich auf ein anderes Level gehoben, werden den Verein womöglich verlassen und bessere Verträge unterschreiben. Jeder Einzelne kann stolz sein. Ich werde diese Jungs mit Applaus verabschieden.

SPORT1: Werden Sie sich auch verabschieden? Dieser Erfolg wird schwer zu wiederholen sein.

Breitenreiter: Das mag sein, weil er so überraschend kam. Ich bin sehr entspannt, was meine persönliche Situation angeht. Ich will jetzt einfach die restlichen Wochen bis zum Saisonende genießen und mir nicht den Kopf über Fragen zerbrechen, die ich heute noch nicht beantworten kann. Wir haben Großartiges geleistet und das weckt natürlich Begehrlichkeiten. Das ist Teil des Geschäfts. Ich kann nicht wissen, was demnächst auf mich zukommt. Ich habe dem FCZ viel gegeben, aber auch viel erhalten. Wir werden hoffentlich weiter Spiele gewinnen und jede Party mitnehmen. Nach der Saison werden wir Gespräche führen. Falls es Alternativen gibt, werde ich mir diese sicherlich anhören.

SPORT1: Aber so ein Jahr wird nicht wiederkommen, oder?

Breitenreiter: Das weiß man nicht, man darf natürlich nicht auf der Stelle treten. Wenn wir davon ausgehen, dass dies jetzt der Normalfall ist, dann machen wir den ersten Fehler im Erfolg. Jeder kennt meine Meinung, wie nächste Schritte gegangen werden können. Nach der Saison wird es Gespräche geben, auch was meine Zukunft betrifft.

Borussia Mönchengladbach als idealer Verein?

SPORT1: Markus Babbel hat Ihren Namen zuletzt als möglichen Trainer von Borussia Mönchengladbach ins Gespräch gebracht. Bei Schalke haben Sie noch eine Rechnung offen.

Breitenreiter: Ich habe bei keinem Verein eine Rechnung offen, weil ich überall erfolgreich gearbeitet habe. Mit Schalke kam ich in die Europa League. Auch, wenn das in Deutschland nicht so wahrgenommen wurde. Ich freue mich, wenn sich Markus so über mich äußert. Er verfolgt die Schweizer Liga sehr intensiv. Ich kann mich nur bedanken.

SPORT1: Warum werden Sie in Deutschland weiterhin nicht entsprechend wahrgenommen trotz erfolgreicher Arbeit?

Breitenreiter: Ich weiß, was ich kann, verspüre jetzt keine Genugtuung. Meine Erfolge sprechen doch für sich. Es gibt einen Unterschied zu der Berichterstattung über mich in Deutschland und in der Schweiz. Meine Arbeit als Trainer wird in Zürich mehr wertgeschätzt als in Gelsenkirchen. In der Schweiz wird nicht sofort nach etwas Negativem gesucht. Wir haben beim FCZ aber auch viel Ruhe im Verein. Es gab keine Nebenkriegsschauplätze wie auf Schalke oder in Hannover.

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SPORT1: Ist denn die Bundesliga weiter ein Traum für Sie?

Breitenreiter: Na klar. Aber ich habe nach meiner Erfahrung in Zürich nicht die alleinige Priorität, in die Bundesliga zurückzukehren. Ich möchte Vereine trainieren, bei denen ich realistische Möglichkeiten habe, erfolgreich zu arbeiten. Die Bundesliga ist immer attraktiv, ich bin ein Kind der Bundesliga. Die Schweiz war als erste Auslandserfahrung genau die richtige Entscheidung und somit bin ich offen für weitere Engagements im Ausland.

SPORT1: Sie lassen es also offen, bei welchem Verein Sie in der nächsten Saison arbeiten?

Breitenreiter: Ich habe noch ein Jahr Vertrag und in diesem Geschäft ist alles möglich. Mit den Verantwortlichen wird es offene und transparente Gespräche geben. Dann werde ich eine Entscheidung treffen, wie es weitergeht.