Alexander Meyer ist momentan wieder stark gefragt. Nachdem Borussias etatmäßige Nummer 1 Gregor Kobel sich im Spiel gegen den VfL Wolfsburg in einem Zusammenprall verletzt hatte, stand Meyer gegen Eindhoven und Hoffenheim im BVB-Kasten. Auch gegen Union Berlin könnte der 32-Jährige wieder das Tor hüten. Während eines Spaziergangs durchs Stadion spricht Meyer über das Innenleben der Kabine, spezielle Momente für Torhüter vor einer Partie sowie die sportliche Situation.

Alex, wir sitzen hier in der Mannschaftskabine im SIGNAL IDUNA PARK. Nimm uns gerne einmal mit: Wer sind denn Deine Sitznachbarn?
„Ich habe hier sehr gute Gesellschaft. Links von mir sitzt Karim Adeyemi, rechts von mir Marcel Sabitzer. Zwei unterschiedliche Typen. Karim hört bis kurz vor dem Spiel noch Musik, das braucht er einfach. Marcel hingegen habe ich bisher selten mit Kopfhörern gesehen. Mit ihm unterhalte ich mich vor der Partie auch noch locker, trotzdem ist Sabi natürlich auch im Tunnel.“

Am Trainingsgelände in Brackel sitzt du neben Jadon Sancho und Julian Ryerson. Zuletzt waren die Ergebnisse nicht immer erfolgreich, wird das dann auch in der Kabine thematisiert oder ist das ein Thema, das nur auf dem Platz ausgetragen wird?
„Wir sprechen immer viel in der Kabine. Vor allem auch über die Spiele und über die Leistungen. Direkt nach der Partie und einer Niederlage ist es natürlich ruhig in der der Umkleide – da ist jeder mit sich selbst beschäftigt. In den anschließenden Tagen tauschen wir uns in Brackel aber schon viel aus und analysieren die Begegnungen. Auch in der Kabine.“

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Torhüter müssen im Vorfeld eines Spiels einige Minuten vor der Mannschaft zum Warm-up. Inwiefern habt Ihr eine andere Spielvorbereitung als Eure Mitspieler?
„Wir Keeper sind im Ablauf vor dem Spiel immer etwas spezieller. Wir ziehen uns zügig um und gehen, bevor es auf den Platz geht, noch zu ein paar Mobilisationsübungen in den Kraftraum neben der Kabine. Die Position des Torhüters ist eine besondere, daher fängt es schon weit vor der Partie mit Konzentration und Fokussierung an. Wir haben eine große Verantwortung.“

Jetzt sind wir im engsten Spielertunnel der Liga angekommen. Stellen wir uns mal vor, es ist Samstag, 15:27 Uhr, wenige Minuten vor der Partie. 80.000 Fans warten, Ihr könnt sie schon im Tunnel hören. Was macht und fühlt ein Profi in diesen Augenblicken?
„Unser enger Spielertunnel und das Stadion machen einiges für uns, aber auch für den Gegner aus. Gerade in den letzten Momenten, bevor wir den Platz betreten. Ich sehe das in diesen Augenblicken immer etwas lockerer und freue mich auf die 80.000 Zuschauer – ein sehr spezielles Gefühl, ich genieße es. Ansonsten spricht man noch mal mit dem Torhüter der gegnerischen Mannschaft und wünscht sich alles Gute sowie eine verletzungsfreie Begegnung. Wir hören die Fans, die ersten Klänge des Einlaufliedes, es ist einfach pure Freude!“

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Blicken wir mal auf den Platz: Sechs Punkte Rückstand auf Platz drei, einen Punkt Vorsprung auf Platz fünf. Wie bewertest Du die Tabellensituation nach zwei Dritteln der Saison?
„Das ist deutlich zu wenig für uns. Ich glaube, wir haben andere Ansprüche. Wir sind mit einer Serie gut ins neue Jahr gestartet, haben aber insgesamt im Laufe der Saison zu viele Punkte liegen gelassen, weil wir unser Spiel oftmals nicht über 90 Minuten durchgezogen haben. Es gilt erst einmal, das Minimalziel, den Champions-League-Einzug, zu erreichen. Ein Drittel ist noch zu spielen, wir haben alles in der eigenen Hand, darauf müssen wir uns jetzt fokussieren. Wir müssen unter der Woche gut arbeiten, kommunikativ sein und Sachen ansprechen.“

In der Offensive kannst Du auf dem Platz nicht helfen. Was kann man als Torhüter – neben dem Sauberhalten des eigenen Kastens – trotzdem tun, um die Mannschaft zu unterstützen?
„Ich versuche Sicherheit auszustrahlen. Verbal, aber auch über meine Gestik und Mimik. Das nehmen meine Mitspieler dann auch wahr. Da habe ich auch einen Einfluss auf meine Vorderleute. Jeder hat eine Verantwortung auf dem Platz, seine Aktionen sauber auszuspielen und der Mannschaft zu helfen. Natürlich habe ich es nicht in der Hand, die Abschlüsse vorne zu verwerten, aber ich kann der Mannschaft ein gutes Gefühl geben.“

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Nach drei Pflichtspielen ohne Sieg ist Union Berlin der nächste BVB-Gegner. Wie schätzt Du die Partie bei den Köpenickern ein?
„Es ist ein spezielles Stadion mit einer hitzigen Stimmung. Union hat es in den letzten Jahren sehr gut gemacht, folgerichtig sind sie auch in die Champions League gekommen. In der Hinrunde haben sie einige Probleme gehabt und waren in den Tabellenkeller geraten, mit dem Trainerwechsel haben sie sich aber auf jeden Fall stabilisiert. Sie wollen weiter Punkte sammeln und uns nichts schenken. Wir müssen unser Spiel über die kompletten 90 Minuten durchdrücken, selbstbewusst auftreten und die volle Überzeugung in uns haben, dort zu gewinnen.“

Neben dem Interview in unserem Spieltagsmagazin „ALL IN“ waren wir mit Alex Meyer auch im Stadion-Gefängnis. Dabei musste unser Keeper sich einiger kniffligen Escape-Room-Challenge stellen, um den Gittern des Knastes zu entfliehen. Zur gesamten Sendung geht es hier.