Niederdeutsch, das
Die Verwendung der beiden möglichen Formen des Wortes richtet sich einerseits nach formalen Kriterien, andererseits tendenziell auch nach der beabsichtigten Bedeutung. Die Form ohne ‑e ist die einzige Möglichkeit, wo sonst starke Formen des Adjektivs gefordert wären (ich verstehe kein Niederdeutsch). Sie wird gewöhnlich dann verwendet, wenn von verschiedenen Ausprägungen der Sprache die Rede ist (das typische Niederdeutsch, im Niederdeutsch des 18. Jahrhunderts) und steht häufiger als Subjekt und Objekt (ohne Artikel: ich verstehe Niederdeutsch) als in anderen Rollen (der Fortbestand unseres Niederdeutsch(s)). Die Form mit ‑e, die immer mit Artikel steht, kann in allen Fällen verwendet werden, wo schwache Adjektivendungen vorkommen (aus dem Niederdeutschen ins Hochdeutsche gelangen, der Fortbestand unseres Niederdeutschen). Sie wird gewöhnlich verwendet, wenn die Sprache allgemein gemeint ist (das Niederdeutsche ist eine bunte Dialektgruppe). |
GrammatikSubstantiv (Neutrum) · Genitiv Singular 1: Niederdeutsch · Genitiv Singular 2: selten Niederdeutschs · wird nur im Singular verwendet
Nebenform Niederdeutsche · Substantiv · Genitiv Singular: Niederdeutschen
Aussprache [ˈniːdɐˌdɔɪ̯ʧ] · [ˈniːdɐˌdɔɪ̯ʧə]
Worttrennung Nie-der-deutsch ● Nie-der-deut-sche
Grundformniederdeutsch
Wortbildung
mit ›Niederdeutsch‹/›Niederdeutsche‹ als Letztglied:
Altniederdeutsch
· Mittelniederdeutsch · Neuniederdeutsch
ZDL-Vollartikel
Bedeutung
Gesamtheit der in Norddeutschland beheimateten Mundarten, die sich vom Mittel- und Oberdeutschen durch die nicht durchgeführte hochdeutsche Lautverschiebung unterscheiden
Synonym zu Plattdeutsch, Platt (1)
Amtssprache in Teilen Norddeutschlands und Brasiliens, anerkannte Minderheitensprache und Umgangssprache in Teilen Deutschlands und den östlichen Niederlanden. Die Kategorisierung von Niederdeutsch als »Sprache« oder »Dialekt« ist eine politische, keine linguistische Fragestellung. Es befindet sich einem Dialektkontinuum mit den anderen kontinentalen westgermanischen Sprachen Niederländisch, Hochdeutsch und Luxemburgisch.
Kollokationen:
in Präpositionalgruppe/-objekt: im Niederdeutschen heißt das [»hinter dem Deich«]; etw. ins Niederdeutsche übertragen
Beispiele:
In Schleswig‑Holstein gibt es
[…]
seit dem Jahr 2014 Niederdeutsch als Unterrichtsfach
an Grundschulen. [Die Welt, 30.03.2019]
Die Sprachkarten gliedern den Raum des Deutschen mit ungezählten,
erst kräftigen und dann immer feiner werdenden Grenzlinien, sie trennen das
Niederdeutsche vom Hochdeutschen[…]. [Süddeutsche Zeitung, 13.11.2010]
Das westpreußische Niederdeutsch der
Weichselmündung wird heute fast nur noch von mennonitischen Auswanderern in
Süd‑ und Mittelamerika gesprochen. [Die Welt, 09.11.2018]
Die Entsprechung von Reif lautet im
Niederdeutschen
Reep (germanisch
ai erscheint altsächsisch als
ē, und p hat
die zweite Lautverschiebung nicht mitgemacht), ein altes Wort für
Schiffstau. [Der Standard, 11.04.2016]
Um 500 n. Chr. teilte die nur im südl. Deutschland durchdringende
hochdeutsche Lautverschiebung […] die D. S.
(= deutsche Sprache) in die beiden großen
Sprachgebiete des Hochdeutschen im Süden und des
Niederdeutschen im Norden. [Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon. Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1906], S. 16840]
letzte Änderung:
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
Linguistik/Sprache
Niederdeutsch ·
Platt ·
Plattdeutsch
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