Ich kann mir schon vorstellen, wo die ganzen negativen Rezessionen herkommen. Nüchtern denkt man, der würde einen ausschmieren wollen und das Marketing einen draufsetzen einfach um die Bekanntheit anzukurbeln. Das kann doch nicht deren Ernst sein?
Darum schreibe ich meine Meinung dazu, da ich finde, dass die Leute, welche die ganzen negativen Rezessionen geschrieben haben scheinbar nicht begriffen haben, dass genau dieses Wirrwarr und Gedankenchaos, die Paranoia und das Umherschweifen bezeichnend für den Crystal-Konsum sind. Wer sich schon mal mit jemanden unterhalten hat, der in dem Moment total drauf war, dauerkonsumiert oder schon seit 3 Tage wach war oder es schon selbst konsumiert hat, ist auch über den Erzählstil nicht verwundert. Das ist nüchtern mega anstrengend, schwer zu verfolgen und wirkt wirr und chaotisch bis völlig abgedreht. Aber genau so sind die Gespräche und Gedanken im konsumierten Zustand. Ich finde das ziemlich authentisch und gibt einen einmaligen Einblick darüber wie jemand die Welt und sich mit seinen Gedankengängen wahrnimmt.
Wer schon Biografien von ehemaligen Heroinabhängigen gelesen hat wird hier deutlich den Unterschied der verschiedenen Drogen feststellen. Wenn man etwas erwartet hat a la "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" oder ähnliches wird natürlich enttäuscht sein. Ich finde es echt gut und man muss evtl. immer mal wieder Pause machen. Aber es ist besser als jede wissenschaftliche Reportage. Und ich bereue es nicht es mir gekauft zu haben.
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Produktbeschreibung des Verlags
In »9 Tage wach« berichten Sie schonungslos über Ihre Zeit in der Drogenszene, den schmerzhaften Entzug und Ihr jahrelanges Doppelleben. Was hat es mit dem Titel auf sich?
ERIC STEHFEST Der Titel beschreibt den Prozess meiner Fusion mit der Droge. 9 Tage wach, 9 Tage bis ich die Droge nicht mehr von mir selbst trennen konnte. Es gibt noch Originalaufzeichnungen aus dieser Zeit, in denen man nachlesen kann, wieviel in meinem Kopf zerstört wurde. Der 9. Tag ist der Tag, an dem ich gestorben bin. Mein Verstand musste damit klarkommen, dass ich nie wieder aufwachen würde, sollte ich einschlafen. Ich habe sogar einen Abschiedsbrief geschrieben.
Ihre aufwühlenden und teils tragikomischen Schilderungen in »9 Tage wach« zeigen, was Crystal Meth anrichten kann. Fiel Ihnen die schreibende Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit schwer? Oder war diese Ausdrucksform, ähnlich wie Ihre Filme und Tänze, auch ein Stück weit Selbsttherapie für Sie?
ERIC STEHFEST Selbsttherapie ist nicht das Gegenteil von schwieriger Arbeit. Der Schreibprozess war sehr bewegend und über lange Zeit kräftezehrend. Bis wir den richtigen Ton getroffen haben, die Art, Bilder zu beschreiben, um das Fühlen dem Leser zu überlassen, ihm nicht alle Gefühle vorzuschreiben durch zu viele Adjektive. Das hat mir endlich den nötigen emotionalen Abstand gegeben, dennoch bin ich erst seit drei Jahren abstinent. Ohne Michael J. Stephan wäre es zu früh für diese intensive Auseinandersetzung gewesen. Mir ging es auch um die Befreiung von meiner Familiengeschichte, den Anfang meiner ganz eigenen.
Zu guter Letzt: Was wünschen Sie sich für Ihr Buch? Wen soll es erreichen und welchen Effekt erhoffen Sie sich für Ihre Leser?
ERIC STEHFEST Ich bin kein Fan von Statistiken, dennoch wünsche ich mir für die Drogenbeauftragte unseres Landes, dass die Statistik im nächsten Jahr besser ausfällt. Das Thema Crystal Meth war 2016 Jahresthema im Gesundheitsministerium, leider ohne Wirkung. Mir geht es um Verbindungen. Die Menschen sollen sich bei mir melden, sich mitteilen, sich Zeit für sich und ihr Leben ernst nehmen.
Meine Waffen sind Schauspiel, Film und Schreiben. Wir können damit in Zukunft eine Menge erreichen, Geschichten aufzeigen, Themen und Meinungen behandeln, die bisher von der Öffentlichkeit ignoriert wurden.
