Wie Diktator Xi an Chinas großer Covid-Lüge bastelt - FOCUS online
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Analyse vom China-Versteher: Wie Diktator Xi an Chinas großer Corona-Lüge bastelt
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  • FOCUS-online-Gastautor Prof. Dr. Dr.

Xi Jinping versucht, Chinas Geschichte umzuschreiben. Das zeigt sich besonders gut am Beispiel des Coronavirus. In der Vergangenheit wehrte sich Peking immer wieder gegen die Behauptung, der Pandemie-Ursprung liege in Wuhan.

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Diktaturen leben von Geschichsfälschung. So auch die chinesische. Machthaber Xi Jinping lässt die 5000-Jahre alte Geschichte Chinas so zuspitzen und zusammenschrumpfen, dass sie quasi auf die Alleinherrschaft der Kommunistischen Partei zuläuft.

Dafür nutzt er unter anderem die Quellen des Konfuzianismus, die den chinesischen Kaiser als einen "Sohn des Himmels" beschreiben, der von eben diesem Himmel „ein Mandat“ zum Herrschen erhalten habe.

All das dient dazu, den Chinesinnen und Chinesen mehr Nationalismus, der nicht nur in China wichtigster Bestandteil einer totalitären Ideologie ist, einzuimpfen.

Spannend, aber gerade keine Zeit?

 

Das Coronavirus sprang in Wuhan vom Tier auf den Menschen über

Wenn man besessen von der Idee einer glorreichen Nation ist, passen schlechte Nachrichten nicht ins Bild. Xi Jinping und seine Nomenklatura versuchen deshalb nun, die jüngere Geschichte umzuschreiben.

Konkret geht es dabei um den Ausbruch der Corona-Pandemie in China. Es besteht kein Zweifel daran, dass der Virus zum ersten Mal in Wuhan vom Tier auf den Menschen übergesprungen ist. Peking wollte davon schon immer ablenken.

Bereits im ersten Pandemie-Jahr 2020 verbot es einem internationalen Ärzte-Team der Weltgesundheitsorganisation, in Wuhan nach den Ursachen der Pandemie zu forschen. Obwohl die Wissenschaftler nur das beste im Sinn hatten, nämlich künftige Ausbrüche von Pandemien zu vermeiden, wollte Peking sie nicht im Land haben.

USA sind beim chinesischen Staatschef Feindbild Nummer 1

Vielmehr nährte die Kommunistische Partei die Behauptung, das Virus sei über Gefriergut aus dem Ausland eingeschleppt worden. Eine weitere unbegründete Behauptung ist, dass es aus einem US-Labor stammen soll.

So eine Erzählung mag der Führung in Peking opportun erscheinen, angespornt vom russischen Diktator Putin, der seinen Krieg gegen die Ukraine unter anderem mit der falschen Behauptung begründet hat, die USA hätten im Nachbarland Labore für die Forschung an Bio-Waffen betrieben.

Die USA sind sowohl beim russischen als auch beim chinesischen Staatschef Feindbild Nummer 1, denn das Land ist für sie der Inbegriff von Freiheit und Demokratie, die sie verachten. Die KP geht nun einen Schritt weiter und spannt dafür die Wissenschaftler in der Volksrepublik ein.

Wissenschaftler wurden zu Hause aufgesucht

Anders als in der freien Welt sind Wissenschaftler in China vom Wohlwollen der Partei abhängig. Als die Corona-Pandemie ausbrach, diskutierte der Wuhaner Arzt Li Wenliang mit Kollegen in einem Online-Chat über eine neuartige Lungenkrankheit, die überall in Wuhan aufgetaucht war, und deren Ursprung.

Als die Behörden das mitbekamen, wurde der Wissenschaftler zu Hause aufgesucht, bedrängt und ihm verboten, seine Arbeit fortzusetzen. Er starb wenig später, im Dienst an seinen Mitmenschen, selbst an Corona. So ist Li Wenliang ein Märtyrer für die Sache der Wissenschaft geworden.

Nun haben gleich mehrere Universitäten "Studien" veröffentlicht, die beispielsweise belegen sollen, dass chinesische Fledermäuse keine Corona-Erreger tragen, sondern vielmehr solche aus Südostasien.

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Der Süden Chinas ist bekannt für seine Fledermäuse

Wissenschaftler aus Australien, die nach eigenen Untersuchungen, die sie in der Fachzeitschrift "Science" veröffentlicht haben, den Ursprung der Pandemie eindeutig in Wuhan verorten, halten die neuen Propaganda-Berichte für "Blödsinn". Das sagte einer der Forscher dem „Spiegel“ .

Der Süden Chinas sei bekannt für seine Fledermäuse. Bereits 2013 hatten Wissenschaftler dort ein ähnliches Virus identifiziert.  Aus China gelangt nichts in Zeitungen, Zeitschriften und Magazine in der freien Welt, ohne dass vorher die Kommunistische Führung die Texte gesehen hat.

Darüber hinaus setzt Peking die Weltgesundheitsbehörde unter Druck, den Ursprung der Pandemie nicht mit China in Bezug zu setzen. Bereits 2020 wurden diesbezüglich Vorwürfe gegen die Behörde und ihren Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus laut.

China will überall steuern, was über das Land gedacht wird

Dieser habe sich zum Komplizen Pekings gemacht. Auf Bestreben der chinesischen Diktatur hin wurde es auch dem demokratischen Taiwan verboten, Daten in die WHO einzubringen und einen Beitrag zur Krisenbewältigung zu leisten. Taiwan war eines der Länder, das am besten auf den Ausbruch der Pandemie reagiert hatte.

Chinas erklärter Anspruch ist es, überall auf der Welt zu lenken, was über die Volksrepublik gedacht und gesagt wird. Diese totalitäre Ambition macht auch vor den Vereinten Nationen nicht halt. China scheidet nun auch noch im Feld der Wissenschaft als Partner aus. Xi Jinpings Rechnung geht dabei auf: Er möchte sein Land vom Rest der Welt isolieren.

Im chinesischen Internet sprechen Kritiker bereits von "Westkorea", wenn sie von der Volksrepublik reden. Die verarmte Steinzeit-Diktatur nebenan ist für Xi ein Vorbild in Sachen Abschottung. 

Über den Gastautor

Alexander Görlach ist Honorarprofessor für Ethik an der Leuphana Universität in Lüneburg und Senior Fellow am Carnegie Council for Ethics in International Affairs in New York. Nach einem Aufenthalt in Taiwan und Hongkong hat er sich auf den Aufstieg Chinas konzentriert und was dieser für die Demokratien in Ostasien im Besonderen bedeutet. Von 2009 bis 2015 war Alexander Görlach zudem der Herausgeber und Chefredakteur des von ihm gegründeten Debatten-Magazins The European. Heute ist er Kolumnist und Autor für verschiedene Medien. Er lebt in New York und Berlin.

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