Was kann "Black Widow"? Scarlett Johansson im neuen Marvel-Film

Scarlett Johansson ist "Black Widow" – und Marvel zurück im Kino! Die Kritik zum neuen MCU-Blockbuster

Daniel Schieferdecker

3. Juli 2021
Es kracht und poltert im Hintergrund: Scarlett Johansson als Black Widow von Marvel

Endlich ist er da: Der neue Marvel-Blockbuster, der mit Scarlett Johansson als Black Widow die vierte Phase des Marvel Cinematic Universe (MCU) einläutet – und wie! 23 Marvel-Filme existieren bereits und man fragte sich zu Recht, ob es wohl gelingen kann, dem Franchise wirklich noch eine neue Facette hinzuzufügen. Und die Antwort lautet: Ja! Denn Regisseurin Cate Shortland setzt weniger auf opulente Knalleffekte und dafür auf ein perfekt funktionierendes Dreigestirn aus Action, erzählerischer Tiefe und Humor.

Black Widow: der Trailer zum neuen Marvel-Abenteuer

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Achtung: Die Rezension enthält Spoiler zur Handlung des Films.

Worum geht es im Marvel-Movie "Black Widow" mit Scarlett Johansson?

Der Film setzt nach den Geschehnissen von The First Avenger: Civil War ein. In Rückblenden wird auf die Kindheit und Jugend von Natasha Romanoff alias Black Widow (Scarlett Johansson) geblickt, wodurch sich ihr Charakter endlich besser erschließt. Denn was man vorher noch nicht wusste: Sie geriet schon als Baby in die Fänge des KGB und wurde dort im Rahmen des sogenannten Red Room-Programms zur Auftragskillerin herangezogen. Für einige Zeit lebt sie dafür mit einer Tarnfamilie in den USA – und zwar mit ihrer Schwester Yelena (Florence Pugh), Mutter Melina (Rachel Weisz) und Vater Alexei (David Harbour), der als Red Guardian die sowjetische Antwort auf Captain America ist –, bis sie von den US-Behörden aufgespürt werden und zurück in die UdSSR fliehen müssen.

Nach ihrer Befreiung aus dem Red Room-Programm, hinter dem der skrupellose Dreykov (Ray Winstone) steht, geht Romanoff wieder zurück in die USA, wird dort zur Superheldin Black Widow und schließt sich den Avengers an. Im Film Black Widow wird sie nun von ihrer Vergangenheit eingeholt und beschließt, nach einer turbulenten Wiedervereinigung mit ihrer Tarnfamilie, das Red Room-Programm ein für alle Mal zu beenden und dessen Schöpfer Dreykov den Garaus zu machen.

Wirft sich in Pose: Scarlett Johansson als Black Widow von Marvel

Foto: Marvel Studios

Wirft sich in Pose: Scarlett Johansson als Black Widow von Marvel

Marvel: Sollte man sich Black Widow ansehen?

Unbedingt! Denn der neue Marvel-Blockbuster hebt sich angenehm von seinen Vorgängern ab, indem er nicht nur eine Action-Sequenz auf die nächste folgen lässt, sondern in vielerlei Hinsicht neue Wege beschreitet – zumindest für Marvel-Verhältnisse.

Natürlich wartet auch Black Widow mit imposanten Action-Szenen auf, etwa bei der spannungsgeladenen Flucht der Tarnfamilie aus den USA oder bei der spektakulären Befreiungsaktion des Red Guardian aus einem sowjetischen Hochsicherheitsgefängnis. Aber darauf liegt diesmal nicht der Fokus. Stattdessen konzentriert sich Regisseurin Cate Shortland einerseits auf eine intensive Charakterzeichnung, die den Zuschauer*innen sämtliche Protagonist*innen näher bringt und deren Verhältnis zueinander nachvollziehbar macht. Darüberhinaus wird der inhaltliche Fokus auf eher schwere Themen wie Schuld, Trauma und Feminismus gelegt. Und das funktioniert ganz hervorragend.

Natürlich ist der Feminismus, wie er in Black Widow thematisiert wird, nicht sonderlich differenziert. Das kann und will die Verfilmung eines Superheld*innen-Comics nun mal nicht liefern. Aber es darf durchaus als mutig bezeichnet werden, dass das Thema überhaupt in einem solchen Blockbuster–Format angeschnitten wird. Im Zuge dessen ist es daher als wirklich fortschrittlich zu sehen, dass von der anfänglichen Black Widow als Femme Fatal, wie sie in Iron Man 2 eingeführt wurde, nichts mehr übrig ist, und sie sich zu einer starken, unabhängigen Frauenfigur entwickelt hat.

Zwei Schwestern mit viel PS: Scarlett Johansson und Florence Pugh in Black Widow

Foto: Marvel Studios

Zwei Schwestern mit viel PS: Scarlett Johansson und Florence Pugh in "Black Widow"

Black Widow: Wie sind die schauspielerischen Performances von Scarlett Johansson & Co.?

Die sind wirklich toll. Scarlett Johansson bekommt von Regisseurin Cate Shortland endlich den Raum und die Zeit, ihre Figur zu entfalten und zu entwickeln. Und diesen Platz nutzt Johansson perfekt, sodass die Figur der Black Widow endlich mehr Tiefe bekommt. Auch Rachel Weisz als Melina macht ihre Sache gut, doch wirklich in Erinnerung bleiben die Performances von zwei anderen Protagonist*innen: Florence Pugh und David Harbour.

Letzterer ist als sowjetische Version von Captain America etwas aus der Form geraten, scheut sich aber dennoch nicht davor, sich mühevoll in sein Superheldenkostüm zu zwängen und mit seiner Familie in die Schlacht zu ziehen. In seiner Rolle erinnert er ein wenig an seine Figur des Chief Hopper aus Stranger Things und sorgt damit in erster Linie für die komischen Momente des Films – ein Umstand, der im Marvel-Kosmos bisher nur bedingt funktioniert hat.

Florence Pugh wiederum spielt sich binnen kürzester Zeit mitten ins Herz des Publikums und empfiehlt sich damit durchaus für weitere Aufgaben in den großen Weiten des MCU. Man merkt Pugh den Spaß beim Spielen ihrer Rolle der Yelena an, die um einiges rougher, naiver und leichtsinniger agiert als ihre große Black-Widow-Schwester. Pugh soll ja in der angekündigten Serie Hawkeye dabei sein – die Vorfreude ist nach dieser Vorstellung deutlich gestiegen.

Man darf gespannt sein wie ein Flitzebogen (hier gezückt vom Taskmaster), ob es mit Black Widow weitergeht

Foto: Marvel Studios

Man darf gespannt sein wie ein Flitzebogen (hier gezückt vom Taskmaster), ob es mit "Black Widow" weitergeht.

Es gibt noch einen Wermutstropfen…

Wer sich im MCU ein wenig auskennt und sämtliche Filme gesehen hat, der weiß, dass Black Widow wenige Wochen nach der Handlung des Films stirbt – nämlich während der Geschehnisse in Avengers: Infinity Wars. In Anbetracht des Umstandes, dass Cate Shortland mit Black Widow ein so toller Film gelungen ist, der ungemein Lust auf weitere Black-Widow-Abenteuer macht, muss man aber womöglich der Wahrheit ins Auge blicken, dass es keinen weiteren Film über Black Widow geben wird. Obwohl Black Widow nicht die Erste wäre, die von den Toten auferstanden ist…

Black Widow läuft ab dem 8. Juli im Kino. Und ab dem 9. Juli auf Disney+.

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