Hochspannungsring
Wien testet jetzt unterirdische Stromautobahn
Während im ländlichen Gebiet Hochspannungsmasten für den Stromtransport errichtet werden, verlegt man in Wien die Leitungen in den Boden. Am Freitag ging diese Stromautobahn für 380 Kilovolt-Spannung in den Probebetrieb.
WIEN. Eine Stadt braucht Strom, doch Hochspannungsleitungen quer durch das dicht bebaute Gebiet zu errichten, ist so nicht möglich. Die Wiener Netze sind österreichweit der einzige regionale Netzbetreiber, der auch ein 380 Kilovolt-Höchstspannungs-Kabelnetz unter der Erde betreiben. Diese Leitung wird gerade für eine sichere Stromversorgung in Zukunft ausgebaut.
Geschaffen werden soll ein Versorgungsring. Vom niederösterreichischen Kledering kommt eine Freileitung nach Oberlaa. Von dort aus geht es mit dem neuen Ring per unterirdischer Hochspannungsleitung weiter in die Simmeringer Haide weiter, in weiterer Folge ist die Schaltanlage Simmering angeschlossen. Der Ring führt dann weiter durch die Innenstadt nach Ottakring und wieder retour über Meidling und Inzersdorf zur Anschlussstelle von der Freileitung in Oberlaa.
Dieser Ringschluss soll eine wichtige Lebensader für die Stadt sein und das Rückgrat der Stromversorgung Wiens bilden. Am Freitag ging die neue Leitung in den Probebetrieb. Wiener Netze-Stadtrat Peter Hanke (SPÖ) drückte dazu im Umspannwerk Simmering auf den Knopf. Damit schießen 380.000 Volt durch Wiens Untergrund.
Stromnetz als "Puzzleteil"
Von der südlichen Stadtgrenze bis ins Umspannwerk Simmering wurden auf acht Kilometern über 14 Strommasten für die Freileitung errichtet und rund 600 Tonnen Kabel in die Erde verlegt. Hier fließt die Energie aus den Windparks und Photovoltaik-Anlagen im Süden Wiens in die Stadt. Fünf neue Transformatoren mit je 300 Tonnen wurden im Umspannwerk Simmering installiert. Wichtige Investitionen, zeigt sich Hanke überzeugt: "Damit Wien auch morgen wettbewerbsfähig und lebenswert ist, müssen wir die Energiewende schaffen und dafür ist der Ausbau des Stromnetzes ein wichtiger Puzzleteil."
150 Millionen Euro nahm man seit dem Beginn der Planungen im Jahr 2008 für den Stromnetz-Ring in die Hand. "Die Höchstspannungs-Erdkabel, die hier in Simmering in der neuen Schaltanlage ankommen, helfen mit, die Leitungskapazitäten der Zukunft abzudecken. Hohe Versorgungssicherheit braucht die richtigen Investitionen – aber auch die Digitalisierung des Stromnetzes", erklärt Wiener Netze-Chef Gerhard Fida. Insgesamt hat man allein im vergangenen Jahr 300 Millionen Euro für das gesamte Wiener Stromnetz in die Hand genommen, "in den kommenden zehn Jahren werden es über drei Milliarden Euro sein" erklärt Fida.
Dafür soll das Netz, in dem rund 1,6 Millionen Kunden hängen, auch eines der sichersten der Welt sein. Die Zuverlässigkeit liege bei 99,99 Prozent, heißt es von dem städtischen Versorgungsunternehmen. Insgesamt erstreckt sich die Kabellänge auf 20.700 Kilometern, 46 Umspannwerke und 11.000 Trafostationen befinden sich im Netz. Eine Besonderheit rund um die Versorgungssicherheit ist, dass es immer Parallelleitungen gibt, über die im Falle eines Schadens der eigentlichen Hauptleitung der Strom geleitet werden kann.
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