Biografie Paul von Hindenburg Lebenslauf 1847-1934
 

Biografie Paul von Hindenburg Lebenslauf

Paul von von Hindenburg
Paul Ludwig Hans Anton von Beneckendorff und von Hindenburg ist als derjenige Staatsmann in die Weltgeschichte eingegangen, der Hitler 1933 zum Reichskanzler ernannt hat. Seine politisch�historische Bedeutung f�r die deutsche Geschichte ist dar�ber hinaus durch seine exponierte Stellung w�hrend des Ersten Weltkriegs als Feldherr und Quasi-Milit�rdiktator sowie durch seine f�r das Schicksal der krisengesch�ttelten Weimarer Republik erheblichen zwei Amtszeiten als Reichspr�sident gekennzeichnet. Das Urteil der Zeitgenossen und Nachgeborenen �ber die Rolle Hindenburgs schwankt zwischen �Monarchistischer Totengr�ber der Republik� und �Tragisch an den Umst�nden scheiternder Retter des Vaterlandes�.
Hindenburg wird am 2. Oktober 1847 in Posen (im heutigen Polen) geboren. Die Familie seines Vaters geh�rte zum Dienst- und Landadel West- und Ostpreu�ens. Ein Vorfahr der urspr�nglich aus Pommern stammenden Hindenburgs war wegen milit�rischer Verdienste vom preu�ischen K�nig Friedrich II. mit dem Gut Neudeck in Westpreu�en belohnt worden. Neudeck blieb das Stammgut der sich bald �ber West- und Ostpreu�en ausbreitenden Hindenburgs, die sich seit 1789 aus erbrechtlichen Gr�nden �von Beneckendorff und von Hindenburg� nannten.
Gro�vater von Hindenburg entsprach dem stereotypen Bild eines ostelbischen Gutsbesitzers, der seinen landwirtschaftlichen Betrieb mehr oder weniger nachl�ssig bewirtschaftete, trotz wirtschaftlicher
Engp�sse stets auf das oft kostspielige Prestige achtete, den gebotenen Abstand zum in der Regel devoten Volk hielt, und sich dabei den milit�rischen Traditionen und der Treue zum preu�ischen K�nigshaus, das ihm seine Privilegien best�tigte, verpflichtet f�hlte. Eher bildungsfern, drehte sich das Leben dieser sich selbst als �Junkeradel� verstehenden Schicht vor allem um die Erhaltung ihrer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Vorteile.
Hindenburgs Vater Robert Hans, der das an Ansehen reiche und an Einkommen k�rgliche Leben eines Offiziers f�hrte, hatte mit Luise Schwickart eine B�rgerliche geheiratet, die drei S�hne auf die Welt brachte. Der kleine Paul besuchte in Posen vier Jahre lang B�rgerschule und Gymnasium, bis er als Zehnj�hriger als Kadett zum Offizier ausgebildet wurde. Die Ferien verbrachte Hindenburg regelm��ig auf dem Familien-Stammgut Neudeck. 1866 als Leutnant ins Offizierkorps des noblen 3. Garderegiments zu Fu� aufgenommen, nahm er im selben Jahr am Deutschen Krieg und 1870/71 am Krieg gegen Frankreich teil. Hindenburg wurde verwundet, erbeutete f�nf Kanonen und wurde hoch dekoriert. Bei der deutschen Kaiserproklamation am 18. Januar 1871 im Schloss von Versailles hatte er die Ehre, sein Regiment dort vertreten zu d�rfen.
Es schloss sich eine erfolgreiche und unspektakul�re, milit�rische Karriere an. Hindenburg hob sich positiv vom oft schnarrenden und leuteschinderischen Gehabe seiner Offizierskamerden ab. Er vertrat eher den Typus des jovialen, in sich ruhenden und recht fantasielosen Patriarchen, der sich f�r seine �Leute� einsetzt, allerdings keine Kritik an Monarchie, Reglement, Kirche und Moral zulie�. Truppen- und Generalstabsverwendungen l�sten sich ab. 1905 kr�nte er mit der Ernennung zum Kommandierenden General seine milit�rische Friedens-Laufbahn, die 1911 mit der Pensionierung endete.
Hindenburg, der 1879 Gertrude von Sperling heiratete und Vater von drei Kindern war, nahm seinen Ruhesitz in Hannover.
Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde der knapp 67j�hrige Hindenburg, der nicht zu den Favoriten des Kriegsherrn Wilhelm II. geh�rte, zun�chst nicht reaktiviert. Erst die Krise an der Ostfront, bei der sich der dortige Oberbefehlshaber Baron von Prittwitz und sein Generalstabschef Graf Waldersee als zu nervenschwach erwiesen und abgel�st wurden, f�hrte am 22. August 1914 zur Ernennung Hindenburgs zum Oberbefehlshaber der 8. Armee. Sein Generalstabschef wurde Erich Ludendorff, ein humorlos-arroganter Spitzentechnokrat, in dem Hindenburg eine wesentliche Erg�nzung fand. Mit Hilfe der von Ludendorff ausgearbeiteten und von Hindenburg lediglich noch abgesegneten Pl�ne gelang der 8. Armee in einer der letzten klassischen �Cannae-Schlachten� auf historischem Grund beim ostpreu�ischen Tannenberg (26. � 30. 8. 1914) ein vernichtener Schlag gegen die zahlenm��ig �berlegenen russischen Armeen, die Mitte August nach Ostpreu�en eingedrungen waren. Der wenig sp�ter zum Generalfeldmarschall bef�rderte Hindenburg, nicht Ludendorff, wurde �ber Nacht zum popul�rsten deutschen General. Nach weiteren milit�rischen Erfolgen im Osten wird der �Sieger von Tannenberg� 1916 Chef der Obersten Heeresleitung (OHL), die unter der F�hrung von Hindenburg und Ludendorff den Kaiser sowie die zivile politische F�hrung praktisch entmachtete. Die OHL war hauptverantwortlich f�r die politisch fatalen Entscheidungen, den uneingeschr�nkten U-Bootskrieg zu er�ffnen und keinen Verst�ndigungsfrieden anzubieten. Hindenburg, der nach der Niederlage 1918 den Kaiser zum R�cktritt aufforderte, wurde 1919 offiziell zum zweiten Mal pensioniert.
1919 war er wider besseren Wissens mitverantwortlich f�r die Verbreitung der in den Folgejahren als schwerwiegende Hypothek die junge Weimarer Republik belastenden �Dolchsto�legende�, nach der das im �Felde unbesiegte Heer� durch Verr�ter in der Heimat (Juden, Kommunisten, Sozialdemokraten) um den Sieg gebracht worden war.
Nach dem Tod vom Reichspr�sident Ebert lie� sich Hindenburg vom �Reichsblock�, einem Zusammenschluss rechter Parteien, zur Kandidatur dr�ngen und gewann 77-j�hrig die Wahl mit 48 % der Stimmen. Bis 1930 agierte der Monarchist Hindenburg trotz seiner verfassungsrechtlichen Machtf�lle, die ihm durch Anwendung des Artikels 48 (Notverordnung) der Reichsverfassung zustand, so
zur�ckhaltend, dass zahlreiche seiner Unterst�tzer aus dem rechten Lager von ihm abr�ckten. M�glicherweise hatte diese Entwicklung mit dazu beigetragen, dass Hindenburg in der Weltwirtschaftskrise nach dem Bruch der Gro�en Koalition 1930 ein antiparlamentarisches System anstrebte und seit dem 29. M�rz 1930 ohne R�cksicht auf die Zusammensetzung des Reichstages Reichsregierungen berief und entlie�. Das erste dieser lediglich formal im Einklang mit der Verfassung stehenden Pr�sidialkabinette wurde von Heinrich Br�ning bis zum vom 30. Mai 1932 geleitet. Am 10. April 1932 wurde Hindenburg zum zweiten Mal zum Reichspr�sidenten (53% der Stimmen) gew�hlt, Gegenkandidat Adolf Hitler erhielt 37% der Stimmen. Am 1. Juni 1932 berief Hindenburg seinen Regimentskameraden, den �Herrenreiter� Franz von Papen und dessen �Kabinett der Barone� an die Regierungsspitze. Am 3. Dezember 1932 folgte die �Graue Eminenz der Reichswehr�, Kurt von Schleicher, als Reichskanzler.
Nach den relativen Siegen der NSDAP, die nie die absolute Mehrheit der Reichstagsmandate errang, bei den Reichstagswahlen im Juli und November 1932 sah Hindenburg nach Ansicht einiger Historiker keine M�glichkeit mehr, ohne den Reichstag zu regieren, wenn er nicht einen B�rgerkrieg riskieren wollte. Der NS-Sieg bei den Landtagswahlen im Kleinstaat Lippe am 15. Januar 1933 bewegte ihn schlie�lich zur �bertragung der Reichskanzlerschaft am 30. Januar 1933 an Hitler. Inwieweit dabei Interessen ihm nahe stehender Gro�agrarier und Wirtschaftverb�nde sowie Beeinflussungen durch seinen Staatssekret�r Meissner und den �in der Verfassung nicht vorgesehenen Sohn" Oskar eine Rolle gespielt hatten, ist strittig.
In Folge unterzeichnete Hindenburg auf Druck Hitlers zahlreiche Dekrete, die die Freiheitsrechte im Deutschen Reich aufhoben und dem Terror-Regime der Nazis einen formal korrekten Anstrich geben sollten. Auch lie� sich Hindenburg von der NS-Propaganda, die eine Kontinuit�t zwischen den alten Eliten und �Neuer Zeit� konstruieren wollte, weitgehend widerspruchslos instrumentalisieren.
Am 2. August 1934 starb der faktisch entmachtete Reichspr�sident auf Gut Neudeck an einem Blasenleiden. Auf Befehl Hitlers wurde er im d�steren Tannenberg-Denkmal bestattet. 1945 wurde der Leichnam Hindenburgs nach Marburg umgebettet.