„Diese Empathie ist wichtig" - Lisa Hofmaninger im mica-Interview - mica - music austria

„Diese Empathie ist wichtig” – Lisa Hofmaninger im mica-Interview

Lisa Hofmaninger ist viel unterwegs. Wenn die Saxophonistin und Komponistin nicht gerade mit dem Quintett „chuffDRONE“, im Duo mit Judith Schwarz oder als “You promised me poems” (Duo mit Helmut Jasbar) spielt, probt sie für ein Literatur-Projekt mit Texten der Schriftstellerin Ilse Helbig, das im Herbst Uraufführung im Wiener Porgy & Bess feiern wird oder spielt mit dem Pianisten Alexander Fitzthum, der “nebenbei” auch ihr Ehemann ist. Mit Markus Deisenberger sprach sie über freundschaftliche Duos, das “leichtere Mitschwingen” und den gemeinsame Schmäh mit Helmut Jasbar.

Lass uns zuerst über dein Duo mit Helmut Jasbar sprechen, “You promised me poems”. Wie haben Helmut und du zusammengefunden?

Lisa Hofmaninger: Über seine Radio-Sessions auf Ö1. Da habe ich schon mit mehreren Bands gespielt, mit Judith Schwarz im Duo, mit dem Quintett chuffDRONE, einem Orchester, das es mittlerweile nicht mehr gibt, mit dem Trio First gig never happened (mit Judith Schwarz und Alexander Fitzthum, Anm.). Nach den Sessions haben wir oft miteinander geplaudert, und Helmut meinte einmal, wir sollten doch mal zuhause gemeinsam jammen. Das haben wir schließlich getan, ganz frei, und es hat einfach gepasst. Wenig später hatte ich einen Gig im Porgy, bei dem mir jemand ausgefallen war, und da habe ich ihn einfach gefragt. Ich habe immer nach einer ganz freien Impro-Band gesucht. Wenn Helmut und ich uns treffen, reden wir über irgendetwas, dann spielen wir, dann reden wir wieder.

Ihr redet in den Pausen nicht über die Musik, die ihr gespielt habt oder spielen werdet?

Lisa Hofmaninger: Meistens nicht, nein. Ich erzähle Geschichten, z.B. die, als ich aus der Wohnung ausziehen musste und mich geärgert habe. Klar hat das dann Einfluss, man spielt im Zorn. Manchmal also lässt man dann die Emotion des Gesprächs in die Musik einfließen. Für Wean hean haben wir einmal ein Programm mit Wienerliedern gemacht, aber sonst haben wir zwei Jahre lang nur improvisiert. Helmut hat viele Arrangements für Wienerlieder geschrieben, Arrangements umgeschrieben oder er hat ein Stück gespielt und ich bin dazu gekommen, oder wir haben einfach frei ausprobiert. Und auch jetzt erarbeiten wir gerade ein gemeinsames Programm für die Meisterkonzerte in St. Pölten, wo wir einen Bogen zwischen Wienerliedern und Klassik spannen. Das Stück von Brahms, das wir da spielen, ist eigentlich ein Klavier-Intermezzo, das Helmut für Solo-Gitarre arrangiert hat. Das haben wir dann gemeinsam für ein Duo bearbeitet. D.h. wie gehen her und komponieren in der Probe.

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Das klingt nach längeren Sessions

Lisa Hofmaninger: Ja, das kann schon dauern und wir treffen uns regelmäßig alle zwei Wochen. Seit Anfang des Jahres haben wir begonnen, jetzt haben wir gerade den Fokus auf Programme gelegt, die gut auf Klassik-Festivals passen, aber auch ein freies Programm haben wir, wo wir ganz frei spielen. Es gibt beides. 

Fließt in das ganz Freie nicht auch einmal etwas aus den Programmen ein?

Lisa Hofmaninger: Schon, es kann sein, dass man mal etwas zitiert.

Mir ist aufgefallen: Ihr macht vor nichts Halt, im positiven Sinne. Plötzlich wird ein Rock-Riff zitiert und ihr beide geht voll ab, wenig später schon geht die Reise in eine völlig andere Richtung.

Lisa Hofmaninger: Ja, wir haben z.B. von Nirvana “Smells like Teen Spirit” im Programm, das wir meistens als Zugabe spielen und dabei in ganz andere Sphären verschleppen. Der Ansatz ist immer, frisch an die Sachen heranzugehen. Aber auch im Programm haben wir freie Impro-Teile. Es muss dazu passen und wir müssen in der Stimmung sein.

Wie merkst du, wenn du mit jemandem jammst, dass das etwas ist, das nicht nur einmalig ist, sondern dass du das Zusammenspiel intensivieren möchtest?

Lisa Hofmaninger: Es muss für mich die Chemie stimmen. Man muss sich wirklich gut verstehen. Fast in allen Fällen entwickeln sich dann richtige Freundschaften daraus. Jetzt gerade habe ich jemanden für ein paar Konzerte gefragt, Todd Clouser.

Clouser habe ich letztes Jahr interviewt, als er bei den Donnerszenen spielte.

Lisa Hofmaninger: Wir haben im März gemeinsam gespielt, im Celeste. Er ist ein super Typ, da passt es auch einfach. Aber das weißt du halt vorher nicht.

Wie kamst du zu Clouser?

Lisa Hofmaninger: Über Federico Garcia. Der war beim Kick Jazz-Festival im Porgy zu Gast und hat uns (Das Trio First Gig never happened, Anm.) interviewt. Helge Hinteregger vom mica kennt ihn. Er hat ihn damals als Promotor eingeladen. Garcia macht eine spanischsprachige Radiosendung in Belgien. Er hat uns interviewt und wir blieben nachher in Kontakt. Später war er mal bei mir, um uns zu interviewen. Er hat mich irgendwann mit Todd verbunden. D.h. er hat mich mit verschiedenen Musiker:innen verlinkt, darunter auch Todd. 

Todd Clouser lebt in Mexiko City, Proben stelle ich mir da eher schwierig vor.

Lisa Hofmaninger: Wir haben nicht geprobt, sondern einfach nur Gigs gespielt. Die Celeste-Session war frei, dann haben wir im Café Wolf gespielt, das war auch frei. Es war sehr spannend. Danach haben wir noch im Zwe gespielt. Im Wolf hat er mit Tunes begonnen, ich bin mitgegangen. Er hat frei gespielt, hie und da ganz dezent Themen aus seinem Programm eingeflochten. Mit der Band (Love Electric, Anm.) haben sie dann ihre Nummern gespielt. Die waren gerade auf Tour, haben viel in Deutschland gespielt und haben geschaut, dass sie die Daten vollkriegen. Er hat mich gefragt, ob ich Zeit hätte. Klar hatte ich Zeit. Dass er mit der gesamten Band kommt, wusste ich anfangs gar nicht. Aber umso besser. Ich mag Love Electric sehr gerne, die letzte Platte ist Surf Rock. Aber wenn es einen Gast gibt, sind sie offen für Neues. 

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Lass uns über ein anderes Duo sprechen, das mit Judith Schwarz nämlich. Wie habt ihr beide zusammengefunden?

Lisa Hofmaninger: Wir haben gemeinsam an der Anton Bruckner Privatuniversität studiert, hatten gemeinsame Kurse. Atemhaltung und Bewegungsschulung um 9.00 Uhr in der früh. Judith kam direkt aus Wien und war um diese Uhrzeit dementsprechend fertig. Darüber haben wir uns kennengelernt. Das war eine gute Vorlesung, aber man hat gemerkt, wer gerade woher kam. Wir haben ein Doppelkonzert gespielt, ich hatte eine Band, sie ein Trio und chuffDRONE war schon am Entstehen. Sie sah damals mein Quintett und meinte, ich müsse mitspielen. Sie hat dann extra eine Nummer komponiert. Chrissie Pfeiffer, die am Anfang mitspielte, hatte mit mir eine Band, wir waren eng befreundet. Das war perfekt, denn wenn zwei Saxophone gemeinsam spielen sollen, ist es wichtig, dass sie harmonieren.

Und das hat es?

Lisa Hofmaninger: Ja, zuerst war ich Gast und irgendwann dann fix dabei. Judith und ich haben im Studium viel Zeit miteinander verbracht, viel gemeinsam gespielt, gemeinsame Bands gehabt, Little Rosie´s Kindergarten etwa.

Bild Lisa Hofmaninger
Lisa Hofmaninger (c) Maria Frodl

Wie wichtig ist es, für jedes dieser Projekte eine eigene, gemeinsame Sprache zu finden?

Lisa Hofmaninger: Enorm wichtig. Judith und ich hatten einen ersten gemeinsamen Gig, wo wir unsere Tunes aus anderen Besetzungen spielten. Das hat überhaupt nicht funktioniert. Es war wichtig zu erkennen, dass es keinen Sinn macht, Stücke, die man für größere Besetzungen gespielt hat, zu zweit zu spielen. Das haben wir schnell gemerkt. Also haben wir begonnen, Imitationsübungen zu machen, gemeinsam ein Vokabular zu entwickeln und so etwas Gemeinsames entstehen zu lassen. Das war eine sehr intensive Probezeit. Judith und ich haben viel Zeit miteinander verbracht. Ich habe auch meine Master-Arbeit über das Duo geschrieben und deshalb viel analysiert.

Wie würdest du die gemeinsam mit Helmut Jasbar entwickelte Sprache beschreiben?

Lisa Hofmaninger: Es ist zu einem großen Teil der gemeinsame Schmäh, den wir haben. Da geht viel über die verbale Kommunikation, die wir miteinander gefunden haben. Wenn du dich gut mit jemandem unterhalten kannst, passt es meistens auch musikalisch. Und Gitarre färbt sich so schön mit dem Sopransaxophon. Ich habe vorher nie mit einem Gitarristen gespielt. Jetzt taugt mir das voll, weil es so schön miteinander harmoniert, auch mit der Bass-Klarinette. Die Farben passen gut zusammen. Ich habe davor viel mit Rhythmus-Instrumenten gespielt, mit Judith Schwarz etwa, und es war mir wichtig, auch wieder mal mit einem Harmonie-Instrument zu spielen. Um meine harmonischen Kompetenzen zu erweitern.

Wenn du allein gegen Rhythmus spielst, liegt es ja nur an dir.

Lisa Hofmaninger: Genau. Da musst du das harmonische Gerüst die ganze Zeit selbst bauen. Helmut Jasbar gibt da viel vor, und ich kann mich in das Gerüst hineinlegen. Und er hört gut zu. Diese Empathie ist wichtig und das Zurücknehmen. Wenn ich merke, jemand kann sich zurücknehmen und geben. Es ist wie bei einer Freundschaft. Die kann auch nur funktionieren, wenn mich jemand nicht niedermäht oder die ganze Zeit plappert. Dann wird es nicht funktionieren.

Wie bist du eigentlich zum Saxophon gekommen?

Lisa Hofmaninger: Ich habe vorher Klavier gespielt und Blockflöte, hatte eine klassische Klavierlehrerin, wollte aber immer mehr in die moderne Richtung gehen. Eine blasmusikalische Vergangenheit habe ich auch, weil mein Vater in der Blasmusik war. Deshalb kam ich da auch schnell dazu, und wir haben viel Jazz gehört zuhause. Ich wollte dann irgendwann ein Jazzinstrument und habe in der Kapelle jemanden gehört, der super Saxophon spielen konnte. Das war es dann. Vielleicht hat aber unterbewusst auch mitgespielt, dass Lisa Simpson Saxophon spielt. Und dann kam “Mercy, Mery, Mercy” von Cannonball Adderley – die erste Jazzplatte, die ich gehört habe. Der Sound von Adderley ist einfach genial, deshalb habe ich mit Alt begonnen. Dann bin ich irgendwann vom Sound her angestanden und musste zufällig mal Sopran-Sax bei einer Produktion spielen. Dabei habe ich gemerkt, dass ich da ganz anders improvisieren kann. Wenn ich Sopran spiele, kommen ganz andere Sachen raus als beim Alt.

Der Sound bestimmt die Improvisation?

Lisa Hofmaninger: Für mich schon, ja. Man fühlt sich dort besser, wo man selber leichter mitschwingt

Du experimentierst auch viel mit Sound.

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Lisa Hofmaninger: Ja, ich habe auch meine Bachelor-Arbeit über Spieltechniken am Sopransaxophon im Jazz geschrieben. Es gibt wenige, die nur auf dem Sopran spezialisiert waren, Sidney Bechet und Steve Lacy waren zwei, die alles versucht haben. Mir ist wichtig, dass man ein Instrument ausreizt.

Auch die Freiheit ist dir in der Musik ein sehr wichtiges Prinzip. Du sprichst immer wieder gerne von einer “Musik ohne Grenzen”. Muss man sich für eine gute Improvisation auch vom universitär Erlernten freimachen?

Lisa Hofmaninger: Ich würde so sagen: Du brauchst den Handwerkskoffer mit den ganzen Tools, die du mal gelernt hast, schon. Aus dem muss man dann im Moment schöpfen. D.h. du sollst dir nicht vorher schon Gedanken machen, was du machen könntest, was passen könnte, und auch nicht versuchen alles auszupacken, alles reinzustopfen, sondern im Moment da sein, wo man ist, und die Atmosphäre, das Publikum und die musikalischen Partner:innen wahrnehmen. In dem Moment muss man sich frei machen und unvoreingenommen sein.

Du hast keine Skalen im Kopf, wenn du improvisierst?

Lisa Hofmaninger: Nein, ich weiß ja vorher nicht, was kommt.

Was wiederum heißen muss, dass du es im Moment hörst?

Lisa Hofmaninger: Ich gebe mir Mühe, kann es aber nicht immer analysieren. Ich schaue, dass ich nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Herzen dabei bin. An manchen Tagen ist es leichter, an manchen schwieriger. Freie Improvisation kann auch mal schief gehen, wobei die Frage ist, wie man “schief gehen” definiert. Schief gehen kann ja nur dann viel, wenn man voreingenommen ist und sich gewisse Dinge vornimmt. Für jemanden, der sich viel vornimmt, kann auch viel schief gehen. Wenn man sich darauf konzentriert, dass der Moment und der Vibe stimmen, funktioniert es besser. Das A und O ist gut zuhören zu können.

Diese Grundübereinkunft zweier Musiker:innen, auf der man gemeinsam aufbaut, ist die etwas, was einmal mit jemandem gefunden immer da ist oder muss man nach dieser Übereinstimmung immer wieder aufs Neue suchen?

Lisa Hofmaninger: Wenn man es mit einer Person gefunden hat, dann bleibt man dabei. Aber ich suche trotzdem gerne weiter, mit anderen Personen. Ich merke gerade, dass ich unheimlich gerne Neues ausprobiere, wie mit Todd Clouser etwa.

Du spielst an so unterschiedlichen Orten wie der Sargfabrik und einer Kirche. Wie viel gibt der Ort vor? Wie sehr prägt der Ort einen Auftritt?

Lisa Hofmaninger: Vor allem bei der freien Impro kannst du viel mehr auf den Klang eingehen. Die Stimmung vom Raum ist ein starker Eindruck. Umso wichtiger ist es, dass man vorher ein wenig Zeit hat, sich auf den Raum einzulassen, d.h. dass man nicht hinkommt und sofort spielen muss.

Ist eine Kirche aufgrund ihrer Wucht nicht auch ein wenig einschüchternd?

Lisa Hofmaninger: Es gibt so unterschiedliche Kirchen, dass man das nicht verallgemeinern kann. Ich habe früher auch Orgel gespielt, deshalb mag ich den kirchlichen Raum sehr gerne. Ich verbinde die Kirche nicht so sehr mit dem Glauben als vielmehr mit der Akustik. 

Lass uns noch über dein Ilse Helbig-Projekt reden, das im September Uraufführung im Wiener Porgy feiern wird. Wie kam es dazu?

Lisa Hofmaninger: Durch das Archiv der Zeitgenossen, eine Sammlung künstlerischer Vor- und Nachlässe in Krems. Peter Turrini und Friedrich Cerha z.B. haben dort Vor- bzw. Nachlässe. Ich habe dort einmal gespielt und den Leiter, Helmut Neundlinger, kennengelernt. Der Vorlass der mittlerweile verstorbenen Ilse Helbig wurde 2017 vom Land Niederösterreich erworben und dort archiviert. Wie gesagt habe ich dort einmal gespielt. Das Thema waren Emotionen und Gefühle. Es ging darum, wie emotional Archivare mit dem Archivbestand umgehen. Im Zentrum stand emotionale Auseinandersetzung mit dem Bestand. Ich wollte mir den Ort vorher anschauen, d.h. ich war sehr interessiert, wie es dort aussieht. Nachdem ich es gesehen hatte, konnte ich mir gut vorstellen können, dort zu arbeiten. Also habe ich mir überlegt, wie ich das mit meinem jetzigen Beruf verbinden könnte und hatte die Idee, etwas zu einer Schrifsteller:in zu komponieren, deren Vor- oder Nachlass dort ist. Also habe ich Helmut Neundlinger gefragt, ob ihm jemand einfalle. Er nannte Ilse Helbig und Julian Schutting. Zu Schutting kam ich gar nicht erst, weil ich voll auf Helbig reingekippt bin. Er dachte sich, die würde zu mir passen und so war es auch. ich habe sie dann zu ihrem 99. Geburtstag angeschrieben, mit einem von Hand geschriebenen Brief, und sie dann auch vor ungefähr zwei Jahren bei ihr zuhause in Schönberg am Kamp getroffen. Das war eine sehr spannende Begegnung.

Warum?

Lisa Hofmaninger: Weil sie trotz ihrer zierlichen Figur eine Erscheinung war. Man stellt sich fast Hundertjährige ja immer bucklig und gebrechlich vor. Sie war das genaue Gegenteil. Groß und gerade. Im Geiste wach und wortgewandt. Sie hat mir sehr viele persönliche Sachen erzählt und mir das Haus gezeigt. Auch das war eindrucksvoll, weil ich vorher schon ihre Erzählung über das Haus in Schönberg (Das Haus, 2009) gelesen hatte. Sie hat auch viel Kunst gesammelt. Dann war ich noch auf ihren letzten Lesungen. 

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War sie noch anwesend?

Lisa Hofmaninger: Sie war anwesend, ja, vor Ort. Die letzte Lesung war im November letzten Jahres bei der Gesellschaft für Literatur. Dörte Lissewski hat gelesen. Mit hundert Jahren hat Ilse Helbig damals noch Fragen des Publikums beantwortet. 

Kannst du das Projekt ein wenig beschreiben?

Lisa Hofmaninger: Ich habe einen Kompositionsauftrag vom Land Niederösterreich bekommen und mir zuerst überlegt, wen ich für das Ensemble nehme. Ich wollte nicht selbst spielen, sondern nur komponieren. Das habe ich jetzt nicht ganz eingelöst. Es gibt zweierlei: Einmal “Es sind Trauben von Blüten” – das ist ein Zitat aus Anderswohin und die Bezeichnung für das Ensemble-Werk. Martina Spitzer liest, Anna Widauer (u.a. von Little Rosies Kindergarten) singt, Anna Lang spielt Cello, Alois Eberl Posaune, Alexander Fitzthum Klavier und das Rhodes. Am Bass ist Helene Glüxam. Es gibt ein paar Duos und Solostücke. Text und Musik fließen ineinander. Aber wir proben gerade erst. Viel mehr kann ich noch nicht sagen, außer: Es wird spannend. “Das Haus” und “Im Gehen” sind die Texte, die wir mit dem Ensemble bearbeiten. Es wird viele Freiheiten für Improvisationen und Interpretationen geben, jeden kann sich einbringen. Das war mir wichtig, weil ich weiß, wie viel Potenzial die teilnehmenden Musiker:innen haben. In Vöcklabruck gibt es eine Preview im Mai. Im Porgy feiern wir dann Premiere im Herbst.

Und daneben gibt es noch ein Duo-Projekt mit Martina Spitzer, wo wir einen anderen Text von ihr, “Anderswohin”, im Duo performen.

Was würdest du sagen, ist das Charakteristische an Helbigs Texten?

Lisa Hofmaninger: Dass Realität und Traumwelt oft miteinander verschmelzen. Das Schwierige ist, was man an Texten auswählt, um der Autorin gerecht zu werden, sie aus möglichst vielen Blickwinkeln zu betrachten. Daran arbeiten wir. Im Porgy wird es eine kleine Ausstellung zu ihrem Nachlass geben. Helmut Neundlinger wird eine kleine Einführungsrede halten, weil er einfach sehr viel über sie weiß und mit dem Werk bestens vertraut ist. 

Vielen Dank für das Gespräch.

Markus Deisenberger

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Lisa Hofmaninger live

you promised me poems:
28.6.24 Eröffnung der Gmundner Festwochen
1.8.24 Donnerszenen Klagenfurt

„Es sind Trauben von Blüten“:
10.5.24 LMS Vöcklabruck 
15.5.24 im Duo, Galerie Mana, Wien
7.9.24 Porgy & Bess, Wien
20.9.24 open space, Innsbruck
11.11.24 Literaturhaus Wien
5.12.24 Galerie Brunnhofer, Linz

Solo „Alone Together“
6.7.24 Kultursommer Wien Hyblerpark

DUO hofmaninger/schwarz feat. Thomas Antonic
25.5.24 Jazz & Poetry Kunsthaus Mürzzuschlag

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Links:
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