Frontiers of Flight Museum: Luftfahrt ohne Grenzen erleben | FLUG REVUE

Zu Besuch im Frontiers of Flight Museum
Luftfahrt ohne Grenzen erleben

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Das Frontiers of Flight Museum in Dallas lädt zu einer Reise durch alle Epochen der Luft- und Raumfahrt ein. Es liegt direkt am Love Field, dem kleineren Flughafen der texanischen Metropole.

Luftfahrt ohne Grenzen erleben
Foto: Patrick Holland-Moritz

Ein freier Tag während einer Dienstreise vor den Toren von Dallas und durch den Kopf spukt die Idee, dem Frontiers of Flight Museum einen Besuch abzustatten, "Texas‘ Premier Air and Space Museum" wie es auf der Website heißt – mit Betonung auf dem "and". Für einen Raumfahrt-Fan klingt das doch gar nicht übel. Die Anreise zum Love Field ist mit dem Mietwagen ein Katzensprung. Der kleine Flughafen im Nordwesten der Stadt existiert seit 1917, dient Southwest Airlines als Drehkreuz und ist alles andere als klein: Rund 16 Millionen Passagiere nutzen ihn jedes Jahr als Alternative zu Dallas/Fort Worth. Abseits der Terminals, im Südosten des Areals, ist seit 2004 das Frontiers of Flight Museum angesiedelt. Auf 9300 Quadratmetern, verteilt auf zwei miteinander verbundenen Gebäude im Hangarstil, sind unter anderem 30 Flugzeuge und Helikopter, zumindest ein echtes Raumfahrzeug und mehr als 35 000 Ausstellungsstücke aus verschiedenen Epochen der Luftfahrt zu sehen.

Unsere Highlights
Patrick Holland-Moritz

Im Frontiers of Flight Museum gibt es einiges zu entdecken. Ausstellungs-Highlights sind die Apollo-7-Kommandokapsel, Chance-Vought SSM-N-9 Regulus II, die McDonnell Douglas (Boeing) F/A-18C Hornet, die Boeing 737-300 „The Spirit of Kitty Hawk“ und ein Replik vom SpaceShip One in Originalgröße.

Eintauchen in die Welt der Luft- und Raumfahrt

Am Heck der blau-roten Boeing 737, die mit der Nase förmlich in den Hangar hineinrollt, stelle ich das Auto ab. Direkt neben ihr parkt die Grumman EA-6B Prowler, BuNu 16228. Sie flog bei der Marine Tactical Electronic Warfare Squadron 2, dem letzten Geschwader des US-Militärs, das die Prowler bis zu seiner Auflösung 2019 einsetzte. Weitere Ausstellungsstücke sind ebenfalls im frei zugänglichen Außenbereich zu sehen: eine Republic F-105D Thunderchief erinnert an den Vietnamkrieg, dazu gesellen sich eine Lockheed T-33A Shooting Star und ein 1973 gebauter Learjet 24D. Auf einer Pylone thront eine Bell UH-1 Iroquois (Huey). Ich zahle zwölf Dollar Eintritt und tauche im klimatisierten Innenraum ein in die Welt der (überwiegend) amerikanischen Luft- und Raumfahrt zwischen den Pioniertagen und der jüngeren Vergangenheit. Ein Mitarbeiter im Eingangsbereich gibt Tipps zur Orientierung. Von dort fällt der Blick auf die ansprechend präsentierte Ausstellung mit Flugzeugen, Hubschraubern und echten sowie nachgebauten Raumfahrtvehikeln. Klar gegliederte Themenbereiche, ein Rundgang entlang der Empore sowie ein zweiter Hangar versprechen einen informativen Nachmittag.

Patrick Holland-Moritz

Kreisrund, knallgelb und spezialisiert auf Langsamflug: Die Chance Vought V-173 Flying Pancake soll für mehrere UFO-Sichtungen verantwortlich gewesen sein.

Apollo 7 und der fliegende Pfannkuchen

Ein Highlight des Museums ist die Kommandokapsel von Apollo 7. Mit genau diesem Vehikel waren Walter Cunningham, Walter Schirra und Donn Eisele vom 11. bis 22. Oktober 1968 in den Weiten des Weltalls unterwegs. Es war der erste bemannte Flug des Apollo-Programms, das am 20. Juli 1969 mit der ersten Mondlandung seinen Höhepunkt fand. Ein Blick ins Innere der Kapsel lässt ahnen, wie eng es zu dritt an Bord zugegangen sein muss. Eine spätere Epoche der Raumfahrt repräsentiert Burt Rutans SpaceShipOne. Es handelt sich um eine von sechs Replika, die bei Scaled Composites entstanden sind. SpaceShipOne, das 2004 drei Flüge absolvierte, war das erste nichtstaatliche Raumfahrzeug, das über die "Kármán-Linie" stieg und dafür den Ansari X Prize erhielt. Als Favorit kristallisiert sich für mich der fliegende Pfannkuchen heraus: Die quietschgelbe, nahezu kreisrunde Chance Vought V-173 Flying Pancake sticht mit ihren beiden XL-Propellern aus der Menge hervor. Was ist das denn? Ein Blick auf die Infotafel verrät, dass Charles H. Zimmerman während des Zweiten Weltkriegs ein Flugzeug entwickeln wollte, das auch bei sehr langsamen Geschwindigkeiten noch fliegen konnte. Die Propeller des Nurflüglers sollten dafür die Strömung aufrechterhalten. Es heißt, der Flying Pancake habe zwar ungewöhnliche Flugeigenschaften gehabt, konnte aber effektiv gesteuert werden – sogar Charles Lindbergh soll damit geflogen sein. Funfact: Die V-173 soll für mehrere UFO-Sichtungen verantwortlich gewesen sein.

Patrick Holland-Moritz

Der LearAvia Lear Fan 2000 in bester Gesellschaft der F/A-18C Hornet von McDonnell Douglas. „Kathryne“ flog bei der Kunstflugstaffel Blue Angels.

Lernen, staunen, schmunzeln

Der Rundgang durch die Halle zeigt einen Querschnitt durch die Epochen der zivilen und militärischen Luftfahrt in den USA, angefangen bei einem Modell des Wright Flyers von 1903 bis hin zu Flugzeugen der 1980er-Jahre – ein ungewöhnlicher Vertreter der Neuzeit ist der 1981 erstmals geflogene LearAvia Lear Fan 2000 mit einem Pusher-Propeller im Heck. Auffällig sind zwei sehr ähnlich aussehende, aber in ihrer Auslegung grundverschiedene Militärjets: Der Überschall-Aufklärer Chance-Vought RF-8G Crusader hatte seinen Erstflug im Jahr 1957. Ihre Rettung von einem Schrottplatz in Tucson, Arizona, hat die ausgestellte Crusader Freiwilligen der Vought Aircraft Heritage Foundation zu verdanken, erfahren die Besucher. Daneben parkt das Unterschall-Angriffsflugzeug LTV A-7B Corsair II, zu erkennen am kürzeren Rumpf. Um die Entwicklung zu vereinfachen, griff Ling-Temco-Vought (LTV) auf das Design der Chance-Vought F-8 Crusader zurück. Die ausgestellte LTV A-7B (154502) diente bei der Angriffsstaffel VA-46 der US Navy. Friedlicher Natur waren zumindest zuletzt die Aufgaben der F/A-18C Hornet von McDonnell Douglas (BuNo 163435): Der blau-gelbe Fighter namens "Kathryne" verließ 1987 das Werk in St. Louis und wurde der US Navy Strike Fighter Squadron (VFA) 82 in Florida zugeteilt. 1990 und 1991 unterstützte "Kathryne" von der USS "America" aus die Operation "Desert Storm". Mitte 2006 ging sie an die Kunstflugstaffel Blue Angels.

Es wäre aussichtslos, an dieser Stelle alle Flugzeuge und Helikopter aufzählen zu wollen – beim Rundgang wird jeder seine persönlichen Lieblinge finden. Die Ryan PT-22 Recruit beispielsweise ist eine auf Hochglanz polierte Augenweide. Die de Havilland DH.82 Tiger Moth gehört zu den Flugzeugen, die man auch hierzulande öfter zu Gesicht zu bekommt, ebenso wie die Boeing Stearman, die unter der Decke hängt. Das Experimental Thorp T-18 Frontier Flyer lädt mit seinen auf Rumpf und Flügel geschriebenen Weisheiten rund ums Fliegen zum Lernen und Schmunzeln ein. Die Flügel wurden mit Blick auf den Platzbedarf etwas gestutzt. Unbemannte Waffensysteme runden das Bild ab – am beeindruckendsten ist die Mach 2 schnelle Chance-Vought SSM-N-9 Regulus II mit ihrer unglaublich langen Nase.

Patrick Holland-Moritz

Nicht nur von außen ein Hingucker: Von innen gelangt man in die Hauptattraktion, die erste von 1113 gebauten Boeing 737-300 mit der Kennung N300SW.

Mit viel Liebe zum Detail

Im Erdgeschoss der Halle und auf der Empore gibt es mit Liebe zum Detail gestaltete Themenwelten mit Motoren, Flugzeugmodellen und Artefakten, teils aufgewertet mit Filmaufnahmen. Die Ausstellungen sind beispielsweise dem Kalten Krieg, dem Vietnamkrieg und den beiden Weltkriegen gewidmet. Besucher bekommen zudem einen kompakten Einblick in die Welt der allgemeinen und kommerziellen Luftfahrt. An anderer Stelle tauchen sie ins Golden Age of Aviation ein. Natürlich wird man auch über die Vergangenheit des Flughafens Love Field informiert. Lebendig wird auch Braniff International, eine in der Region immer noch bekannte Airline aus Dallas, die von 1928 bis 1982 existierte.

Mein Weg führt mich in den zweiten Hangar. Hier parkt als Hauptattraktion die erste von 1113 gebauten Boeing 737-300 mit der Kennung N300SW. Das Flugzeug war das erste seiner Art im Dienst von Southwest Airlines. Zwischen dem Erstflug am 15. August 1984 und dem letzten Flug am 18. April 2011 absolvierte "The Spirit of Kitty Hawk" exakt 83 132 Flugstunden. Von einer anderen 737 ist die Cockpit-Sektion erhalten. Nebenan spielen Kinder auf dem Indoor-Spielplatz, es gibt Simulatoren und natürlich den Museumsshop. Wer nach Dallas kommt, sollte unbedingt ein paar Stunden für einen Besuch des Museums einplanen.

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Klassiker der Luftfahrt 04 / 2024
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Erscheinungsdatum 05.04.2024