Nachruf Adolf Dinglreiter CSU: Söder, Waigel, Politik-Prominente trauern um „großen Rosenheimer“
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Adolf Dinglreiter gestorben: Prominente Weggefährten trauern um einen „großen Rosenheimer“

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Adolf Dinglreiter gestorben
Adolf Dinglreiter (†88) ist tot. © re

Adolf Dinglreiter ist tot: Der langjährige CSU-Politiker starb am Freitag (12. April) im Alter von 88 Jahren an den Folgen eines Sturzes im Klinikum Rosenheim. Dinglreiter prägte die Politik im Freistaat und in der Region Rosenheim nicht nur in seinen 17 Jahren als Landtagsabgeordneter.

Rosenheim – Mit Bestürzung und Trauer haben Angehörige, Freunde und Wegbegleiter auf die Nachricht vom Tod des früheren Rosenheimer Landtagsabgeordneten Adolf Dinglreiter († 88) reagiert. „Der Tod von Adolf Dinglreiter macht mich sehr traurig“, sagt der frühere Bundesfinanzminister und ehemalige CSU-Chef Theo Waigel. „Er war mir sowohl politisch als auch persönlich ein echter Freund.“ Der frühere Staatsminister und Parteichef Erwin Huber lobte Dingleiter als verantwortungsbewussten und kompetenten Politiker. „Sein Engagement für Wirtschaft, Handwerk und Mittelstand trug maßgeblich zur Schaffung von Arbeitsplätzen und Wohlstand bei.“

„Ich habe ihn persönlich sehr geschätzt und gemocht“, sagte Ministerpräsident Markus Söder. „Von seinem wirtschaftspolitischen Sachverstand als Ausschussvorsitzender im Landtag habe ich einiges gelernt.“ Dinglreiter sei für das gestanden, für das, was Bayern ausmache: „Herz, Verstand und Freude am Leben.“

„Ein großer Rosenheimer“

„Ein großer Rosenheimer ist tot. Seine Lebensleistung bleibt“, sagt Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März. „Adolf Dinglreiter darf mit Fug und Recht als der prägende Rosenheimer Politiker von den 80er Jahren bis zur Jahrestausendwende bezeichnet werden.“ Auf die Erfolge Dinglreiters für Wirtschaft und Verkehrspolitik in der Region weist auch die Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig hin.

„Der Tod von Adolf Dinglreiter geht mir persönlich sehr nahe“, sagte Ludwig. „Er war ein aufrichtiger, engagierter und fachkundiger Politiker, der sich mit Herzblut für seine Heimat eingesetzt hat.“ Auch seine Integrität und der faire Umgang mit dem politischen Gegner tauge zum Vorbild. SPD-Politier Walter Schlosser, langjähriger Landtagsabgeordneter und Stadtratskollege, kann das bestätigen. Dinglreiters Kompetenz und Einsatz habe er stets bewundert, sagte Schlosser. Er und Dinglreiter seien „freundschaftlich und respektvoll“ miteinander umgegangen, in der Politik sei das nicht selbstverständlich.

Dinglreiter: Für Artmann „Vorbild“, für Stöttner „Freund“

„Seit meinen politischen Anfängen war er mir stets ein verlässlicher politischer Wegbegleiter und engagierter Förderer. Das Fundament, auf dem ich heute stehe, hat er gelegt“, sagte der Landtagsabgeordnete Daniel Artmann, zweiter Bürgermeister der Stadt Rosenheim und Vorsitzender des CSU-Kreisverbands Stadt. „Rosenheim hat Adolf Dinglreiter viel zu verdanken. Wir werden ihn nie vergessen.“

Einen „echten Freund“ verliert der ehemalige Landtagsabegordnete Klaus Stöttner. „Adolf Dinglreiter war mir bereits vor der Politik ein echter Ratgeber und Unterstützer. Er hat junge Politiker immer enorm unterstützt und bewies große Weitsicht.“ Der Landtagsabgeordnete Sebastian Friesinger aus Albaching hebt Dinglreiters Verwurzelung im Christentum und seinen Einsatz für bayerische Lebensart hervor. „Dinglreiter war der Gründungsvater des Bayernbundes.“

Bauer: „Für mich ein wichtiger Förderer“

Als Politiker, „der viel für Rosenheim getan hat“, behält ihn Rosenheims Ex-Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer (CSU) in Erinnerung. Dinglreiter sei ein geselliger Mensch gewesen, der Freundschaften gepflegt habe. „Für mich persönlich war er ein wichtiger Förderer“, sagte Bauer.

Man werde Adolf Dinglreiter „in bester Erinnerung behalten“, sagte Professor Heinrich Köster, Präsident der TH Rosenheim. „Er hat über lange Zeit die positive Entwicklung der Hochschule maßgeblich mitgestaltet, vor allem als Vorsitzender des Hochschulrats und des Kuratoriums.“

Früher Befürworter des Brenner-Nordzulaufs

Geboren bei Vilshofen in Niederbayern, wurde Dinglreiter seit den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu einer bayernweit prägenden Persönlichkeit der CSU. Konservativen sagt man oft nach, sie seien rückwärtsgewandt. Adolf Dinglreiter trat Zeit seines politischen Lebens den Gegenbeweis an. Ein Konservativer, das war er in der Tat. Etwa, wenn er über die Wichtigkeit von Tradition, Geschichte und Brauchtum für Bayerns besondere Rolle sinnierte.

Aber Dinglreiter war auch ein Mensch, der nach vorn blickte. Beispiel Brenner: Dinglreiter machte sich Gedanken über die Zukunft des Alpentransits, als die bewegten Gütermengen noch vergleichsweise bescheiden waren. Umgehend müsse sich die Bahn an die Planung eines Nordzulaufs machen. Das forderte er 2001 in einem Gastbeitrag in der „Welt“, als der Bau des Brenner-Basistunnels noch in weiter Ferne lag.

An München gebunden, in Rosenheim präsent

Dinglreiter verband einiges, was seinerzeit widersprüchlich anmutete. In einer männerdominierten CSU förderte er Frauen. Als „langjährigen Wegbegleiter und Freund“ würdigte ihn auch Landtagspräsidentin Ilse Aigner. „Er hat mich bei meinen ersten Schritten im Parlament begleitet und unterstützt.“ Auch lange nach seinem Ausscheiden aus dem Parlament sei er noch immer hoch aktiv in der Vereinigung der Ehemaligen gewesen.

Sein Nachfolger lobt ihn als „Netzwerker“

Als „Netzwerker“ und „Tausendsassa“ bezeichnete ihn Stöttner, der Dinglreiter 2003 als Abgeordneter für den Stimmkreis Rosenheim Ost beerbt hatte. Mit Stöttner, der 2023 aus dem Landtag ausschied, verband Dinglreiter noch mehr. Etwa das Engagement für den Tourismus im Freistaat. Oder die Tätigkeit für die Allianz – Dingleiter war sogar mal Marketingleiter des Konzerns.

17 Jahre lang in Landtag für Region und Bayern tätig

Dinglreiter saß von 1986 bis 2003 im bayerischen Landtag, galt als ministrabel, arbeitete aber auch auf Positionen außerhalb des Kabinetts beharrlich und kompetent. „Er war ein bedeutender Politiker, der auch für noch höhere Ämter geeignet gewesen wäre“, unterstreicht Markus Söder. Dinglreiter wurde als engagiert angesehen, klebte aber nicht an Posten, galt als Experte für Wirtschaftsfragen, war aber auch in Themen der Medienpolitik, des Verkehrs und des Tourismus kenntnisreich unterwegs. „Um ein bisschen zu erahnen, wie er Themen für sich selbst aufbereitete, will ich hier nur an seine Radl-Touren quer durch Bayern erinnern“, sagte Landrat Otto Lederer. So habe Dinglreiter die Vielfalt dieses Landes kennengelernt, um an der Entwicklung der „Marke Bayern“ mitwirken zu können.

Seine Ämter banden ihn an München, und doch war er auch für die Menschen in Rosenheim da. Etwa als Vorsitzender des TSV 1860 Rosenheim, als Rosenheimer Kreisvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Mittelstand, als Kreisvorsitzender der CSU und als Rosenheimer Stadtrat.

„Wir verneigen uns vor einem hochengagierten Kommunal- und Landespolitiker“, sagte Landrat Lederer. „Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.“ Die Trauerfeier ist angesetzt für Freitag, 26. April, in der Klosterkirche Rosenheim, Beginn der Feierlichkeit ist um 13. 30 Uhr.

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