21. März 2024 - Ausgabe Nr. 13 - Das Blog der Leser
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21. März 2024 – Ausgabe Nr. 13

 

Leserbriefe zum Titelthema „So sind sie wirklich“ Wer wählt die AfD?“ von Sasan Abdi-Herrle und Christian Endt

Ihr „Magazin“ lese ich seit langem nicht mehr, aber ich bin habe studiert, umgeschult, arbeite in einem qualifizieren Beruf, bin Mutter und AfD-Wählerin. Nun, unter Ihrem Titel steht, dass Sie „beunruhigende Erkenntnisse“ über uns gewonnen haben. Aber wissen Sie, was ich, gelinde gesagt, beunruhigend finde? Die von Herrn Reul nun offen benannte, stetig steigende Migranten-Kriminalität, nicht nur in NRW. Weiterhin das Vorhaben von Faeser und Paus, Meinungs-Äußerungen zu verbieten, die nicht strafbar sind, Ihnen aber nicht gefallen und dies als „Demokratiefördergesetz“ zu bezeichnen! Leute, die Plakate mit der Aufschrift „AfDler töten“ auf sogenannten Demos gegen rechts vor sich hertragen und offenbar keinerlei Konsequenzen zu fürchten haben. Schüler, die von der Polizei aus dem Unterricht geholt werden, weil ein Direktor ebenfalls eine Meinungsäußerung bestrafen will, während die stetig steigende Gewalt an Schulen vertuscht wird. Ich könnte endlos so weitermachen, aber ich bin sicher, sowas findet in ihrem Artikel keine Erwähnung.
C. Hainz

Jetzt weiß ich zwar, dass meine Vorurteile über die AfD-Wähler*innen nur zum Teil stimmen, aber ich weiß immer noch nicht genau, warum diese Menschen AfD wählen. Sind sie migrant*innenfeindlich, weil sie generell Fremdes oder Unvertrautes ablehnen, oder überwiegen ökonomische Gründe, da Flüchtlinge die Steuerzahler*innen zunächst Geld kosten und eventuell mit den ärmeren Bevölkerungsschichten um Sozialleistungen und/oder Jobs direkt oder indirekt konkurrieren? Wenn es ums Geld gehen sollte, kann man argumentieren, dass auch Migrant*innen in der Regel nach ein paar Jahren den Wohlstand Deutschlands mehren – letztlich auch jenen der AfD-Wähler*innen – bzw. wegen des Geburtenrückgangs als Arbeitskräfte sogar unverzichtbar sind. Wenn Fremdenfurcht der Grund für die Ablehnung ist, würde wohl eine gute Integration der Migrant*innen helfen. Daran hapert es allerdings gelegentlich, was möglicherweise nicht immer am Unwillen von Migrant*innen liegt, sich zu integrieren, sondern manchmal einfach an Unkenntnis der hiesigen Sitten und Wertvorstellungen. Dem offensichtlichen Bedürfnis vieler AfD-Wähler*innen nach Führung und klaren Vorgaben können weder Olaf Scholz noch Friedrich Merz noch Markus Söder gerecht werden. Überhaupt dürfte es für demokratische Politiker*innen, die Verhandlungen und Kompromisse gewohnt sind, schwierig sein, diesbezügliche Basta-Gelüste zu befriedigen. Olaf Scholz versucht es meines Erachtens gerade mit der Taurus-Verweigerung.
Ulrich Willmes

Wir leben in einer vermittelten Welt, vermittelt insbes. durch Zivilisation, Technik, Recht, Medien, Geld. Wenn Menschen sich nach einem unmittelbaren Verhältnis zur Welt sehnen, hilft es ihnen nicht, wenn Politiker, Journalisten oder Lehrer sich bemühen, die Welt mit sachlichen Darstellungen und guten Argumenten zu vermitteln. Jeder derartige Versuch erhöht die Distanz zur Welt und verstärkt das Bedürfnis nach Unmittelbarkeit. Schulabschlüsse helfen nicht, wenn diese nur als Zugangsberechtigung zu einer beruflichen Qualifikation erworben worden sind. Wo das Bedürfnis nach Unmittelbarkeit stets von sich ausgeht und bei sich endet, gibt es keinen Raum für Fremdes und sehr viel Raum für Ängste, auch Abstiegsängste. Vielleicht ist das der Kern der im Artikel angesprochenen Einstellungen, die einen gemeinsamen Nenner der AfD-Wähler ausmachen könnten. Auch andere Parteien zielen mit einfachen Antworten auf die innere Enge ab, um zu diesen Menschen eine Verbindung herzustellen. Das hilft kaum, eher im Gegenteil, denn diese Menschen wählen dann doch gleich lieber das Original. Sehr ernüchternd, wenn für diese Menschen einzig noch Sahra Wagenknecht in Frage kommen sollte.
Reinhard Koine

Es sähen sich „weniger als fünf Prozent der AfD-Wählerschaft am rechten Rand“ und die AfD-Wähler*innen sortierten sich selbst „in den Bereich der politischen Mitte ein“, stellen die Autoren verwundert fest. Vielleicht hat dies damit zu tun, dass im vergangenen Jahrzehnt Begriffe wie rechts, mittig und extremistisch, sowie auf anderen Feldern Begriffe wie Angst, Hetze, Hass, Missbrauch, Antisemitismus, Traumatisierung, Stress und Diskriminierung, um nur einige zu nennen, semantisch entweder verfremdet oder bis ins Banale durchgereicht wurden. In anderen Worten: Wenn das, was die Bevölkerung als mittig versteht, jetzt rechts heißen soll, dann lässt man sich halt achselzuckend als rechts bezeichnen. Wenn, fühlt man, „die da oben“ unter Hass verstehen, dass man etwa gegenüber der Ausländerpolitik kritisch ist, sei dies bitte schön ein Problem für „die da oben“, die ihren Sprachzirkus gefälligst unter sich selbst ausmachen sollten. Nebeneffekt: Selbst harte Aussagen aus dem Höcke-Flügel werden von der AfD-Wählerschaft in der Regel nicht sonderlich ernst genommen, weil man gewohnheitsmäßig davon ausgeht, dass sie seitens der Medien eh absichtlich missinterpretiert und somit falsch konnotiert unters Volk gebracht werden. Es gibt also eine Sprach- und Vertrauenskrise zu „denen da oben“ und deren Ideologien. Die Fähigkeit zur Selbstkritik wäre beiderseits wünschenswert. Man kann nur hoffen, dass der Verfassungsschutz sensibel vorgeht und sich von niemandem einspannen lässt. Karlsruhe könnte dafür Vorbild sein.
Kurt Schäfer

Ich finde es wichtig, sich mit den Wählerinnen der AfD zu beschäftigen. Z.B.:  die Erkenntnis, dass nicht nur Armen die AfD wählen, wobei auch das unlängst bekannt ist. Ich werde den Eindruck nicht los, dass wir seit Monaten uns mit Menschen beschäftigen, die wir gerne „verstehen“ und überzeugen möchten, „ihre Sorgen ernst nehmen“ höre ich immer wieder. Auch die Politik will sie ständig „zurückgewinnen“. Ich erinnere mich wie es war, als Flüchtlingskind Angst zu haben (in Hessen), wenn Nazis draußen an der Haltestelle standen, und wehe du bist an der falschen Haltestelle ausgestiegen. Und wenn ich von Todesangst rede, meine ich es auch so. Das Leben einer Flüchtlingsfamilie in einem hessischen Dorf ist wahrlich kein privilegiertes Leben. Oft frage ich mich, wie viele Kinder und Jugendlichen mit der falschen Hautfarbe, Religion oder sexueller Orientierung in dieser Republik Angst haben mussten und wie oft eigentlich ihre Sorgen ernst genommen worden sind. Wie viele Familien in diesem Land werden Opfer vom Hass, Gewalt oder Beleidigung, ohne dass wir es registrieren? Warum gibt es eigentlich keine große Studie der großen Medienhäuser über die, die wirklich unter den Druck der rechtsextremen jahrelang gelitten haben. Der Satz sollte lauten, „Die Leidtragenden… Wo sind sie wirklich“.
Said Boluri

In den Statistiken zur Verteilung auf Ost und West fehlt mir der Hinweis, dass zwar „nur“ 24% auf den Osten entfallen, der Bevölkerungsanteil aber nur ca. 17% beträgt. Damit wählen prozentual circa 1,5-mal so viele Ostler die AfD wie Westler! Diese Tatsache hätte einen Niederschlag in einem Balkendiagramm verdient.

Helmut Ripke

Viele Menschen wählen vermutlich nur die AfD, weil sie von dieser Ampel heil- und maßlos, aber dafür durchgehend, enttäuscht worden sind. Diese Ampel regiert nicht nur grottenschlecht, für mich erfüllt das eher den Tatbestand einer Verweigerung, vielleicht, doch etwas regieren zu müssen. Die AfD könnte es vielleicht etwas besser machen, aber dafür müsste die AfD erstmals das Ruder übernehmen. Eine Gelegenheit dazu könnte eine der kommenden Landtagswahlen im Osten sein! Die Altparteien werden jedoch alles, was in ihren Kräften steht tun, um diesen Fall der Fälle möglichst zu verhindern.
Riggi Schwarz

Hat wirklich jemand geglaubt, dass jeder ein rechter Schreier sein muss, der die Migration und nicht das Klima ganz oben auf seiner politischen Sorgenliste stehen hat? Der Artikel von Sasan Abdi-Herrle und Christian Endt war überfällig.
Jean-Claude Will

Zusammengefasst: „Nur die dümmsten Kälber, wählen Ihre Schlächter selber“
Peter Kastner

Erschreckend! Über 50% der Fläche (des Materials Papier) ver(sch)wendet für Männeken-Grafiken, die inhaltsarm und eher manipulativ daherkommen. Dazu Designerlücken und aufgeblasene Überschriften. Inhalt:  dünn, ganz nett, auch auf einer halben Seite vermittelbar. DOSSIER? Etikettenschwindel Ich frage Sie mit dem dümmelnden Satz, der leider auch bei Ihnen einsickert: WAS IST DA LOS? Auf Ihrem Weg in die neue „ZEIT: DAS WOKE BILD – SUV“ sind Sie dabei, mich als langjährigen Leser zu verlieren
Wolfgang Stidl

Von einem Dossier in der ZEIT erwarte ich eine tiefgreifende Analyse (und bekomme sie in der Regel). Der Text über die AfD-Wähler*innen lässt mich unbefriedigt zurück. Unter dem Titel „Die AfD-Wähler – so sind sie wirklich“ wird viel versprochen, doch schon die Überschrift klingt eher nach Clickbait. Der etwa halbseitige Text dampft die Erhebungen ein auf die Erkenntnis, dass Migration ein wichtiges Thema für die extreme Rechte ist. Wow. Dafür kann ich auch Maximilian Krahs TikTok-Account konsultieren. Die statistische Auswertung kann gewiss gewinnbringend sein. Etwa die Darstellung der Parteiwanderung. Über die bloßen Zahlen geht das Dossier aber leider nicht hinaus. Mir fehlt die Analyse. Wenn so wenig Wähler*innen von den Grünen zur AfD wechseln, was kann das für andere Parteien bedeuten? Eine weitere halbe Seite verwendet die ZEIT für eine Grafik, die ein Verhältnis von 44 % AfD-Wählerinnen und 56 % AfD-Wählern darstellt. Glaubt die ZEIT, dass ihre Leser*innen sich keine Zahlen im zweistelligen Bereich vorstellen können?  Viel spannender wäre eine Beschäftigung mit Antisemitismus und Antifeminismus der AfD. Oder Antigenderismus, was eint AfD und Union in ihrer Ablehnung des Genderns – und was unterscheidet sie? Wichtig ist auch die Berichterstattung über die Gewalt gegen AfD-Gegner*innen, wie sie etwa im Politikteil derselben Ausgabe zu lesen ist.
Jakob Fesca

Mit großem Interesse und brennender Neugierde kaufte ich mir die Ausgabe der Zeit vom 21. März 2024, weil mich das mit einem großen, bunten Foto angekündigte Dossier mit dem Inhalt „die AfD Wähler, so sind sie wirklich“ als überzeugter Gegner dieser Partei natürlich sehr interessierte. Umso enttäuschter und frustrierter war ich, als ich dann das zweieinhalbseitige Dossier las, wobei es von der Menge her gar nicht viel zu lesen gab. Geschätzte 75 % des als Datenanalyse bezeichneten Dossier bestanden aus Bilderchen sowie Grafiken. Entweder trauen die Journalisten des Beitrages den Leserinnen und den Lesern der ZEIT es intellektuell nicht zu, einen mehrseitigen, gehaltsvollen Text zu verstehen oder sie haben die schönen Bilderchen verwendet, weil ihnen einfach nicht mehr Text einfiel. Und kann man wirklich von einer repräsentativen Analyse sprechen, wenn nur eine einzige Person als typischer Wähler beziehungsweise Wählerin untersucht wird. Mein Resümee: der Informationsgehalt dieses Beitrages überstieg, nur geringfügig solche Informationen, die man heutzutage über TikTok oder Ähnliches Social Media abrufen kann. Die Verfasser des Dossiers sollten sich ein Beispiel an der am 18. März in der ARD ausgestrahlten Sendung „Hart aber fair“ nehmen, in der haarscharf und präzise herausgearbeitet wurde, weshalb die AfD gerade bei jungen Wählern zunehmend Erfolg hat, indem sie als einzige der im Bundestag vertretenen Parteien bislang die Manipulationsmöglichkeiten von TikTok brillant ausnutzt. Von einer renommierten Wochenzeitung, die etwas mehr Zeit zur Analyse und zur Recherche haben sollte als eine Tageszeitung kann man sich wohl mehr erwarten.
Andreas Otto Kühne

Dieser Artikel ist diagnostizierter und zugleich selbst populistischer Unsinn mit suggestiven Fragen von staatlich nicht unabhängigen Institutionen an zunehmend Menschen, welche sich ohne Ahnung mutig Meinungen über irgendwelche politische Scheingrößen erlauben. Dieser an Solipsismus grenzende journalistische Wahn, gestärkt von politischen Personen mit vertikalem Karriereverlauf in dieser Thematik, wird zunehmend nervig. Ich wehre mich gegen diese Art der medialen Wahrheitsfindung, erst recht wegen der unterstützenden Wirkung für die AFD.
Jürgen Dressler

Vielen Dank für ihre interessante Analyse. Verzeihen Sie mir die etwas sarkastische Bemerkung: Sie schreiben, dass 20% der AfD-Wähler unter gewissen Umständen einen Diktator befürworten und gleichzeitig behaupten (andere) AfD-Wähler, sie würden in einer Diktatur leben, in der es keine freie Meinungsäußerung gäbe. Finde den Fehler.
Till Borchert

Danke für die Aufklärung zum AFD-Wähler. Doch auch jetzt, nach den vielen überraschenden Informationen, beschleicht mich wieder der Verdacht, dass unsere Justiz – und die Gesamtheit der politischen Elite in Deutschland die Sache wie 1933 vergeigen wird. Die Entwicklung der politischen Situation in Deutschland in den letzten Jahrzehnten zeigt bis heute nichts anderes: Der Einfluss des Faschismus nimmt kontinuierlich zu, während sich die Politik davor fürchtet, die Justiz könne einem Verbotsverfahren ein Schnippchen schlagen – und dem Faschismus die rechtsstaatlichen Hürden wegräumen. Ich fürchte sehr, dass man noch sagen können wird: Wenn ich einst mein Haus verlassen werde, werde ich Feindesland betreten – in Anlehnung an Fritz Bauer. Frau Felor Badenberg zählt auf, woran man den Faschismus der AFD erkennt. An ihren Taten – nicht was sie mit ihrer Satzung zu vertuschen sucht. Trotzdem sei ein Verbotsverfahren der größte Fehler. Nein, Frau Bodenberg: Der größte Fehler ist das Jahrzehnte andauernde Herumhampeln politischer Eliten und der Justiz im Angesicht der Fakten, die die Faschisten jetzt schon schaffen. Hierzulande wird so lange geprüft, bis die politischen Fakten die Prüfungen abschaffen werden.
Norbert Kühne

Wollen Sie mit der Aufmachung der Boulevard-Presse Konkurrenz machen? Für den Titel der ZEIT wünsche ich mir weniger „wirklich verstörende Erkenntnisse“ sondern seriöse Informationen. Der Artikel selbst war dann gar nicht mehr reißerisch, brachte aber auch nicht wirklich neue Erkenntnisse, zumindest falls man nicht die letzten zehn Jahre im Elfenbeinturm verbracht hat… Erklären Sie doch den beschriebenen Menschen lieber, wohin eine Politik der AFD führen würde und welche (negativen) Konsequenzen für sie selbst und letztendlich für uns alle daraus entstehen könnten. Ich freue mich auf weitere informative Ausgaben.
Martin Schultz-Brummer

Man kann die Wähler der AfD dem Artikel nach ganz kurz charakterisieren: egoistisch und verantwortungslos. Sie handeln nach dem Motto: Hauptsache mir gehts gut. (Dazu passt der Aufschrei von Alice Weidel: keiner nimmt mir mein Schnitzel weg!)
Adelheid Becker

Vielleicht kann es so ausgeleuchtet werden: ‚Die Mitte‘ sehnt sich nach Autoritäten. In Ermangelung derselben bleibt nur der (Rück-)Griff auf die, mithin die Wahl der, Autoritären, um ein Gefühl von Geführtwerden entwickeln zu können. Den möglichen Konsequenzen solchen Handelns wird ein schwächeres Gewicht beigemessen als der Erfüllung des Wunsches nach bequemen Orientiertsein, einer billigen Nutzung von als Dienstleistung verstandener Politik.
Volker Homann

„Diese Regierung hasst Deutschland“, sagte Weidel am Mittwoch mit Blick auf die Ampel, ohne allerdings diese dreiste Behauptung zu begründen. „Es brennt in Deutschland. Und die Regierung aus überforderten Fehlbesetzungen und starrsinnigen Ideologen ist der Brandstifter. Die geschundenen Leistungsträger dieses Landes gehen auf die Straße“, bilanzierte Weidel. Die Bundesregierung ziehe eine „Schneise der Verwüstung“ durch dieses Land. Dr. Alice Weide AfD im Bundestag am 31.1.2024 Der Redebeitrag von Alice Weidel heute im Plenum war hasserfüllt, ein verleumderisches Geschrei. Nicht nur die Inhalte der Rede knüpften an den Beginn des Nationalsozialismus an, sondern auch das populistische Keifen. Diese Rede nach der Auschwitz Gedenkstunde muss jeden wach machen“ schrieb Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach auf X, vormals Twitter. In den vergangenen Tagen hatten Hunderttausende in vielen Städten gegen Rechtsextremismus und gegen die AfD demonstriert. Auslöser war ein Bericht des Medienhauses Correctiv über ein Treffen radikaler Rechter in Potsdam mit einigen AfD-Politikern sowie einzelnen Mitgliedern der CDU und der sehr konservativen Werteunion. Dabei ging es nach Angaben von Teilnehmern um das Konzept der sogenannten „Remigration“. Wenn Rechtsextremisten den Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll – auch unter Zwang. T-Online Nachrichten vom 1.1.2024
Die AfD nimmt für sich in Anspruch, eine bürgerliche Partei der Mitte zu sein. Dass dies objektiv anmaßend und eindeutig unzutreffend ist, darüber kann auch ausweislich des aktuellen Meinungsbildes in Form von Demonstrationen gegen die AfD und den Rechtsradikalismus mit millionenfacher Beteiligung der deutschen Bevölkerung kein ernsthafter Zweifel bestehen.

Mit dem demokratiegefährdenden und fremdenfeindlichen Jargon ihrer führenden Köpfe ist die AfD allerding zweifelsfrei in einer besonderen Mitte zu verorten, nämlich in der Mitte der NSDAP. Hitler hätte Björn Höcke, Alice Weidel und ihre Gesinnungsgenossen zweifellos geliebt, die SPD und ihren Vorsitzenden Otto Wels hingegen hat Hitler inbrünstig gehasst. In der Reichstagssitzung zur Abstimmung über das Ermächtigungsgesetz im März 1933 hat Hitler die SPD verächtlich gemacht und ihrem Fraktions-Vorsitzenden Otto Wels gedroht. Die SPD hat als einzige Partei sich der Zustimmung zum Ermächtigungsgesetz widersetzt. Otto Wels mit den Worten: „Die Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht. Wir deutschen Sozialdemokraten bekennen uns in dieser geschichtlichen Stunde feierlich zu den Grundsätzen der Menschlichkeit und Gerechtigkeit, der Freiheit und des Sozialismus.“ 90 Jahre später wird es Person wie Björn Höcke und Alice Weidel, der Inkarnationen der NS-Ideologie und ihrer demagogischen Propaganda, gestattet, ohne die Gefahr für eigene persönliche Konsequenzen, demokratisch gewählten Volks- resp. Regierungsvertreter zu verunglimpfen, indem sie ihnen unterstellt, sie würden Deutschland hassen.
Mit perfider Propaganda werden notorische Fremdenfeinde und mit ihrer Lebenssituation unzufriedene Menschen eingefangen und dadurch illegitim Mandate in demokratischen Institutionen quasi ergaunert. Soweit sich diese Unbelehrbaren und Unzufriedenen auch durch die eindrucksvollen Demonstrationen gegen die rechtsradikalen Gefahren und Unkenntnis oder Ignorierung der unseligen Untaten der NS-Diktatur nicht davon abhalten lassen, der AfD Ihre Stimme zu geben, sollte für zukünftige Wahlkämpfe die Parole von Martin Kaysh, Kabarettist, Alternativkarnevalist („Geierabend“) und Blogger in vorwärts 6/2023 Rubrik „Das Allerletzte“ – zitiert v. H. Martenstein im ZEIT Magazin im Dez. 2023 gelten: Nur Nazis wählen Nazis! Nachfolgend zwei von unendlich vielen grauenhaften Beispielen des bestialischen NS-Terrorsystems ab Errichtung der Hitler-Diktatur im März 1933, wohin uns die Politik der AfD auch führen könnte, wenn man die AfD und ihre führenden Repräsentanten wie Björn Höcke und Alice Weidel weiter wie heute ungehindert gewähren ließe. Wen die nachfolgenden Gräueltaten nicht erschüttern und anrühren, stellt eine ernstzunehmende Gefahr für den Bestand der Demokratie dar und verwirkt die Grundrechte unseres demokratischen Verfassungsstaats. Persönliche Einschätzung von Manfred Eckelt im Jan. 2024 Ich las Jorge Semprúns Roman Die große Reise, in dem er schilderte, wie er das Eintreffen einer Güterwagonladung polnischer Juden in Buchenwald miterlebte. Bei der Ankunft waren alle Gefangene erfroren, mit Ausnahme von 15 Kindern, die inmitten des Knäuels von Körpern warmgehalten wurden. Nachdem sie die Kinder aus dem Wagon geholt hatten, ließen die Nazis die Hunde auf sie los. Bald waren nur noch 2 Kinder übrig: „ … der kleinere begann zurückzubleiben, die SS-Männer brüllten hinter ihnen, auch die Hunde begannen zu brüllen, der Blutgeruch brachte sie außer sich, aber da hielt der größere der Jungen im Lauf inne und nahm die Hand des kleineren, der schon stolperte, und sie legten zusammen noch ein paar Meter zurück, die linke Hand des Jüngeren in der rechtens des Älteren, bis die Knüppel auch sie niederstreckte und sie nebeneinander mit dem Gesicht zu Boden fielen, ihre Hände für immer vereint.“
Der slowenische Philosoph Slavoj Zizek (1923-2011) in DIE ZEIT vom 8.4.2010 in seinem Beitrag: „Das ist mir heilig Hand in Hand Gott in Buchenwald: Für einen flüchtigen Moment anwesend“ Ich sah den SS-Mann draußen stehen. Er befahl der Mutter, ebenfalls auf den Wagen zu steigen. Sie weigerte sich. Dabei hielt sie das jüngste Kind ganz fest auf dem Arm. Ich sah, dass vis-à-vis in allen vier Etagen Menschen hinter Gardinen standen und die Szene beobachteten. Der SS-Mann stieß der Frau mit dem Gewehr immer wieder in den Rücken und schubste sie so weiter. Dann entriss ihr ein anderer das kleine Kind. Das Kind begann zu schreien. Der Mann schlug das Kind gegen den Wagen, einmal, zweimal, dreimal. So lange, bis es nicht mehr schrie. Es war tot. Das habe ich begriffen. Dann ertönten Sirenen, ein Luftangriff. Der SS-Mann warf das tote Kind zum Vater in den Wagen, die Frau stieg endlich auf. Im Nu fuhren sie davon. aus einer SPIEGEL Reportage von 2019 und einem TV-Beitrag am 3.11.2020 über das Schicksal von Rahel Mann geb. 1936 Am 7.10.2023 zeigte auch die Hamas die gleiche entmenschlichte Fratze wie Hitler und seine willfährigen Erfüllungsgehilfen ab März 1933. Sinnbildlich: Das Bild der von Terroristen der Hamas auf den Pickup geworfenen, bewusstlosen und fast unbekleideten Israelin. Ein Terrorist hatte triumphierend, lässig ein Bein über die vermutlich bereits tote Frau geworfen. Geschehen nach dem hinterhältigen Überfall der Hamas auf Grenzbewohner und Festivalbesucher, mit tausendfachen Ermordungen und massenhaften Vergewaltigungen, über hundert bis heute und auch offensichtlich gefolterten Entführten (vgl. Wikipedia: Terrorangriff der Hamas auf Israel v. 7.10.2023)
Eine andere Antwort als die Vernichtung der hinterhältigen militärischen Installationen in und unter den Wohnungen und öffentlichen Gebäuden und die vollständige Entwaffnung aller Terroristen in ganz Gaza mit militärischen Mitteln kann es gar nicht geben. Aus humanitären Gründen kann und muss die Zivilbevölkerung evakuiert werden, was logistisch ohne Weiteres über Land nach Ägypten und Israel und über das Mittelmeer darstellbar ist, und zwar unabhängig davon, ob sie in die Hamas-Untaten verstrickt ist oder nicht. Als Voraussetzung für die Beendigung der Kampfhandlung muss die Hamas alle Entführten unverzüglich freilassen und sich bedingungslos ergeben. Wenn dies im unwahrscheinlichsten Fall geschehen sollte, kann es nur eine zukunftsfähige Lösung geben: einen gemeinsamen israelisch-palästinensischen Staat.
Manfred Eckelt

Sonst ein zufriedener und freudiger Leser, habe ich mich über das Dossier der aktuellen Ausgabe geärgert. Oder eher über die Ankündigung dessen. Man kündigt auf der Titelseite „verstörende Erkenntnisse“ an und liefert im Dossier dann eine mehr als oberflächliche, kaum überraschende (eben doch überwiegend männlich, doch unterdurchschnittlich gebildet, doch eher einkommensschwach, vor allem im Osten stark, oh wow: Wähler*innen rechtspopulistischer Parteien vereinen autoritäre Einstellungen) Datenanalyse. Nichts daran dürfte einen einigermaßen politisch informierten Leser überraschen. Davon abgesehen, dass es m. M. eines der schwächsten Dossiers war, das ich in der ZEIT gelesen habe, weckt der Text auf der Titelseite eindeutig falsche Erwartungen. Im digitalen Raum würde man wohl von Clickbaiting sprechen. In der echten Welt dann vielleicht von Readbaiting? Das könnt ihr besser!
Moritz Fleischmann

Ich bin 55 Jahre alt, kein AfD – Wähler, aber strikt gegen die Grünen. Als ich Ende der achtziger Jahre als Aussiedler/ Vertriebener in Deutschland eingebürgert wurde, musste ich verschiedene Urkunden (z. B. Ahnenpass) vorlegen, um meine Abstammung zu dokumentieren, obwohl ich binational geprägt bin. Ein guter Freund, der etwas später einreiste – die Einbürgerungsregeln waren strenger – hat mit dem Waffen-SS – Ausweis seines Großvaters, das Prozedere beschleunigt. Ist das ein ethnischer Volksbegriff? Ja. Rechtsradikal? Nein. Wer dem Zeitgeist gerecht werden will, sollte auch die Gesetzeslage anpassen. Mir ist nicht bekannt, dass der Artikel 116 GG abgeschafft wurde.
Lorant Elekes

Siehe da, man kann sich mit der Causa AFD also auch ohne Schaum vor dem Mund analytisch auseinandersetzen. Die glaubhafte Faktenbasiertheit der gewonnenen Erkenntnisse verwöhnt den Leser und wäre generell ein richtungsweisendes Modell fürs politische Einwerten.  Selbsternannte „Freunde der Demokratie“ werden sich bestimmt schwer damit tun, vom eingeübten Narrativ der männerdominierten, bildungsfernen, kulturell abgehängten, wirtschaftlich erfolglosen, geistig unterbelichteten und mitmenschlich verkommenen AFD-Wählerschaft Abschied nehmen zu wollen. Aber so ist das eben mit Feindbildern. Vermeintlich alles zu 100 % sicher im Kasten, da fangen die plötzlich an zu verwackeln.
Konrad Gold

Die Formel von den Weimarer Verhältnissen ist in der bundesrepublikanischen Geschichte schon arg strapaziert worden, doch belegt die Auswertung der aktuellen Daten, dass wir ihnen ein gutes Stück weit nähergekommen sind. Nach der Umfrage weisen mehr als 60 Prozent der AfD-Anhängerschaft eine Diktatur nicht gänzlich von sich. Dieser bereits hohe Wert wirkt noch erschreckender, wenn diejenigen mit autoritärer Ader berücksichtigt werden, die nicht der AfD zugetan sind. Diese Zahlen stehen zudem in Verbindung mit der weit verbreiteten Ablehnung der etablierten Parteien und des politischen Systems schlechthin. Darüber hinaus zeigen sie, dass die Idee der Volksgemeinschaft wieder en vogue ist, die europäische hingegen mehr und mehr an Boden verliert. Alles in allem ist das antidemokratische Denken, so wie es einst der Politikwissenschaftler Kurt Sontheimer präzise aufgearbeitet hat, in wenigen Jahren mit voller Wucht zurückgekehrt, sodass wir mindestens mit einem Bein in den eingangs erwähnten Weimarer Verhältnissen stecken. Damit wendet sich ein bedeutender Teil der Bevölkerung gegen einen demokratisch verfassten Staat, welcher seit nunmehr 75 Jahren für Frieden, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und für einen Wohlstand steht, der in der historischen Perspektive unvergleichlich ist.
Günter Pesler

Ich erschrecke immer neu über die inhaltslose Diskussion zur AfD. Scheinbar gibt es unter uns immer weniger die Chance, sich über Themen auseinanderzusetzen. Schnell ist man dann links oder rechts, oder noch schlimmer: gleich Nazi. Auch die Anti-AfD-Demos protestieren nicht zu Themen, sondern zu Allgemeinplätzen. Damit wird es nie gelingen einen rechtsnationalen Rück zu verhindern. Viele Bürger wollen Antworten auf ihre Fragen haben, wenn es die überhaupt gibt. Als ehrenamtlicher Streetworker bin ich jede Woche in Diskussionen verwickelt. Die Angst vor zu vielen Ausländern – und damit die Frage, wie Integration gelingen kann. Die Frage der Armut von Menschen, denen die Inflation die Haare vom Kopf frisst. Dazu kommen Fragen, die wir in vielen Jahren als konservativ abgetan haben und die sich Menschen oft lange nicht getraut haben anzusprechen: über das Familienbild, über Homosexualität, über Abtreibung, über einen politischen Islamismus und das leidige Gender – Thema. In die Diskussion haben sich längst auch eher fundamentale christliche Gruppen eingeschaltet, deren Gesellschaftskritik nur von „Rechts“ aufgegriffen wurde. Sie alle finden nur noch Gesprächspartner in der eigenen „bubble“ oder in sozialen Netzwerken, die die offiziellen Medien inzwischen immer radikaler ablehnen. Wann beginnen Sie in den gesellschaftlich etablierten Medien die Diskussion wieder aufzunehmen? Ein AfD-Mitglied meinte neulich zu mir: „Gäbe es die CDU von vor 30 Jahren noch, wäre ich nicht AfD-Mitglied.“ Haben wir da eine Entwicklung verpasst?
Thomas Ruppenthal

An der Studie gibt es durchaus einiges auszusetzen. Eine Längsschnittstudie als dieselbe empirische Studie zu mehreren Zeitpunkten wirft etliche Probleme auf. So etwa bei der Frage 16: Und wie zufrieden oder unzufrieden sind Sie – alles in allem – mit der Demokratie, so wie sie in Deutschland besteht? Inhaltlich ist diese Frage gegenüber dem Studienbeginn viel zu allgemein! Die „Demokratie“ hat nämlich für den Bürger Veränderungen erfahren, die sich als Unzufriedenheit ausdrücken. Das hat aber nichts damit zu tun, dass die Befragten weniger „demokratisch“ gesinnt sind, sondern auf die Übergriffigkeit des Staates in jeglicher Beziehung so reagieren, wie beschrieben. Pandemie, Heizungsgesetz, Klimapolitik, marode Infrastruktur, Bildungsmisere, Unglaubwürdigkeit der Berichterstattung, Gendern und eine ganze Menge mehr steigern die Verdrossenheit, die den AfD Wählern dann als „Unzufriedenheit mit der Demokratie“ zur Last gelegt wird. Das geht auch methodisch eindeutig und unzulässig zu weit! Die Befragten lehnen radikal (?) nicht das politische System an sich ab, sondern dieses System!!! Die Frage nach der „Demokratie“ ist mangels Analyse hinsichtlich des Ergebnisses erstens erwartbar und zweitens überflüssig. Keine der anderen Fragen in der Studie heilt diesen Mangel. Der auch laut ehemaliger Verfassungsjuristen bestehende rechtswidrige Zustand etwa in der Migrationsfrage als verstärkendes Element hinsichtlich Disziplin und Ordnung hat nicht das geringste mit der Deutung von Herrn Wagner zu tun. Wie man daraus eine bis ins Kaiserreich rückwärtsgewandte Einstellung konstruieren kann, ist ebenso dreist wie überheblich. Vielmehr deutet es darauf hin, dass die Befragten zu Recht nichts weniger von der Demokratie erwarten, als dass diese für verlässliche, rechtssichere und damit stabile Verhältnisse sorgt. Auch der Wunsch nach niedrigeren Steuern ist aus der Sicht der Steuerbürger wie des Verfassungsgerichts keineswegs abwegig.  Auch angesichts der Großzügigkeit von Subventionen z.B. im Energiebereich, gegenüber der EU und auch der Ukraine zu Lasten der produktiv arbeitenden Bevölkerung, die kaum noch über die Runden kommt und von der Deindustrialisierung bedroht wird. Würde man BSW affine Wähler befragen so käme wohl Ähnliches heraus wie bei der AfD.
Carlheinz Swaczyna

Die Ankündigung auf der Titelseite der Nr. 13 zu den AfD-Wählern lässt die Erwartung aufkommen, im Dossier etwas Neues zu erfahren. Leider wird diese Erwartung extrem enttäusch. So wenig analytischen Text hat es doch wohl noch nie in im einem ZEIT Dossier gegeben. Anstelle dessen wird die Leserschaft mit Grafiken erschlagen, die ganzseitig Erkenntnisse darstellen, die auch in einem einfachen Tortendiagramm unterzubringen wären. Und für diese BeBILDerung waren dann auch noch mehr als 6 (?) Grafiker zuständig. Bitte, bitte zukünftig mehr Substanz bei diesem wichtigen Thema.
Martin Seebauer

Ein paar Zahlen mehr und dafür weniger von diesen grau-braunen und blau-braunen Figuren wäre mir lieber gewesen. Wer, wie Ihre „Frau Müller“, Probleme hat, mit 4.000 Euro brutto im Monat auszukommen, sollte mal seinen Lebensstil überdenken. Dieses wohlstandsverwahrloste Paradebeispiel einer AfD-Wählerin passt sehr gut zu dem Rechtsanwalt, den Frau Raether kürzlich porträtiert hat. Ich kann das gut verstehen: Wer sich in seinem Luxus bedroht fühlt, wählt AfD, die sorgt schon dafür, dass sozial schlechter gestellte dumme und aufgehetzte Kälber die Zeche zahlen.
Thomas Manthey

Alle Verstörten sollten den Blick in die eigenen Reihen lenken. Denn in der dortigen Hilflosigkeit ist der Grund für das Erstarken der destruktiven Kräfte zu finden.
Christian Voll

Die Anhängerschaft der AfD ist bei aller festgestellten Intoleranz und Dogmatik der Partei also vielgestaltiger als angenommen. Was zumindest ihre tatsächlichen Wählerinnen und Wähler indes nebst den eigenen ökonomischen Verhältnissen zu vereinnahmen scheint, sind ausgeprägte Naivität und Ignoranz ebendieser gegenüber Populisten, die ihnen das Blaue vom Himmel versprechen (können). Höchst besorgniserregend dabei ist freilich, dass sogar die perfidesten Demagogien ganz offensichtlich – wieder – als hinnehmbar betrachtet werden.
Matthias Bartsch

Egal ob Lieschen oder Hänschen Müller, AfD-Wähler sind schon eine eigenartige und auch nicht ungefährliche Spezies im demokratischen Prozess. Warum verschmähen sie immer öfter bei Wahlen die etablierten Parteien? Vermutlich gibt es einige Gründe dafür, manche eher unpolitischer Natur, andere, die die durch Frust und Ablehnung der Alt-Parteien politisch motivierten AfD-Anhänger dazu verleiten, CDU/CSU, SPD, Grüne und FDP mit den wirkungsvollsten Mitteln bei Wahlen abzustrafen -indem man sie einfach nicht mehr wählt. Das sich im Unterholz der AfD ein rechtsradikaler Kern dauerhaft etabliert hat, an deren Spitze Figuren wie der Fraktionsvorsitzende im Thüringer Landtag, Björn Höcke, stehen, stört die eher unpolitische Mehrheit der AfD-Sympathisanten kaum. Der Neonazi Björn Höcke zieht mit seiner Sprache, die eine deutliche Nähe zum Nazi-Vokabular erkennen lässt, unverbesserliche Rechtsradikale und Hitlersympathisanten in seinen Bann.  Die an der Spitze der Partei stehenden Tino Chrupalla und Alice Weigel versuchen eher verschämt, diese rechtsradikale Einfärbung der AfD zu verharmlosen. Die französische Rechtspopulistin Le Pen hat ihnen dringend dazu geraten, um bei den kommenden Europa-Wahlen im bürgerlichen Lager mehr Stimmen zu gewinnen. Die Gefahr, die der deutschen Demokratie mit der rechtsradikalen AfD droht, liegt leider darin begründet, dass ihre Sympathisanten bzw. Wähler zu einem großen Teil nicht erkennen, nicht wissen wollen oder gar hoffen, dass bei Wahlen Stimmenverschiebungen in den Parlamenten entstehen, die zu einer politisch gefährlichen Machtverschiebung in Richtung AfD führen.
Eine dauerhafte Schwächung der etablierten Parteien würde zu einer Blockade bei der Bildung von Koalitionen führen. Da die AfD aber bisher eine nicht verbotene Partei geblieben ist, kann das nach den demokratischen Gepflogenheiten durchaus passieren. Was hier dringend not tut, ist, dass endlich der politische Kampf der Alt-Parteien mit offenem Visier gegen die AfD Fahrt aufnimmt und eine Aufklärungsarbeit von allen Seiten der Öffentlichkeit, um zu entlarven, aus was der Kern der AfD in Wirklichkeit besteht: Rechtsradikales Gedankengut mit Nazianleihen, garniert mit unsinnigen wirtschafts- und außenpolitischen Ideen, die etwa Marine Le Pen in Frankreich schon lange in der Schublade verschwinden ließ.  Was die beiden rechtspopulistischen bzw. rechtsradikalen Parteien rechts und links des Rheins leider auch weiterhin verbindet, ist ihre gefährliche Indifferenz zu dem russischen Diktator Putin.  Mitleid oder gar Sympathien für die überfallene Ukraine scheint den beiden extrem rechten europäischen Parteien fremd zu sein.
Klaus Reisdorf

Entgegen der geläufigen Dämonisierung der AfD-Wähler beweist auch diese Analyse, dass rechte und rechtsextreme Ansichten nur in einer Minderheit vertreten sind. Weit überwiegend handelt es sich, nach der Verschiebung der Mitte nach links durch Zeitgeist und Medien (die darüber höhnen, trotz zahlreicher wissenschaftlicher Nachweise), um heimatlose Konservative. Im übrigen findet sich das Aufbegehren gegen ein Gutmenschentum, das ein gesellschaftsveränderndes Phänomen wie die Migration beschweigt oder verleugnet und auf keinen Fall zu einer realistischen Einschätzung der Folgen und der notwendigen Konsequenzen bereit ist.
Rolf Platho

Ich habe noch nie daran geglaubt, dass das spezielle Menschen sind, die die AfD wählen. Deshalb war ich auch überhaupt nicht überrascht über das, was Sie herausgefunden haben. Die Wählerschaft besteht aus Männern und Frauen zu annähernd gleichen Teilen? Vorher haben sie eine der anderen Parteien gewählt – oder gar nicht gewählt? Was sonst? Wohlgemerkt, wir reden hier nicht von denen, die ein Parteibuch haben oder die Partei hundertprozentig unterstützen. Die große Masse der Wähler dürften „Protestwähler“ sein. Das zeigt schon die Feststellung im Artikel, dass sich die meisten nicht als „rechts“ bezeichnen wollen, sondern als in der Mitte stehend. (Ich betrachte die Bezeichnungen „recht“ und „links“ in keinem Falle als zielführend. Das sind Klischees.) Also, weshalb wählen diese Leute AfD? Denn das ist eigentlich die wichtige Frage. Wenn man das verstanden hat, kann man ihnen vielleicht eine neue politische Heimat verschaffen. Oder sie dazu bewegen, in ihre alte Heimat zurückzukehren. Denn Protestwähler finden sicher in der AfD keine dauerhafte neue Heimat. Wogegen protestieren sie?  Hier bleibt der Artikel schwammig: Mehr als jeder zweite (wieviele sind das? 51% oder 90%?) findet, dass seine Wertvorstellungen … zuwenig beachtet werden – und man seine Meinung nicht mehr frei äußern könne. Dann geht es gleich weiter zur Migration, über die man sicher stundenlang diskutieren kann.
Es wird einfach nur so erwähnt, ohne weitere Details. Eine kritische (ich meine nicht grundsätzlich ablehnende) Einstellung zur Migration oder eigentlich zur Migrationspolitik (gibt es die überhaupt?), findet man nicht nur bei AfD-Wählern. In der Begründung mit den Wertvorstellungen finde ich meinen seit langer Zeit gehegten Verdacht wieder, dass die meisten Protestwähler sich gegängelt fühlen. Nicht unbedingt durch die Politik. Aber die unternimmt nichts dagegen. Es sind die alltäglichen Dinge, die uns ärgern: Warum müssen wir es täglich ertragen, dass Texte mit Genderzeichen unverständlich gemacht werden? Oder die Texte mit dem Zufallsgenerator sexualisiert werden? Obwohl eine große Mehrheit der Menschen dies ablehnen? Warum wird nichts gegen behördliche Willkür unternommen, die uns täglich ärgert? Digitalisierung bei Dingen, wo sie völlig sinnlos ist und den Bürger nur zusätzlich belastet? Die Beispiele könnten endlos fortgesetzt werden. Es ist die tägliche Erfahrung, die die Leute zur AfD treiben. Das hat nichts mit dem Programm der Partei zu tun. Natürlich wissen die meisten Wähler, dass die AfD an diesen Dingen auch nichts ändern würde. Ausschlaggebend ist die Tatsache, dass die anderen Parteien Angst davor haben, dass sie zu stark werden könnte. Das ist ein Druckmittel. Allerdings ein gefährliches.
Wilhelm Schmits


Leserbriefe zu „Frühjahrs-Defensive“ von Heinrich Wefing

Vielen Dank für die deutlichen Worte! Es ist enttäuschend und zum Verzweifeln, diesem Desaster zuzuschauen. Die Welt lässt die Ukraine im Stich.
Sabine Korsukéwitz

Wie kommt Herr Wenig denn darauf, dass der Westen, die NATO, die Bundesregierung einen Plan für die Ukraine braucht? Eigentlich war doch von Anfang an klar, dass die Ukraine gegen eine Welt- und Atommacht wie Russland nicht gewinnen kann. Dazu kommt, dass doch immer wieder festgelegt wird, dass alleine die Ukraine über das weitere Geschehen entscheidet und Deutschland nur die Waffen zu liefern haben, die die Ukraine verlangt. Eine freie Entscheidung, geschweige denn eine Planung unserer Regierung? Fehlanzeige! Darüber hinaus ist es allenfalls ein Narrativ dominanter Kreise, dass wenn die Ukraine verliert, Russland sich gleich aufmacht und die Balten, Georgien u.a. Staaten angreifen wird. Ebenso die viel beschworenen Flüchtlingsmassen, die sich gen Westen aufmachen würden. Was ist, wenn Russland lediglich verhindern will, dass die Ukraine in die NATO kommt, weil es sich von einem solchen Beitritt und von den schon vorhandenen CIA-Basen (siehe NYT) in der Ostukraine bedroht fühlt? Dann wäre ein möglichst schnelles „Einfrieren“ des derzeitigen Krieges für die armen Soldaten und die Menschen im Kriegsgebiet doch das Beste, was ihnen passieren könnte. So könnte es ein Plan sein, für ein baldiges Ende des Krieges zu sorgen. Aber so etwas wollen das die o.g. Kreise leider unter keinen Umständen.
B. Kamps-Kosfeld

Es gibt wenig genug Anlass, den Bundeskanzler zu loben, jedoch ist seine strikte Haltung gegen eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern zu begrüßen. Ziel ist ein möglichst schnell zu erreichender Friedensplan, der nur am Tisch und nicht auf dem Schlachtfeld erreicht werden kann. Wer glaubt denn allen Ernstes, dass sich Russland der Ukraine ergeben würde und dies mit einem Schulterzucken besiegelt wäre???? Die Kriegshetzer von EU und NATO befeuert durch GRÜNE, CDU und Teile der FDP mögen dies verlauten lassen, indes es sich wohl eher um Lippenbekenntnisse handelt als um den festen Glauben an einen Sieg der Ukraine; wählbar sind solche Leute nicht mehr, da sie eine Gefahr für den Fortbestand unseres Landes darstellen! In dem Maße, in dem heute Selenskyj hofiert wird, wurde Anfang des Jahrhunderts Putin gefeiert; beiden ist eins gemein: man kann und darf ihnen nicht trauen!   Ein Aspekt bei der Waffenlieferung sollte auch in Betracht gezogen werden: Alles, was heute geliefert wird, kann morgen gegen uns verwendet werden, wobei der Krieg in absehbarer Zeit nur durch Verhandlungen beendet werden kann. Diesbezüglich darf man als Deutscher Hoffnung haben, dass der Spuk mit der Abwahl des Joe Biden als US-Präsident ein Ende findet und Donald Trump für eine Herstellung von Ordnung sorgt. In den USA haben die wenigsten Bürger überhaupt eine Ahnung, wo die Ukraine ist und um was es geht und infolgedessen auch kein Verständnis für ein Engagement der USA in einem Land das Tausende Meilen weg ist. Deutschland sollte sich daran ein Beispiel nehmen und sich um seine Angelegenheiten kümmern-es gibt genug zu tun. Sollten EU und NATO weiterhin Öl ins Feuer gießen, sollte Deutschland klar Contra geben und sich für eine FRIEDLICHE Lösung einsetzen, notfalls unter Androhung die Bündnisse zu verlassen.
J. Zeller

Sie haben mit Ihrer Analyse sehr Recht, und auch ich wüsste gern, was die Bundesregierung und alle anderen geforderten zur Rettung der Demokratie und der Unversehrtheit der Ukraine zu unternehmen gedenken.  Ich fürchte, sie wissen es alle selber nicht, und die Frage geht auch gar nicht allein an die Regierungen, sondern auch an die großen Teile, wenn nicht Mehrheiten der Menschen in den jeweiligen Ländern, die mehr Angst vor den Kosten und Risiken der Unterstützung der Ukraine, insbesondere mit Waffen haben als vor den eher mittel- bis längerfristigen Risiken und Kosten der Niederlage der Ukraine. Einen Teil der Gründe hat ja schon Frau Caputova in ihrem Interview auf späterer Seite genannt, die gegenüber der gespenstischen Stimmung ihrer Bevölkerung praktisch kapituliert hat.  Zu allem, wozu Putin-russland dann ermutigt und gestärkt wäre, käme dann noch hinzu, dass auch etliche andere Diktatoren, allen voran Chi Jin Ping in China, sich zu ähnlichen Überfällen, zunächst in Taiwan, ermutigt fühlen würden.  Und sollte letzteres auch „erfolgreich“ verlaufen, wäre kaum noch ein Ende abzusehen. Außer der Parallele Spanien mit seinem fremd beeinflussten Bürgerkrieg ist bei den Freunden eines „Frieden sofort und über alles“ auch eine gespenstische Parallele zum „Münchner Abkommen“ erkennbar, wo auch schon Teile eines Landes für „Peace in our Time“ geopfert wurden.
Wie lange diese „our Time“ gedauert hat, ist einigermaßen geschichtskundigen bekannt. Abgesehen von der menschlichen Schwäche, außer dem kurzfristigen Risiko und den kurzfristigen Kosten auch  das logische langfristige zu sehen oder sehen zu wollen,  ist der Grund für diese Entwicklung der öffentlichen Meinung vermutlich auch, dass die russischen Geheimdienst und Trolle ganze Arbeit geleistet haben, die Tunnelblicke auf die Fakten- und Logik-lage zu  erzeugen und/oder massiv zu verstärken, im Bunde mit ihren quasi befreundeten europäischen Parteien und mit Medien wie den a-sozialen.  Auch das Wunschdenken, dass ein Frieden so einfach zu erreichen sei durch schlichtes Aufhören der Waffenlieferungen an die Ukraine, deren Menschen angeblich am meisten profitieren würden, ist verführerisch stark.  Komisch nur, dass   die allermeisten Ukrainer das selbst nicht wollen und eine Fortsetzung des Kampfes einem Friedhofsfrieden wie in Butscha oder dem Sklaventum und kultureller, teils auch physischer Auslöschung vorziehen.  Selbst Vertreter der Juden haben ja seinerzeit um Bomben auf Auschwitz gebettelt, obwohl die kurzfristig auch ihre Volksgenossen getötet hätten.  Und gegen die Juden wurde seinerzeit ein Krieg geführt, ohne dass diese überhaupt bewaffnet waren.
Wenn Putin je gegen uns Krieg führt, mehr als sowieso schon mit hybriden und zersetzend propagandistischen Mitteln, dann nicht, weil wir ihn mit mehr als unserer Freiheit und Wohlstand provoziert hätten, sondern weil er sich davon einen Vorteil verspricht, und ein solcher „Vorteil“ aus seiner Sicht kommt von Schwäche,  nicht von Friedlichkeit oder gar Wehrlosigkeit des Gegners. Was als erstes in einem evtl. Plan nötig wäre für mehr als ein Weiter-So, wäre ein Konzept gegen die ganzen Illusionen und fehlgeleiteten Ängste vor den kleineren Risiken in großen Teilen der westlichen Öffentlichkeit, daneben wie auch bei vielen anderen Krisen bräuchte es den Verzicht auf den absoluten Anspruch, dass eine Lösung kommen soll, aber bitte ganz kostenfrei, bequem und ohne Risiken.  An Medien wie Ihrem liegt oder mangelt es sicherlich nicht, wohl aber an ausreichend starken Gegenstimmen gegen die Putin-Versteher im Internet, vielleicht auch an besserer Strafverfolgung von dortigen Delikten wie Lügen, Verleumdungen, Hass und Drohungen gegen demokratische Kräfte, besonders wenn diese die Demokratie — nicht nur bei uns — verteidigen, statt sie nur zu wünschen oder zu (über)fordern.
Peter Selmke

Es hat erstaunlich lange gedauert, bis sich auch in der ZEIT die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass der Krieg für die Ukraine nicht zu gewinnen ist. Eine Tradition des Blatts? Ich erinnere mich noch an meine erste Lektüre der ZEIT 1965/66, als dort vehement ein amerikanischer Sieg in Vietnam propagiert wurde. Das Desaster nach den mörderischen Kriegsjahren ist bekannt.
2. Wenn Sie Spanien als historisches Beispiel anführen, gehört auch das lehrreiche Ende der Franco-Diktatur dazu: ein nicht-militärischer Wandel zur Demokratie, ohne einen einzigen Schuss. Das gelang auch nach 1968 in der Tschechoslowakei: ohne militärischen Widerstand und massenhaftem Blutvergießen, nach gut 20 Jahren der „Normalisierung“ mit der samtenen Revolution – ein wichtiger und derzeit völlig verdrängter Vorgang. Beide Beispiele zeigen die Möglichkeit langfristigen zivil-demokratischen Erfolgs mit langem Atem.
3. Es stünde der ZEIT gut an, statt Ihres Wehklagens über den militärisch schwächlichen Westen und den erwartbaren Untergang der Ukraine sich auf die Suche nach echten Alternativen zum gescheiterten militärischen Rollback der Russen zu machen. Diverse diplomatische Szenarien liegen auf dem Tisch. Ob sie zum Erfolg führen, ist ungewiss. Sich an ihnen abzuarbeiten, ist aber allemal besser, als weiterhin den ukrainischen Brand mit Benzin zu löschen und das geschundene Land der Zerstörung preiszugeben – oder bevor ein irrer Präsident Trump einfach den Stecker zieht.
L. Gaillard

„Die Ukraine droht den Krieg zu verlieren – soso, womit droht sie denn, fragt
H. Möller

Ich habe nach über 30 Jahren mein Abo der Zeit gekündigt. Die Berichterstattungen der Politredaktion, insbesondere in den letzten Ausgaben zum Ukraine-Krieg erlebe ich als zu einseitig. Aus moralischen Gründen ist es gut verständlich, die Opferperspektive zu unterstützen, es führt politisch aber nicht zu einem ausreichenden Verständnis und zu einer Befriedung des Konfliktes. Dazu bräuchten wir auch noch andere Ideen und die Perspektive der anderen Seite. Die alten Erzählungen vom russischen Imperialismus taugen nicht dazu, sie führen uns in eine symmetrische Eskalation eines Freund-Feind-Denkens, aus dem das Finden einer Lösung, eines Ausweges, immer schwieriger wird. Schon allein wegen des so erzeugten Tunnelblickes und dem Ruf nach immer mehr Waffen. Und dabei sterben täglich viele Menschen, auf beiden Seiten, das allein ist schwer zu ertragen. Ich habe Ihre Zeitung in der Vergangenheit deswegen geschätzt, weil sie der Pluralität der westlichen Vernunft Ausdruck verleihen hat und auch andere Stimmen zu Wort gekommen sind. Die Polyphonie der Beiträge ist für mich ein Kennzeichen eines aufgeklärten Journalismus, auch oder gerade, wenn er mal gegen den Mainstream argumentiert. Eine Suche nach politischen Lösungen könnte dort ansetzen, wo beide Seiten ihre Sicherheitsbedürfnisse artikulieren, in der „Vielfalt der Erzählungen“. Den bisherigen Kontext des kriegerischen Denkens sollten wir durch die Fortsetzung eines politischen Denkens ersetzen und nicht umgekehrt, wie es Clausewitz formuliert hat. Hier sind diplomatische Kompetenzen gefragt und ihre Zeitung kann die öffentliche Meinungsbildung mit ausgewogenen Berichten gut dabei unterstützen, wie so oft in den letzten Jahrzehnten. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei.
Axel Gerland

Warum nutzt die EU nicht ihre wirtschaftliche Macht, um die russische Armee leer zu kaufen? Z.B. könnte die EU desertierenden russischen Soldaten anbieten: Pro Soldat 100.000€, pro Panzer 1Mio € an die Besatzung, pro Kampfjet 5Mio € an die Besatzung etc. Obige Beträge ließen sich beliebig anpassen, sodass sie eine entscheidende Wirkung hätten. Finanziert könnte das Projekt durch in der EU eingefrorene Guthaben russischer Bürger werden. Eingefroren bzw. beschlagnahmt sollten die EU-Guthaben aller Personen mit russischem Pass und Wohnort in Russland werden. Diese sollten erst dann den Personen wieder frei geschaltet werden, wenn diese sich öffentlich gegen jenen Krieg erklärten.
Hans-Hendrik Ewert

Wie sehr ist in diesen Tagen auch der innere Frieden in Europa bedroht: durch gegenseitiges Verurteilen, Verkürzen, Nicht-Zuhören, durch Vorwürfe und Unterstellungen. Rolf Mützenich hat erklärt, was er mit „Einfrieren“ meint, Frau Baerbock meint dazu in den Tagesthemen im Hinblick auf die Berichte aus den russisch-besetzten Gebieten: einfrieren bedeute, „wir nehmen es jetzt einfach so hin, dass es so bleibt für immer“. Was sollen solche Aussagen? Ja, Putin hat die Ukraine angegriffen. Er und seine Soldaten bedrohen und bekämpfen das Land und seine Bevölkerung auf grausame Weise. Wir haben mit Entsetzen viele Berichte über diesen Krieg gesehen. Wir verfolgen die Debatten um Waffenlieferungen und Unterstützung der Ukraine. Die Ukraine hat das Recht auf Selbstverteidigung. Uns fällt jedoch auf, dass in vielen Debatten nur über die Folgen des Krieges für die Ukraine gesprochen wird. Die Gräueltaten der russischen Seite werden aufgezeigt. In diesem Krieg sterben Menschen, vor allem junge Menschen, aus beiden Völkern. Ressourcen vieler Nationen werden eingesetzt, Lebensgrundlagen werden vernichtet, an der Front sterben – zumindest auf der russischen Seite – vor allem die, die sich nicht durch ihren Reichtum retten können. Uns fällt auf, dass vieles, was gesagt wird – in Talkshows, in Interviews – sicher richtig ist. Wir haben Frau Baerbock bei Frau Miosga zugehört und Herrn Merz, Kanzler Scholz und ….
Uns fällt auf, was nicht gesagt wird: auch der sogenannte „Westen“ macht Fehler, schadet Menschen, produziert Not und Elend durch Konsum, Ungerechtigkeit, Waffenlieferungen … und machte Fehler im Umgang mit dem russischen Regime vor dem Krieg: Menschenrechtsverletzungen in Russland wurden toleriert und gleichzeitig die Interessen von Russland nicht ernst genommen. Wir versuchen Sicherheitspolitik und Friedenspolitik zu unterscheiden: Es gibt die Illusion, dass Sicherheit durch Abschreckung erzwungen werden, kann durch Abschottung und durch Mauern „gewonnen“ werden. Frieden ist das nicht. Friedenspolitik hat „den anderen“ auch im Auge, der gerade der Feind ist. Und sie stellt nicht die Frage nach Sieg und Niederlage, sondern nach realistischen Zielen, nach dem Preis für das Erreichen jeglicher Ziele, nach den historischen, sozialen und politischen Ursachen für den Konflikt und den unterschiedlichen Blicken darauf, den unterschiedlichen Interessen und nach möglichen Lösungsvorstellungen. Uns erschreckt die Eskalation in den Worten und Taten. Da ist uns Angst näher, die die Logik von Kriegen ablehnt, als eine angebliche Furchtlosigkeit, die der Logik von Eskalation und Vernichtung zustimmt. Dieser Krieg wird nicht ohne Verhandlungen zu Ende gehen. Diese werden mühsam werden und trotzdem von Mensch zu Mensch geführt werden müssen – mit möglichst wenig Demütigung.  Je früher, desto besser. Wir wünschen uns von den uns Regierenden, dass sie an einer Friedensarchitektur arbeiten, die Russland und seine Interessen miteinbezieht und neben der Betonung, dass die Ukraine das Recht auf Verteidigung hat und deshalb mit Defensivwaffen unterstützt wird, diese Friedensvorschläge und ein glaubwürdiges Verhandlungsangebot dauernd machen. Wir halten nichts von strategischen Drohgebärden. Wir müssen den Frieden gewinnen, nicht den Krieg.
Ursula Paulus

Eingefroren ist alleine die Kanzlermiene zum Thema Taurus-Lieferungen. Dauergefrorener Tiefkühlkost gleich, serviert Olaf Scholz den Deutschen seine frostige Haltung in der Frage der Unterstützung der in der Defensive steckenden Ukraine mit Tauruswaffen. Und spielt dem machtgierigsten und skrupellosesten Kriegsherrn des 21. Jahrhunderts, Putin, in die Hände. Welche sich dieser so genüsslich reibt, wie an jenem denkwürdigen Tag, an dem Scholz am barock verschnörkelten Kremltisch wie ein Schulbub saß und dem Glauben verfallen war, sein mehrere Meter entferntes Gegenüber werde die Ukraine schon nicht überfallen. Weil es der Kremlherr ihm so über den ellenlangen Tisch hinweg zugesichert hatte. Verlogen, wie es sich nach seinem Überfall auf die Ukraine herausstellte. Spätestens da hätte Scholz zur Einsicht gelangen müssen, dass er es mit einem Gegenüber zu tun hatte, dem Wahrheit und Diplomatie nichts, Lüge, Vortäuschung und Hinterhältigkeit alles bedeuteten. Angesichts der Absichten Putins, die Ukraine restlos zu zerschlagen, ist Scholzens Zaudern und Zögern unerträglich, Merzens Gegensteuern allemal geeigneter, eine bessere Kanzlerfigur abzugeben. Warum aber sollte man seinen unsäglich eingefrorenen Kurs in Sachen Taurus-Lieferungen aufgeben, wenn sich der alte Sozi-Pazifismus noch immer in den Knochen regt? Gewählt ist gewählt, bis zum bitteren Ende einer Partei, die mit einem Kanzler Helmut Schmidt noch einen schneidigen und forschen Kurs fuhr. Scholz hat den Beruf verfehlt, er taugt viel mehr zu Einem, der mit weichspülerisch pastoralen Reden Kirchen leer predigt. Für Deutschland, Europa und die freie Welt, die am Rande eines Abgrunds stehen, ist Zauderer Scholz eine einzige Katastrophe. Er sollte – und ehe sich das Blatt vollends zugunsten Putins wendet – schleunigst abtreten.
Axel Spellenberg

Endlich sagt jemand unmissverständlich: „Eine Niederlage der Ukraine hieße:….“ Neun Zeilen von Heinrich Wefing, die jeder Rede zum Thema Ukrainekrieg vorangestellt werden sollten, sonst wacht hier niemand auf!
Manfred Wagener

Die meisten Medien gehen in der Causa Taurus auf Distanz. Der Kanzler in der Spur von Gerhard Schröder, der sein Amt mit dem Nein zum Irakkrieg rettete? Das war Populismus pur damals schon. Denn anfangs war es einhellige Erkenntnis, dass der Irak im Besitz von Massenvernichtungswaffen war. Dagegen musste man einschreiten. Die Wahrheit kam erst später heraus. Gegen den Taurus aus dem Mund von Scholz nur haltlose Einwände. Offenbar hält ihm der „Friedensapostel “ Mützenich aber den Rücken frei mit dem Mantra vom “ Einfrieren“ des Konflikts. Armselig gegenüber einer ums Überleben kämpfenden Nation.
Christoph Schönberger

Mehr Waffen an die Ukraine, gedankliches Einfrieren des Kriegsgeschehens oder Freisetzung konfiszierter Zinserträge aus russischem Vermögen zur Finanzierung von alledem … über alles muss gesprochen werden! Aber nicht mit Politikern und Politikerinnen in quotengetriebenen TV-Smalltalk-Formaten, Marke Illner, Maischberger und Co. Hier werden rote Linien überschritten und wertvolle Informationen aus erster Hand direkt in Putins Wohnzimmer geschickt. Das ständige Coming-out vor laufender Kamera muss sein Ende finden, indem die Politprofis statt in TV-Studios vorzugsweise auf Pressekonferenzen und über Pressemitteilungen Fakten, Bewertungen und Absichten offenbaren. Unsere Gier nach Sensationen belebt die Talkshows in gleichem Maße, wie sie die „Arbeit“ des Präsidenten im Kreml unterstützt.
Bernd Kropfgans

Was für ein unnötiges und zeitraubendes „Schmierentheater“ in einer Situation für die Ukraine, in der diese eigentlich klare Aussagen und Zusagen für den Kampf gegen den Aggressor bräuchte. Verbunden mit verlässlichen Lieferungen von Kriegsgerät zur Landesverteidigung. Haben Deutschland (Scholz) und Frankreich (Macron) sowie die Nato (Stoltenberg) kein Gespür für das jetzt Notwendige und den wachsenden Zeitdruck für die Ukraine? Dieser furchtbare Abnutzungskrieg mit vielen, vielen Toten auf beiden Seiten lässt sich nicht „Eintuppern“, also „einfrieren“! Wenn Putin mehrfach in den letzten Wochen, Tagen verkündet hat, dass er keine Notwendigkeit für Verhandlungen sieht, ist der Wunsch danach ein Pfeifen im dunklen Luftschutz-Keller. Ich hoffe, dass die Diplomatie im Hintergrund weiter an Möglichkeiten für einen Waffenstillstand arbeitet. Aber ein Diktatfrieden Russlands kann niemals ein Ziel sein. Alle von der einen oder anderen Seite verlorenen Kriege (zum Beispiel: Indochina, Vietnam, Jugoslawien und Afghanistan) haben zu großem Leid für die Menschen vor Ort geführt der zum Teil noch immer anhält. Ein Wiederaufbau der zerstörten Dörfer und Städte bringt aber die Millionen Toten: Kinder, Frauen und Männer nicht zurück. Diese Wunden in den Herzen und Seelen der Zurückgebliebenen schließen sich noch in Generationen nicht.
Felix Bicker

Der Ukraine läuft die Zeit davon. Zwei Jahre konnte sie sich mit Hilfe der westlichen Waffenlieferungen gegen Russlands Übermacht wehren. Soll das alles vergeblich gewesen sein? Olaf Scholz hatte kurz nach dem russischen Überfall auf die Ukraine von einer Zeitenwende gesprochen, zu Recht, und auch die Einschätzung, dass Putin weitaus mehr will als nur die Ukraine, dürfte immer noch allen westlichen Staatschefs klar sein. Putin macht keine Anstalten, diesen „Verdacht“ auszuräumen. Es ist für mich deshalb nicht nachvollziehbar, warum die anfängliche Einigkeit des Westens und ganz besonders die der Bundesregierung in Zögerlichkeit umgeschlagen ist. Die Ukraine braucht Verlässlichkeit während Rolf Mützenich von einem „Einfrieren“ des Krieges träumt. Ganz abgesehen davon, dass er dabei die Rechnung ohne den Wirt (Putin) macht, kommt nichts Konkretes, wie so ein „Einfrieren“ eigentlich aussehen soll. Jeder Streit, jeder Tag, an dem keine Entscheidung getroffen wird, spielt Putin in die Karten. Seine Selbstsicherheit ist jetzt schon groß, dass ich mir nicht vorstellen möchte, wie es nach einem Sieg über die Ukraine aussehen würde. Heinrich Wefing erinnert an den Spanischen Bürgerkrieg, das muss uns zu denken geben. In dem Moment, wo westliche Demokratien schwächeln, schlägt die Stunde der Diktaturen. Die Appeasement-Politik gegenüber Hitler hat ihn vollkommen entfesselt und letztlich in den Zweiten Weltkrieg geführt. Es ist immer noch so, Diktatoren lassen nicht mit sich reden. Sie verstehen nur Härte.
Regina Stock

Leider verliert Ihr Autor bei seinem Rückgriff auf das Versagen Europas beim Spanischen Bürgerkrieg kein Wort über die Mitschuld der Versailler Sieger an Hitlers massiver Aufrüstung unter Verletzung sämtlicher Verbote des Versailler Friedensvertrages. Als die Briten 1935 von Hitler über die (angeblich) ihrer Luftwaffe inzwischen gleichwertige deutsche informiert wurden, erschrak man wohl, schloss aber im Juni 1935 absurderweise das diese Vertragsbrüche implizit billigende Flottenabkommen, das dann die katastrophalen Verluste im U-Bootkrieg ermöglichte, weil es Hitler eine Quote von 45 % bis – im Notfall – sogar 100% der britischen U-Bootflotte zugestand.   Wie konnte denn überhaupt eine „Legion Condor“ aufgebaut und für die Zerbombung Guernicas eingesetzt werden? Das geschah doch unter den Augen der Briten und Franzosen, die übrigens keine Militärhilfe für die Republikaner entsandten. Hätten die Westmächte nicht spätestens 1937 die deutsche Luftwaffe samt der anderen Aufrüstung verbieten müssen? Aber da hatte man schon zu viel Angst vor einem neuen Krieg! 1936 war ja das Rheinland auch ohne jede Gegenwehr remilitarisiert worden.   Es ist bei uns kaum bekannt, dass Churchill 1948 (zu Anfang von „The Gathering Storm“) eine Mitschuld der „English-speaking peoples“, also auch der USA, am Krieg und allen nur durch ihn möglichen Nazi-Verbrechen (auch dem Holocaust!)  bekannte. Er provozierte auch mit der entlarvenden Diagnose „the unnecessary war“ und entwarf kontrafaktisch eine andere Behandlung Deutschlands ab 1919 mit einem Rüstungs-Totalverbot für 30 Jahre, das in der Tat diesen Krieg samt Holocaust unmöglich gemacht hätte. Auch Heiner Geißlers unliebsame Erinnerung an das fatale „Appeasement“ am 15.6.1983 im Bundestag (Nachrüstungs-Debatte) führte zu keinerlei eingehender Besinnung auf seine doch sehr plausible (und von Churchill gestützte) These von der „Ermöglichung von Auschwitz durch den Pazifismus der 30er Jahre“, womit er aber das von diesem wesentlich mitmotivierte Appeasement meinte.
Guido Kohlbecher

Sie hätten noch weitergehen können mit der Feststellung, dass der Krieg des Westens mit Putin demnächst auch militärisch eskaliert. Ich empfehle eine Sonderausgabe der Zeit in der diese, nur diese Problematik behandelt wird. Politologen, Wissenschaftler, Buchautoren, Russlandkenner sind sich einig: der Konflikt wird bald auch militärisch ausgetragen. Es ist keine Frage von ob, sondern nur noch wann. Sie können dazu beitragen, dass der Westen sich rüstet. Bleiben Sie weiterhin Ihren Lesern wohlgesonnen. Sic.
Rehberg-Pawlowski

Noch hat Putin weder die Herrschaft über die Ukraine, über Ost- und Westeuropa oder die ideologische Weltherrschaft, gemeinsam mit seinen weltweit vorhandenen Gesinnungsgenossen übernommen. Noch ist Zeit Putins „End- Ziel“vorgaben entschlossen entgegenzutreten – bevor die Ukraine aufgeben muss. Bei der Klarheit von Putins kriegerischen Zielen muss Klarheit bei allen Gegenmaßnahmen deutlich werden, ohne die eigene Strategie und Sicherheit zu gefährden. Noch nehmen zu viele Unterstützer der Ukraine, einschließlich der Bundesregierung an, mit halbherzigem Reden und Handeln gegen Putin etwas erreichen zu können. Alle frühen Verhandlungsangebote, ob von Biden, Scholz, Macron oder auch geheime Versuche sind als gescheitert zu betrachten. Putin verfolgt seine Ziele mit aller Härte gegen die Ukraine, deren Unterstützer, sogar gegen seine eigene Bevölkerung. Schale Feststellungen wie Putin darf nicht gewinnen, die Ukraine darf nicht verlieren, werden Putin nicht aufhalten. Eine gemeinsame konsequente Gegenstrategie der USA, der EU und der NATO, ja, auch der UNO und weiterer unterstützungswilliger Länder ist dringend erforderlich. Aus der „Wikingischen Frühjahrs-Defensive“ – eigentlich 10-Jahres-Defensive seit 2014 – müsste das entstehen, was am. 6. Juni 1944 mit dem D-Day erfolgreich gelungen ist – einen unsäglichen Diktator zu besiegen und Frieden zu ermöglichen. Allerdings dürfte es kein militärischer D-Day mit 1,5 Millionen Soldaten der damals Alliierten, sondern eine große, grundlegend friedenswillige Allianz sein, die ge- und entschlossen die Ukraine unterstützt und eine Nach-Kriegs-Situation bereits mit gedacht hat. Eine solche einigende Initiative ist nicht erkennbar, vielleicht ist sie auch noch nicht ausreichend von dem Wertbewusstsein im Tun vorbereitet oder überzeugt.
Heinz Mechling

„Die Ukraine droht den Krieg zu verlieren“? ist zu lesen: Die Ukraine droht (uns – bei ausbleibender Hilfe), mit dem Kämpfen aufzuhören und den Krieg verloren zu geben wem droht was / wer droht wem womit.
H. Möller

Genauso wenig wie der Autor, habe auch ich keine Glaskugel. Aber ein mehrfacher Widerspruch ist erforderlich. So erscheint es dem Autor nicht unwahrscheinlich, dass Putin sich ggf. auch die baltischen Staaten „vornehmen“ könne. Bekanntermaßen sind die jedoch in der NATO, weshalb dies unwahrscheinlich ist. Könnte eine wie auch immer geartete Intervention doch gar zum Dritten Weltkrieg führen. Das will keine Seite. Und das eine Niederlage der Ukraine nicht unabwendbar sei, erscheint doch allzu optimistisch. Auch bei beständigen Waffenlieferungen, ginge irgendwann der Ukraine das Personal, kampftüchtige Soldaten, aus. Das Selenskyj (per Dekret) und die Unterstützerstaaten bisher Verhandlungen ausgeschlossen hatten, wird sich vermutlich noch rächen. Frühzeitige(re) Verhandlungen hätten das ganze Desaster begrenzen können.
Reiner Gorning

Ein deutlicher Aufschrei zu der aktuellen Situation. Wie sich die Bilder gleichen, der Hinweis auf den Spanischen Bürgerkrieg. Es gab und gibt sicher noch andere Länder auf diesem Planeten, die, nicht so medienwirksam wie in Europa, ein ähnliches Schicksal des Verlassenseins erleben/erlebt haben.
Hartmut Wagener

Die furchtbaren Ereignisse zum Konflikt Russland – Ukraine werden mir zu einseitig dargestellt. Die historische Analogie zum Spanischem Bürgerkrieg erscheint mir doch sehr skurril um nicht zu sagen aberwitzig. Gegen Franco wurden der Volksfrontregierung in den Jahren 1936 -1939 insbesondere von der Sowjetunion, Mexiko, den Sozialisten und Kommunisten aus aller Welt militärische und wirtschaftliche Hilfe gegeben.    (Die Interbrigaden). Weniger wohl die „westlichen Demokratien“. Kommentare in dieser Art sind mir Suspekt.
Karl-Heinz Ollek


Leserbriefe zu „Eine Frage der Haltung“ von Thea Dorn

Thea Dorn aktiviert den Begriff Zuversicht, der sich sonst eher im passiven und wohlgefälligen Erwarten erschöpft. Sie macht aus Zuversicht eine Kraft, die bereit ist, zum Einsatz zu kommen und das Handeln zu bestimmen. Es ist jene individuelle Kraft, die bei Viktor Frankl Lebenssinn heißt und Resilienz fördert. Es ist auch jene sozialutopische Kraft, die bei Ernst Bloch Hoffnung heißt und ein besseres Leben in einer besseren Gesellschaft fördert. Thea Dorn bringt mit Karl Popper den Begriff bis an die Schwelle, wo Zuversicht beginnt, eine gesellschaftliche Kraft zu sein: Optimismus ist Pflicht. Als normative Kraft kann Zuversicht Rettung sein und Veränderung der Verhältnisse bewirken. Dabei ermöglicht ein kritisches Bewusstsein, der Zuversicht eine erfolgversprechende Richtung zu geben, für einen individuellen oder auch einen gemeinschaftlichen Weg. Lust am Untergang dagegen ist eine furchterregende Sackgasse. Wo die Lust am Untergang sich im Dagegensein erschöpft, wird Zuversicht getragen vom Für-etwas-sein. Es ist nicht leicht, an diesen Punkt zu kommen. Aber von diesem Punkt ausgehend wird es leichter, da die Last des Dagegenseins entfällt.
Reinhard Koine

Auch wenn das Geschäftsmodell der allermeisten Medien darin bestehen mag, schlechte Nachrichten größer zu machen als gute Nachrichten, so ist es Ihnen immerhin gelungen, der ZEIT eine ganze Seite für das Lob der Zuversicht abzuringen. Kompliment! Optimismus ist leider eine Ware, die den Makel der Blauäugigkeit in sich trägt. Dass Sie trotzdem den Mut zur Zuversicht anmahnen, ist richtig und wichtig. Und ja, früher nannte man das Gottvertrauen, was in unchristlichen Zeiten nicht mehr passen mag. Dann empfehle ich eben als Ergänzung zu Ihrem gelungenen Beitrag Hölderlin: „Wo aber Gefahr wächst / Das Rettende auch“. Mehr Zuversicht mit sieben Wörtern geht kaum!
Thomas Meichle

Ihr Text hat mir heute Freude bereitet! Eine frische, hoffnungsspendende Sichtweise die sie zuversichtlich & klug herleiten. Ich begebe mich nun ins Training meines Charaktermuskels und danke Ihnen für diese neue Sichtweise!
Daniela Eis

Ein großartiger Artikel, vielen Dank dafür!
A. Canders

Das Trainieren eines Muskels, auch desjenigen der Zuversicht, ist immer sinnvoll und der körperlichen wie der seelischen Gesundheit zuträglich. Das Problem ist aber nicht die individuelle Aufgabe dieser Ertüchtigung, sondern der Umstand, dass dem Citoyen von der Politik in den letzten Jahren immer wieder vorgegaukelt wurde, dass Väterchen (Pardon!) Staat sich schon um alles kümmern wird. Auch während Corona lag der ‚Held‘ bezahlt auf dem Sofa, aß gelieferte Pizza und schaute Netflix. Frage: Woher soll der Anreiz zum Trainieren kommen, wenn diese Vollkaskomentalität staatlich gefördert wird? Das gleiche jetzt mit Bürgergeld oder Willkommenskultur; bei uns jagt eine Chimäre die nächste – und dann stellt man verwundert fest, dass es doch kein Kaninchen war… Es bleibt das Apfelbäumchen – aber dafür braucht man den Glauben und den haben uns die beiden hiesigen Großkirchen aber ordentlich ausgetrieben.
Patrick Roetzel

Thea Dorn hat Recht, dass Zuversicht in einer Zeit der Unsicherheit und des Umbruchs wichtiger denn je ist. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Zuversicht nicht bedeutet, die Probleme der Welt zu ignorieren. Es bedeutet vielmehr, diese Probleme mit Mut und Entschlossenheit anzugehen. Dorns Appell an eine „unbegründete Zuversicht“ ist inspirierend, aber es ist wichtig zu fragen, wie diese Zuversicht in der Praxis gelebt werden kann, zum Beispiel durch z. B. durch Engagement in sozialen und politischen Aktivitäten, Entwicklung von Resilienz oder schlicht Dankbarkeit.
Stefan Pachmayr

Ausführlich und schlüssig weist Thea Dorn nach, warum es eigentlich wenig Anlass gibt, zuversichtlich zu sein. Sie sucht trotzig nach einem Weg, die Zuversicht zu retten, dabei hängt die Sichtbarkeit des Mondes von der Konstellation und nicht von der Inspiration ab. Die Zuversicht ist also ein Muskel, schreibt sie, den es zu trainieren gilt. Bei allem Respekt: Das ist leicht übergriffig und viel Münchhausen! Man kann doch einen Abstürzenden nicht mit Bildern beflügeln. Die Zuversicht ist ein seliger Antrieb, die gläubige Schwester der Hoffnung, die besonnene Schwester des Trotzes. Sie braucht hochwertigen Treibstoff, den es nicht immer und nicht überall gibt, zumal wenn die alten Tanks leer sind. Aber es wird die Zeit kommen, wo der Mond wieder scheint.
Johannes Kettlack

Ein brillanter Beitrag von Thea Dorn zum Überleben durch Zuversicht!  Vielleicht nicht zufällig zur Osterzeit? Das Scheitern aller Hoffnung am Karfreitag und dann die Auferstehung, die kein medizinisches Wunder ist, sondern ein Bild für Zuversicht. Jesus‘ Tod am Kreuz von Männern betrieben, doch am Ostermorgen waren es Frauen, die sich voller Zuversicht auf die Suche nach ihm begaben. Oder wie 1945: eine kaum schlimmer denkbare Katastrophe, herbeigeführt von Nazi-Männern, und dann die Zuversicht vor allem von Frauen, mit ihrer Hände Arbeit neu beginnen zu können. Und heute? Können unsere Kirchen Zuversicht mit uns einüben? Sie sind tief verstrickt in Verbrechen, die Männer an Kindern begangen haben, und erstarrt in männlich geprägter Dogmatik, die einst als Herrschaftsinstrument diente. Können die Frauen uns nochmals mit ihrer Zuversicht in die Zukunft führen oder geht das nicht ohne eine neue Katastrophe?
Jürgen Schnakenberg

Mit großem Interesse habe ich ihren Artikel gelesen und den Grund dazu wollte ich ihnen unbedingt mitteilen. Ich: Alt, Physiker, bisher12 Jahre Abonnent der Zeitung“ Die Zeit“, kein Bruder sehr lustig und lebenslang konfrontiert mit dem emotionalen Imperativ: bitte positiv denken. Ich habe mich dann immer getröstet mit der Info: Platon hätte nie gelacht, wenn der, dann….So war ich erfreut, dass sie bei ihrer Recherche beim  Philosophen Antonio Gramsci die Erkenntnis gefunden haben, das  Pessimismus und Optimismus besser in das Schema: Pessimismus des  Verstandes, Optimismus des Willens eingeordnet werden sollte. Das entspricht ganz meinen bisher verborgen gebliebenen Intensionen, die mir durch ihre Arbeit sichtbar geworden sind. Sie werden damit natürlich für mich keine Psychotherapeutin, sondern bleiben die hervorragende Moderatorin des „Literarischen Quartetts“
Hans Stegemann

Mir fehlt etwas. Zuversicht in der aktuellen Situation erscheint mir nur dann begründet und damit Lebens-hilfreich, wenn sie sich von Idealisierung der menschlichen Natur und von Selbstüberschätzung hinsichtlich der Bedeutung unseres Gesellschaftsmodells für den ‚Rest‘ der Weltbevölkerung freimacht. Wahrnehmung und Akzeptanz der Realitäten, wie sie sich in den ‚restlichen‘ drei Vierteln der Welt darstellen, und Einsicht in die Begrenztheit der eigenen Mittel und Möglichkeiten zur Gestaltung ebendieser Realitäten halte ich für essentiell. Von kaum jemandem vorhergesehen, ist der Westen – teils schlafwandlerisch – in einen schmerzhaften, desillusionierenden Lernprozess geschlittert, was seine Stellung in der Welt und in der Geschichte anbetrifft. Dieser Desillusionierungsprozess erinnert mich stark an jenen, mit dem die DDR seit Mitte der siebziger Jahre konfrontiert war, und den sie nicht überlebte. Zuversicht bestand damals in der Auffassung, dass man durch stetige, genügend intensive Anstrengung die alten Ideale retten könne, die Losung war „Trotz alledem!“. Ich bin mir sicher, dass es nicht diese Lebenshaltung ist, wenn Sie vom Trainieren des ‚Optimismus-Muskels‘ sprechen. Nach über zwei Jahrzehnten z.T. katastrophalen Scheitern des Westens darin, Beweise der Welt- und Ewigkeitsgültigkeit seines Gesellschaftsmodells anzutreten, befindet er sich nicht nur in einer krisenhaften Situation, sondern in einer Phase des Niedergangs. Keine der Vorhersagen der neunziger Jahre, des Jahrzehntes zuversichtlichen Triumphalismus‘, hat sich erfüllt. Denken wir genügend über die Ursachen nach? Hat der Westen wirklich begriffen, welche Art Zuversicht mit dem Umbruch 1989 endgültig gescheitert war? Und sind wir heute bereit, Konsequenzen mindestens zu erwägen, die den gegenwärtigen Niedergang zu einem temporären machen könnten?
Zuversicht hinsichtlich der Überlebensfähigkeit unseres Modells kann sich m.E. nur darauf gründen, dass wir versuchen zu beantworten, warum sich viele seiner Instrumente immer weniger als geeignet erweisen, mit den politischen und ökonomischen Realitäten dieser Welt, die Demokratien des Westens ausdrücklich eingeschlossen, konfliktarm zurecht zu kommen. Wir müssten bereit sein, unangenehme Fragen an uns selbst zu stellen und, gemessen an einer idealen Welt, auch unschöne Antworten – sowohl innenpolitische als auch geopolitische – zu akzeptieren. Da ich die liberale Demokratie nach wie vor für eine lernfähige Gesellschaftsform halte, sollten Korrekturen diskutabel und auch praktisch realisierbar sein. Vor allem durch das Verwerfen solcher Wertvorstellungen und Aktionismen des Zeitgeistes, die sich nur noch wenig von Erlösungssehnsüchten unterscheiden. Mit der Erfahrung des Untergangs der DDR würde mir dies bereits genügen, um mich zuversichtlich zu stimmen.
Matthias Wagner

Thea Dorn stellt fest «Öffentliche Intellektuelle sind versiert darin, den Teufel an die Wand zu malen.» Und sie fragt: «Aber woher, zum Teufel, soll man Farbe und Fantasie nehmen, um Zuversicht zu verbreiten?» Zuversicht ist dann berechtigt, wenn man ein konkretes, wünschenswertes Ziel vor Augen hat und aus gutem Grund überzeugt ist, dass die Mittel verfügbar sind und genutzt werden, die nötig sind, das Ziel zu erreichen. Aus Sicht der Menschheit bestände wohl das wichtigste wünschenswerte Ziel darin, dass die Mittel verfügbar sind und genutzt werden, die ein langes gutes Fortbestehen der Menschheit ermöglichen. Es ist nicht sinnvoll, sich das lange gute Fortbestehen als direktes Ziel zu setzen, wenn dafür die nötigen Mittel fehlen. Noch schlimmer, wenn man sich nicht mal im Klaren ist, was diese nötigen Mittel sind. Man befindet sich heute in einer Situation, die Helmut Qualtinger beschrieben hat, indem er einen seiner „Helden“ die Worte sagen lässt: «I hab zwar keine Ahnung wo i hinfahr. Aber dafür bin i früher durt.» Ein anderes Zitat von Qualtinger: «Wenn keiner weiß, was geschehen soll, sagen alle, es muss etwas geschehen.» Eine erste notwendige Grundlage für Zuversicht wäre demnach, dass man weiß, was die Mittel sind, um dieses Fortbestehen zu ermöglichen. Eine zweite Grundlage wäre, dass man weiß, wie man diese Mittel erlangen kann. Das wichtigste Mittel, um ein Ziel zu erreichen ist eine realistische Vorstellung davon, wie die Realisierung des Ziels aussehen kann und demnach auch muss. Aber was ist realistisch? Es gibt dazu zwei Vorbilder aus dem Tierreich, die zwei Extreme darstellen. Man kann sie durch eine Linie verbinden und erhält damit einen Bereich, in dem eine realistische Lösung liegen muss. Wenn jemand findet, das sei nicht akzeptabel, dann soll er zeigen, dass es genauso realistische Lösungen gibt, die außerhalb dieser Linie liegen.
Hier also eine Beschreibung der Linie und ihrer Endpunkte mit zwei Beispielen aus dem Tierreich. Ein Endpunkt ist definiert durch das Verhalten der Sibirischen Schneeeulen. Der andere Endpunkt ist definierbar durch die Situation der Berberaffen am Affenberg von Salem. Die Sibirischen Schneeeulen haben weniger Küken, wenn es weniger Lemmingen gibt. Sie passen also ihr Reproduktionsverhalten den begrenzten Ressourcen an. Nun zum anderen Endpunkt. Den Berberaffen in Salem geht es beneidenswert gut. Sie leben ihr Sozialverhalten ähnlich aus wie ihre Artgenossen in freier Wildbahn. Auf dem 20 Hektar großen Affenberg herrscht ewiger Frieden zwischen den drei Affen-Gruppen. Der Grund für den Frieden ist wohl eher menschenunwürdig. Um Inzucht und zu hohe Kopfzahl zu vermeiden, wird die Reproduktion der Affen über Chips mit Hormonen gesteuert. Die genannte Linie steht für den Bereich zwischen den Zielen «Zukunft durch Eigenverantwortung» und «Zukunft durch Umsetzung des Zwangs der Realität.» Irgendwo dazwischen müsste eine Lösung machbar sein. Interessant wäre eine Umfrage: Wer würde lieber auf einem Planeten leben, auf dem dank der Salem-Methode (oder einer ähnlichen Methode) ewiger Frieden herrscht? Und wer lieber auf einem Planeten, der wegen ungesteuertem Wachstum vor die Hunde (Klima, Kriege) zu gehen droht? Grund zur Zuversicht ist gegeben, wenn es eine akzeptierte Antwort auf die Frage gibt: «Was ist nötig, damit die Menschheit noch lange gut fortbestehen kann?» Die Frage ist auch Untertitel meines Buchs «Die Technik reicht nicht» BoD 2016.
Gernot Gwehenberger

Es ist schon erstaunlich, dass die philosophische Gedankenplauderei auf Seite 2 unter dem Rubrum Politik steht. Es dauert 3 fette Spalten, um zum Naheliegenden zu kommen, dem man sich allerdings nur mit spitzen Fingern nähert und sicherheitshalber in Gänsefüßchen setzt:  Wir müssen Mut haben zu dem, was man früher „Gottvertrauen“ nannte. Was den Charaktermuskel angeht: Christen wissen schon lange, das Beten gelernt sein will und der Glaube nicht vom Himmel fällt. Das berühmte Apfelbäumchen ist eine kindgerechte Umschreibung von „Gottvertrauen“ für alle, denen das Wort nicht gefällt. Dazu bedurfte es keiner großen Recherche, um dahinterzukommen, dass diese Redensart vermutlich nicht von Luther stammt. Wikipedia macht´s möglich.
Klaus Tuch

Nicht jedermanns Nervensystem vibriert vor Optimismus! „Pflicht“ ist er spätestens dann nicht mehr, wenn ein atomarer Weltkrieg oder ein unabwendbarer Asteroideneinschlag die Erde verwüstet! Zuversicht für ein Leben jenseits solcher Extreme können wir von Dietrich Bonhoeffer lernen, der selbst in aussichtsloser Lage sein Gottvertrauen nicht verloren hat! Auch wenn die „Zukunft offen ist“: Zuversicht gewinnen selbst rational denkende Menschen, wenn kluge Politiker Entscheidungen treffen, mit deren Hilfe sie, über das Ende einer Legislaturperiode hinaus, die Weichen für die Zukunft richtigstellen! Wenn sie auf unerwartete Ereignisse besonnen reagieren und überlegt handeln! Und die Notwendigkeit dieses Handelns dem Wahlvolk mit ehrlichen, klaren Worten darlegen können! Das Fehlen solcher Politiker aber nagt an der Zuversicht!
Ulrich Pietsch

Ich bin seit Jahren Abonnent der ZEIT, u.a. wegen des Dossiers, in dem einem Thema im Prinzip drei Zeitungsseiten gegönnt werden, um Informationen umfassend und detailliert präsentieren zu können. Ein Qualitätsmerkmal. Im Dossier über die Wählerschaft der AFD in der ZEIT No. 13 haben Sie sich leider für einen komplett anderen Ansatz entschieden: Wenig Text und großflächige inhaltsarme Grafiken. Wer für die schlichten Botschaften „18% potentielle Wähler“ eine dreiviertel Seite und für das Verhältnis 44% zu 56% eine halbe Seite beansprucht, wird seinem journalistischen Anspruch nicht gerecht. Das ist schlichtes „Zeilen schinden“.
Bernd Czyrnik

Thea Dorn ruft uns auf: „Wir müssen neu lernen, Mut zur unbegründeten Zuversicht zu haben.“ Dazu ist die Autorin sicherlich in der Lage, „trotz finsterster Prognosen einigermaßen unbeirrt weiterzumachen“, da ich davon ausgehe, dass sie über einen tragfähigen Wertekanon verfügt, der sie sich eben nicht verirren lässt. Aber wie kann man „Menschen schaffen, die (…) sich nicht an jeder Dummheit begeistern?“ Leider nennt Thea Dorn nicht den Ort, an dem der „Charaktermuskel (…) trainiert werden muss.“ Unsere Schulen sind unsere Muckibuden für den Charaktermuskel unserer Schülerinnen und Schüler. Hier wird Zuversicht und Stärke geübt, hier werden Demokratinnen und Demokraten stark. Deshalb brauchen die Schulen die beste denkbare Ausstattung: Kein Kind darf an die Resignation darf verloren gehen.
Dirk Wolf


Leserbriefe zu „Mehr Willy Brandt wagen“ von Peter Dausend

„Mehr Willy Brandt wagen“ ist ein bemerkenswerter Slogan, wenn man sich vor Augen führt, dass es damals einem feindlichen Geheimdienst gelungen war, einen Spion direkt auf dem Schoß des Kanzlers zu platzieren. Aber vielleicht ist der aktuelle SPD-Kanzler Olaf Scholz in genau dieser Hinsicht dem früheren SPD-Kanzler Willy Brandt weitaus gleicher, als es Deutschland lieb sein darf…?
Florian Lahmann

Ein großartiger Beitrag, der das Dilemma der SPD nicht nur anschaulich schildert, sondern den Sozialdemokraten – am Beispiel des Widerstandskämpfers Willy Brandt orientiert – eine geschlossene Haltung gegenüber dem machthungrigen Aggressor Putin verordnet. Man merkt Peter Dausend seine Sorge um die Sozialdemokratie an.
Sven Herfurth

Die SPD folgt noch immer dem nostalgisch konnotierten Slogan „Wandel durch Annäherung“ im Glauben, mit Putin verhandeln zu können. Volker Rühe hatte diese Strategie bereits 1989 als “ Wandel durch Anbiederung “ entlarvt. Der „Friedensapostel“ Mützenich ist deshalb kein würdiger Nachfolger von Brandt, der auf eigene Stärke setzte und einem Appeasement gegenüber dem Aggressor im Kreml nie zugestimmt hätte.
Christoph Schönberger

Die Diskussion um den Taurus erinnert fatal an ähnliches rund um den NATO-Doppelbeschluss: die SPD ist dagegen, die Opposition dafür. Einziger Unterschied: der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt war dafür, Scholz ist dagegen.  Der Ausgang ist bekannt. Schon damals war die Eskalation gegenüber der Sowjetunion das wichtigste Argument, Erhard Eppler wichtiger Wortführer.  Derartige Veränderungen/Entscheidungen sind für die SPD grundsätzlich schwierig. Aus der Arbeiterbewegung hat man gelernt, dass Erhalt des Arbeitsplatzes und Sicherung des Einkommens entscheidend sind. D.h.: als erstes muss der Status quo gesichert sein, erst dann kommt die Planung der Zukunft (Wenn heute in einem Unternehmen Arbeitsplätze abgebaut werden sollen, kämpft die Gewerkschaft zunächst dagegen an, wohlwissend, dass man selten Erfolg hat. Das Bemühen um alternative Arbeitsplätze ist nicht zu erkennen.) Helmut Schmidt hat sich mutig für den Doppelbeschluss entschieden, das wurde an der Parteibasis nicht positiv aufgenommen. Er verlor die Kanzlerschaft und die nächste Bundestagswahl. So bekam er die Macht der SPD-Mitglieder ebenso zu spüren wie W. Brandt, G. Schröder, P. Steinbrück, alle verloren den Rückhalt und dann die Wahl. Mit dieser Erfahrung hat Scholz für sich offenbar entschieden, sich den Rückhalt der Parteibasis zu sichern, sich nicht mutig für Taurus-lieferungen auszusprechen. Er weiß, dass die Argumentation nicht schlüssig ist und wartet darauf, dass sich die Meinung in der Bevölkerung und der Parteibasis ändert, schließlich war das bei der Leo-Diskussion auch so
Frank Kleiner

Rolf Mützenich hat getan, was verantwortungsvolle Politiker tun sollten, er hat über einen möglichen Weg aus diesem Krieg nachgedacht, so gering die Erfolgsaussichten gegenwärtig auch sein mögen. Leider ist in Deutschland ein offener politischer Diskurs über diese Frage gegenwärtig kaum möglich. Medien und Politik heizen sich gegenseitig in kriegerischer Rhetorik immer mehr auf. Mit erhobenem Zeigefinger wird die Sprachregelung dekretiert, dass ein Sieg der Ukraine das einzige denkbare Ende des Krieges sein darf. Wer aus diesem verordneten Konsens auszubrechen wagt, wird mit einem Shitstorm überzogen und abgestraft. Wut und Empörung über Putins Krieg können aber nicht über die argumentative Schwäche der Bellizisten hinwegtäuschen, denn ein ukrainischer Sieg ist fern jeglicher Realität. Was Herr Dausend offensichtlich als eine Art Verrat an der Ukraine bewertet, geschieht aus der Einsicht, dass ein Einfrieren des Krieges die bestmögliche (Zwischen-)Lösung darstellt, um das Grauen zu stoppen. Um nicht missverstanden zu werden: Dies wäre alles andere als eine gute Lösung, aber es ist die beste Option, die vorstellbar ist. Dausend schwebt offenbar etwas anderes vor, wenn er Mützenich „diktaturstabilisierende“ Politik vorwirft. Wer den Krieg als Vehikel sieht, um Putins Regime zu destabilisieren und auf einen Machtwechsel im Kreml abzielt, spielt mit dem Feuer. Dass die Biden-Administration die Gefahr einer nuklearen Eskalation des Konfliktes durch Russland im Falle einer drohenden Niederlage sehr ernst nimmt, hat kürzlich erst die New York Times berichtet. Gut, dass es Politiker wie Rolf Mützenich gibt, die sich politischem Abenteurertum entgegenstellen.
Mathias Siekmeier

Ich wünsche Ihrem Artikel viele Leser*innen, insbesondere aus der SPD. Es ist in der Tat bedrückend, wie sich die SPD hinsichtlich der Ukraine verhält: Ein SPD-Fraktionschef als faktischer Putin-Unterstützer – oder sind seine Aufrufe, den Krieg „einzufrieren“, also die Ukrainer*innen in den besetzten Gebieten im Stich zu lassen und Putins Willkür auszuliefern, ein taktisches Wahlkampfmanöver, um den Wähler*innen zu zeigen, dass die SPD das Geld lieber für Sozialleistungen in Deutschland als für die Ukraine ausgibt? Ein SPD-Bundeskanzler, der der Ukraine gerade so viele Waffen liefern möchte, dass Russland den Krieg nicht gewinnt, und Taurus-Lieferungen verweigert, obwohl die Ukraine solche Waffen dringend braucht und offenbar alle Völkerrechts- und Militärexpert*innen die Lieferung befürworten. Ein Verteidigungsminister, der höchstwahrscheinlich nicht genug Geld und Möglichkeiten erhalten wird, um die Bundeswehr und die Städte in die Lage zu versetzen, Deutschland gegen einen russischen Angriff mit konventionellen Waffen zu verteidigen. Von Putins Drohungen mit taktischen und strategischen Atomwaffen ganz zu schweigen – dem kann Deutschland schlichtweg gar nichts entgegensetzen. Und auf England, Frankreich oder die USA sollte sich Deutschland wohl besser nicht verlassen. An der Wehrlosigkeit Deutschlands hat die SPD freilich nur eine relativ geringe Mitschuld: Von 2005 bis 2021 hat die CDU die Bundeskanzlerin und haben CDU/CSU die Verteidigungsminister/innen gestellt.
Ulrich Willmes

Ein Krieg in Europa eines russischen Aggressors und Diktators, der alle internationalen Regeln den Frieden in der Welt zu respektieren – ist der SPD-Rückblick auf die Entspannungspolitik von Willy Brandt längst eine nicht wiederholbare Geschichte von gestern. Wer Europa und seine Demokratien erfolgreich verteidigen will in der Ukraine, braucht Munition, Waffen usw., die der Westen nicht ausreichend hat, dank der Fehleinschätzung Wandel durch Handel und Gas aus Russland sichert den Frieden auf Dauer. Ein großer Irrtum, der Europa die nächsten 30 Jahre noch beschäftigen wird.
Thomas Bartsch Hauschild

Beim Lesen Ihrer Ausführungen zur SPD und ihrer Position im Ukraine Krieg und der Herren Scholz und Mützenich im Besonderen, kann man sich nicht des Eindrucks erwehren, dass Ihnen das umsichtige und erfolgreiche Agieren der Bundesregierung sehr beunruhigt. Anders als die unablässig mehr und noch mehr Waffenlieferungen fordernden und sogar die Ausweitung des Krieges auf Russland vorschlagenden Unionsparteien, die ausschließlich aus parteitaktischen Gründen mehrfach Beschlüsse zur Lieferung von Taurus Marschflugkörper an die Ukraine erfolglos erzwingen wollten, ist die Bundesregierung ausschließlich daran interessiert, die Ukraine mit allen Mitteln zu unterstützen, die aber gewähren, dass Deutschland nicht mit in den Krieg hereingezogen wird. Wenn Herr Mützenich jetzt, nach zwei Jahren Stagnation und tausenden von Toten einen anderen Ansatz zu Bewältigung dieses Elends vorschlägt, dann Ist das keine Anerkennung von irgend etwas, sondern der Vorschlag zu einer Alternative. Sie argumentieren, ein Einfrieren des Krieges würde dazu führen, dass es Putin eine Pause verschaffen würde, in der dieser sein eigentliches Ziel mit neuen Waffen, neuer Munition und neuen Soldaten vorbereiten könne. Ja, glauben Sie wirklich, dass die Nato so etwas zulassen würde. Selbstverständlich wird die Nato, wie sie es schon jetzt macht, Ihre Verteidigungsanstrengungen so verstärken, dass Russland es zukünftig nicht wagen wird, einen Angriff eines Nato-Landes überhaupt in Erwägung zu ziehen, vergleichbar der Situation im „Kalten Krieg“ der Nachkriegszeit. Nur eine überlegene Nato wird zukünftig wieder den Status Quote garantieren.
J. Hennig

Wer ist denn nun im Besitz einer wahren und wirklichen Demokratie? Wer ist der lupenreinste Demokrat unter allen Demokraten? Die Ampel ringt hier im demokratischen Deutschland mit ihrem Demokratieförderungsgesetz! Was soll denn damit nur ans Tageslicht gefördert werden? Ich dachte immer, dass ich hier in Deutschland bereits in einer lupenreinen Demokratie leben!? Vielleicht sollte auch Frau Faeser (SPD) gar selbst wieder etwas mehr Willy Brandt wagen?
Klaus P. Jaworek

Als ich junger Soldat der Bundeswehr war, wurde auf eine Wand gegenüber der Kaserne gesprüht „Soldaten sind Mörder“. Wer das Wort Verteidigungsfähigkeit in den Mund nahm, war als kalter Krieger verdächtig. Zum Artikel, der das Pendel der sicherheitspolitischen Überlegungen auf die andere Seite, dabei ebenso übermäßig, ausschlagen lässt. Tendenziell halte ich ihn für bellizistisch. Ja, Putin führt einen Angriffskrieg und ist derzeit nicht verhandlungsbereit, er scheint „aufs Ganze“ zu gehen. Dem muss sich auf allen Ebenen widersetzt werden! Und (nicht aber) ich hoffe sehr, dass die westlichen Strategen darüber nachdenken wie, wann, unter welchen Bedingungen dieser Krieg zu Ende gehen könnte. Und hier kommt neben der gefühlten Endsieg-Rhetorik des Artikels der vielgeschmähte Ausdruck „einfrieren“ ins Spiel. War das nicht der Anfang vom Ende so manchen Konflikts (im Gegensatz zur Aussage „die Toten dürfen nicht umsonst gewesen sein“ der in Verdun so falsch war wie in Afghanistan)? Kann man nicht zum Ergebnis kommen, Voraussetzung für das „Einfrieren“ ist, die Ukraine weiterhin militärisch zu unterstützen, um Putin zu zeigen, du kannst diesen Krieg nicht gewinnen, komm an den Verhandlungstisch. Könnte, bei einem Einfrieren auf Augenhöhe nicht auch der Westen die Zeit nutzen, seine Verteidigungskraft zu erhöhen, Waffen und Munition zu produzieren, und sich als NATO oder gar als EU politisch zu einigen (also ernsthaft nicht nur rhetorisch)? Wenn Gedanken (nennen wir es militärisch Planspiele) per se verdammt werden, wenn auf eine These die Antithese durch den verbalen Holzhammer ersetzt wird, wird das Denken eng, und die Handlungsoptionen werden zum Trampelpfad, der die Grundlagen der Demokratie gefährdet.
Thomas Steinbach

Ich fand es sehr gut, dass ein Spitzenpolitiker wie Rolf Mützenich den Mut gefunden hat, jenseits der bisherigen Verlautbarungen die Möglichkeit eines Einfrierens zur Sprache zu bringen. Damit wird indirekt ausgedrückt, dass es inzwischen völlig unrealistisch ist, dass die Ukraine sämtliche besetzten Gebiete einschließlich der Krim militärisch zurückerobern kann. Ob es eine realistische Chance gibt, dass Russland sich darauf einlässt, kann ich nicht beurteilen. Wenn nicht, sollte diese Frage im Rahmen der UNO vorgebracht werden. Ich kann mir schwer vorstellen, dass Länder wie z.B. Brasilien und Südafrika, verbunden durch die Staatengemeinschaft BRICS, es gut finden, dass die Ukraine vollständig von Russland annektiert wird, bzw. zu einem reinen Satellitenstaat wird. Anfangs unternahm sogar China einen Vermittlungsversuch, laut meiner Tageszeitung (Nürnberger Zeitung) auf der Grundlage der UN-Charta. Ich vermute, dass auch China kein Interesse an einer Eskalation hat, da es weiterhin gute Geschäfte mit Europa machen will.
Roland Wildner

Was ich in Herrn Dausends Aufsatz (wie auch in den „seriösen“ Medien“ – andere rezipiere ich nicht – und in der öffentlichen Diskussion) schmerzlich vermisse, ist zumindest eine Erwähnung der simplen Frage: Gesetzt den Fall, die Ukraine „siegt“ – was dann? Wird der „Diktator“ Putin sang- und klanglos von der Bildfläche verschwinden? Wird er reuig zu Kreuze kriechen und abdanken? Wird das russische Volk sich einig von ihm abwenden? Und falls nicht – wird Putin am Ende das Schicksal Saddam Husseins teilen? Mir sträubt sich die Feder, doch ich muss unausgesetzt an Sepp Herbergers Ausspruch denken – in „aktualisierter“ Form: Nach dem Krieg ist vor dem Krieg. Wäre diese Thematik, die in Regierungskreisen mit Sicherheit diskutiert wird, nicht wenigstens einer ausführlichen medialen/öffentlichen Erörterung wert?
Rainer Hamacher

Absurder geht’s kaum: ausgerechnet Willy Brandt zum Kornzeugen der Fortsetzung eines unsinnigen Kriegs zu machen, der militärisch nicht zu gewinnen ist und Tausende von Opfern samt massiver Zerstörungen fordert. Es ist zu billig, einfach auf die SPD einzuschlagen, ohne sich die geringste Mühe zu machen, nach Alternativen zum aussichtslosen ukrainischen Massentöten zu suchen. Das aber versucht Rolf Mützenich, und es stünde auch einem Autor der ZEIT gut an!
Ludger Gaillard

Die Bedeutung der SPD zu Zeiten Willy Brandts ist meilenweit entfernt von ihrem heutigen jämmerlichen Zustand. Das liegt nicht nur an der veränderten Weltlage insgesamt, sondern auch an ihrem distanzarmen Verhältnis zu Putin, der im Februar 2022 brutal die friedliche Ukraine überfiel und damit als Kriegsverbrecher in die jüngste Geschichte einging. 1970 schloss die sozialliberale Koalition unter Brandt und Scheel den Moskauer Vertrag mit der Sowjetunion ab und bei den Bundestagswahlen 1972 gewann die SPD sogar mehr Stimmen als die CDU/CSU! Es herrschten goldene Zeiten für die „Friedenspartei“. Ironie der Geschichte: Vermutlich waren damals Verhandlungen mit der Sowjetunion leichter, da das ZK seiner kommunistischen Partei auf jeden Fall demokratischer funktionierte als das heutige System von Diktator Putin. Die danach folgenden politischen Umwälzungen im Ostblock bewirkten das Ende der UDSSR -die danach wieder Russland hieß. Der Warschauer Pakt löste sich auf, das Ende des Kalten Krieges ließ die Welt aufatmen und eine der vielen Umwälzungen war die Unabhängigkeit der Ukraine. Die SPD mit ihrem Kanzler Scholz an der Spitze der Ampel-Koalition zeigt ein erschreckendes Maß an Zerrissenheit in der für die Ukraine wichtigen Frage nach bestimmten Waffentypen wie den Taurus Marschflugkörper, wo die Ampelparteien Grüne und FDP eine eher europäische Position einnehmen. Der Fraktionsvorsitzende Mützenich versteigt sich sogar zu der Forderung, den Krieg einzufrieren! Ob er es wirklich nicht besser weiß, oder nur aus Kalkül die allgemeine Kriegsangst der Menschen ausnutzt, um einen vergifteten Frieden zu Putins Bedingungen das Wort zu reden, bleibt unklar. Folgt man aber seinem törichten Vorschlag gäbe es nur den Verlierer Ukraine mit einer schleichenden Unterwerfung unter dem Diktat des Kriegsverbrechers Putin.
Es ist schon mehr als merkwürdig, dass der SPD-Fraktionsvorsitzende ähnliche unkritische Vorstellungen bzw. Duldung von Putins Krieg gegen die Ukraine hat wie europäische Politiker der extremen Rechten und Linken -vor allen Dingen von Frankreichs Le Pen oder Melenchon. AfD und Sahra Wagenknecht äußern sich ähnlich und die Gründerin der neuen Partei stimmt sogar noch schnell den absurden Vorstellungen des Papstes zu. Dagegen hat die rechtspopulistische italienische Ministerpräsidentin Meloni weiter die Lieferung von Waffen an die Ukraine befürwortet -was ihr die Gegnerschaft zu Le Pen einbrockte. Ein Sonderfall bleibt der ungarischen Ministerpräsident Orban der wie kein zweiter europäischer Trittbrettfahrer unverfroren mal auf den Putin-Zug und danach wieder auf den EU-Zug springt. Vermutlich stiert die SPD-Führung nur noch ängstlich auf die anstehende Europawahl und die folgenden Landtagswahlen. Ihre immer noch deutlich durchschimmernde politische Indifferenz zu Putin und damit einhergehend die verschämte Duldung von Altkanzler Schröder in ihren Reihen droht die SPD in den politischen Abgrund zu stürzen. Was könnte noch peinlicher sein als das vergiftete Lob von Schröder für die angeblich kluge Russlandpolitik seines Nach-Nachfolgers Scholz? Die Stimmenverluste der SPD bei den folgenden Wahlen werden so noch einmal mehr einen historischen Tiefpunkt erreichen. Gibt es niemanden in der SPD, der den Mut und die Fähigkeiten hat diese Partei mit einer so langen Geschichte noch zu retten?
Klaus Reisdorf

Rolf Mützenichs Gedanken zum Einfrieren des Ukrainekrieges gehen vollkommen konform mit Willy Brandts systemsprengender Ostpolitik. Peter Dausend lässt in seinem Artikel völlig außer Acht, dass Egon Bahr, Walter Scheel und der Antifaschist und Friedensnobelpreisträger Willy Brandt mit einer kommunistischen Regierung in der Sowjetunion die Ostverträge vorangetrieben und ausgehandelt haben.
Roderich Buhlheller

Ich habe diese Woche Urlaub und etwas mehr Zeit die ZEIT zu lesen. ;) Deshalb nutze ich heute meine Zeit, um Ihnen meine Meinung und mein Feedback zu Ihrer Berichterstattung der letzten Zeit mitzuteilen.  Konkreter Aufhänger ist der Artikel „Mehr Willy Brandt wagen“ von Peter Dausend in der Ausgabe 13. Allerdings ist dieser Artikel nur exemplarisch, weil sich mein Feedback auf die mehrheitlich identische Berichterstattung der letzten Zeit bezieht. Konkret geht es mir darum, dass aus meiner Sicht guter Journalismus die Funktion einer Berichterstattung und Information hat und keine Meinungskundgebung sein sollte. Leider gelingt das inzwischen auch (!) der ZEIT immer weniger. Der benannte Artikel ist aus meiner Sicht beispielhaft, weil sehr tendenziös. Er hätte konsequenterweise als Kommentar gekennzeichnet werden müssen. Meine Erwartung ist es, dass Journalisten alle (!) Seiten beleuchten und möglichst neutral würdigen. Natürlich ist das in der Realität nicht möglich. Die Meinung des Redakteurs bleibt dem aufmerksamen Leser auch bei einem ausgewogenen Artikel nicht verborgen und das ist auch gut so. Konkret: Die Art und Weise der Berichterstattung über die furchtbaren Kriege in Europa, insbesondere in der Ukraine entsetzt mich inzwischen. Herr Mützenich wird in dem Artikel mindestens als naiv dargestellt, aus meiner Sicht nahezu diffamiert. Dabei hat er nicht nur berechtigt seine Meinung geäußert und das auch mit Argumenten untermauert. Wo finde ich in diesem Artikel diese Argumente, um mir meine eigene Meinung zu bilden? Wäre das nicht die Aufgabe der Journalisten? Zumal laut Umfragen die Hälfte der Deutschen zu diesem Thema (und auch zur Taurus-Lieferung) eine ganz ähnliche Meinung haben. Warum findet sich diese Meinung und die Argumente dafür nicht auch (!) und halbwegs wertungsfrei in Ihrem Medium wieder?
Ich möchte das inhaltlich nicht vertiefen, weil ich die Mail auf meinem Smartphone schreibe. Aus meiner Sicht verliert die ZEIT durch diese Berichterstattung an Qualität und letztlich auch Leser und Reichweite. Interessierte werden sich andere Quellen suchen und zum Glück finden. Ich empfehle inzwischen Pioneer Media und va BBC.  Übrigens keine Medien, die verdächtig sind, beeinflusst zu sein. PS: Es ist aus meiner Sicht übrigens sehr schwierig, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen. Die Kontaktadresse ist sehr versteckt. Auch das finde ich schade und nicht zeitgemäß. PPS: Ich bin kein SPD-Mitglied und/oder -Wähler.
Henk Knaupe


Leserbriefe zu „Ich sage mit Konrad Adenauer: Keine Experimente“. Gespräch mit Robert Habeck geführt von Jana Hensel et al.

Herzlichen Dank für das interessante Interview.
Michael Scheppler

Es ist Habecks bekannter Ökosound und sein Traum vom Wasserstoff. Dabei ist der durch gigantische Umwandlungsverluste völlig unbrauchbar. Wenn er die Energiewende insgesamt auf Kurs sieht, verschweigt er die Belastungen. Der Netzausbau soll mit Buchungstricks auf künftige Generationen verlagert werden. Und 30 – 40 Mio. Wärmepumpen schlagen bei Stückpreisen von ca. 40000.- mit 1,2 bis 1,6 Billionen zu Buche. Unbezahlbar ebenso das Verbrenneraus, zumal es der E-Mobiltät an Akzeptanz fehlt. Habeck folgt offenbar noch immer den Einflüsterungen von Graichen, der den Stadtwerken ja vorab den zügigen Rückbau ihrer Gas Infrastruktur empfohlen hatte. Fazit: Ein Abenteuer, wer sich mit den Ökopropheten einlässt.
Christoph Schönberger

Die Aussagen von Herrn Habeck, 80% des Strombedarfs bis 2030 aus erneuerbaren Energien zu decken, kann man sich wünschen. Ich nehme mal die Fakten. Das Windkraftziel der Bundesregierung bis 2030 sind 115 GW. Das EWI und das BWE kommen zu der Erkenntnis, dass von 2023 bis 2029 täglich mindestens 5,8 Windräder mit jeweils einer Leistung von etwa 4,2 MW gebaut werden müssten. 2023 wurden jedoch brutto nur 745 Anlagen (etwa 2 pro Tag) gebaut. Ferner sagt Herr Habeck, dass der Strompreis zeitweise unter 7 Cent/kWh lag. Leider habe ich davon als Bürger herzlich wenig. Mein Strompreis betrug bei der Jahresabrechnung genau 42 Cent/kWh. Herr Habeck sollte nicht mit den Einkaufspreisen, sondern mit den Endpreisen für den Kunden argumentieren.
Ingo Wilken

Die großen Linien der Transformation, die Habeck zeichnet, sind meines Erachtens sinnvoll und scheinen insgesamt einer schlüssigen Strategie zu folgen. Die Sicherung der Energieversorgung auch mit Gas, solange wie nötig, und die Betonung der Erneuerbaren sind richtig. Über die Frage der Atomenergie konnte man streiten, die Sachlage ist nun aber entschieden. Der Unmut, der sich gegen die Grünen richtig, hat nach meiner Analyse andere Gründe. Die kleinteilige, schikanöse Verkehrspolitik, die auf Länder-und vor allem der kommunalen Ebene von den Grünen ausgeht, schürt die Aggressionen. Parkplätze weg, Radfahren wird ohne Rücksicht auf die Lebensumstände der Menschen glorifiziert, Behinderung von durchdachtem Straßenbau, stattdessen Rückbau wichtiger lokaler Verkehrsadern. Maßnahmen, die vorgeblich dem Klimaschutz dienen, deren angestrebte Wirkung in der Argumentation jedoch nicht plausibel erklärt werden kann. Und den einen oder die anderen mag es wohl irritieren, wie sich eine Partei mit der Friedensbewegung als einem ihrer Herkunftsstränge in den Debatten um den Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten geriert: kriegerisch in der Diktion und gedanklich ohne Bereitschaft – oder Fähigkeit? – zur differenzierenden Betrachtung.
Klaus Keßler

In dem Interview wird viel über Wasserstoff gesprochen z.B. Wasserstoff-Pipelinenetz, überschüssigen Strom nutzen, um Wasserstoff herzustellen. Das Wirtschaftsministerium hat für die nationale Wasserstoffstrategie 5 GW Elektrolysekapazität angekündigt. Aus dem Positionspapier der Wirtschaftsvereinigung Stahl geht hervor, dass für die Stahlerzeugung in 2050 etwa 2,2 Mio to Wasserstoff/Jahr benötigt werden dazu wäre eine Elektrolysekapazität von 8,5 GW Elektrolysekapazität notwendig. Also ist die Planung des Wirtschaftsministeriums jetzt schon Makulatur. Für die Erzeugung von 1kg Wasserstoff, mittel Elektrolyse sind etwa 10kg Wasser notwendig. Das wären bei 2,2 Mio. to Wasserstoff/Jahr etwa 22 Mio to Wasser/Jahr. Zusätzlich braucht die Chemische Industrie Unmengen Wasserstoff, das Erdgas soll zum Teil durch Wasserstoff ersetzt werden, im Automobilbereich wird an Wasserstoffantrieben intensiv entwickelt. Wo soll all das Wasser für diese notwendigen Mengen Wasserstoff herkommen?? Noch dazu haben wir im Sommer jetzt schon teilweise Wasserknappheit und Zuteilung der Wassermengen. Die kontinuierliche Erderwärmung macht die Situation noch kritischer. Es wird nur über die Wasserstoffwirtschaft geredet und was an CO2 eingespart wird, aber nicht über die dafür notwendigen Wassermengen und die Verteilernetze. Das passt nicht zusammen.
P. Sindlhauser

War es das wirklich wert?  Zwei ganze Seiten voll von Arroganz und Besserwissen?
Manfred Mengewein

Es gab Zeiten, da fanden die Grünen Biogas super. Bio-Gas. Eine Wortkombination, zum Dahinschmelzen. Landwirte als Energiewirte … blühende Landschaften im Osten, was hatten wir nur für Träume damals? Heute, einige Jahrzehnte Praxiserfahrung später, weiß man, dass Biologische Landwirtschaft und Maismonokultur ungefähr so zusammenpassen wie Annalena Baerbock und Hubert Aiwanger, um sich auf dem Wiener Opernball eine Loge zu teilen. Oder miteinander Walzer zu tanzen. Vom Bio zum Gas: Das böse G-Wort! Gas kommt heutzutage aus eilig in Naturschutzgebiete hineinbetonierten LNG-Terminals. Gas war mal Bio, später Brückentechnologie, mittlerweile ist es einfach nur noch böse, so wie der der es uns verkauft hat, aber man ist ja lernfähig. Es gab Zeiten, in denen vehemente Kritiker den Grünen nachsagten, sie würden folgende Position vertreten: „Wozu Atomkraft? Der Strom kommt doch aus der Steckdose.“. Heute ist wortwörtlich von Robert Habeck zu lesen: „Der Strom wird jederzeit zuverlässig aus der Steckdose kommen.“ Ein Schuft, der Übles dabei denkt. Oder ist das Erinnerungsvermögen bzw. der subtile Humor unseres Wirtschaftsministers doch ausgeprägter, als man es einem Spitzenpolitiker zutrauen würde? Doch zurück zum Anfang des Interviews mit Robert Habeck: Dort lernt der verwunderte Leser, dass alles super läuft mit der Energiewende. Von Selbstkritik ist bei Robert Habeck ungefähr so viel zu finden wie bei der zeitgenössischen Angela Merkel, wenn sie eines ihrer seltenen Interviews gibt. Dem „alles läuft super“ sei einfach etwas Feedback von der Basis entgegengestellt, keine aus dem Netz abgekupferten Trollbotschaften oder Verschwörungstheorien, sondern einfach nur eigene Lebenserfahrung: Wir hatten Glück mit unserer Photovoltaikanlage. Kein halbes Jahr lang Warten auf den Zähler und Brachliegen des Systems (wie bei Freunden stattgefunden). Der Netzbetreiber baute uns vergleichsweise schnell einen Zwei-Richtungszähler ein. Mit dem Techniker plaudernd erfuhr ich folgendes. Smart Meter würden aktuell überhaupt nicht mehr verbaut, es würde einfach nicht funktionieren. Aus den meisten Kellerräumen heraus sei die GSM-Anbindung zu schlecht, die Kommunikation über das Stromnetz zur nächsten Mittelspannungskabine setzte für diese einen Glasfaseranschluss voraus. Da Smart Meter – wenn sie ihre Daten nicht nach Hause schicken können – im Extremfall einen Wartungsbesuch erforderlich machen würden, sei das System kollabiert. Ergo habe man den Rollout gestoppt.
Thema E-Mobilität: Kein Wort zu diesem Thema im Interview mit Habeck. Stattdessen die lapidare Feststellung, wie viele Milliarden wir für nicht eingespeiste Stromkontingente bezahlen müsste. Jeder kann sich im Internet auf den Seiten des Fraunhofer Instituts Livedaten zur Stromerzeugung und Strompreisen ansehen. Wir brauchen gar keine weiteren Solarpanele mehr aufzustellen, um dennoch an jedem halbwegs sonnigen Sonntag negative Börsenstrompreise zu haben. Als Verbraucher habe ich davon – nichts. In Zahlen 0.0. Schnellladen kostet teilweise mehr als 80 Cent / kWh. Vollkommen unabhängig davon, was aktuell gerade am Strommarkt los ist. Konkurrenz zwischen den Ladenetzbetreibern? Man werfe selbst einen Blick auf Preislisten und Tarifmodelle. Obwohl die E-Mobilität einen gewaltigen Hebel darstellen würde, lokale Überschüsse an erneuerbar erzeugtem Strom sinnvoll zu verwerten, passiert nicht außer dass sich die großen Player die Taschen voll machen. Das klingt nun pauschalisierend, aber wer ist es denn, der momentan sein Portfolio umschichtet und in „nachhaltige“ Geschäftsmodelle umsteigt? Ladenetze bauen aktuell Firmen aus, deren Namen BP, Shell, Total oder Aral lautet. Nicht zu vergessen die großen Energieversorger wie EnBW oder E.ON. Als Verbraucher kann ich mir dann ausrechnen, wie viel mich Mobilität kostet. Um zu dem Ergebnis zu kommen, dass das E-Auto die teurere Lösung ist. Ich fahre trotzdem eines. Aus Überzeugung und weil bei mir der Strom eben größtenteils nicht aus der Steckdose, sondern vom eigenen Dach kommt. Dass ich diesbezüglich privilegiert bin, gebe ich zu. Und da liegt das Problem. Energieautarke Selbstwirksamkeit muss man sich erst mal leisten können. So wie es die aktuelle Fortschrittskoalition steuert, fahren Energiewende und E-Mobilität gleichermaßen gegen die Wand. Wenn – wie ebenfalls im Zeit Wirtschaftsteil zu lesen war – Spitzenmanager von deutschen Automobilkonzernen öffentlich stolz verkünden, in alle möglichen Richtungen gut aufgestellt zu sein, heißt das nichts Gutes. Oder bezogen auf den Interviewten Robert Habeck: Er kann es einfach nicht. Was kein Hindernis zu sein scheint, sich tolle Fortschritte machen zu sehen.
Maximilian Trattenbach

„Vaterlandsliebe fand ich stets zum Kotzen. Ich wusste mit Deutschland noch nie etwas anzufangen und weiß es bis heute nicht“. Diese beiden Sätze werden Robert Habeck zugeschrieben, dem Großmeister der Milchmädchenrechnung zugeschrieben, der angebliche jede Form von Experimenten scheut. Genau dieser Robert Habeck fordert aktuell den DFB auf, Vaterlandsliebe und gleichzeitig dem neuen DFB-Ausrüster Nike, sofort den Stinkefinger zu zeigen. Dieser Mann aus der der grünen Ampel, der ist auch für den schlechten Allgemeinzustand, in dem sich gerade der Rechtsstaat Deutschland befindet, mit verantwortlich. „Die persönliche Freiheit ist und bleibt das höchste Gut des Menschen.“ (Zitat von Konrad Adenauer, 1876-1967, deutscher Politiker und erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland)
Klaus P. Jaworek

Auch wenn wir im Winter 2030/31 das 2,5-fache der heutigen Wind- und Photovoltaik-Anlagen hätten und 12 % mehr „sonstige EE-Kapazitäten“, könnten jeweils 10 Mill. Wärmepumpen und E-Autos bei „blöden Wetterlagen“ mit strenger Kälte für große Probleme sorgen: – Wenn jede Wärmepumpe bei Kälte durchschnittlich 33 kWh/Tag braucht und nur ein Teil der E-Autos aufladen wollen (über alle durchschnittlich 15 kWh), steigt die gesamte abendliche Last von heute ca. 70 – 80 GW auf insgesamt über 100 GW, und die nötige werktägliche Stromerzeugung erhöhte sich um über 490 Mill. kWh (auf rund 2 Mrd. kWh). – Falls Windkraft unter 7 % Prozent verfügbar ist (historisch wiederholt über einige zusammenhängende Tage geschehen), wären ca. 12 GW verfügbar. Der tägliche Wind-Strom ergäbe 285 Mill. kWh, PV-Strom läge um die Mittagszeit bei rund 55 Mill. kWh. Mit zusätzlich 50 % Verfügbarkeit der „Sonstigen“ mit 190 Mill. kWh/Tag ergibt sich in der Summe 530 Mill. kWh erneuerbare Stromerzeugung. Vom Tages-Stromertrag aller Erneuerbaren wären im Winter 2030/31 rund 92 % für den Strombedarf für E-Autos und Wärmepumpen zu verwenden. Für den übrigen Strombedarf wäre fast nichts mehr verfügbar: Dieser wäre durch Backup-Systeme zu decken! Bei Kälte kann auch Frankreich nicht helfen und ob die Blöcke im belgischen Tihange 2030 noch am Netz sind, kann ja kaum wichtiger Baustein unserer Versorgungssicherheit-Politik sein!
Wolfgang Ströbele

Es gibt hierzulande bekanntlich viele Baustellen und noch viel mehr Fragen hierzu. Z.B.: Wieso garantiert man nicht auf lange Sicht den Energiepreis für Industrie, Gewerbe und Handwerk auf international vergleichbarem Niveau, das kostet zwar Geld aber bei den Renten geht’s doch auch! Ferner sind noch keine ernstzunehmenden Maßnahmen zum Bürokratieabbau sichtbar, die Hinweise auf Datenschutz, Wettbewerbsrecht und EU-Vorschriften sollte man nicht immer als Entschuldigung anführen, sonst kommt man nicht weiter. Außerdem muss man sich fragen, ob mit den ständigen Diskussionen um die „Work-Life-Balance“ und weitere Arbeitszeitverkürzungen die dringend notwendige Wende unserer Wirtschaft zu schaffen ist. Wenn schon die Parteien aus Angst vor Wählerverlusten diese Themen nicht anpacken, wäre mal ein eindringliches Wort des Herrn Bundespräsidenten angebracht.
Rolf Bosch

Deutschland hat Energie-Potential. Herr Habeck ist auf dem richtigen Weg, aber für eine erfolgreiche Energiewende sind noch heftige Steilstrecken bei den Stromtrassen und der Wasserstoffwirtschaft zu überwinden. Um im Bild zu bleiben: der steilste Weg ist nicht der schnellste, Umwege sind oft schneller und effizienter. Grüne Energie steht dezentral zur Verfügung und große Stromtrassen helfen der Nutzung nur unzureichend. 2023 blieben etwa 12 Terawattstunden grüner Energie ungenutzt, was dem Jahresverbrauch von Hamburg entspricht. Dezentrale Ernte, Speicherung und Nutzung grüner Energie ist inzwischen wirtschaftlich und entlastet das Stromnetz massiv. Viele Gewerbegebiete bieten ein erhebliches Potential versiegelter Flächen (Parkplätze, Lager etc.) für Photovoltaiknutzung. Wenn die Betriebe lokal kooperieren und die Sonne gemeinsam ernten, den Überschuss in Wasserstoff umwandeln, eigenen Nachtbedarf speichern und die Abwärme über die Kommunen den Bürgern liefern, profitieren alle von geringen Energiekosten und entlasten die Stromnetze. Lokale Projekte sind auch schnell umsetzbar, denn die Genehmigungsverfahren sind deutlich einfacher als für Großprojekte. Damit wäre nicht nur dem Mittelstand geholfen, sondern auch Betrieben wie der Gutehoffnungshütte, die dringend grüne Energie für ihren Stahl brauchen.
Bodo Frommelt

In dem Gespräch mit Robert Habeck findet sich kein Wort zum Thema Energie-einsparung. Und das, obwohl Energieeinsparung ein zentraler Baustein der Energiewende ist und obwohl Ende 2023 ein neues Gesetz auf diesem Gebiet in Kraft getreten ist, das „Energieeffizienzgesetz“. Dort hat die Bundesregierung entschieden, den Energieverbrauch drastisch zu senken. Die Vorgabe für 2045 lautet: 5.040 PJ. Nicht alle werden wissen, dass dieser Wert einem Verbrauch entspricht, wie man ihn in den alten Bundesländern Anfang der 1960er Jahre beobachtet hat. Habeck mahnt: „Wir brauchen Verlässlichkeit“. Gerne hätte man gehört, dass sich Verlässlichkeit auch auf die gesetzliche Vorgabe zur Reduktion des Energieverbrauchs bezieht. Es kommt etwas Weiteres hinzu. Die Bundes-regierung hat auch eine Vorgabe zur Energieproduktivität gemacht. Oft wird übersehen, dass mit der gleichzeitigen Vorgabe von Energieverbrauch und Energieproduktivität die maximal mögliche Produktion an Gütern und Dienst-leistungen feststeht. Das Ergebnis muss man so deuten: Die Bundesregierung rechnet von 2022 bis 2045 offensichtlich nur noch mit einem BIP-Zuwachs von 0,115 % pro Jahr. Das ist Mathematik. In dem Gespräch mit Habeck bleibt auch diese Konsequenz im Dunkeln. Und jetzt? Manche werden bei dieser Sachlage von politischer Klugheit sprechen, weil man so möglichen Diskussionen um Einschränkungen und Verzicht aus dem Weg gehen kann. Andere werden ins Grübeln kommen und fragen: Kann diese Taktik wirklich eine seriöse Grundlage sein, um Deutschland in eine klimaneutrale Energiezukunft zu führen?
Knut Kübler

Geht’s noch, Habeck? möchte man ausrufen bei der Lektüre des Interviews mit unserem Wirtschaftsminister. Offensichtlich lebt Herr Habeck in einer Parallelwelt (oder eher ich?). Gleich die erste Antwort „Nun sind noch dazu die Strompreise deutlich runtergegangen“ ist für viele EnBW-Kunden, denen in den letzten Wochen Post mit einer PreisERHÖHUNG von rund 15% (!) ins Haus geflattert kam, blanker Hohn. Und auch bei seiner Aussage „Das Gas aus Russland wurde von Putin gekappt“ scheine ich nicht richtig mitbekommen zu haben, was passiert ist. Ich hatte völlig leichtgläubig den Medien vertraut, die berichtet haben, dass Deutschland die russischen Gaslieferungen stoppen will. Oder ist gar der Nordstream2-Anschlag Putins Kappungsaktion und der Minister weiß doch mehr als wir…..? Ich bin ziemlich fassungslos.
Siegfried Mangold

Vielen Dank, dass Sie Robert Habeck mit diesem Interview Gelegenheit gegeben haben, sich endlich einmal gegen die meist übertriebenen, ungerechten oder gar schlicht falschen Vorwürfe zu wehren.  Eigentlich ist viel zu selten in den Medien auch eine Kritik der Kritiker zu vernehmen, so dass bisher meist ein Ungleichgewicht zwischen „Verteidigung und Anklage“ verbleibt.  Selbst das „Heizungsgesetz“ in der ursprünglichen Fassung war weit besser  als es nach der unsachlichen und tendenziösen Kampagne der BILD und anderer  vielen erschien.   Und angesichts der inzwischen so nahen Kippunkte (s. Artikel, S. 30 „Da kippt was“ (zu den schon ab 1,5 Grad Erderhitzung drohenden Kippunkten) und meinen Leserbr. von gestern dazu) ist es schon grotesk, wie viele sich wie sehr immer noch weit mehr vor den Kosten von Klimaschutzmaßnahmen fürchten im Vergleich zu den nicht nur finanziellen Kosten der ansonsten kommenden großen Klimakatastrophe, von der alle bisherigen lokalen ja nur ein Vorgeschmack sind. Diese Einengung des Blickfelds allein auf die Gegenwart und nur die der eigenen Person oder Gruppe ist ein Armutszeugnis für viele an den Debatten beteiligten, das eigentlich nur kleinen Kindern zusteht, die ironischerweise am meisten betroffen sind von den zukünftigen Folgen rein Gegenwarts-orientierter Vermeidungs-Entscheidungen.
Ihre Fragen waren meist (sehr) gut, aber auch auf viele der Antworten des Ministers habe ich lange gewartet, nachdem er und andere Grüne viel zu lange viel zu defensiv waren, und dem Eingeständnis eigener Fehler viel zu wenig Kritik der viel schlimmeren Fehler  oder Schlägen unter die Gürtellinie seitens der Gegner hinzufügten.  Ich selbst habe auch manche Kritik an manchen grünen Positionen, aber noch weit mehr an allen anderen Parteien im gegenwärtigen Bundestag.  „. …Probleme nicht liegen lassen . . . lösen, auch wenn das kurzfristig unpopulär ist“:  Das ist ein Prinzip, dass gegenwärtig  von den anderen Parteien viel mehr vernachlässigt wird als von den Grünen, insbesondere Herrn Habeck,  der damit mehr Verantwortung auch hinsichtlich „Risiken und Nebenwirklungen“  übernimmt als fast alle anderen. Von diesen anderen hat kaum jemand Verantwortung und Selbstkritik gezeigt hinsichtlich der langen Jahre der Abhängigkeit von billigen Energieimporten, die dazu noch auf Kosten von Sicherheit, Menschenrechten und vor allem Klima gingen.  Ähnlich ist es auch bei manchen Teilen der Importe von China, dem Kongo und anderen.  Dass der Entzug von Jahren der Abhängigkeit Symptome verursacht ist eigentlich keine Überraschung. Rechtzeitige Unabhängigkeit kostet Geld, wie die Wirtschaftswissenschaftler bezeugen.  Allerdings kann Abhängigkeit plötzlich noch viel mehr kosten, nicht nur finanziell.  Um Menschen,  die sich die Maßnahmen wirklich nicht leisten können, noch besser zu unterstützen,  wären mehr Einnahmen oder Abbau fossiler Subventionen sinnvoll, was aber von der FDP und den meisten Oppositionsparteien abgelehnt wird, und leider auch von vielen, die diese u.a. dafür gewählt haben.
Viele Kosten der längst überfälligen Investitionen und sonstigen Änderungen  sind auch nur deshalb so hoch, weil sie vorher Jahre bis Jahrzehnte verschleppt oder vernachlässigt wurden, teils auch von Gegnern der Wind-energien, die teils von fossilen Interessen noch gesponsert wurden. Und die sonstige Inflation ist natürlich nicht der Energiewende zu „verdanken“, sondern der die EU-Finanzmärkte mit Geld flutenden EZB wie auch etlichen Tarifrunden.  Und auch die ungerecht verteilten Netzentgelte, u.a. durch die von Leitungsgegnern erzwungene unterirdische Verlegung neuer Fernleitungen für grünen Strom, sind keineswegs Ergebnis grüner Politik. Genauso ist der Aufbau eines Wasserstoff- und CO-2-Leitungsnetzes jetzt derart teuer, weil dies das ganze bisherige Jahrtausend aufgeschoben wurde, während das eigentlich vorhandene Geld für Wahlgeschenke, Prestige-projekte und Steuersenkungen verwendet wurde.  Absolut Recht hat Herr Habeck auch, dass es fatal wäre für weitere Entscheidungen wie eine eigentlich günstigere Freileitung statt Erdkabel nochmals Jahre zu blockieren und diskutieren. Leider werden die damit verbundenen Extrakosten kaum von denen bezahlt werden, die diese Notlösung erzwungen haben.  Die einzige Möglichkeit die Freileitungen schneller und akzeptiert einzuführen, wäre wohl entweder ein Bürgerrat, der mit allen pro und kontra wissenschaftlich beraten würde oder eine  Bürgerbefragung nach öffentlicher kurzer Information und Diskussion der Pro und Kontra.  Letzteres sieht wohl bundesweit unser Grundgesetz nicht vor.  Viele Vermeidungsängste gegenüber den Kosten von Klimaschutz (und anderem) sind vergleichbar mit einem Menschen, der aus Angst vor einer Wespe davonläuft, in eine Richtung, wo er einem Krokodil direkt vor den Rachen läuft.  Es gilt viel mehr als bisher, zu bedenken,  was der Weg des geringeren Übels ist,  denn einen Weg ohne jedes Übel gibt es nicht mehr, wenn es den jemals gab.   Und in diesem Interview zeigt Herr Habeck genau das:  einen Kurs mit Nachteilen, aber mit genau dieser Orientierung,  wo das vergleichbar geringere Übel zu erwarten ist.
Auch die Folgen der Demographie und der verschleppten Integration und Ausbildung der Migranten sind wahrlich kein Ergebnis grüner Politik.  Die sicher sinnvollen Anreize für freiwillig längeres Arbeiten nach der bisherigen Altersgrenze für die Rente dürfen nicht so viel oder mehr kosten  wie sie der Gesamtgesellschaft und der Zukunft bringen sollen oder müssen.  Am geringsten kosten würde eine viel bessere Arbeitsethik und Anerkennung solcher Menschen, wofür Japan ein gutes Vorbild ist. Es hilft überhaupt nicht weiter, wenn jede Forderung nach längerer Lebensarbeitszeit als  „Respektlosigkeit“  oder „Ungerechtigkeit“ angesichts der bisherigen Lebensarbeit diffamiert wird, denn es geht hier nicht nur um Moral, sondern auch um schlichte Mathematik,  und die kann auch von noch so großen Mehrheiten und Moralargumenten nicht ausgehebelt werden.  Ansonsten können oder dürfen die viel zitierten Dachdecker und Bauarbeiter, die diese Arbeit nicht mehr länger machen können, nicht auf alle Arbeitsarten und Berufe verallgemeinert werden.  Es gibt auch schon lange die Möglichkeit einer Umschulung auf noch mögliche Arbeitstätigkeiten, die ggf. besser gefördert werden könnte auch durch Lohnersatz während der Umschulung. „Harte soziale Einschnitte“ bei Haushalts-Priorisierungen wären natürlich für Gerechtigkeit wie auch nächste Wahlen verheerend.  Aber was ist hier „hart“, wie hoch soll die Mess-Latte dafür liegen?  Und warum soll die einzige Alternative zu sozialer Härte die immer neue Aufnahme von Krediten sein,  die nicht nur Zinsen, sondern auch irgendwann die Tilgungen kosten, wenn sie nicht zu einem Schneeball-System ausarten sollen, oder durch Inflation „getilgt“ werden sollen;  das alles wäre deutlich ungerechter als niedrigere fossile Subventionen, bescheidenere Tarifabschlüsse  oder höhere Steuern insbesondere für besserverdienende, reiche  und viel emittierende. Bei diesen wünschenswerten Zahlmeistern ist allerdings auch deren mediale, propagandistische und Auswanderungs-Macht (incl. Kapital, Steuern und/oder Betrieben) abzuwägen,  die bei einem Verlieren der Auseinandersetzung mit ihnen schlimmere Zustände als zuvor ergeben könnten, womit ja auch immer wieder gedroht wird. Deshalb ist hier eine Kooperation der Länder gegen die Ausspielung des einen gegen das andere nötig. Und die jetzt vermiedenen „Härten“ sind immer zu vergleichen und abzuwägen  gegen die Härten, die ein weiteres Vernachlässigen der (anderen) Aufgaben  oder die die Schulden für die zukünftigen Menschen bedeuten würden. Diesen Vergleich und diese Abwägung anzustellen und dazu anzuregen und zu befähigen und motivieren, ist eine auch sehr wichtige verantwortungsvolle Aufgabe für alle Medien,  wofür Sie in der Zeit ja eher zu den Vorreitern und Vorbildern gehören.  Bekanntlich scheitert eine Verbesserung der Einnahmen oder Abbau fossiler Subventionen ja auch am wenigsten an den Grünen.
Mit der Vermehrung erneuerbarer Energien wieder zu warten, bis die Netze und die Umwandlungsanlagen in Wasserstoff fertig sind, wäre nicht nur für Industrie und viele Projekte schädlich, sondern vor allem fürs Klima wie auch für die Strompreise und unsere immer noch bestehende Abhängigkeit von Importen.  Gebraucht wird hier wie insgesamt besonders beim Klima die Arbeit an vielen Stellen gleichzeitig, denn für alles nacheinander haben wir angesichts der nahen Kippunkte wahrlich keine Zeit mehr. Ob wir eine Stromlücke bekommen wie der Rechnungshof befürchtet, kommt drauf an, wie schnell und umfangreich jetzt gearbeitet wird,  an EE, an Leitungen und an Wasserstoff und seinen und anderen Speicheranlagen.  Mit flächendeckender 4-Tage-Woche, sonstigen Arbeitszeitverkürzungen, noch früheren Berentungen, Ablehnung von Migranten oder ihren Integrations- und Ausbildungsarbeiten und schließlich weiteren Bürgerinitiativen gegen alles und jedes, was zu wirklich erneuerbaren Energien (ohne die teils indirekt  Wald-, Ernährungs- und Moorflächen fressenden Energiepflanzen wie Holz und die für „Biogas“ und „Biodiesel“) gehört,   kann es natürlich  schiefgehen mit der rechtzeitigen Fertigstellung aller Anlagen.
Peter Selmke


Leserbriefe zu „Soll die Bundeswehr an die Schulen?“ Streit von Thomas de Maizière und Philipp Türmer

Wenn Sicherheit das Fundament ist für Freiheit, ist das auch ein politischer Erziehungsauftrag selbst gegenüber Pazifisten. Bei der Bundeswehr mag es Missstände geben, es ist dennoch bizarr, nein verantwortungslos die Wehrhaftigkeit als Voraussetzung für Sicherheit quasi zu tabuisieren aus vermeintlicher Fürsorge um die Jugend. Das grenzt an Volksverdummung.
Christoph Schönberger

Vielen Dank für die Moderation des Streit-Gesprächs zwischen Thomas de Maizière und Philipp Türmer. Erlauben Sie mir eine Anmerkung dazu. Wenn Herr Türmer behauptet die Präsenz der Bundeswehr an den Schulen würde zur allgemeinen Militarisierung der Gesellschaft führen, dann müssten im Umkehrschluss die Kirchen des Landes jeden Sonntag brechend voll sein und der Priesterberuf höchstes Karriereziel. Immerhin ist der Religionsunterricht als einziges ordentliches Lehrfach für öffentliche Schulen im Grundgesetz abgesichert. Herr Türmers Befürchtung, „wir müssen aufpassen, dass wir das Militärische nicht allzu sehr im Alltag normalisieren“, ist absurd und realitätsfern. Denn Uniformen, Krieg und Zerstörung bekommen wir täglich geliefert, via TV und Internet, live und in Farbe. Auch Schülerinnen und Schüler halten sich dabei nicht Augen und Ohren zu. Wenn wir das Nachwuchsproblem der Bundeswehr lösen wollen, muss der Nachwuchs informiert werden. Wenn nicht an den Schulen, wo dann? Nochmals danke für diese „STREIT“-Seite. Ein aktuelles Thema mit zwei echten Gegenpolen. Die ZEIT hat wieder mal den richtigen Punkt getroffen.
Thomas Meichle

Ich empfehle Herrn Türmer dringend mal wieder Zeitungen zu lesen und Nachrichten zu schauen. Vielleicht würde er dann aus seinem Heile-Welt-Taka-Tuka-Traum erwachen und sehen, dass die Realität inzwischen eine andere ist. Die Bedrohung durch Russland wird andauern, auch über einen möglichen Tod Putins hinaus, auf einen ewig sicheren Schutz Europas durch die USA sollte man auch nicht bauen, und insofern werden uns nur Friedenspädagogen letztendlich nicht helfen.
Matthias Adelsberger

… Bevor ich platze, muss ich mir hier Luft machen: Über eine derart absurde und weltfremde Traumtänzer-Perspektive wie diejenige von Philipp Türmer hätte ich vor 10 Jahren noch müde hinweg gelächelt. Aber spätestens seit 2014 bin ich fassungslos wie ein Mensch, der in dem Jahr seiner Volljährigkeit die Annexion der Krim erlebt hat, eine derartige naive und wie er es nennt „antimilitaristische“ Haltung haben kann. Er lebt in einer Fiktion. Lieber Herr Türmer, bitte legen Sie Ihre Promotion mal für ein paar Wochen zur Seite und fahren in die Ukraine, nicht nach Kiew, sondern an die Ostfront. Life is stranger than fiction …
Martin Gimnich

In diesem Gespräch geht es aus meiner Wahrnehmung nur um die Präsenz der Bundeswehr an Schulen. Die Fähigkeit eines Landes, seine Grenzen und damit seine Souveränität zu schützen, ist jedoch eine gesellschaftliche Aufgabe, die alle Bürger angeht. Auf der einen Seite wird das Wahlrecht für Minderjährige gefordert, andererseits wird die Bundeswehr als nicht öffentliche Angelegenheit, also als Privatsache betrachtet. Das passt nicht zusammen. Nicht nur Journalisten, sondern auch Politiker sind gut beraten, gesellschaftliche Fragen unvoreingenommen zu debattieren und alle damit zusammenhängenden Tatsachen zu benennen und abzuwägen. Es geht nicht darum, wessen Meinung mehr wiegt. Das bessere Argument sollte respektiert werden.
R. Reiger

„Hallo Herr Türmer!… Aufwachen!… Es ist KRIEG… in EUROPA!!!“ Ich frage mich, ob sich die ukrainische Bevölkerung auch so wie Herr Türmer sorgt, dass kleine Kinder beim Anblick eines Panzers vielleicht „eher verstört“ reagieren könnten. Angesichts der Gräuel, die die Ukrainer täglich ertragen müssen, ist eine solche Äußerung nicht nur weltfremd, sondern zynisch.
Dirk Meyer-Juergens

Verpflichtende Bundeswehrbesuche für alle Schülerinnen und Schüler, wie Herr de Maizière sie fordert? Da kann ich in deren Richtung und an die Eltern gewandt nur antworten: „Sagt Nein!“ Nicht, dass wir uns missverstehen: Mein Pazifismus ruht gerade. Ich bin sehr dafür, die Kremlmafia zu stoppen und das freie und demokratische Europa zu verteidigen, was wären unsere Werte denn sonst noch wert (siehe Herrn Wefings Leitartikel auf Seite 1 und Herrn Lahusen Beitrag zur Entstehung des GG auf Seite 15)? Aber diese Forderung geht mir zu weit. Was kommt dann als Nächstes? „Wehrkundeunterricht“ wie in der „guten alten“ DDR?
Thomas Manthey

Fast könnte man ja darüber schmunzeln, wenn es nicht so ein ernstes Thema wäre: Juso-Chef Türmer scheint die Bundeswehr am liebsten auf Truppenübungsplätzen verstecken zu wollen, in unserem Alltag soll sie nicht präsent sein, an Schulen werben soll sie auch nicht. Aber man darf annehmen, dass er im Ernstfall doch wollen würde, dass eben diese Bundeswehr auch ihn verteidigt und schützt. Wie soll ich so eine Haltung nennen?
Heinz Wohner


Leserbriefe zu „Bürger ohne Geld“ von Kolja Rudzio

Ich würde gerne zu Ihrem treffenden Artikel hinzufügen, dass viele Bürgergeldempfänger sich sehr wohl anstrengen, obwohl Ihnen Abschläge bei einem Teilzeitjob drohen. Sie begeben sich allerdings in die Schwarzarbeit! Am Ende „verdienen“ sie mehr als Arbeitnehmer, die sich nicht in die Illegalität begeben. Das schafft gesellschaftlichen Unfrieden.
Martin Krivacek

Ich arbeite seit 17 Jahren im Jobcenter, habe die Reformen des SGB II miterlebt, alle paar Jahre meine Arbeit angepasst. Mit dem Wechsel zum Bürgergeld wurde alles noch mal mehr weichgespült, dass unserer Regierung nach ein paar Monaten einfällt, dass man für manche Kunden doch mehr Sanktionsmöglichkeiten braucht, geschenkt. Dass jetzt die CDU wieder mit der Diskussion anfängt, ist auch klar, schließlich steht bald der nächste Wahlkampf an. Natürlich gibt es unverschuldete Arbeitslose, natürlich gibt es allein Erziehende und kranke Menschen, die Unterstützung brauchen, und natürlich gibt es Menschen, die das System ausnutzen. Ich bin trotzdem jeden Tag froh, dass ich in diesem Land mit diesem System lebe! Aber was mich in ihrem Leitartikel sowie in manchen Gesprächen mit meinen Kunden immer wieder verwundert ist die Frage: Wie viel darf man zum Bürgergeld „dazuverdienen“, ohne dass es gekürzt wird? Das Bürgergeld ist eben kein bedingungsloses Grundeinkommen, was jeder bekommt, zu dem man sich einfach etwas dazuverdienen kann, wenn man Lust hat. Es ist eine steuerfinanzierte Sozialleistung, die helfen soll, wenn man mit seiner eigenen Arbeitskraft nicht genug verdient. Und wenn man dann wieder etwas verdient, ob in Voll- oder Teilzeit, wird geprüft, wie viel Bürgergeld man aufstockend benötigt, um sein Leben vernünftig leben zu können. Freibeträge werden berechnet, je mehr man verdient desto mehr bleibt frei. Das Bürgergeld ist der „Zuverdienst“ zum selbständig erwirtschaften Arbeitslohn, und nicht umgekehrt! Der Anreiz für jeden sollte es sein, sich selbstständig sein Leben zu finanzieren.
P. Eichner

Es ist schade, dass die Debatte um eine Grundsicherung, Neue Grundsicherung, Bürgergeld, oder Grundeinkommen (oder wie auch immer die gleiche Debatte von künftigen Regierungen genannt werden soll) die gesellschaftsökonomische Kehrseite der wichtigen Symbolik ignoriert: Ja, es ist legitim, wenn im Sinne des Gerechtigkeitsgefühls eine Gegenleistung erwartet wird, um zu verhindern, dass der Staat in seltenen Fällen „ausgenutzt“ wird. Es ist jedoch erst in der Bipolarität dieses Gerechtigkeitsgefühls, dass da ein Schuh raus wird: Es muss gleichzeitig gefordert werden, dass der Staat auch am anderen Ende des Einkommensspektrums nicht ausgenutzt wird, dass Steuern entsprechend den gesellschaftlichen Bedürfnissen eingeholt, Steuerschlupflöcher geschlossen werden usw. usf. Die unipolare Forderung nach Gerechtigkeit im Rahmen des Bürgergeldes, ohne dabei die wachsende Schere zwischen Arm und Reich und die skrupellosen Tricks der Wohlhabenden anzuprangern, ist nicht hilfreich, um einen sozialen Frieden zu festigen – was mit Blick auf das Gerechtigkeitsgefühl unsere höchste Priorität sein sollte.
Milan Röhricht

Jemand völlig die Grundsicherung zu streichen ist für Herrn Rudzio also „eher eine graduelle Änderung“? Und vor lauter Fordern zum Bürgergeld wie die Union einmal mehr das Thema Fördern schlicht zu vergessen nur einem diffusen „Gerechtigkeitsgefühl“ geschuldet? Die Zeit wird leider immer mehr zu einer kleinbürgerlichen Zeitung (ganz im Sinne von „Ich passe mich doch auch unbesehen jedem wirtschaftlichen Druck von außen an, dann sollen es bitte auch alle anderen so halten… „). Schade. Kritische Ausgewogenheit – das war wohl einmal.
Martin Hommel

Das Peinliche ist, dass die CDU zuerst eine sehr durchsichtige, sorgsam orchestrierte Medienkampagne mit der BILD inszeniert, um Vorurteile gegen das Bürgergeld zu schüren und es dann schafft, dass die ZEIT in einem Leitartikel das passgenau nachgeschobene Unionskonzept zur Beseitigung der Vorurteile begrüßt. Wo sind wir nur gelandet!
Hans-Ronald Niehus

In Ihrer Ausgabe Nr.: 13 „Bürger ohne Geld“ von K, Rudzio schreiben Sie …Totalverweigerer sind eine Minderheit. SPD-Politiker Künast spricht von einigen wenigen Tausend, ich habe auch schon eine Zahl von 60 000 gehört. Mich würde einmal eine konkrete Angabe interessieren.
 D. Kemmer

Der Anreiz zum Arbeiten in Teilzeit soll dadurch gestärkt werden, dass man dennoch ungekürzte Sozialleistungen bekommt? Gibt’s dann noch einen Grund, Vollzeit zu arbeiten? Oder wird’s an Ende doch ein bedingungsloses Grundeinkommen?
Christian Voll


Leserbriefe zum Artikel „Wieviel Weimar steckt im Grundgesetz? Von Benjamin Lahusen

Zu dem Artikel über die Abfassung des Grundgesetzes möchte ich Folgendes anmerken: bei der Furcht vor den „Gespenstern von Weimar“ haben die Väter des Grundgesetzes die verhängnisvolle Folge von Weimar, den Nationalsozialismus, außeracht gelassen. Mir ist es rätselhaft, warum der Autor Eduard Dreher als Mitarbeiter erwähnt, Ist ihm nicht bekannt, dass dieser Referent im Bundesjustizministerium der Verantwortliche an einem der größten Justizskandale der Nachkriegszeit, der sog. Dreheramnestie von 1968 war.? Mord und Mord und Beihilfe zum Mord wurden trotz Einspruch von Fritz Bauer getrennt, sodass viele NS-Verbrechen ungesühnt verjährt waren.-Erst der Demjanjuk Prozess 2011 brachte eine Wende,  da nur mit Hilfe der Mittäter die Mordmaschine der Nazis bis zur Kapitulation arbeiten konnte. Erst 2012 wurde mit einer Aufarbeitung der Vergangenheit begonnen. Juristen wie Filbinger hatten auch nach 1945 kein Unrechtsbewusstsein und die Witwe von dem Blutrichter Roland Freissler bekam ihre Witwenrente mit der Begründung, ihr Mann hätte ja später noch Karriere machen können.     Ich, Jahrgang „38, habe als Gymnasiast diese Zeit der Vertuschung und des Verleugnens miterlebt.
Dieter Manegold

Beim Löffeln der von Herrn Benjamin Lahusen trefflich komponierten „klar wie Kloßbrühe“-Erläuterung steckt viel Bissfestes. Notorische Nörgler zählen die Fettaugen. Zufriedene entfernen stillschweigend das obligatorische Haar in der Demokratie-Suppe. Das Individuum, von Haus aus eigennützig, ringt um Balance zwischen pappig-strubbeliger Anarchie und ordnungsliebender Konformität und zwingt sich zu ehrgeizig-diktatorischer Selbstzucht, aus Erfahrung klug genug, den „Garten Eden“ als schönen Traum zu bewahren. Wieviel Gerechtigkeits-Autorität jeweils statthaft ist, um Chaos auszuschließen, praktizieren wir alle mit wechselhaftem Erfolg innerhalb der Familie, dem föderal-sozialen Übungsfeld zwischen heißem Herzen und Pragmatismus. Inwieweit staatsgesellschaftliche Strukturen auf dieser Grundlage erwünscht sind, als notwendiges Übel über manches Ziel hinausschießen, ohne je umfassend perfekt zu sein (Der Tyrann, strebend, als Demokratie-Dritter im Bunde akzeptiert zu werden), spüren wir alle, wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt und wir, die Rudermannschaft, uns vom gewählten, unerklärlicherweise lenkungsaffinen Steuermann vergackeiert fühlen.
Andreas Weng

Der Artikel bedarf hinsichtlich der Volksabstimmungen einer Differenzierung: Zweifellos befürwortete die Mehrheit des Parlamentarischen Rates eine Stärkung der repräsentativen Elemente und insbesondere der Rolle der Parteien. Trotzdem gab es eine starke Minderheitenmeinung. Sie setzte nach etlichen Entwurfsänderungen durch, dass der (im Artikel unerwähnte) Art. 20 II GG die folgende finale Fassung erhielt: „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen … durchgeführt.“ Unwidersprochen blieb im Parlamentarischen Rat die Feststellung des Zentrumsabgeordneten Brockmann, Art. 20 II GG halte in jedem Fall die Möglichkeit von Volksabtimmungen offen. Art. 20 GG hat zudem die „Ewigkeitsgarantie“ nach Art. 79 III GG, der zufolge die Norm in ihrem Kerngehalt selbst bei Einstimmigkeit im Bundestag nicht angetastet werden darf. Wichtig ist, dass das Grundgesetz hier die Möglichkeit offenhält, verschiedene Gestaltungsprinzipien der Demokratie formal zur Anwendung zu bringen. Dass der Bundestag diese Möglichkeit jahrzehntelang nicht genutzt hat, entwertet die Norm nicht. Den Bundesländern wiederum wird nach Art. 28 I GG erlaubt ihre verfassungsmäßige Ordnung im Rahmen des Grundgesetzes selbständig zu gestalten. Hierzu zählen auch plebiszitäre Elemente. Tatsächlich enthalten die meisten Landesverfassungen Regelungen zu Volksabstimmungen. Für die Kommunen lässt das Grundgesetz die Gemeindeversammlung als plebiszitäre Stimmkörperschaft sogar ausdrücklich zu (Art. 28 I Satz 4 GG).
Peter Brinkmann

Ihre Idee, den Wahltag am Mittwoch durchzuführen und zu einem Feiertag zu machen, hat was. Wäre schön, wenn sie aufgegriffen wird. Ich bin kein Jurist, schon gar kein Verfassungsrechtler, aber erlauben Sie mir die Frage, wenn nur die Artikel 1-19 GG sakrosankt sind und alle andere nicht, warum könnten dann Oberschlaue nicht erst Artikel 79 GG einfach ändern oder aufheben und dann mit den Artikeln 1-19 GG nach Belieben verfahren?
Till Borchert

„Wieviel Weimar steckt im Grundgesetz“. Eine halbe Seite in der Zeit. Ich habe drei Sonntag-Abend Stunden gebraucht, um sie zu lesen. Weil so viel drin stand, was zu längerem Nachdenken führte, auch Grübeln, oder so banalem: doch mal den Brüning zu googeln. Vielen Dank Herr Lahusen!
Oswald Baumeister

Die Schulleiterinnen und Schulleiter aller Schulen – Hauptschulen, Gesamtschulen, Realschulen und Gymnasien usw. – sollten diesen Artikel von Lahusen als Anregung nehmen, allen Absolventen zum Abschluß ihrer Schulzeit ein Exemplar des Grundgesetzes zu überreichen und in ihrer Abschlussrede auf die Bedeutung des Grundgesetzes für die zukünftige Gestaltung ihres Lebens betonen. Es wäre ein wichtiger Beitrag zur Stärkung des demokratischen Bewusstseins der jungen Generation.
Ingo Rentzsch-Holm


Leserbriefe zu „Ist das der Papst?“ von Jakob von Lindern und Eva Wolfangel

Das von Googles Chatbot Gemini generierte Bild eines Papsts, das Sie zeigen, finde ich einfach nur visionär. Einmal keine alten weißen Männer, sondern Maria 2.0 sozusagen. Cool.
Winfried Vandersee

Der Glaube an die absoluten Fähigkeiten dem Menschen in jeder Situation überlegen zu sein, ist der Versuch den “ Heiligenschein “ der Überlegenheit zu verpassen. Die Technik folgt der Logik mit den gefütterten Daten ein Ergebnis zu erzeugen- welches absolut fehlerfrei ist, das ist ein großer Irrtum, der Mensch ist und bleibt einzigartig.
Thomas Bartsch Hauschild

Bemerkenswert ist die Feststellung von John Schulman, „‚Hyper-Wokeness‘ sei einfach ein Bug“. Eine Erkenntnis, der man auch gesamtgesellschaftlich mehr Bedeutung beimessen sollte. Denn genauso, wie eine KI sich schwarze Wehrmachtssoldaten und schwarze, weibliche Päpste herbeifabuliert, weil man ihr zwar die Anweisung mit auf den Weg gegeben hat, das Ergebnis doch möglichst divers zu gestalten, dabei aber rudimentärste Fakten vergisst, so wird auch sonst die Diskussion über sog. „woke“ Themen abseits der Faktenlage geführt, man denke nur an die absurde Debatte über die Anzahl biologischer Geschlechter. Auch hier versucht ein Teil der Gesellschaft, sich die Welt so zusammenzureimen, wie sie ihrer Meinung nach sein sollte und ignoriert dabei, wie die Welt wirklich ist.
Jörg Schimmel

Ich beschäftige mich als Professor an der Fakultät für Gestaltung der Hochschule Mannheim seit einigen Monaten mit „Creative Prompting“ (experimentellem Design via Bildgeneratoren), und möchte Ihnen im Anhang ein Beispiel aus einem Kurs zukommen lassen, das man als „höchst idealisierendes Alignment“ deuten könnte. Die Studentin hat in Midjourney keine Text-Prompts eingegeben, sondern die Links zu berühmten Pressefotos genutzt – vom Mauerfall zu den erhobenen Black Power-Fäusten bei der Olympiade 68 in Mexiko, vom Hissen der roten Fahne auf dem Reichstag zu Conrad Schumanns Sprung in die Freiheit, von Rosa Parks Busboykott 1955 bis zum LIFE-Magazin-Kussfoto bei der Parade in USA … das ja Jahre später als inszeniertes Fake entlarvt wurde. Wir fanden entlarvend, dass Midjourney praktisch alle Protagonisten der dramaturgisch überhöhten Motive durch junge attraktive Frauen ersetzt hat – automatischer „Hyper-Wokeness“-Einsatz oder schlicht Ausdruck der sexuellen Präferenz männlicher Programmierer? Ich danke Ihnen für einen aufschlussreichen, wie auch unterhaltsamen Text, den ich gerne nächste Woche an unsere Studierenden weitergebe.
Jean-Claude Hamilius

  „Zeige mir einen Papst.“ Der Fehler liegt nicht in der Darstellung einer jungen, dunkelhäutigen Frau in päpstlichem Outfit, sondern darin, sich darüber aufzuregen, dass die Darstellung nicht aus der spezifischen Ecke des Lösungsfeldes stammt, die man bevorzugt. Wobei der Ärger wohl eher daher rührt, dass es die Ecke des Lösungsfeldes gibt, aus der die Darstellung genommen wurde.
Hans List


Leserbriefe zu „Über eine Schule in Pullach und die Frage, wer zum Vorbild taugt“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Grundsätzlich stimme ich (wie zumeist) dem Autor zu. Allerdings stellt sich mir immer wieder die Frage, ob man dieser unseligen, notorischen Problematik nicht enthoben wäre durch konsequenten Verzicht auf jedwede Straßen- oder Institutionspatronate, deren gesellschaftlicher Aufklärungswert ohnehin zweifelhaft sein dürfte. In Manhattan funktioniert derlei ja auch.
Rainer Hamacher

Ich will heute zwei Ihrer Kolumnen kommentieren, die zur christlichen Gnaden-/Vergebungsdogmatik und Ihre frische vom 22.3.24 „Über eine Schule in Pullach und die Frage, wer zum Vorbild tauge“, die mir sehr zusagt, obwohl ich zwei anderen Namenspatronen, nämlich Brecht und Rosa Luxemburg, die Berechtigung als „Vorbilder“ für Jugendliche absprechen möchte. Einen Oskar Schindlers Großtat vergleichbaren aktiven Humanismus haben beide nicht vorzuweisen, dafür aber die Rechtfertigung von Mord und Massenmord. Ich habe soeben die Information der Brecht-Schulen unternommen und bin auf deren Reaktion gespannt.   Zum „gnadenreichen“ Christentum: ich hatte das Glück, 5 Jahre lang einen hochintelligenten Germaniker (Studienkollege von Döpfner) zum Religionslehrer zu haben, der Eugenio Pacelli ciceronegleich durch Rom führte, das der offenbar erst kennenlernen musste. Ich habe mich viele Jahre mit der immer noch unbewältigten Theodizeepoblematik herumgeschlagen, die auch in der uns verheißenen „Erlösung“ zwecks Eingangs zum ewigseligen Leben (oder aber zur ewigen Höllenstrafe) keine Auflösung findet.   Mir scheinen Sie das immer wieder einen auch gnadenlosen „Dies irae“ androhende NT sehr „gnädig“ aufgenommen zu haben. Der Bezugsstellen sind zahlreiche, von der einen Version der Bergpredigt: Jesus verkündet da seine VERGELTUNG selbst für alles an Nächstenliebe nur Versäumte und die Strafe im Höllenfeuer bis zu MATTHÄUS  25, 31-46 („Vom Weltgericht“) Von Verzeihung keine Rede. „Weichet von mir, ihr Verfluchten!“. Grauenhaft! Da hat sich der zudem den griechischen Römerbrief falsch deutende Augustinus nicht von ungefähr zu seiner Erbsünden- und Ungnadendoktrin hin- reißen lassen: Gottes Freiheit verlangt und erlaubt seine Gnadenwillkür. Lesen Sie dazu bitte einmal Kurt Flasch „Logik des Schreckens“ über die schlimme Verdüsterung der okzidentalen Seele durch diese Gnadenwillkür: bis zu Luther, Calvin und Kierkegaard! Die kath. Beichtpraxis und die Bußmilderung des Fegefeuers haben da ein wenig abgeholfen.   Sapienti sat!
Guido Kohlbecher

Nein, dieses Mal spinnen nicht die Römer, dieses Mal spinnen einige Lehrer im Otfried-Preußler-Gymnasium in Pullach. „Da fliegen doch gleich die Löcher aus dem Käse“, diese Zeile sang „Gottlieb Wendehals“ alias Werner Böhm (1941-2020) in seiner „Polonaise Blankenese“-Hit. Wer will hier schon wieder mal päpstlicher als der Papst sein? Wie sagte da vor ein paar Tagen der Publizist und Buchautor Henryk M. Broder (*1946) im Nachrichtensender WELT, wenn schon für das Otfried-Preußler-Gymnasium ein neuer Name hermuss, dann sollte man gleich drüber nachdenken, ob es vielleicht sinnvoller wäre, diesen doch etwas „anstößigen“ Ortsnamen von „Pullach“, gleich mit abzuändern. Der Schriftsteller Otfried Preußler (1923-2013) soll mal ein strammer Nazi gewesen sein!? Welcher Personenkreis hat wohl nach dem Ende des Zweiten Weltkrieg unser Deutschland wieder mit aufgebaut?
Klaus P. Jaworek

Ich lese Die Zeit seit knapp fünf jahren und freue mich jeden donnerstag auf die neue ausgabe. ich weiß nicht ab wann es genau war, aber seit etwa einem jahr finde ich die kolumne von harald martenstein müßig. ich vermute es begann als er mehr und mehr gegen das gendern sprachen. die letzten zwei kolumnen haben mich dazu bewogen ihnen zu schreiben (ich schreibe weder online kommentare noch leserbriefe). die art und weise wie er abschätzing von einem “womensplaning” spricht (um zu verarbeiten wie ihm eine Frau mal etwas erklàrt) und nun von seinem vater spricht, der sich freiwillig für den krieg meldete um nur mal kurz mit einer uniform frauen zu beeindrucken, scheint mir deplatziert. Ein ‘schrei’ nach aufmerksamkeit und anerkennung. wie gesagt: ich finde das müßig. und ich denke es gäbe spannendere personen die eine kolumne schreiben könnten, die sowohl position bezieht als auch stimme und perspektiven einer vielfältigeren leserschaft ansprechen. tut mir: aber diese kolumne entwickelt sich zu einer farce eines – es lässt sich nicht anders sagen – alten weißen mannes. per se ist das kein kriterium, und ich denke auch es wäre ein grosser schritt, der genau auch als solcher diskutiert würde (gegen die zeit): aber für mich ist die zeit als perspektive einfach zu wertvoll, als dass die kolumne nicht anderweitig genützt werden könnte. es wäre eine positionierung die ich sehr begrüßen würde, wenn hier ohne grosse aufschrei eine entwicklung hin zu einer neuen kolumne stattfinden könnte.ps: wenn ich zum beispiel auch vergleiche wie spannend und eindrücklich dazu die fotoserie/kolumne des fotografen über seinen sohn erscheint, dann wird mir nochmals in aller deutlichkeit bewusst, wie unbedeutend und müßig dazu die kolumne von martenstein erscheint. ein stetes schreiben gegen fantasmen.
Luca Preite

Ihr Artikel im letzten ZEIT-Magazin 13/24 hat mich sehr berührt. Schuld und Sühne die zwei Eckpunkte unseres kulturellen Zusammenlebens. Wobei Schuld durch aufrechte Sühne verzeihbar und zur Quelle eines fruchtbaren Neubeginns werden kann. Ihr Artikel hat mich wieder an meinen Deutsch- und Geschichtslehrer erinnert, dem ich viel zu verdanken habe. Prof. Krämer (wir nannten damals unsere Gymnasiallehrer in Bayern noch Professor) war der Typ preußischer Kavallerieoffizier, schnarrende, zackige Stimme, hochgewachsen, steif aufrechte Gestalt mit ekelhaftem Speichelfaden im Mundwinkel – ich habe ihn gehasst. 1963 !, ich war 19 Jahre alt, begann er seinen Unterricht mit folgenden Worten ( ich  erinnere mich noch so genau, als ob es gestern gewesen wäre ): Meine Herren wir kommen nun zum unappetitlichsten Abschnitt unserer Geschichte; doch  bevor ich damit  anfange muss ich ihnen eines erklären: Ich war Offizier im 1.Weltkrieg , danach war ich bei den sog. Stahlhelmern und habe gegen die Weimarer Republik gekämpft, bin dann mit Begeisterung in die deutsche Wehrmacht eingetreten und habe den Angriffskrieg gegen Russland mitgemacht. Heute stehe ich vor ihnen und schäme mich, dass ich als intelligenter Mensch diese verbrecherischen Systeme nicht durchschaut habe. Er meinte auch das Kaiserreich. Damit euch das nicht passiert werde ich euch alles zeigen. Professionelle Distanz könnt ihr nicht erwarten, so ähnlich klang das.
Dann löschte er das Licht im Klassenzimmer und begann die Geschichte des Dritten Reiches mit dem Film von der Befreiung des Konzentrationslagers Ausschwitz. Das passiert, wenn man sich politisch nicht informiert. Er zeigte uns alles, mit einer brutalen Offenheit, auch sich selbst gegenüber und die üble Rolle, die Nürnberg dabei spielte (Julius Streicher! Reichsparteitage). Ich war am Martin Behaim Gymnasium in Nürnberg. Er machte uns auch mit der kritischen Literatur bekannt u.v. z. B. mit Tucholsky, Erich Kästner, Oskar Maria Graf, Bert Brecht, Günter Grass, Carl Zuckmayer, Karl Kraus ( 3. Walpurgisnacht, Die letzten Tage der Menschheit etc…), wenn ich das nur gelesen hätte! Ach was, ich hätte das damals ins Feuer geschmissen!…Diesem Mann habe ich von da an alles geglaubt. Er hat mich zum Lesen gebracht, zum Leser gemacht und die Welt mit kritischen Augen zu sehen. Ich verehre ihn sogar. Er kam jeden Montag in die Klasse mit einem Bündel der damals gängigen Wochenzeitungen unter dem Arm und warf sie auf das Pult: lest! ihr habt als Demokraten die Pflicht euch zu informieren! Unter all diesen Zeitschriften wie Christ und Welt, FAZ, Die Welt, Die Süddeutsche Zeitung etc., auch Bild war darunter beeindruckte mich DIE ZEIT am meisten und lese sie bis heute. Irgendwann bin ich auf Ihre Artikel gestoßen. Ihr feiner, nie verletzender Humor, wenn es sein muss auch polternd mit direktem Angriff, aber nie verächtlich machend, macht es, dass ich mich jede Woche vergnüglich auf ihren Artikel freue. Um bei der Bibel zu bleiben: wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein. Schuld ohne Sühne ist Stalin, Hitler, Putin u.s.w….
Edwin Kroha


Leserbriefe zu „Ist es das wert?“ von August Modersohn

Die Empörung ist gerechtfertigt. Doch Blindheit auf einem Auge ist ein im linksgrünen Lager verbreitetes Phänomen. Wenn die Antifa zuschlägt, ist das oft nur eine Fußnote wert. Gibt es eine AfD Veranstaltung, die nicht von zT gewalttätigen Gegendemonstrationen begleitet wird? Medial meist verständnisvoll konnotiert in den öffentlichen Funkhäusern. Doch die Bevölkerung hat das Spiel längst durchschaut, die AfD kann ernten.
Christoph Schönberger

Ich hoffe, wir sind uns einig, dass niemand wegen seiner politischen Meinung physisch oder psychisch angegriffen werden darf. Dies gilt natürlich auch für zweifelhafte Demokraten, die gegen „rechts“ demonstrieren, obwohl rechte, linke und Parteien der Mitte zu jeder Demokratie gehören. Allerdings werden nicht nur linke Menschen bedroht. In Berlin gab es einen Anschlag mit Buttersäure, weil ein Gastwirt Gäste bediente, die eventuell AfD-Mitglieder waren. Zeitungshändler, die die liberal-konservative JUNGE FREIHEIT verkauften, wurden bedroht, wenn sie weiterhin diese Wochenzeitung verkaufen würden. Dies ist die Demokratie im Jahre 2024.
Rolf Schikorr

Offenbar gibt es in Schnepfenthal ein paar schräge Vögel, für die Käfighaltung empfehlenswert wäre.
Thomas Staiber

Unabhängig von der Aufklärung der Schuldfrage für den Brandanschlag auf Michael Müllers Haus ist es sehr bedrückend, in welcher Angst Menschen in unserem Land mittlerweile wegen ihres Einsatzes für die Demokratie leben müssen. Wir alle sind hier gefordert zusammenzustehen. Demokratie kann nur funktionieren, wenn den Bürgerinnen und Bürgern der Einsatz für die Belange unseres Staates möglich ist, ohne dass sie in Angst vor gewalttätigen Übergriffen leben müssen. Wünschenswert wäre, wenn jeder überlegte, mit welcher kleinen Aktion er beginnen könnte, um hier Verbesserungen zu erreichen. Ich versuche es mit diesem kleinen Solidaritätsgruß an Michael Müller und seine Mitstreiter.
Hanno Köster


Leserbriefe zu „Von wegen gemeinsam“ von Jeannette Otto

Ich bin einigermaßen fassungslos. Ich frage mich, wie in einer solchen Umgebung Konzentration auf eine Textaufgabe in Mathematik oder auf das Erlernen von Grammatikregeln zustande kommen soll. Ferner finde ich es eine kaum zu bewältigende Aufgabe für die LehrerInnen, dieses riesige Spektrum an ganz unterschiedlichen Bedürfnissen der Kinder zu befriedigen. Das würde wahrscheinlich auch dann nicht funktionieren, wenn nicht auch noch Lernziele erreicht werden sollen. Unser Planet steuert geradewegs in Richtung Katastrophe, wir brauchen auch sehr kluge und gut ausgebildete Menschen, die vielleicht das Ruder noch herumreißen können. Und auch Kinder mit durchschnittlicher und hoher Intelligenz haben Anspruch auf Förderung. Zitate aus dem Artikel: Keine Klasse, sondern ein wilder Haufen. Eine besondere Klasse mit besonderen Kindern, immer stört einer, versteht etwas nicht, es wird gemobbt und geprügelt. Onurs Markenzeichen: Quietschen, Singen, Schnalzen, Werbesprüche in Dauerschleife. Die Klasse wundert sich und macht mit. Kind mit Helm, Kind mit ständigem Assistenten, selbstverständlich. Die vermeintlich „normalen“ Schüler entfalten ihr Potenzial und haben keinerlei Nachteile. Eine Sechstklässlerin schlägt, beißt und kratzt, macht sich in die Hose. Fast 73% aller Schüler auf einer Förderschule verlassen die Einrichtung ohne Abschluss. „Die Herzen der Menschen aufschließen“, was bedeutet es, nie dazuzugehören? Der letzte Absatz über Mehmets und Onurs Wiedertreffen
ad 1. ich glaube, ich wäre über kurz oder lang einem Nervenzusammenbruch nahe, wenn ich dieser Situation unter Schulpflicht zwangsweise auf Dauer ausgesetzt wäre. Affektdurchbrüche und gewaltsame Auseinandersetzungen wundern mich da gar nicht. ad 2. das sehe ich unproblematisch, ich finde auch, dass das Zusammenleben mit unterschiedlichsten Menschen mit Besonderheiten der Charakterbildung und Toleranz förderlich sein kann. Das könnte z.B. die Gemeinschaftseinrichtungen betreffen, Mensa und andere Bereiche, im Lernkontext halte ich es nicht für sinnvoll. ad 3. kann ich mir einfach nicht vorstellen, ich könnte mich jedenfalls nicht konzentrieren. ad 4. also befinden sich die anderen Schüler ständig in Alarmbereitschaft. Und ich möchte mir nicht vorstellen, was das arme Mädchen an Mobbing, Ausgrenzung und Spott ertragen muss. ad 5. Wie ist die Prozentzahl auf einer Inklusionsschule? Wie ist das Leistungsniveau? ad 6. das verärgert mich wirklich so sehr, dass mir der Kommentar schwerfällt. Also ist man hartherzig, wenn man eine ruhige Umgebung braucht? Das finde ich extrem abwertend und unsachlich. ad 7. Das ist jetzt wirklich der Gipfel der Polemik, dazu nur so viel: wahrscheinlich hätte es bei Mehmet und Onur keinen schweren Schaden verursacht, wenn sie sich nie kennengelernt hätten.
A. Canders

Ich schreibe Ihnen als Vater eines geistig behinderten Kindes, das an einer Berliner Förderschule unterrichtet wird. Es gibt ein engagiertes Team, Gehör für die Eltern, Therapieangebote sowie eine unglaubliche Kompetenz im Umgang mit den Kindern. Die Äußerungen der Frau Schlegel und Ihr tendenziöser Artikel machen mich einfach nur wütend. Wie kann man denn glauben, dass Förderschulen Mittel für die Inklusion an Regelschulen blockieren? Wenn diese Mittel auf alle anderen Schulen verteilt würden, bliebe kaum etwas für jede einzelne übrig? Viele Kinder profitieren von der Inklusion, aber nicht jedes. In unsere Zuweisungsschule kam unsere Tochter wegen der Treppe nicht einmal hinein, es gibt keinen Wickelraum, kein Lehrmaterial und kein Wissen im Umgang mit behinderten Kindern. Stattdessen hätte eine ungelernte Schulhelferin vier Stunden in der Woche für mein Kind Zeit gehabt. Als Alleinkämpferin hätte sie kein Team um sich herum. Ein anderes Beispiel sind gehörlose Kinder. Wie sollen diese denn auf dem Schulhof die Gebärdensprache lernen? Seit Jahren wird an der Inklusion gearbeitet. Als Ergebnis wurden viele Kinder zum Opfer dieser Idee. Eltern inklusiv beschulter Kinder erhalten nicht selten gegen 09:00 Uhr den Anruf, dass sie das Kind abholen sollen. Das hat nicht nur zur Folge, dass das Kind in seinem Recht auf Bildung beschnitten wird, sondern führt für die Familien direkt in die Armut. Welchen Beruf könnte man da noch ausüben? Lassen Sie den Eltern die Wahlfreiheit! „Nichts über uns, ohne uns! „ist nicht ohne Grund der Leitsatz der Betroffenenvertretungen. Eine Förderschule ist auch ein Schutzraum. Begleiten Sie gern einen Tag im Leben meiner Tochter und urteilen Sie dann.
Tobias Beckmann

In dem sehr gut recherchierten Beitrag ist erwähnt, dass behinderte Kinder Sonderbegabungen entwickeln, wie Klavierspielen, Sprachen oder andere Lernerfolge. Hier wird ein besonderer Förderbedarf eingefordert, der die ohnehin hohen Anforderungen an das Lehrpersonal erhöht. Das ist eine asymmetrische Betrachtung, denn in Deutschland sind andererseits 15 Prozent der Kinder überdurchschnittlich begabt. Zur Förderung ihrer Talente sollte mindestens der gleiche Aufwand betrieben werden, wie für die Unterdurchschnittlichen. Davon sind wir weit entfernt. Das ist eine nicht zu tolerierende Ungerechtigkeit.
T. Hildebrandt

Es macht mich immer wieder wütend, wenn jemand versucht, die Inklusion schönzureden, während es objektiv immer weiter den Bach runtergeht, wie die Pisa-Studien belegen. In Ihrem Artikel wird auch nur behauptet, dass Inklusion für alle gut sei aber an keiner Stelle belegt. An mehreren Beispielen ausgeführt werden hingegen die Vorteile für Schüler mit Einschränkungen. Das mag stimmen oder auch nicht, dafür fehlt mir die Expertise. Aber nach allem, was ich weiß und aus eigener Erfahrung als Schüler und Lehrkraft erlebt habe, ist es für die Lernerfolge insgesamt schädlich, wenn ständig jemand stört und Lärm macht. Da reicht schon ein Schüler, um das Erlebnis für alle zu ruinieren. In meinen ersten beiden Schuljahren habe ich das selbst erlebt. Ein einziger Schüler hat immer Krach gemacht und gestört. Ich fand das extrem schlimm, und als sich die Chance bot, die Schule zu wechseln, habe ich sie ergriffen. Es war eine Befreiung. Ich bin unglaublich froh, dass ich unter den heutigen Bedingungen kein Schüler sein muss. Ist es so schlimm, wenn das Niveau oben und in der Mitte absinkt und dafür ganz unten zunimmt? Ja! Die Mehrheit schneidet schlechter ab als möglich, der Durchschnitt sinkt. Und Deutschland hat immer weniger Fach- und Spitzenkräfte, auf die es angewiesen ist, um den Wohlstand zu erhalten. In vielen Bereichen, wo wir früher stark waren, sind wir bereits abgehängt und verlieren immer mehr Boden. Und ohne wirtschaftliche Erfolge werden wir uns sehr vieles nicht mehr leisten können, nicht nur den Mehraufwand für die Inklusion.
Frank Götze


Leserbriefe zu „Das Gewand der Menschlichkeit“ von Andrea Böhm

Freundschaft ist ein großes Wort. Toleranz zu leben wäre schon viel. Eintracht ist gewiss ein erstrebenswertes Ziel, das theoretisch von allen geteilt wird. Nun, der Geist ist willig, aber vielfältige Diversität und Schwächen der Menschen stehen gegen einen umfassenden Universalismus. Denn daraus entstehende Konkurrenz und Feindschaft wird bestenfalls durch Einsicht in die Notwendigkeit, doch letztlich mehr durch Machtungleichheit entschieden. Zum dauerhaften Frieden gehört wohl eher die Vorstellung von existenziell wichtigen Werten, die nach einem Krieg bewusst für die ganze Menschheit unwiederbringlich verloren wären. Angesichts der Zerstörungskraft heutiger Kriege auf Mensch und Umwelt sollte diese Sichtweise, die das Gemeinwohl in den Mittelpunkt des Interesses stellt, eher möglich sein – wäre da nicht die mysteriöse Todessehnsucht.
J. Kirchhof

„Poetic justice“ wird ja immer öfter wörtlich übersetzt, auch in der Linguee-App findet sich diese (quasi Nicht-)Übersetzung, aber eigentlich heißt das „ausgleichende Gerechtigkeit“ im Deutschen. Weiß ich aber auch nur, weil es einen gleichnamigen Song von Mike Peters (The Alarm) gibt.
Thomas Manthey

„Das Gewand der Menschlichkeit“ als Lektüre zu meinem Urlaubsfrühstück hat mich in seiner unaufgeregten Klarheit und Menschenfreundlichkeit erfreut und berührt. Danke für das Bild und die großartige Verbindung mit der Ringparabel, die einem gleich in den Sinn kommen sollte.
Barbara Walter-Leisch

Wo sollen oder können überhaupt die Wurzeln für diesen radikalen Universalismus sein? Jenseits der menschlichen Interessen in einer absoluten Gerechtigkeit oder gebunden an die Autorität menschengemachter Gesetze, wie Frau Illouz fragt, mit dem Hinweis darauf, dass John Brown ein Verrückter wäre, wenn das Zweite gelten sollte? Ja worauf soll denn sonst diese Autorität des Gesetzes beruhen, das immer nur als Gesprochenes oder Geschriebenes in Erscheinung tritt. Und immer steht ein sprechendes Subjekt dahinter. Die Sprache selbst kann nicht sprechen, umso weniger als diese gewünschte Gerechtigkeit selbst über Gott und dem Gesetz stehen soll. Wer kann da sprechen? Eine rhetorische Frage! In diesem jenseitigen Feld gibt es niemanden Sprachbegabten. Also steht hinter jedem Gesetz ein Mensch. Mit seinen begrenzten Interessen, Fähigkeiten und Begierden, kurz mit seiner Unzulänglichkeit. Der demokratische Mensch muss immer Mehrheiten finden, wenn er überzeugen und dem Gesetz zur Gültigkeit verhelfen will. Das ist doch das Dilemma des Menschen.
Gerd Schillmöller


Leserbriefe zu „Chaot oder Stratege?“ von Matthias Krupa

Deutschland steht fest in der Tradition eines Sicherheitsverständnisses, das vom amerikanischen Atomschutzschirm, europäischer Einbindung und einem absoluten Risikoausschluss geprägt ist. Im Rahmen der sich dynamisierenden geopolitischen Bewegungen erhöhen sich allerdings auf vielfältige Weise die Risiken. Wenn sich die Sicherheitsarchitektur in der Welt derart ändert, müssten sich die Risikobewertungen ändern, selbstverständlich auch in Deutschland. Mit der Priorisierung der absoluten Risikovermeidung ist Deutschland aber strategisch blockiert und kann die notwendige Führungsrolle in Europa nicht übernehmen. Vor diesem Hintergrund ist es nur konsequent, wenn Frankreich in diese Rolle geht. Emmanuel Macron ist kein Hasardeur, er übernimmt eine Verantwortung, die Deutschland scheut. Diese Sicht beinhaltet nicht, dass sich Deutschland alle französischen Überlegungen zu eigen machen sollte. Aber es ist angesichts der Zeitenwende absolut nicht hinreichend, die deutsche Tradition fortzusetzen, sich von Verantwortung freizukaufen: Wo es immer mehr um die Qualität der Unterstützung der Ukraine geht, zelebriert Deutschland die Quantität der Hilfe. Das Weimarer Dreieck wäre das richtige Format für die Erarbeitung der dringend benötigten Strategie. Vielleicht könnte Donald Tusk eine hilfreiche Rolle spielen, um Deutschland in die notwendige Bewegung zu bringen.
Reinhard Koine

Ich weiß nicht, ob Sie den von mir verehrten Helmut Schmidt noch als Herausgeber der Zeit erlebt haben. Wenn Sie ihn in der Politik-Konferenz hören und sehen konnten, dann wird Ihnen hoffentlich nicht entgangen sein, dass er VERTRAUEN für den wichtigsten Wert eines Politikers hielt, gepaart mit moralischer Orientierung. Es sei nur daran erinnert, dass er Carter nicht mochte, weil er, ähnlich wie Macron, versuchte Politik mit ständig wechselnden Positionen zu machen. Selbst wenn man es mit Putin, mit einem unberechenbaren und moralisch abartigen imperialistischen Kriegstreiber zu tun hat, rechtfertigt das nicht sich diesem anzupassen, ohne dass man seine Glaubwürdigkeit verspielt.   Der ganze Artikel ist ein Beleg dafür, dass sich Macron genauso verhält. Was kann man diesem Präsidenten, mit der Attitüde eines Monarchen, denn noch glauben? Ich bin sicher: Helmut Schmidt würde mit Macron viel härter umgehen als Olaf Scholz. Und das zu Recht. Er hatte mit Valerie Giscard d’Estaing ein Gegenüber mit höherem intellektuellem Format, als es Macron hat. Für Giscard war auch deshalb Vertrauen die wichtigste Kategorie einer funktionierenden politischen Zusammenarbeit. Angelehnt an diese über jeden Zweifel erhabenen, weltweit geachteten Politiker darf man Macron attestieren, dass er keine vertrauenswürdige, sondern eine chaotische Politik betreibt. Wenn man das als Strategie ausgibt, dann wird es gefährlich. Das mag Friedrich Merz imponieren, aber das verwundert auch nicht.
Gerd Kaußen

Macron ist derjenige, welcher das Denken des Kremls durchschaut hat. Die ängstliche, hilflose Unterwürfigkeit des Kanzlers Scholz widert ihn an. Scholz untergräbt mit seiner Reaktion auf Macrons Entschlossenheit die für Putin abschreckende Wirkung eines geeinten Europas, einer geeinten Nato ohne Amerika. Macron sollte die Führungsrolle übernehmen. Die deutsche Politik hat sie verspielt.
Herbert Büttner


Leserbriefe zu „Himmel, was ist Sugardating?“ von Berit Diesselkämper

Solch ein Verhalten von Frauen und Männern, wie im Artikel beschrieben, hat es schon immer gegeben. Die Wirklichkeit und die Menschen waren/sind vielschichtig und bunt. Sie verstehen ihre Interessen, Wünsche und Befürchtungen auf variantenreiche Weise. Heute wird die Einstellung des Einzelnen gerne überhöht zur „Sensationen“ gemacht und als Trend, neue Entwicklung oder Wandel von Werten, Normen und Moral beschrieben. Das scheint Ausdruck einer allgemeinen, großen Orientierungslosigkeit zu sein. Eine Ursache davon ist wohl die fortwährend zunehmende Individualisierung, welche den gesellschaftlichen Rahmen einer Bewertung von Handeln, Wollen, Denken und Fühlen infrage stellt. Der/die Einzelne schaut mit Erstaunen auf die von ihr/ihm abweichende Individualität der/des Anderen. Schade, dass auch die Medien nicht mehr als eine oberflächliche Betrachtung solcher Phänomene zu bieten hat und dem Druck, Sensationen zu produzieren, folgt.
Michael Geisler

Casanova: „Eine Frau ist wie ein Buch, das immer, mag es gut oder schlecht sein, zunächst durch das Titelblatt gefallen muss.“ Wo bitte sehr: hat Berit Diesselkämper recherchiert und in welchem Milieu und zu welchen Illusionen außerhalb der regulären Alltäglichkeit? – zu ihrem Artikel: „Junge Frauen antworten immer öfter: Genau das ist die Zukunft der Liebe und eine neue Form des Feminismus: mit Blick auf einen irritierenden Trend… „Was soll denn das für ein neuer Trend sein und eine neue Form des Feminismus? Derartige Ausbeutungen gab es doch schon immer – und vielleicht sogar schon im Fellbesatz des Urmenschen, so dass dann diesbezüglich die fällige-fellige Lieblingsfrau näher am Feuer sitzen durfte… Und selbstverständlich gibt es das heutige Sugardating wie es eben auch dadurch und vor allem damit „zuvor“ den Sugardaddy ergibt. Geld lockt eben das Weibliche an – und wenn viel ältere und alte Männer dann zu deren Sugardaddys werden (wollen), ist das doch eine vorerst pure sexuelle männliche Gier und Geilheit auf den Körper der entsprechenden jungen (schönen) Frau – wobei die Verliebtheit letztlich seitens des viel älteren, „alten“ Mannes der sexuellen Attraktivität dieser Frau „gestundet“ ist: wobei dann eine Abhängigkeit entstehen kann, die bis hin zur Versklavung führen könnte… Doch warum nicht bei dieser Verführbarkeit nicht den klaren Verstand im geilen Kopfzentrum des sexuellen Begehrens behalten? – wenn doch klar erkennbar bleibt: dass hier nurmehr finanziell ausgebeutet werden soll und bei all der Show des Verliebtseins seitens der Anmacherin, doch deutlich vorzeigbar sein muss: die will nur an meine Kohle! Klar kann man(n) als viel älterer Mann dann diese (junge) Frau sich im Bett evtl. gefügig ficken, mit anderen deutlichen Worten: sie steht dann auf den Sex mit jenem Mann und könnte ihrerseits sexuell abhängig werden… Warum auch nicht! Dann würde vielleicht eine Zahlungsreduzierung stattfinden?!
Zu allen Zeiten wurde „die Ware“ Sex(ualität) irgendwie als Tauschobjekt angeboten und eingehandelt – kaum ein Mann wird sich ohne Sex eine Frau „an Land ziehen“ oder sich auf eine Ehe einlassen wollen: Wenn der Schwanz steht, ist zwar der Verstand im Arsch – dennoch aber will der Mann seine sexuelle Befriedigung haben! Da kommt keine Frau drumherum – wenn es denn dann auch eine Eheverbindung sein sollte: das ist der Mindestpreis dafür, um solch einen Mann (mit oder ohne Gefühlsduseleien: sprich „Liebe“) aushalten zu wollen… Was hat frau denn von einem befremdlich behaarten Arsch oder behaarten Eiern – das kann doch nicht ästhetisch sein! Und die meisten Männer sind wahrlich keine Adonisse – vor allem im älter-oder-Altgewordensein sicherlich kein wirklicher Anreiz, um beständig eine feucht-geile Muschi mit sich herumzutransportieren… Hier kostet es eben auch Überwindung, mit solch einem alten Hamster in die Kiste zu steigen – und dann kommt auch fast schon selbstverständlich die Befragung auf: Warum sollte ich nicht meinen jungen Körper für den zugereichten Luxus „verkaufen“ – wenn schon der geangelte „Sugardaddy“ die Kohle locker herausrückt und ich dadurch die Beine breit zu machen habe, ihm den Schwanz lutschen muss und andere Gymnastik mehr für den Preis, den frau dafür zu bezahlen hat… Ohne körperlichen Einsatz läuft da eben auch nichts – und wenn der Sugardaddy zudem noch das Gefühl von ihr bekommt, vielleicht sogar geliebt zu werden: altes Sugardaddyherz – was willst du mehr! Einleuchten aber sollte den alten „reichen“ (Geld)Säcken, dass allermeistens „natürlich“ Theater gespielt wird seitens der körperlich jungen Begehrten – doch was solls: Vernünftig aber wäre es, wenn der Suggardaddy da einfach mitspielt und so tut als ob und darüber hinaus eine klare Übersicht behält: was er für dieses Theater investieren will und zu welchem Zeitanteil in seinem eigenen knappen Lebensrest…
Berit Diesselkämper verwechselt scheinbar die Prostitution mit dem Sugardaddy-Investment – und doch: beides ist pure Prostituierung für Geld: wofür frau sich dann eben den Luxus kaufen kann, den sie begehrt! Wenn ein Brandon Wade behauptet: „Liebe ist ein von armen Menschen entwickeltes Konzept. Sugardating hingegen sei die Zukunft des Datings.“ Dann ist dieser Brandon Wade ein ziemlicher Armleuchter und hat wohl nie durch seinen Reichtum das wirkliche wahnsinnige Verliebtsein auf beidseitiger Augenhöhe, erleben dürfen… Denn erst dann wird die Gymnastik Sex nicht mehr nur zum Kopulationsritual, sondern zu einer gemeinsamen Berauschung von Gefühlen und Antrieben ohne einseitige Beherrschung der Szene – und das muss mann/frau erst miteinander vorfinden und auffinden können… Das zieht verdammt glücklich rein und will immer wieder so empfunden werden wollen! Und das ist wahrlich nicht selbstverständlich – sonst könnte ja jeder Fickhengst daherkommen und das Feld beherrschen oder jede Prostituierte mit den besten akrobatischen Fickvoraussetzungen die Männer ewig verrückt machen… Nein, die gehen in den Puff: um dort einen Fick für ihr Geld zu bekommen – doch wenn sie wüßten, dass viele Prostituierte eine außen behaarte Gummimuschi in ihrer Vagina „versteckt“ haben und die Freier also nur die Innengummihaut ficken, würden sie vielleicht anders reagieren – doch wie schon beschrieben: Wenn der Schwanz steht, ist der Verstand im Arsch! Und das gilt für (fast) alle Männer jedweder Geldpreisklasse plus Kopfinhalt – und ganz richtig zitiert Berit Diesselkämper: „Gehandelt wird mit dem gesellschaftlich Wertvollsten: Reichtum wird gegen Jugend und Schönheit getauscht, in informellen, privatwirtschaftlichen Absprachen… Bei den Frauen hat sich unterdessen ein anderes Selbstverständnis entwickelt: Sie verharren nicht mehr aus Angst vor sozialem Abstieg in unglücklichen Partnerschaften, sondern sie empowern sich, jeden Mann, der ihrer persönlichen Entwicklung nicht dienlich ist „wegzuwerfen“. Dieser sogenannte Dump-him-Feminismus (namensgebend waren die Paparazzi-Bilder von Britney Spears, die 2002 nach ihrer Trennung von Justin Timberlake ein T-Shirt mit der Aufschrift „Dump him“ trug) fordert Frauen auf, ihre Standards zu heben, ihre sexuelle Macht zum eigenen Vorteil zu nutzen und sich für ihr Leiden im Patriarchat finanziell entschädigen zu lassen.“
Was aber soll diese Pauschalisierung – junge schöne Frauen so hinzustellen, als ob sie nur noch ihren Body als Ware einsetzen müssten, um den „Sugardaddy“ willig zu machen und ihm die Gelder aus der Schatulle zu leiern… Glauben denn diese berechnenden jungen Weiber, dass das nicht durchschaut wird… „Anlass zu dieser Beobachtung geben junge Frauen, die online verkünden, sich beziehungsmäßig fortan nur noch in eine profitable Abhängigkeit begeben zu wollen, und zwar mit reichen, meist älteren Männern. Das sei, sagen sie, nicht nur vernünftig, sondern auch empowernd und überhaupt ganz einfach (werktags am frühen Nachmittag, in eine gehobene Hotelbar gehen, ein bisschen blöd auf einem Golfplatz rumstehen und so weiter…)“. Für wie blöd eigentlich hält die diesen Quatsch aufschreibende oder mitschreibende Berit Diesselkämper die „reichen, meist älteren“ Männer – die dann diese jungen Frauen anquatschen und alsbald das geldliche Füllhorn über sie ausschütten werden, nur weil sie einen strammen jungen Arsch, feste Titten und eine enge Muschi aufzuweisen haben… Wie kommen sich eigentlich die älteren Frauen nach dem Lesen dieses ZEIT-Artikels – von der Diesselkämper – vor, wenn sie ihren älteren Körper in Verbindungen, Ehen und sonstigen Vorfällen „anbieten müssen“, für den kaum mehr Geld bezahlt würde, eher umgekehrt: Geld verlangt werden müsste…? Dieser Gary S. Becker erzählt der Menschenwelt seine (durchaus auch klugbedachten) Tralala-Storys und vermeintlich sei das zu übertragen auf die Realität: PUSTEBLUME! „Darin analysiert er die Ehe anhand von Marktmechanismen, denen zufolge sich ein Mensch für die Ehe entscheidet, wenn ihr erwarteter Nutzen den des Singlelebens oder der weiteren Suche nach einem geeigneten Partner übersteigt. Die Ehe als romantisches Vorhaben zu betrachten, so Becker, sei angesichts der enormen getätigten Investments (Kinder) unlogisch. In ähnlicher Weise wird auch das Sugardating vom Vorwurf entlastet, es handele sich um Prostitution: Es sei doch wie die Ehe ein ökonomisches Arrangement – nur ohne „Risiken“ und sehr viel transparenter.“
Berit Diesselkämper tut (ja tut – plus „Humba humba Tätärä“) den Frauen in ihrem ZEIT-Artikel insgesamt keinen Gefallen auf dem Vorwärtsdrang der Emanzipation und des Älterwerdens bis ins hohe Alter – wenn sie hierbei (als „Lautsprecher) verlautbaren lässt: „Der Wert des Mannes bemaß sich am Konsum, den er bereitstellen konnte; der Wert der Frau daran, wie viel Konsum sie abrufen konnte…“ Um es abzukürzen: Aus meiner RvM-Sicht und körperlicher Besichtigung als unendlich begeisterter Frauenverehrer, weiß ich jedoch im zeitlichen Ablauf meines Verfalls, dass ich durch geistige Manipulationen niemals das körperliche Gierpotential mehr „zeitlos“ erfüllen kann – so what: alles hat seine Zeit und das Abschiednehmen von diesen ausfüllenden Gewohnheiten ist naturgemäß eine Veränderung hin zum ganz großen Abgang, manche meinen: es sei der letzte allerwahnsinnigste Orgasmus aus dem Leben von diesem Planeten: der uns als Menschen aus der Natur so viele (auch sexuelle) Höhepunkte vermittelt… Diese „Dating“ steht jedem von uns bevor – und mit all den Falten von uns Alten, der körperlichen Ruine (so es denn auch öffentlich allzu deutlich wird): ist eben in dieser Welt keine körperliche Gegenliebe mehr zu erwarten… Was solls – der unvergleichliche Casanova übertrieb wohl nicht, wenn er in seinen Memoiren aufschrieb: „Vor Liebe entbrannt, eilte ich in ihre glühenden Arme und erwies ihr dies sieben Stunden hindurch in den entflammtesten Bezeugungen, bei welchen wir nun in gleich Viertelstunden innehielten, um uns mit der zärtlichsten Rede weiter zu befeuern.“  Er könnte ein Vorbild auch für die jungen Frauen sein, die dann die Sugardaddys ausnehmen und plattmachen: je nach körperlichem Zustand dieser „alten Säcke“ – um dann doch aufzupassen, dass jene nicht bei der Kopulation den Herzkasper bekommen, ohne ein Testament gemacht zu haben: für das Luxusnachleben dieses Weibchens… Das wäre dann die allermöglichste Nachversorgung, um sich dann einen Mann zu suchen, der wahrlich geliebt wird und der dann auch noch mit ausgehalten werden könnte… Solch ein Pärchen lebte dann im zeitanteiligen Paradies – wünschenswert sei es ihnen gegönnt! Denn, was soll der Neid, wenn man als Sugardaddy die Radieschen von unten ansieht und vielleicht sogar bei seinen letzten Liebeszuckungen den Löffel abgegeben hat. Und wo bliebe da die (unbezahlbare) Dankbarkeit? Casanova über die Liebe zu den Frauen: „Als meine Traumfrau geboren wurde, weinte Gott gerade – weil er seinen schönsten Stern verloren hatte.
Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld


Leserbriefe zu „Wo kommt der neue Antrieb her?“ von Max Hägler

Und wieder das Wesentliche übersehen oder verschwiegen: Wer von Antriebsbatterien spricht, darf nicht den Hinweis versäumen, dass nur 3% der Antriebsbatterien tatsächlich benutzt werden, also nur jede 30te Batterie gerade im Einsatz ist. Der Rest parkt irgendwo ungenutzt, oder bidirektional ineffizient nutzbar. Das verzwergt den Inhalt sämtlicher Berichte zum Thema Antriebsbatterie. Dies und die überzeugende Alternative der mietbaren Wechselbatterien zu ignorieren, ist nur vom globalen Schicksal unter Strafe gestellt, weil regenerative Energieversorgung mit ausreichend Speicherkapazität sehr viel später erreicht werden wird: Die Kapazitäten müssen zusätzlich zu den Antriebsbatterien aus selben Ressourcen aufgebaut werden. Dagegen könnten Vorräte von schnelltauschbaren Antriebsbatterien in den Wechselstationen ohne jeden Mehraufwand UND MIT VIEL SYNERGIEN die nötige Energiepufferkapazität darstellen. Nur so kann man Batteriebedarf unserer Zeit decken!
Hans-Jörg von Lücken

Sowohl WDR 5 als auch der Deutschlandfunk haben am Montag in ihren Nachrichten berichtet, dass es bei der Eröffnung der Batteriefabrik doch einen Spatenstich gegeben habe. Von einer Boßelaktion war hingegen nicht die Rede.
Thomas Manthey


Leserbriefe zu „Ingenieur statt Sonnenkönig“ von Rudi Novotny

Das Wissenschaft und Forschungseinrichtungen aus Steuermitteln finanziert werden und verpflichtet sind, diese nicht mit vollen Händen beliebig ausgeben dürfen – da gelten die Regeln der Sparsamkeit im gesamten Öffentlichen Dienst. Doch im Einzelfall wird dagegen immer wieder verstoßen.

Eine interne neutrale Kontrolle der Reisekostenabrechnung scheint nicht zu funktionieren, ein gravierender Systemfehler.
Thomas Bartsch Hauschild

„Im Idealfall würde Holger Hanselka damit zu einer Art Angela Merkel der Wissenschaft – im schlechtesten Fall wäre er eine Art Olaf Scholz“. Aus dem Nichts zaubert Herr Novotny damit einen Bezug zu seinen – hier völlig irrelevanten – politischen Vorurteilen und setzt damit eine lange Reihe des ohne jeden Zusammenhang vorgeführten Scholzbashings in der ZEIT fort. Jetzt aber auch noch die Aus- und Durchsitztechnik von Frau Merkel idealisieren? Geht’s noch? Handlungsverweigerung aus der Politik, wie sie in sechzehn Jahre lang vorgeführt wurde, kann nie ein Vorbild für eine Managementfunktion in Wissenschaft, Wirtschaft oder Gesellschaft sein. Werden ZEIT-Artikel nicht mehr rezensiert, sodass ein derart sachfremder Einschub die Redaktionskonferenz überlebt?
Peter Koerber


Leserbriefe zu „Natürlich ironisch gemeint“ von Lennart Bade

Schade, dass Herr L. Bade nicht im Kino war und sich den Barbiefilm ansah, denn dann wüsste er, dass die Nationalmannschaft Ihr Trikot genau deshalb so schön pink gestaltet hat, weil Sie ein Zeichen setzen will für Feminismus, natürlich nicht ironisch gemeint.
B. Linßner

„Am Ergebnis wird sich nicht mehr viel ändern. Es sei denn, es schießt einer ein Tor“, diese Weisheit stammt vom deutschen „Kaiser“ Franz Beckenbauer (1945-2024), seines Zeichens Fußballspieler, -trainer und -funktionär. Fußball und das ganze Drumherum, das interessiert mich nicht die Bohne, aber trotzdem esse ich Bohnen ganz gerne. Fußball ist mir schnurzpiepegal, aber dennoch finde ich die Aussage des nordirischen Fußballspielers George Best (1946-2005) very witzig: „Ich habe viel von meinem Geld für Alkohol, Weiber und schnelle Autos ausgegeben. Den Rest habe ich einfach verprasst!“
Klaus P. Jaworek


Leserbriefe zu „Wie solidarisch sind wir?“ von Yasemin El-Menouar

Wir Deutsche waren schon immer hilfsbereit und haben geholfen. Das kennen wir von unseren Urgroßeltern, Großeltern und Eltern. Natürlich hat es Ausnahmen, die es in Allem hat. Was heute ist – die eigenen Menschen im Land kommen zu kurz und werden von der Politik nicht aktiv solidarisch helfend in ihrer Not wahrgenommen. Armut und am Existenzlimit zu leben hat in Deutschland zugenommen und das ist immer noch am zunehmen – an Fremde wird reichlich gegeben. Jedoch wenn das eigene Land und seine Menschen von der Politik vernachlässigt wird, ist so etwas noch NIE gut ausgegangen für das Land – in der Historie und das weltweit. Was vergessen wird: Nur ein eigener gefüllter Magen kann gern geben. Alles andere ist Ausbeutung und Unrecht. Und ja, im Christentum war und ist die Hilfsbereitschaft eine christliche und menschliche Tugend – doch sie sollte nicht ausgenutzt werden. Denn was keine Wertschätzung erfährt, verliert sich mit der Zeit. Darin wäre mal eine Studie angebracht. Was gerecht wäre für beide Seiten.
Gabriele Spreter

Herr de Maizière fordert in der aktuellen Ausgabe verpflichtende Bundeswehrpropagandaveranstaltungen für jede Schülerin und jeden Schüler. Ich fordere stattdessen verpflichtende Kirchenbesuche für alle nichtchristlichen Schüler*innen, verpflichtende Moscheenbesuche für alle nichtislamischen Schüler*innen und verpflichtende Synagogenbesuche für alle nichtjüdischen Schüler*innen, um die Unwissenheit, was die Religionen betrifft, zu bekämpfen.
Thomas Manthey


Leserbriefe zu „Irre traurig“ von Sascha Chaimowicz

Ich gehöre zu den Ja-Aber-Kälte Leuten, die Sie in Ihrem Artikel „Irre Traurig“ beschreiben. Es tut mir wirklich leid, dass ich so reagiert habe. Natürlich gilt eine Zero-Terror-Toleranz und es tut mir leid, dass Sie und Ihre Familie so etwas erleben müssen. Ich lebe in der naiven Hoffnung, dass Ihre Schwester unrecht behält.
Birgit Eggl

Ich finde, Sie nutzen Ihre Position als Chefredakteur des ZEITmagazin sehr extensiv dazu aus, das Narrativ einer der kleinsten Minoritäten in Deutschland, der Sie angehören und die lediglich 0,11% ausmacht, immer und immer wieder zu thematisieren. Könnten Sie sich vorstellen, dass sich die große Mehrheit der Leser möglicherweise gar nicht so sehr dafür interessieren, dass z.B. ein Herr Friedman sich nach dem 7. Oktober 2023 gewünscht hätte, umarmt zu werden? Dass sich mittlerweile über 32.000 Palästinenser im Gazastreifen ganz sicher gefreut hätten, nicht von israelischen Bomben getötet worden zu sein, ist Ihnen keinen Nebensatz wert. Vielleicht hat die von Ihnen erwähnte Bekannte doch nicht so ganz Unrecht, wenn sie meinte: „Die brauchen anscheinend immer eine Extrawurst.“ Und den Rat der Dame, die Ihnen Eva Menasse ans Herz legte, da die wesentlich reflektierter sei als Sie, sollten Sie beherzigen. Dann kämen Sie auch nicht auf den absurden Gedanken, Jonathan Glazer hätte den Hamas-Terror relativiert. Vielleicht sollten Sie weniger israelisches Fernsehen sehen!
Björn Luley


Leserbriefe zu „Da kippt was“. Gespräch mit Johan Rockström geführt von Fritz Habekuß und Ulrich Schnabel

Beim Start zu diesem Leserbrief fielen mir zwei eigentlich nicht zu Thema gehörende Dinge auf: 1. Die Seitenzahl:  30!   Da wird über den drohenden Untergang der Welt, wie wir sie kennen und von ihr leben, berichtet, aber nicht auf einer der ersten Seiten, sondern auf einer der hinteren! 2. Zufällig sind auf der gleichen Seite 2 große Traueranzeigen abgedruckt, was in diesem Zusammenhang wie ein Vorgeschmack wirkt auf die künftige Trauer um das einst so stabile und gemäßigte Klima, dass den Beginn der Zivilisationen erst ermöglichte. Die neuesten Daten, so wird berichtet, sind für die Klimaforschenden schockierend, was leider kaum für die allermeisten Normalbürger zutrifft, die das entweder gar nicht zur Kenntnis nehmen oder mit Verdrängung, Illusionen, Resignation, es werde ohnehin schiefgehen, Konzentration auf den Alltag oder mit technologischer oder „Systemwechsel-„Hybris immer noch weiter machen wie gewohnt. Dabei wird seit dem ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends immer wieder beobachtet, wie verschiedene Symptome des „Klimawandels“ und damit dieser selbst sich deutlich schneller entwickeln als zuvor erwartet.  Dazu viele Jahre bekannt sind auch verschiedene irgendwann kommende und teils schon beginnende selbstverstärkende Prozesse, man könnte auch sagen „Kettenreaktionen“  (nicht zufällige Parallele  zum Startprozess in einer Atombombe), aus denen lange zu erwarten war, dass es  irgendwann selbst ohne weiteres menschliches Zutun immer schneller gehen wird, im Sinne eines exponentiellen Prozesses,  den der Durchschnitts-Mensch leider nur mit großer Mühe sich vorstellen und rechtzeitig erkennen und berücksichtigen kann,  wie aus Corona bekannt.
Der Vergleich mit dem Flugzeug, in das jemand einsteigt oder nicht angesichts 10% Absturzwahrscheinlichkeit, ist sehr gut. Der Unterschied ist, dass beim Klima es noch ein paar Jahre dauert und nicht der drohende Absturz bei Einsteigen oder Weiterfliegen schon in den nächsten Stunden erfolgt. In mehreren Jahren kann man ja immer noch auf Wundertechnologien hoffen, die uns die Qual der Entscheidungen ersparen zwischen Bequemlichkeit, schönen Erlebnissen, viel Abwechslung und Prestige-produkten einerseits und dem Überleben — vielleicht auch „nur“ der jetzigen Kinder und Enkel — andererseits.   Auch die „letzte Hoffnung“ des Konzeptes der plantaren Gemeingüter ist ja schon längst bekannt, noch länger das Wissen um die Wichtigkeit dieser Güter oder Naturphänomene für eine gute oder überhaupt noch vorhandene Zukunft der jetzigen Kinder und Jungen Leute. Ohne ein starkes mehrheitliches Ernstnehmen der Befunde ist nicht zu erwarten, dass diese Idee jetzt plötzlich mehr Anklang finden sollte als bisher.   Noch immer wird die Beweislast dem „Team Vorsicht“ oder „Team Verantwortung“ aufgebürdet statt den Teams der Ignoranz, der Technologie-Gläubigen oder der „Wohlstand-und-Besitzstand-und-Gewohnheiten-über-alles-„Propheten.  Diejenigen, die hier auch nur die kleinsten „Zumutungen“ wagen werden mit Hass verfolgt, spätestens wenn die Argumente auszugehen drohen. Auch im kürzlichen Artikel „bitte anschnallen“ über die Technologie-Hoffnungen der Flugindustrie ging der Autor ja davon aus, dass die Menschen in absehbarer Zeit sich genauso weiterhin für Flugreisen entscheiden, obwohl die gängigen Vorschläge  für absehbar grünes Fliegen  sich entweder als Greenwashing, irrsinnig teuer oder sonstige Illusionen oder Irreführungen erweisen.  Dennoch galten und gelten die Hoffnungen auf eine rein technologische Wunder-Lösung  eher als berechtigt, denn die Hoffnungen auf  ein „Wunder“ im menschlichen Verhalten,  etwa durch einen soziologischen Kipppunkt wie durch einen Schmetterlingseffekt.
Herr Rockström hat natürlich Recht:  Vertraglich vereinbart — wie auch geforscht — wurde eigentlich völlig ausreichend für alle nötigen Maßnahmen, nur dass jeder auf andere wartet es umzusetzen  oder durch irrsinnige Geldsummen oder technologische Neuerfindungen zu versüßen.   Eigentlich erleichtert die Technik uns vieles an Klimaschutz und Klimaschonung längst:  Wir können inzwischen mit Medien immer besser virtuell in andere Kontinente reisen und dortiges sehen und miterleben, trotzdem setzen sich allzu viele immer noch in Flieger, selbst solche, die wissen, was das fürs Klima bedeutet. Wir haben immer bessere und langlebigere oder Second-Hand-Kleidung und -Möbel, erliegen aber immer noch den Modetrends der Fast Fashion und Fast-Furniture.  Dazu kommt das Fast-Food mit Riesenmengen Fleisch trotz allen Wissens um damit verbundene Gesundheits- Klima- und Tierwohl -Folgen. Wir haben Energien aus natürlichen Quellen wie Wind und Sonne, aber gegen jedes neue Windrad und jede neue Überlandleitung zur EE-Verteilung kämpft eine Bürgerinitiative.  Wir wissen oder könnten wissen, dass sich superreiche längst Immobilien kaufen oder bauen in relativ Klima verschonten Gegenden der Erde als vermeintlich sichere Fluchtburg, und erliegen dennoch ihren Produkt-Werbungen und Einflüsterungen.  Wir wissen längst, dass es auf fast alle und jeden ankommt wie auch „Greta“ sagte „Jeder zählt, alles zählt“, dennoch versucht jeder die Verantwortung allein auf jeweils andere abzuschieben: die fossile Industrie auf Konsumenten und Regierungen, die Bürger und Konsumenten auf „Konzerne“,  „System“ und  „schlechte Regierung“,  und viele machen es gleichzeitig anderen beteiligten noch schwerer ihre jeweils eigene Verantwortung wahrzunehmen.   Wir wissen fast alle, dass der globale Süden nur mit großen Entschädigenden und ermöglichenden Zahlungen motiviert und in die Lage versetzt werden kann, seinerseits alles Nötige zu tun, vielleicht incl. weniger Bevölkerungswachstum.  Aber schon für die kleinsten Projekte zugunsten des globalen Südens schreien rechte und sogar konservative Kreise „Verrat“ am eigenen Bürger oder „Verschwendung von Steuergeldern“.  Anscheinend muss erst einmal bei uns das Paradies erreicht sein, ehe unsere Regierung irgendjemand im globalen Süden mit Steuergeldern oder Aufnahme von (wirklichen) Flüchtlingen helfen darf.  Diese Haltung geht auch gegen jegliche „Zuschüsse und Kompensationen“ für Länder, die planetares überlebenswichtiges Gemeingut für die Menschheit pflegen und bewahren oder gar wieder reparieren.  Umgekehrt tun auch die meisten im globalen Süden noch weniger als sie könnten und damit müssten, mit der „Begründung“, das könne man erstmal nur von den „reichen“ Ländern erwarten.
Beim Geo-Engineering hat Herr Rockström natürlich Recht, dass dies sehr gefährlich ist. Nur sind wir nahe daran entscheiden zu müssen, ob dies oder irgendetwas anderes das geringere Übel oder die geringere Katastrophe ist.  Am Schluss hat Herr Rockström nochmals Recht mit der Befürwortung eines globalen Kontroll-Gremiums zum Schutz der planetaren Gemeingüter, und dass es essentiell ist oder wäre anzuerkennen, dass es globale Budgets für Stoffe wie Kohlendioxid, Stickstoff oder Phosphor gibt, bevor man diese — gerecht — verteilen kann.  Aber eine Einigung, was hier gerecht und „zumutbar“ für das jeweilige Land und seine Bürger ist, scheint derzeit so lange zu dauern, bis die Kippunkte längst überschritten sind.  Ich wundere mich manchmal selbst, dass ich selbst angesichts all dessen noch nicht resigniert habe, womit ich es mir für meine restlichen Lebensjahre deutlich  gemütlicher machen könnte ohne andere zu „nerven“.  Aber es geht um so unfassbar viel, dass ich trotz der ernüchterten Einschätzung von nur wenigen Promille Chance auf rechtzeitige Änderungen weitermachen muss, bei meinem Vorkenntnissen und Möglichkeiten am ehesten am Ziel der durch eine Art Wunder (der Unwahrscheinlichkeit, nicht gegen die Naturgesetze) doch noch rechtzeitigen Einsichten und Verhaltensänderungen,  die oft gar nicht so  schreckliche Entbehrungen  sind wie sie so  vielen noch scheinen. Ein kleiner Hoffnungsschimmer ist die Erfahrung mit dem Rauchverhalten, das auch schließlich weitgehend gesellschaftlich drastisch reduziert und teils geächtet wurde.  Auch das ganze fossile Verhalten aller Ebenen der Gesellschaft folgt in vielen Punkten einem Suchtverhalten, das bekanntlich sehr schwer zu ändern ist, selbst bei prinzipiell gutem Willen.  Leider müssen viele Süchtige zuerst „ganz unten“ bei einem Tiefpunkt ankommen, andere von Ehepartnern quasi „erpresst“ werden aufzuhören, andere schaffen es nach drastischen Vorhersagen ihres Arztes und durch die Hilfe von „Anonymen“ Selbsthilfegruppen. Ich kann nur hoffen,  dass möglichst viele mit aller Kraft und bei allen Ansatzpunkten  daran arbeiten,  dass vielleicht doch noch rechtzeitig  ein gesellschaftlicher und/oder technologischer und/oder global politischer   Kipppunkt kommt, ehe es zu spät ist,  denn wenn es erst eines  Tiefpunktes der Menschheit bedürfte,  das wäre leider eine Katastrophe,  die alle bisherigen lokalen Katastrophen noch weit in den Schatten stellen dürfte  und die eher Milliarden als Millionen ein vorzeitiges Ende des Lebens kosten würde.  Das den jetzigen Kindern und jüngeren Erwachsenen, vielleicht auch mittelalten zu ersparen, ist immer noch viele Änderungen und Anstrengungen wert, ja, wohl auch einige „Verzichte“, mehr Arbeit, Steuern und Bescheidenheit.
Peter Selmke

Das Schlamassel der Menschheit beruht auf einer Art „Tragik der Allmend“. Das, was niemand gehört, wird geplündert bis zum Kippen. Zusammenfassend kann man sagen: Diese Allmend besteht in der Aufnahmekapazität der Erde für Kopfzahl und Konsum. Erdsystemforscher Johan Rockström stellt fest, die Verträge, um diese „Tragik der Allmend“ zu beenden, wären vorhanden: «Wir haben eigentlich alles, um den Kollaps des planetaren Systems abzuwenden. Die Verhandlungen sind abgeschlossen, jetzt müssen die Vereinbarungen umgesetzt werden.» Zur Schwierigkeit des Umsetzten sagt Rockström: «…was so schwierig zu vermitteln ist, ist die Tatsache, dass wir als Menschheit nun den Planeten steuern müssen.» Aber eigentlich sollte das nicht so schwierig sein. Die Ursache unseres Schlamassels ist das exponentielle Wachstum von Kopfzahl und Konsum und das kann nicht beliebig lange fortgesetzt werden. Ein sanfter gesteuerter Ausstieg ist nötig als Alternativen zu einem brutalen ungesteuerten Ausstieg. Wir müssen also nicht so sehr den «Planeten Steuern», sondern die Vermehrung von Kopfzahl und Konsum. Eine Schwierigkeit dabei sind die demographischen und ökonomischen Gräben innerhalb der Menschheit, die ein gemeinsames Vorgehen erschweren. Transferleistungen sind nötig. Sie dürfen aber nicht dazu führen, dass die demographische Eigenverantwortung als überflüssig betrachtet wird. Das gilt auch für die Transferleistungen die Rockström in Bezug auf den Amazonas Urwald vorschlägt. Grundlage fürs Steuern von Kopfzahl und Konsum sollte sein, dass jeder Staat dafür verantwortlich ist, mit den eigenen Ressourcen unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeit auszukommen. Alles andere kann als Erpressung interpretiert werden. Etwa so: Wenn ihr nicht für wirtschaftlichen Aufschwung sorgt, müsst ihr mit Migration in wachsendem Ausmaße rechnen. Oder eben, wenn ihr nicht genug Transferleistungen liefert, zerstören wir unsere Urwälder. Das Problem dabei ist, dass es ohne ausreichende Eigenverantwortung der Empfängerländer keine Obergrenze für die nötigen Transferleistungen gibt. Dies führt dazu, dass ab einem gewissen Punkt das nötige Wachstum der Transferleistungen nicht mehr möglich ist.
Die Vorstellung, dass der Erhalt der Urwälder für das Fortbestehen der Menschheit unabdingbar ist, ist richtig und bedeutsam. Es darf daraus aber nicht abgeleitet werden, dass die Besitzer der Urwälder von der Pflicht entbunden sind, ihren Beitrag zu leisten beim Ausstieg aus dem exponentiellen Wachstum von Kopfzahl und Konsum. Die folgende Begründung führt in die Irre. Bisher konnten die Besitzer der Urwälder dem Druck der Realität ausweichen auf Kosten der Umwelt. Daher haben sie Anspruch auf Ersatz, der ihnen die Möglichkeit erhält, dem Druck der Realität auszuweichen, diesmal durch Kompensation durch Transferleistungen. Wenn jemand im Besitz eines Guts ist, «von dem die ganze Welt abhängt» und von dem er bei nachhaltiger Nutzung beliebig lang profitieren kann, dann ist es in seinem Interesse, sich auf diese nachhaltige Nutzung zu beschränken. Ob er über diesen Nutzen hinaus von dieser Abhängigkeit der ganzen Welt profitieren sollte, ist fraglich (aber eventuell halt doch nötig?). Klar ist, man kann nicht alles mit Technik und Geld regeln beim Suchen nach einer Antwort auf die Frage: «Was ist nötig, damit die Menschheit noch lange gut fortbestehen kann?» Die Frage ist auch Untertitel meines Buchs «Die Technik reicht nicht» BoD 2016.
Gernot Gwehenberger


Leserbriefe zu „PROMINENT IGNORIERT. An der Ampel“ von Ulrich Stock

Allein wegen dieses kurzen Beitrags lohnt sich unser Abo. Beim ersten Überlesen hatte ich Räumzeit mit Raumzeit verwechselt und sofort war ich im Weltall, bei „Schwarzen Löchern“, Einstein und anderen klugen Leute. Wer ist der blutleere Tintenpisser, der sich so etwas ausdenkt, ein Einzeltäter, oder ist es nur kollektiver Behörden-Schwachsinn.
Peter H. Gickler

Ach du liebe ZEIT, diese angebliche Glosse offenbart doch nur noch die Provinzialität der ZEIT und mancher Autoren. Was hier als ‚amuse-geule‘ verspottet wird, eine simple Bargraphanzeige der Restzeit der aktuellen Ampelphase … nun, vor mehr als 15 Jahren habe ich in Japan und China schon Vergleichbares oder schon Besseres gesehen. Dort gab es digitale Sekundenanzeigen der Restzeit der Ampelphase für Fußgänger und Autofahrer, bei den Auto-Ampeln für jede Ampelphase in der Farbe der Ampelphase, so konnte man sehen, wie lang die Wartezeit noch war oder ob man bei der Annäherung an die Ampel eher auf noch Gas geben oder sich doch schon auf bremsen einstellen sollte, je nach Restzeit. Aber wir im Hochtechnologieland D kriegen solche ‚ausländische‘ Technik ja nicht mal ‚angedacht‘, geschweige denn eingeführt, dagegen stehen ja die in zwei Steintafeln vom Berg Sinai gekommenen Verkehrsvorschriften – es sei denn, die Paragrafen dienten der Bestrafung, dann kann man sie ja schnell ändern. Der Autor(m/w/d) der angeblichen Glosse benutzt auch einen fremdländischen Ausdruck ( ‚amuse-geule‘ ), er/sie/es hat aber offensichtlich eine seit vielen Jahrzehnten in F gängige Erleichterung für Autofahrerierende noch nicht entdeckt: Die kleine Hilfsampel auf Augenhöhe der Pkw-Insassen, die den in den ersten Reihen Stehenden unwürdige Halsverrenkungen erspart und auch bei rückwärtigem Sonnenlicht die Ampelfarbe noch erkennen lässt. Und wenn ich schon mal bei ‚Provinz‘ bin: Die ‚Moderation‘ der Kommentarbereiche in der ZO erscheint auch manchmal reichlich woke-provinziell zu sein und die Auswahl der Themen in der einstmals so politisch-liberalen ZEIT bewegen sich auch immer mehr zwischen Bauchnabel und Knien, so gespottet als die ‚Bravo für Intelelle‘.
Karl Maier


Leserbriefe zum Wochenmarkt „Backen und leben lassen“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

Ich bin ein ganz großer Fan Ihrer wunderbaren, einfachen Rezepte. Manche habe ich schon mehrfach (mit Erfolg) nachgekocht. Nun wollte ich auch Ihre Brioches nachbacken, habe gerade alle Zutaten gekauft und mich schon auf das Brioche-Wochenende gefreut. Nun gibt mir die Angabe „7 g Trockenhefe (1 Päckchen)“ große Rätsel auf: Was ich gekauft habe (Fotos siehe als PDF im Anhang) isr aber ein Päckchen mit 42 g und dem Hinweis für 500g bzw. 1.000g Mehl. Entweder gehen in Berlin nicht nur die Uhren anders, sondern auch die Gewichte. Was soll ich nun machen? Bitte bald das Rätsel lüften oder das Wochenende ist im Eimer. Ich liebe natürlich auch Ihre wunderbaren Interviews. Vor allem das mit Cohn-Bendit hat mich sehr bereichert. Ich habe während des Lesens immer darauf gewartet, dass der alte Schmecklecker Ihnen auf den Schoß hüpft, um von Mammi mal richtig gut bekocht zu werden. Am meisten hat mir natürlich das aufwendige (3 Tage Malle) ganzseitige Interview mit dem AFD-Protestwähler missfallen. Was haben Sie denn von so einem ollen, saturierten Idioten erwartet. Mich verwundern solche Deppen schon lange nicht mehr ………!
Helmut M. Schmitt-Siegel

Das Rezept klingt so interessant, dass ich es gern ausprobieren möchte. Dabei fehlt im Rezept eine genaue Angabe über das verwendete Mehl mit den besten Eigenschaften für dieses Produkt. Welches Mehl wurde verwendet? 1 TL Salz ist ein vages Maß. Was spricht gegen eine Angabe in Gramm? Üblicherweise verwendet man gern 2% Salz bezogen auf die Mehlmenge. Das wären hier also 10g. Ist das ok? Die Beschreibung der Zubereitung ist einwandfrei und ich bin gespannt auf das Ergebnis meines ersten Versuchs, der mit Weizenmehl 550 beginnen soll.
M. Schenk


Leserbrief zu „Torten der Wahrheit“ von Katja Berlin

Ich hoffe sehr, dass sie nichts gegen Menschen haben, die Sachverhalte erklären. Und mit dem freien Willen ist es natürlich so eine Sache. Sollten Sie davon ausgehen, dass Männer diesen freizügiger ausleben können, so rate ich dazu, zumindest den Versuch zu unternehmen, vorbehaltlos die „Täterperspektive“ einzunehmen… Doch zurück zu den Frauen. Warum sollten sie also nicht Vollzeit arbeiten? Wegen den Kindern? Da gibt es bezüglich der Rente (Stichwort Altersarmut) für beide Partner ein gutes, wenn auch für manche etwas verstaubtes Rezept. Ich empfehle den Frauen und Männern folgende Reihenfolge bezüglich eines möglichen Partners: 1. Klären, ob man gemeinsame Kinder will, 2. Klären, wie die Versorgung der Kinder aussehen soll, 3. Heiraten, 4. Kinder bekommen. Punkt 3 gilt mittlerweile als etwas spießig, hat aber weiterhin den charmanten Vorteil, dass der Geldverdiener auch für den Kinderversorger in die Rentenkasse einzahlt und im Trennungsfall das Risiko für Altersarmut deutlich sinkt. Wer nicht gerne heiratet, muss das ja nicht tun, schließlich unterliegt dies dem freien Willen. Er (oder sie) sollte sich aber im Nachhinein nicht beschweren, wenn sich das Ganze folgerichtig als relativ unverbindliche Angelegenheit entpuppt.
Christian Voll


Leserbrief zu „Unter Tage für ihr Land“ von Olivia Kortas (Fotos: Johanna-Maria Fritz)

Erfreulich unsentimental, klar die Arbeit und den Einsatz und die Empfindungen der UA- Frauen beschrieben. Erinnerung kommt an die lange Reihe an Büchern über die deutschen Frauen, wegen Kriegsdienst der Männer, in den beiden Weltkriegen in deren Arbeitsplätzen. Und danach die umfangreichen Dokumentationen über die sog. „Trümmerfrauen“, deren Männer gefallen oder noch in Kriegsgefangenschaft waren.
Hartmut Wagener


Leserbrief zu „Das haben jetzt alle“ Staubsauger-Roboter V5s“ von Daniel Haas

Ich staubsauge sehr gerne mit dem Staubsauger durch die Wohnung. Beim Staubsaugen in der Wohnung und beim Laufen in der freien Natur, dann habe ich die besten Ideen. Als Künstler bin ich auf viele Ideen angewiesen, darum sauge ich viel und gerne; wenn ich durch die freie Natur laufe, dann meistens ohne Staubsauger! Sämtliche Staubsauger-Roboter haben bei mir keine Chance, auch der V5s Pro von Zaco nicht, Pech gehabt du oller Roboter! Ich hab´ dafür Glück gehabt!
Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Stimmt’s? Das E-Bike trainiert mehr als ein herkömmliches Fahrrad“ von Christoph Drösser

Mit E-Bike ist wohl ein Elektrobike gemeint. So wie es früher Fahrräder mit Hilfsmotor gab, die laut ratterten und mit Abgas die Luft verpesteten. Nun also E-Bike leise und umweltschonend. Das E-Bike hat vermutlich einen schweren Akku und einen großen Halter für Solarzellen oder beides. Wenn der Akku leer ist und es regnet, muss man kräftig strampeln oder schieben bis zur nächsten Ladesäule. Ein schönes Training. Habs.
Emil Schuster


Leserbrief zu „Die Position: Wissenschaftler dürfen keine Aktivisten sein“ von Martin Schröder

Vielen Dank für Ihre Position: Wissenschaftler dürfen keine Aktivisten sein vom 21. März 2024. Einem Klimawissenschaftler versagte die Stimme. Erst nach einem 20-minütigen Weinkrampf kann er das Gespräch über seine Arbeit fortsetzen, denn seine Arbeit zeigt ‚die Welt so wie sie ist und nicht so wie sie sein soll‘. Er empfindet deshalb Trauer und Mitleid für sich selbst und die Menschen, auf die, wie seine Arbeit zeigt, ein äußerst grausames Schicksal zukommt. Gemäß Ihrer Doktrin müsste ein solcher Wissenschaftler jegliches persönliche, gesellschaftliche und politische Engagement ablehnen, das zur Anerkennung der wissenschaftlichen Wirklichkeitsdarstellung führt. Er müsste, ohne seine Stimme zu erheben oder auch nur einen Finger, außerhalb seiner wissenschaftlichen Tätigkeit, zu rühren, sich selbst und seine Mitmenschen sehenden Auges auf die Klimakatastrophe-Schlachtbank zu schreiten lassen. Dieses Schicksal und Opfer scheint mir doch allzu unmenschlich und hart, um als human und moralisch zu gelten. Spätere Generationen könnten viel eher den jetzt noch schweigenden Wissenschaftlern*innen vorwerfen: „Ihr habt so unzureichend die Gesellschaft über die ‚Welt wie sie ist‘ und daraus abzuleitenden Konsequenzen informiert, dass diese euch lieber, wie in Florida, verboten hat, anstatt euch zu ihrem eigenen besten zuzuhören! Damit habt ihr euch selbst aber auch die Gesellschaft verraten!“
Klaus Siersch


Leserbrief zu „Woher das Sanfte und Gute kommt“ von Ijoma Mangold

Ein schöner Artikel aus dem Alltag. Wer kennt das Gefühl nicht, bei dem es einem heiß und kalt den Rücken runterläuft? Und die Gedanken(spiele), die einem sofort durch den Kopf gehen. Und wie schön, dass die Geschichte ein Happy End hatte. Es gibt es also noch, das Gute im Menschen. Eines jedoch fehlte mir nach der Lektüre. Oder besser: hätte es mir gewünscht. Gerade in einer Zeit, in der viel über gesellschaftliche Veränderungen und wie wir unseren gesellschaftlichen Konsens nicht verlieren, diskutiert und nachgedacht wird. Die Frage: Wie kann ich ein solches, erwünschtes Verhalten verstärken? Verhaltensbiologisch ist die Antwort leicht und unwidersprochen: durch positive Verstärkung wie Lob oder Belohnung. Das noch immer weit verbreitete „Nicht getadelt ist genug gelobt“, zeigt allerdings eindringlich den Nachholbedarf unserer (deutschen) Gesellschaft. Prozesstechnisch haben beide, sowohl Herr Mangold wie auch die Kassiererin einen Fehler gemacht. Sie hat vergessen, das Geld mit herauszugeben, er hat es unterlassen, auf die Auszahlung zu achten. Auf ihren Fehler angesprochen, zeigt die Kassiererin ein vorbildliches Verhalten. Die Folgenbeseitigung dieses Fehlers erfordert im Folgenden einiges an Aufwand: Kunden müssen an eine andere Kasse, die Kassiererin einen Kassensturz machen. Und dann kommt sie noch mit einem Strahlen zurück zum Kunden.
Was macht der Kunde? Zunächst erstmal keinen Aufstand bei der Reklamation, sehr gut, das ist meistens schon mal die halbe Miete. Und als alles so positiv für ihn ausgegangen ist? Ich vermute, er verschenkt sein gewinnendes Lächeln und ein „Dankeschön“. Manchmal ist ein Lächeln mehr wert als vieles andere. Manchmal bewirkt ein Blumenstrauß Wunder. Aber gerade, wenn ihm bewusst war, dass sie in einem Supermarkt mit prekären Beschäftigungsverhältnissen arbeitet, wäre, in meinen Augen, vielleicht eine materielle Zuwendung in Form eines Trinkgeldes angemessen gewesen. Davon wird sie bestimmt noch lange erzählen und es wird sie bestärken, auch in anderen Situationen sich wieder so vorbildlich zu verhalten. Wer es nicht so mit der Biologie hat, dem sagt vielleicht die Religion mehr: „Was du dem Geringsten meiner Brüder getan hast…“ (Matth. 25,40). Und ich glaube, wir sind mittlerweile so emanzipiert, dass das auch für unsere Schwestern gilt. Und seien wir mal ehrlich: noch vor wenigen Jahren war es üblich, dass Geldinstitute bei Barabhebungen von Fremdkunden an ihren Automaten eine Gebühr von bis zu € 5,00 einbehalten haben. Und die Bankautomaten kommen einem nicht mit einem Lächeln entgegen, also mir jedenfalls.
Kai-Jörg Sommer


Leserbrief zu „Das hat sich gelohnt“ von Ingo Malcher

No jokes with names, aber wenn jemand Krull heißt, liegen Angelegenheiten wie Hochstapelei nicht fern.
Thomas Manthey


Leserbrief zu „Endlich frei“ von Peter Neumann

Käthe Kollwitz hat im ersten Weltkrieg einen Sohn und im zweiten Weltkrieg einen Enkel verloren. Danach hat sie in fast allen Skulpturen und Zeichnungen dargestellt, was ein Krieg mit sich bringt und somit ihn angeprangert. Wenn ich den letzten Satz von Peter Neumann richtig verstanden habe, darf man die Kunst heute nicht mehr so verstehen, denn das würde heißen „sie für politische Zwecke zu vereinnahmen“. Nicht mal mehr die Kunst ist frei und darf ihre Meinung ausdrücken. Sie wird interpretiert, wie es die Zeitung festlegt. Und das Leid des Krieges wird zu einem feministischen Thema gemacht.
Jutta Städter


Leserbrief zu „Das geht mit 81“ Gespräche mit diversen Prominenten, geführt von Karin Ceballos Betancour

Der Satz von Herrn Thiers „Je älter man ist, umso weniger altert man.“ gefällt mir (80) gut. Dass dieses Alter in früheren Zeiten oft schon mit unausweichlicher Senilität in Verbindung gebracht wurde, lag wohl nicht nur an den Lebensumständen, sondern ergab sich auch als sich selbst erfüllende Vorausschau. Heutzutage haben wir Alten die meisten bedeutenden Entscheidungen unserer individuellen Lebensplanungen ja hinter uns, können diesbezüglich also freier als im vorgegeben getakteten Alltag agieren. Im Übrigen halte ich Joe Biden durchaus noch für wach und fit genug, um die Herausforderungen der amerikanischen Präsidentschaft zu meistern.
Christoph Müller-Luckwald


Leserbrief zu „STIL. Brust raus!“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

Es gibt neben dem bekannten „binären“ System auch noch eine dritte Variante: Das „Maurer-Dekolleté“ Anatomisch leicht anders lokalisiert. Übrigens: Neulich netter Dialog im Österreich. TV. Worum ging’s? Darf Mann einen Blick ins fremde Dekolleté riskieren? Situation: Ein jovialer Krimi-Inspektor checkte – im Zuge von Ermittlungen – mit seiner platonischen Kollegin in einem Hotel ein. Die üppig dekolletierte Rezeptionistin registrierte die Daten – und der Herr Inspektor „riskierte“, worauf ihn seine Kollegin vorwurfsvoll ermahnte. – „Ja, was soll ich denn machen, wenn das Dekolleté MICH anschaut?“ Evolutions-Biologen könnten hier sicherlich noch viele interessante Expertisen beisteuern, z. B. wieso haben männliche Wesen überhaupt noch Brustwarzen? Seit wie vielen Jahrhundert-Tausenden sind die lange schon ohne Funktion? Oder war das jemals anders?
Roland Schwarz


Leserbrief zu „Prüfers Töchter“ „Kannst du nicht mal niesen wie ein Papa?“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

„Husten und Niesen Sie beckenbodenfreundlich. Denn Husten und Niesen erhöht den Druck im Bauch, vor allem wenn wir uns mit dem Oberkörper nach vorne beugen. Sie können den Druck einfach reduzieren, indem Sie beim Husten oder Niesen nach oben oder über die Schulter blicken.“ Das von Ihrer Tochter sehr vermutlich zurecht kritisierte „kghn“ Geräusch ist sicherlich nicht hilfreich! :-)  der Druck muss raus!
Michael Georg