1. FC Union Berlin: Auf welche Bayern treffen die Köpenicker?

1. FC Union Berlin: Auf welche Bayern treffen die Köpenicker?

Fünf Spieltage vor Saisonende kommt es für den 1. FC Union Berlin zum Duell mit dem FC Bayern. Die Gäste präsentieren sich derzeit als Wundertüte.

Szene aus dem Hinspiel: Frederik Rönnow (r.) rettet vor Bayern-Torjäger Harry Kane.
Szene aus dem Hinspiel: Frederik Rönnow (r.) rettet vor Bayern-Torjäger Harry Kane.Sven Hoppe/dpa

Eine Saison, die in der öffentlichen Wahrnehmung zwischenzeitlich schon verloren schien, hat für den FC Bayern am Mittwochabend noch einmal – fast ein wenig unerwartet – rasant an Fahrt aufgenommen. Durch den 1:0-Erfolg gegen den FC Arsenal stehen die Münchner im Champions-League-Halbfinale. Ein Zwischenresultat, das so gar nicht passt zu 2:3-Niederlagen in Bochum oder Heidenheim, einer 0:1-Heimpleite gegen Werder Bremen oder einer 1:2-Blamage im DFB-Pokal bei Drittligist 1. FC Saarbrücken.

Der Dauermeister, jüngst von Bayer Leverkusen entthront, gastiert am Sonnabend (18.30 Uhr) beim 1. FC Union Berlin im Stadion An der Alten Försterei und in der laufenden Spielzeit scheint alles andere als sicher, welches Gesicht die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel beim Gastspiel im Südosten Berlins zeigen wird. Nach dem Sieg gegen die Gunners steht fest, dass der FC Bayern in zwei Spielen (30. April/8. Mai) gegen Real Madrid um den Einzug ins Finale der Königsklasse spielen wird. Es ist die letzte Titelchance der Bayern, nachdem sie den DFB-Pokal schon früh in Saarbrücken verspielt und den Kampf um die Meisterschaft eben am vergangenen Wochenende endgültig verloren hatten. Wann sind die Bayern schon mal zuletzt an einem fünftletzten Spieltag ohne Chance auf den Gewinn der Meisterschaft angetreten?

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Denn anders als in der Champions League lief die Saison in der Bundesliga arg schleppend. 16 Punkte Rückstand hat die Mannschaft vor der Partie in Köpenick auf Neu-Meister Bayer Leverkusen, dazu die frühzeitig bekannt gegebene Trennung von Tuchel – zeitweise war der FC Hollywood in München zurück. Die sportliche Achterbahnfahrt des Gegners überstrahlt im Vorfeld fast ein wenig die prekäre Situation bei den Eisernen. 29 Punkte stehen weiterhin auf dem Konto des Tabellen-13., aber die Situation ist durch die Siege der Konkurrenz an den vergangenen Spieltagen brenzliger geworden.

Nach dem 0:2 beim FC Augsburg beträgt der Vorsprung auf den Relegationsplatz lediglich noch drei Zähler. Weil die Offensive in den Wochen nach der Länderspielpause allerdings gänzlich ihren Dienst eingestellt hat, fehlen den Köpenickern selbst die kleinsten Erfolgserlebnisse. Trainer Nenad Bjelica hat allerlei probiert, aber wirklich gezündet hat auf Dauer keiner seiner Angreifer. Vergleiche dieser Art sind zwar wenig hilfreich, aber Fakt ist eben, dass Union nach 29 Spieltagen 25 Tore erzielt hat, Bayern-Angreifer Harry Kane im gleichen Zeitraum über 32 eigene Treffer jubeln durfte.

Bayern-Sieg gegen Arsenal dient dem 1. FC Union Berlin kaum als Hilfe

Diese Statistik könnte vermuten lassen, dass Welten zwischen Union und Bayern liegen, aber so ist es in diesem Kalenderjahr eben nicht. Die Münchner gleichen einer Wundertüte, bei der nicht wirklich ersichtlich ist, was man darin findet, sobald das Spiel angepfiffen wird. „Es wird für uns eine große Herausforderung“, weiß Bjelica trotz aller Formschwankungen des Gegners. „Natürlich rechnen wir uns Chancen aus, dafür müssen wir aber effektiver und konsequenter werden. Wenn wir nicht aufs Tor schießen oder in den gegnerischen Strafraum kommen, können wir auch keine Tore erzielen.“

Bei der Vorbereitung dient den Hausherren, die in diesem Jahr bislang drei Heimsiege feierten, eher der Blick auf die zurückliegenden Bundesliga-Spiele der Bayern gegen Köln und in Heidenheim als das jüngst Gesehene gegen den FC Arsenal. „Sie haben in der Champions League eine andere Spielweise an den Tag gelegt, standen sehr tief. In der Bundesliga sind sie dagegen fast immer dominant und spielen in der gegnerischen Hälfte“, erläutert Bjelica, der trotzdem immer wiederkehrende Automatismen beobachtet hat.

Pünktlich zu den entscheidenden Wochen im Abstiegskampf kann der Kroate personell wieder aus dem Vollen schöpfen. Robin Gosens und Lucas Tousart kehren nach ihren Sperren nicht nur in den Kader, sondern direkt auch in die Anfangself zurück. Josip Juranovic, Yorbe Vertessen und Jérome Roussillon haben ihre Verletzungen auskuriert und sind in dieser Woche mehr oder weniger wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen.

Die Vorkommnisse aus dem Hinspiel, als Bjelica sich gegen Leroy Sané eine Unsportlichkeit geleistet hatte und danach für drei Spiele vom DFB-Sportgericht gesperrt wurde, sind für den 52-Jährigen derweil abgehakt. Begrüßen würde er den Nationalspieler wie alle anderen Akteure des Gegners auch – und der Rest ist dann Fußball. Mit hoffentlich anderem Ausgang als im Januar übrigens. Da unterlagen die Köpenicker wegen eines Treffers von Raphael Guerreiro in der Allianz-Arena mit 0:1.