Ringvorlesung Nachhaltigkeit
Quader mit den Logos der UN-Nachhaltigkeitsziele

Ringvorlesung Nachhaltigkeit

Aktuelle Perspektiven und Themen der Nachhaltigkeitsforschung
Quader mit den Logos der UN-Nachhaltigkeitsziele
Foto: AdobeStock

Gesellschaftliche "Zauberformel" im Fokus der Forschung

Mit dem Aufstieg der Nachhaltigkeit zu einem der wirkmächtigsten Begriffe der Gegenwart hat sich auch die Nachhaltigkeitsforschung verändert. Die Reduktion auf primär ökologische Fragestellungen ist längst der Einsicht gewichen, dass sich in der aktuellen Krise der Nachhaltigkeit ökologische, ökonomische, soziale und kulturelle Fragen verschränken.

Dementsprechend vielfältig ist auch die Landschaft der Nachhaltigkeitsforschung geworden: Während in naturwissenschaftlichen Disziplinen bspw. biogeochemische Zusammenhänge im Erdsystem untersucht und die Auswirkungen des globalen Umweltwandels modelliert werden, setzen sich die Sozial-, Kultur- und Geisteswissenschaften z. B. mit den strukturellen Gründen gegenwärtiger Produktions- und Konsummuster auseinander oder untersuchen künstlerische Visionen ökologischer Zukünfte. Die verschiedenen Forschungsrichtungen und Ansätze unterscheiden sich dabei nicht nur in Bezug auf ihren Gegenstand und ihr Erkenntnisinteresse, sondern auch hinsichtlich ihres Wissenschaftsverständnisses und ihres normativen Anspruchs.

Die Ringvorlesung bietet einen Einblick in aktuelle Fragen, zentrale Themen und Kontroversen der Nachhaltigkeitsforschung und stellt unterschiedliche disziplinäre Zugänge zu Nachhaltigkeitsproblemen vor. Die Veranstaltung ist offen für Interessierte aller Fachrichtungen und Studiengänge.

Information

Die Ringvorlesung findet Donnerstags von 16–18 Uhr c. t. im HS E028 am Ernst-Abbe-Platz 8 statt (der Raum befindet sich unterhalb der Mensa am Campus). Die Teilnahme ist offen für alle Interessierten. Studierende, die sich die Veranstaltung für das Zertifikatsprogramm Nachhaltigkeit anrechnen lassen möchten, können sich auf Friedolin über das Vorlesungsverzeichnis (Veranstaltungen im Bereich NachhaltigkeitExterner Link) anmelden und erhalten Zugang zum Moodle-Kurs mit weiterführenden Informationen und Materialien. 

Termine im Sommersemester 2024

  • 11.04.2024 | Nachhaltigkeit und Humor (Dr. Karsten Gäbler)

    Das Leben in der globalen Nachhaltigkeitskrise scheint auf den ersten Blick nicht viel Anlass zu Heiterkeit und Belustigung zu geben – zu ernst die jetzt schon sichtbaren Folgen, zu groß die zukünftigen Bedrohungen, zu düster die langfristigen Aussichten. Und doch mehren sich in den Nischenbereichen der "Großen Transformation" die Plädoyers für einen humorvollen Umgang mit den Herausforderungen der Gegenwart. Öko-Kabarett, Klimawandel-Meme oder Science Fiction Satire z. B. scheinen – allen Unterschieden zum Trotz – von der Überzeugung getragen, dass den Krisen der Gegenwart mit Ernsthaftigkeit allein nicht beizukommen ist. Der Vortrag nähert sich dem Verhältnis von Humor und Nachhaltigkeit in theoretischer wie empirischer Form. Er begibt sich auf eine Suche nach den Orten humoristischer Bearbeitung der globalen Nachhaltigkeitskrise und analysiert die Potenziale des Humors zum Anstoß positiver Veränderungen.

    Dr. Karsten Gäbler ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Technische Umweltchemie der Friedrich-Schiller-Universität und Koordinator des Zertifikatsprogramms Nachhaltigkeit. Mehr Informationen finden Sie hier.

  • 25.04.2024 | (Über) Nachhaltigkeit kommunizieren: Perspektiven aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft (Prof. Dr. Irina Lock)

    Nachhaltigkeit ist in aller Munde, doch was darunter verstanden wird, unterscheidet sich oftmals deutlich in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Das zeigt sich an Greenwashing-Anschuldigungen gegen Unternehmen, unterschiedlichen politischen Einschätzungen, was "grüne" Energie ist, oder Kluften zwischen nachhaltigen Einstellungen und allzu menschlichem Handeln. Der Vortrag gibt Einblicke, wie Nachhaltigkeit in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft verstanden und – strategisch – verhandelt wird und welche Rolle glaubwürdiger Kommunikation zukommt.  

    Prof. Dr. Irina Lock ist Professorin für Strategische Kommunikation an der Friedrich-Schiller-Universität. Mehr Informationen finden Sie hier.

  • 02.05.2024 | (Auf)Wachsen in Zeiten multipler Krisen: Wie sich Klima- und Umweltkrisen auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen auswirken (Prof. Dr. Julia Asbrand)

    Neben direkten Folgen beispielsweise durch Extremwetterereignisse wie Starkregen und Dürren leiden gerade Kinder und Jugendliche auch psychisch unter den Folgen ökologischer Krisen. Der "Star" unter diesen ist aktuell die Klimakrise. Der Vortrag beschreibt die psychosozialen Folgen der Klimakrise wie auch Mechanismen, wie ökologische Krisen zu individuellen Krisen werden. Zudem wird die Frage beantwortet, wie eine Kinder und Jugendliche individuell aber auch die Gesellschaft mit diesen funktional umgehen kann. In einem letzten Teil werden sogenannte Co-Benefits von Klimaschutz in den Blick genommen und beleuchtet, welche positiven psychosozialen Auswirkungen durch Klimaschutz gewonnen werden können.

    Prof. Dr. Julia Asbrand ist Professorin für Klinische Psychologie des Kindes- und Jugendalters an der Friedrich-Schiller-Universität. Mehr Informationen finden Sie hier.

  • 16.05.2024 | The power of narrative in creating a circular economy (Prof. Dr. Sina Leipold)

    Narratives are critical to develop and implement solutions for global environmental change. While many scholars critique that established narratives prevent us from developing policy outcomes that sufficiently address global environmental change, little systematic research on how to change these narratives exists. This talk offers insights into options to (not) change narratives from the field of circular economy. As the circular economy sparked a lot of enthusiasm to advance sustainability transitions, it offers valuable insights into the dynamic development of narratives and the plurality of solution pathways for global environmental change.

    Prof. Dr. Sina Leipold leitet das Department Umweltpolitik am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) Leipzig und ist Professorin für Umweltpolitik an der Friedrich-Schiller-Universität. Mehr Informationen finden Sie hier.

  • 30.05.2024 | Der steinige Weg für mehr Nachhaltigkeit im Städtebau (Dr. habil. Martin Gude)

    Seit Jahrtausenden werden Städte gebaut, und die natürliche Umwelt im Stadtgebiet wird dabei stark modifiziert. Im Laufe der Zeit sind Städte zu enormen Importeuren von Ressourcen geworden, vor allem auch für die Baumaterialien selbst. In der Frühzeit des Städtebaus, bspw. in Mesopotamien oder in Südamerika, haben die Erbauer aus logistischen Gründen vor allem lokale Baumaterialien genutzt. Aber angesichts immer günstigerer und leistungsfähigerer Transporttechnologien für die in der Regel schwergewichtigen Baumaterialien spielt Lokalität eine immer geringere Rolle. Ebenso ermöglichte immer günstigere Energie eine Entwicklung hin zu extrem energieaufwändigen Baumaterialien. Beides ging zu Lasten der Nachhaltigkeit, vor allem hinsichtlich des Klimaschutzes. Mehr Nachhaltigkeit im Städtebau erfordert eine – angesichts des Zeitdrucks für die Umsetzung – Revolution bei den Baumaterialien, und in Teilen eine Renaissance althergebrachter Baustoffe, wie Holz und Lehm. Modern interpretiert wird das sogar zu mehr Qualität für Wohnen und das städtische Umfeld führen. Und Holzbau wirkt durch die Bindung von CO2 im Baustoff sogar doppelt klimaschonend. Aber nach wie vor müssen noch viele Hemmnisse gegenüber nachhaltigem Städtebau weggeräumt werden.

    Dr. habil Martin Gude ist Leiter der Abteilung 2 – Bauen, Wohnen und Stadtentwicklung am Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft (TMIL). Mehr Informationen finden Sie hierExterner Link.

  • 13.06.2024 | Was sich (nicht) in Gold aufwiegen lässt. Die direkten und indirekten Folgen des Bergbaus für Wasserressourcen (Quirina Roode-Gutzmer)

    Obwohl Bergbau durchschnittlich weniger als 5 % des globalen Wasserbedarfes beansprucht, sind damit verbundene Eingriffe in den Wasserhaushalt auf lokaler und regionaler Ebene in der Regel enorm. Im Vortrag werden anhand des Vergleichs von zwei Standorten in Südafrika und Deutschland die wasserbezogenen Auswirkungen bergbaulicher Eingriffe mittels der Methodik des Full-Cost-Accountings betrachtet. Dies ist vor allem für die umfassende Bewertung von Auswirkungen neuer Bergbauprojekte in den überwiegend wasserarmen Rohstofferzeugerländern des globalen Südens von Bedeutung.

    Quirina Roode-Gutzmer, M.Sc. ist Chemikerin und Research Scientist bei der Wismut GmbH.

  • 20.06.2024 | Alles fließt? Soziologische Perspektiven auf Nachhaltigkeitskonflikte (Prof. Dr. Stephan Lorenz)

    Ideen der Nachhaltigkeit haben eine erstaunliche Karriere genommen. Sollten zunächst einige soziale Aspekte stärker bei der Bearbeitung von 'Umwelt'-Problemen berücksichtigt werden, verbindet sich heute mit den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN die Hoffnung auf Lösung nahezu aller großen Menschheitsfragen. Damit vervielfachen sich allerdings auch die gesellschaftlichen Konflikte um nachhaltige Entwicklungen. Im Vortrag werden, u. a. am Beispiel sozialer und ökologischer Probleme der Wasserversorgung, verschiedene Arten von Konflikten unterschieden. Daraus werden jeweils besondere Anforderungen an Lösungsperspektiven abgeleitet.

    Prof. Dr. Stephan Lorenz ist außerplanmäßiger Professor für Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität. Mehr Informationen finden Sie hier.

  • 04.07.2024 | Concrete Jungle: Eine multidimensionale Betrachtung von Städten im Angesicht des Klimawandels (Pascal Schlechtweg)

    Städte sind lebendige Organismen, die sich ständig unter dem Einfluss verschiedener Faktoren wandeln. Neben der Infrastruktur und der sozialen Zusammensetzung spielt das Stadtklima eine entscheidende Rolle für das Leben der Bewohner/-innen. Auf der einen Seite machen sich steigende Temperaturen in Städten besonders stark bemerkbar, wo dicht gedrängte Gebäude und fehlende Abkühlung sogenannte Hitzeinseln schaffen. Auf der anderen Seite sollen laut Prognosen bis zum Jahr 2050 zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben. Dieser demographische und klimatische Wandel wird Ressourcen wie Wohnraum, Infrastruktur und Wasser enorm belasten. In den kommenden Jahrzehnten werden Städte also gleich doppelt herausgefordert: durch den globalen Klimawandel und die wachsende städtische Bevölkerung. Der Vortrag ordnet Stadtklima in einen physischen und sozialen Kontext ein und gibt einen Überblick über die Entstehung und Bedeutung.

    Pascal Schlechtweg ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Geoinformatik der Friedrich-Schiller-Universität. Mehr Informationen finden Sie hier.

Kontakt

Karsten Gäbler, Dr.
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Lehrstuhl Technische Umweltchemie
Philosophenweg 7a
07743 Jena Google Maps – LageplanExterner Link