Hermann Hesse

"Ich weiß nicht, ob mein Leben nutzlos und bloß ein Mißverständnis war oder ob es einen Sinn hat." - Hermann Hesse in "Das Glasperlenspiel"

Hermann Hesse wurde am 2. Juli 1877 in Calw, damaliges Königreich Württemberg, geboren und verstarb am 9. August 1962 in Montagnola, Schweiz, an einem Schlaganfall. Seine bedeutsamsten Werken waren "Siddharta", "Glasperlenspiel" und "Der Steppenwolf". 1946 erhielt er den Literaturnobelpreis, den er wie alle seine gewonnen Preise nicht selbst entgegennahm, denn alles Offizielle und Repräsentative war dem Dichter zuwider. Außerdem erwartete er eine Menge an Briefen und Gratulationsschreiben, bei denen er sich verpflichtet fühlte, persönlich zu antworten, wie er es bei allen Einsendungen tat.

Seine Werke zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie viel von Hesses Leben wiedergeben. Seine Eltern hatten hohe Erwartungen an ihren Sohn, der sich ihnen jedoch widersetzte. Als Jugendlicher versuchte er sich umzubringen, und zwei von drei seiner Ehen scheiterten. Nicht zu vergessen die Kriege und Krankheiten, die ihn sein Leben lang begleiteten. Das Schreiben war für ihn etwas sehr Privates, das man in erster Regel für sich selbst tut und nicht für ein Publikum.

In seinen Werken schreibt Hesse klar, deutlich und direkt über persönliche Krisen und Konflikte, ohne seine Aussagen verschlüsselt in Metaphern zu verstecken. Ungekünstelt fordert er den Leser auf, Mut und Selbstvertrauen zu haben, um seinen eigenen Weg zu gehen, auch wenn dies bedeuten sollte, sich von der Norm zu trennen und zum Außenseiter zu werden. Der Schriftsteller spornt zu einem selbstbestimmten Leben an und zeigt, dass Krisen und Konflikte nicht nur negative Seiten haben, sondern dass man an ihnen wachsen und sich so weiterentwickeln kann. Viele und vor allem junge Leser finden sich und ihre eigenen Konflikte in seinen Werken wieder und fühlen sich von dem Autor verstanden, da er ähnliche Erfahrungen machte.

Hesse heutzutage. Volker Michels ist als Herausgeber von Hermann Hesse bekannt. Er gründete das Hermann-Hesse-Editionsarchiv in Offenbach und publizierte unter anderem die Schriften und Briefe aus Hermann Hesses Nachlass. In seinem Buch "Auf den Einzelnen kommt es an. Zur Aktualität von Hermann Hesse" beschreibt er die Bekanntheit des Autors heutzutage mit folgenden Worten:

"Ist es mehr als ein Gerücht, dass Hermann Hesse tot sei, und das nun bereits seit einem halben Jahrhundert? Ich glaube kein Wort davon. Denn lebendiger kann man nicht sein als dieser Dichter, dessen Werke mittlerweile in mehr als 70 Sprachen übersetzt und weltweit in mindestens 150 Millionen verbreitet sind." (Volker Michels in "Auf den Einzelnen kommt es an. Zur Aktualität von Hermann Hesse", S.7)

Schon gewusst? Im Laufe des Vietnamkriegs wurde Hermann Hesse zur Identifikationsfigur der rebellierenden Jugendbewegung. Man berief sich auf den Pazifismus des Autors und unter der Devise "Make love, not war" verbrannten Kriegsgegner Einberufungsbefehle und Wehrpässe. Tatsächlich erreichten sie, dass 1973 die Wehrpflicht in den USA abgeschafft wurde.