(PDF) Tirol und die Staufer | Christina Antenhofer - Academia.edu
L’eredità di Federico II. Dalla storia al mito, dalla Puglia al Tirolo Das Erbe Friedrichs II. Von der Geschichte zum Mythos, von Apulien bis Tirol Atti del convegno internazionale di studi (Innsbruck - Stams, 13-16 Aprile 2005) a cura di Fulvio Delle Donne, Angelo Pagliardini, Emanuela Perna, Max Siller, Francesco Violante Estratto Mario Adda Editore 2010 Pubblicato con il contributo dell’Università degli Studi di Bari “Aldo Moro” e con il contributo della Universität Innsbruck ISBN 9788880828723 © Copyright 2010 Mario Adda Editore - via Tanzi, 59 - Bari Tel. e Fax 080-5539502 Web: www.addaeditore.it e-mail: addaeditore@addaeditore.it Tutti i diritti riservati. Impaginazione: Vincenzo Valerio 191 Christina Antenhofer Tirol und die Staufer Einen Vortrag über «Tirol und die Staufer» zu halten, stellt in mehrerer Hinsicht ein Problem und eine Herausforderung dar. Tatsächlich gibt es kaum direkte Kontakte zwischen den Grafen von Tirol (wenn ich diese gewissermaßen als Vertreter des Begriffes Tirol hier ansetze) und den Staufern, umgekehrt eröffnet sich ein weites Interpretationsfeld hinsichtlich dessen, was alles unter stauischen Beziehungen verstanden werden könne. Und je nach Gesinnung des Forschers lassen sich sehr viele oder sehr wenige Stauferbezüge konstruieren. Die Herausforderung meinerseits besteht darin, dass ich keine Spezialistin für diese Fragen bin. Ich habe jedoch das Symposium zum Anlass genommen, um die einschlägige Literatur – in erster Linie natürlich zur Tiroler Geschichte – zur Hand zu nehmen und nach den wichtigsten Anhaltspunkten zu suchen. Es ist eine Spurensuche, die eine Gratwanderung darstellt zwischen historisch Belegbarem und mythisch Überhöhtem, und gerade in dieser Hinsicht fügt sich das Thema hervorragend in die Thematik des Symposiums, das sich bereits im Titel zur Spurensuche zwischen Geschichte und Mythos bekennt. Es sind in den letzten Jahren einige wenige Untersuchungen unternommen worden, die sich meist eher indirekt mit den tirolisch-stauischen Beziehungen beschäftigt haben1. Hier lässt sich auf der Faktenebene kaum Neues hinzufügen. Es gilt vor allem, aus der Fülle der Fakten mögliche Verbindungslinien herauszuiltern, Zusammenhänge zu konstruieren, immer mit dem Bewusstsein, dass jede derartige Konstruktion eine Interpre- 192 christina antenhofer tation ist. Um verstärkt einen eigenen und vielleicht auch neuen Ansatzpunkt anlässlich der Tagung zu inden, habe ich mich entschlossen, die Frage etwas anders zu stellen und nicht so sehr nach persönlichen Kontakten und Beziehungen zu suchen, sondern vielmehr danach zu fragen, inwieweit die Grafen von Tirol ihre Beziehungen zu den Staufern als «politisches Argument» für ihre Legitimation nutzten. Anlass dafür war eine gut bekannte Urkunde, auf die ich im Zuge meiner Recherche gestoßen bin. Ich wähle dieses Dokument als Ausgangspunkt für meine Ausführungen zum Thema «Tirol und die Staufer», weil es gewissermaßen einen Höhepunkt der tirolisch-stauischen Beziehungen signalisiert – wenngleich mehr auf dem Papier und eben im Sinne der politischen Argumentation – und die wesentlichen Themenstränge verbindet, die diese Beziehungen prägten. TESTIMONIUM EPISCOPI CURIENSIS (20. Januar 1282)2 Inclito ac serenissimo domino suo R. Dei gratia regi Romanorum semper augusto C. divina providentia Curiensis episcopus obsequium cum subiectione ideliter indeffessum. Serenitati vestre omnibusque, ad quorum manus presentes littere pervenerint, cupimus ieri manifestum, quod nobis bene constat, illustrem virum dominum M. comitem Tirolensem, qui est de nostra diocesi, habere domicilium et residere intra* montana, et quod nunquam audivimus nec unquam in ecclesie nostre privilegiis antiquis vel novis invenimus, ipsum comitem ad ducatus Bawarie vel Suevie pertinere nec etiam eum vel aliquem progenitorum suorum de dominio Tyrolensi iuri extra montana extitisse, immo certo certius intelleximus et hominibus circa aquam Athasis constitutis bene constat, quod dicti comitis progenitores, specialiter avus suus comes Albertus, in foro inframontanorum in loco qui dicitur Verona coram impera- Tirol und die Staufer 193 tore Fridrico iuditio sunt conventi et quod predictus comes comitiam suam, que in diocesi Curiensi usque ad Pontem Altum in Engdina protenditur, ab episcopatu Tridentinensi habet, qui ad Ytaliam dinoscitur pertinere. Datum in castro Vurstenowe, XIII. Kalendas Februarii * iura (unsichere Lesung) Am 20. Januar 1282 bezeugt Bischof Konrad von Chur gegenüber König Rudolf I. von Habsburg, dass Graf Meinhard von Tirol zu seiner Diözese gehöre und dass er seit alters seinen Sitz und sein Recht innerhalb des Gebirges besitze. Der Bischof habe ferner niemals gehört und auch weder in alten noch neuen Privilegien seiner Kirche gefunden, dass der Graf zum Herzogtum Bayern oder Schwaben gehöre. Weder Meinhard noch dessen Vorgänger in der Grafschaft Tirol hätten sich jemals dem Recht außerhalb der Berge gestellt. Im Gegenteil, der Bischof weiß dies genauer als genau (certo certius). Und auch den Leuten an der Etsch sei es wohlbekannt, dass die Vorgänger des Grafen Meinhards, insbesondere sein Großvater Graf Albert, innerhalb der Berge zu Verona vor Kaiser Friedrich im Gericht erschienen seien. Außerdem sei bekannt, dass der Graf Meinhardus seine Grafschaft, die in der Diözese Chur bis Pontal im Engadin reiche, vom Hochstift Trient habe, das bekanntlich zu Italien gehöre3. Das Dokument ist deshalb besonders interessant, weil es – wie in der Forschung immer wieder betont wird – «in entscheidenden Punkten nicht der historischen Wahrheit entsprechende land- und lehensrechtliche Aussagen»4 macht. Gerade diese «Unstimmigkeiten» weisen dieses Dokument jedoch als überaus interessant für die Analyse aus, denn es entpuppt sich bei genauerer Beleuchtung als argumentatorisches Glanzstück. Argumentationsbasis bilden dabei einseitig betonte Bezüge der Grafschaft über das Hochstift Trient nach Italien einerseits und zu den Staufern (namentlich Friedrich II.) andererseits, während gleichzeitig die Vernetzung des Gebildes mit dem Herzogtum Bayern und Schwaben 194 christina antenhofer dezidiert abgestritten wird. Von den großen Brixner und Augsburger Lehen des Grafen ist überhaupt nicht die Rede. Gerade dies war jedoch Sinn der Sache. Der politische Hintergrund des Dokuments ist die massive Expansionspolitik, die die Grafen von Tirol (namentlich Graf Albert III. und sein Enkel Meinhard II.) seit Beginn des 13. Jahrhunderts betrieben hatten. Als Vögte zunächst des Bischofs von Trient und seit 1209 auch des Bischofs von Brixen hatten sie sich immer weiter emanzipiert, immer mehr Rechte und Gebiete an sich bringen können und schließlich dem Gestalt verliehen, was wir nunmehr als «Land Tirol» bezeichnen. Meinhard II.5 kann also gewissermaßen als Emporkömmling bezeichnet werden, der 1282 kurz vor seiner Erhebung zum Herzog von Kärnten und damit in den Reichsfürstenstand steht. Die geplante Erhebung stiftete allerdings Unmut, besonders bei den Herzogen von Bayern aber auch bei anderen geistlichen und weltlichen Reichsfürsten6. Sie wiesen darauf hin, dass Meinhard schwäbische und bayerische Lehen trage und damit ungeeignet sei für den Reichsfürstenstand. Unmittelbarer historischer Hintergrund war die Tatsache, dass 1281 König Rudolf von Habsburg einen Landfrieden für Bayern – es sollte der letzte sein – verkündet hatte, der die «Situation des einstigen Stammesherzogtums» wachrief7. In diesem Landfrieden war ausdrücklich auch der Bischof von Brixen als «zu dem land ze Beirn gehoerent»8 bezeichnet worden, wenngleich dieser seit dem späten 12. Jahrhundert bei den Landtagen der bayerischen Herzoge nicht mehr erschienen war und sich das werdende «Tirol» im 13. Jahrhundert zusehends als eigenes Gebilde herauskristallisierte. Zumindest theoretisch erhoben die Herzoge von Bayern mit diesem Landfrieden Anspruch auf Oberhoheit über das Gebiet des Bischofs von Brixen und damit über Teile des entstehenden Landes Tirol. Meinhard war also in einen Erklärungsnotstand geraten, was seine Legitimation als Landesherr anging – denn die rechtliche Eigenständigkeit des Gebietes war die wesentliche Voraussetzung für die Landeshoheit9. Vor diesem Hintergrund greift Meinhard resp. der Bischof von Chur zu einem Kunstgriff: Er betont die rechtliche Eigen- Tirol und die Staufer 195 ständigkeit des Tirolers und seines Territoriums und zementiert diese, indem er erstens jede einstige Pertinenz nach Bayern oder Schwaben10 rundweg abstreitet. Zweitens erinnert er daran, dass auch der Großvater des Grafen sein Recht nur direkt vor dem Kaiser gesucht habe, und zwar nicht auf bayerischem oder im weitesten Sinne deutschen Gebiet sondern in Verona, eindeutig Reichsitalien zuzurechnen. Drittens führt er fort, war der Graf von Anfang an dem Hochstift Trient zugerechnet. Mit der Behauptung, die geradezu triumphierend das Dokument abschließt, nämlich Trient gehöre «bekanntlich zu Italien», endet das argumentatorische Glanzstück und erreicht seinen Höhepunkt: Trient war nämlich immer zwischen Nord und Süd, zwischen regnum teutonicum und regnum Italiae angesiedelt11. Wenn die Urkunde von 1282 davon spricht, dass Trient «eindeutig zu Italien» gehört, so bringt sie eine zentrale Gestalt dieses Symposiums ins Spiel: Kaiser Friedrich II. Auf seinem Italienzug 1236 hatte er den Bischöfen von Brixen und Trient ihre weltlichen Rechte entzogen und zudem das Trientner Gebiet 1239 der Befehlsgewalt des kaiserlichen Generalvikars der Trevisaner Mark und damit dem Reichsvikariat Verona unterstellt. Damit war Trient zumindest verwaltungstechnisch nach dem Süden ausgerichtet worden12. Diese vorübergehende Umorientierung Trients nach Italien kann also durchaus als Werk Friedrichs II. angesehen werden. Auch wenn das Eingreifen Friedrichs II. in das Hochstift Trient nur ein Zwischenspiel geblieben war und von einer Zuordnung Trients nach «Italien» sicher nicht die Rede sein kann, so ist es umso bemerkenswerter, dass die Urkunde von 1282 so dezidiert darauf Bezug nimmt13. Es scheint, als biete sich die Figur Friedrichs II. und dessen Eingreifen in die inneren Verhältnisse Trients als Argumentationsbasis für die Legitimation Meinhards II. als «Landesherr» an. Wenngleich die Argumentation etwas wackelig wirkt, hielt sie vor dem König stand – er entschied die Landrechtsfrage zugunsten Meinhards14. 1286 erhielt dieser die Herzogwürde und war damit in den Reichsfürstenstand aufgestiegen. Es lässt sich die These formulieren, dass zumindest auf dem Papier die Staufer ar- 196 christina antenhofer gumentatorische «Geburtshilfe» bei der Legitimierung Meinhards als eigenständiger Landesherr und damit längerfristig auch bei der Legitimierung des «Landes Tirol» geleistet haben. Die Urkunde bietet sich auch deshalb als Aufhänger für dieses Thema an, weil in ihr implizit alle wesentlichen Themen angesprochen werden, die als Bausteine der stauisch-tirolischen Beziehungen im weiteren Sinne angesehen werden können. Diesen Bausteinen folgen meine weiteren Ausführungen, es sind dies im Einzelnen: Das Land im Gebirge; das Hochstift Trient und dessen Ausrichtung nach Italien; das dominium Tirol oder das politischterritoriale Gebilde, das «Land Tirol»; die Personen: Graf Albert III. von Tirol, Graf Meinhard II. und Kaiser Friedrich II. 1. Das Land im Gebirge Wenn in diesem Referat von Tirol die Rede ist, so gilt es zu differenzieren, was unter Tirol verstanden werden kann15. Zunächst geht es schlicht um den geographischen Raum Tirol, um das «Land im Gebirge». Eine große strategische Bedeutung kam dem Land im Gebirge als Kommunikationszone zwischen nördlichem und südlichem Reichsgebiet zu. Obwohl an und für sich als Randzone des Reiches zu betrachten, zog das Gebiet das Interesse der Herrscher insofern auf sich, weil diese auf ihrem Weg zur Kaiserkrone über die Alpen nach Rom ziehen mussten und als Route dafür meist den Weg über Brenner oder Reschen und das Etschtal wählten. Es galt somit, für die Sicherheit der Kaiserroute zu sorgen, ein Argument, mit dem Herrscher zu verschiedenen Zeiten immer wieder sehr direkt in die inneren Angelegenheiten des Gebietes eingriffen und die dortigen Machtverhältnisse ihren Wünschen entsprechend regelten16. Nicht zuletzt betrieben solche Maßnahmen die beiden großen Stauferkaiser Friedrich Barbarossa und Friedrich II. Seit dem 11. Jahrhundert hatten die Kaiser den maßgeblichen Bischöfen, darunter jenen von Trient und Brixen, die weltlichen Gewalten in der Gegend übertragen mit dem Auftrag, für die Sicherheit der Straßen zu walten. Die Bischöfe ihrerseits ernannten lokale Adelige zu ihren Vögten, die sie damit beauftragten, ihre weltliche Gewalt in verschiedener Hinsicht zu verwalten und sie Tirol und die Staufer 197 gewissermaßen in diesen Belangen zu schützen. Was genau unter dieser Vogteigewalt zu verstehen sei, wurde von den lokalen Adeligen jedoch in sehr unterschiedlicher Art und Weise interpretiert und für viele entpuppte sich die Vogtei geradezu als Sprungbrett, um dem Bischof seine Territorien zu entfremden und sich eine eigene Hausmacht aufzubauen. Es entstand eine hochexplosive Mischung rivalisierender Kräfte, die um die Wende des 12. zum 13. Jahrhundert ein völlig zersplittertes Bild bot: Insgesamt waren es etwa 70 geistliche und weltliche Herren, die im Gebiet Besitz hatten und gegeneinander um die Macht konkurrierten17. 2. Das Hochstift Trient und seine Ausrichtung nach Italien Vor dem eben geschilderten Hintergrund ist es verständlich, dass die Herrscher – sofern sie starke Herrscher waren – ein Interesse daran hatten, regelnd in die Konliktregion einzugreifen. Der gegebene Anlass dafür war spätestens, wenn der König resp. Kaiser sich auf den Zug nach Italien machte. Interessant für unsere Fragestellung sind die Italienzüge der beiden größten stauischen Kaiser und die Eingriffe, die sie anlässlich dieser Züge gerade in Trient durchführten. Während das Hochstift Brixen fraglos in das regnum teutonicum eingegliedert war, zeigte sich die Situation des Hochstifts Trient als Mittelglied zwischen Nord und Süd, deutschem Königreich und Reichsitalien um es überspitzt zu formulieren, als besonders gewichtig und in gewisser Hinsicht interpretationsbedürftig. Friedrich Barbarossa war bestrebt – wohl vor dem Hintergrund des widerspenstigen Verona, das in den späten 60er Jahren des 12. Jahrhunderts zu einem Zentrum antifridericianischer Gesinnung wurde – sich die Loyalität des Trientner Bischofs zu sichern und darüber hinaus zu gewährleisten, dass die in Italien mehr und mehr um sich greifende kommunale Bewegung nicht auf Trient überspringen möge18. Tatsächlich hatte es seit 1150 Ansätze einer solchen Bewegung in Trient gegeben, die vom Kaiser 1182 energisch unterbunden wurden. Trient sollte dem Kaiser ergeben bleiben wie die anderen Bürgerschaften des regnum teutonicum! Das Vorgehen des Kaisers erwies sich als so efizient, dass man Trient «seit dem 198 christina antenhofer 12. Jh fast durchgehend als dem regnum teutonicum zugehörig bezeichnen» muss19. Als Friedrich II. sich 1236 nach Süden aufmachte um gegen die «Ketzer» in der Lombardei vorzugehen, sah er ebenfalls den Zug als Anlass, um in die politischen Verhältnisse der Alpenregion einzugreifen, und zwar weit vehementer, als dies sein Großvater getan hatte20. Er entzog den Bischöfen von Brixen und Trient ihre weltliche Gewalt. Während in Brixen bereits 1240 mit der Einsetzung des staufertreuen Bischofs Egno von Eppan dieses Zwischenspiel wieder zu Ende war, zeigte das Eingreifen des Kaisers in Trient weitreichendere Folgen. Hier wurde ein podestà gewissermaßen als kaiserlicher Vertreter und Verwalter eingesetzt. Nachdem sich anfangs mehrere podestà abgewechselt hatten, erreichte die Situation eine gewisse «Stabilität», als 1238 Sodeger de Tito, ein Apulier, als podestà auftritt und von da ab gute 17 Jahre die Geschicke in Trient lenken wird21. Mehr noch, Sodeger de Tito schaffte es, nach dem Tode Kaiser Friedrich II. von dessen Nachfolger Konrad IV. in seinem Amt bestätigt zu werden und in der Folge seine Macht ganz in der Art der italienischen Signori sogar noch auszubauen. Erst als sich 1255 Trient von Ezzelino lossagt, vermag sich auch Sodeger nicht mehr lange zu halten – die Episode einer «Signorie» Trient war damit zu Ende. Wesentlich wichtiger ist für unsere Fragestellung jedoch ein zweiter gleichsam formaler Akt: Das Trientner Gebiet wurde seit 1239 der Befehlsgewalt des kaiserlichen Generalvikars der Trevisaner Mark unterstellt. Damit war das Hochstift – zumindest verwaltungstechnisch – Teil eines größeren Amtssprengels geworden. Zugleich war auch die Orientierung Trients nach dem Norden, wie sie seit Barbaraossas Eingreifen eindeutig festgelegt war, durch diese Maßnahme – wie es Riedmann ausdrückt «vorübergehend geändert» – worden22. Die Urkunde 1282 formuliert diesen Umstand dann mit einer «eindeutigen Zugehörigkeit nach Italien»23. 3. Das Dominium Tirol – das Entstehen der Grafschaft Tirol im Gebirge Ich greife noch einmal zurück auf den Beginn des Referats und Tirol und die Staufer 199 zwar dezidiert auf den Begriff Tirol. Wurde bisher in erster Linie die Bedeutung des geographischen Raumes Tirol für die Staufer dargestellt, so drehe ich hier nun die Fragestellung um und frage nach der Bedeutung der stauischen Politik für Tirol – und zwar bewusst für das politisch-territoriale Gebilde Tirol und dessen Gründer, die Grafen von Tirol24. Die Grafen von Tirol waren, wie bereits erwähnt, eines jener vielen lokalen adeligen Geschlechter, die im Alpenraum Besitzungen hielten und sich in Konkurrenz mit zahllosen anderen weltlichen Herren mehr oder minder erfolgreich behaupteten. Ihre Stammlande hatten sie an der Etsch, wo ihr Stammschloss Schloss Tirol steht. Die Grafen treten ungefähr seit 114025 deutlich in das Licht der Geschichte, und schaffen es im Laufe des 13. Jahrhundert mit den beiden exponierten Persönlichkeiten Graf Albert III. und Graf Meinhard II. von Tirol teils durch geschickte und skrupellose Politik, teils aufgrund für sie günstiger Schicksalsschläge die anderen konkurrierenden adeligen Geschlechter auszuschalten bzw. mit ihnen zu fusionieren. Zusätzlich eignen sie sich auf Kosten der geistlichen Herren ein immer größeres Territorium an und schaffen damit eine territoriale Einheit, die 1271 zum ersten Mal als «Grafschaft Tirol» genannt wird26. Ihren Aufstieg hatten die Grafen von Tirol als Vögte des Hochstifts Trients begonnen. Grafen von Tirol waren außerdem bereits im Gefolge Friedrichs Barbarossas anzutreffen27; sie galten somit gewissermaßen seit sie ins Rampenlicht der Geschichte getreten waren als kaisertreu und stauisch gesonnen28 – wenngleich sie wie alle anderen natürlich geschickt die Gunst der Stunde nutzten und ihr Fähnlein in den jeweils günstigen Wind zu hängen wussten. Die Politik Alberts III. war – aufgrund der starken Herrscherpersönlichkeit Friedrichs II. – notgedrungen mit der des Kaisers verbunden. So ist der Graf mehrmals mit dem Kaiser zusammengetroffen und hat auch militärische Aktionen in Oberitalien für Friedrich durchgeführt29. In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, dass Friedrich II. im August des Jahres 1220 zwei Urkunden in Innsbruck ausstellt, in denen Innsbruck erstmals als ca- 200 christina antenhofer strum und damit als befestigter Ort mit Stadtcharakter bezeichnet wird30. Weit bedeutender als die politische Zusammenarbeit mit Friedrich II. sind jedoch die Folgen, die die stauische Politik auf die Expansionspläne Alberts hatte. Wieslecker betont, dass Graf Albert zunächst von seiner Kaisertreue proitiert habe – denn der Kaiser habe seine expansive Politik geduldet, ganz nach dem Motto «die Kleinen groß machen und die Großen köpfen»31. Ein umso vehementerer Rückschlag war das Eingreifen des Kaisers im Bistum Trient, wo sich Albert zunächst auf Kosten des Bischofs rücksichtslos ausgebreitet hatte. Mit dem Beschneiden der weltlichen Rechte des Bischofs und dem Einsetzen des podestà hatte Albert als alter Trientner Vogt keine Bedeutung mehr und es war ihm der Weg nach Süden zu expandieren gewissermaßen versperrt. Gerade dies erwies sich jedoch vielleicht als «Geburtsstunde» Tirols, denn diese veränderte Situation im Süden mag mit ein Grund dafür gewesen sein, dass sich Albert nunmehr nach Norden und Osten wandte und sich durch zwei große Heiratsbündnisse mit den Geschlechtern der Andechser und Görzer verband32. Durch das Aussterben der Andechser fusionieren schließlich Görzer und Tiroler zu einem großen Verband Görz-Tirol. Die Maßnahmen Kaiser Friedrichs II. hatten aber noch weitere wichtige Konsequenzen für das künftige Vorgehen der Tiroler. Nach dem Tod Kaiser Friedrichs II. hatte Albert III. sich in einem geschickten politischen Winkelzug wiederum als Vogt und damit Schutzherr des Bischofs von Trient hervorgetan. Bischof Egno von Eppan dankte ihm dies, indem er die Grafen von Tirol weiterhin als seine Vögte anerkannte. Zusätzlich sicherte er den Tirolern die Erbfolge in weiblicher Linie zu. Wenn auch Albert III. diese Ansprüche zu seinen Lebzeiten nicht mehr durchsetzen konnte, so wusste einer in der Folge diese umso mehr geltend zu machen: Graf Meinhard II. von Tirol33. Zudem hatte der Kaiser mit der Entmachtung der Bischöfe im Bereich ihrer weltlichen Gewalt gewissermaßen ein Exempel statuiert: Die weltliche Macht der Bischöfe war nicht mehr unan- Tirol und die Staufer 201 greifbar (was die Grafen auch zuvor schon, jedoch in bescheidenerem Maße, ausgenutzt hatten) und vor allem hatte sich gezeigt, dass die maßgeblichen Vertreter der Bevölkerung in den Hochstiften (Domkapitel, Stiftsadel, Einwohner der Städte) durchaus bereit waren, mit einem weltlichen Herrn zu kooperieren34. Ein aktives Beispiel sollte sich Meinhard II. daran nehmen. Der Tod Kaiser Friedrichs II. 1250 stellte insofern einen wichtigen Einschnitt in der Politik der Grafen von Tirol dar, als die nun folgenden wirren Zeiten der letzten Staufer und des Interregnums mit dem Fehlen eines starken Herrschers die eigentlichen Voraussetzungen für lokale Mächte boten, ihre Expansionspläne ungehindert vorantreiben zu können35. Dabei erwiesen sich die Tiroler nach wie vor als stauische Parteigänger, was sich beispielsweise darin niederschlug, dass sie 1251 den Italienzug Konrads IV. unterstützten. Bezeichnenderweise schiffte sich Konrad vom alten Görzer Hafen Latisana (unweit Aquileias gelegen) nach Unteritalien ein36. Mit Meinhard II., dem Enkel und seit 1258/59 Nachfolger Alberts III., gehen die stauisch-tirolischen Beziehungen in eine neue Runde: Es beginnt die direkte Verbindung beider Geschlechter auf der familiär-politischen Ebene. War die Regierungszeit Alberts III. von Tirol noch gekennzeichnet vom Reagieren auf die durch den stauischen Kaiser vorgegebenen Verhältnisse, so nutzt Meinhard II. aktiv die stauischen Beziehungen für seine Interessen. Die Staufer erscheinen – aufgrund ihrer geschwächten Position – geradezu als Spielbälle in der Hand des Tiroler Grafen. 4. Die Personen: Oder familiär-politische Strategien Die ambitionierten Pläne, die der junge Graf Meinhard verfolgte, zeigen sich am nachhaltigsten in der Eheverbindung die er einging. 1259 heiratete er die Witwe Konrads IV., Elisabeth von Wittelsbach. Elisabeth war als Königin die ranghöchste Frau im Reich. Wiewohl Elisabeth wesentlich älter war als der Graf und vor ihm verstarb, vermied es Meinhard, sich nach ihrem Tod (1273) wieder zu vermählen. Jede andere Hochzeit mit einer rangniedrigeren Frau hätte für ihn einen Abstieg in der Rangord- 202 christina antenhofer nung bedeutet37. Nicht nur als Stauferwitwe stellte Elisabeth eine lukrative Partie dar; bereits von ihrer Herkunft her war sie dem Grafen gegenüber als Herzogin von Bayern im Rang überlegen. Dass die Vemählung dennoch zustande kam, zeigt, dass der Graf von Tirol mittlerweile zu einigem Ansehen gelangt war; jedenfalls stellte er sich mit dieser Ehe gewissermaßen auf eine Stufe mit den Herzogen von Bayern38. Elisabeth bot noch einen weiteren Vorteil für die Tiroler, da sie als Heiratsgut den alten stauischen Hausbesitz im Vinschgau, Passeier und Oberinntal (um Imst und Petersberg) mit in die Ehe brachte. Damit konnte Meinhard sein Gebiet nach Norden abschließen. Die Wichtigkeit dieses Gebietes in seiner Territorialpolitik manifestiert sich nicht zuletzt darin, dass er gewissermaßen im Herzen dieses Territoriums das Kloster Stams als Grablege für die Grafen von Tirol stiftete. Wie wenig ihm bei alldem jedoch an der stauischen «Familie» gelegen war, zeigt sich nicht zuletzt darin, dass Konradin nicht bei Meinhard und Elisabeth aufwuchs, sondern vielmehr bei seinen bayerischen Onkeln. Tatsächlich kümmerte sich Meinhard erst um seinen Stiefsohn, als dieser Anstalten machte, das stauische Erbe in Italien anzutreten. Konradin wurde geradezu zum Spielball zwischen den bayerischen und tirolischen Interessen39. Meinhard unterstützte dann auch den Italienzug des letzten Staufers, nicht ohne dabei jedoch gehörig auf seinen Proit zu schauen. Es passt in das Bild, dass Meinhard Konradin im Herbst 1267 bis nach Verona geleitete und ihm dort auch noch Geld lieh, wobei er sich durch entsprechende Pfänder absichern ließ. Als ihm das Unternehmen jedoch zu wenig Erfolg zu versprechen schien, verließ er seinen Stiefsohn wieder Ende des Jahres 1267 und kehrte in seine Stammlande zurück. Dabei hatte er eine für sich überaus günstige Bekanntschaft gemacht, die in der Folge völlig unerwartete Konsequenzen für Tirol zeitigen würde: Er hatte offensichtlich im Gefolge Konradins den Habsburger Rudolf kennen gelernt und mit ihm freundschaftliche Kontakte geknüpft, die zu einem Hochzeitsbündnis zwischen beiden Geschlechtern führten (die Tochter Meinhards, Elisabeth, sollte Rudolfs Sohn Albrecht Tirol und die Staufer 203 von Habsburg heiraten) und ungeahnte Dimensionen annahmen, als Rudolf 1273 zum römischen König gewählt wurde. Offensichtlich hatte das weitere Schicksal Konradins die Tiroler nicht berührt, zumindest schweigen die zeitgenössischen Quellen. Es gibt Forscher wie Wieslecker, die die Gründung des Stiftes Stams (1272-1284) als Gedenkstätte für Konradin direkt auf Meinhard zurückführen wollen40. Fakt ist, dass sich in den zeitgenössischen Quellen keine Erwähnung diesbezüglich indet und die Verbindung mit Konradin erst eine Tradition des 17. Jahrhunderts ist. Ausführlich geht Köler in seinem Aufsatz über die Gründung Stams auf diese Überlieferung ein und stellt fest, dass es bis zu Beginn des 17. Jahrhundert in den Quellen keinen Bezug zwischen Stams und Konradin gibt. Ab dem 17. Jahrhundert jedoch, mit dem Chronisten Lebersorg beginnend (1590-1646), ist die Geschichte des Klosters Stams untrennbar mit dem Gedächtnis an Konradin verbunden41. Was bleibt nach dem Tode Konradins noch an stauischen Bezügen? Zunächst die Tatsache, dass die Nachkommen Meinhards und Elisabeths und damit das Geschlecht der Grafen von Tirol-Görz als Halbgeschwister des letzten Staufers angesehen wurden. Ein Umstand, der noch einige bizarre Blüten treiben sollte in der Gestalt der sogenannten «falschen Friederiche»42: So wurde 1285 noch Agnes, eine Tochter Meinhards II., mit Friedrich dem Freidigen von Meißen, einem Enkel Friedrichs II., vermählt, der dann 1296/98 nach Tirol lüchtete, als er aus seinen Stammlanden vertrieben wurde, und von dort erfolglos versuchte, in Italien Fuß zu fassen43. Noch ein zweiter Staufersprössling verirrte sich in das Gebiet seiner Verwandten, wie ein Eintrag in einem Tiroler Raitbuch aufzeigt: Friedrich, ein Sohn König Manfreds von Sizilien, soll um 1307 auf seiner Flucht nach England auch in Tirol Halt gemacht haben. Riedmann streicht allerdings heraus, dass es nicht gewiss ist, ob es sich dabei nicht um einen Betrüger handelte44. Und noch heute gibt es Tiroler Adelige, die ihre Herkunft auf die Staufer zurückführen – so Anton Mörl, der in seinen 1955 erschienenen 204 christina antenhofer Erinnerungen festhält, dass unter seinen urkundlich beglaubigten Vorfahren auch Kaiser Friedrich Barbarossa aufscheint45. Die Herrscherpersönlichkeit Meinhards II. hat darüber hinaus Forscher wie Rösch dazu verleitet, direkte Parallelen zwischen Meinhard II. und Friedrich II. zu ziehen und den stauischen Kaiser als großes Vorbild für das Agieren Meinhards zu sehen, der in seinem Land Tirol tatsächlich relativ moderne Strukturen aufbaute, wie sie jenseits der Alpen noch nicht bekannt waren46. Ich möchte hier eher den Überlegungen Riedmanns wie übrigens auch bereits Wiesleckers folgen und darin die Vorbildwirkung der italienischen Signoria insbesondere aber Veronas sehen, zu dessen – man möchte es nicht anders erwarten – durch und durch stauisch gesonnenen Signori, den Skaligern, der Tiroler engste Kontakte unterhielt47. Damit wären wir auch beim letzten Bezugspunkt der stauisch-tirolischen Beziehungen angelangt, die die Urkunde von 1282 erwähnt: Verona. Dass natürlich seinerseits das Vorbild Friedrichs auf die italienischen Signorie einwirkte, liegt auf der Hand. Und was bleibt noch an stauisch-tirolischen Beziehungen nach dem Tod Konradins? Die Urkunde von 1282 und die Tatsache, dass 14 Jahre nach dem Tod Konradins und 9 Jahre nach dem Tod Elisabeths von Bayern Meinhard alte tirolisch-stauische Beziehungen sowie alte Beziehungen der Tiroler nach Trient und «Italien» beschwört und nutzt, um sich als eigenständiger Herr im Gebirge zu legitimieren. Dass dabei in erster Linie mit Argumenten gearbeitet wird, die dem Grafen entgegenkommen, liegt auf der Hand. Der Trick besteht nicht darin, dass man etwa Unwahrheiten verwendet, sondern unliebsame Fakten auslässt und andere wiederum aus verschiedenen chronologischen Kontexten reißt und so zusammenbastelt, dass es ein für Meinhard stimmiges Bild ergibt. Dass diese Argumentation hielt, hat sicher nicht zuletzt damit zu tun, dass der Bischof von Chur diesen Sachverhalt vor Rudolf von Habsburg bezeugt, der selbstredend die Interessen des Tirolers vertrat. Tirol und die Staufer 205 Ja es lässt sich überspitzt beinahe die These formulieren, dass die Staufer als Geburtshelfer herangezogen wurden für die Bestätigung der rechtlichen Eigenständigkeit eines neuen Territoriums, das wir nunmehr als das «Land Tirol» bezeichnen… anmerkungen Vgl. G. rösch, Kaiser Friedrich II. und Tirol, in «Der Schlern», 69 (1995), Heft 12, SS. 722-732; J. riedmann, Die Beziehungen der Grafen und Landesfürsten von Tirol zu Italien bis zum Jahre 1335, Wien 1977 [Österreichische Akademie der Wissenschaften, philosophisch-historische Klasse, Sitzungsberichte, 307]; ders., Die Übernahme der Hochstiftsverwaltung in Brixen und Trient durch Beauftragte Kaiser Friedrichs II. im Jahre 1236, in «MIÖG», 88 (1980), SS. 131-163; ders., Die Bedeutung des Tiroler Raumes für die Italienpolitik Kaiser Friedrich Barbarossas, in e. engel – B. töPfer (Hg.), Kaiser Friedrich Barbarossa. Landesausbau – Aspekte seiner Politik – Wirkung, Weimar 1994, SS. 81-99. 2 J. schwalm, Constitutiones et acta publica imperatorum et regum, Bd 3, Hannover-Leipzig 1904-1906, [Monumenta Germaniae Historica. Legum Sectio IV. Band 3], SS. 299-300, Dokument Nr. 304. 3 Die Wiedergabe des Inhalts folgt im Wesentlichen dem Regest der Urkunde nach H. wiesflecker, Die Regesten Meinhards II. (1271-1295), Innsbruck 1952 [Publikationen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung. Vierte Reihe, erste Abteilung. II. Band, 1. Lieferung], S. 92, Regest Nr. 330. 4 H. oBermaier, 4.18 Kundschaft des Bischofs von Chur, in J. riedmann, Eines Fürsten Traum. Meinhard II. Das Werden Tirols. Katalog zur Tiroler Landesausstellung 1995, Schloss Tirol – Stift Stams1995, SS. 151-153, hier S. 151. Zur Auseinandersetzung mit dem Dokument vgl. auch H. doPsch, Landfrieden und Landesherrschaft. Beispiele aus dem Alpen- und Donauraum, in a. Buschmann – e. wadle (Hg.), Landfrieden. Anspruch und Wirklichkeit, Paderborn u.a. 2002 [Rechts- und Staatswissenschaftliche Veröffentlichungen der Görres-Gesellschaft, Neue Folge, Bd. 98], SS. 153-183, bes. S. 174; J. riedmann, Das entscheidende Jahrhundert in der Geschichte Tirols (12591363), in ders., Eines Fürsten Traum. Meinhard II. Das Werden Tirols. Katalog zur Tiroler Landesausstellung 1995, Schloss Tirol – Stift Stams1995. S. 27-58, bes. S. 41; H. wiesflecker, Meinhard der Zweite. Tirol, Kärnten und ihre Nachbarländer am Ende des 13. Jahrhunderts, Innsbruck 1995 [Schlernschriften 124], SS. 109-111. 5 Zur charismatischen und oft auch «mythisch» überhöhten Gestalt Mein1 206 christina antenhofer hards II. vgl. insbesondere wiesflecker, Meinhard der Zweite (wie Anm. 4) und riedmann, Eines Fürsten Traum (wie Anm. 4). 6 Vgl. wiesflecker, Meinhard der Zweite (wie Anm. 4), SS. 120-122; doPsch, Landfrieden und Landesherrschaft (wie Anm. 4), SS. 174. 7 Vgl. hierzu und zur bayerischen Situation doPsch, Landfrieden und Landesherrschaft (wie Anm. 4), SS. 158-163. 8 Ebd. S. 162. 9 Vgl. zum Thema des Tiroler Landrechts ebd. SS. 172-175. 10 Der Bezug zu Schwaben wurde von den bayerischen Herzogen vor allem als Zugeständnis an König Rudolf formuliert, damit dieser ihr Anliegen unterstütze, vgl. ebd. S. 174. 11 Vgl. riedmann, Die Übernahme der Hochstiftsverwaltung in Brixen und Trient durch Beauftragte Kaiser Friedrichs II. im Jahre 1236 (wie Anm. 1), S. 153. 12 Vgl. ebd. S. 153. 13 Wieslecker argumentiert, die Verfügung sei bisher nicht ausdrücklich widerrufen worden und habe sich deshalb um so eher im Gedächtnis gehalten, weil Trient auch kirchlich zu Aquileia und damit zu Italien gehöre. Vgl. wiesflecker, Meinhard der Zweite (wie Anm. 4), S. 109. 14 Vgl. ebd. S. 121; doPsch, Landfrieden und Landesherrschaft (wie Anm. 4), S. 174. 15 Zur Geschichte des Begriffes Tirol sowie den alternativ dazu verwendeten Bezeichnungen (Land im Gebirge, Etschland etc.) vgl. K. Brandstätter, „Tyrol, die herrliche, geirstete grafschaft ist von uralten zeiten gehaissen und auch so geschrieben…“. Zur Geschichte des Begriffes „Tirol“, in «Geschichte und Region / Storia e regione», 9 (2000), SS. 11-30 (italienische Übersetzung ebd. SS. 31-48). 16 Zur Bedeutung des geographischen Raumes Tirol vgl. riedmann, Die Bedeutung des Tiroler Raumes für die Italienpolitik Kaiser Friedrich Barbarossas (wie Anm. 1), K. Brandstätter, Zeit und Raum, in J. riedmann, Eines Fürsten Traum. Meinhard II. Das Werden Tirols. Katalog zur Tiroler Landesausstellung 1995, Schloss Tirol – Stift Stams1995, SS. 61-62. 17 Vgl. am ausführlichsten zur Tiroler Geschichte dieser Zeit J. riedmann, Mittelalter, in J. fontana u.a. (Hg.), Geschichte des Landes Tirol, I Von den Anfängen bis 1490, Bozen – Innsbruck – Wien 1985, SS. 291-698; einen kurzen Überblick bietet ders., Das entscheidende Jahrhundert in der Geschichte Tirols (1259-1363) (wie. Anm. 4). 18 Vgl. riedmann, Die Bedeutung des Tiroler Raumes für die Italienpolitik Kaiser Friedrich Barbarossas (wie Anm. 1), SS. 94-95. 19 Ebd. S. 95. 20 Vgl. dazu ausführlich riedmann, Die Übernahme der Hochstiftsverwaltung in Brixen und Trient durch Beauftragte Kaiser Friedrichs II. im Jahre Tirol und die Staufer 207 1236 (wie Anm. 1). 21 Zu Sodeger de Tito vgl. ausführlich ebd. SS. 148-159. «Sodeger entstammte vermutlich der in Tito ansässigen adeligen Familie, und er besaß in Tito ein Lehen. Dazu erhielt er vom Kaiser für seine Treue ein weiteres Lehen im benachbarten Corleto Perticara (…) bezeichneten ihn zeitgenössische Quellen in seinem neuen Wirkungskreis mehrmals als «de Apulia» oder «Apuliensis». Ebd. SS. 148-149. 22 Ebd. S. 153. 23 Riedmann weist darauf hin, dass bereits Philipp von Schwaben gut zwei Jahrzehnte vorher dem Markgrafen Azzo von Este die Appellation aus der Mark Verona mit Einschluss des Gebietes von Trient zugestanden hatte. Vgl. ebd. S. 153, Fn 135. Er verweist auf seine Arbeit: ders., Die Beziehungen der Grafen und Landesfürsten von Tirol zu Italien bis zum Jahre 1335 (wie Anm. 1), S. 21. 24 Zu den Anfängen Tirols gibt es eine Fülle von Publikationen. Ich beziehe mich bei den folgenden Ausführungen vor allem auf riedmann, Das entscheidende Jahrhundert in der Geschichte Tirols (wie Anm. 4) und ders., Mittelalter (wie Anm. 18). 25 Vgl. riedmann, Das entscheidende Jahrhundert in der Geschichte Tirols (wie Anm. 4), S. 34. 26 Vgl. ebd. S. 39; Brandstätter, Zur Geschichte des Begriffes „Tirol“ (wie Anm. 16), S. 15. 27 Vgl. riedmann, Die Bedeutung des Tiroler Raumes für die Italienpolitik Kaiser Friedrich Barbarossas (wie Anm. 1), S. 93. 28 Stauische Bezüge der Tiroler werden vor allem von Wieslecker betont, vgl. wiesflecker, Meinhard der Zweite (wie Anm. 4), insbes. SS. 18-35. So betont er die Heiratsbündnisse zwischen Tiroler, Görzer und Andechsern als das Schließen eines «ghibellinischen Alpenbund», der zur mächtigsten Stütze der stauischen Sache in den Alpen wurde. Ebd. SS. 18-19. 29 Vgl. riedmann, Die Beziehungen der Grafen und Landesfürsten von Tirol zu Italien bis zum Jahre 1335 (wie Anm. 1), SS. 17-31. 30 Vgl. F.-H. hye, Innsbruck. Geschichte und Stadtbild bis zum Anbruch der Neuen Zeit, Innsbruck – Wien 1980 (Tiroler Heimatblätter, 2/1980), S. 15. 31 wiesflecker, Meinhard der Zweite (wie Anm. 4), SS. 16-17. 32 Vgl. ebd. S. 18. 33 Vgl. rösch, Kaiser Friedrich II. und Tirol (wie Anm. 1), S. 725. 34 Vgl. riedmann, Die Übernahme der Hochstiftsverwaltung in Brixen und Trient durch Beauftragte Kaiser Friedrichs II. im Jahre 1236 (wie Anm. 1), S. 163. 35 Vgl. rösch, Kaiser Friedrich II. und Tirol (wie Anm. 1), S. 722. 36 Vgl. wiesflecker, Meinhard der Zweite (wie Anm. 4), S. 26. 37 Vgl. zu dieser Heiratsverbindung ebd. SS. 38-40; riedmann, Das ent- 208 christina antenhofer scheidende Jahrhundert in der Geschichte Tirols (wie Anm. 4), S. 39. 38 Die Bewertung dieser Heiratsverbindung ist sehr schwierig. Wieslecker führt aus, dass die Gründe, wie diese Verbindung zustande kam, im Dunkeln liegen. Die Hochzeit selber wurde als einfache «Familienfeier» in München zelebriert – was sehr ungewöhnlich ist, da gerade Hochzeiten üblicherweise genutzt wurden, um sich repräsentativ zur Schau zu stellen. Laut Wieslecker hätten sich die bayerischen Schwäger und ihre Schwester bei der Hochzeit dem Grafen «rar gemacht» und das Gerücht genährt, er habe den königlichen Stand der Schwester verletzt. Auch habe Konradin die Ehe lebhaft verurteilt (vgl. ebd. S. 39). Es ist jedoch undenkbar, dass Elisabeth als Witwe ohne Einwilligung ihrer Brüder und nächsten männlichen Verwandten hätte heiraten dürfen. So betont etwa Riedmann umgekehrt, dass diese Eheverbindung neben einer unübersehbaren Erhöhung des allgemeinen Ansehens Meinhards auch die Begründung guter Beziehungen zu den bayerischen Landesfürsten nach sich zog. [Vgl. riedmann, Das entscheidende Jahrhundert in der Geschichte Tirols (wie Anm. 4), S. 39]. Vielleicht zeigte also Elisabeths Ehe mit Meinhard umgekehrt auch an, dass ihre Position als Witwe Konrads IV. nicht die beste war, dass sie vielleicht doch keine so gute Partie war? Andererseits manifestiert sich das Rangbewusstsein Elisabeths durchaus darin, dass sie sich fortan «Königin von Tirol» nennt. [Vgl. wiesflecker, Meinhard der Zweite (wie Anm. 4), S. 40] 39 Zur Beziehung Meinhards und Konradin vgl. wiesflecker, Meinhard der Zweite (wie Anm. 4), SS. 45-51; riedmann, Das entscheidende Jahrhundert in der Geschichte Tirols (wie Anm. 4), SS. 39-40. 40 Vgl. wiesflecker, Meinhard der Zweite (wie Anm. 4), SS. 53-57. 41 Vgl. W. köfler, Die Gründung von Stift Stams, in riedmann, Eines Fürsten Traum. Meinhard II. Das Werden Tirols. Katalog zur Tiroler Landesausstellung 1995, Schloss Tirol – Stift Stams1995, SS. 339-340 sowie den Beitrag von Romedio Schmitz-Esser in diesem Band. 42 Vgl. wiesflecker, Meinhard der Zweite (wie Anm. 4), S. 60. 43 Vgl. riedmann, Die Beziehungen der Grafen und Landesfürsten von Tirol zu Italien bis zum Jahre 1335 (wie Anm. 1), S. 242. 44 Vgl. ebd. SS. 244-245. 45 Vgl. A. mörl, Erinnerungen aus bewegter Zeit Tirols 1932-1945, Innsbruck 1955 (Schlern-Schriften 143), S. 86. 46 Vgl. rösch, Kaiser Friedrich II. und Tirol (wie Anm. 1), SS. 725-732. 47 Vgl. wiesflecker, Meinhard der Zweite (wie Anm. 4), SS. 204-205; ausführlich riedmann, Die Beziehungen der Grafen und Landesfürsten von Tirol zu Italien bis zum Jahre 1335 (wie Anm. 1).