Akte Grüninger - arte | programm.ARD.de
    • 31.10.2014
      21:15 Uhr
      Akte Grüninger Fernsehfilm Schweiz / Frankreich / Deutschland 2014 | arte
       

      Im August 1938 schließt die Schweiz ihre Grenze für Flüchtlinge - eine lebensgefährliche Katastrophe für Juden aus Deutschland und Österreich. Doch nicht alle Beamten halten sich an die unmenschliche Weisung. Paul Grüninger nutzt bürokratische Lücken und setzt aus moralischer Überzeugung alles auf Spiel. Der historische Paul Grüninger (1891-1972) ging zu Recht als "Oskar Schindler" des Grenzgebiets zwischen Deutschland und der Schweiz in die Geschichte ein: Er rettete Hunderten Menschen das Leben.

      Freitag, 31.10.14
      21:15 - 22:45 Uhr (90 Min.)
      90 Min.

      Im August 1938 schließt die Schweiz ihre Grenze für Flüchtlinge - eine lebensgefährliche Katastrophe für Juden aus Deutschland und Österreich. Doch nicht alle Beamten halten sich an die unmenschliche Weisung. Paul Grüninger nutzt bürokratische Lücken und setzt aus moralischer Überzeugung alles auf Spiel. Der historische Paul Grüninger (1891-1972) ging zu Recht als "Oskar Schindler" des Grenzgebiets zwischen Deutschland und der Schweiz in die Geschichte ein: Er rettete Hunderten Menschen das Leben.

       

      1938 herrscht in Europa noch Frieden. Doch die Judenverfolgung und die Aggression von Nazi-Deutschland werfen ihre Schatten über den Kontinent. Im August versammeln sich im schweizerischen Bundeshaus in Bern die zuständigen Minister und Polizeidirektoren aus 23 Kantonen auf Einladung des Chefs der Eidgenössischen Fremdenpolizei, Heinrich Rothmund, um alarmierende Berichte von der Grenze zu diskutieren: Täglich werden dort zahlreiche jüdische Einreisende verzeichnet.

      Nach der Versammlung schließt die Schweiz ihre Grenze für Flüchtlinge: Von diesem Moment an darf sie niemand ohne gültiges Visum überschreiten. Zur Überprüfung der bisherigen, illegalen Grenzübertritte leitet Rothmund eine Untersuchung ein. Polizeiinspektor Robert Frei, ein junger, ehrgeiziger und obrigkeitsgläubiger Beamter, wird in den Kanton St. Gallen beordert. Doch weiterhin gelangen Hunderte von Menschen ohne gültiges Visum über die Grenze.

      In St. Gallen kommt Frei einem Hilfssystem auf die Schliche, das von breiten Teilen der Bevölkerung getragen und vom Kommandanten der Schweizer Grenzpolizei Paul Grüninger ermöglicht wird. Die jüdischen Ankömmlinge werden in einem Lager in Diepoldsau untergebracht, das Grüninger mit Hilfe des Vorstehers der Israelitischen Gemeinschaft, Sidney Dreifuss, in Betrieb hält. Im Laufe der Ermittlungen erhärtet sich der Verdacht, dass Grüninger Dokumente fälscht und Flüchtlinge ohne gültiges Visum hereinlässt.

      Der St. Galler Polizeihauptmann gesteht Frei zwar seinen Gesetzesbruch - doch er tue dies aus reiner Menschlichkeit und könne nicht anders. Grüningers Standfestigkeit und der Anblick der hilfesuchenden Flüchtlinge lassen bei Frei Zweifel an der Richtigkeit seines Auftrags aufkommen. Soll er den Vorgesetzten seinen Bericht vorlegen? Oder Paul Grüninger decken?

      Alain Gsponers "Akte Grüninger" entfaltet packend die wahre Geschichte eines Beamten, der sich in schwersten Zeiten gegen die Gesetze stellt, sich der Menschlichkeit verpflichtet und dabei Stellung, Ehre, Freundschaften und das Wohl der eigenen Familie aufs Spiel setzt.

      Keine Kriegserzählung, sondern die Geschichte eines Mannes, der inmitten der Kriegswirren den größten Kampf mit und gegen sich selbst austrägt und damit den bedeutendsten Krieg gewinnt: sich für das Gute einzusetzen. Nach seiner Amtsenthebung und fristlosen Entlassung 1939 lebte Paul Grüninger mit seiner Familie bis zu seinem Tod (1972) in ärmlichen Verhältnissen. Erst Jahrzehnte später wurde er 1993 politisch und 1995 durch das Bezirksgericht St. Gallen auch juristisch rehabilitiert. 1998 beschloss der St. Galler Große Rat eine finanzielle Wiedergutmachung an seinen Nachfahren, womit diese die Paul Grüninger Stiftung gründeten. 1971 hatte ihn die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem bereits unter die "Gerechten unter den Völkern" aufgenommen.

      Regisseur Alain Gsponer studierte an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Sein 55-minütiger Abschlussfilm "Kiki & Tiger" wurde 2003 beim Saarbrücker Filmfestival Max Ophüls Preis mit dem Publikumspreis und dem Interfilm-Preis ausgezeichnet. Nach dem Fernsehfilm "Rose" (2005), der mit dem Eastman-Förderpreis bei den Hofer Filmtagen und mit dem Deutschen Fernsehpreis 2007 ausgezeichnet wurde, und dem tragikomischen Kinofilm "Das wahre Leben" (2006, Grimme-Preis 2009) mit Katja Riemann, legte Gsponer 2009 seinen zweiten Kinofilm vor: die Tragikomödie "Lila, Lila" nach dem gleichnamigen Roman von Martin Suter. Mit "Der letzte Weynfeldt" realisierte er ein Jahr später seine zweite Martin-Suter-Filmadaption. "Akte Grüninger" sorgte in der Schweiz für eine kleine Polemik, die belegt, wie sehr die Bewertung der restriktiven Flüchtlingspolitik dort aktuell diskutiert wird. Gsponer selbst hielt den Beanstandungen der "Weltwoche", die Nebenfigur Rothmund sei zu einseitig geschildert, entgegen, dass die Geschichte lediglich filmisch verdichtet wurde und vielmehr Rothmunds antisemitische Äußerungen ganz entfielen.

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