Geschlechtsbeschreibung der
FamiUe Schilling von ...
nolc
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v^^ic Familie
8ci)fl|{ng von Canstatt/
Viitua noMlidat
lieidelberg 1905
Carl C<^inter'8 Unlversitötsbucbbandlung
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SchllliDg, Ge«cblechUb«80hreibung 1906.
Ansicht der Sladt Cunustati
Cul WtiUr'i tnlTcnlttlabuc
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Greschlechtsbeschreibung
der Familie
Schilling von Canstatt
als
Neubearbeitung und Fortsetzung der
Geschlechtsbeschreibung derer Familien von Schilling von
Karl Friedrich Freiiierm SehiUing von Canstatt (1807)
ba«(b«ltM dordi
Ernst Freiherm Schilling von Canstatt
Mit 30 Tafeln und a Stammtafeln
VMm naMIMat
Wappeüdf vi<?e derer
SctulUag voo Canstatt
* « * 4c « HC Heidelberg 1905
Carl Winter's UnivcraitfttsbuchhandltinK
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Vorwort.
Wenn der Bearbeiter dieses Baches sein Tagewerk allen
lieben Angehörigen und Anverwandten m diesem Augcu blick
überreicht, fühlt er sich in GoHnnkon beiaiigeu, ob nun sein
Können und scm Wollen einander glücklich ergänzen mögen.
Es ist mühsame Arbeit gewesen; es war aber ein überaus ernstes,
feierlicfaes Schauspiel, beginnend gleichsam mit einer stillen Geister*
parade, die aus dem Dämmersehein deutscher Vorzeit empor>
schwebte und stumm und doch so vielsagend vorüberzog, gefolgt
zum Schluß von einer zahlreiolion bunten Schar lebensfreudiger
Kinder der Gegenwart; es war eine seltsame Musterung von mehr
denn dreihundert H&uptem eines Geschlechts, die in nahezu
acht Jahrhunderten gelebt, geliebt, gelitten, gehofft und gerungen
haben bis an ihr selig Ende.
Aber kein nichtiger Ahnenkult war nun den späten Enkeln
letzter Beweggrund, daß sie ihres uralten Geschlechtes Geschichte
sammeln üeßen; sie führen nicht müßige Klage um verlorene
Rechte aus cguter alter Zeit»; sie lassen nur den einen schönen
Eindruck bleibend bei solcher Rflckschau nach der Vergangenheit
auf sich wirken: welch eine Fülle von Menschenschicksal! welch
eine Fülle von Menschenglück und Menschenleid ! welch ( in licfer
Blick in die geheimnisvolle Rüstkammer der Vorsehung und
welch ein Mahnruf an die Nachkommenschaft, den
FamilienslnB als ein Grundgefühi aller Gefühle für das
Vaterland, als ein köstlich Kleinod zu hegen und zu
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IV
Vorwort.
fördern, ihn blank und adelig zu erhalten, dem Namea
und WappenBcbild gleich, die ihnen allen von ihren Vor-
fahren überkommen sindl
Viel&ch galt ea KichtigsteUnngen vornrteUsfrei dnrebzafühxen,
neben ernster gewissenhafter Würdigung des Verdienstes galt es
Überhebnngen zu beseitigen und düstere traurige Zeiten sachlich
und ohne Umschweife zu beleuchten; denn wenn irgend wer in
der menschlichen Gesellschaft reif sein soll für eine unaufhalt-
sam nahende Zeit^ die jeder Menschenwürde gerecht werden will,
so ist es der Adel, der beweist, daß er «die gute alte Zeit» ver-
standen und gründlich mit ihr gebrochen hat Keine Gesinnung
würdigt den Edelmann mehr herab als die überlebt-feudale.
Darum : Augen auf! in die Zukunft gleichermaßen wie in die
Vergangenheit« Treue un4 liebe im deutschen Herzen für Kaiser
und Landesherm, für Vaterland und heimischen Herd, littsrlich
gegen Frauen, Freund und Feind, begeisterungsiUhig für alle
Kunst, für alle Weltweisheit ; aber ein Kind im Glauben an himm-
lisclie Güter; das wiire ein Freiherr, den Gott begnadet hat, der
«baro liber> von Grund aus.
Andeie Gedanken haben den Bearbeiter bei seinem immerhin
mühevollen, aber herzerfinschenden Werke mcht geleitet, und er
ist einig in diesem Bewußtsein mit dem ersten Urheber dieses
Buclit's, mit semeni ürgroßvattir Karl Friedrich Schilling von
Canstatt.
Und damit tausend Dank allen denen, die ihn in so weit-
läufiger Arbeit mit Rat und Tat unterstütst haben.
Schiaß Hornegg in Gunduisiieim
am Neckar, den 1. Mai 1905.
Der Bearbeiter.
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Einleitung und geschichtliciier Überblick.
Das BedffcrfQis der Familie, jetzt, nach nahezu hundert Jahren,
die von dem Geheimrat Karl Friedrich Schilling von Ganstatt
mit wahrhaft bewundernswertem Fleiß bis zum Jahr 1807 aos-
gearbeitete Geschleohtsbeechreibung bis auf die Gegenwart fort-
gesetzt zu sehen, gab zugleich Anregung, das Werk auf den alten
Text hin su prüfen, um es duroh inzwischen gemachte historische
Forschungsergebnisse zu verbessern, su erwdtem.
Es war Pflicht der Pietät und geschah auch auf Wunsch der
Familie, nach Möglichkeit den ursprünglichen Wortlaut beisu-
behalten; aber im Interesse einer besseren Überslcbt sehien es
dringend geboten, die Vielteihgkeit und Edchhaltigkeit des Buches
durch Ausscheidung aller die Familie Yon Schilling nicht aus-
schließlich betreffenden Kompendien tunlichst su beschrftnken,
gewiß ohne den Wert der letsteren irgendwie herabmindern zu
wollen.
In erster Linie wurde durch dies Verfahren eine Reibe von
Beilagen, welche in der alten Geschlechtsbescfareibung einen ge«
sonderten Abschnitt gebildet» unter die Lebensbeschreibungen der
einsehien Familienmitg^eder jeweils zeit* und sachgemäß vertdlt.
Andere, wieder weniger interessante und minder widitige Urkunden
wurden beiseite gelassen. Es wurde der Ton dem bisher üblichen
Stammbaum der Familie an einseinen Stellen abweichende Stamm-
baum ObMibosers, beeoigt von Herrn Th, Schont mitaufgenommeo,
welcher von 1284 bis Ende des 16. Jahrhunderis reicht, jedoch
in den Lebensbeschr^bungen weiter kein Bezug darauf genommen.
San Besitz war jedoch sehr wünschenswert. An Stelle der alten,
auf m^me Blätter verteilten Stammtafel ist eine neue, auf emem
einzigen Bogen entworfene getreten, bei der jede Person ihre dgene,
DuBUle BehUUiig von OMMtatt.
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S ElalttUmg und gasehiohüicher Überblick.
fortlauf( Ilde Xummer führt, welche mit der Nummer iu der Reihe
der Lebeusbeschreibuugeu, auch nach dem alten Famiücubucb
übereinstimmt
Man bediene sich also neben dem Rcgistor auch der
Btainmtafel zum Nachschlagen, um zugleich das Verwandt-
schaftsverhältnis der Personen zueiniinder festzustellen. Durchaus
neu in die Stammtafel einzufü.^'ende Pers'tmn tr;iu;en, damit die
Reihenfolge der alten Geschleclitsbescbitihung beil»ehalU'n werden
konnfo, die durch die Bucbsiaben des Alphabetes moditizierte
Nummer der vorangcbtudeu Perf^on.
Auf Beschreibung aller Ortlich keiten, wekiie Jür die Familie
von Interesse sein müssen, ist jeweiln Kücksiclit genommen, und
diese ijesclireibungeu bind ebenfailö in der Rt ilie der I>f l> n nn-
Ftände an entsprechender Stelle einbezogen w<udeu. Ein dies-
bezügüches Register erleichtert das Nachschlagen.
Wo bezüglich der Quellen und Urkunden nichts besonders
erwähnt worden ist, muß auf das alte Familienbuch verwiesen
werden, dessen Angaben als erjtrobt Tiiid bewillirt gelten, insofern
dies vcm den Quellen täclbst gesagt werden kann. Die Aas-
scheidung <ler Stammtafeln fremder, ausgestorbener mid verwandter
Geschlechter, sowie die mit ho großem Fleiß ausgt^führten Ahnen-
tafeln der Schillhig von Canstatt, bedeutet bei der heutigen Zu-
gänglichkeit der Archive und großem öffentlichen Büchereien
schwerlich einen emplindlichen Verzicht, wo sie den Umfang des
Buches in so günstiger Weise beschrankt. Dies Verfahren
brachte notwendig die Titeländcrung des Buches mit sich.
¥jä mußte bei der Masse der Neueinfügungen in den alten Text
Abstand davon genommen werden, diese besonders zu kenn-
zeichnen, da etwa ein Wechsel im Druck oder die reichliche Au-
wendung von diesbezüglichen Interpunktionszeichen den Leser
stören würden. Dabei wurde an verschiedenen Stellen in den
Lebensbesclurelbimgen versucht, den historischen Zusammenhang
der Ereignisse eingehender darzustellen, als er vorhanden ge-
wesen; dies namentlich bei Bertold V., Ulrich H. und s])äter bei
Ludwig Friedrich. In der vor allem wichtigen Geschichte Georgs
des Johanniter-GroßbaiUy konnte die von Dr. H. Meisner heraus-
gegebene Sammlung seiner Briefe an den Ordensgroßmeister von
Haitstein nicht aufgenommen werden, doch ein ihn betreffendes,
höchst wertvolles Urkandenblatt, ebenso sind jetzt Passagen ans
der bekannten Zimmerschen Chronik wörtlich wiedeig^eben.
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Einleitofig und geecbichtUch^ Überbiick.
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Eine in Köln 1880 durch Viktor von Schilling neu erworbene
Urkunde: der Heiratsbriei des Johann von Schilling mit Anna
von Sperberseck ist an Ort und Stelle eingefügt, desgleichen die
Stiflungsurkunde der Agnes von Münchingen. Die Persönlichkeit
Ludwig Friedrichs, des Generalmajors des Schwäbischen Kreises
aus der Zeit nach dem 30jährigen Kriege, dürfte, wie /u hoffen
ist, durch Heranziehung ziemlich detaiUierter Nachrichten üher
seine vielfachen Kriegserlebnisse, sowie durch seine Briefe dem
Leser ungleich schärfer und deutlicher in die Erscheinung treten.
Mit der Kuithninig Wilhelm Friedrichs mit Hohenwettersbach
durch den Mark<;r;ifeu Karl Ludwig von Baden erfolgte dann
1725 (he Verpflanzung der Familie aus Schwaben nach Baden.
Das Lager- und nunmehrige Grundbuch von Hohenwettersbach,
Dokumente, Privathnefo, schriftliche sowie mündücbe Über-
lieferungen und Tagebücher boten für die letzten Zeiten ersprieß-
liche Beiträge für die Fortführung der Familiengeschichte bis in
die Gegenwart.
Ehlen erhebhchen Zuwachs erfahr eudüch das Familienbucii
durch das von Herrn Throdor iSchön in Stuttgart dem Bearbeiter
gütigst zugestellte llegestenmaterial aus württembergischen und
badischen Archiven, Bibliotheken, I Registraturen u. s. w. Die Fa-
milie ist Herrn Schön zu wärmstem Dank verpiüchtet. Weitaus die
meisten dfrjenigen Noti/eu der ältern Zeit, denen eingeklammerte
Quelleiiuiigaften angelugt sind, verdanken wir Herrn Th. Schön.
Diese Regesten brachten in jeder Bezielmng Neues, manche
Belege und Richtigsteliungeu, Durch diese Regesten sind aurh
bis jetzt unbekannte Vorfahren, uanientlich im 14 Jahrhundert,
einiTf K-iht worden, wodurch aber die Nummerlolge sowohl des
Stammbaums, als auch der Lebensbeschreibung nicht irritiert
worden ist. Es muß darauf aufmerksam gemacht werden, daß
bei sf hr häutig gleichlautenden Namen, zumal in ein und der-
selben Familie, die Entscheidung zuweilen schwer ganz richtig zu
treffen ist, auf welche Person diese oder jene Urkunde oder Nach-
richt zu beziehen ist. Vor allem wichtig war, daß durch
diese Regesten nun tatsächlich ein Besitzstand der Fa-
milie in ihrem ältesten Wohnsitz festgestellt werden
konnte, und zwar auf der Alteuburg bei Cannstatt^ Die
Kegesteu beginnen 1268, und der Aufmerksamkeit des Lesers
' Durch Familienbeschluß wurde bestinimt, daß die Familie nch Schilling
woa OanfUtt ochnibt; die Stadt tvifd Oannatatt geschrieben.
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EinleitaDg and geedbichtlidier Überblick.
wird nicht entgehen, daß namentlich in der ersten Zeit bis 1400
gar manches im Veigleich zum alten Familienbach sich ge-
ändert hat.
Eine erhebliche Änderung im Gegensatz zum alten Familien-
buch ist die Weglassung aller Dicht schwäbisohen Familien
von SchiUiDg. All diese Geschlechter, die Schweizer, die aus
Weißeuburg im Elsaß stammenden Schlesier, die Lalmsteiner, die
westßlhschc aus Buxford stammende FamiUe und die baltischen
Familien, welche sich nicht von Cannstatt schreiben, sind
nicht mit dem schwäbischen Schilling von Canstatt stammver^
wandt. Von berufener Seite ist schon darauf hingewiesen worden:
Familien des Vradels verschiedenen Namens, aber mit
gleichem Wappen (z. B. Venningen, Remchingen, ebenso Göler,
Menzingen, Helmstadt) sind stammverwandt; Familien des
Uradels gleichen Namens, die aber verschiedene Wappen
führen, sind nicht stammverwandt. Es bleibt indessen eine
offene Frage, ob dieser Satz grundsätzlichen Wert besitzt.
Es bleibt also noch zu ermitteln beztiglich der in Rußland
lebenden von Bchilüng, ob tatsächlich vom deutschen Orden her
Nachkommen der Schilling von CSanstatt, speziell vielleicht des
W'iguk'us Schilling, in RuOiand fortleben. Daß solche russische
Schilling von Ganstatt von Paul Schillings Bruder Alexander
her vorhanden sind, ist sehr wahrscheinlich, konnte ind^sen
augenblickUch der Kriegsseiten halber nicht genan erforscht
werden. Die esthländischen und kurl&ndischen SchiUing jedoch,
die sich nicht von Canstatt schreiben, sind mit dem schwäbischen
Stamm nicht in Beziebimg zu bringen und die EurlAnder, die
von den Westfalen in Buxford (auch gibt es oder hat es in Ruß-
land eine Familie von BoxhOwden gegeben) stammen wollen,
kdnnen diese Behauptung der Wappenvenchiedenheit beider Ge-
schlechter wegen schwoüch aufrechterhalten.
Was überhaupt das Wappen des schwäbischen Stammes be-
trifEt, sdiemt in Zeiten, wo Wappen beim niedem Adel flberiianpt
erst üblich geworden, also im 12. oder 13. Jahrhundert^ die Fa-
inilie der SchiUing mit andern in der Stadt Gannstatt eingesessenen
Mmisterialen-Geschlechtern, denen von Ganstatt und den Gllnli
oder CSanli, das Wappen mit der Kanne gemeinsam gehabt m.
haben. Die Stadt selbst hat das gleiche Wappen mit der Kanne,
aber wohl erst später angenonmien, nachdem die ursprüngliche
Bedeutung des Namens Cannstatt verwischt und veigeBsen war;
Efnlcitang qnd geacbiebtticher ÜbarUiek.
5
denn «die altdeufschen Stammsylben Can, Kan, Chan, Cbaan
Cond» sind nach Gustav Schwab «nichts anderes als Variationen
dee bekannten Wortes Kunne, was Familie, Sippschaft bedeutet».
Cannstatt hieße also «Stätte der Geflippten, Burg der Verwandten,
Vettern Schaft» oder steckt der Personeimaine Cando darin.
Wie nun die SchUling von Canstatt zu der Kanne in ihrem
Wappenachild gekommen, darüber läßt sich aohleehtweg nichts
feststellen; gewiß jedoch ist, daß diese Kanne mit dem Erb-
schenkenamt im Henogtom Schwaben nichts xu tun hat Um
nun neben der Herleitang des Namens Cannstatt auch eine solche
des Namens SefaiDing zu geben, sei auf Dr. B. KapSb Veizeiehms:
«Dentsdie Vornamen mit dm von ihnen abstammenden (Jeschlechts-
namen» hingewiesen, wonach Schilling aus dem zur Namen-
Inldung verwendeten Stamm skild gebildet ist, was Schild bedeutet.
Um Baum su sparen, mußte bei der Neubearbeitung des
Familienbuches von einer zusammenfassenden Wiedeigabe der
Geschichte des schwftbisohen Oeschlechtefl abgesehen werden;
aber auf eine kurze ROckschau aber wichtige geschichtliche
Epochen, in denen wir den Namen der Schilling von Canstatt
Dennen hören, ist nicht zu verzichten.
Weicher Schilling in den wilden Fehden Eberhards des Er-
lauchten gegen die Kaiser Heiniich Vn. und Rudolf von Habs-
buxg mit zu Felde gezogen, ist uns nicht Qberliefert, aber damals
hat das Geschlecht seine heimaäichen Stammsitze dngebüßt, als
Stat^art seine Mauern verlor und um Cannstatt her ö Burgen in
Schutt und Asche sanken.
Seit jener Zeit dieser unstete, ruhelose, rastlose Zug in der
Familie, seit jener Zeit diese untilgbare liebe zum Waffenhandwerk.
Wenig fiomme Stiftungen sind verzeichnet, viel Absagebriefe,
onzühlige Iknschvertrfige erhalten bis um die Jahrhundertwende
vor dem Konstanzer KonzO, dessen Chronik auch die Schillmg
als Gllste der Stadt am Bodensee noint In den Hussitenkriegen,
in Freußen unter dem deutschen Orden stehen die Schilling im
Felde, in den erbitterten Fehden daheim in Schwaben oder auf
der Walstatt vor Seckenheim wider den Pfälzer Fiitz geben sie
Blut und Freihidt dahin. Auch ihren Kindern und Kindeskindem
waren keine Medlicheren Tagö beschieden. Württembergs Herzog
geächtet und landflüchtig, Brand und Blutvergießen allenäialben
in Schwaben, Franken und am Rhein durch den Aufruhr der
Bauern, in allen Herzen die Angst und der Zweifel tun den
6
Einleitoug und geochicbtikber Überblick«
rechten Christonfijlauben — es ist seltsam, daß in solcher Zeit des
Zwiespalts diesem Geschlecht sein treffüchstcr Sohn entsprossen :
Jerg Schülhig, der Johanmterffroßbaüly. Man darf saften, sein Arm
hat vor andern seinesglciclien die Sache des Deutschtums, des
Christentums und der gesamten Kultur weit seines Zeitalters helden-
haft gegen Barbaien verfochten. Er selbst, ein grimmer Feind
der Lutherischen, hat wohl noch manchen seiner Sippe dem neuen
Glauben sich zuwenden sehen. Er starb, noch ehe sein Kaiser
des Herrachens müde ward, noch ehe zu Augsburg Glaubensfriede
geschlossen worden. Dann zog das Jahrhundert des großen
Krieges herauf, die Generationen unseres Geschlechtes lichten eich
zusehende, spärliche Nachrichten aus jenen Schreckenszeiten sind
bis auf uns gelangt; aber mit Grausen gedenken wir unsrer Vor-
fahren, wenn wir lesen, was Schwaben erduldet hat nach dem
Tage von Nordimgen.
Eis ist eine derbe Kraftprobe, wenn ein Geschlecht Zeiten
überdauert, die es wirtechaftlich erschüpfon und moralisch tief
erschüttern mußten.
Wir sehen aber anch jetzt nicht die alte Streitbarkeit erlahmen,
die angestammte Watienfreudigkeit der Väter erschlaffen; denn
die Söhne derer, die den 30jährigen Krieg erlebt, ziehen unver-
drossen aus, das Reich wider den Halbmond zu schirmen. Es ist
eine gewaltige Prüfung der T^ebenskrafl eines uralten Stammes
gewesen, daß ihn Knegsweiier und Unbilden der Zeit, wie die
Sehr« ( keil der iranzöaischen Raubzüge am Khein nicht zu stüizen
vermochten.
Und nicht gemiij;! Auf? der alten schönen schwäbischen Hei-
mat wendet sich diis Ge."3cLlecht nach der Fremde, einem starken
Triol)e gehorcht nd, mit dem Alten zu brechen, riner Ahnung
folgend, daß der Morgen einer neuen Zeit nicht lerne sei. Die
Nachbarlande Baden und Ansbach nahmen sie auf, andere Aus-
wanderer werden m Brandenburg heimisch, wieder andere in den
baltischen Provinzen, und der letzte sucht über dem Ozean wagend
und irrend sein Glück.
Doch die kriegerische l'^oigezeit der französischen iievoiution
ruft alle wieder zu den Fahnen, die Waffon trat^eu können. Erst
folgen sie den Adlern Napoleons bis vor Wien und gegen Ruß-
land ; dann reißt sie der Stnrm mit. der in der Schlacht vor Paris
den bturz des korsischen Zwinglierru vollendete. In den darauf-
folgenden Jahrzehnten» der Zeit der Umgestaltung des öfientUchen
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£iiil«itiiiig Qnd geechidttlidi« Überblick.
7
Lebens durch eine Reihe bedeatender EtfinduDgeo, kann zwar
die Familie mit Genugtuung feetstellenf daß sie in Paul SchiUing,
dem Erfinder des Schreibtelegraphen, einen herrorragenden Be-
Präsentanten geistigen Str ebene au&uweisen hat; im übrigen aber
muß leider festgesteUt werden, daß seit Emst Friedrichs frühem
ffinscbeiden, 1804, und seit Frans Alexander, der 1827 starb, kein
Ifilglied der Familie mehr eine UniTendt&t^ beeudit hat. Die
überwiegende Mehrzahl widmete sich dem Wehxstande.
So ging unser Geschlecht den Zeiten inneirpolitisdier (3ftrang
von 1848—1849 entgegen , so nahm es 1866 teil am Kriege
Preußens gegen die deutschen Südstaaten, so r^gte sich wieder
das alte Schwabenblut, als 1870 die Kriegs&nfare den einmütigen
Heerbann deutscher Stänune zusammenrief. In alter Zeit hat
Schwaben des deutschen Reiches Stunnbanner getragen und alle- '
zeit um des Voricampfias Ehre geworben. Auch diesmal fehlten
die schwäbischen SchÜUng nicht, und es waren elf Bfann im
Pienaty sieben erhielten im Feldzage 1870—1871 das eiserne Kreuz.
Auch die jüngst herangewachsene Generation schemt dem ur^
väterlichen Erbteil ihres Geschlechts gleichermaßen Treue halten
zu wollen:
Sie liebt den Wehrstand.
1. FraiM SchiUing von CanstaU, Oberstleutnant und Bezirks-
kommandeur in Donaiieschinp;cn.
2. Max SchiUing von CoiMfo^, Msjor und BataiUonskommandeur
im 4. Bad. Inf.-Regt.
3. Karl Sduäing von Canstattt Major z. D., Etappenkommandant
in Rastatt.
4. Akmndcr Sekäimff von OanslaU, Rittmeister im 2. Bad. Drag.-
Regt, E*.
5. Ädoif SchiUtng vm CtmsiaHf Hauptmann im 2. Bad. inf.-
Regt., E*.
6. Wühdm 8Mmg vm CanstaU, Hauptmann im 5. Bad. Inf.-
Regt, I^.
7. Ferdmanä SdMng von Coansta»^ Kri^reiwilliger un 6. Bad.
Inf.-Regt.,
* Die Familie kann ihre Verwandtschaft mit der Familie der Freiherren
von Gremp nachweisen tin.? ist dadurch imstande, an der Stiftung dieser
letzteren zur UnterotttUuug ätudierender vom 16. bis 20. Letmn^jahr teüxo-
nekmca.
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8
Eintattmig und geochicbtlicber Überblick.
8. Hcinrirh Schilling von Canstatl , Leutoant und Bataiiloos*
AdjiiUmt im 2. Bad. Inf.-Kegt., E+.
9. Iki mmin Schilling von CamtaUt Leutnant im Bad. Leib Ure-
nadicr-Rept., E*.
10. Throdor Schill itu/ von Canstatt, Leutnant im L Württ. Inf.-Kegt.
IL Leopold Schilling von Camfait, Leutnant der I^andwehr, Chef
der Trainbekleidungseakadron der üad. Division, £>i<.
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\
i
Lebensbeschreibungen derer Schilling von
Canstatt
1. «ToM (Jodocofl » Pfdlhalter, Köcher) S^Mling war 1019
aof dem Turnier za Trier, welehes Kaiser Konrad II. geiialten hat.
Er wurde im Tonüer emplluiigen. Cniflhia nemit ihn Jobns onter
der Rubrik Siievi candidati nobilee novitit.
9. Bär, beniB oder tuninos SchiSimg der juugere war 1119
den 9. November auf dem 9. Turnier zu Göttingen als Tl]mie^
yogt Ludolf, Herzog von Sachsen und Graf von Snplinbnig, hat
das Tnmier gehalten. Bttr war der jüngste von denen, welchen
die Waffenachan übertragen war. Bernhard yon Biedheim war der
Älteste.
S. Weif, WdiigKOg Schilling, Ritter, war 1165 anf dem
10. Tomier su Zürich als Tomiervogt im Gefolge des Grafen
Ludwig von Helfenstein, welches Welpho, Herzog von Bayern, und
Polet, Markgraf von Korsika (?}, gehalten haben. Diese drei
Ahnherren sind durchaus fragwürdig, weil die drei Tur-
niere zu Trier, Göttingen und Zürich nicht historisch
sind. Sie sind Fälschungen Rüxners.
8a. Theodor Schilling «einer vom Gesinde des preußischen
Bischofs Albrecht, durchstach im März 1205 den Anführer Swel-
gade, Herzog von Semgallen im Gefecht, mit der Lanze». (Chro-
nik Bischof Heinrichs von Lettland.)
4. Heinrich I, Schilling von Canstatt erhielt 1260 vom
letzten hohenstaufischen Herzog in Schwaben, Kourad, dem Sohne
Kaiser Friedrichs II. und Vater Konradins das Erbschenken am t
in Schwaben zu. Lehen, welches nachher von Kaiaer Maximilian
1414 und 1488 und von Kaiser Karl V. 1528 konfirmiert wurde.
Heioricus dictus Scillinc (Schilling) wud m einer Urkunde 1208,
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10
Lebeiitb«Bchi«ibiiiigeii dffrar Schüling von OMMfeatt
2. Febrnar 1570 «in castio Nifon», 7. November 1272, 12. De-
zeiuber 1278 «miles», Heinncus flictus Schilling 1. August 1279
genannt, ein Conradus dictus Schilhinc 31. Au<^ust 1284, 3. Sep-
tembcr 1284. (Si.-A.^ und Stälin, Würfct QeBcbichtea II, 586, ebenso
Württ. Urkundenbuch VI, S, 362.)
Am 12. Dezember 1284 übergab das Kloster Kiichheim u. T.
der Willebergis, Witwe dictae Schillingin, de Nifen, und ihrer
Schwester Mya, Nonne, lebenslang 7 Schilling Mietzins aus einem
Hause zu Kirchheim (s. 4a). (S. Gabelkover.)
4«. 1326 Konrad v. E. (Aich-Oberamt Nürtingen) und dessen
Gattin Mya de Nyffen die Schillingin. (Gabelkover, Kloster Denken-
dorf, R. 142.)
Beruh" rd S hüling von Canstatt war 1311 unter den Edlen
auf dem 17. Tornu r zu Regensburg, das Ton der Bitterschaft ge-
halten worden. Auch auf dem Turnier zu Ravensburg (werm
Ravensburg und Regensbtug nicht verwechselt worden) am Bar-
tholoniäustag 1311 wird er genannt. Dieses Turnier zu Regensburg
ist sehr firagUch. Siehe Freiherr von Qomppenbecg: Die Gump-
penberger auf Turnieren, S. 18.
6. Burkart Schwing von Canstait, 1286, 1803, 1314, 1322,
1328 berief sich Graf Eberhart L, der Erlauchte von Wttrttembeig,
und Markgraf Rudolf von Baden (wohl IV., der Begründer von
Gottesaue) auf sdnen Ausspruch wegen dem Anschlag des Dorfes
Birkenfeld, so ersterer von letzterem erkauft hatte. (Sattler, Würt-
tembezg unter d. Grafen 1, 94.) Seine Gemahlin acbeint dne von
Winnenden gewesen zu sem, die ihm einige Besitzungen sa
Neuffen zugebracht haben mochte^ Reidiesttodische Uri^. ad causam
equeetrem 1750, I, 24. Wflrtt. Ge8ch.-Qudlen IV, S. 199, 276.
7. BeinriiA IT., genannt 8<MUng von CansksUt unterschrieb
28. Januar 1291 eine Stiftung der Bichenza von Neuffen an das
BVaueukloster su Weiler (bei Bottenburg], kommt urkundlich vor
18. Januar 1320, 1321, 5. November 1321, 28. Juni 1331. Beeold.
documenta monasieiii Weil, N. XIX. Wfirtt. Geedi.-QueUen IV,
S. 93. Gabelkover St-A.
8* Anna SehüHngm twu CemtaUt Gemahlin Ghmdihalds von
Gttltlingen, der 1296 starb.
9, Konrad /., genannt SMUng von OanttaU, Bruder Heinrichs,
kommt 28. Januar 1291 als Zeuge vor im Stiftungsbrief der Ri-
1 St-A. als Qaelloiumgabe bedeat«t KOo. WUrtt Staatsaicfaiv in Btattgsrt.
j . d by Googl
LttlMiiilMidiNibaiiiiui dtnr fidiHUi^ Ton Oiutott 11
dimza TOD Neuffen^ an das FrauenkloBter ta Weiler, kommt ur-
kandlich noch tot 14. Mai 1295. (Mone, Ans. 1835, 137. Württ.
Ge8di.-Qaellen IV, S. 44, St.-A. Kloster Balmansweiler, 8. 6.)
10. WiVSdUahig w» OanskOt, 1328, 1838 Vogt zu Kircliheim
unter Teck.
1(K Schon 1325 und noch 30. Deaember 1347 ist Friäerieus
üehts SehiSkmg oanonicus eoclesiae GonstanileDsiB rectorque ecelesiae
in Kiiehhaim 31. Dezember 1348, 7. Februar 1349,. 20. Desember
1853. (Oabelkover.) (Vatikanischea Archiv, Suppl. Clemens VI,
11, 2 ff., 340.)
Friedrkh L (Nach den W«rtt Gesch. - QueUen n, 8.414.)
SdUIhmg decretorum doctor, mit einem Eanonikate zü Konstanz.
— Avignone. IV non. maii anno II 4. Mai 1344. — litterarum
sdenüa monun. Derselbe beauftragt die Bischöfe von Konstanz
und Freising und den Abt von Hirsau, Speirer Diöoese, den obigen
in sein Kanonikat einzuweiBen.
10b. Heinrichs Sohn nahm 13. Juni 1341 von Kloster ffirsau
in Bestand dessen Gftter im Schwiggerthal. (St-A. Kloster Hirsau,
& 161, Ob.-A.-Beschr. NUrÜDgen, 8. 138, 141; Stuttgart, Amt,
8. 164.)
JBen0 (Bertold) SMUng 1347.
lOe. Johann, (genannt) Hmilm JohamUn SdnUnig 1352.
lOd. FHeäM SMlkig tm CcmML Am 5. Juli 1352 wird
erwähnt HeUmg der SdüBkigm Hans zu Eßlingen beim Fredig0^
kloster.
Fritz Schilling yermfihlt mit Halle Harter von DußUngon,
Tochter Dienos Vm. und Lücke Stahler, die als Witwe Nonne
zu Oberadorf wurde und noch 1386 lebte. (Bentlinger Geschichts-
blätter, Jahrgang V, Nr. 5, S. 78. St-A. Kloster Adelbeig, S. 4.)
11. Am 20. Dezember 1341 wurde Heinrich Schilling
mit Eßlingen vertragen, kommt 18. Juni 1349 mit seinem Sohn
Bertold vor.
Heinrich oder Heinz, genannt Schilling vm Canstatt, Erbschenk
in Sehwaben, Württembergischer Diener (Vasall) starb 1352 zu
Seine Gemahiin war Agnes von Sperborseck, welche 1350
starb. Die Sperberseck wai*en Ministerialen der Herzöge von Teck.
* Ea hat zwoi Geschlechter von Neuffen ^.'e^el)on: in alter Zeit das von
Sulmatingen gtammende Grafengeschlecht und seit dem 13. Jahrb. ein edelfreies
Geflchlecht, dem Kichenza wohl aogehürteu, ebeoao Mya, die Schillingin.
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12
LebeoftbesohraibaBgMi derer fichilHng von Oanatatt
Burg Bperberseck Hegt im Duiilal, einem Seitontai des I^enninger
Tales über der bekannten MoDdmilclihöhle bei Guteuberg. Sie
sind Wappen- und üeschlechtsg^uoflsen der Mansbeig, denen
Dettingen u. Teck gehörte.
Anno 1351 stiftete Heinrich Schilling einr IMVünd und Kaj)-
lanei dem Altar zu Neuflen in der St. Martmskirclie um des Heils
seiner Seelen willen. Sehr wahrscheinlich geschah die Stiftung aus
Dankbarkeit vor Bewahrung vor der Pest, dem schwarzen Tod,
weicher damals auch in Schwaben gewütet. Über die'^e Stiftung
stellten die Grafen von Württemberg (Eberhart der (ireiner und
Ulrich IV.) unterm 1H, Juli 1351 einen Bewilligungsbrief aus und
erteilten dem Stifter uTiii seinen Erben das Patronatrecht. Auch
Ritter, der er war, wurde er m diesem Briefe von den Grafen
mit «Herr» angeredet. Seine Grfihphitti^ befindet sich noch heute
in der St. Martinskirche zu Neuffen. Sie trügt das SchilUngsche
und da.s Sperbersecksche Wappen (verstümmelt), letzteres von einem
Inschriftbande mngeben. Das SchilUngsche Wappen gotischen
Stils zeigt den schrägstehenden Schild mit der Kanne. Über der
Schildecke schwebt der mit der Kanne als Kleinod und Decke
geschmückte einfache Topfhelm der damaligen Zeit. Um die
ganze Grabplatte läuft die von außen zu lesende Iiiflcbrift: Anno
Domini Cluristi nostri 1352 obiit DomintiB Hemiraos dictm Schil-
ling, Miles invictos et fondator altarium sub canoello constructo-
rum et consecratorum in honorem beati Johannis baptistae, Ca-
tfaarinae et MaigaxetiM« yirginum. Anno Domini 1350 obiii
Domina Agnes, uxor sua. (St.>A. NeufTen, geistliobe Verwaltung,
folio 2. Ob. A.-Beschr. Nürtingen, S. 197.)
Gewiß in der besten Absicht ist das Grabmal aber leider mit
Ölfarbe überstrichen und der untere Teil mit dem sperberseckschen
Schild zwar richtig, aber wenig stilgemäß wiederhergestellt worden.
Es mag hier über Neuffen, mit dem der Name Schilling in
der Folgezeit noch oft verknüpft ist, noch einiges gesagt werden:
Der Flecken vertritt heute noch, dank seiner etwas abgesonderten
Lage den Typus jener Landstttdtchen in Schwaben, wie ihn leider
die Zeit mehr und mehr zn verwischen droht. Neuffen Hegt vor
einem weiten Talzirkus der sogenannten Vorderalp, den der Hobe-
Neuffen und jener bis Metrangen Torstrebende Höhensug des HOmde
flankieren.
In der Oberamtsbeschreibung (Nürtingen, S. 195) ist Neuffen
eingehend behandelt Es heißt, daß die Schilling mindestens seit
LebeubwdifeilKiiigen derer Schilling reo Oaastatt. IS
1284 daselbst angesessen p:ewcscn sind, also etwa um die Zeit
(1287), in welcher Rudolf von Habsburg ihnen ihre Buigen bei
Oaimstatt in Asche gelegt hat. 1232 soll das StAdtlein ummauert
worden sein (Steinhofer II, 130) und eben an die Büdmauer, vor^
ausgesetzt, daß es noch die alte Mauer ist, Jiaben die Schilling
neben dem Hause der Jfiger von Qertringen, dem heutigen Ka-
meralamt, ihr Haus erricbtei Es steht noch; obwohl in sp&teren
JabrhnndertGn eigfinzt und umgebaut und dient unter der Be-
Michnung: «Große Hans» als Aimenhans. Von Neuffen aus in
g^nau afldlieber Bichtang zwischen «Hönde» und «Eienbein»
heißt noch eine Stelle auf dem Sattelbogen des obenbezeichneten
Höhenzuges: «beim Schülingskreuz». Hisian soll sich eine Sage
knüpfen, wonach ein bei Wittiingen in der SchillingshOhle verun-
glflckter Edelknecht derer yon Sehilling von seinen Genossen noch
bis hierher getragen woiden und an dieser Stelle, an welcher seine
Ang^diigen dann eine Kapelle errichten ließen, gestorben sei.
Die Kapelle sei mit der Zeit Ter&llen und noch im 19. Jahr-
hundert sei dafür em Kreuz zu sehen gewesen. Heute hat sich
nichts mehr als der Name erhalten; 2. September 1904 wurde
jedoch auf Anregung Augusts von SdnUing an dieser Stelle wieder
ein Kreuz ecrichtei Auf dem FamilienMedhof in Wettasbach
hatte sich noch eine Nachbildung des Anftng 1800 in Abgang
gekommenen Schillingskreuzes erhalten, nach welcher das oben
erwähnte neue Kreuz angefertigt wurde.
Nach der Oberamtsbesehreibung Nürtingen, S. 103, traten in
dortiger G^end neben anderen adeligen Familien die Schilling
seit dem IS. Jahrhundert auf. Es muß dies zu Heinrichs HL Schilling
Lebzeiten gewesen sem, als das Kloster Hirsau 1341 Besitzungen,
welche es bei Nürtingen hatte, an die SchiUing^che Familie verlieh.
1359 versetzte Württembeig Güter in «Erkenbodeswiler» an
Bertold (Sohn Heiniichs HI.?) und Heinrich HL (Oberamts-
besehreibung Nürtingen, S. 142). Im selben Jahr werden die
Schilling auch als P&ndbesitzer zu Frickenhausen und Linsen-
hofen genannt (Oberamtsbeichrdbung Nürtingen, S. 154). Da es
in jener Zeit noch einen Bertold, der sonst unter dem Namen
Benz Nr. 10^ um 1351 vorkam, gab, bezieiht sich die obige Güter-
vecpOndung Württembergs vielleicht auch auf ihn. Erwturde bis-
jetzt außerhalb der Stammreihe gefohrt, war aber vielleicht Hein-
richs ni. Bruder. Bertold HI. kann wohl nicht mehr in Frage
kommen, wenn er 1433 gestorben ist.
14
I^ebeiiflbeflchreitmngen derer Schilling von Canstatt.
Jedenfalls scheiut Mitte des 14. Jahrhunderts bis ins 15. Jahr-
hundert hinein der Besitzstand der Schilling, und zwar gerade in
jener Gegend, am bedeutendsten gewesen zu sein, und wenn die
Familie zuvor zu den Ministerialen gehört bat, scheint sie sicli zu
Lebzeiten Heinrichs III. möglichst unabhängig gemacht zu haben.
Das auch in der Oberaratsbeschreibung mehrfach berührte
Vorküi) uneu des l)iirgerhchen Namens Schilling in der Gegend
von Nürtingen sowie in dieser Stadt selbst ge&taUct kume tichem
Schlüsse, daß luan es hier mit Nachkommen, der den Edlen vou
Schilling versi]>pton Hörigen und UnlerUineu zu tun hat. Der
Name ibt in gan>: WuiLli inberg so verbreitet, daß man seine Be-
ziehungen zu der adeligen Fumiho uumögüch übeiaii aufrecht er-
liuiteu kaun.
Büwüiigungsbrief der Grafen Eberhard und Ulrich zu Württem-
berg wegen Herren Heinrich Schill in:,'s, Ritter, Altar-Stiftung
in der St. Martinskirche zu Neuffen.
1352.
Wir Eberhard und Ulrich Gebrüder, Grafen von Würtembeiig
thun Kiii 1 ftllfMi denen die diesen Brief sehende oder hörende
lesen, daß wir durch Mehrung Gottesdienste willen und Bitte des
ehrbaren Ritters Herren Heinrich Scbilhngs unsres geübten Dieners
haben erlaubt und geräumt Ihm und seinen Erben zu stiften und
zu widmen in St. Martins Kirch' ti unsrer Stadt zu Neuffen einen
Altar durch ihrer stets Heyls Willen ohne allen Schaden der-
selbigen Kirchen; mit der Bescheidenheit wenn und wie dick (oft)
der genannt Altar ledig würde so soll ihn der vorgenannt Herr
Heinrich Schilling leihen oder seine Erben ab Elire mit einem
wahren frommen ehrbaren Priester der auch der Pfarrer ohne
Schaden sein, als vorgeschrieben steht, ohne alle unsre Irrung.
Und zu einer sichern Schede, (Entscheidung) so geben wir zu diesem
Brief mit unserm beider Insigel, der geben ist, do man zalt von
Gottes Geburt drizehuhundert und ein und fünfzig Jahr an St. Mar-
gareten Tag.
\2. Amm Schill Ingm von Canäatt. Ihr Gemahl £imst von
Gülilingcn starb 1374.
13. Wdf IIL Schilling wm Cansm, Ritter, Erbschenk in
Schwaben, hat 1374 auf dem 20. Tuniier zu Eßlingen, das die
Ritterschaft abzuhalten, selbst tumiert. (?)
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LelmuibaKhieibaogMi derer Schilßng von OwML 15
14. Bertold n. Schilling von Cansiatt lebte 1341 zu Neufien.
Seine Gemahlin war Mecbtild von Münchingen, welche sich 1341
?ennAhlte. Er scheint Güter und Rechte in Reichenberg bei Göp-
[HDgen gehabt zu liaben (Oberamtsbeschreibung Göppingen, S, 275).
1364 belehnte Graf Rudolf von Hohenberg den Ritter Bertold
Schiüi/ng und seine Erben mit einem Hof zu Dettingen am Scbloß-
berg und den dazu gehörigen Kirchensatz. Am 28. Oktober
1357 werden erwähnt Weinberg Bene (das ist Bertolds) Schü-
UnffS jsu Altenburg (Cannstatt) im Feld (Spitalarchiv in Eßlingen,
Kopialbnch P., ftlio HB). Das ist die erste und einzige Nach-
richt Ton Besitz in Cauustatt. Am 14. April 13ö9 vcr.'^cb rieben
sich Bertold und Heiniicli Schilling Gebrüder gep^en (Jraf El)er-
hard und Ulrich von Württemberg, daß sie die Dörfer Fricken-
hausen und linsenhofcn, den Hof zu Nea£fen and das Gut za
Oberlenningen mit 3000 Pfund wieder von ihnen lösen mögen
und am 16. März 1364 quittierten Bertold SchüUng, Ritter, und
sein T^nider Heinrich über 400 Gulden, so an dem PfandHcbilling
von Frickenhausen, linaenhofen u. a., 80 ihnen von den Grafen
TOD Württemberg versetzt worden waren, abgehen. 1S6& waren
Bertold und Heinrich Schilling Gebi-üder Pfleger von Hans und
Konrad Züttelmann (St.-A. Kloster Kirchheim, S. 99). Bertold
Schilling erscheint urkundlich 14. Fel)ruar 1364, 28. September
1366, 21 Oktober 1366. Am 18. April 1370 war er Bürge für
Herzog Friedrich von Teck. Graf Rudolf von Hohenberg belehnte
am 30. November 1374 Bertold, Sohn des iUttera Bertold SehO-
Img, mit einem Hof eu Dettingen am Schloßberg und dem
dazu gehörigen Kirchensatz (Gabelkover, fol. 81a; L. Schmidt,
Honumenta Hohenbergia, 8. 600). Er starb 1. Wktz 1379. Er
hatte einen Bruder Frits SdtitUng, der 3. Juni 1379 und noch
25. Mai 1400 urkundlich vorkommt. Dieser Fritsc quittierte 12. März
138 1 zu Urach g^n Graf Eberhard von Würtiembeig um 400 Pfond
Heller an dem Pfandschilling su Linsenhofen und Frickenhausen.
Es sielte sein Bruder Burkard SddBmg und war nach einer
Urkunde vom 12. JuH 1386 an HeyU, einer Tochter Diem HerUn
und der Lugg SteHder, vermählt. Er und seine Brüder Burkard
und Hmiicfa verkauften 13. Dezember 1387 etlicKe Gülten aus Gü-
tern zu Böhlingen und aus der Mühle zu Schlattstell an eemee
Bruders Bertold Witwe Kunigunde von Nemedi um 139 Pfund Heller.
15. Ecng (Konnid) und Bemä ScMUhig verkauften 1369 Güter
tu Walddorf; W. A. Tübingen, und 16. November 1369 6 Pfund
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16 LebensbeecbreibQngea derer Schilling von Caoatatt.
Heller jährliche ewigs. 1 Fastnachthuhn und 2 liurbbiliühner jähr-
lich aus (lütern zu Nt ( karteiizlin^en an die dortige Kirchenpllege
(GabelkoviT). Koni Lui SrlüUiny, Ritter, war 5. April 1384 württem-
bergischer Abgeordiifcier bei der Heimeberger Teilung (Laug, re-
gesta boica Vlil, 244).
Kons (Konrad) Schilling von Camtaii war 1408 als Edelknecht
auf dem Turnier zu Heilbionn (?). Friedrich Herter, Konrad
Schilling und Gumbold von (Ublingen teilen aus Vollmacht ihrer
Hemi Eberhard von Württemberg und Albrechts Burggrafen von
Nüruberg deren Laud 1354, 5. April (Lang, regesta boica VII,
S. 294).
16. Bertha Schilling von Canataii war 1425 Priorin im Frauen-
kiostcr zu Kirchheim.
17. JBurkard II. SehilUng von Canstatt war 1382
Eingesetzter (Vogt) zu Neuffen und siegelte in diesem Jahre mit
einigen (Jrafen Hurkard Schilling heißt 11. Januar 13H2 gesessen
zu Nitl'en, kiHnml urkundlich vor 12. Juni 1382 1). Januar 1385.
Am 10. April 138ü belehnte zu Brünn König Wenzel mit dem
Burgstail «Kul>ele», den Zehnten, Leuten und Zugehürden im
Dorfe Sidinendingen auf Bitten Burkardö Schilling, der diese
Stücke als Reichslehen au Wilhelm Ung^lfer von Reutlingen ver-
kauft hatte, den Käufer. Am 16. Oktober 1387 verschrieb .sich
Burkard SchtUrng gogeu deu Abt Wighard zu Hirsau, dal^ i r die
schuldigen 500 Pfund Heller vor zwei Jahren uicht aul künden
sollte. Es siegelten seine Brüder Fritz und Heinrich Schilling.
Am 28. März 1389 unterschrieV) er sich als Zeuge lu einer Ver-
schreibung derer (Burkards, Buj»pelius, Bertolds, Heinrichp) von
Mansberg (wahrscheinhch die ersten Besitzer der Burg Sperberseck).
Er besaß (lüter und Leiheigene bei Nürtingen. Burkard wird
weiter urkundlich geuauut 27. Oktober 1389 mit dem Beisatz «zu
Uhu». Am 13. Dezember 1389 verkaufe er an Herrn Johans
von (h-rf~i)iffni, St. Benedikten Ordens, Pfleger zu unser lieben
Frauen zum Güterstein (W. A. Urach) 4 Güter zu Dettingen
(W. A. Urach) um 284 Pfund Heller. Es siegelten seine Brüder
Fritz und Heinrich Schilling und die Gehrüder Hans und Heinrich
Schilling. Burkard Schilling, Ritter, wird 6. A))ril 1393 zusammen
mit Fritz Schillluff genannt. Er kommt 23. September 1406 mit
Heiutz Schilling zu Neulfen und 24. Novend)er 1407 vor.
Seine Gemahlin Ursula Kaibin von Hohenstein verkaufte als
Witwe 141Ü mit ihren fünf «Söhnen das Dorf Dörnach mit zu-
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LebebsbMehNibangen derer Schilling von Gknetett 17
gehörigen Vogteie», Gerichten, Leibeigenen Leuten und Gütern
an Graf Eberhard den Milden um 1080 Pfund Heller. (Ober-
amtsbeeohreibung Tübingen, S. 314>) 1409 verkaufte er mit seiner
Gemahlin die Frühmesse zu Walddorf bei Nürtingen. (Oberamts*
beschreibung Nürtingen, S. 138.)
Als Herzog Friedrich von Teck an die firüder Vob und
£onrad, Ritter von Wytingen den vierten Teil des Wdngeldes zu
Rotenburg am Neckar verkaufte, erschienen am 27. Dezember 1382
als Büigen: fiurkaid Schilling, zu Neuffen gesessen; Graf Wölf lin
von Nellinburg; Graf Fritz von HohenzoUem; Graf Heinrich von
Ffirstenberg; Swiger von Gundelfingen. (Weildnger Eopialbuch
im Fflrstl. Hohenzollemschen Hausarchiv in Sigmaiingen, Mit-
teilungen des HohenzoUemsdien Altertumsveieins IX, B. 2. Mit-
teilungen des Vereins fOr Geschichte und Altertum in Hohen-
zoUem, IX. Jahrg. 1875/76, S. 8/9. Gabelkover, Regesten des
Klosters ^sau, 161.)
In der zweiten Hfilfte des 14. Jahrhunderts besaß Buigstall
und Zehnten sowie Leute und ZugehOrden im Dorf Salbadingen
(Salmendingen) Burkard Schilling, der alle diese Stücke als Reichs*
leben an 'V^lhelm Ungelter von Reutlingen verkaufte. (FürstL
Fürstenbeigisches Archiv Donaueschingen, Fflrstenbeigisches Ur-
kundenbnch VI, S. 155. Mitteilungen des Vereins für Geschichte
und Altertum in HohenzoUem, XXXH. Jahrg. 1898/99, S. 78.)
Burkard SekSUng wird noch urkundlich genannt: 4. Oktober
1394; er war 7. August 1399 Bürge für Ludwig von Borngtem^
Ritter, Heim Ludwigs seliger Sohn, (Fürstl. Fürstenbergisches Ar-
chiv Donaueschingen, Fürstenbeigisches Urkundenbuch VI, S. 211.)
Er belehnte 10. Dezember 1401 Toni, Bmnwarts Tocbtermann
und Konsorten mit 7 Morgen Ackers in der Bacbader, die Bolz-
halden genannt, zu Grüizingen, W. A. Nürtingen. £r kaufte 1404
die Buig Neu-Rieth, einen Tdl des Dorfs Neuen-Rieth, Güter zu
Neckar- Denzlingen und Wol&chlegen und wurde damit von
Württemberg belehnt. Er kommt urkundlich 23. Februar 1402
vor. Am 8. Januar 1409 verkauften Burkard StMling, Ritter,
und seine Fiau Ursula Koeybm 4 Simri Roggen, 9 Simri Vesen,
9 Simri Habem, 3 Scbüling HeUer und 1 Herbsthuhn jfthrUch aus
einem Gut zu Aich, W. A. Nürtingen, die Frübmeßpfründe zu Wald-
dorf, W.A Tübingen, um 60 Pfund HeUer. Es siegelt Heinz S(Mling.
Am 17. Oktober 1414 VM^kauften Elans Bmp v. PfMtigen
und Ursell SMlwgin, Herrn Burkards seeUgen Tochter, dem
Dl« Futllle SohlUliig von Onwutt. 9
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18
Ifebaoabeacfareibimgen derer Schilling ron CftOBUIt
Vetter Melchior Äem|>, Frit/. R>mpen Solm von Pfullingen, um
300 rheiuiricliö Gulden all ihren Besitz zu xMeiciiiDgeu. Bürge wax
Heint?, Schilling, Edelknecht.
Ursula Kayh vom Altdorf, Burkar«! Scliillings Witwe und ihre
Söhne (Haus m., Bhighart, Conrad HI., Burkliurd III., Wilhelm I.
und Georg I.) verkauften um l>. Dezember 1416 Doernuch, das
Dorf mit Zup;eliör, Leibeigene, Rechte uutl (luter in Neckar-Denz-
lingen iiir 1080 Pfund Htilkr an Württemberg. Sie, die -drei
ältesten Söhne und Ulrich Schtäiny, genannt Lichtlin zu Neuffen,
siegelton. (Olteramtsbeschreibung Nürtingen, S. 183, Gabeikover,
Sattler u. a. a. O.)
Reinhard von Müncliingen, dessen Mutter eine Oßweil war
und zu Tenzlingen Güter hatto, verkauft 1484 einen Teil davon
an Burkhard Schiliing.
1394 werden die von Schilling mit dein Patronat der Kirche,
der Vogtei und (Jüter zu Böhringen (Bermgeu) von Graf Eber-
hard dem Milden belehnt. (Oberanitäbeechreibnng Urach, S. 151.)
17«. Wclfflin Schilling kommt urkundlich vor 9. September 1368.
18. Bertold Schilling war 1401 zu Werstein (Hohenzollern)
gesessen, kommt 17. Oktober 1403 mit Hans Schilliutj urkundlich
als Edelknecht vor. Er hatte 1405 (Jüter r.w PfnnhaiiBon und
heißt tprodives» {— sehr reich). Die (lüter zu PiauhauÄiu hatte
vorlier Brj'dc von Siain gehabt. Bertold hatte auch Güter zu
Riett, Neckar-Denzlingen und Wolfschiegen, die er von Renhard
von Münchingen und dessen Gattin Bryde ron Oßweil gekRuft hatte.
Am 12. November 1407 entleliuteu Ritter Burkard von
Neunecky Margarethe von Rüti^ dessen Gatten und Pfaff Albrecht
von Beutdsbach, Dekan zu Konstanz und KirchheiT zu Kottweil,
430 fl, bei Bertold Schilling, Burkards von Nmneck Sehwestersohn.
Bertold Schilling^ der 7. Januar 1408 urkundlich vorkommt, ge-
lobte am 25. Mai 1408 dem Bischof von Freising mit der pfleg-
weise überlassenen Feste fiitding treulich zu warten. Er kommt
23. November 1408 zusammen mit Heinz Schilling urkundHch vor
und quittierte am 22. November 1412 der SUidl Kottweil den
Empfang jener 430 Gulden, welche sein veratorbener Oheim
Burkard von Nrunccl; dessen Ehefrau Maigaiethe und Pfaff AI-
bredit von Beutelshach bei ihm entlehnten.
Vom 24. November 1412 datiert Walthers von Gcrddseck zu
Sulz Schuldverechieibung gegen Berthold ScMliug um r»50 Gulden
in Qold, welche er auf seiner Hälfte dee Kelehofes su Empfingen
LebeiubeschreibungeD derer Schilling von CanBtatt.
19
mit dem Eirchenaatze und Zehnten veraicherfee. Am 3. Mftrs 1413
verschrieb Waliher um Geroldseck su Solz den halben Eelehof
ond Eiichenflatz zu ESrnpfingen dem Bertold SeMütng daiür, daß
dieser für Sm Büi^e geworden war. Vom 3. Juli 1414 datiert
Konrads vm Gentdseds Sehnldversehreibmig gegen Bertold SMling
um 400 Gulden, für deren jährliche Zinszahlung yon 40 Gulden
er ihm den Kelehof und Kiiehensats zu Empfingen versichert»
und vom 8. November 1414 Bertolds StAMing zu Werstein Yer
schrdbuDg gegen Konzad von Baüfiitigmy daß er ihn daf&r, daß
er fOr ihn um 65 Pfund Heller bd Auberlin 8Stdm zu Balingen
sich versprochen hfttte, schadlos halten wollte. Am 8. Juni 1415
verschrieben sich Bertold SdMng^ auch Schultheiß und Gericht
zu Empfingen gegen Auberlin iSäftrUii zu Balixigen um 127 Vt Pfund
Heller, so sie ihm zu bezahlen schuldig waren.
Am 21. Juli 1415 quittierte Hans TfkMur junior über 80 rhä-
nische Gulden, die ihm Bertold SduSUng an der fUr die von Gerolds-
edc ttbemommenen Schuld und Bürgpchaft bezahlt hatte.
Heinrich von HoftnqMiv versprach am 5. Dezember 1415 dem
Aulbrecht vtm Neuneek für die Schafe, die er dem Bertdd SMUtiff
genommen hatte, auf licfatmeß 100 Gulden zu zahlen. Bertold
Sdi^iHff kommt 13* Dezember 1416 zusamm^a mit Barkard
SehSling tirkundlich vor, 27. April 1418 aber alldn. Am 20. M9rz
1420 kam Bertold SekSHng mit Konrad von Skkitigen überein, daß
derselbe die Schuld, so die von Oercidseck ihm Bertold schuldig
waren, und auch den Sdiadm, so er um ihretwillen erlitten hatte,
von ihnen erfordern und, wenn er nichts erhielte, ihr feind werden,
auch keiner ohne den andern eine Tbätigung annehmen sollte.
Bertold Schilling kommt urkundlich 18. AprU 1420, 16. September
1421, 3. Juli 1422, 9. Oktober 1422 vor. Am 5. Januar 1424
verschrieben sich zu Stuttgart Walther, Heinrich und Georg von
Gcrdäseck gegen Bertold SchüUng, und zwar ersteror um 550 rhei-
niBche Gulden und die beiden Brüder um 400 Gulden, wofür sie
Bertold ilircn Kelehof zu Empfingen und den Kirchensatz da-
selbst und zu Wiesenstetten, Hausen (Renfrizhausen), Mülheim,
Fiscliin«i;en und Tetersen (?) mit den dazu gehörigen Wittum und
Gütern versetzten. Am (). Januar 1424 kam zu Stande eine
Richtung zwisebcn WalUior, Heinrich und Georg von öcroldseck
und Bertold Schillhiff, daß derselhigc an liievor ])emerkter Pfand-
«chafl ein (Jon (ige haben, deren vun (üroldsrt Jc auf dessen Güter
cjriuügte Reciitü tot und ab, dagegen aber sein von ihretwegen
90
LebensbeiclireibQiigeii derer Sebilling von Guistatt
erlittener Schaden aucfa al sein aoUte. Bertold SdiüUng hatte
1439 Güter zu BOhnngen trnd waren seine Vettern damals UMcfa
und Hans tUe SehHUng. Bertold SMUng verkanfte 1429 Guter zu
Rieth, Neckardenalingen und Wol&chlegen an Bertold JEDof^.
Am 13. Januar 1431 verkanfte Bertold Schülmg, m Wehietein
gesessen, an Dorothea von Fridiiigm die von Württembeig lehen>
baren Gttter zu Pfanhausen. Er, Hans, Wolf und Hdnricb SMlmg
si^elten. Bertold ScküUng starb 1433 oder vorher (er scheiiit
eben&lls den Beinamen Gerstiin gehabt sn haben). Er war mit
Adelheid WemHerm verheiratet, hatte zwei Böhne, Eonrad und
Bertold, die 1432 mit der Mutter vorkommen. Beide sollten
Mönche in Zwiefiedten oder Adelbeig werden.
Berthold Schilling verkanfte an Frau Adelheid Ffefifingeiin,
Ekwterfrau zu Obemdorf, 6 Gulden jährlicher Gült und reichte
solche, so lang er am Leben war, richtig ab; nach seinem 1433
erfolgten Tode aber wollte niemand wegen der grollen Schulden-
last sich seiner Verlassenschaft annehmen. Daher klagte die Frau
Adelheid Pfeflinger vor dem Ho%ericht zu Botweil auf seine von
Gerolseck in Besitz habende Pfiindgttter, nämlich den Eelehof zu
Empfingen samt Zubehör, die Widum zu Vischingen und Betra,
die Widum und Zehnten zu Wiesenstetton und MttHhelm und die
Widum zu Husen.
Auf Anleitung des Hofgericbts vom 29. Juli 1432 und 15. Ja-
nuar 1433, 18. September 1438 übergab die Frau Adelheid ihre
Bechto auf diese Gerolseckische Pfandgüter der Frau Sophia von
Melchingen, welche ebenfiEÜls Klosterfrau zu Obemdorf gewesen
war, und diese Übergab ihre Bechte in demselben Jahre der Herr»
schalt Württemberg oder deren Rat undDiener Wolf von Buben-
hofen ebenfaUs vor dem Hofgericht zu Botweil. (Obeiamtsbe-
schreibungHorb, S. 273, Schorndorf, S. 100, Steinho&r 284.) 1454
kam Margarethe StMlingin, Bertolds SekSUing^ den man nennt
Gerstiin, legitime Tochter, nadi Weiler ob Blaubeuren ins Kloster.
Sie war dort 1455 Nonne.
von GaMiatt war 1392 auf d^ 21. Turnier
zu Schaffliansen (f).
Er, genannt Liöhtlin zu Nenfien, konmit urkundlich 6. De-
zember 1416, 1422 vor. 1428 besaß er den Zehnten zu Raid-
wangen (OberamtobeschreibuDg NürtingeD, S. 154.)
Ulrich SchüUng zu Nürtingen verkauile seinen Teil des Zehnten
an Raidwangen 28. Oktober 1428 dem Heiligenpfleger zu Flicken-
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LebeiwbeBchr«ibimge& derer ScbiUiag toq CeDetatt
21
hausen um 210 Pfund Heller und ve?kaufte 4. Oktolitr 14'U an
Kaspar von Schlatt ein Gut iu Kolilbcrg und einen halben Hof in
Kaidwangeu um 329 rheiuicscLe Gulden.
Am 4. September 1438 erfolgte ein Uttel swiBchen der Com-
mune Haidwang und Ulrich Schilling wegen der von dessen Hof
daselbst eingezogenen Steuer, davon solcher freigesprochen wurde.
Priorin und Convent zu Kirchbeim verkauften am 23. April 1442
2 Pfund Heller ewiger Gült aus verschiedenen Gütern zu Neckar
thaüfingen an Ulrich SehiÜing um 80 Fiond Heller.
19»* Ka^arim SekHUug von CansUUit Nonne zu Kircfaheim a. T.
Am 2. Jani 1S68 verschrieben sich die Klosterfrauen zu Kirch-
fadm Gatharina BifFerin, Adelheid Zutdmftmiin, Anna von Qült-
lingen, Gumpolds Tochter» Agathe Zutelmftnnin und Gathaiina
Bertolds SchÜling Tochter, daß die Zinsen und Gülten von den
ihnen von Schwester Else wm ^ßerherseck übergebenen Weingürten
zu Owen an das gemeine Sedgeräth des Klosters gehören, nach
ihrer aller Tod aber auch das Eigenthum dieser Weingärten an
das Kloster fallen solle.
20, Wolf III. Schilling von Cansiatt unterschrieb 1442 eine
Urfehde (?) (K. K. Statthaltereiarcbiv Innsbruck, 1443 Lelienrevers
Herzog Albrechts über den Sdiloßberg zu Dettingen an Wolf und
Heinz Schilling). «Im Jahr 142G verkauften Heinzliu untl Wölfliu
Schilling Geljrüder für 200 Gulden au Ulrich Schilling (Bürger)
Nürtingen einen Hof und einen Teil des Zehuten, welchen letzteren
dieser im Jahre 143G für 210 Pfund au dk- i'larrei Friekcniiauson
verkauft (Gabelkover, Oberaiatbbesclireibung Nüitiugen, S. 214).
Kircheiisatz, Zehnt und Hof zu Buhnngen (O. A. Urach) verkauft
er mit scincnj Bruder Heinz an Graf Ulrich von Württemberg am
20 Februar 1444 (Stälin, Wtirtt. Gesch., 3. Band, S. 492). Seine
Gemahlin war eine Barbara von Westerstetten. (Siehe unter
Woii V., Nr. 32.)
21. Heinrich Schilling heißt 1353 Edelknecht der Herrschaft
Neuffen, 1365 kommt Heinrich der Jüngere vor, Heinrich kommt
urkundlich vor 3. Juni 1379. Am 28. März 13«9 kommen vor
Heinrich, den man nennt den langen Edeikueclit, und Heinrich
der Jüngere, die also zwei verschiedene Personen sind.
Heinrich der Lange heißt 1390 Vetter der Gebrüder Burkard
und Heinrich, folglich ist Heinrich der Jüngere der Bruder von
Bertold, Fritz und Burkard Sekiüiing und Heinrich der Lange der-
22
Lebentil>(»i»ciirtiibimgen derer äubilling voti GaoBiaiL.
Jenige, der 13. Dezember 1389 Bruder von Hans SMUng heißt
Hetmich SehSlmg der Lange wird urkundlich genannt 1391.
Hemrich IV., Heinzli, Heinzlin, der lang SchiHing von Öan»-
gtattt d&t lang fidelkneeht genannt, war würtlembergischer Vasall,
1392 Bürge fOr Eonrad Voll YOn Wildenau, der von Fdedrich
Herter von Herteneek, damals Besitzer des später Schilliugschen
Ghites Thalheim, ge&ngen war. 1389 war er^Zeuge in einer Ver-
sehreibung derer von Mansberg.
Heinrich SMling hatte 1398 und 1394 Güter sn Böhringen
und Zeiniugcn, kommt urkundlich vor 2. September 1394 als
Sobwfiher Rüdigers von Breäenstem; er kommt weiter urkundlich
vor 82. Mftns 1392. Er ist der Heints ^hiRmg; Hehiridi der
Jüngere verkaufte 25. Januar 1393 seinen Weingarten zu Jesingen,
W. A. Rilchhefan, dw KoDve&toalin Stftfilin (Anastasia) von Ndd-
lingen um 65 Flhnd Heller. Seine Brüder Burkard und Fritz
siegeln.
Heinzlin Sekiamg beißt 1394 ausdrücklich Bertolds Sohn. Ihn
belehnte Graf Eberhard 29. Oktober 1394 mit dem Hof zu Böhringen,
genannt Ruflins Hof, dem Kirchensatz, dem Gericht und der Vogtci
daselbst und 29. April 1395 mit Kirchensatz zu Zainingon und dem
Grericht und den zwei Härdten zu Böhringen, wie sie sein Bruder
Hans zuvorgehabt hatte. (St.-A., Repertorium Lehnsleute, H. 251,
Oberamtsbeschreibung Urach, S. 151, nennt irrig Burkhart ScbilliDg.)
Am 21. Januar 1398 vermachte Adelheid Maycrln, Klosterfrau zu
Kirchheim, 6 Pfund Heller, 2 IIerl)sthühDer und 1 Fastnachthuhn
aus Gütern zu Dettingen nach dem Absterlien ihrer Muhme Sethe,
Heinz Schillinijs Toehter, Konventualin daselbst. (St.-A., Kloster
Kirchhcira, S. 64.) Am 12. März 1402 verkauften Agnes und
Agatlit, Heinrichs des laiiL;iti Schillin/f Tochter, ihren Teil der
Wiesen zu Bolelsperg dem Priester Bertold GebüUd für 24 Pfund
Heller.
Am 30. Mai 1417 empfing Heinz ^tV/<v7i«w7 von Graf Eberhard
dem Jüngeren Württemberg den Kirchensatz und Rüflins
Hof zu Böhnngcü yai Lehen und am 27. September 141i) empfing
Heinrich tSchillhig das Gleiche von Hans von Stadion im Namen
der jungen Herrschaft (Graf Ludwig und Ulrich von Württemberg).
Heinrich Schilling kommt mit seinem Bruder Uh-ich 1443,
aulierdem 1304, 1395, 1403. 1405, 1419, 1428 vor. 135)3 verkauft
Heinrich Schilling an flas Kloster zu Kirchheim zwei Weinberge
(Oberamtsbeschreibmig Kirchlieim u. T., S. 202).
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LebeosbeBcbreibangen deiw Sdiilllog tod CftastotL
28
21a. Beata Schilling 139Ö, 1398 Priorin zu Kirchheim u. T.
21b. Na. Schilling von Canstatt, Gemahl Hana Kuß (vielleicht
▼OD Hohengerhausen bei Bluuheuren).
22. Hans Schilling von Canstait wird urkundlich am 16. Novem-
ber 1360 genannt, femer 30. April 1378. Am 13. Dezember 1389
kommeo die Gebrüder Hans und Heinrich Schilling vor. Hans
SchtUinff, genannt der lange Hans, hat 1393 und 1394 Güter zu
Böhringen und Zainingen. Ihn belehnte am 29. Oktober 1394
Graf Eberhard von Württemberg mit dem Kirchen satz zu Zainingen
und dem Gericht zu Böhringen and den zwei Hardten. £r war
1395 württembergischer Hofmeister. Sein Sohn Hans wnirde
2. Januar 1401 von Württemberg mit dem Kirchensatz zu Zai-
ningen und dem Gericht zu Böhringen und den zwei Hardten
daselbst belehnt. 1403 war Hans SekäUng auf dem 23. Turnier
zu Darmstadt. (?)
Ulrich von Kichental führt ihn in seiner Chronik vom Konzil
zu Konstanz auf:
Hienach volgend ritter und knecht und edel dienstlüt aß
Swaben. x x. Er führt die Kanne im Wappen. In der.-clben
Nomenklatar der Chronik Bichentals wird auch ein «Herr Schiling»
genannt Am Beginn einer darauf folgenden Aufzählung wird
ausdrücklich bemerkt: Diß sind die herren, ritter und knecht die
üch gen Costentz komen sind uff iren kosteutz und mit unserm
henen dem römischen küng (Sigismund). Hans Schilling reiste
demnach f&r sich und nicht im Gefolge dßx württembergischen
Grafen. 1410 besaß er den Eirchensatz zu Zainingen nicht mehr.
1424 verkaufen Hans U. und fiet. Schillingin, Klosterfrau zu Kirch-
heim u. T«, an St Nikolaus zu Sperberseck ihre Höfe zu Kiede^
wefler und Böhringen. (Oberamtsbeschreibung Urach, S. 165.)
17. März 1425 kommt Hans Schilling senior vor, ebenso 1438
Hans SektÜnigt der Elter, mit seiner Schwester Elisabeth, Nonne zu
Eirebheim, welche 1425 dort Priorin war. Die Friorin Agnes
SoAäerm und Bethe SchSüng, Klosterfrauen zu Kirchheim n. Teck,
belehnten am 11. November 1442 die Kommune Hochdorf mit
ihrem Gut daselbst. Heinz Sj^h von SMmrg tat am 14. Juni
1443 einen Sprach f. S. Ulrich BäHngs^ Schulthdßen und Göns,
zu Dettingen Scfaloßberg wegen 30 Schilling Heller aus Konczel
Brühl daselbet zum Bole, so sie der Kloeter&au Bethe S^nHing
zu Kircbbeim widersprochen hatten, die ihr aber zuerkannt
wurden.
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24
LebeuBUMchreibttugen derer Sobiliiiig von CanatatU
22«. Nus. SchilingOonzil zu Konstanz (liiccliijulalscbe Chronik).
22'». Nus. Schill iiig üiliiclt 13^0 eiue OborstüDstellü vom be-
kehrten Heraog Jago iu l*reußcu.
23. Grorij I. Srhtllittg, Edelknecht, wird am :i7. August 1442
urkundlicli erwalmt.
Er, Ritter, 1444 DonnerKtag vor St. Diouysiustag (8. Oktober),
schickte mit andern Grafen und Rittern einen Absagebrief an die
Schweizer, indem ur zu sciueni Herrn, Grafen Ulrich von Württem-
berg, halten wolle. Württemberg war in jener Zeit ein österrei-
chisches Lohen umi Östcrrt icli versuchte* damals vergeblich seine von
der Schweiz in Besitz genommeneu aargauischen Stammgüter
wieder zu gewinnen, wobei es durch den schwäbischen Ritterbund
des St Georgenschild unterstützt wurde. «Hauptmann dieser Ge-
sellschaft war damals Ilans von Tliengon und Nellenbnrg, Land-
graf in Hegau und Madach. Genossen waren G weitere Grafen,
6 Ritter und 24 Freiherrn, ferner der Domdechant von Constaiiz
mit dem ganzen Domstift, das Kloster Salmansweiler und die
DeutschordenBkomthurei Mainau; und kurze Zeit darauf ist auch
das Kloster Weingarten beip:etreten. In ihrer l^uBt, wider die
Schweizer zu kämpfen, scblo.-Hi u sich die Georgenrittcr, unter
welchen mancher einen bei Seiupach und Näfels erschlage in^n Ahn-
herrn zu rächen hatte, an den Grafen Ulrich von Wirtemberg au.»
1449 unterschrieb Georü; Schilling einen Absagf'V>rief Herzog
Uliiclis von Württemberg gegen die Reichsstadt Eßlingen und blieb
1449 Montag vor St. Martinstag (10. NovtMuber) hn TrcfTen auf
der Blienshalde bei Eßlingen l^ei einem Wald, das Münzonrciß ge-
nannt. Kr wurde mit andern gebliel)enen Rittern na Ii (nippingcn
verbracht und daselbst in der «alten Kirche* vor dem Tor l>ei-
gesotzt, wo er mit den übrigen im Chor auf einem Aitarbilde
'l nL^'estellt ist. Die Mitgefallenen waren: «Der Streng und Vest
Herr Johannes von Stammheim, Junker Kaspar von Gmünd,
Junker Harand. Mark^-raf Albreeht, Bascliart von Baden (?) und
Gambach's Kneeht, Kmer Friedrich Düir, Hans Schütz und Ru-
breciit von Liebyrg Knecht geuanat Hanns Mantel. Denen Gott
gnadig seil»
24. Wilhdm T. Srhiüin^j von Catistatt, Ritter, württembergischer
Rat und Vasali. In iler Fehde des Wolf von Bul)enhofen, würt-
tembergischen Rats, mit Heinrich von Gerolpcck, Herren zu Sulz,
unterschrieb er 1420 einen Absagebrief der Witwe Eberhards des
Jüngeren, Grään Henriette von Württemberg, geborene Gil^n von
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L«beiiabMdn«ibaDgeii derer Scliilling von OanBlatt-
85
Mömpelgard, Mitvormtiiiderin ihrer Söhne uad Erbin des ausgc-
storbeoen Haus^ Mömpelgard uud der vormuiidschaftlichen Käte
gegen die von Gerolseck. (Siehe Stöhlin III, 7, § 32.) Er war
der ß4 Vinter 97 Rittern, welche unterschrieben. 1430 stellte er
sich zu Lorch auf Mittwoch nach St. Gallus Tag zu Nacht zum
Krieg gegen die ITussiten nnter Graf Ludwig von Württemberg
und litt beim Rückzug einen Verlust von 18 Gulden, der ihm von
den Grafen Ludwig und Ulrich vergütet wurde. 1431 und 1450
kommt er als württembergischer Vasall und Diener vor. 1435
unierschiieb er als württembergisober Rat den Absagebrief der
Grafen von Württemberg gegen die Landschaden von Steinach
und ihren Anbang, ueh he mehrere Reichsstädte befehdelvi . Kr
war der 23. unter 55 Rittern. 1443 soll er Vogt zu Wiidberg
gewesen sein. 1444 ist er Diener Graf Ludwigs von Württemberg.
Am 20. Novcml)cr 1454 verkaufte Graf Ulrich v n Württemberg
an Wilhelm Schilling den Älteren und seine Hausfrau Ursula Greber
von Ravensburg füi* ein Kapital von 600 Gulden ein Leibgeding
von 60 Guldeti unter Bürgschaft des Schultheißen und der 12
Richter zu Neuffen. Beide Ehegatten werden auch 1456 erwähnt.
1458 kommt er als Vetter Wolf Schillings vor. Er wird 7. März
1472 urkundlich erwähnt. Am 19. Dezember 1474 war er Burg-
vogt von Hohen-Urach.
25. Burkard III. Schilling von CanskM ,m Neuhauaen bei
Metzbgen und Schloßbeig bei Kirchheim u. T., Bitter, württem-
beigischer Rat und Vasall, wurde im Jahre 1^^ belehnt mit der
Bmg Keu-Rieth, einem Teil des Dorfe Alten-Rieth, Gtttem in Neckar-
denzlingen und Wolfscblegen. Seine Gemahlin war 1424 und
1430 Anna von Graveneck (Necrologium Urspringense Dr. F. L.
Baumann, Band 1, S. 215), Tochter Wolfgangs und Ursula von
Biedheim. Burkard SekiUing zu Neuffen konunt 7. Februar 1425
urkundlich vor. 1426 war er Bürge fOr eine Summe CMds, welche
Jakob Herter von Herteneck und seine Ftau Anna von Stetten
dem Hans von Brandhoche schuldig waren. Am 11. Januar 14S0
werden Burkard Sehülif^, Heinz SehiUing urkundlich erwähnt
1430 stellte er sich auf Mittwoch nach St. Gallus Tag zu Lorch
zum Kriege g^en die Hussiten unter Graf Ludwig von Württem-
berg. 1433 auf Dienstag vor St. Agnes Tag (20. Januar) forderte
er vor dem Gericht zu Basel in Gemeinschaft mit Hamz Peter
von Gauwangen die ihm bereits zuerkannte schuldige Schadlos-
haltung von dem Rat zu Horb. Das Gericht zu Basel gab recht*
I
2«
LttbenBbeacbreibangeo dwer äcfaiUiog von Canitatt.
liehe Entscheidung: daß der Rat von Horb ihn binncD 8 Tagen
klaglos zu stellen habe, es sei durch Pfaud o4,cr bar Geld, wo
nicht, so werde ferner ergehen, was Rcclitens sei. Den 7. Oktober
1430 untersclirieb er als w urlteiubergiseher Rat den Absacrebrief
der Grafen von Württemberg gegen die Landschaden von iStcinach
und ihren Anbaiitr, welche die Stadt Ulm und andere Reichsstädte
befehdeten, mit welclien die Grafen von Württemberg verbündet
waren. Er war unter 55 Rittern, welche unterschrieben, der 22.
1438 hatte er, genannt Tagborn, ein \'iertel der Nutzung der
Kirche %u Grötzingen. Burkard Schüliny kommt urkundlich vor
11. April J44Ü, 12. August 1440.
1440 hat er sieben HofstÄtte an Bauern verkauft, und zwar
in Tiefeubach, welche zu dem Schloßberg in Dettingen und Heu-
hausen geborten.
14Ö8 kommt er als Vetter Wolf Scbüiings vor.
26. Konrad III. ScJiiUing von CansUiff. Seine Gemahlin scheint
euie Agnes von Werdenau gewesen zu sein.
27, Hans III. SchUling von Oamtnti zu Heimerlingen (Ober-
amt Leonberg), gcnaimt Blappbart (war eine österreichische Münze
= ü Rappen).
Hans SchiUinff, Burkard«? Sohn, verschrieb sich am 25. Mai
1410 um TO Gulden jährlich aus dem ihm von dem Abt Friedrich
von Hirsau zu einem Leibgeding verliehenen (Jütern im Schwiggcrs-
tbal. Es siegelt Bertold SvhUIimjy die Mutter von Hans. Ursula
Kahyin, und .sein Bruder Konrad Schilling. Am ö. Februar 1418
verlieh das Eßlingcr Spital seinen Kornhof in Ca7wsfntt an Hans
Schilling. Ritter Hans Schilling war am 1. Februar 1419 Bürge
für Burkard vmi Mansperg. Am 9. Dezember 1422 verglichen die
w^ürttembcrgiscben Räte die Stadt K[ilin<:^en mit Hans SMUng,
genannt Blaj^pbart, den einige ihrer Leute, angeblich durch Schimpf-
reden gereizt, verwundeten. Beide Teile wurden zur Ruhe ge-
wiesen und sollten schwören, nichts Feindseliges gegeneinander zu
unternehmen. 9 F^eptember 1423 verkauft Hans Schilling Leib-
eigene an das Kloster Bubenhausen (Reutlinger Geschichtsblätter,
Jahrgang V, S. 84). Im Jahre 1423 werden erwähnt Hans, Wil-
helm und Jörg die Schilling Gebrüder. Hans Sehüling und Beta
SchiUingin, Tochter Burkards, Nonne in Kirchheim, verkauften 1424
an St. Nikolaus in S])erberscck ihre Höfe zu Nie<ler-(Stroh-)weiler
und Böhrinj^en, Oberamt Urach. Am 28. August 1424 verkaufteli
Ulrich und Burkard SchüUng Brüder, Haus ScIMmg^ genannt
LebensbesebiMbiiiigen d«rer Schilling von Gaiutatt. 27
Blapphart, Wilhelm und Georg Schilling Gebrüder, Heinz, Wölflin
imd Barkard Sehiüing Gebrüder, 1 Pfuud Heller jährlichs aus
dem Nonne nhause zu Reutlingen der heiHgeii Drei&lügkeitsp&ünde
in dasiger Pfarrkirche um 16 Golden.
1424 verkauft Hans Seh^^Dg (vielleicht war es auch der
Teckscbe Hofmeister, der das Konstanter Konzil besucht hat)
an St Nikolaustag zu Sperberseck zwei Höfe zn Niedemau und
Bönningen um 112 Gulden (an wen?). (Ob^ramtsbesehreibung
Kirchbeim u. T., S. 192.)
Er ist wohl nicht der Hans MüHng senior, der am 17. Mfiiz
1425 urkundlich vorkommt.
Hans Sckming, genannt Blapphart, wird am 12. Februar 1429
urkundlich erw&hnt und am 4. Oktober 1430 zusammen mit Ulrich
SMUng, ebenso 8. Januar 1431.
29. Mai 1431 kommt er ab wOrttembeigisGber Vasall und
Diener vor. 1440 widersagte dem Bischof von Konstanz von des
in JSngen gefangen sitzenden Burkazd Stickel wegen Hans SekiSlhig,
1454 hatte Hans SeMUng^ genannt Blapphart, die Kirdie zu
Asperg, 80 ihm auf Lebzeitoi verliehen worden war. Er hat all-
w^ einen Kaplan dorthin gesetzt. Er wird 17. März 1457 ur-
kundlich genannt 1438 erhob sich zwischen der Stadt Heilbronn
und Eberhard von Venningen, dem noch viele Adelige der Um-
gegend sich anschlössen, eine Fehde, in welcher die Heilbronner
und ihre Bundesgenoflsen den Adeligen verschiedene Gefangene ab-
nahmen. Die Fehde dauerte ein volles Jahr imd wurde erst Ende
1439 durch Vernaittlung des Pfalzgrafen Otto beigelegt. Beide
Teile gaben die Gefangenen heraus, nur Hans von Neuhausen und
Hans Schilling mußten 20 Gulden bezahlen (dalier vielleicht sein
Übername!). (Oberamt^beschreibun^ Heilbronn, S. 215.)
Hans tkhülmg kommt noch UöB als Vetter Wolf Schil-
iuigc! vor.
28. Agata (bei CnisiuR Anna) ScJiiJh'ng von CanstaU, zweite
Frau des Jolianii von Gültlingen, welclier 1445 stjirb.
Am 3. Dezember 1442 verkaufte Agathe Blumenstein von
Entringen und ihre Söhne Uf slin und Burkard 1 Olnn wciüen
Weins Vorlaß jährlichs im Herbst an Agathe SchiUingh}, Hans
oder Hugo von Gültiingens Witwe für 26 rheinische Gulden.
Nach Gabelkover heißt Agathe SehtHingin schon 1442, 1443
Hans von Gfdtlingen sellgeu Witwe.
28
Lebensbefichreibunsen derer Scbilluig von CaoHtutu
1417 wohnten 5 Edelleute mit ibreo Familien auf der Bing
Entringen. Sie hatt^ zusammen 100 Kinder. Hans von Gült-
lingen und Agnes von SchiJIiug hatten 21 Kinder.
29. Margareta Schilling von Canstaii. Ihr Qemabl war
Ludwig von Westernach; kommt vor 1453, 1469 und 1477.
30. Bertold Schilling von Canstatt, genannt Gcrstün.
ksuioü GemahHn war eine Dorothea von Tierberg, die zweite war
wahrsclieinlich eine von Hausen. 1430 stellte er sich auf St. Gallus
tilg abuiiil.^ iKicli Göppingen 7Aim Kiicg .L;e,u;cii die Hussitcu müisi
Graf Ludwig von Württtmberg. 1431 kommt er unter Ludwig H.
als württomberLdschor Vasall und Diener vor. 143f> war er auf
dem l'uui;» L /u »Siuiip^ari unter der Gesellschaft im Liuktu. Am
n. Juli 14o7 k; m in Tübingen eine Thädiguug zustande zwischen
Heinrich von W rnhnaK und Bertold Schilling wegen des Wassers zu
Wendlingen. Es siegelte Burkard Schilling. 1438 leistete l^trtüld
SchilHng Bürgschaft. Am 5. Februar 1443 verkaulte Bertold
Schilling (\iiier zu Pfauhausen an Rudolf von ßahhcic.
Er wird ti. März 1445 urkundUch genannt. Am 14. September
1446 beschlossen Bertold Schilling, Herr und Vogt in Uuter-
Boihingen, die Gemeinde liier, das Eßlinger Sjätal und Kraft von
Liehteneck zu der Brücke über den Neckar eine 24' breite Straße
zu führen.
Bertold Schilling wird 28. Januar 1454 urkundlich erwähnt.
Vom 31. Mai 1457 datiert der Vertrag zwischen Klostt r Ivircliheim
und Bertold SchiUing, auch Schultheiß und Gemeinde zu Unter-
B( »hingen des Zehnten und der Landgarbo wegen der Pfarrkirche
zu Wendlingen und Hürnliolz. Bertold SrlilliHg wird 10. März
1559 urkimdlich geuaiiut, ebenso 25. April 1470, 1460 hat er mit
seinem Bruder Heinrich gesiegelt. Im Jahre 1470 oder ungeföLhr
war seine Tochter Hildegard Nonne im Kl<ister zu Adclbcrg.
Bertold /SW/<7//j'(; soll noch nach 1475 ;i;elcl)t haben. Zweifel«
los ist er es. auf den sich der zweite im Chor der St. Martin^klrche
in Neuifen oben in der Wand eingelassene Giahstein be/'ebt. Der
Stein, wnhi-feheiidich im Bauernkriege (Arme Konrad) ubel zu-
gerichtet, ist ein Mei.storstück damaliger Steinmetzkunst. Er ist
keine Hache (lrabi>lntle, t-ondcrn zeigt das Schillingsehe Wappen
mit olVeiiem Steclibelm darüber, umgeben von einem reiehver-
zweigten, (.bcn goti.«ierend verschlungenen .Astwerk, das, aus einem
Wurzi lknorren am Fuß der Plattt aufsti\,'bend. in zwei der)>en
Stämmen sich über dieselbe hiubreiti^t. Um die beiden Stämme
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LebeiuibeMbreibiukgen derer SefaQliiig von Ganstatt 29
ist in höchst kunstvoller Weise das Band gesehluDgen, das die
Inschrift in gotisdien Buchstaben trfigi Das Gezweig der Baum-
stftixijne und die gleichsam in viele Bänder aufgelöste Hehndecke
sind frei aus dem Stern herausgemeißelt und waren so leider allzu
leicht der Zerstörung ausgesetzt. Aber noch als Fragment
macht die Grabplatte den Eiindmck echt deutschen gründlichen
Kfinstterfldßea.
Die Inschrift lautet links unten angelangen: anno dm.
MCXXyCLXXIX iar an dem 1. Tag des merzen starb der edel und
vest Bertold Schilling genannt Gerstlin dem Gott genedig und barm-
herzig sey. Gerstlin = schwäb. Hab und Gut(?).
Im Familienbuch ist^ der Annahme w^n, die Jahreszahl sei
1379 und nicht 1479, dies Epitaph auf Bertold, den Gemahl der
Münchingen bezogen, und so auch in der Stammtafel ein Fehler
entstanden, der jedoch leicht der Wahrsdieinlichkdt entsprechend,
richtig zu stellen ist. Untrüglicher Beweis dafUr, daß die Grab-
platte nicht aus dem 14., sondern aus dem 15. Jahrhundert stammen
muß, ist ihr Stil und ihre Ausarbeitung.
81. Eekurü^ V, SeMBing von CansiaUf auch Heinz genannt,
zu Böhringen (Oberamt Urach, oben auf der Alb, an der alten
Heerstraße nadi Ulm), wflrttembergischtf Vasall und Bat.
Heinzlin und Wölflin SiMImg, Heinzen Söhne verkauften
am 2. Oktober 1426 ihren Hof, auch Zehnten, Zinsen und Güter
KU Raidwangen an Ulrich Schilling zu Nürtingen für 200 rheinische
Gulden. Es siegelten Ulrich SMUng und Hans StMling, genannt
Blapphart Er und sein Bruder Wölflin werden 1428 erwfihnt.
Am 26. September 1428 empfing Hdnrioh Scküling von Graf
Ludwig von Württemberg den Khcheosatas und Rüflins Hof zu
Lehen. Heinrich Schilling stellte sich 1430 auf Mittwoch nach
St. Gallustug zu Nacht zu Lorch zum Krieg gegen die Hussiten
unter Graf Ludwig von Württemberg; auch er erlitt beim Bück-
zug, wie Wilhelm, sein Vetter, einen Verlust von 29 Gulden, die
ihm von Graf Ludwig und Ubich von Württemberg ersetzt wurden.
(Alle vom Reiche ins Leben gerufenen Untemebmungeu gegen
die Hussiten mißglückten. Kaiser Sigismund verlor die Schlacht
am Ziskaberge. Die Ritterschaft wurde bei Deutsch -Brot und
Aussig geschlagen.)
Am 24. Januar 1432 verglichen sieb der Probst Albrecht und
der Konvent des Klosters Adelberg mit Heinz und Wolf Schilling,
Gebrüdem, auch Konrad Straße Kircbherm zu Dettingen-Scblofi-
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80
L«benBb«8chi!«ibiineen derer Sc^iUiiig von Oanatstt.
berg wegen der Äcker und Wiesen anf dasiger Markung, auch
Kirchen- und Laieu-Zehnlen, «wo Kirehcu und wo Layzehnten
sey und daß «1er J^ayenzehnten zwischen dem Kloster und der 2
Schilling des Jahrs freundlich verteilt werden sollte». £s Bibelte
Hans Schilling genannt Blapphart.
Nicht Heinz, sondern Wolf war 1435 mit Barbara von Wcstcr-
stettcn vermählt, aus welcher Ehe Hans Schilling, der 1455 Kirch-
herr zu Ringingen war. stammte. Vom 13. März 1435 datiert der
Revers der Reichsstadt Eßhngen, daß sie den zum Behuf eines
Vergleichs mit Heinz Schilling geschlossenen Stillstand halten wolle.
Am 28. Juni 1435 brachten zu Brackenheim Pfalzgraf Otto bei Rhein
und Giaf Ludwig von Württemberg eine Richtung zustande
zwisclien Heinz Schüling und der Reiclisstadt Eßlingen wegen der
unter ihnen beetandenen Feindschaft» daß solche ganz abgetan
sein sollte.
Hein?: Schilling verlangte 1. April 1 von fler Reichsstadt
Eßlingen Hchadenersaf z für einen in ihrem Gebiete ihm geraubten
Hengst. Sonst müßte er gedenken, wie er sich an der Stadt und
den Ihrigen Schadens erhole. Heinz Schilling wird 8. November
1442 urkundlich erwähnt. Am L Oktober 1443 erwiderte Hans
00» Mechberg auf die Klage des Grafen Heinrich von Lupfen, daß
Hans und andere im Spaichinger Tal zu Denkingen wohl waa
250 Gulden gebrondseliatzt hätten, ihn nehme es fremd und un-
billig, daß ihn Graf Heinrich dai'um allein zu «betedingen» ver-
meinte, wenn doch die von Qeroldseck, Heinz Schilling und viele
andere dabei gewesen wSren.
1444 am 24. Februar verkaufte Heinrich mit seinem Bruder
Wolf semm lehn baren Hof zu Böhringen samt Kirchensats und
Zehnten für 2000 Gulden rheimsch an Graf Ludwig .von Württem*
berg. Es sielten Ulrich, Hans, genannt Blapphart, und Wilhelm
SehiUing. Am 27. März 1444 verschrieben sich Heinz Schilling und
Anna von Dachenhausen, seine Frau, als sie Graf Ulrichs Schuld«
brief um 3600 rheinische Gulden bei Heinrich von Werdcnau hinter-
legt hatten, was sie beide für Rechte daran hätten. Es siegelten
Wolf und Ulrich SchtHmg^ Hans SckäUi^, genannt Blapphart, und
sein Bruder Wilhelm.
1446 stand Heinrich SekUHnff dem Schwinninger von Wer-
denau in seiner Fehde mit Eßlingen, Beuttlingen und Schaff-
hausen bei. 1448 kommt er als Rat und Vasall Graf Lud-
wigs vor.
LebeMbesehnibaagen derer Scbflling von Ganstatt
81
Nach einem Manuskript von 1725 über die Stadt Ulm wurden
1440 zwischen Göppingen und Gaislingon etliche Uhner Kaufloute,
ca. 15 Peisonen, 40 Pferde, 5000 Schilling bar von Heinrich
Schilling von Ganstatt im Verein mit Friedrich Zillenhard und
ihien Gehilfen angehoben und w^geführt. 1444 verkaufen die
Schilling den Kirchensatz zu Böhringen an Graf Ludwig um
200O Guld^ (Oberamtsbesohidbung Urach, S. 152.)
Heinz Sf^Mng wird 30. Mftrz 1448 und 24. April 1449 ur-
kundlich genannt, war 1448 und 1449 Vogt zu Blauheuren. Er
war 1434 tot(?) 1465 und 1469 lebte seine Witwe Anna von
Dachenhaosen.
Heinrich starb 1452 und wurde zu Neuffen im Familien'
begrfthnis heigesetzt.
SU. Auma SMUng von CamtaU 1454. Sie war 1455 Ab-
tissin dea Klosters Pfullingen und starb 1464. Im Jahre 1471
starb Uxsola Schlllmgin, Äbtissin in Pfullingen.
S2. Woif F. SMiUnff van Canatatif Herr zu Schloßberg
in Dettmgen, Vogt zu Eirchheim unter Teck 1441, 1453, 1479.
Erbflchenk und Bat bei Graf Ulrich von Württemberg. Seine
Gemahlin war Barbara von Westerstetten.
Er kommt urkundlich vor 23. November 1425. Am 8. Februar
1431 wurde Wölflin StMtwg von Württemberg belehnt mit* dem
Kirdiensatz und dem Rüflios Hof zu Böhringen. Am 29. Februar
1436 wird er urkundlich genannt, 22. Dezember 1438 zusammen
mit Wolf. 1438 leistete er mit seinem Bruder Bertold Bürgschaft
Er fiel in der Landesteilung der Grafen Ulrich und Ludwig
von Württemberg als Vasall dem Stuttgarter Teil des Grafen Ul-
rich zu. Im Jahre 1440 entlehnten Wolf SMUng und andere
Eddleute fftr Sifnd von Züllenbart 40 Gulden bei einem Juden
in Ulm. Im gleichen Jahre wurden wohl deshalb Ulmer Handels-
güter, die von der FrankAirter Messe kamen, im Filstale bei Eis-
liogen von Heinrich SehiSÜng und SiMd von Züllenhart fort-
genommen, 80 daß ein Schaden von 5000 fl. und 40 Pferden
entstand (s. 31). WolS SekSaing kommt urkundlich vor am 2. Mftrz
1440. Im Jahre 1441 siegelte er neben Otto von Bcideek zu
Kirchheun in^ Kloster. Am 5. Februar 1443 verkaufte Bertold
SehiUing Güter zu P&nhausen an Budolf «ofi Baläeek. Es siegelte
Sekming, der am 28. Februar 1443 Bürge für Hans vm Seik-
htrg und Hans von Neuhausen war. Am 24. Oktober 1443 wurde
Wolf SMling von Kaiser Friedrich HL als Erzherzog von Öster-
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V
82 Lebenabeacbreibangen derer Scbttliiig von OansUtt
reich belehnt mit seinem ScliloLi, genannt vSchloßherg Dettingen
mit den dazu goliörigen (Jiitt'in und Gülten, «o er in fh-r Eignung
des Hofs und des Kircheusatzes daselbst zu Lehen aufgeti u^t n Jiatte.
Am 24. Februar 1444 verkaufte Wolf Schilling den Hof,
Kirchensiilz, Zehnten und ( Jütcr zu Böhringen mit seinem Bruder
Heinrich zusammen, was unter Heinrich Nr. 31 erwähnt wurde.
Er wird am 25. Novemlier ]44r> urkundlich genannt. 1446 hat
er mit seinem Bruder Bertold gesiegelt. Am 1. April 1446 richtete
WoU Sfhinififj und andere württombergische Rät<* zwischen Sclnilt-
heiß und Kicliter zu Kllwangen einer- und Hans Schrlmntm aus
Sifridszelle anderseits, 1447 hat er der (Jemeinde Dettmgeu unter
Teck einen Brief über Holziieferung gegeben. Im gleichen Jalire
wurde UrFula Ruggerst, von Haxscns KchsvrcWi, mit ihrer Klage, daß
der Abt von Adelberg Güter, an welche sie Anspruch hätte, an
Wolf Schülitiff verliehen hätte, abgewiesen. Am 31. Januar 1447
verschrieb sich Otto von Baldeck junior gegen Bernold von Urbach,
Wolf ScJiilling, Hans Ref(ß und Jörg Dümer, daß er sie um die
für ihn gegen Konrad und Hans von Fürst um 300 Gulden über-
nommene Leistung schadlos lialten wollte. Es siegelte Heinz
SchiUing. Am 4. September 1447 berichtete Heinrich Furrcr, Ur-
teilssprecher zu Rottweil, an den Kaiserlichen Hofrichter, Graf Jo-
hann von Suh, daß ei-, Wolf Schilling, auf des geächteten Hans
von Bcchberg und Bernhards von Urbach Güter, jenes zu Gaminer»
tingen, dieses zu Höpfigheim, angeleitet hätte. Graf Johann rem
Sids, Kaiserhcher Hofrichter, gebot am 5. September 1447 dem
Urteilasprecber Hans Mäslin, daß er, Wolf Schilling, auf der
Achter, Han? von Rechberg und Bernhard von Ürbaehf Güter in
nützliche Gewähr setzen .sollte.
Am 6. September 1447 berichtete Hans Mädin dem Hofrichter,
daß er, WoU SehiUmg, auf des geächteten Hans von Rechberg 1'eii
zu Gammertingen in nützliche Gewähr gesetzt hätte. Am 7. No-
vember 1447 gebot der Hofrichter dem Herzog Albert von
Österreich^ den Grafen Ludwig und Ulrich rtm Württemberg, den
Städten Ulm und Keatlingeo, daß ue Wolf SchilHng bei solchem
Beisitz und Gütern zu Gammertingen wohl schützen sollten, nnd
urteilte, daß solcher des Hans von Rechberg £echte,und Güter zu
Gammertingen wohl angreifen möchte.
Wolf SchiUing wird 13. August 144R urkundlich genannt.
1449 unterschrieb er den Fehdekrieg des Grafen Ulrich gegen
Eßlingen und erlitt beim Rückzug einen Verlust von 29 Gulden.
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LebeitthMdireibnDgen darar Schilling tod Cknetett. 88
Am 4. Jüli 1449 quittierte der Vogt zu Kirchheim, Wolf Sckülingy •
für die von Graf Ulrich von Württemberg statt Hanseo von
herg von Hobm'Eechberg wegen der für denselben gegen den
Juden Seligmann zu Ulm übernommenen Bürgschaft und dadurch
erlangter Reclitc auf Gammertingen empfangenen 900 Gulden.
Wolf SchiUing wird 19. August 1451, 2.*^. September 1451,
9. März und 11. Oktober 1452 in Urkunden Vogt zu Kirchheim
genannt.
Am 18. August 1452 trug Wolf Sehülitig dem Herzog Albrecht
für die Eignung des Hofs zu Tettingen unter Teck samt dem
Kirchensatz daselbst den Schloßberg ob demselben Dorf mit Zu-
gehör 6 Morgen Weingarten, 34 Jauchcrt Acker und 14 Tagewerk
Wiese zu Lehen auf. Bei den Verhandlungen zwischen Rottweil
und den Osterreichischen Anwälten vor dem Landgericht zu Rott-
weil war am 13. November 1452 Wolf SchüUng anwesend. 1453
wurde er der Reichsstadt Ulm zum Büi^n gesetzt vom Grafen
Ulricli von Württemberg wegen der Burg und Stadt Leipheim
an der Donau, welche der Graf um 23200 Gulden an Ulm ver-
kauft hatte. Im Jahre 1453 verkaufte Wolf Schilling, Vogt zu
Kirchheim, der Witwe seines Bruders Heinz Schilling, Anna von
Dachenhausen, die wegen Schulden mit den Kindern «nicht leben
woellen», den halben Teil Hausrats ihres Gemahls um 400 Gulden.
E» siegelte mit ihr Bertold Schilling der Altere. Am 12. März
1453 verkauften Wolf SchiUing, Vogt zu Kirchheim, und seines
Bruders Hein/ Schilling Kinder, auch die übrigen Verwandten
ihren halben Weinzehnten zu Dettingen-Schloßberg dem Spital zu
Kirchheim für 2900 rheinische Gulden. (Es siegelten sie, Wil-
helm nnd Bertold Sdnüing, Anna von Dadtenhansenf Ulrich
SMün^
1454 verkauft Heinrich von Werdenau an Wolf Schilling einen
gefreiten fidelsitK an der Stadtmauer zu Kirchheim unter Teck.
(Oberamtsbeechreibung Kirchheim, S. 121.)
1463 kauft das Kirchheimer Hospital von Wolf Schilling und
von den Kindern seines verstorbenen Bruders Heinz den Wein-
zehnten. (Oberamtsbeschretbung Kirchheim, S. 182.) Nach der
BeutUnger Schlacht und dem Tode Konrads von Schloßbeig in
diesem Kampfe wohnt Wolf SekSHng zu Dettingen auf dem
SchloObeig (Oberamtsbesehreibung Kirchheim, 8. 183), es dürfte
sieb also der in der K. K. Innsbruckischen Statthalterei befind-
liche Lehensrevera über Wolf SMUng vom Jahr 1453, ausgestellt
Dl» VteaOto SchUlla« toa OnMMt. *
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34
Lebeosbe80hr«iboiig«n derer Schilling von GanstaU.
von Herzog Albrecht von Österreich, wegen des öchloßbergs ob
Dettingen wohl auf Wolf V. beziehen.
Am 17. März 1454 verkaufte Wolf Schilling far sich und seine
Verwandten ihren Korn-, Heu- und Obstzohuteu zu Dettingcn-
Schloßberj^ dem Spital zu Kirchheim für 2900 Gulden rheinisch
und 12 Pfund Heller jährliehs Leibgcdings für seine ixihwester
Anna, die auf solchen Zehuku verwiesen worden war. Diesen
Verkauf, bei welchem drei Baumgärten, die zu dem Schloßberg
gehörten und zehntlrei bleiben sollten, solauge sie nicht zu
Ackern geiuaeiit würden, femer der Wittumhof der Pfarrkirche
daselbst, der Wittumwingert mit Zinsen und Gülten und die Pfarr-
kirche, das Pfarrhaus und die Kaplaneien nebst dem Re< lue, sie
zu verleihen, aufgenommen worden waren, siegeile Anna von
iJachenhaHseti, seinen BriKlers Heinz Witwe, Ulrich, Wilhelm und
Bertold Schilling, Gebrüder. Wolf Schilling wird am 25. Juni 1454
urkundlich genannt.
Am 26. August 1454 verkaufte Heinrich von Werdenau sein
Haus und ilofreite au der Stadtmauer zu Kkchheim an Barbara
vm W^ierstettefi, Wolf Schilüngs Gattin, ftlr 250 rheinische Gulden.
Am 1. September 1454 bekannte Wolf Schi/lhiq. daß seine Frau
Barbara vo7i Westcrsiritcn das Haus an der 8tadtnuiuer zu Kirch-
heim mit seinem Wissen und Willen verkauft hätte und daran
von ihm ungeirrt sein sollte. Er .siegelte und Bertold Schilling.
Am 3. September 1454 l)erief Rudolf vim Ehingen Wolf
Schilling zum hohenbergischen Lehengericht. Vom 3. Mai 1456
datiert Ottos von Baldcck Schuldverschreibung gegen Wolf 5r/i?^in^
um 454^/2 rheinische Gulden, wofür ihm etliclio Hauptbriefe ver-
sichert waren. Er si^elte und Wilhelm Schilling. Am 19. Juni
1450 verkaufte Wolf Schilling t^ein Haus an der Stadtmauer zu
Kirchheim mit der Scheuer mid Hofstetten an Haus von Werdenau
für 270 rheiuische Gulden. Wolf Schilling wird am 15. Dezember
1466 urkundlich genaimt, ebenso am 10. Februar 1458.
1457 hat dersell^e mit andern als Bchiedsiichter swiacheii den
Grafen Ludwig und Ulrich entschieden.
Vom 13. März 1458 datiert der Schadlosbrief Wolf Schillings
zu Dettingen -Schloßberg gegen den fürsichtigen und weisen Hein-
rich Kra0, alten Bürgermeister zu Ulm, um acht weiße cver-
richte» Barchenttücher halb Ochsen- und halb Löwin-Ulmer
Zeichens, die er ihm bei Lazarus Eoih, Bürger zu UUn, auf-
gebracht hatten darin & ihm 45 Qaidea Zua, auf denen von
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Lebensbeschreibungen derer Schilling von Canstatt.
85
Kirchheim und dem Spital daaelbsl m F&nd setste. Eb siegelten
Wolf, Hans Sekming, genaont Blapphart, und Wilhelm SeJaOmg,
22. Juni 1458 war Wolf SehOUng bei der Belagerung der
Stadt Widdern.
Am a November 1458 ftindierten und datierten Wöl£ SehiSing,
anniger, und die Gemeinde dee Dor& Neckar-Denzlingen eine
ewige Meeae in der Kapelle dee Dorfe.
1459, Freitag yor St. Georgentag, hat er mit der Gemeinde
Dettingen einen Vergleich geschloesen n des Wassers in der
Eicfabalde hinter dem Sehloßbeig. Diese Urkunde soll noch in
der Dettinger Amteregistratur vorhanden sein.
Wolf V. Schilliug konmit in wflrttembergi sehen Lehensur-
künden vor mit Hans SMling, genannt Blapphart, und Wilhelm
SMling, seinen Vettern.
Vom 1. März 1459 datiert der Schuldhiief Wolf SdnOmgs m
Dettingen-Schloßbeig, Michael von FVeiberg und Wolf SekUlkig
dee Jfingem um 350 Gulden gegen Eonrad vtm Eiedheim zu
Stetten. Am 5. September 1459 verkaufte WoUSdnUkig 14 Schil-
ling Heller, 14 Herbsthfihner und 1 Fastnaefatehenne ewiger Gült
ans einem Eteuse, Scheuer und Hofreite samt Garten zu Dettingen^
Schloßberg dem Keller Jerg Uurpffer zu Kirchheim um 22 rhei-
nische Gulden. £r siegelt und Bertold SehMng:
1460 hat er mit seinem Bruder Heinddi gesiegelt.
Wolf SehtOmg verkaufte am 26. März 1460 12 Schilling Heller
und 1 Faatnachtshuhn ewiger Gfdt aus einem Hanse und Hof-
reite zu Dettingen-Schloßberg oben hn Dorf dem Kaplan zu Owen
Jakob FaOmbach filr 13 rhemische Gnldffii. Wolf SiMUng wird
am 1. August 1460 urkundlich genannt.
1461 gelangt die Burg Hammetw^ hei Neckar^Tenzlingen
in Wolfe Besitz. (Oberamtsbesohreibung Ntkrtingen, S. 184.)
1461 hatte Wolf Sehmkig die Witwe Heinrichs ^meinr, Eli-
sabeth Harscherin, zur Gattin. Am 18. April 1461 verkaufte
Wdf SiMling 3 Pfund 1 Sehilling ewiger Hellergelt aus Gütern
zn Dettingen dem Kaplan daselbst fQr 80 Pfund Heller.
1461 hat Wolf Schilling im württenibergischen Hofgericht in
Sachen Graf Ulrichs von Württemberg gegen Graf Konrad von
Fürstenberg, Hans Jakob Bodman und andere von der Ritter-
schaft entscheiden helfen. (Auszug aus dem Urteil des Hof-
gerichts: 8. Geschichte der Frhrn. von Bodman von Leopold Frhrn.
von Bodman, Lindau am Bodensee 1894.)
36 Lebenabeschreibiuigen duwt Schilling von Ctostefct
Wolf SckiUiwj senior verkaufte 15. Oktober 1402 l Pfund
9 Schiilinu Heller imd 1 Kastnachtshenne aus einem Hiiuse und
2 Wiesen zu DettingLtn-Scliloßber^ dem Kloster Kircbheim zu den
Jabreszeitoji der Klosterfrauen Agntbe SchnirJcin, Agnes Satthrin
und Katharmas von Hornhrrii für 30 Pfund Heller und verkauft©
T.Januar 1463 17 Scbiiling jährlich vou verschiedenen Gütern
zu Dettingen der Kouventuaiin Anna KiUslerin zu Kirchheim für
17V/1 Pfund Heller. Wolf Srhüling senior wild 4. Juli 1463 ur-
kundUch genannt, ebenso 15. Juni 1467.
1466 war Wolf Schilling des Grafen Ulhcli von Württembeig
Bat. 1467 kam er in Vorschlag als Rat Graf Ulrichs, um
zwischen diesem und Graf Eberhard dem Älteren w^n Stellung
von
Nach einem von Oberet W. von Renz gütigst angezeichneten
VenseiefamB im Rathaus der Stadt Kirchheim u. T. sind unter
anderen folgende Urkunden, die sich wohl meist auf Wolf V.
Schilling bedehen, an das Staateaichiv abge^^ben worden:
1422 Hein I I. Ii Schilling, Pfairberr, und Dicpold Schilling, Pfl^er
der Küche zu Tettingen;
U3.0 Wolf Rchüling sicfr^'li;
1438 Junker Wolf .Schilling verkauft ein Hans;
1447 11. Juli: Erbleliensbrief de.«? Herzogs AUirecht von Österreich
ft^r Wolf Schilling um einen Hof zu Tettingen etc.
1447 15. November: Junker Wolf Schilling, Kastvogt der Kirche
zu Tettingen;
1450 Berehtold Schilhing zu Boeningen siegelt Wolf Schilling,
Vogt zu Kirchen;
1452 17. August: Herzog Albrecht von Osterreich überläßt dem
Wolf Schilling seinen Hof zu Tettingen unter Teck als freies
Eigentum ;
1455 18. März, Edelknecht Wolf Schilling;
1456 Wolf (siehe Nr. 47) Schilling und Johannes unbekannt,
Kirchherr zu Ringingen, und ihre unmündigen Geschwister,
Borbolin unbekannt und Gali unbekannt, iibcrtragen eine
Schuld ihrer Mutter Barbara, geborene von Westersteäen, auf
ihren Vater Wolf Schilling, wofür ihnen dieser sein Schloß
Schloßberg etc. vermacht.
Mitsiegler: Die Vettern Hans Schilling, genannt Blapp*
hart, Wilhehu Schilling und andere mehr;
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Lebenabeediraibiingeii derer Schilling von Canstatt.
87
1466 Erblefaensrevers Konrads äcbüÜDg von Ätlingeu (AidlingeD?)
genannt Volheinzt;
1479 Junker Uemrich Schilling, Vogt zu Kirchen;
1481 Derselbe.
Wann und wo Wolf V. gestorben und bestattet worden, ist
unbekannt. Von einer Grablege in Dettingen weiß man nichts,
dort be&nd sich nur eine solche der Familie von l^th.
Am 18. Februar 1468 empfing Woif SMUng vom Abt von
Reichenau zu Lehen im Namen Graf Ulrichs von Württemberg
Gammertingen, die Stadt, mit demEirchensatK und etlichen Häusern
vor der Stodt. Die Frau Wolfs Schilling ist wohl Eißbeth SM-
li»gmj die 1477 «meiner gnedigen Frau de Brandenburg, Oatlin
Bberhards des Jüngeren, Grafen von Wirtemberg, Hofinaisterin»
heißt.
1476 empfing Elisabet Haischerin, genannt Sehillingiu, von
der Henrschaft Württemberg 10 Gulden für Sold, 3 Gulden für
Schuhe und 6 Gulden von der Saußheimerin fOr Sommerhosoi.
(Reutlinger Geschichtsblfttter» IV. Jahrgang, Nr. 3, S. 47 aus
GabeUcover, Stuttgarter Staatsarchiv.)
33. A(ja((t (Agthcs) Schilling rm C anstatt. Ihr Gemahl war
Johann vcn Sachsenheim, welclier 1430 starb. Am 14. Mai 1430
verkaulte Henslin Linch zu lionnigheim seine Wiese zu Sacbsca-
heim in der Jlacliel und Schwelblinshalden an Agathe SchüUngin,
Hans von Sachsen heim Witwe, um 28 Pfund Huller. Er könnte '
ein Verwandter gewesen sein und war Zeitgenosse des Dichters
Hermann von 8iicli Senheim, der 29. Mai 1458 starb.
34. Philipp I. Schilling von Cnnstatt, Deutsch -Ordens Iii ttcr.
Er wollte 1448 narh Malta ^^ehen, hat gesucht, die dem deutschen
Orden damals vorentlialtene Kommende von Palermo zu erhalten.
Diese Nachricht im alten l^'aniilienbnch stammt aus einer Privat-
korrespondenz (des Veriassers) mit dem Orden.
36. Brida Schilling von CnnMt su Osweil (?) 1416. Ihr erster
Gemahl war Bertold von Stein, der zweite Reinhard von Mün-
chingen, ihr Vater soll Hans Schilling gewesen sein.
Bertold Stein versetzt 1S28 seme Güter in Pfiauhausen (Ober-
amt Mlingen) an Hans von Osweil, 1405 aber ist Bertold Schilling
(Gerstlin?) un Besitz eines Hofes, den vorher Brida von (Bertold)
Stdn hatte. 1438 erscheuit Gerstle Schilling von Canstatt als
Besttser von Gütern der Bombaste und Blankenstein in Steinbach,
88
Lebensbflwhreibiingen derer ßchilliiig von Ganstatt.
Oberamt Eßlingen. Er soll */« von Steinbach besessen haben
(Oberamtsbesclireibung Eßlingen, S. 22ü).
36. Alhrrrht I. SchilUmj von Canstatfy württembergischer Forst-
meister und Vasall, geboren 1434. Er nulim an der Fehde des
Grafen Ulrich V. des Vielgelicbteii und dessen Verbündeten, des
Markgrafen Karl von ikiden, und des Bischofs Georg von Mainz
gegen den Ffalzgrafen bei Rhein, Herzog Friedrich, den sogenannten
Pfälzer Fritz, teil und wurde am St. Paulstag 1462 bei Secken-
heim, wo «die Schwerter wie Giuekeu klangen», mit seinem Herrn,
dem Grafen Ulrich vou Württemberg und andern gefangen gc-
noninien. Auf dem Schlachtfelde beim jetzigen Main-Neckarbahn-
liof steht heute noch an Stelle eines durch eüien mißgimstigeii
bayerischen Beamten bei Aufall der Pfalz an Baden entfernten
Kreuzes eine Sandstein])yramide al? Denkstein. Vielleicht ist auch
Albrecht SchüUng unter denen gewesen, die nach der Schlacht
beim Mahle zu Heidelberg das Brot vermißten. Ausführlich be-
sclireibt die Schlacht der poeta Weinspergensis Michel Beheim in
seiner Reimchrouik.
Bei Stälin, Württembcrgische Geschichte, das Nähere im 3. Teil,
§ 36, S. 535.
1476 kommen Wilhelm und Albrecht Schilling Gebrüder vor.
Junker Albrecht Schilling war Forstmeister zu Zwiefalten 147^,
1483, 1485.
1478, 1479 kommt er als der erste württembergi«-* Ik Forst-
meister vor, doch scheint dies Amt mehr wcidiaannirscli als wirt-
schaftlich gewesen zn sein. In seinen Forst gehörten Lauterburg
und Essingen und als Graf Ulrich V. altershalhcr seinem Sohn
Eberhard dem Jüngern seine Forsten auf der Alb übergab, machte
er zur BedinguuLv <laß Aibrecht Schilling beim Forstmeisteramt
belassen werden müsse.
1480 auf Montag vor Pauli Bekehrung stellte er sich als
württembergischer Vasall zu Balilingen zum Kriege Graf Eber-
hards gegen Heinrich Sigis.mund von O'^terreich dem Verw€s>er von
Vordci osterreich. (Stilbn, Würtiem bergische Geschichte, Band 3,
§ 39; Konstanzer Bischofsstreit.)
Im würltembergiscben Dieuerbuch wird Albrecht Schilling
von 1483—1490 als Vogt und Forstmeister des Klosters Zwiefalten
genannt. Er wohnte damals in Sieinhülbcn auf der Alb. 1484
war er Zeu^e fwo?). 1488 war er bei Erneuerung des St GeorgeD-
sehilds, Teü Kocher, und hat nütuutersclmebeu.
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Lebensbeschreibnngen derer Schilling von Canatatt
3»
S7« Jokmm F. SekäUng von OtmstaUt Kommandetir des Oidene
VDD Jerusalem, starb 10. Februar 1485 and li^ in der St. Mau-
ritükirche zu Mainz begrabe. Smn Epitajdhiam daselbst Jaulet:
A. MCCOGLXXXV die X Mensis Febr. obiit venenbilia Dominus
Frater Jduumes SebilUng Commendat«» hi:gus domus. Die 81 Mau*
titiuskiiehe ist verschwunden; ein Platz dieses Namens soll noch
in Mains vorhanden son; ob die Ihsehiift erlialten blieb, konnte
noch nicht ermittelt werden. Da die Inschiifi den Namen «Chinstatt»
nieht enthalt^ ist nicht aucfgescfalossen, daß es sich um einen Lahn>
Steiner Sehilling handelt.
S8> JpdBama 8MUnff mm Canutatt (auch Barbara genannt).
Ihr Gemahl war Hdnrich von Wöllwarth zu Lauterburg (Ober-
amtsbeschreibung Aalen, S. 166), welcher 21. Juni 1509 starb.
1511 hat Herzog Uhich ihr als Witwe Heinrichs von WÖUwarth
mit Hans Lengfelder, Forstmeister m Heidenheäm, und Hans
Diener das Ens m Essingen, Heabadi und Lanterbuig zu
Lehen gegeben (Eisenwerke), worüber sie 16. Oktober 1511
eme Veracfareibung ausstellte. (Vgl. auch Oberamtsbeschzeibung
Aalen.)
S9* Agnes SßMB/aig vm CamiaU 1476 im Kloster zu Eirch-
heim unter Tedc. Über das Domkdkanemonnenkloeter zu Ejzch*
heim u. T. verlauten aus jener Zeit Nachrichten wie folgt: Im
Jahre 1478 war das Kloster auf Venmlassung des Grafen Ubich V.
reformiert worden und gehörte nach dessen Tode zu den Ämtern
des, seiner verschwenderisehen Lebensweise halber berQchtigten
Grafen Eberhard des Jüngeren, der sich zur Etntreibung der
Steuern nicht scheute Gewaltmittel anzuwenden. So bedrflokte
er mit HtUfe eines berfichtigten ehemaligen AugastinermOncbes
Koniad Holzinger und einer frflheren Nonne Anna Dttnin das
Kloster und ließ 1487 dasselbe Ittrmlich umlagern, so daß die
Zufiihr von licbensmittehi unmöglich war. Da die Nonnen an
Brennholz litten, brachen sie ihr Sommerhaus ab, um es zur
Feuerung zu verwenden. Endlich griff Eberhard der Altere mit
Waffengewalt ein, entriß im Februar 1488 seinem Vetter die ihm
angewiesenen Ämter, befreite das Kloster Kirchheim und entsetzte
ihn sofort der Herrschaft überhaupt. (S. Stälin, Württembeigisehe
Geschichte, HL Band, § 42.) Vielleicht haben Agnes und Barbara
diese Ermgnisse miterlebt. Mit Agnes war auch Barbara 1476 im
Kloster zu Kirchheim und zuvor (1425) war (s. d* N. 21 a u. b)
Berta deselBst Friorin gewesen.
40 LebensbeBcbraibaogen derar Schilling von CansUtt.
40. ßeinrieh VI» Schilling von C^instatt (aucli Hoinz ge-
uaaut), Herr zu Wielaiulstein.Erbsclionk in Scliwaben, Ritter. K.iisor-
licher Riit und Heizog Eberhards in Barl von Wiirtteniber^' Rat.
Hofgerichts- Assessor, Rat des Sehwubischen Bundes, Riltcrrat im
Kantoü Kocher und Vogt zu Urach.
Seine Gemahlm war nach dem alten Familien l)uch Anna von
Dachcnhauseu ; doch kommt 1472 Agnes von Wenlmau als solche
vor. 4. Juli 1474 vvaieu er und seine Geiualilin mit 4 Pferden
auf Graf Eberhards des Alteren H^h hzeit 7.w Urach. Die Braut war
Barbara, die Tochter des Markgrafen Ludwig von Mantua (aus
dem Hanse Gonzaga) und der Markgräli?i Barbara von Branden-
burg, («egenwärtig waren noch der Markgrai Albrecht von Bran-
denburg, Karl von Baden, die Pfalzgrafen Philipji und Otto, die
Bischöfe der Nachbarschaft u. s. w. Im ganzen sollen 14000 Per-
sonen an den Tischen gezählt worden sein.
1478 Montag nach Bt. Murtinstag (lü. November) kaufte er
von Graf Ulrich von Württemberg und seinem Sohn Eberhard
dem Jüngeren das Schloli Wieiaodstein, bestehend aus zwei Burg-
Btällen: Sommer- und Winterberg und Yberg im Leiumger Tal
uebbt Gärten, Gräben, Holzel ü, Hof (Krebsstein?) auf der Alb um
den billi«;en Preis von 300 Gulden in Betracht seiner getreuen
Dienste. Die Grafen übergaben ihm solches als ein ewiges freies
lediges und unbeschwertes Eigentum, womit er als mit anderm
seinem Eigentum schalten und walten könne, ungeaelil i dessen
aber sollen er und seine Nachkommen dieses Gut zu eiiu m rechten
Maimslchen, nach Mannslehenrecht, haben und tragen, wie er,
Schüiiug, bereits mit Worten und Händen nach der Gewohnheit
Lehen zu empfangen belehnt worden (Oberamtsbeschreibung Kirch-
heim u. T-, S. 228). Das Gut büeb indessen nur bis etwa 1533
in der Familie, zu welcher Zeit es Ulrich und Bertold an die (Je-
meindu Oberlenning* ; i veräußerten. Überaus malerisch auf einem
schroffen, ins Tal hinausragenden Felszacken gelegen, sind die
SclilöBser, d. h. wohl eine Haupt- und Vorburg, noch heute in
einigen Mauerresten kenntlich. cSchon Cnisiu« fand Wiclandstein
zei*stort und an die Oberlenningcr verkauft. > Ein Eil)enbauni
fristet droben .sein einsames Leben, und es scheint nur allzu) )egreif-
lich, daß die Sage sich Wiclandsteins bemäclitigt hat. (G. Schwab,
Die drei Brüder von Wielandstein.) Die ersten Besitzer sind viel-
leicht Herren gleichen Namens gewesen (denen auch wahrschein-
lich Wulstein bei Krebsteiaer Hof gehörte), die es 133^ an Würitem-
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Lebeaabewhreibangen derer ScbaUng von Gaattett.
41
berg verkauft haben sollen. Nach ihnen besaß es die Familie der
Swolhor als Lehen. Von den Swelher, nicht SchiHing, stammen
auch die an den monolithischen Säulen in der kleinen BasiUka
in Oberlenningen angebrachten Schriftzeichen, ein S durstellend.
1479 war Heinrich Schilling Assessor beim Hofgericht zu Urach,
iui selben Jahr auch auf dem Turnier zu Würzburg unter der
Gesellschaft im Braken und wurde zur Beratschlagung gelegenthch
Beitritts Graf Eberhards zum Schwäbischen Bund gebraucht.
1480 war er Obervogt zu Kirchheim und den 8. Oktober 1480 als
Zeremonienmeister bei dem solemnen Leichcnbcf^ängnis und Bei-
setzung Graf Uirichs des Vieigeliebteii in der Stiftskirche zu Stutt-
gart, nachdem er im Januar zuvor vom Grafen Eberhard zu einer
Fehde gegen den Heirn von Vorderöflterreich, Erzherzog Heinrich-
Sigismund, und die von ^Medingen im H^u berufen worden
war, sich in seiner Rüstung nach Tübingen zu stellen. 1481 war
er auf dem 30. Turnier zu Heidelberg unter der Turniei^sellscliaft
im Braken und unterschrieb als Vogt von Kirchheim einen Vertn^
beider Grafen von Württeniberir. 1481 war er auf dem 31. Tur-
nier zn Stuttgart, welches die Ritterschaft in Schwaben hielt, unter
der Gesellschaft im Leitbraken. 1485 war er auf dem 33. Turnier
zu Ansbach mit Graf Eberhard dem Jüngeren von Württemberg,
welches zu Ehren Markgraf Albrechts Achilles von Brandenburg
gehalten wurde. 14B6 wurde er Ritter, 1488 hat er als Mitglied
bei der Erneuerung des St. Georgenschildes als Kitter und Rat
Graf Eberhards des Alteren von Württemberg und Ritterrat des
Kantons Kocher mit unterschrieben. 1488 wurde er von Kaiser
Max I. mit dem Erbschenkenamt in Schwaben belehnt. 9. Februar
1488 hat er als Vogt zu Urach g^n Graf Eberhard den Jüngeren
von Wäittemberg mit andern einen Absagebrief unterschrieben. 1490
wurde er von Württemberg berufen. Er starb zwischen 1520 — lö2G.
41. Moarsarda ScMling vm ConstaU. Ihr Gtemahl war Ulrich
yon Werdenau zu Waldhausen, Sohn Johanns mit Margareta
von Villenbach. Margarete Sehillingin, Nonne zu Recherzhoven,
starb 1540, 50 Jahre alt, war 39 Jahre im Kloster.
41a. ürmOa iSdUSin^ (f 1519) war Gattin Emfreds von
VeUberg (f 1503).
42. Wühdm II, SchiOmg von (kmstati, 7. März 1472 siegelte
er für die von Geroldseck. 1485 war er auf dem 33. Turnier zu
Ansbach mit Graf Eberhard dem Älteren, welches die fränkische
fiitleiBchaft hielt.
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42
LeiseiiAbeacbreibangen derer Schilling von Ganstatt.
43. Barbara SMling von Canstatt. 1476 im Kloster zu Kirch-
heim u. T. S. 40.
44. Dorothea SchiUmg von Canstatt. Ihr Gemahl war Heinrich
vou "Wöllwarth.
4ö. Uiidcgard Schilling von Canstatt. 1476 Klosterfrau zu
Adolberg bei SehonKlorf, nachher zu Lauffeu am Neclcar, als das
Adeiberger Kloster 147G dahin verlegt wurde.
46. Hafts TV. Schiliing von Canstatt^ Sohn Bertolds mit Doro-
thea vüu Tierherg, lobte 1471 als Rat Graf Eberhards im Bart,
kommt 1481 als Rat Graf Rljerhards des Jüngeren von Württem-
berg vor und war mit dir st m auf dem 30. Turnier m Heidelberg.
Ln Jahre 1474 bekannt«* Ilms Schillhvj, er habe dem Barfüßer-'
kloster zu Eßlingen zu Köngen jährhch 4 Pfund Wiesenzins zu
zahlen.
14Hr> unterschrieb er ein Testament des Grafen Ulrich vod
Württemberg.
47. Wolf VL, genannt Wölfün, SrhiUimj von CamtaU.
23. Februar 1461 wurde ov auf Montag nach Invokavit von
den Grafen Ulrich und Ludwig nach NürtiiiL'on zum Krieg be-
schicdeu gegen Pfalzgraf Friedrich. Er war unter 36 berufenen
Kittern der zweite. Den 21. Juü 14G2 auf 8t. Paulustag blieb er
im Treilen bei Heideuheim in dieser Fehde auf dem Schlacht-
felde tot.
48. Wilhelm ITT. SchWng vofi Canstatt ist niich den ürkundcn
7\\y Cieschichte der Universität Tül)ingcn 17. März 141)5 irnraa-
trikuliert ^vorden. Nach Crusius war er schon 1493 und noch
Gabclkover 1494 dort Student.
48ä. Markus SrhiUwfj de fAiußtiihcrf/ wurde zu Tül»ingen
14. A[)ril 1509 immatrikuüert. Es ist fragUch, oh er zur Fa-
miüe gehört.
49. Konrad TV. SchilUng wm Canstatt. Dessen Gemahlin war
Anna Speth von Zwiefalten.
60. Na. Schilling von Canstatt, vermählt mit Wolf von Stein
(Oberamtsbosehreibuug Ehingen, B. 145).
51. SelHisHfin J. SchiUing von Cavwtatt, Herr zu
Wielandstein, Erbschenk in Schwaben, König Ferdinands I. Rat
und dessen Mitregent in Schwaben während der Minderjährigkeit
Herzog Ulrichs. Auf Martini erhielt er vom König Ferdinand
III., Erzherzog zu Österreich und Statthalter in Schwaben, emen
Lehenbrief über Wielandstein für sich und seine Nachkommen.
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LebeowboMlmibaiigen derer 8<^liiig von Oaiutett 43
Vom 28. Juni 1512 datiert die Verschrcibung Dr. J^obaptian
tkkilUnffS, als er von Herzog Ulrich von Württemberg als fürst-
licher liat und Diener von Haus aus angestellt wurde. Am
14. Dezember 1518 V)ezeugten Bürgermeister und Rat der Stadt
Eßlingen , daß Bastian Ritter und Doktor und Bertold die
SrhiUing für eich und Bastian von Gültlingen zu Sindelfingen an-
statt Ulrich ScfnUin;ß, der noch niciit zu seinen Jahren gekommen
war («unter seinen Jahren ist»), hinter ihnen eine Lade gestellt
hätten, darin sie sagten, daß etliche ihnen zugehörige Briefe lägen
und day.u sie die Rchlüs.sel liätten. Am 12. Dezember 151!) siegelt
Sebastian Schilling, Statthalter zu Tübingen. Vom 29. Februar
1520 datiert der zu Eßlingen versammelten Ritterschaft Instruktion
für Sebastian SchUlbigy Wolf von GülÜingeiij Ritter, Jakob von
Kaltenthal und Rudolf von Ehingen, was sie bei der königlichen
Regierung wegen Erledigung der Zins und Gülten, Leibgedings
und Schulden, so auf dem Fürstentum haften, auch ihre Gewähr-
scbafl für die Herrschaft und daß sie als freie Schwabeo bei
ihrem alten Herkommen bleiben möchten, werben sollten.
Die Gemahlin Sebastians I. war Brigitta von Emmershofen,
Tocht€r Haus mit Barbara von Reischach. Sie starb 1520. Er,
Sebastian, zahlte die Schulden seines Schwagers Tjeonhard von
Emmershofen, gab ihm 80 Gulden Leibgeding, die derselbe 1524
noch bezog, gab auch des Leonhards Frau, was ihr Mann ihr
vertan hatte, und löste den Anteil seines Schwagers an dem Gut
Waldenstein aas, welcher an Fritz von Rechbeig versetzt war. Hier-
durch brachte er jenen Teil von Waldenstein an sich. 1526 war
er auf dem Reichstag zu Speier.
Am 9. Mai 1528 berichtete das Reichsregiment an König
Ferdinand über die Sendung des Sebastian SchüHng und des
Philipp von Quntheim an den Landgrafen von Hessen. Am
4. Juni 1528 schrieb das Reichsregiment an Sebastian Schilling,
14. Dezember 1530 wurde letzterer als Mitregent von Schwaben
während Herzog Ulrichs Vertreibung an den König Ferdinand von
Böhmen, der von seinem Bruder, dem Kaiser Karl V., mit Württem-
berg belehnt war, nachmaligen Kaiser, geschickt, der seinen
Itinerarien nach sich damals im Kloster Maulbronn aufhielt
Einen Einblick in die Wahlgcschiifte damaliger Zeit gewährt
auch die Nachricht^ daß er eine Verschrcibung der württem-
bergischen Regierung über 40000 Gulden für den Pfalzgrnfen
Ludwig unterschrieb wegen seiner Stimme fiir die Wahl Ferdinands
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44
LebenabeBchreibniigeii derer SchUiiog von Cknatakt.
■/Ann fuiüischon König. Er wurde nach Bchluß des Augsburger
Kc'ichstags Dach Cüln geschickt (iu Frankfurt, wo sonst gewählt
wunle, hernichtc die Pest), um diese VerBclircibung zu ü))erbringen.
Von dort schrieb er an die Kammer und den Landesausschuß zu
Württemberg, diiß der Pfalzgruf die 40000 (Julden auf den Tag der
Wahl haben und nicht mit der V^erschreibuiig zufrieden sein wolle.
Er bitte daher, das Geld in H) Tagen nach Cöln zu schicken, in-
dem er so lange als Geisel dal Reiben müsse, bis das Geld komme,
beiüo eignen Worte sind:
«Ich bin gleich als (loi^^el und Gefangener, der Allmächtig
wolle Gnad verleihen, damit das Geld glücklich heral) und
ich aus dem Last komme. Habt also in der groüen Eyl
für gut. Datum: Cöllu auf den neuen Jahrestag in der
Nacht 1531.»
Er mußte bleiben bis 17. Januar, wo er dem Pfal/.grafen
die letzten 20000 Gulden beiuihlte. £r starb noch im selbeu
Jahr 1531.
52. Na. SchüUng von Camtatt. Ihr Gemahl war ein von
Seckendorf.
63. Heinrich VTT, Schilling von CanMatt, Ritter, Hen-
au Wielandstein, württcm bergischer Rat, von 1492 — 1515 Vogt
zu Vaihiiigt n und gleichzeitig (s. Württem belgisches Dieuerbuch)
Obervogt zu ivirchheim.
Seine erste (S^ Timhlin war Agnes von Werdenau, die zweite
Dorothea von Venruiigeri, Witwe Ottos von Hirschhorn.
Heinz Schilhug wird 7. Januar 1474 urkundlich genannt,
ebenso 22. April 1475, 1479 zusammen mit Gerst ScfiilUng. Junker
Heinrich SchdJinf/ heißt Vogt zu Kirchheim in Urkunden vom
25 August 1479, Ih. April 1480, 25. Juli 1481, 1482. Er wurde
17. Oktober 1486 von Graf Eberhard dem Älteren von Württem-
berg mit Wielandstein belehnt. Er war Vogt zu Urach 1482,
1487, siegelt als solcher 20. Februju- 1489. Im Jahre 1491 und
1494 werden erwähnt Gertrud Srliillmgifi^ Gali ScJiillivfis Witwe,
und Mcchtild Schill inffw, Nonne zu Reuthin, im Jahre 1492 ist
Gertrud von Larl'cndorf Gall Schillings seligen oheliche Hausfrau.
Heinz SchilUiuj war 1492 — 1511 Obervogt zu Vaihingen, wird
G.Februar 1493 urkundhch genannt, siegelt 11. Februar 1495 als
Vogt zu Vaihingen, ebenso 23. April 1496, 1. Mai 1497, 28. Juni
1408. Am 19. Mai 1497 empfing er von Herzog Eberhard IL
Schloß Wielandstein mit Zugehör zu Lehen, ebenso 11. Mai 1499
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Lebensbeechreibcmgen derer Schilling ?iid Caafttatt
45
von Heizog Ulrich. Als Vogt von Vaihingen siegelt 25. August
1501 Heinz SeMWng. Heinrich Sekming unterschrieb 26. September
1502 das Testament Herzog Uhichs. 1504 war er Helfer Herzog
Ulrichs g^n die Ffieüz. Im gleichen Jahre empfing Martha
Sekerifyn^ ÄbtiSBin zu Kechenzhofen, Margarete SehiUingm, Hein-
sen, Vogts zu Vaihingen, Tochter, ins Kloster und 100 Gulden mit
Ihr. Von 29. November 1511 datiert Heizog Uhichs Schadlos-
yerschrdbung wegen der fiflrgschaft um 2000 Gulden Haupiguts
gegen den Vogt Heinrich StMling zu Vaihingen und de dato
Stuttgart 20. Januar 1512 Herzog Ulrichs Schadlosveischreibung
gegen Wolf von Diichmkanaen w^en der für ihn übernommenen
Bürgschaft beim Vogt zu Vaihingen, Hemrich SeMing^ um 1000
Gulden Hauptguts. Noch am 25. April 1518 heißt Heinrich ScMUng
Vogt zu Vaihingen.
1492 zog er unter Graf Eberhard dem Älteren mit dem Barte
mit 6 Pferden gegen Herzog Albrecht von Bayern in den Krieg.
15. Juli 1496 leistete er nach Graf Eberhard des Älteren Ableben
dem Herzog Eberhard H. dem Jüngeren als Bat die Batspflicht
10. April 1498 unterschrieb er sich als Vogt zu Vaihingen mit
anderen, die dem verschwenderischen Herzog Eberhard dem Jüngeren
den Gehorsam aufkündeten, und hat in diesem Jahre die Heirat
zwischen Herzog Ulrich und Sabina von Bayern negoziiert, mch
den Heiraisbrief mit Pridaten und anderen Bftten unterschrieben.
1505 war er Rat Herzog Ulrichs. 1. Blai 1511 wurde er
der Braut Herzog Ulrichs, Sabina von Bayern, bis Knittlingen ent-
gegengeschickt und hatte bei der Hochzdt die Fflrstentische zu
setzen. Als die Gesellschaft St. Georgensdiild 1512 Ihre kaiser-
liche Konfirmation durch Graf Ulrich von Montfort erhielt» emp<
fahl da er ni«äit paraünlidi erschauen konnte, seine An-
gelegenheiten auf dem Tag zu Göppingen. 1513 auf Kantate ist
er als Obervogt von Vaihingen und Mitglied des Schwäbischen
Bundes auf der Tagsatzung zu Gröppingen erschienen, welche
Rudolf von Ehingen, Statthalter der Ritterschaft am Neckar und
im Schwarz vvald, ausschrieb. 5. Mai 1514 wurde er des Bauern-
aufstandes vom «armen Konrad» wegen als Vogt von Vaihingen
wohlgerüstet nach Stuttgart berufen. Er erschien mit Eberhart
von Reischach mit 24 Pferden in Gopj)in|^en.
7, August 1514 belelintc Kaiser Maximilian ihn und seinen
Sohn Sebastian mit dem Erbschenkenamt in Schwaben. 1515
kommt er ebenfalls alä Vogt von Vaihingen vor. 1516 wurde
46
Lebenabeadmibiuigaii derar Sdiilling too Oraatatt
er von Ilerzof]^ Ulrich von Württcmborg gegen die von Hutten
zu Hülfe gerufen. Er starb 1533 nach «drei König» und liegt
zu Neuffen begraben, wo sein GiabBtein in den Zeiten der Bilder-
stürmerei zerschlagen wurde.
54. Hans Schtüing von Cansfatf, Vogt zu Calw. Als solcher
erschien er 29. Sept^^mber 1525 auf dem Landtag zu Stuttgart.
Seine Gemahlin ist unbekannt.
Am 9. Dezember 1522 veigUch sich die Stadt fifilingen mit
Hans Schilling.
55. Nus. Schilling von Canstatt, vermählt mit Barbara von
Pinzenau (bayerische Adelsfamilie), die nachher Sebastian von
Paulsdorf heiratete. Sie war eine Tochter Johanns von Pinzenau
and der Magdalena von Seiboldsdorf (letsteres in Bayern, Reg.-
Bez. Schwaben).
55». Sria.4ian8eküUng von CanstaU, zu Tübingen immatnkuliert
21. Juni 1488.
56. Dorothea SchilUng von Canstatt, vermählt mit Julius
Gilli<"h Ronft von Sulburg, welcher 154G starb.
57. Friedrich IL Schilling von ÜmsM, 1536 vermählt mit
Kunigunde Speth von Zwiefalten.
58. Sophie Schiüing von Canstatt. Von ihr heißt es, sie sei
geistlich gewesen zu Kühbaeb, worunter nur das Benediktiner-
kloster im Reg. -Bez. Oberbayern zu verstehen. (Nach einem
Mannskript der Bibliotliek zu Mannheim.)
59. Sebastian III. SeMiUng von Ckmtatt, 1533 Student zu
Tübingen.
60. Viguleua SchilUng von Canstattf Deutsch -Ordens-
Ritter. Am 18. Fel)ruar 1531 verzichtete Viguleus Schilling, Sohn
Sebastians SchiUimj, Ritters, vor (iericht und Vogt der Stadt Grö-
nhigen des väterlichen, mütterlichen, brüderlichen, schwesterlichen
Erbs, da derselbe willens war, den ritterhchen, teutschen Orden an
sich zu nehmen und nach Livland zu gehen. Sebastian Schilling
von Canstaft, Erbschenk des Fürstentums Schwaben, Ritler, setzte
am 18. Februar 1531 seinem Sohne Viguleus zu jährlicln in I .oib*
geding 40 Gulden aus. Er siegelt, .sein Bruder Gtorg SchUiutg,
Komtur zu Meigentht im, üall und Überlingen, auch Bastian von
Hohenheim, genannt Bombast.
Am 9. Juni 1538 schrieb der Deutschordt iiskomtnr zu Winn-
enden in betreff des Viguleus Schilling an den Herzog von Würt-
temberg. Im Jahre 1539 bat Viguleus SehHUng^ welcher ans dem
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Lebensbesdirrilioiigfln d«iw SobilUng 700 Guistati
47
deatschen Orden getreten war und Bich verheiratet hatte,
den Herzog Ulrich von Württemberg, ihn dne Zeit laug mit
Unterhaltung zu bedenken, sich auch bei seinem Bruder Bastian
und andern der Freundschaft w^en Herausgabe dessen, was ihm
am Vermögen gebührte, zu verwenden. Auch Bertold Schilling
flcfarieb an die fürstlichen Räte in betreff dieser Angelegenheit
61. Juliane Schilling von CanstaU.
62. Georg Schilling von CanstaU. Seine Gemahlin war Ursula
von Stetten, Tochter Albrechts und Ursula von Stein.
Nach Bttccellinns soll er ein Sohn Heinrichs mit der von
VenniDgen gewesen sein, nach andern ein Sohn Konrads mit Anna
^peth von Zwiefalten. Im ersten Falle hätte Heinrich zwei Sühne
«George geliabt, da der Großprior unverheiratet gewesen sein muß.
Da aber zu damaliger Zeit zwei Kinder gleichen Namens nicht un-
gewöhnlich waren, so folgte man BuocellinuB als einem bewährten
Schriftsteller.
63. Anna Maria SchHünff van Cansiati, Sie lieirateie
im Jahre 1492 «aus dem Frauenzimmer der Mantuauerin» (Barbaras
Quma^ von MatUua, Gattin Graf, [später] Herzog Eberhards I.
von Württemberg) Sebastian von Hohenheim, genannt Bombast. Vom
16. April 1493 datiert die Verschreibung Bastian Bomhasts von
Hohenheim und seiner Frau Anna Schilliiigin des Widerfalls der ihr
bd ihier Verheiratung zu einer Hofgabe von Giaf Bberhard senior
verehrten 100 Gulden.
Anna Maria Schilling von Gauatatt starb den 6. Februar 1546
und wurde zu Pforzheim außer dem Chor begraben. Ihr Gemahl
war Friedrich von Hohenheim, genannt Bombast« mit weichem
sie den Georg von Hohenheim, genannt Bombast, erzeugte, der
nachmala ihrem Bruder Georg Schilling als Johannitermeister und
Fflrst EU Heitersheim in der Regierung nachfolgte. Auch ist ge-
wiß, daß sie die Mutter der Asma Bomba^ wm Hohenheim war,
welche 1674 als dritte Gemahlin Markgraf Emsts von Baden vor-
kommt, vermahlt 1536, gestorben 6. Jtmi 1574, begraben in der
Schloßkirche zu Sulzburg bei Lörrach. Nach Sachs Zeugnis we-
nigstens (Geschichte der Markgraiscfaait Baden, 4. Teil, S. 69)
«befindet sieh an ihrem Grabmal auf jeder Seite ihres fürstlichen
Wippens ein mit dnem Helm bedeckter Schild, in dessen einem
drd auf einem schiefen Balken liegende Kugeln, in dem andern
die Figur eines Krägleins zu sehen sind. Vielleicht waren dies
die zwei Hanptwappenstflcke der Markgrfifin.» In dem Wappen
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48 LebenabMchreibangen derer Schilling von Oanstatt.
Tiiii der Figur das Krügleins wäre demnach das von Schiüiogsche
Wappen dargestellt
Philippus Aurcclus TJirophrastus J^aracrlsus Bombast von Hohen-
heim, geboren 1493, ^estorl)en 24. Septombur 1541, war ein naher
Verwandter ihres (Jeniahls, als Sohn Wilhelms, eines natürlichen
Sohnes Georu;s des Landkomturs Bombast von Hohenheim zu.
Rohrdorf und Ilsfold, welcher 148r> den (Iraien Eberhard im Bart
von Württemberg anf seiner Reise ins gelobte Land begleitet^?.
64. Hans Uli ich II, Schilling von Canstatt, Erbsehenk
in Schwaben, Herr zu Owen und Wielandstein, Buigvogt zu Tü-
bingen, Doctor juris, geboren 1485.
Seine Gemahlin war Anna Speth von Sulzburg. Sie brachte
ihrem Gemahl die Güter Schloß Sulzburg bei Unterlenningen und
zu Owen mit. Nach seinem Tode heiratete sie Hans von Rem-
chiDgen, Obervogt zu Kirchheim, der 28. Febmar 1576, 61 Jahre
alt, in der Lauter ertrank.
Sie starb 23. November 1686.
Uiiicb SehilUng ist nach einer Urkunde yom 14. Dezember 1518
«noch unter seinen Jahren», also mindoijährig, kann nicht 1485
geboren sein. Am 23. November 1518 wurde er von Herzog Ulrich
belehnt mit Wielandstein und Zugehdr, wie 68 sein Vater Heinrich
gehabt hatte.
6. Oktober 1528 empfing Ulrich Schilling von Kaiser Karl V.
die Mitbelehnung auf das Erbschenkenamt in Schwaben.
Von 1535 bis 1553 dauerte die Handlung Ulrich Schillings
gegen die Kommune Oberlenningen wegen des Kaufs des
Schlosses Wielandstein, welchen Herzog Ulrich nicht ratifiziert,
sondern ihm, Schüling, von neuem mit solchem Schloß belehnt
hatte, weswegen allerhand Irrungen entstanden waren, worauf die
Sache auf die unten angezeigte Weise beigelegt worden war. Am
5. April 1539 wurde Ulrich Schilling nämüch mit Wielandstein
belehnt Doch am 6. Mai 1553 brachte Herzog l'hich einen Ver-
trag zustande zwischen Ulrich SehiRing und der Kommune Ober-
lenningen, welcher jener das ihm von König Ferdinand in Her^
zog Ulrichs Abwesenheit 1532 geeignete Schloß Wielandstein yer>
kauft hatte, dahin, daß sie ihm dasselbe wieder zustellen und
15 Gulden jährlicher Gelt verschreiben sollte und solches beides
der SeküHng von neuem zu Mannslehen angesetzt werden sollte.
Vom gleichen Tage datiert die Verschreibung der Kommune
Oberlenningen auf angeregten Vertrag und respektive Übergabe
. , . I y Google
Lebenabesctureibniigeii derer ScbiUiag von Caiutatt. 49
d€6 Schlosses Wielandstein an Herzog Ulrich. Am 3. Oktober 1573
verzichteten vor Laiidhofmeister, Kanzler und Räten zu Stuttgart
Katharina und Magdalena, beides Töchter weiland l'lrichö Schilling
vm Camtatt uud der Anna Speth, welche in zweiter Ehe mit Hans
von Bemthingen, Obervogt zu Kirchheim, verheiratet war, ebenso
am 29. Januar 1574 deren Mutter.
20. August 1532 verkaufte Ulrich Schilling seinen Anteil an
Wielandstein an Heinrich Schilling, Dieser Kauf scheint aber
nicht zustande gekommen zu sein, da er nach einer andern Urkunde
1533 auf Montag nach Kreuzerhöhung mit seinem Bruder Bertold
das Gut Wielandstein an die Gemeinde Ober Lenningen um i:!lUO
Gulden verkaufte. 154U und 1542 reklamierte er die Stiftung
seiner Voreltern an die St. Martinskirchc zu Nouften, die durch
Einführung der Reformation in Schwaben aufgehoben war, von
den Herzögen von Württemberg, worüber nachfolgende Akten
vorÜegeu:
ibrtract Schroibeiis Ulrich Schillings an Herzog Ulrich von
Württemberg wegen der Stiftung zu Neuffen droa 1540,
Bei LehenactiB Nr. 8.
Ferner gnädigster Fürst tmd Herr, als mdne Voreltern vor
nraibnndert Jahren eine Pfrftnd zn Neuffen, der Schillings Ffründ,
genannt« mit Vervrilligung selbigeizeii der Herren von Wüitem-
beig mit allem Einkommen gestiftet fundirt und aufgericht, auch
Ihnen Selbe Jns Paftronatns aigentlichen behalten Innhalt und
vermög der Briefe, sodann samt deren Abschrift verschiene Zeit
in £. F. Dblt Canzley überschickt, welche Nutzung bisher E.
F. Dhlt. Vogt zu Neuffen eingezogen und wir derselben Stifter
deren entzogen, bitt £. F. Dhlt. ich ganz unterthänig die gleichende
Billigkeit der Sachen gnädig zu bewegen diese Pfründ und Nutas-
ungen nit zu entfremden sondern gnädighchen folgen zu lassen. . . .
b.
Eztract aus der andern Ulrich Schillings Suppl. an Herzog
Ulrich um Restituirung der von seinen Voreltern gestifteten
Pfrlmd zu Keuffen. Sine dato. ca. 1540. Original in actis Nr. 9.
Arichif. O. V. w. Neuffen Lit. A 2»'.
Zum andern Q. F. und Herr haben meine Kitem vor 200 Jahren
gestiü und mit Bewilligung F. Gl. Hl. hochlüblichen üedächtnuß
IHe FuDiUe ScbJlUtig voo C^iutaU. 4
. j ^ d by Google
50 Lebenobenchreibungen derer Schilling von Cunstatt.
Voreltoni aufgericht vaid was daza gehört, dorcfa sie alleuQ erkauft,
das alles noch Briefe ond Siegel vorhanden su dem haben all-
wegs die filteste im Geschledit Jus Patronatus gehabt, die auch
verhhen, derhalben nochmals mein ganz unterthfinig fleisig Bitt
ist, mein Gl. F. und Herr wolle mir die gemeldte Pfründ gnädig-
lich verfolgen lassen, das alles wolle ich nun £. F. Dhlt in aller
UnterthAnigkeit zu verdienen geflissen sdn.
Ulrich Schilling.
c.
Extract aus Ulrich Schiliings Supplikation an Herzoch Ulrich,
biiie dato 1542. Original bei Lehen Actis Nr. 22*. Archiv G. V.
w. Neuffen Lit. A. 2^
Zu dem andern G. F. und Herr hab ich Ew. F. Dhlt. gleicher
Geetalton angezogen, wie daß eine Pfründ zu Neuffen oder Gap-
lonay in Bw. F. Dhlt. Flecken zu Neuffen durch meine Eltern
die Schilling gcstift und aufgericht worden sei und das mit Ver-
willigung E. F. Dhlt. hochlöbl. Gedächtnuß Voreltern, haben auch
die Lehenschaft derselben ab 200 Jahren her rnwiglichen besessen,
das dann alles genüge samlich durch Brief und Siegel bewiesen
werden mag, so hat aber der Vogt zu Neuffen dieselbe Pfründ
und was dazu gehörig eingezogen derhalben abermals an E. F.
Durchl. mein ganz unterthäniges Bitten gelangt E. F. Dhlt. wolle
der Stammen Schilling mit Gnaden bedenken und dem Stammen
seipe anererbte Gerechtigkeit widerum einzuantworten gnftdiglich
verordnen.
Uhich Schilling.
d.
Ei:tract aus Bitter ÜMeh SchiUingB Supplikation an HenEoeh
ülrieheB. üm Bestitinnmg der Pfrllnd m Keuffen. Sine dato.
drca 1542
Zum andern GL F. und Herr! gib ich E. F. Dhlt. gleicher
Gestalten zu vernehmen, daß vor 200 Jahren mdne Eltern die
Schülmg haben eine freie Pfründ und Caplonay in E. F. Dhlt.
Stadt zu Neuffen, von ihrem Eigenthum aufgericht und gestift,
darinn B. F. Dhlt. Voreltern Hochlobl. Gedjiclitnuß gnäditrc Be-
''illiguJJg geben haben, auch die Schilliugcu uiiweg dtr .Ütcstt-
die Pfründ von einem zum andern ihrer Gerechtiirkeit nach ver-
tihen, welches alles mit Brief und Siegel geiiug:-;nii nnig bewiesen
und erstattet werden, das alles unungeseben hat mau vor ©Uich
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Lebensbegchreibangen derer SchilUng von Canstott 61
Jahren die gemeldte Pfründ mit aller Ziibeliör einbezogen, zu dem
auch deu. annen Leuten die Speiid und Almosen so mau aus pe-
meldter Pfründ den Annen alle Frolinfasten gereicht bat ab-
brochi'n und über das alles der Scbilling Wai>ptii so zu einer
Ge«iai btnuO des Stammens uf dem Grabstein, darunter mein
lieberVatter (Heinrich VII. selig) und vielJSchilling vergraben
gewesen, zerhauen und ausgetilget, welches G. F. und Herr ich
Gott dem Allmächtigen und E. F. Dhlt. klagen thun, in unter-
thänigster Hofnung und Zuversicht E, F. Dhlt. Dinner mit Gnaden
bedenken v(ir derraassen Gewalt guädiglieh schützen und schirmen
auch bei alter anererbter Gerechtigkeit gnädigüch handhaben.
e.
Extnwt aus der Eäth (Württembergs) der Pfirönd zu Neuffen
halben den 6. Januar 1644
Zulm andern die Pfirflnd zn Neuffen betreffend ist bedacht,
daß die Pfrflnd Gott su Lob und Ehr aufgericht und den
armen Leuten zu gut, nachdem aber die Pabet-Heß ohne Gottee-
lAsterung nicht kOnnt noch m(k)ht bleiben oder gedult werden,
sem solch Gut in gottgefällig Werk an Schul- und Aimenkasten
verwendt worden, versehen sich L F. Dhlt er Uliich SchiUing
werd ihm solches wie bilUg nicht mißfallen lassen» ihm eoll auch
wohl eingedenk sein, daß mit Ihme hierinnen gehandelt und
ein ziemliches angebottoi wordffii, und ob die Grabstein hioweg
kommen» des trügen L F. Dhlt nicht Wissens und w&re doch das
ohne Zweifel von der jenen von denen die Stein hingenommen,
nit zu Tmtz oder Au&atz geschehen, sondern zu Nutz gebraucht,
wie an dem und andern Orten auch geschehen, und wo er noch-
malfi nit ge.^ätigt sein wollt, gnädigUch zu lassen, daß von solcher
Pfründ jüirlieh 40 Gulden auf ein Stibendiaten gen Tübingen ver-
wendet werden sollen, (protestantische Universität !) den er Schilling
und seine Erben dahin zu präsentiren und zu studiren sollten
Macht haben zu beneuuen
den 5. Jan. 1544.
f.
Herzochs zu Würtemborg Antwort und Boscheid, auf Ulrich
Schillings Supplikation dar Pründ zu Neuä^^en halb den 27. Ja-
nuar 1544.
Zum andern was dn dich ferner einer PlVüud halber zu
Neuffen beschweren thust ist uns gleicher Gestalten fürbracht.
S2
Lebensbeschreibungen derer Schiiüng von Canstatt.
Nun hast dn dich wohl za erinnm, was hierror dann wfigen
dieser Saeh gehandelt tuid dir angebotten worden, daß da in BiT*
weguiig der Billigkeit nicht geweigert haben sollteet, dann wann
ein Stiflaog in den Weg init Gottes Ehre, wie das anilUiglidi ffSa-
genommen, nicht kann geduldet noch zugelassen werden, daß
solches in ander GtottgeftUige Werke zn Lob Gott danken, durch
die Oberkeit, der doch solche Stifling elugcricht wohl mag werden
geändert und verwandelt Nach dem datrn solche Stifting besoo-
deiB die Päbetliche Hess, mit Gottes Ehre und ohne Gottes-
listeruiig, wie dn selbst weißt (diesem Zwisehensate nadi lAßt
sich vielleicht annehmen, daß Ulrich Schilling damals schon Pro-
testant war und dennoch mit seinen Ansprüchen auf die PfrOnde
beharrte), nicht kann gedult werden and wir auch solches in
unser Oberkeit und Gebiet nicht können noch mögen zu geben,
haben wir als solches Orts ordentliche Oberkeit diese Stiftung in
gottselige Werk als zu Haltung der Schuhl, eines Diakon anch
den Armen zu Wolfarth lassen richten und wenden und damit
dir an deiner CoUokation und Präsentation nicht benommen haben
wir mit dir gnädiglich handeln lassen, daß du sollest einen von
Adel deines Stammes oder einen andern bei der Universität zu
Tübingen in Studio haben ernennen und halten, welcher von ge-
daclitcr Caplanay jährlich eine eln-Iiche Unterhaltung, als nämlich
40 Gulden(I) gereiclit und also für und für durch dicli und die
deinen gelialten werden sollte, aber du solches ancli al)geschlngen
und nicht aunchmen wollen, dcshalben wir anders nicht gcnlenken,
dann daß nichts hiiliges mehr anzunehmen gefällig noch gelegen
sein wöll, daü wir dann geschehen lassen. Über dies alles haben
wir kein Wiesens von deiner angezogenen zerschlagenen ent-
wendten und eingenommenen Grabstein al)er wenn du uns genug-
sam wer oder welche muthwillig und aufsätzigerweiß solchen
Grabstein zerschlagen, sollten derselbigeu von uns ungestraft nit
. hingehen noch bleiben. Das Alles wollen wir dir dein vielfUltig
uunöthig Klagen und Suppliciren zu Antwort nicht unangebracht
lassen. Dat. Urach den XXVn. Januar 1544.
g.
Eztract aus Ulrich Schillings Supplikation an Herzog Ulricii
wegen der Pfründ zu Neufifen den 1. May 1547.
Nachdem zum öftennals an E. F. Dhit. ich mein Beschwer-
nuß and Anliegen, einer eingezogenen Pfründ auch andern er-
Lebeusbetichreibongen derer SchUUng von CauBtalt.
53
seigten Hoohmaihs so mir mit einem Grabetein, darunter mein
lieber Vater selig begraben liegt, in aller Unterthänigkeit durch
imterthänige Supplikation einbracht hab, darauf mir im Namen
E. F. Dhlt. ein gar echwef und ungnädig Antwort geüsülen, darob
ich mich zum hOcheten bekfimmert hab, kan aber doch nicht
glauben, daß Bolches E. F. Dhlt. eigenen Befehl geschehen sein
mag, deshalben nochmahlen aus unterthftniger trostlicher Znyer
sieht und Hofnung E. F. Dhlt. ich bitten thue die wolle so viel
die eingezogene röünd belangt mich und mmen Stammen in
Gnaden bedenken in Ansehung der großen Gerechtigkeit so ich
und die Meinigen dazu haben.
Sine dato praeseut. 1. May 1547. Ulrich Schilling.
h.
Extract aus Herzog Ulrichs Antwort an Ulrich Schilling die
Pfrllnd zu Neufien betreffend den 18. May 1547.
Was dann die Ffründ sa Neuffen und den Grabstein daselbst
betrifft^ wollen wir nochmahlen wie vor, ein solch Einsehen thun,
daß wir dafür halten, du werdest dich desselbigten mit nichten
beschwehren können, wollten wir dir gnädiger Maynung zu Ant-
wort unverhalten.
Dat Wildpad, den 18. May 1547.
1625 kommt er in der üuiveraitätsmatrikel von Lyon vor.
Aus den obigen hartnackigen cProteetationen» sollte eigentp
lieh zu schließen sein, daß Hans Ulrich um 1540 noch katholisch
gewesen wftre; doch ist bekannt, daß «trotz aller Gegenbestrebungen
des Schwäbischen Bundes die Beformation bereits um 1530 bei
manchen schwäbischen Adeligen Aufnahme gefunden hatte».
(Stälin, Wflrttembeigische Geschichte, 4. Teil, § 11, S. 317.) Hans
Ulrich muß aber g^gen den Bund gewesen sein, denn er war
zu Tabingen im Apxil 1519 bd der Einnahme dieser Stadt unter
den kapitulierenden Adeligen.
Was das Verhalten der Schilling während der durch Herzog
Ulrich in seinem Lande enegten Winen betrifft, ist das alte Fa-
milienbuch unter Nr. 64, Hans Ulrich, in einigen Punkten zu be-
richtigen und vor allem der historische Zusammenhang wieder-
zugeben.
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LebenfbefebfaibOBgen derer Scbilling von Geiietett
Ober den Terschwenderischen, übelberatenen und loidenschafl-
licheo Herzog Ulrich war 1518 zum zwdtemnal die Reichsacht
aoflgesprochen worden. Nichtsdestoweniger hatte er im gleichen
Jahr die Reichsstadt Reutlingen überfallen, zu einer Landstadt
gemacht und hierdurch die Erbitterung seiner Fdnde erheblich
gereizt. Im Frühjahr 1519 waren die Rüstungen des Buodee
gegen ihn vollendet und er mußte sein Land verlassen. Das alte
Familienbuoh spricht unter Nr. 64 von einer langen und stand-
haften Verteidigung des Stadtschlosees, wovon indessen nicht die
Rode war; vidmehr wurde nach etwa viertägigem Schießen «das
Schloß trotz stärksten Festungswerken und großem Mund- und
Früchtevorrat durch Vertrag übergeben». (Stälin, Württemb. Ge-
schidite, 4. Teil, § 7, S. 177.) «Großer Feigheit wegen dieser
schleanigen Übergabe, welche treffhehes Geschütz, bedeutende
Werte, auch vieles von der Bentlinger Beute in die Hände der
Bündischen brachte, wurde allerdings die Besatzung beschuldigt
und noch spät nachher wurden cUe Namen der sich exgebenden
Edelleute — der des Landhofineisteis Philipp von Nippenburg an
der Spitze — durch Anschreiben an eine schwarze Tafel gebrand-
markt*
Diese «Scbandtafd» findet sich noch beute im großen Bitter-
saal, jetzt Universitätsbibliothek, des Tübinger Schlosses auf-
bewahrt Der Umstand, daß, wie SfAUn bezeugt^ diese Tafel erst
spät beschrieben wurde, macht erklärlich, wie der Name Bertolds
Schilling allein darauf verzeichnet werden koimte^ nicht auch der
Hans Ulridis.
«Immerhin diente (zu Tübingen) der Schloßmannschaft zu
einiger Entschuldigung der Notstand der h6rz(^lichen Kinder.»
Und als dann später der Herzog nach dem unglücklichen Aus-
gang des Schmalkaldischen Krieges zu Ulm vor Kaiser Karl V.
einen Fußfall getan und wieder m sdn Land einziehen konnte
(Januar 1547), sprach er den Bittem seinen Dank aus, daß sie
ihm die Kinder beschützt und das Schloß Tübingen erhalten
hatten.
Es ist wohl Hans Ulrich Schillmg, der ziemlich am An&ng
des bekannten Romans von Hauff im «Lichtenstein» bei dem
Feste zu Stuttgart Erwähnung findet
1548 erschien er, von der Bitterschaft abgeschickt, bei dem
württembergischen Landtag zu Nürtingen. 1552 hatte Hans
Ulrich die an der Steige nach Ochsenwang Über Bisgiugtu ge-
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LebenBbetchieiboQigen derer Bebilling von Oftastatt 55
l^geoe Baig HahneDkaDim, weLehe zuvor denen von Homingen
oder HOmlingen gehört hatte, ala Lehen inne. (Oberamts-
beschreibung Kirdiheim u. T., 8. 173.)
Er starb 11. Oktober 1652 m Bothenbuig an der Tauber bd
sdneni Stiefbruder Georg, dem damaligen Jobanniterkomtur da-
selbst. Zu Kbrehheim u. T. ist er belgesetst und hat dort sein
Grabmal, das ihn umgeben von seiner Familie darstellt. Bei
Hans Ulrich, als dem ersten aus der Fsmilie, der Herr von
Owen n. T. gewesen, muß erwähnt werden, daß sich in der Kirche
zu Owen noch ein aus dem Jahre 1542 stammendes, auf ein
Holztttfeleben gemaltes Bild der Stadt Owen befindet «Auf dem
Bilde ist besonders das Tecksche Stadtschloß zu sehen, das in der
südwestlichen Ecke der Stadt stand. Jetst steht das Bathans auf
dieser Stelle. Das Tecksche Schloß gehörte im 15. Jahrhundert
der Familie Speth von Sulsburg, ging im 16. Jahrhundert auf die
Familie Schilling von Oanstatt über und wurde im SOjäbrigen
Kri^ serstOrt. Das Türmohen, das zwischen dem Tedkschen
Schloß und dem großen Tann heraussieht, gehörte zur Feters-
kirche, welche oben in der Stadt an der Hauptstraße stand und
jetzt zu einem Wohnhaus nebst Scheune umgebaut ist» (Nach:
Die Teck, Einet und jetzt, von Eduard Fr. Hochstätter, Stadt^
p&rrer in Owen.)
Im 16. und 17. Jahrhundert schlug dann, wie daigestellt
werden soll, die Familie von Schilling ihren Wohnsitz in dem da-
mals noch vor der Stadt gelegenen Kloster auf, dem heutigen
Stadtpfairhaus. (In der Zeichnung nachgetragen.)
«Zu dem Bilde von Owen von 1542*, fthrt Pfairer Hoch-
stätter fort, «bemerken wir nodi, daß dieses ein Festjahr war.
Darauf bezieht sich wohl der Vordeigrund des Bildes. Hier sind
drei kranke Personen auf Krücken. In ihrer Mitte teilt eine vor-
nehme Frau Almosen aus. Man möchte bei der Frau an ein
Glied der Familie l^»eth von Sulzbuig denken, welche damals in
Owen lebte. »
65. Georg II* BoMXUng von CanstesU, Großprior des
Johanniterordens in Deutschland und erster ReiclisfÜrst von
Heitersheim.
Völlig sichere Angaben über Zeit und Ort der Geburt dieses
bedeutendsten Sprossen seines Geschlechtes sind leider nicht vor^
banden. Es ist anzunehmen, daß Georg Schilling etwa 1487 ge-
boren wurde. Sein Vater Heinrich soll von 1492—1515 Vogt zu
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LebansbowliraibnQgaii derer ScbilUng von Ouistatt.
Vaihingen gewesen sein. Vielleicht war diese Vogtei nur ein Titel.
Sein Heirnwesen hatte Georgs \' itor, der auch zu Kirchheim Vogt
war, wie Nr. 53 gesagt, wahrscheinlich zu Neuffen, wo ebenfalls
seine Grablege war, und sein Wohnsitz wäre dann jedenfalls das
erwähnte «große Haus» in Neuffen gewesen. Es wäre also mög-
lich, daß dies die Geburtsstätte des Johannitergroßbailli ge-
wesen ist. Nach dem unton wiedergegebenen Text eines alten
Cbronikblattes soll Georg 1490 geboren sein.
1500 war er am Hofe Kaiser Maximilians und trat 1502 in
den Orden ein. Iö22 nahm er an der Verteidigung der Insel
Bhodus gegen Soliman teil, nachdem im Jahr zuvor Belgrad in die
Hftude der Türken ge&llön war, und der Islam begann auch im
westlichen Mittelmer, in Algier and auf Sizilien, festen Fuß za
fassen, selbst Italien emstlich zu bedrohen. Nach sechsmonatUcher
Belagefung fiel 21. Dezember 1522 Rhodus den Türken in die
Hände; die Ordensritter aber unter dem Großmeister Philipi>
Viliiers de l'lsle Adam hatten freien Abzug. Sie ließen sich für
die erste Zeit in Italien nieder, bis ihnen 1530 die Insel Malta als
Wohnsitz übergeben wurde. Der Erwerb Maltas für den Orden
sei yomehmlich das Ergebnis der Bemühungen Geoig Schillinge
g^esen.
Elho seine Verdienste für den Orden geschildert werden, sind
einige urkundUche Notizen, die Herr Theodor Schön über ihn
mitteilt, wiederzugeben: Am 27. November 1531 erließen der
römische König Ferdiiunid und in dessen Namen der Statthalter
und die Regenten und Räte seines Fürstentums Württemberg, an
welche Phiüpp von Gemmingen-Fürfeld Kläger und der Johanniter-
koratur zu Hall nnd Mergentheim Georg Schilling nebst allen
Wetnbergbesitzern zu Affaltrach, welche Weinberge auf Escheu-
auer Markung hatten, als Beklagte ihnen Streit gebracht hatten,
ein Urteil, worin die strittigen Weinberge, Wiesen nnd Acker dem
Haus St. Johannis-Ordens zu Hall zugesprochen- wurden; genauer,
worin er den Kläger mit seinem Verlangen, daß solche Wein-
bergbesitzer die Kalter zu Eschenau benützen mttflten nnd der
Beklagte, Komtur, für bisher bezogene Kelterbeuutzungeu Er-
satz leisten sollte, unter Verurteilung desselben in die Kosten,
abwies.
im April 1633 wurden Leonhard BuMmi und Hans Haita^
Hof baum zu Gottwaldshausen, durch die Lehnsherren dieser
Höfe, Geoig SehiUmg, Komtur zu Hall, und Hans 8(MMm und
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Lebenebeschreibimgeii derer Schilling rtm Canstatt 57
t
Josepb lAtdw^ als Yerlretear von Margareta, geborene Guttetäferjfer,
yetgUchm hinsichtlich eines Wegstmtes.
Herzog Ulrich von Württemberg nahm 27. September id34
den Komtnr Jdrg Selulling von Ganatatt und die Hansleute und
QQter der Kommende AffiEdirach in seinen Schutz und Schirm.
5. Oktober 1534 verkaufte Johann QroB von Deinheim,
St Johanns-Ordens FVühmesser zu Dörzbach, mit Einwilligung des
Stellvertreters Georg ISchilling von Canstatt, Komturs zu Hall
ond Mergentbeim, an Götz Hoffmann, wohnhaft auf dem Hof zu
Meßbach, ein zu seiner Frülimcßpfründe gehöriges, auf Meßbacher
MarkuDg gelegenes bei acht Morgen großes Gnmdstttdc. Vom
l. November 1544 datiert der Revers des Priesters Ulrich Burk-
hard gegenüber Georg Schilling von Canstatt, Großbailli, Komtur
zu Hall und Mergentheim, betrefls der ihiu von denselben ver-
liehenen, von dem Ordeubhaus zu Mergentheim zu Lehen rührenden
Frühmesse zu Mergentheim.
Am 11. August 1550 tauschte der Johannitermeister in
Deutschland Georg Schilling von Canstatt, Komtur zu Rottweil,
von dem Spital daselbst gegen des Zehnten zu Feckenhauseu
einen Hof mit den dazugehörigen Gütern zu Aldingen.
Von den vielen Quellen, aus denen wir Kenntnis über Georg
Schillings Leben zu schöpfen vermögen , sind die wichtigsten:
Vertot, Histoirc des Chevaliers hospitaüers;
Die Zimmeiische Chronik;
Christian von Osterhausen, Gründlicher Bericht vom ritter-
liehen Orden St. Johann von Jerusalem
und die außerdem im alten Familienbuch angeführten Werke.
In der Zeitschrift fEbr Geschichte des Obexrheins, N. F., X., 4
verOfifontliehte Heinrich Meisner eine Sammlung Johanniterbriefe,
unter denen acehn Briefe Georg Schillings die hervorragendste
Stelle behaupten. So wünschenswert es auch sein mag, jedem
euuehien Gliede der Familie diese Briefe ihres bedeutendsten Vor-
fidiren in die Hand xu geben, mußte der Raumersparnis wegen
dennoch Abstand von iluer Aufnahme ins Familienbuch genommen
werden. Heinrich Meisner hat bei seinen Studien für die Briefe
noch Quellen über Qeoig Schilling bezeichnet, welche wir der oben
angegebenen Reihe noch huiznftlgen müseen, nämlich:
Mittf iUiiigen des H. Dr. von ijiebeuuu aus dem Archiv der
Sludi Luzern;
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58 Lebezub^vchrNbangen dner SdiiUing von Ouctati
•
Mitteilungen des H. Delaville Le Boolz aas dem Ordens-
archiv in Malta;
Archivalische Zeitschrift VUI, S. 108, 110, III;
Zeitschrift für Ocscliiclite dos Oberrheins 29, 8. 1()2;
Bosio ni, S. 28, 132, 138, 198, 201, 205, 208, 218—221,
230, 246.
Über Georgs von Schilling weiteres Leben vom Zeitpunkt der
Kapitulation der Insel Rbodus ab hat am einheitlichsten bis jotxt
eben&lls Meisoer berichtet, deesen AusfÜhrangen somit im folgen-
den wiedergegeben werden,
«Um 1487 geboren, nimmt er (Georg Schilling) 1522 an der
Verteidigung von Rhodus teil und ist einer der wenigen Ritter
deutscher Zunge, welche das Elend der Irrfahrt des Ordens mit-
gemacht habeu. Der Großmeister, bei welchem Schilling trotx
mancher Anfeindung eine Vertrauensstelle einnahm, übertrug
am 28. Januar 1522 in Kreta die nach dem Tode des vorigen
Inhabers Marcus Huller erledigte Kommende Sola in Württemberg
und am 17. Februar desselben Jahres die Kommende Dorlisheim
im Unterelsaß nach dem Tode Christoph Walduers von Freund^
stein, unter welchem Schilling vorher in Rhodus gekämpft hatte.
Über die Einnahmen aas diesen Kommenden wissen wir nichts
Näheres; wahrscheinlich waren die Titel eines Komturs von Suis
und Dorlisheim für Schilling bloße Ehrensache; denn er, der mit
dem Schicksale des Ordens eng verknüpft war, konnte zunächst
nicht daran denken, die Einkünfte seiner Kommenden fEtr sich
selbst einzuziehen. Anders gestaltete sich die Sache, als die Ordens-
ritter nach ihrem Umherirren an Italiens Küste gelandet waren
und Aussicht hatten, irgendwo ein neues festes Heim gründen zu
können. Damsls muß eine, wie sich später herausstellte, fidsche
Nachricht von dem Ahleben des Komturs von Tohel im Thaigau,
Konrad von Schwalbach, zu dem Großmeister gelangt sein; denn
dieser verleiht am 28. September 1523 jene freigewordene BaQd
an Georg Schilling, der wohl auch jetzt eher selbst sich darum
bewarb, da ihm nun leichtere Gelegenheit geboten wurde, durch
eine Reise von Italien nach der Schweiz die Elnkflnfte seines
neuen Besitztums ftlr sich verwerten zu können. Er verzichtete,
um die reiche Balld Tobel zu erhalten, zugunsten seines älteren
Stiefbruders Philipp, Komturs von ViUingen, auf Solz und Dorlis-
heim unter der Bedingung, daß diese an ihn zurückfielen, falls
Philipp stürbe oder eine bessere Ballei bekäme. Es ist anzu-
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Ii
LebensbeBchreibuDgen derer SchiUuig von Canstatt. 59
nehmen, daO diese ftlsche Botschaft dnich Philipp selbst oder
dmcfa ein Familienmitglied an Geoig Schilling gelangt ist; denn
es geht aus einer Stelle in dem zweiten Briefe Qeoig Schillings
vom Dexember 1523 hervor, daß dessen Bmder, cder Doktor»«
welcher nnr Geoigs ftlterer Stiefbruder Sebastian, kaiserlicher Bat, ge-
wesen sein kann, ihm Geld, also auch Briefe kurz vorher geschickt
hat Konrad von Schwalbach aber, der Totgesagte, ließ sich
nidit ohne weiteres ans seiner Eonmiende Tobel verdrängen, ob-
gldeb sein Nachfolger Geoig Schilling in aller Form vom GhoO-
meister ernannt war. Der Streit um Tobel zieht sich bis in das
Jahr 1525 hin und endet damit, daß Schwalbacfa Tobel behSlt,
Schilling dagegen durch die Kommende Überlingen entscbftdigt
wird. Währenddessen war die Meinungsversobiedenheit der Ordens-
ritter, an welchem Ort man sieh niederlassen sollte, noch nicht ge*
klSrt. Saragossa, <3allipoIi bei Otranto, ferner die kleine Insel
Ptodano an der Kflste Messeniens und endlich Mslta war den
Btttem ah Wohnritz angeboten worden, und es ist wohl dem
energiscben Auftreten Schillings zu verdanken, daß letztere Insel
gewählt wurde, welche er im Juni 1524 im Auftrage des Groß-
meisters mit sieben andom Rittern besucht und für die Zwecke
des Ordens braudibar beftmden hatte. Mcht lange darauf erhält
Georg SchllliDg eine neue Mission, der er sich um so lieber unter
zog, als ihm dadurch Gelegenheit geboten wurde, seine Hehnat
wiederzusehen. Im Januar 1528 tritt er seine Reise nach Deutsch-
land an, deren Zweck war, Geldmittel, 9 — 10000 Dukaten, für
die Zwecke des Ordens, namentlich iiir die Installierung auf Malta,
flüssig zu machen. Wie weit ihm dies gelang, ist nicht über-
liefert; der Großmeister jedoch muß mit der Ausführung der
Mission zufrieden gewesen sein, da er an Schilling 1529 die
Koniniende Meigentheim und Hall- Affaltracb in Württemberg
verleilit.
Im April des Jalires 15S4 wird Schilling /um Großbailli von
Deutschland ernauut und nimmt bald darauf, im Mai 1535, an
dem Zu<^e Kaiser Karls V. ge.^cn Tunis teil, welcher mit der
Einuuiiine des Hafcnkastells dieser Stadt, Ooletta, endete und den
Raubzügen des kühnen Korsaren Chaireddin Barbarossa für kurze
Zeit ein Ziel setzte. Da Tu;i;.s für letztern verloren war, wainlic
er sich mit gun/v i Kraft gegen Tripolis, welches in (ieorg Schilling
einen neuen, energieeben Gouverneur erhalten hatte. Leider ist
in den Briefen Scbülings eine Beschreibung dieser Belagerung und
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00 Lebensbeschnibiuigeii derer ftehilKng von Cuetatt.
des heldeomtttigen Verbaltens der Besatzimg, sowie ihres Führers
nicht gegeben. Dem neuen Befehlshaber war 6ie Stadt bereits
von früher her bekannt; denn schon 1524 war er im Auftrage
des Großmebters dort gewesen und 1584 hatte er eben dahin
HüUstmppen gefiOhrt, als die Stadt wfihiend des Krieges gegen
Tunis yon den Korsaien bedittngt wurde.
Ah GroßbaiÜi des Ordens war er sugileich der oberste In-
genieur desselben und dadurch hatte er einen Uazen Blick dar-
über gewonnen, was an Befestigungen su einer wirksamen Ver-
teidigung von Tripolis fehlte. So gut es ging, wurden die Mauern
und Türme ausgebessert, gerade rechtseitig geni^, um dem An-
griff Ghaireddins, der seine Truppen vor der Stadt bei dem Tonne
Alkaide gesammelt hatte, begegnen zu können. Mit sdnen vier-
zig Rittern und kaum tausend Soldaten hielt sich Schilling mit
der größten Ausdauer und Tapferkeit. Wielwohl die Fdnde bis
an die Mauern vordrangen, gelang es ihnen dennoch nicht, in
die Stadt zu kommen. Bei dnem solchen Versuche stürzte der
Anführer Ghaireddin von der Sturmleiter verwundet herab, und
als dies seine Truppen sahen, wandten de sich zu schleuniger
Flucht. Tripolis war gerettet, aber die Schwierigkeit^ es zu be-
haupten, war bei dieser Belagerung dem scharfblickenden Auge
Schillings klar geworden. Vor allem störte der feste Turm
Alkaide, in dessen Besitz dioTOrken geblieben waren, dann aber
auch der Mangel an j^lichen außerhalb der Ringmauer liegenden
Befestigungswerken, welche ein Flankieren des Feindes und plötz-
liche AusfUle allein möglich machen konnten. Alle diese Miß-
stände setzte Schilling dem Großmeister in einem Schreiben aus-
einander. Aber gerade in dieser Zeit, in welcher drei Großmeister
binnen kurzem wechselten, gab es kein Gehör für die Klagen von
einem so exponierten Punkte, wie Tripolis, mehr. Endlich entschloß
man sich im Rat» wenigstens den Turm Alkaide zerstören zu lassen,
und beauftragte den tapferen General der Galeeren, Botigella, mit
der Ausfilhrung.
Das Unternehmen gelang mit Hülfe Schillings, der unter den
arabischen Stfimmen der Umgebung durch Unterhandlungen noch
überdies einige Hülfeti-uppen geworben hatte, durdi die er sogar,
wie er in seinem Brief vom 24. Juli 1536 mitteilt, bewogen wurde,
um Hülfe sich nach Malta zu wenden. Das Kcunmando Schillings
nach IMpolis war von vornherein auf zwei Jahre berechnet ge-
wesen, und so rüstete er im Winter 1637 zur Rückkehr nach
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LebautMschMibangSD derer ächilUsg von GMutatt
61
«
Malta, schweren HerzenR, denn er hatte die ätadt, die er in harten
Kämpfen dem Orden erhalten, lieb gewonnen.
Zu Dcuen Taten ward Schilling bald darauf berufen, indem
er seine Tapferkeit und sein kriegerischeö Talent nicht hinter
Maliern, sondern auf Schiffen im offnen Meer betätigen sollte.
Zum General der Galeeren ernannt, kreuzte er im Sommer des
Jahres 1541 zwischen Itahen und Spanien, um die Küstenstädte
gegen die immer kühner werdenden Korsaren zu schützen, und
als im Herbst desselben Jahres Kaiser Karl V. den Zug nach
Algier unternahm, um die Räuber in ihrem Hau}it5tntz[umkt an-
zugreifen, war Schilling als ßt;iehlshnl)er der StrcUnuiclit, welche
die Johanniter zu dem kaiserlicben Hi tu- sLoLien ließen, an her-
vorragender Stelle wiederum beteiligt. Bei einem Ausfall, welchen
der türkische Gouverneur von Algier in einer stürmischen Nacht
gegen dio Belagerer unternahm, gelang es dem deutschen Heiden,
die Feinde bis zu der Mauer zurückzudrängen und sich dem Tore
so weit zu nähern, daß er an der Spitze der Seinen selbst hätte
durch dasselbe in die Stadt vorstürmen können, wenn nicht in
diesem kritischen Augen Ijlick das Tor gesr-lilo^^^en worden und
dadurch einem Teil der ausfallenden Besatzung /ugleinh mit den
anrückenden Johaimitorn der Weg in die Stadt verspcixt worden
wäre. Tn ht'!(]pnTinuii;i m Kampfe hielt sich die kleine Schar unter
Schillings Führung auch dann noch, als aufs neue frische Truppen
aus dem Tor vordrangen; nochmals gelangte er vorrückend bis
zum Eingang der Stadt, aber hineinzukommen war nicht möglich,
So daß er den Rest seiner stark zusammengeschmolzenen Abteilung
zurückführen mußte. Während des nächtlichen Kampfes hatte
auf dem Meere, wo die Flotte lag, ein heftiger Sturm gewütet,
der über 100 Schilfe Karls V. vernichtete, darunter diejenigen,
welche den Proviant des Heeres bargen. Da war an die Fort-
setzung einer regelrechten Belagerung von Algier nicht mehr zu
denken und Kaiser Karl entschloß sich zum Röckzuge. Die Jo-
hanniter deckten denselben. Mit onsAgiicher Mühe gelangte das
Heer an das Gestade, wo es wiederum Schilling war, der die
übriggebliebenen Schifife instand setzte, die Verladung der TrappeD
ordnete und die Rückfahrt leitete, indem er an der Spitze der
drei übnggebliebenen Galeeren den Kurs nach Rupia, östlich von
Algier, einschlug, wo die Flotte vorläufig Sehats fand. Bald darauf
nach Malta zorOckgekehrt, gönnte er sich utir so viel Zeit, um die
Schiffe ao£s neue au rüsten; daim fuhr er sofort wieder aus auf
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LebensbeschmbuQgen derer Scbüling von Canatatt.
die Korsaienjagd, kflhn und glücklich. Als die tOrkbchen Schiffe
an den spanischen und italienischen Küsten die Macht der Jo-
hannitergaleefen fühlten, sogen sie sich nach den H&fen Nord-
afiikas aurück» wohin ihnen Schilling folgte, besorgt um die Er-
haltung des Postens in Tripolis, dessen Schicksal ihm am Herzen
lag. Wieder wie damals, als er selbst dort Gouverneur gewesen
war, erkannte er die Schwierigkeit, den Ort ohne neue Befestigungen
zu halten, und wandte sich nach seiner Rückkehr an Kaiser Karl
selbst, um Hülfe zu scbafifen. Allein eine solche blieb trotz mehr-
facher Versprechungen aus und die Johanniter waren auf sich
selbst angi wiestn, wenn sie Tripolis lialten wollten. Mit frischem
Mut ^nng Schilling an dies schwere Werk. Im Anfang des
Jahres 1543 verließ er mit einigen Ivitlcru vmd sechzig von dem
Orden ausgerüsteten Soldaten Malta und begab sich nach der von
den KdrsaiLii bedrohten Stadt. Unter Anwendung aller HüHs-
kialLe wurden d'iv Befestigangen derselben erneuert und ausge-
bessert; Ritter und Ruderknechte legten gemeinsam Hand an.
Dann verließ S( Iniluig wiederum den Ort, ohne ihn aber aus den
Augen zu verlieren, so daß er mit seinen Schiffen zur Stelle sein
konnte, wenn ein ernstlicher Angriff geschab. Dennoch gelaug
ein solcher endlich in Abwesenheit Sdiillings; im Jahre 1545 ging
die Festung in den Besitz der Türken über. Nicht lange darauf,
1546, verließ der kühne Held Malta und kehrte nach Deutächlaud
zurück. Nach dein Tode Hattsteins war er zu dessen Nachfolger
im Groüpriorate ernannt worden, nicht aber ohne vorher in weit-
läu6ge Unterhandlungen darüber getreten zu sein, welche Kom-
menden ihn zu seiner neuen Würde zufallen sollten. Er wollte
auf Mergentheim und ITaU-AtTaltrach, welche er 1529 erhalten
hatte und zu denen nocli Rohrdorf im Aargau und R<^tt\veii liiu-
zugekoinmen zu sein scheinen, nicht verzichten; man l>ot ihm
dafür Utrecht, Köln, Bubikon, Heimbach, Heitersheim und Froi-
burg in der Schweiz und fügte später Eßlingen noch hinzu; erst
im Mai 1547 scheint eine Einigung darüber zustande gekommen
zu sein, nachdem man ihm wahrscheinHch auch Rottweil über-
lassen hatte, wo er noch 1550 als Komtur erscheint. (Rottweilj
Würtlembergiseiie ' ( Luntsbcschreihung, S. 225 ) 1548 wurde er
von Karl V. in den deutschen Reichst'ürsienstand erhoben, wo-
durch sein Ansehen und seine Beliebtheit in Deutscidand noch
mehr wuchs. Aus dieser Zeit stannni eine trellliciie Charakteri-
stik des wackem Helden, weiche mit einigen Anekdoten aus
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Lebensbeacbidbaiiges derer ScbiUing von Canvtatl.
68
Semem Leben die bekannte Zimmerische Chronik (ed. Barack)
gibt.»
Meisner gibt nur einen Abriß der ErzäJiiungeu der Ziiiimer-
schcii Chronik; doch mag es gewiß von Interesse sein, sie dem
Wortlaut nach zu erfahren, zumal die Sclireibweise der Zimmer-
scheu Clironik ihre ganz l)eson(lercu Heize für jeden Junten Deut-
schen haben muß, wenn man absieht von dem Klatsch, den sie
wiedergibt.
ein wenig zeit darnach ist der guet iierr maistcr (Johann
von HattsteiTT ^Hattstatt]) auch gestorben 1546 ganz voller tag
(d. h. fast lOU jähre ah), wie die geschrift vom Jakob sagt. Dem
ist im regiment und standt nachgevolget herr Jorg Schilling so
von jugend uf zu i^hndis in dem orden gewesen, viien gueteu
handlungen beige\vohnct und sich also j[!;eha1ten, das er unter der
deutschen nation domahi der fürnembst gewesen, derhali)en er nit
ViTL^ehenlichen oder un zeitig ist erwellet worden. Was für ein
freundlicher, holdseliger herr er gewest, davon ma^ nit genugsam
gesagt wenlen; menigcUchen ist wol an ihm gewesen. Er war
ganz liberal und costfrei, ließ es mit ehrenleuten, da ("^ fiiop; helt,
ufgeeu, aber denen iutrischen predicauten war er ganz gram, er
mocht von inen nit büreu reden und vermaint ie, so er ein groser
potcntat. weit er mit solclien übelredeuden predieanden kein an
dere straf fürnehmen, dann das er si uf die galeen weit Schmiden
und mit dem farrenriemen, da sie nit redlich zügen, wol erstreiclieu
und abschmürben lassen. Das konnte er mit einer soliichen liolt-
geligkeit herfürbringcn, das sein menigclichen lachen mueste. Es
het graf Jörg Helfenstain domaln Sommerszeiten (1539) ein banket
zu Speir in einem schönen Lustgarten vor der stat darzu het er
den herren cammerrichter (vom Reichskammergericht: Wilhelm
Wemher v. Zimmern), den herren Schilling, auch sonst andere vil
ehrenleut auch berüeft Under andern gasten war alda ein West-
pheUng, ein beisitzer, ainer von Amelunx, der ward gleich voll,
wolt darnach sauledem und balgen. Er ward von graf Jörgea
und andern vil darfur gebetten, die Sachen auf diesmal ansteen
zu lasen, der ehrüchea gesellsohaft zu verschonen und sich doch
so gar nit zu vergessen. Aber es mocht solUchs alles nit erschiesen.
Es betten alle gest mit diesem unrüebigen, maitialischezi man za
ihnen, der ain sagt das, der ander ain anders; der guet herr
miuster rüeft als: „Werft den vollen . brueder die stegen hinab!
ÜkvuBCL im sonst nichts weiteis I** Derseib wardt gleichwol übel
84
Lel>eaBbeschreibangeQ derer Schilling von Canstatt.
tractiit und darvoD geschlept. Aber dear herr makter wolt nur
man solt im die Stegen hinab weifen, wolt sich auch sonst weiter
nicht berichten lassen, unangesehen das es in eim garten war und
gar kein Stegen an der band« an der sein mainung mit dem un-
geschickten Saxenkerle het mcgen exequtrt werden. Mennala hat
er graf Wilhelm Wemhm den cammenidbter unimsehner wen
zum morgen- oder nachtmal überfallen, audi zu zeiten bratten,
kramatsfögel und anders auch gneten welschen wein in i ige bracht.
Sie lueden einandem vil. Einsmals assen sie mit einandem in
des cammerriditers haus, der herr maktor redt von Bhodia der
statt, wie die von dem Türken Solimanno bd^gert und beschossen
worden, auch was sich daselbs weiters zugetragen. Nun vermaint
er aber domala, er redte das in seiner behausung, do er die ab-
konterfetung der insel und statt an der wandt malen lasen, und
zaicbt an die wandt, sprechend: „Wie ir das an der wandt aigent-
lieben gemalet sehen", gleichwol das ein glate wandt und nichts
daran gemulct wäre. Er ist Kaiser Karin wohl bekannt gewesen
und l)at ein gnädigen Kaiser gehapt. Besebaint sich an dem,
das der Kaiser ine vor allen cburfursten und fürsten uf dem grosen
loiclistag zu Augspurg so hoch berüempt und gelobt het von
wegen seiner ^^üeten thatten, die er wider die Türken, Moren und
andere ungleubigc uf dem nieer vihnals bewisen gehapt. Uf soli-
cheni grosen reiehstag 7a\ Augspurg sollt er seine regalien eni-
pfahen, auch anderer Sachen, sein ordeu belangen, verrichten.
Beigab sich uf ein zeit, das in der Kaiser crnstigliclien erfordern
Hess. Nun war er aber donials bei eim banket gewesen und het
ein gueten drunk, also das ihn die herren und grafen nit gen
dorften lasen. Es ward der Kaiser mit listen auigehalteu bis der
herr maister ein wenig ussgeschlafen. Darauf ist er zum Kaiser
gangen und, wie man sagt, wol bestanden, auch seine Sachen
uacli gelegenhait wol verriebt.»
Heinrich Meißner schließt seine Lebensbeschreibung Georg
Schillings mit den Worten: «Im Sommer (dem Urkundenblatt
nach aber am 2. Februar) 1554 starb Georg Schilling zu Heiters-
beim, der größte Held, der bekannteste und verehrteste Mann,
den der Johanuiterorden deutscher Zunge unter seinen Mitgüedern
gehabt hat».
Nach einer unverbürgten, dann und wann auftaucli enden
Meinung soll Georg Schilling im Dom zu Speyer seine letzte
Kuhestätte gefunden haben, was sehr fraglich wäre.
LebenslMBehreibtiiigen dar» Schilling von GmmUÜ 65
Soweit erscheinen, was diese betiilTt, die Darstellungen der
Ziinmcrisehen Chronik ansprechend und ergötzlich; doch ihre
►Schiußbetrachtung über (Jeorg öchiiliDg klingt bedenklicher. Sie
gibt uns wohl eine ziemücli deutliche Erklärung dafür, warum
keine Spur eines Grabmals die letzte Ruhestätte dieses größten
aller Johanniter deutscher Zunge bezeichnet.
Nach einem alten Urkundenblatt ist er am 2. Februar 1554
zu Heitersheim gestorben und unterüegt wohl keinem Zweifel,
daß er auch allda bestattet worden ist. Sein Wapp^ ist an der
Süd front des dortigen Jobanniterkanzleigebäudes von der Po8t>
Straße aus zu sehen.
Der Schluß in der Smmerischen Chronik lautet: «Nach im
ist maister worden am Bombast von Hochenheim, welcher mit
freondlichkeit sein vorfaren, den Schilling (seinen Oheim!) beim
wenigsten nit ersetzt, derbalben er auch kein solchen benevolentiam
oder genaigten willen erlangt. Mau hat in die bagken plehen
und ein bloen fürsten sein lassen; welchen die notturft darzu nit
gehalten, ist sein müessig gimgen, dann er den frommen
Schilling, seinen vorfarn, wo er künden verkleinert hat.
Also geet es in der weit und wie der Marüalis sagt: „Non vide>
mUB, mantice quid in tergo sit.">.
Über ein altes Urkundenblatt, den Großbailli Georg Schilling
betreffend, ist noch zu erwähnen, daß dieses dem Herausgeber
der Johanniterbriefe» Herrn Dr. H. Meisner in Berlin, zur Beurtei-
lung voigelegen hat, worüber derselbe schreibt:
Küuighche Bibliothek.
Berlin, den 3. 6. 1903.
Ew. H.
muß ich leider mitteilen, daß es mir und meinen Kollegen nicht
gelangen ist, festzustellen, woher das betreffende Blatt stammt.
Es muß unstr. eine Ordensgeschichte oder die Geschichte einer
Ordensballei gewesen sein, die Typen weisen noch in das 16. Jalir-
hundert. Ob es aus einer verschollenen Chronik Andwils stammt,
mochte ich nicht entscheiden; eher glaube ich, daß dies niclit der
Fall ist. Jeden&Us ist das Blatt sehr interessant und wertvoll.
Hochaehtungsvoll
Dr. H. Meisner.
Dto Vraülto SddUlPf vtm Cnitatt.
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LebensbeschreiboDgen derer Schilling von Canttatt.
Wortiaut eines Urkundenblattes unbekannter Herkunft. Wahr-
scheinlich aus der Geschichte einer Ordensbailei.
Georg der Joluunnterorden in Teutschem laut! Maister.
Georg ist zu Cä«;tntt in Wirtebergerläd auß der edlen Schil-
liTV'pn geschlecht im 1490 jar erhören / und in allen tugenten
auüer/.ogen. Als dieser von jugent MufF die Waffen geliehet . aueli
in Kaiser Maxiiuiliani feldzügen »^'^e f'rfarniiß erläget / hat er
im 1514 jnr furgeiioinmou /' die Chri:^! fMilu-u y.u beschinneu / aucli
also der Rhodiser Ritters Orden angenommeji. Als auch järnach
im 1521 jar die Insel Rhodyß von de Türken mit gros < i Macht
iK'Ingeret und gestürmet / was Georg zugegen / und erzeiget sein
maniieit dermassen / das er von andere sehr geliebet. In gleicher
Dapferkeit hat er auch unter den ersten Rittern zu Malta gelehet /
und durch sein Weißlieit dem gewaltige Feind grossen Abbruch
getohn. Als Kaiser Carlo dieses verstuiMh i; / liat er Georgen auff
der Meerfalirt gehn Tunis mit sich genommen / über em grosser
Theil der Arma<la ein Obersten geordnet / und ihm die Galeen
treQwlieh m beselnrmen befohlen : Mä hat auch damalen wö den
uugleül»igen tnn gewaltigen sig erlanget im liYM] jar. Ks warde
Key. May. durch dieses mnns Tugend bewegt / das er in zu lYi-
polis in Affrika zu eine Laiidvogt geordnet ; und die Barbaren be-
fohlen zu regiren. Es hat im Muleasses <ler König zu Tuniß otit
brieff zu gcschriben / auch sich und seine unterthone im treüw-
Uch befohlen / wie ich dieses aus den Arabische brieffen so zu
Jjatein vertolmetschet / selbs erkundiget: dann Georg was in Ara-
bischer und Türkischer spraach durch lange Beywohnung zimmlicb
wohlcrfare. Zu folgender Zeit im 1541 jar ist er mit dem Kaiser
im Herbst zeit gehn Algiera gefarcn / und daselbcu über den
gantzen gezeug Oberstor erwählet. Wie sie zu land kommen /
und auf der Feinden boden gewesen / ging ein solliches grausame
Uügewitter an / daß sieb die schiff erschittet / und der Kaiser durch
George und anderer weisen Hauptleuten raht mit der Armada
wider in Sicilien gerucket: er hat auch hämach Ueoigen Manheit
und weißheil oft geprisen.
Wie sich dieses verlauffen und dex alte Herr Maiscr Johanne
vö Hattßtein gestorben / warde Georg als der Baley und eitern
über die Rhodiser Ritter im Teutschen Land Maiser erkoreu da
man zalt 1546 jar. Als auch Georg dem Kaiser treuwlich l>ey-
gestanden / ward er härgegen von im geUebet / darzu er und seine
nachfiuen und er deß Römischen Reich Fürsten angenommen:
. j . I y Google
Lebens bescbrei bangen derer ächilling ron Ganstatt.
«7
damalen bat er im alle regalien und Fürstliclie g«zierde verlihe
welche er seine vorfare vö viel Welte här nicht geachtet: es be-
schacb fümemlich daromm / damit Georg seine gorechtigkeit in
Teutscbem land erhalte und daran vö kemem Fürsie oder anderen
Policey verhindemt wurde. Also hat Georg in seinem Fürstlichen
schloß zu Hay tersen / sö zwischen Basel und Frey bürg im Breysgauw
gtltgc gewonet und ist durch sein vielfaltige rahten in grosser
authoritet gewesen: letstlich ist er daselbsten den 2 tag Febr im
1554 jar seines alter im »54 gestorbe und Georg vö Hohealieim
an sein statt Fürst erkoren. Öixt. Marg.
66. Na. Schilling von Ccmstatt, Tochter Heinriclis mit Agnes
von Werdenau, vermählt mit Ulrich von Reischach.
67. Bertold V. SrhilUiuj ro)t Canstatt, genannt Gerstlin
(Bedeuiiiii«]: dieses Zunamens ist /.wcilulhalt), Herr zn Bodelshofen
(bei Wendlingen) und Wielandatein, Ritter. Krbschenk des Herzog-
tmns Schwaben. l)Ui<;vogt und Kumiiiaiidant zu Hohen-Neuflen.
In Ergänzung /,ur alten üeschlechtsbeschreibui L: nni s-on die
damaligen Zeitverhältnisse dargelegt werden, um litiLulus Ver-
ludteu ilem Herzog Ulrich und dem Schwäbischen Bunde gegen-
über zu liiubtrieren.
Nachdem Herzog Ulrich schon in seinem 16. Jahr volljährig er-
kiui L wurden war, trat er 1503 seine Regierung an und vermählte
sich mit der ihm schon im Kindesalter anverlobten Prinzessin Sa-
bina, Tochter des Herzogs Albrecht von Bayern, am 2. März 1511
zu Stuttgart. Bald darauf trat der Herzog in der Überzeugung, in
seiner Regierung durch den 8chwübi.schen Bund beeinflußt zu
sein, aus diesem aus und nachdem dieser Schritt sowie Streitig-
keiten mit dem Stift Konstanz und die beträchtliche Schuldenlast
des Landes von 3(}0 ()()() Gulden durch Ulrichs Verschwendung
noch gesteigert, nachdem endlicli eine Erhöhung der Nalu'ungs-
steuer eingeführt werden mußte, begann hiei' und dort im Lande
ein Aufrahr der Bauern. Die Ermordung des Ritters Hans von
Hutten durch Ulrich im Jahre 1515 brachte namentlich den Adel
gegen den Herzog auf, und die Wegnahme der Reichsstadt Reut-
lingen, die zum Schwäbischen Bunde hielt, muBte endlich den
Bund veranlassen, gegen Ulrich vorzugehen.
1519 den 28. Februar erließ der Bund, an tdle Städte des
Reiches «unter Hinweisnng auf die ICinnahme von Reutüngen —
eine kriegerische Erklärung zur Abwelirung aUer Landfriedens-
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68 LflbensbeedireitraDgeD derar Bdiilling vaa OanBlatt.
stOrongeii». Das Heer sammelte sich zu Ulm. Der Herzog Wil-
helm Ton Bayern wnide oberster Feldhauptmann. Das Fufirolk
fahrte IVmidsbeig« Den Absagebrief des Herzogs Ulrich
wider den Herzog von Bayern hat Bertold Schilling
(wahrseheinlioh zu Kirchheim n. T. den 5. Mftrz) 1519
unterschrieben.
Aber schon vor Beginn eines emsüichen Kampfes zeigton
sich für Ulrich unglflickliche Anzeicben. Die mit ihm verbündeten
Schweizer verließen ihn. Er zog sich nach Stuttgart zurfidc» das
Heer des Bundes folgte und nahm vom ganzen Unterland und
der Nordseite der Alb sowie von BenÜingen Besitz. Als letzte
Festung wurde (ob durch Bertold Schilling, ist fraglich)
der Höhen-Neuffen ohne Schwertstreich am 26. April 1519
dem Bunde überliefert. Die Stadt Tübingen hatte sich am
21. April ergeben, das Schloß fiel am 25. den Bfindischen in die
Hände. Dortselbet sollen ach Herzog Ubichs Kmder, Prinz
Christoph und Prinzessin Anna, befimden haben.
In einem Auftatz in den Blftttem des schwäbischen Albveieins,
XV. Jahrg. 1903, Nr. 11, macht Theodor Schdn dsiauf aufmerk-
sam, es sei nicht erwiesen, daß um 25. April 1519 Berteid Schil-
ling Kommandant auf Höhen-Neuffen gewesen. Demnach wäre
sdne Anwesenheit zu Tübingen doch möglich gewesen.
Wetter heißt es, Bertold Y. sei am 13. September 1519 vom
Herzog aufgefordert worden, sich wohlgerüstet nach Stuttgart zu
stellen. In seiner Antwort auf diese Aufforderung gestand er
zwar, daß er als ein eingeborener und gefreiter vom Adel im Land
Württembeig dieser Zeit zwar seinen Sitz und Heimwesen habe
(cLandsassen»), aber darum emem H^rrn von Württombeig nicht
verbunden sei, sondern unter Kaiser und Reich stehe, dessen
ohneraditet wäre er wohlgeneigt, dem Herzog Ulrich zu dienen,
jedoch nicht gegen den Schwäbischen Bund. Er kOnne daher
sieh nicht stellen, wolle aber auch nidit gegen ihn sein.
Somit stellt er sich auf den Standpunkt des allein vom Kaiser
und von sich selbst abhäugigen reichsfreien Herrn; aber zu Be-
ginn desselben Jalires hatte er fraglos durch seine Unterschrift
auf dem Absagebrief Herzog Ulrichs gegen den Herzog Wilhidm
von Bayern sich für ersteren verpflichtet. Daß Bertold Komman-
dant von Höhen-Neuffen *:eweseu sein soll, während Herz(^ Ul-
rich mit Hülfe der auf'rülirerischen Bauern den mißlungenen Ver^
such gemuclit, sein Land 1525 wicduieiiiz.uiielimeu, ist ebenfalls
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Leb^nsbescbreibuiigen derer Schilling voa Canstatt.
69
widerlegt. Erst 1534 gelang ihm mit Unterstützung des ihm be-
freuiideteu Landgrafen Philipp von Ilessen und mit üuuzosisclien
Hülfsgeldern die Wiedereroberung seines Landes durch einen Sieg
über die Österreicher bei Laufen am Neckar. «Hoheu-Neufifen
war die letzte Feste, welche ihre Tore dem Herzog Ulrich öflfncte.»
Bertold Schilling hatte zugesagt, daß, wenn dem Herzog die Feste
Hohen Asporg zufalle, er ihm den Höhen-Neuffen gleichfalls über-
geben wolle, und zur Betätigung seiner «gut württembergischen»
Gesinnung erbat er sich den Herzog Ulrich zum Taul'paten seines
neugeborenen Sohnes. Bertold Schwab hat diesen Vorgang, wie
unten folgt, besungen. Bertold soll bis 1650 Kommandant auf
Hohen-Neuifen gewesen sein. Nach seinem Grabdenkmal starb
er jedoch 1553.
Nach Einigen hat Bertold am 20. August 1532 seinen Anteil
an Wielaudstcin an Heinrich Schilling verkauft, nach Andern ver-
kaufte er diesen Anteil erst 1533 auf Montag nach Kreuzerholmng
mit seinem Bruder Uhich an die Gemeinde zu Oberlemiingen um
2100 Gulden.
Seine Gemahlin war A]>ollonia von Werdenau, welche 10. Ja-
nuar 1560 bei der Geburt der Alexandria von Remchingen zu
(ievatter gestanden. Apollonia klagte 15G4 als Witwe bei Kaiser
Karl V. gegen den Grafen Ludwig von Otlmgen wegen schuldiger
2000 Gulden und starb den in. November 1576 zu Bodelshofen.
(Siehe Beilage Nr. Fanulienbuch.) Ihr Bruder Wolf Heinrich
von "Werdenau hat 1545 Schloß (an der Stelle des heutigen Schul-
hauses hinter der Kirche) und Städtlein Wendlingen um 29000Guldcn
an Württemberg verkauft. «Nach der Mitt« des 16. Jahrhunderts
kam das Hittergut Bodelshofen an Bertold ScliiHing, der es walir-
scheiulicli nut Apollonia, der Schwester Wolf Heinrichs von Wer-
denau, erheiratete. Diese starb 15')7 als Witwe zu Bodelshofen.
Deren Sohn Wolf Heinrich Schilling gab wahrscheinlich lülG
Schloß und Dorf Bodelshofen dem Konrad von Werdenau in Unter-
boihingen zu kaufen.» (Oheramtsbeschreibung Eßlingen, S. 244.)
Im Jahr 1523 vertauschte Hertold Schilling zu Kirchhoim
für sicli und seine Brüder Sebastian und Ulrich ilir Gesäß
daselbst an der Stadtmauer <leni Abt Leonhai'd und Konvent
zu Adeiberg gegen ihr Haus und Kofreite daselbst um bare
635 Gulden.
Am 26. April 1.525 hinterlegte }>ei Bürgermeister und Eat zu
EIUiDgen Bertold Schülmg drei Laden.
70
LvlMBsbeMliMibiiiigeii d«rar fichiUIog von C M Mt a tl ,
Am 2. Jaauar 1526 wmde er ab füntlicfaer Dieoer auf did
Jafaie bestoUi
Er wild 8. April 1538 urkimdlich erwähnt. Es gab noch
emen Bertold Scbilling; am 21. Oktober 1544 kommt nSmIicb
Bertold Schilling vor als Verweser der Komture! su Hall,
Vom 11. Februar 1559 datiert die BesolutioQ an Apollonia
Schilling, geborene Wernau, Witwe, der Untersteinung swiachen
Wendlingen imd Bodelshofen, der Auspierung des Borggmbens
zu Bodelshofen, der Schafweide daselbst und der Schillingsehen
Behausung su Wendlingen wegen.
Bekannt ist, daß in Ebu£fo lichtonsteln der Name Schilling
Erwähnung gefunden. Ob Bertold gemeint ist^ scheint ungewiß.
Im folgenden sei die Bomanse wiedergaben, die den Vorgang
von 1534 auf dem Höhen-Neuffen bebandelt.
Stonog Ulrieh tot Neuffen.
Romanze.
Müri vom Schlagen und vom J^iegen
Zieht '\>^r Herzog durch spiu l4ind,
Proht'ii sieht er Neuffen liegen
Auf der dräuuden Felsen wand.
HflUter Strahl der FrOhUngBaoniiAD
fiTOnnt Auf Brntor und aof BoS —
WAre doch daH Nest gewonnen I
Koft der Landgraf; sein Genoft.
ünd «o xeitea sie die Siege
Durch den kühlen Wald hinauf ;
Lauscht keiji Illnterl^alt im Wege?
Kegnen keine Kugeln drauf?
jNein, es ist kein Feiud /.u spüren,
AUe Snneii stehen leer,
Anf bequemen Brfickea Allüren
Doroh den Boigwall de dai Heer.
Ann dem SdiloMe tAnt en^gagen
Ihnen nicht Geedifltiee Knall,
Sondern Priesters Wort und Segen
Und ein heller Orgelöchall;
Und von mehr als einer Schüseel
Süßer Dampf hertiber weht,
Und der BurKvogt mit dem Schlüssel
Vor dem olben Tote ateht
«Ritter Bertold, du Verwegner,
Sprich, WR« macht denn dich bo zahm?
Dil raein Feind und ew't'or Ge^nur^
Bist du worden blind un.l lahm?
Aber ddne Blicke glänzen,
Wie kein bUndea Auge glOhtJ
Und dein Haus schickt sich zu Tänzon,
Wie kein Lahmer drum aich mflht!»
cHerrl» erwidert' ihm der Bitter,
W.nrf Bich vor dee Hersoga FoA:
■iSeid nicht Eurem Kneohfp >»itter.
Nennt auch feig nicht RCinea Gnifi.
Mir ist heut ein Sohn geboren,
Mebiee Haiuea enter Btem;
Wird mit der — hab' idi geechvinen
Will kh htdd'gen meinem Herrn.»
ein der Kirche den an tanfen
Stehet mir der finxgpfiaff adion;
Seid Ihr nicht zu tnfld vom Banfen,
Werdet Paten nieinem Sohn!
Nicht vergcHSon solche Gnade
Wird der Vater und das Kind,
Die m Neuffens steilem Püade
Hundert Jahr lang Wichter aind 1»
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LebensbeidireibimgttD derer «^»»«Mtig von Ovietett
71
Ei, gt'lcgeii kornint den Kurtiten Und <ier Herzog reicht dem I)r;_'t'ii
Solche i^adting nach dem Kampf, Freundlich diu VersöhoungHimnd,
Die uch kftblem Weine dflrelen. Schenkt dem Knaben seinen Segen
Schielen nach der ScbOsseln Dampf. Und ein echön Stttdc Ackerland.
OtmaT Miwab.
Eigentümlicherweise bringt das alte Familicnbucli nichts ül)Lr
die vier Grabsteine, welche sicli in der abseits \on Uiiturboihingeu
gelegenen Pfarrkirche Unsrer Lieben Frau im Hüruholz befinden.
Sie pind September 1903 durch Herrn P. Sinner in Nürtingen
photogra[)]iiert worden und konnten mit leichter Mühe als die
Grabplatten Bertolds und seiner Gemahlin Apollonia von Wernau
oder Werdenau, ebenso seiner beiden unvennftblt gebliebenen
Töchter Maria und Barbara besüuunt werden.
Vie das Schillingsche Erbbegrftbnis enthaltende Kiiche 8t. Ma^
tina zn Neuffen ist wahischeinlicb, wenn man sieh der Suppli-
kationen Ulrichs Schilling an den Herzog Ulrich erinnern whd,
zu jener Zeit, als Bertold starb, nicht wiederheigestellt ge-
wesen, so daß man sich entschloß, ihn, der als Herr von Bodels-
hofen in der Nfihe gewohnt hat, in der damaligen Pfarrkirche im
Hüxnhok zu bestatten. Die Inschriften lauten: Bertold Schilling
▼on Ganstatt^ Erbschenk des Fürstentums Schwaben. Er ist am
Donnerstag nach des Herrn aus diesem Jammertal
.... 1553 (die Verstümmelungen und der Olanstrich der Platte
lassen die gotische Inschrift nur teilweise erkennen; doch die
Jahreszahl befindet sich wohl erhalten in besonderer Umrahmung
inmitten der Platte Über dem schOngemeiOelten Wappen).
Anno Dom. 1667 den 16. Januarii starb zwischen 4. u. 5. Uhr
die edel u. tngendsam Fkau geborene von Wemaw.
Der Selen Got gnedig sei. Amen.
Anno .... 1582 den 2 . . . . tobris starb die edel und
tugendsam junkfraw Maria Schillingo von Canstatt deren Sellen
der alliiiiiclitig gütig Got gnedig und bArinli» rzig sein welle. Aiuon.
Ul' den 22. Februwary Anno 1610 uf Donnerstag zwisclien
?f u. 4 üren gegen Tag starb die edel und tugend reich juuklraw
Barbara Schillingen von Kandtstat zu Bodelshofen. Deren Bell
Gott gnedig sein welle. Amen.
Von den Söhnen Bertolds, Wolf-Heinrich und Jakob, haben
sich keine Denkmäler erhalten. Möglicherweise stellt ein außer-
halb der Kirche stehender steinerner Bitter einen der beiden dar.
72
Lebensbesduoibongen derer ScbiUing von Canetalt.
Welches der Kinder damals Patenkiiui Herzog inrichf» auf Uohea-
Ncutfen gewesen, ist gleichfalls nicht mehr zu bestimmeu.
68. Philipp IL Schilling von Cansfaff, Malteper-Ritter. Er war
1525 nnil 1531 Kommentur zu 1 » orlisheim und Sulz. 1535
Romn.t utur zu Arnheini und Nim wegen in Holland, 1539 und l:'r>'2
Kummentur zu Rotbonburg an der Tauber und als Nachfol i
Georg Schillings zu Üljerlingen. Er hat das Haus des Ordens zu
Basel in Burgund dem Nikolaus Bermhnger um 80 Guldcu vcr-
ßchrieben.
69. SelHistian II. Schilling von Canstntt, Kitter, Herr
zu Wielandßteiü, Erbschenk in Schwaben, Kaiserlicher Rat, Kam-
mergerichts-Assessor, Rat des Schwabischen Bundes, Ritter des
Heiligen rirabes und des Römischen Reiches, auch Doctor Juris.
Als solcher kommt er in den Johanniterbriefen (loorg Schillings,
seines Stiefbruders, vor. Es ist wnhrsclieinlich, daß er es war, der
den üniversitätsurkunden gemäß am 27. Juni 1488 zu Tübingen
immatrikuHert wurde.
Von 1501 — 1515 war er Reichskamtncr^'erichtsbeisitzer. Den
7. August 1514 wurde er vr»n Kaiser Maximilian T, nebst seinem
Vater Heinrich Schilling imt dem Erbschenkeiiaint belehnt. Den
26. Mai 1515 machte er von Kirchlieim u. T. aus mit Velten von
Kammern eine Rri?e zum Heiligen Grab nach Jerusalem, wo er
dem prächtigen Emzug des türkischen Kui.sers S(»lim beiwohnte.
20. März 1517 kam er von da wieder zurück. Seine Reisebeschroi-
bung, von ihm selbst l)eschrieben, "wurde bis 1740 bei der FamiHe
aufbewalirt, in welchem Jahr sie verloren ging. 20. November
1517 wurde er von Kaiser Karl V. zum Ritter des Heiligen (irabts
und des Römischen Reiches geschlagen. 1519 war er Riit des
Schwäbischen Bundes und wurde von den württembergischen
Landständen an die schwäbische Bundesverwandte nach Eßlingen
geschickt. Den 6. Juni 1519 beschrieb er den Adel auf den
26. Juni nach Herrenberg und auf den 17. August nach Stuttgart
zur Beratschlagung, wie Württemberg gegen Herzog Ulrich zu
unterstützen sei. Den 6. Februar 1520 war er bei dem Vertrag
Herzog Wilhelms von Bayern mit dem römischen König und Stattr
halter in Schwaben Ferdinand I. zu Tübingen wegen Herzog
Ulrichs von Württemberg Kindern Anna und Cliristoph. 12. Ok-
tober 1524 wurde er vom Scliwäbischen Bund als Gesandter auf
die zu Frauenfeld angestellte schweizerische Tagsatzung geschickt.
6. Oktober 1528 bestätigte Kaiser Karl V. ihm und seinen Bra-
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LelwnliMNdirdlMmgeii derer SdiUIing von GaatUtt.
78
dem Bertold und Ulrich das firbschenkenamt in Schwaben f&r sie
und ihre Nachkommen auf ewige Zeiten wegen denen Verdiensten
der Familie bei 40 Mark Idtagen Goldes Strafe für die Widersprecher,
welches ihm schon 1514 Kaiser Maximilian bestätigt hatte. (Ein
Sebastian Schilling, vielleicht der in der Oberamtsbeschreibung
Schorndorf S. 100 genannte Fühnrich, war auch 1529 bd der Be-
lagerung von Wien und wurde mit Christoph Besnitser [?] nach
Ungarn geschickt, um sich su erkundigen, was Kaiser Soliman
Torhabe; ob es aber dieser gewesen, ist ungewiß. Er starb 27. Mai
154S zu Donauwörth.)
Seine Gemahlin war Klara von Wildenstein, geboren 1518,
Termühlt 1535, starb 17. Juni 1542 im Wochenbett.
KaiserlidiAr Lehensbrief über das Erbschenkenamt von
Anno 168a
Wir Karl V. von Gottes Gnaden erw&hlter römischer Kaiser,
m allen Zeiten Mehrer des Reichs ete. in Gtermanien, zu ffispanien,
beeder Sizilien, zu Jerasalem, Hungam, Dafmatien, Kroatien,
KSDig, BnAoiog ta Östreieh, H««« m Bm^aDd, 0»f zu H.1»-
borg, Flandern und Tirol etc. bekennen öffentlich mit diesem Brief
und tun kund allermanniglich; als unserem Kaiserlichen B^iment
im heiligen Reich, Unser und des Reiches Uber getreuer: Sebastian
SeküUng wn CanglaU, desselben Unseres Regiments Rath, einen
Brief von unserm lieben Herrn und Anherm Kaiser Maximilian
löblicher Gedächtniß fttrbracht: Daiinn gemeldet wie daß ge*
meldter Sebastian und weiland Heinrich Schilling sein Vater be-
nanntem Unserm Anherm durch glaublich schein fürbracht: daß
weiland ihre Eltern die Schilling von Ganstatt: Erbschenken
Ambts des Herzochthums zu Schwaben, von weyland
Unserm vordem Herzochen zu Schwaben zu lehen gehabt gebraucht
und genossen haben, und daß demnach anff ihr dehmüthig an-
mfen obgenannter Unser Anherr Ihnen solch Erbsehenken- Ambt
mit sampt allen seinen rechten und Ehren zu Lehen gnSdiglich
verliehen bab: aUes Innhalts eines fürbrachton Kaiserlichen Iieben-
briefes von benanntem Unserm lieben Anherm Ausgangen, das
Datum halt zu grandt, am Siebenten Tag Angusti Anno
Fünfzehnhundert und im vierzehenden und darauf daß sein
Vatter vor guther Zelt mit todt abgangen angesagt dazu auch
etfich Ursachen waramb er solch Lehen bißherr zu empfingen
verhindert sd angezeigt: Und dehmutiglich angerufen und gebetten
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Lßbensbeaehraibinigeii derer SchUling ?oii Ctostalt
diowuil ibme als dem Eltesten unter soiiien Brüdern gcmeldt
Ldien zu enij>f;niL^r'!i und zu tragen gebührte, daß wir ihme
daßelbig wideiuinb giiediglich zu verleihen geruhten; daß wir
di'inuiicb augcöcbeu und Betracht die annemen getreuen und nütz-
lichen Dinst, die sein Eltern und der Unserm Vorfahren Kömischen
Kaisern und Königen, auch unserm Vordem dem Herzochen zu
Sebwuben; und uns mit der Streckung ihres Leiba und Guths
manigüaltiglicheu getbau und gezeigt, er täglich thut und in
künftig Zeit thun mag und soll.
Und darumb mit wohlbedachtem Muth, zeitigem Ratli und
roehtem wissen dem ;_eiiannten Sebastian Schilling, als dem
Altesten obgemeidts Heinrich Schillings Sohn, das ob-
gemeldt Erljschonken- A mbt mit sampt allen seinen Eliren
und Rechten zu Lehen gnndiglich verüben haben; Leyheu
ibme das als Römischer Kaiser und Fürst zu Schwaben,
von Römischer Kaiserlicher Macht wissentlich in Kraft
dieses Briefs.
Was wir ihme von Gnaden und Rechtswegen daran verleihen
sollen und mögen: und Meinen setzen und wollen, <hiß derselbig
Sebastian auch seinen Brüdern Berthold und Ulrii h tbe Schilling
und ihre eheHche Männlich Leibs Erben und derseibigen erbens
erben Münuliclis geschlechts l'ür und für in Ewigkeit, daß ob-
bestimmt Erbschenkhen-Ambt mit allen seinen Ehren und Rechten,
von Uns und Unserm Fürstenthum zu Schwaben, In Lehensweiß
Inuhai)en, gebrauchen und geniesen, und sich Erbschenkhen
Unsers Fürstentumbs zu Schwaben schreiben und nennen
mögen und von Männighch dafür geacht und gehalten werden
sollen.
Der vorgenannt Sebastian Schilimg hat uns darauf! gewonlich
gelübt und Aydt gethan Uns und un.serm Fürsteuthum Schwaben
davon getreue gehnrsamb und gewJIrtig zu sein, als sich von solches
Lehen wegen gebührt; Und verbieten darauf allen und Jeglichen
Unsern des heyligen Röinischen Rci^'b« Churfürstcn, Fürsten, geist-
lichen und weltlichen Prälaten, Graven, Freiherrn, Rittern, Knechten,
Hauptleithen, Vitzturab, Vögten, Pflec^ern, Verwesern, Amtleuthen,
Schultheissen, Bürgermeistern, Richtern, Rathen, Bürgergemeiiul,
und sönsten allen unsern und des Reichs auch Unserer erblichen
Fürstenthumben, und Landen Unterthanen, und gemeinen in was
würden, Standes oder wesen'; die .sein, Ernstlich und rechtiglich
mit dieflem Brief und wollen, daß sie den obgenanutcu Sebastian
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LftbenabeiclirBibaDgen derer Scfailling von Canatatt. 75
und seine Gebrüder die Sobilling und ihre ehelich Mfinnlich Leibs-
erben, undt derselben Erbens- Erben für Erbschenken (Jnsres
F&rstenthnmbs tu. Schwaben, halten, ehren nnd achten, Sie auch
bei dieser unserer Belehnung Testiglich handhaben, der gebrauchen
and geniesen lassen, und daran nicht irren noch yerhindem, noch
des jemands andern, zu thun gestatten, in kein wdß, Als lieb
ihnen allen und ihr jedem sei Unser Schwer Ungnade und straff:
Und daizu ein poen Nämlich vierzig Markh lOtigen Golds zu
vermeiden die ein jeder so oft er freventlich dawider thät Uns
halb in Unser Kammer und den andern halben Theil dem ge-
dachten Sebastian Schilling seinen GebrQdem und ihren ehelichen
Mftnnlichen liCibeserben zu bezahlen schuldig sein soll. Mit Ur-
kunde dieses Briefes besiegelt mit Unsenn Kaiserlichen Anhangen-
den insigeL
Geben in Unser und des Beicfas Stadt Speyer am Sechsten
Tag des Monats Oktober, Nach Ghiistt Geburth in lOnfzehenden-
hundertsten und Im acht und zwans^sten unsres Bdchs des
Römischen im zeihenden und der andern im dreizehenden Jahren.
W. G. Z. Montfort des Kaiset^
liehen Stattbaltemmbte Verweser
L S. mandatum domini Imperatoris
in consilio Imperialü.
70l Hehirieh VlU, Sehüimg von CansiaU, Deutsch-Ordensritter.
Er war 1534 Kommentur zu Brizenay (?) in der Giafschafl Götz
und wurde 1554 auf Mittwoch nach Ostern von des Ordens eigenen
Untertanen daselbst erschlagen.
71. Johann VII. Bernhard Schüling von CamkM, Seine Ge-
mahlin war Anna von Anweil.
72. Johann VI IL Ludicig SciuUing von Canstatt, 1524 Franzis-
kaner zu Tübingen. Vielleicht identisch mit ihm ist:
72». Joan Schilf ing ran Cunf^fait, brigantinuß, nol^ilis; 8. No-
vember 1535 iu Tübingen immatrikuliert. (Nach den Universitäts-
r^istern.)
73. Ntk, SchiUitig von CanstaU, vermählt mit Nus. Becht von
Schwanau.
74« EUsabeta Schilling wm CanOaU. 1561 vermählt mit Ludwig
von Morstein dem Jungen zu Niederfaall, Sohn Friedrichs mit
Kunigunde Spethin von Zwiefiilten.
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76 Lsbembetchfdbitngeii d«i«r SehilUng von CiuBtott
75. Maria JffiHa (Ägiptiaca) Schilling von Canstattt rmnählt
mit Franz Herbst von Herbsiboig, Sohn des Anaetanus mit Jutta
Epplin von EppUnsberg.
76* Magdalena Schäling von CanstaU war die zweite Frau
Kaspars tod Karpfen, der in erster Ehe mit Margareta Speth von
Zwiefalten, gestorben 1596, vermählt war. Kaspar von Karpfen
liegt in der Kirche zu Tbalheim begraben, wo er ein Qiabmal
von nicht geringem Kunstwort besitst (S. ai^ch Obeiamtabeschrei-
bnng Rottenbuig.)
77. Kaiharma StkiOing von CatutaU, 1584, 1585, 1586 stand
de zu Wendlingen zu Gevatter.
78» Anna Katkarina ScJnUing von Camstatt stand 1577 za
Wendlingen zu Gevatter. Ihr Gemahl war Burkard von Anweil,
württembergiflcher Rat, Hofrichter und Obervogt zu Herrenberg,
mit wekhem sie sich 6. August 1566 vermählte. 1588 vermachte
sie den Hausaimen zu Henenberg 50 Gulden.
79* A§ne8 StMBmg von (kmstoH mtat in erster Ehe vermfihlt
mit Georg BViedrich Baucbhaupt, Hauptmann und Burgvogt zu
Kirchheim unter Teek, in zweiter Ehe den 12. Juni 1626 zu Kirchheim
mit Melchior Link, Sohn Ulrichs, ebenfalls Hauptmann und Buig-
vogt daselbst. Sie starb als Witwe 22. Januar 16S3 zu Kirchheun.
SO. Maria SchüUt^ wm Canstatt vermählte sich 12. Aprü 1575
mit Johann Sicgmund von Remchingen, der SO Jahre lang Obervogt
zu Elircbheim unter Teck war und, 66 Jahre alt, am 12. Mai 1604
starb. Aus dieser Ehe gingen sieben Söhne und drei Töchter
hervor. 5. Februar 1593 stand sie mit ihrem Gemahl zu Wend-
lingen zu Gevatter. Nach seinem Tode war sie Hofmeisterin hei
der herzoglichen Prinzessin zu Württemberg und starb 4 August
1631. Ihr und ihres Gemahls Grabmal, die Bildnisse von sechs
Söhnen und drei Töchtern in Stein gehauen darstellend, befindet
sich noch im Chor der Kirche zu Kirchheim unter Teck.
81. Hmrieh IX. StMUng van ChmtaU, Von ihm ist nichts
bekannt.
Ein Heinrich SiMUng von Schorndorf war 1542 Ffthnrich
im Türkenkrieg, wurde im Sturm vor Pest mit einem Pflitscher-
pfeil in die Brust geschossen.
82. Ulrich IV, SMUng von CamtaU, 1532, 1557, Rektor Magn.
zu Wittenberg.
8S. Anna Sehülmg von Conshüt 1580. Sie war die dritte Ge-
mahlin Konrad Thichses von Ringingen.
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Lebensbeschreibnngeu derer Schilling von Canstatt.
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84^ Johann X, Georg SehüHng von Caneiaity H*eiT zu
Owen, Diepoldsburg, Rauber, Oberlenningen und Scbloßberg, Erb-
schenk in Schwaben, Mitglied der Kantone Kocher, Neckar und
Schwarzwald.
Über seinen Besitz gibt Au&chluß das erhaltene:
Yorzeicbniß: mein Hannß Jörg Schülling von Gann-
statt Sütz und lügende Gietter. ^ Anno 1592.
Ittem einen sitz im Stettlen Owen unnd Teck gelegen, so
von GraflF Eberhardten zu Württemberg verkhaufft worden, mit
Aller Zugehördt unnd Gerechtigkheitt, wie solches Württemberg
lugehabt unnd genossen hatt, vermag eines versigelten KaufFbriefiEs.
Ittem ettliche Wüngardt Im Owon'ger Zehen tten gelegen, so Eum
theul mir Aygenthümlichen Zustendig unnd zum thenl mir das
Viertel geben, darzu Ich, wan sie verkhaufil werden, die Lo-
sung hab.
Ittem ettliche Erblehen Hönne und Zünß Gietter zu Graben-
stetten, Aekhenbräclißwe vier, Strub weiler, Oberlenningen. (Zu Ober-
leimingeu rechnete aucli die Doppelburg Rauber-Dipoldsburg öst-
lich vom Sattelbogen, der den Übergang zwischen dem Teckberg
und der Alb bildet. Kauber ist der jetzige Hof, Dipoldsburg die
Ruine « lläuberschlößle i» .)
Ittem zu Undurlenningen, Brukheu, Ochßenwangen und
Büßiugen, Alles vermag eines Auffgerichten Legerburchs.
Ittem Dettingen (unter Teck) SeldüÜberg, ettliche Wüngardt,
so mir das Viertel geben, dar/ui ich die Losung hab.
Ittem All ff der Alb ettlicbe Heizer und Weydt, dar Innen
Ich die Losung iiulj.
Ittem ein Füschwasser im Leiuiinger thal, so vermoedett (ver-
messen) unnd von Graff Ulrich zu Württemberg An meine Vor-
eltern schleich weyß khummen, mit aller maß, wie solcheö Württem-
berg Ingehabt, liergebracht, und genossen hat.
Ittem ettliche (Gietter, so von dem Sulzburgischen Lehen ab-
gesondert, und mir Allein AygenthumUch zugeheren, Im Lenninger
thal gelegen, Nach Autfweyssung genieltteß Lcgerburchß, welche
Gietter Allerdings gefreytt, allein geben sy in die pfar Unter-
lenningen den Zehentten, unnd hab ich darinnen zu riegen.
Ittem ein süzlen zu Oberlenningen, so allerduigs gefreytt,
allein das t^i dem flekhen daselbsten lerlichs Zehn öchilUng gibt
unnd den Zehentten; sampt einen umbgemachten Gartten daran, .
unud ein Wüßlein darzugeherig.
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Lebensbeschreibungen derer Schilliug von CansUitt.
Solches KU waremb Urkhund hab ich mein Angebom Insigel
hirannden fürg^trokt, uiuid mich mit Aygeu Hannden und Namen
nnderschriben. Actum den 22. Septembris Anno J, 92 (1&92).
L. S. Hannß Jorg SchülKng von Kanstatt Inscript.
Huniis Georg öchüUiiigs von Kaustutt veraeichuette
Sütz uud Gietter.
Am 2, Mai 1564 wurde Wolf Ludwig von Neuhausen als
TMger yon Hans Jeig SeküUng von Herzog Christoph von Wflrttem-
beig belehnt mit der Burg Wielandstein mit Zugehörund 1& Grulden
jährlicher Lehengült Am 9. Mai 1555 baten Anna SdiiBingm,
geborene SfieGi, Wolf Ludwig vorn Neithamen und Bberhard
von Reischach, Mutter und Vormünder der Kinder Ulrich StMUngs
selig, Landbofineister und Räte in Württembeig, um Vertagung
SU Absonderung der Lehen und AUodien, und am 11. September
schickte Hersog Christoph eine Kommission nach Sulzboig. Im
Jahre 1558 wurde im Namen Johann Georgs SeMUng sein Vor-
mund Wolf Ludwig um Neuhausen berufen.
Hans Georg Schilling hatte am 14% Oktober 1563 von der
Gemeinde Oberlenningen 300 Gulden Wielandstdn mnsunefamen,
die er an die hersogliche Regierung anwies. 1565 erschien er auf
Viertel(jahrs)tag des Neckarkantons der Reicfasiitterscbaft.
Hans Jörg SduUing wurde am 8. November 1569 selbst mit
Wielandstein belehnt 1571 vermfthlte er sich mit Barbaza von
Anweil, Tochter Hans Kaspars und Katharina von Neuneck. Die
durch diese Heirat erweckten Begehungen zwischen den FamiHen
Anweil und Schilling werden noch heutigen Tsges durch eine in-
teressante Beobachtung illustriert, über die der 1902 'in Kirchheim
verstorbene ehemalige Pfarrer Eduard Friedrich Hochstätter etwa
folgendermaflen äußerte:
Heinrieh S^Uekhard (der spätere Brbauer der Kirche zu Fteuden-
stadt des Schlosses zu Stammheim, Wiedererbauer der 1590 nieder-
gebrannten Stadt Schlltach, des vormaligen Neuen Baues in Stutt-
gart u. s. w.), an geborener Heirenberger, baute für die Familie
Anwefl ein Schlöllchen zu Metzingen und an diesem, wie an seinen
übrigen Werken ist das Steinmetzzeichen W. 2 jeweils zu er-
kennen.
1580 nun mag Schickhard durch die Familie Anweil an Hana
Qe€aeg von Schilling empfohlen worden sein, um die Kirche zu
Owen unter Teck wieder herzustellen; denn aus dieser Zeit stammt
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LftbeoBbeachrdbangen derer Schilling von CansUit
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sein Steirimetzzeichen, das er an dem ersten Fenster gegen den
Turui an der Nordseite dieser Kirche angebracht hat.
Im Jahr 1573 prozessierte EBline^en mit Hans Georg Schilling
wegen l ^•lii) Gulden Schulden und ir>9l wegen ÖOOO Gulden Scluiiden.
Hans Georg war im November 1575 zu Stuttgiut auf der
Hochzeit des Herzogs Ludwig von Württemberg mit Dorothea
Ursula Markgrüfiu von Baden. Nikodemus Frischlin, welcher diese
Feierlirlikeiten in lateinischen Versen besaug, sagt von ihm: nec
Segnior illo occupat arva frenuns Schillinga e gente Georgus.
Er stritt bei dieser Gelegenheit im Fußturnier mit einem
Landschad von Steinach. 24. Dezember 1585 stand er zu Ge-
vatter liei der Taufe der Anna von Remchingen, Tochter Hans
Riegmunds mit Maria Schilling von Canstatt. 1591 lebte er zu
Oweu, wie der Chronist Grusius gelegentlich der Beschreibung der
beiden damalf? schon zerfallenen Schlosser Rauber und Dipolds-
burg erwähnt: «über dem Tal, das zwischen der Teck und der
Alb ist, findet man auf den Bergen zwei Sehlüsser, die heißen
Diebelsburg und Rauher. Die Namen kommen oft mit der Sache
überein, denn es nollen vorzeiten Leute da gewohnt haben, deren
Gebrauch gewesen, auf Beute auszugehen und vom Raube zu
leben. Man kann es an zwei Mauern sehen, die von den Schlös-
sern weit hinausgehen; wer zwischen dieselben hineuigehracht
worden, war schon verloren, wie alte Ijcute erzählen. Jetzt sind
nur noch die Spuren davon zu sehen. Sie gehören dem Edlen
Georg Schilling von Cannstatt, der zu Owen wohnt. ^
12. Sej)tember 1590 ist er Siegler einer N uneckscheii Ur-
kunde. (Jjihrgang XVK, S. 61, Mitteilungen des Vereins für Ge-
schichte und Altertumskunde in Hohenzollern.)
Ein Kapital von 2000 Gulden, welches sich nach dem Tode
Heinrichs von Ncuueck 151)0 auf Hans Georg und seine Ehefrau
Barl)ara von Anweil (Heinrichs Schwestertochter) vererbte, wurde
beim Aussterben der Herren von Westerstetten zu Stralibt i l; ir>2<?
auf die Stadt Sigmaringen traiisiencrt u. s. w. (Jahrtr;iii^ X\ l,
8. 99, Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertums-
kunde in Hohenzollern.)
Am 24. Februar 1592 bat Graf i^'nedrich von Fürsfo/i prg den
Johann Georg SchiUing um ein Darlehen und überscliickte ihm
am 24. Februar den Schuldbrief vom 21. Februar. Vom 24. März
1593 datiert das Interzessionsscbrciben des Rats zu Eßlingen an
Hans Georg Schülintj für einen gewesenen Diener ilesselben.
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Lebenabeiidareibangen derer Sehilling von Canstatt
21. Oktober 1595 entschuldigte er sich beim KocbeFBchen
Bitterkonvent wegen Unp&ßlichkeit. 22. März 1599 starb seine
Gemahlin Barbara von Anweil. Vom 12. April 1601 datieft die
Schnldfordening lüDcbael SchwidXms um 600 Gulden an Hans
Geoig Schilling. 1610 besaß Hans Geoig SMUng su Owen:
S gdltbare Höfe und die Burg eu Owen (nachmaliges Bathaus, jetst
Schulhaus oben in der Stadt, Obeiamtsbeschieibung, Kapitel 17,
Owen, Kfrchheim u. T.). 1610 klagte er bei dem Kaiser w^en
8000 Gulden, die er an die Tiiolische Kammer su fordern hatte.
Er besaß 1610 ta Owen noch verschiedene GefiUIe und Güter,
auch ein zu 1000 Gulden veranscUagtes Fischwasser, zwiscben
beiden Lenningen anfangend bis unter Bracken reichend. Er
verrnfthlte sich zum zweitenmal mit Elisabeth von Merlau. Er
kann, wie im alten Familienbuch angegeben, nicht 1605 gestorben
sein. 1614 war er jedoch tot Seüie Witwe schickt in diesem
Jahr ihre Kontribution an den Kanton Kocher. Sie starb 18. Sep-
tember 1635. Am 26. April 1611 geschah bei der Tagsatzung zu
Owen ein Abschied zwischen der Witwe des im Oktober 1610 zu
Owen gestorbenen Hans QwtgSd^mg von Canstatt, Anna Elisabeth
geborene wm Jförfotf, und ihren vier Söhnen ülrich, Hrnnricb,
Kaspar und Bechtold SckÜUng, D. X>, Owen 3. Juni, und vom
4. Juni 1612 datiert ein Abschied zwischen Hans Geoigs SduBing
^ von CanstaU Erben. Von 1613 bis 1619 dauerten die Erbteilungs-
Streitigkeiten Ulrichs SMOng mit seinen Brüdem Heinrich, Kaspar
und Bechtoldt. Am 15. Februar 1614 beschwerte sich Ulrich
SchüUng bdm Hitterkanton Kocher über die Teilung mit seinen
Brüdern, worauf ihm am 17. Februar geantwortet wurde.
85. IhroUiea SdnOing von CanshU. Ihr Bild ist in der Mitte
der hinteroten Fiauenreihe auf dem Epitaphium ihres Vaters Ulrich
in der Kirche zu Kirchheim u. T.
8ft. BUsohäh SekSOmg w» (kmskM, Ihr Gemahl war Hans
Ulrich von Remchingen, württembergisoher Obervogt zu Blau*
beuren 1603.
8?» JMb SehüUng von (kmlaitt Sohn Bertolds mit Appollonia
von Werdenau. (Vielleicht der 1534 auf Höhen-Neuffen gebotene
Sohn, dem Herzog Uhidi und der Landgraf Philipp von Hessen
zu Gevatter gestanden.)
88. Maria Salome ScMUk^ von CanstaU, l^e stand 1562 zu
Wendlingen zu Gevatter, vetmfthlte sich ungefidir 1570 und starb
vielleicht 1605. Ihr G^ahl war Henrich von WüUwarth.
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LdtMnabeBchreibiiiigan derer SchilUng rtn CaiurtHtt
81
89. Barlara Schilling von Cuv statt. 1548 geboren, stand sie
13. September 1562 zu Wen(liir<;en Gevatter und starb 29. Ok-
tober 1582. Nach ihrem ürabmal zu Unterboihingen starb sie
den 22. Februar IGID.
90. Maria Srhäling von CanstaU stand 13. Dezember 1562 zu
Wendlingen zu (Jevatter Sie starb 2. Oktober 1ÖÖ2 und hat ihr
Grabmal in der Kaj lle zu Unterboihingen.
91. ^\ olf VII. Meinrich Schilling vrni Cnnstatt, Herr
zu 1>( (1(1; holen, Erbschenk in Schwaben, Ritterrat das Kantons
Kocher tl( r K( ichsrittersfhaft, wurde 154d geboren. Am 5. No-
vember löt'iT ljintf rl( ut( Wolf Heinrich SchilUng von Canstatt zu
Bodelsboieu beim Bürgtruieisier und Rat zu Eßlingen eine eichene,
wohl geschlncene Truhe mit zwei eisernen Tragriemen, darinnen
etlich Silbeige-schirr, Kleinoder, Gült- und andere Briefe, mit einem
Schloß und zwei «Mader-Schloü» beschlossen, «daran der Schilling
Wappen geschnitten» ist. Im Jahre 1570 bat Wolf Heinrich
SrhiUtng um eine Abschrift des Wendlinger Kaufbri* ts um] nni
eine Kommission zur Versteinung der Zwing und Bänne /.wüschen
Weudiingen und Bodelshofen. Von 1570 — InHH da unten Wolf
Heinrichs Schilling von Canstatt als Besitzer des l ieckens Bodels-
hofen Abzugsberechtigungsansprüche an Bernhard Kaist^r und
Michel BaiKh Jurisdiktions- und Markungsstreitigkeiten mit P.odeis-
hofen. Im November 1575 war er mit Wolf von btetten zu Stutt-
gart auf der Hochzeit Herzog J^idwigs von Württemberg, Sohn
Herzog Christophs mit Dorothea Ursula, Markc^räfin von Baden.
Bei die«er OplrG:onheit stritt er im Fußturnier mit emem Grafen
von Lowenstein und war Sieger. Friachlin nennt ihn: vir stre-
nuus armis.
Am 29. Mai 1584 kam ein Vertrag zustande zwischen Wend-
lingen und Wolf iieinrich Schilliny von CunUatt^ zu Bodelshofen
wegen der Markung, Zwing, ßänne, Triel, Tratt und deren mehr
anhangtiiiden Gerechtigkeit. 23. August 1593 war Wolf Schilling
bei der Beerdigung ib-i zci; Tvudwiga von Württemberg zu Tübingen.
Vom 24. August lt>iiü datiert die Schuldversclireibung Wolf
Heinrichs SchilUng gegen Albrecht Jliumb um 800 Gulden. Von
1607 «ind Schriften vorhanden, betreffend die vor Land-
hofnieisicr, Kanzler und Räte {Gebrachte Differenz der fürst-
lichen Kentkammer mit Wolf Hennich Schilling von Cavstatt zu
Bodelshofen, das Ackerieli und das Ktlferhölzchen betrelfend.
Am ^. Mai IGIO interzedicrie die Keichsritterschaft bei Württem-
Die Familie SchUUng tod GansUiU. 9
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82 Lebenabeschreibaiigeii derer Schilling von CaoBtatt.
berg für WoH Hemrich 8(MUng. 2h April 1612 stand er za
Wendlmgen mit Susanna von Janowits zusammen bei einem
Kinde Ulrich Schillings zu Gevatter. E!r blieb imTermflhlt Sein
Wappen soll im Rittersaal zu Eßlingen gemalt sein. Am 27. Ja-
nuar 1618 ciguete Herzog Johann FViedrich von Württemberg dem
Gbrietopli von Laymingm das ihm auf Absteifoen des Wolf Heinrich
Sekiäing als Mannlehen flberiasaene Schloß und WeOer Bodels-
hofen. Wolf Hekirich SduSHng starb 1625 im Alter von 80 Jahren.
Er war Frischlins Zechgenoese, mit dem er zeitweise auch ui
heftigen Streit geriet. (Siehe Biographie N. JBVischlms von Gönz.)
Auszug und Obersetzung aas Ißkodemus I^chlin: de nuptiis
prindpis Ludovid duds Wtkrtembergid A. 1575. Mense No-
vembri den Wolf Heinrich Schilling von Ganslatt betreffend,
pag. 126, 127.
«Indessen eilte der Held Graf LOwenstein zum Kampf, schwang
die bejahrte Flehte mit Bieeeostltrke und das blitzende Sdiwert.
Sdn Mut strebt nach höherem Buhme, seines Werts sich bewußt.
So wie der kampflustige Stier auf der gewohnten Wdde umher-
sdirdtet^ mit vorgehaltenen HOmem d«i G^er anfällt und den
gelben Send mit den Hufen umherstreut Diesem warf saxAk mutig
ein SchilliDg entgegen, ein Jüngliug aus altem Geblüt entsprossen,
würdig des Kubmee seiner Vorfahren. Zu Fuß griff er ihn an
mit seiner mftchtigen Lanze und dann mit dem Sehwert; der
starke Speer und das Schwert zersplitterten in seiner Hand, aber
SdiiUing, dem LOwenetdner an Mischt überlegen, brach noch drei
Lanzen mit ihm.»
92. Na. SekSling wm (kmfaUt Toditer Sebastians und der
Klara von Wildenstein.
98. FeUeUoB 8Mlkig wm ömskM, Sdiweeter von Na. Schillmg
von Oanstatt, starb 1663. Ihr Gemahl war Jakob von Himhdm
zu Wallerstein, der 1567 von seinem Knecht erstochen ward. (Ober-
amtsbesdirdbung Aalen, S. 155). Das Geschlecht erlosch 1585.
M. ÜMeh UL SMUmg vm CamgtaU, geboren 22. Oktober
1573, vermählt mit Anna Speth von Sulzburg.
96» Jekan» IX. SdUOing vm CamhU wurde 18. September
1575 auf der Universität Tübingen als Studiosus eingeschrieben.
96a. Wühdm IV. Vogt jw SeOturg in Estland 1560. Es ist
jedodi fraglich, ob er zur sdiwäbischen Familie zu zfthlen ist
96. Anna Sibfia Sekming von Cawtatt, geboren 2. August
und gestorben 20. August 1608.
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Lftbeubeschretlningeii derar Sehllliiig von Ctemtatt 88
*
97. Albrecht SchMng von CanskM, geboren 14 April 158Ö,
gestorben 3. Mai 1589 zu Owen u. T.
dS. An»a Maria Scküling von CanstaU, 1596 Gemahl Nat.
Zand! von Merl.
99. Agnes Sekäling von CamUdt, geboren 15. September 1&85
ro Wendlingen, verm^t 1607 mit Johann Albrecht von Sperbera-
eck. JQire Abatammung erhellt aus nachfolgendem
HeJrats-Brief des Johann Albrecht von Sperberseck und der
Jungfrau Agnes Schillingin von Ganstatt 26. Oktober 1607.
Zu wissen und kund gctban sei allermänniglich mit diesem
Brief, daß Gott dem Allmächtigen zu Lob imd Wehrung der
helUgen CbriBtenheit auch zu Pflanzung und Erhaltung der Liebe
und Freundschaft auf Heut Dato eine freudige und ehrliche Heirat
zwischen dem edeln und besten Johann Albrecht von Sperberseck,
fürstlich pfalzgrikfiachem Bat und Kammeijunker zu Neuburg an
der Donau, des auch edelu Jobann Ludwig von Sperberseck zu
Schneidt rd der Brenz, fÜrstUoh pfalzgräfischen Neuenburgischen
Kais und Hofmeisters, auch weiland der edeln und tugendsamen
Ficaa Anna von Sperberseck geborener von Lauenburg sehger
ehelichem Sohn an einem sodann der edeln und tugendsamen
Jungfrau Agnes Schillingin von Canstatt de.^ edeln wackern Haus
Georg Schilling von Canstatt auch weiland der edeln und tugend-
tamen Frau Barbara Schillingin von Canstatt geborene von Anweil
seliger Gedächtnis ehelicher Tochter anderstheils.
Mit Vorwissen und im Beisein ihrer su beiden Teilen und zu
Ende benannten Väter, Vetter, Schwäger und Freunde, abgeredet
beehedingt und beschlossen worden, also uns dergestalt, daß jetzt ge>
meldete beide Personen Johann Albrecht von Sperberseck und Jung*
frau Agnes Schillingin von Canstatt einander zum Stand der heiligen
£3ie haben, nehmen und densdben Ehestand zu ehester ihrer
Gelegenheit nach ehristlicher Ordnung, iu Angesicht der Kirche
bestätigen und mit dem Beischlaf und ebehcher Beiwohnung
adehgem Gebrauclie nach vollziehen.
Folgendes soll gedachte Jungfrau Agnes Schillingin von Can-
statt £Qr Johann Albrecht von Sperberseck vier tausend Gulden
im März und dies Landeswährung, vom väterUcheni und mütter>
iichem Gut, doch dergestalt zu rechtem Heirateignt und Ersteuer
zu bringen, daß er die zweitausend Gulden an baaiem Gelde er-
legt oder jährhch verzinst werden sollen.
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84 LebensboBdiraibangen deror SehilUag too GaiMtatL
Und dann wenn es sich nach dem Willen Gottes begebe, daß
ihr Jun^drauen \^ater Tods verfahren \vürde, (das docli (iott lang
pnftdig verhüten wolle), soll ilir oder ihren Erben tlie andern
zweitausend Oiilden vollende; erstattet, entweder in baarem Geld
oder jährlich verzinst werden.
Und dieweil sie Jungfrau A^^nes Schillnii^in von Canstatt wie
auch ihre beiden anderen Schwestern ihrer Frau Mutter seligen,
verlassene Kleider, Kleinodien. (IcsohTnuck und ne])äud alle mit-
empfangen, so soll der Vater ihr weiter für die ganze Ausfertigung
auch Hochzeitsgeld noch vierhundert Oulden erstatten. Damit
soll sie, Jungfrau Agne.? Schillingin von Canstatt allerdings aus-
gestattet sein, und sich alles väterlichen, mütterlichen und brüder-
lichen Erbes bis auf einen ledigen Anspruch verzichten in maßen
dann solcher Verzicht allbercit bcschehen. Und soll er Johann
Albrecht von Sperberseck ihr Jungfrau Agnes Schilliugin von
Canstatt solche Summe der zweitausend Gulden ihres lleirats-
gutes und Ehesteuer widerlegen, versichern und bewittumen, mit
zweitausend Gulden, obgedachter Wälirung, wie auch er Johann
Albrecht von Sperl>erseck nach erlangten der übrigen zweitausend
Gulden, alsdann solche gleichfalls zu versichern und zu widerlegen
schuldig sein soll. Und dazu zu rechter freier Morgeugab, so bald
Fic die Darlehen beschlagen vierhundert Gulden auch selbiger
Währung verschrieben, diesclbige auch mit einer Kette oder
Kleinodo seinen adeligen Ehren gemäß verbessern, mit welcher
Morgengab auch ihren Kleideni, Kleinodien, Geschmuck und CJe-
bäud und was zu ihrem Leib gehörig, sie ihres Gefallens (doch
nach Ijestimmten Maßen) zu schalten und zu walten Macht haben
soll, wie Morgengabs Recht, Sitte und Gewohnheit ist.
Und solche Widerlegung und Morgengab soll er Jobann
Albrecht von Sperberseck gedachte Jungfrau Agnes Schülingin
von Canstatt, gleich auf Gülten oder liegenden Gütern versichern
und verweisen. Ihr Jungfrau Agnes Schillingin von Canstatt auch
einen Wittumsitz darauf sie als eine ehrliche Frau vom Adel ihre
Wohnung gehaben möge, sodann Brennholz zu leibUcher Notdurft,
oder ihr jährliches fär solchen Ansitz und Brennholz, fünfzig
Gulden verordnen, vergewissern, und ihr nach seinem Absterben
jährlich gereicht werden. Desgleichen da sie Jungfrau Agnes
SchiUingin von Canstatt ihm etwas weiteres zubrachte, oder ihr
in stehender Ehe einiger Erbfall zustände, desselbig soll er ihr
gleichfalls zuversichem, aber doch nicht znwiderl^gen schuldig
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LeboiBliMchreibQiigmi derer Scbilling von CSuuitatt 85
Fütn. Und soll die Aufrichtung der Wi<l' rk'guiii; dei' Mcrgen<Tabe,
des Verwittnins und Verweisungsbriels, innerhalb vierteljalirs Frist
nach dorn ehelichen Beischlaf verler t igt und der Clebür übcrgelK-n
werden. Jedoch ist dabei in Sonderheit abgeredet, da n!>!>(.n!eldte
beide Eheleute durch den Segen (J<)tteö (wie zu seiner AI 'mächtig
keit verhoffentlich) Kinder in stehender Ehe miteinander erzeugen
auch nach des einen Ehegemahls (Ehehälfte) Absterben, in T.eljen
verlassen und er .Tohaiui Albrecht von Sperberseck vor ihr Jung-
frau Agnes Schillingin von Canstatt mit Tod abgehen würde soll
sie die Zeit ihres Lebens dem Besitz bei allem und jedem \'er-
laesenen und von ihnen beiden ererbtem und errungenen Hab
und Gut haben und sich und die Kinder deren erhalten und die
Güter Zn ihrem und der Kinder Bestem Nutz luid Notdiu-ft,
auch nach Rat ihrer Kinder Vormünder oder n<ächsteu befreundeten
(welche halb vom Vater und halb von der Mutter Wittwe sein
soUen denen dann auch sie jedes Jahi' auf der Freundschaft und
Vormünder Begehr derohalben aufrichtige Rechnung thnn soll)
gebrauchen alles so lang, bis sie iliren Wittwenstand verwunschen
oder aber sie bei ihren Kindern nicht länger sitzen (das doch zu
ihrem WiUen gestellt sein soll) oder auch die Freundschaft sie
dabei länger nicht gehaben wollte. Alsdann soll sie Wittwe zu iln cr
Verweisung Widerlegung und Morgengab auch dem Besitz oder
das verschriebene Geld dafür djfs alsdaini (jedoch soll auf den Fall
des Wiederverheiratens, der Wiiivvensitz oder dap verschriebene Geld
dafür alsbald gefallen sein) ihr vierhundert (lulden mitsamt ihrem
Geschmuck, Kleider, Kleinodien. Gebäud und was zu ihrem Leib
gehört, auch allem demjenigen so von ihr herrührigen und dann
der halbe Tlieil an demjenigen so ihnen auf die Hochzeit geschenkt,
an der übrigen Fahrnis aber alles beschafft, Silbergeschirr, Haus-
rat, Wein, Korn, Vieh und dergleichen, das soll in drei gleiche
Theile getheilt, den Kindern die zwei der Mutter aber der dritte
Theil (doch ausgenommen was über zweihundert Gulden an Baar-
schaft derzeiten vorhanden, auch verbriefte und unverbriefte
Schulden, Pfandsehaft, Harnisch, Wehr und was zu seinem Leib
gehörig gewesen) verfolgt werden und damit soll sie Jungfrau
Agnes Schillingin von Canstatt von aller seiner Verlassenschaft
abgesondert hintan sein und alle andere Verlassenschaft sein
Joh-Hin Albrecht von Siterber-^ork in stelu-Tuler l^^he erzeugten
Kindern als den nächsten Erben eigentümlich zustehen. Und
weou aldann sie auch verstorben ist, soll solche W^ittum der Wider-
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86
LebenAbMchrabangen di«rer ödülling ?on CansUtt.
Icgiing auf seine Johann Albrecht von Sjjcrberseck n w Ijsten Erhen
auch fallen, aber die Kinder so mit ihm erzeugt und kimitiger
Ehe überkomuien möchten, sollen an ihrem als mütterlichem Gut
zu gleichen Teilen stehen und miteinander in die Häupter, soviel
Mund, soviel Pfund erben.
Wenn aber sie vor ihm iiiit Tod abginge und Kinder von
ihrer beider Leib am Leben verlassen würde, soll er gleicljfalls bei
allem und jedem ihrer verlassenen, zugebrachten, in stehender
Ehe ererbtem, errungenem und gew<muenem Hab und Gut (jedoch
ihre Kleider, Kleinodien, Geschmuck und Gebäud al)p;es()n<lert)
die Zeit seines Lebens den Besitz haben und das Eigentum des-
selbigen ihren verlassenen Kindern Verfang sein, doch dergestallt,
da er sich wieder verheiraten und in folgender Ehe auch Kinder
erzeugen wurde, sollen die Kinder erster und zwciUr Ehe an
seinem als dem väterlichen Erbgut ebenmäßig zu gleichen Teilen
in die Häupter, soviel Mund, soviel Pfund erben. So sich aber
nach Ordnung Gottes fügte, daß beide Eheleute in stehender Ehe
miteinander keine Kinder erzeugen oder da sie die schon erzeugt
hatte, doch vor ihnen beiden mit Tod abgehen würden, keine
Kinder mehr vorhanden und alsdann er Johann Ali)recht von
»Sperberseck vor ihr Jungfrau Agnts Schilling von Canstatt seiner
Hausfrau versterbe su 00II sie die VV^itwe all ihr zugebracht und
ander eigen und ererbtes Gut snmmt ihren Kleidern, Kleinodien,
Geschmuck und Gebäud und was für ihren Leib gehörig auch
allem andern so von ihr herrührend oder ihr durch ihren Jank-
herrn ferner verordnet werden möchte und dann obvermeldete ihr
Vorgeschriebene Morgengab, Widerlegung, Wittumsmeliung und
Sitz, oder für denselbigen fünfzig Gulden samt dem halben Teil
aller und jeder farender Hab, als Silbergeschirr, Hausrat, Wein,
Früchte, Baarschaft und was sonst für farende Hab gerechnet
wird, (ausgenommen was dann zumahl für Barscheft über zwei-
hundert Gulden vorhanden sein würde, dcsgleiclien Pferd, Harnisch,
Wehr und was zu seintMn Leih gehörig auch verbriefte und nn-
verbriefle Schulden, mit denen sie garnichts, weder eiTit'enoriiuien,
nocli ausgegeben zu thun haben soll) freilediglicli oinnehmen und
eigentümlich erben und damit soll sie von aller seiner Verlassen-
schaft abgesondert und hintangewiesen sein. Und so sie auch
verstorben, soll (allcj-danu) alsdann berürte Widerlegung und
Witwensitz oder die fünf/i-j Gulden dafüi wiederum auf vermel-
dete Johann Albrecht von bperbersecks nächste Erben und Fieund
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LebenibcMbreilniBgsn derer Sdtlllittic von CSanvtelt. 87
failen. Zuträge sich aber nach Schickung Gottes des allmächtigen
daß Jungfrau Agnes Schillino^in von Canstatt olnie Verlassen ehe-
licher Kinder so sie mit ihrem Junker obvermeldet, ehelichen er-
zeugt, vor ihm mit Tod abgehen sollten, so soll alsdann er bei
dem zugebrachten Heiratsgut auch demjenigen, so sie in stehender
Ehe ererbt und überkommen hatten den Besitz und Wittum haben,
nach Besitz- und Nießungs-Kecht, doch in allweg ihre Kleider,
Kleinodien, Geschmuck und Gebäuci und wa^i zu ihrem Leib ge-
hörig sammt der Morgengab ausgenommen, welches alles frcilcdig
an ihre nächsten Erben fallen soll. Es wäre denn Sach das sie
Jungfrau Agnes Schilling von Canstatt solches gar oder in ander-
weg anders geordnet und verschafft hätte, welches zu ihrem freien
Willen gestellt sein iirsrl auch alsdann unweigerlich vollzogen
werden soll. Und so er aach alsdann mit Tod abgehen würde,
soll obgesagt ihr Heirats- und auch anderes zugebrachten Gut
und was sie ererbt dnbei er die Nießung gehabt, von seinen
nächsten Erben saramtliait miteinander einhändig gemacht werden.
Es ist auch lauter bedingt und abgeredt, daß ablösigr Gulden
und Pfandschaft oder das Geld so also abgelöst nicht für ein
farend Gut soll gehalten werden, sondern ein unverändert Gut
heißen, sein und bleiben.
Da auch künftig sich dieser Heiratsabred oder anderer Artikel
halber, so hierinnen nicht begriffen Spän und Irrungen ereigneten
und zutinL'en sollen dieselben folgender (Gestalt erörtert werden,
daß nämhch ein jc(\üT Teil zweier ehrlicher vom Adel geborener,
die sollen sich zusammen verfügen, die Parteien vertragen, gegen-
einander hören, die Güte zwischen ihnen suchen und womöglich
vertragen, im Fall aber anstände, sollen sie in den Punkten so in
dieser Heiratsabred begritien, vermög derselben Verstands und
nach dem Buchstaben der Ehrbarkeit gemäß einen S{)ruch thun,
dabei auch beiden Teilen alles Weigern, Widerrufen und Apclliren
gänzlich V^leibon ?^f^Il. Also soll es auch gehalten werden in den
Fällen so m dieser Heiratsabred nicht begriffen sind, doch aus
dieser Heirat fließen oder hernifircn thäten. Also und dergestalt
da obgemeldete vier vom Adel, die Parteien in der Güte nicht
vergleichen könnten, daß sie alsdann ein Urteil ihrem besten Ver-
stand nach geben, bei dem auch beide Parteien bleiben sollen,
wie ol>en steht. Da ihnen auch die Sache zu schwer wäre oder
sich sonst einer einhelligen Meinung nicht vergleichen könnten,
mOgen sie wohl bei den Eechtsgelehrten Bat suchen oder ihres
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88 Ldbensbwchr«ibaDgeii derer Schilling von Ouwtatl.
gefallene einen Obuuum zu aich ziehen. Allee getfeulicb uod
sonders Gefärde.
Daß dies also abgehandelt und vergliciien worden, bezeugen
hernach benannte Freund so ein jeder sein Insii'gel hier unten
angehängt. Auf Johann Albrccht von Sperberseck'' Seite Johauu
Ludwig von Hperbereck iürstüch pfalzgräflich Noiu nl ui^äscher Kat
und Hofmeister. Christoph Thumb von Neuen))urg Land Comen-
thur zu Alschhausen. D.-O. -Ritter Albrecht Thumb von Neuen-
burg zu Knigen (Köngen), Hans Ciiristoph von Deggenfcld zu
hohen Eibach und Neuenbaus, Werner Philipp von Freiberg zum
Eiseuberg und Strinbach lürsliich ßischüÜKt hf'r Aichstettischer
Pfleger zu Hirscbljcig und Heinrich von und zu Werdenstein.
Auf Jungfrau Agnes Schillingin von Canstatt Seiten Hans üoorg
Schilling von Canstatt als Vater, Ulrich Schilling von Canstatt,
Caspar Schilüng von Canstatt. Wolf Heinncii ^Schilling von Can-
statt, NiclaR Christof M^enzer von Felddorf und Melchior Sigei-
jmanu von Deisperg.
So geschehen und gegeben den 20 Oktober als man nach
Christi unsere«? lieljen Herrn und Seligmachers Geburt zählt sechs-
zehnhundeit und im siebenten Jahr.
NB. Das Original in Hohenwettersbach wurde im Jahre 1890
erworben.
100. Bertold Schilling von Canstatt^ Herr zu Bodelshofen, Erb-
schenk in Schwaben, geboren den 10. Juli 1594 zu Wendlingen,
vermählte sich 1622 mit Agnes vou Münchingen, Tocliter Philipp
Christophs imd Anna Megenzer von Veldorf und starb 10. Sep-
tember 1637 zu Kirchheim unter Teck. Außen au der Südmauer
der Kirche befindet sich noch heute sein CJrabstein. 5. September
1614 übersandte er mit seinem Bruder Heinrich seine Kontribution
an den Ritterschaftskanton Kocher. 1017 kaufte er von Konrad
AVerdenau ein Haus zu Kircliheim unter Teck, woselbst er wohnte
(wohi das Amthaus). Am 3. und 10. September 1618 bat Bertold
Schilling den Ritterkanton Kocher, ihm die dargeliehenen 500 Gulden
noch auf zwei Jahre und am 19. Juü 1620 noch auf drei Jahre
zu lassen, was bewilligt w-urde. Für genannte Summe versetzte
er seine Behausung zu Kirchheim dem Kanton Kocher. (Siehe
Beilage Nr. 16, a, b, c, im alten Familienbuch.) 14. Juli 1627
war er bei der Beerdigung der Frau Markgräfin Barbara von
Baden (Gemahhn Friedrichs V. von Baden, Tochter Herzog Fried-
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Lebeasbescfareibongen derer Schilling von Canstott
88
richs von 'Wurtteniberg), welche den 8. Mai 1627 in Abwesenlieit
ihres Gemahls auf Besuch zu Stuttgart starb und von da am
4. Juli in die Grult nach Pforzheim überführt wurde. Bertold
war einer der 28 Adehgen, welche die Leiche vom Schloß zu
Stutts^art bis zum Büchsentor getragen. 1. September 1Ü37 machte
er eiu Testament /.u Kirchbeim, worin er seinen Bruder Ulrich
und semes Bruders Kaspar Sühne: Philipp Liidwi»; und Wolf
Heinrich zu Erben einsetzte. Er selbst war seinerzeit üniversal-
crbc seines Bruders Heinrich. Seine Gemahlin Agnes von Mün-
chingen war geboren 1592 und starb 11. Mai 1650, wurde hierauf
15. Mai zu Kirchheim begraben. Sie machte 1646 eine Stiftung
zu Kirchbeim für ledige Töcliter, ihrer Brüder und Schwestern.
Das Stillungshaua in der Jessinger Straße zu Kirchheim verbrannte
1690, weshalb auf Verlangen Georg Heinrichs von Reischach, als
Administrator dieser Stiftung, 17. März 1691 vom Kanton Neckar
bchwarzwald eine Kollekte unter den adciigen Familien in allen
schwäbischen Ritterkantonen yer&nstaltei wurde, um dies Süftungs-
haus wieder aufzubauen.
Tiestament Bsrohtolds Schilling von Ganstatt Aimo 1687.
In dem Namen der Hayligen Unthailbam Dreyfalltigkheit Gott
Vatter, Sohn und li nligtii Geistes, Amen.
Zue wiesen und Kundt gethon seyn Meniglich hiemit. Nach-
dem in dem Jahr allß man von der gnadenreichen seeligmachcndcn
gepurth Jesu Christi gezahlt, Eintan«:eTidt Sechshundert dreißig
und Sibne Freytags den Ersten Septrinl>ri.-. Allten Caicuders, Nach
mittag zwischen Vier und FünfF Uhren, der Wohledel und Ge
streng Junkher Berehtoldt Schilling von Canstatt zu Kürcbheim
under Tekh wohnluiüt, die Ehren veste wohlvorgeachie Ehruhafift
Ersameuud Achtbare iiei in Theopliilnm Herrmann Burgermaistem,
Johann Fehnigern, Johann Di i ti:i<j;ern, Johann Melchior Otfstein,
Emfridt Trißlem, Dameln fialierin. und Albrecht Hütilin, Alle
Burger und Gerichtz-Venvande zu Kürchheim, neben mir Georg
Bauren geschwornen Statt- und Amtschreibern allda zue sich in
sein Adenliche Behausung in der Jc-inger Gassen nechst am
Bronnen; zwischen Johann Kreißeis si ( 1. hiuderlassenen Udigcn
Tochter Anna, und dem gemeinen Gablen stehendt, erfordern und
requirieren lassen, Da nun Ihio (icstr. in der Stuben UfT den beth
liegen<it, ^deieliwoln krankhen Leiljs, jedoch aber bey noch guetem
Verstaudt sich befunden, erzehiendt und gab uns zu erkhennen,
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90
LebeiuibeMbreilHiiigeii derer SdiiUuig von Canstett.
waß st iltten Ihro Gestr. (in anselmug einem jeden Meuscheii
die Eüilimg doß zeitiicheu Lübens gewiß, die stiindt deßolheu
aber Meoiglicli verborgen,) in Jenigen v<»n Gott dem Alluieclitigea
durch Feinen Vätterlitben sengen, wnruml)en Ihme öwig lob und
Dankh gosagt seye, Derosclben bescherten Zeithcheii Vcrmügeus,
Ein Testament letsten willen, und Ordnung, wie es nach Ihro
Gestrl Todt geballten werden solle, m der Alleil e-ten und he-
ständigstea Formb, Alls es von Rechtz wegen Immer bescheben
soll, kan und mag zne machen; und Ufzurichten Endtlich willens
und Vorhabens seyeu Näml. Und Erstlich wolle er sem Leib und
b( el dem Alhuechtigeii Gott, Vater, Sohn, und hailigen Galst, de-
mu* thigüch befohlen; und benebens Innbrünstig gebetten haben,
Ime seine sünden gnädigUch zue Verzeyhen, und zu der ewigen
himmhschen Freud und seeiigkeit, wann es sein Vätterlicher Will
UfF und an zu nemmen. Zum Andern, legnet und Verschafift
Edelgedaebter J unk her Bechtoldt Schilling Von Canstatt etc. Der
Wol. Kdlfni Ehren und Viitugendreichen Fraw Agneß Schillimjin
Von Caustatt etc. geborne von Münchingen etf . Deroselben Vil^e-
liebten Fraw Ehegemahlin, all und jede Valuuus es seye an Parera
gellt, Kleinodien; Gulden-ketünni, Siibergeechihe, Bethfrewandt,
Leüawath, Haußrath, Roß, Vieh, und in Summa was under der
Vamuß verstanden w* rdt ii nmg, so will sich nach Ihro GestrI.
Todtiich und seeligem iimscheidt n zuLjegen befunden würdt, dar-
von nichtzit Ußgenoinmen. d* ri;* shilten, daß Edelbesagte Dero
Fraw Gemahlin dasseibige zue banden zue ziehen; und nach
Ihrem Wohll)eli< hcn und gel'allen darmit zue schallten und zue
walltben, alß an lt i (»n Ihren Froyen aigenthümbiichen Güettem,
Fueg und Macbl haben solle.
Verner und zum Dritten, So wolle Vor Edelbennmster Junkher
Bechtoldt Scliilling von Canstatt etc. berüerter semer Fraw Ehe-
genmhlin, den Beysiz in Oli)angeregier und bewohnender aigon-
thumblicher Adenliehen Beliaußung Dieselbe die Tag Ihres lebens
Ruewiglichen zu bewohnen und zu gebrauchen hiemit auch auß-
trukenlieh verschafft babeu, Nach Irem Tödtlichen Hintritt aber
solle An^-edittene Beliaußung wiederumb zurükh Ulf Hienach ge-
setzte .seiu( uir^tituirte Erben kommen, und fallen.
Und Weiin für das Vierte, die Erbsatzung daß Fundament
und der gnmd eines jeden Testamentz ist, Aliß will mehr Edel-
besagter Junkher Becbtold Schilling von Candtstatt etc. zu seinen
Hechten wahren Ohnzweifieulichen Erben aller Uebrigen zeutUchen
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LebeosbesebreiboDgen derer Schilling von Cenetett 91
Verlasäenschüfift, so sieb noch weiitera befunden würde, wißeudt
und Wohlbedächtlich instituirt, und eingesetzt haben, Namblichen
den Wohledlen und Gestrengen Junkher Ulrich Schillingon von
Cantstatt etc. Ihre Gestr. vielgehebten Brüederu, oder dei.H llx n Aden-
liebe Erben zue einem : Sodann die auch Wol Edle und (ie»trexige
Junkher Philipps Ludwigen, und Wolff Heinrich die Schilling von
Candtstatt etc. und bede seines lengst in Gott Ruhenden Bruders
weylundt etc. Junkher Caspar Schillings von Candtstatt etc. see-
ligeu hinderlaßene Zween söhn, Zuein' andern halben Thail. Jedoch
wolle Otflgerierter Junkher Bechtoldt Scbilliiig Von Candtstatt dies
Tefitament und Gemacht zue Endem, zu Mündern, zue Mehren,
gar oder zaem Theil abzuthueu, Ihme Jederzeit Vorbehallten:
Fahis aber von Ihro Gestrengen keine Euderung geschehen, und
vorgmommen würde, 80 solle diß aliß sein Rechter Wollbedächi-
licber Ungezwungener und Ungetrungener liebster will, Ordnung
und Befeilch Obgeechribener maßen in Kräf^ten sein, und Voki-
sogen werden, da auch wider Verhoffen an demselben einige oder
mehr Soleniteteu Und Ziherlichkeit der Rechten ^ermanglen, und
dannenherr hierumben Angefochten werden sollte, koindte, oder
möchte. So wollen Ihre Gestrengen Jedoch, daß mehremannt diß
dero Testament, Ordnung und gemaeeht, Allß ein Codicill vidci
Commiss, Donatio mortis Causa oder ein ander gern noch und
letstcr will so von Todcz wegen geschieht KrafiPt Macht und Be-
stand haben, auch hier Innen Ir ein Becht dem andern die Handt
biethen; und zuhilfif kommen solle.
Allß nun die WoU Edelbesagte Junkher Bechtoldt SchiUing
von Cantstadt etc. Dißes sein Testament und letzter Willen enehlt,
und eröffnet auch Obgemeltc gczeugen alle hier Innen Zeug xa
seyn ersucht gehabt, hal)e Ine Junkhem Bechtold Schilling von
Canstadt etc. Ich Stattschreiber in praeaentia den Gezeugen erfragt,
Ob dieselbe biezue nicht binderfüehret, gezwungen noch getrungen
worden.
Actum, den 1^° Septembris
Anno etc. 1637.
Das Testament der Agnes von Schilling geborene von
Münchingen betreffend (nach den Satzungen).
Kurze gescbichtliehe Auslübrung.
Mit dem Testamentszettel d. do. Kirchheim, 16. Februar I(i4i>
(siehe hiernach Beilage I.) inerte die am 16. Mai 1650 verstorbene
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92
Lebensbeschreibungen derer Scbilling von ConsUit.
Ftaa Agnes, geb. von Münchingen, Witwo
des Berohthold Schilling von Cannstatt
die von ihr besessenen '/g Woliuliaus in der Jessiijgcr Gasse zu
Kirchheim u. T. (in Württemberg) nebst Hof, Garten, häusliche
Einrichtung und 150 Gulden (lüü KÜür.) Kapital mit der Be-
stimm mig:
a. es solle der Genuß hiervon zAuiächst dem <ül testen unter
den ansuchenden» le(Ji^en weiblicbeu Nachkommen ehelicher
Geburt ihrer 4 Gesell wiater
1. Werner Dietrich von Münchingen,
2. Friedrich Benjamin von Müncliingen,
3. Frau Marie Katharine von Keischach,
f^el). von Münchingen und
4. Frau Ursula Schilling von Cannstatt, auf Sulzburg, geb.
von Münchingen; in Mangelsfall aber einer andern An-
verwandten ^^cbühren und /war solange sie unverheiratet
leben und der cvangeüschen Lehre zugetan sind;
bto jede Nutznießerin solle verbunden seyn, nach Jahr und Tag
des Nießlirauchs wenigstens 200 Gulden einzulegen zu Er-
weiterung des Hauses oder zu Anlage eines Capitals, dessen
Zinsen die jeweilig eingesetzten Fräulein zu gemessen.
Btiftedn hat
c* den gleiehthciUgen Mitgenuß der zweitftltestea Verwandten
bei Vermehrang der Mittel durch die stiftungsgemäße Ein-
lage oder milde Bdtrftg^ von Befrenndeten der Stiftung und
dadurch eitnöglichte Eirweiterung des Hauses und Gapital-
fonds vorgesehen,
d. die Obervormundschaft dem Aeltesten der berechtigten Fa-
milien und die Inspection dem ritterschaftlichen Directorium
CSanton zu Schwaben vierteis am Kocher empfohlen,
e« auch verordnet, daß nach Aussterben der berechtigten Fami>
lien die Stiftung zu Gunsten der Bdchsfreyen Bitterschaft
und Adel im Lande Schwaben Viertels am Kocher fortbe>
stehen mQge;
f. solle der Schwester der Stifteiin, Veronica von Münchingen,
die erstmalige Nutznießung der Stiftung gebühren.
Die weiteren ^/s des Hauses befanden eich un Besilz der
Fieiin Barbara von Stein zu Jebenhausen und war testamentarisch
festgesetzt^ daß die von Stein entweder diesen Tdl dem Stift über-
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Lebenabesdireibiiiigen derer Schilling von CSantUtt. ' 98
lassen oder eine — nicht nSher bescbriebene — Fordemmg der
Stifterin zum Stift einzahlen mfisse. Obgleich in den Akten nichts
Positives hierüber aofeufinden, ist doch ans denselben ansunehmen,
daß die von Stain die V< ^ Anwesens dem Stift abgetreten hat.
Im Angost 1690 ging bei einer großen Feaersbrunst in
Kirchheim das Haus nebst Fahrnis in Flammen auf und da die
Mittel zum Wiederaufbau nicht zusammmzubringen waren, wurde
der Bau- und Gartenplatz an Dr. Ad. Basendotf veräußert gegen
Binrfixunung eines Wohnungsiechts von ziemlicher Ausdehnung,
ftlr welches im Falle der Nichtbenützung als Bekognitionsgeld
5 Gulden jährlich zu entrichten waren. Kontrakt vom 12. Mai
1692. Genehmigung Rittersch. Kant-Direkt: vom 3./ 13. Auguet
16d2, s. Beilage DI. Dieses Wohnungsrecht wurde, nachdem viele
Jahne lang kein Gebrauch davon gemacht worden war, laut dnes
von der kön, Neckarkreisregierung genehmigten Kontrakts vom
12. Oktober 1836 von Metzger J. 0. Stelzer abgelöst.
Statt des Wohnungsgenuases beziehen nun die präbendierten
Fräulein den Geldertrag des AblOeungskapitals.
Fundus.
Derlei 1)6 .^oll auf Grund der Vormundschaftsakten auf den
I.Juli 1857 betragen:
StiftuDgskapital 150 fl.
A>)l5siing des Wohnungsrechtes . 1250 fl.
Legate: von Münchingen, Veronica 1660.
250 ä. V« zinsd 126 fl.
von Reischach, Anna Oatbarina
1708. 50 fl. V» zinsd. . 26 fl.
von GrünewaJdt Dorothea Christiane
1763. 180 und 50 Ii. . . .230 fl.
von Bouwinghausen» Freifrau 1772 8<K) ti.
2580 fl.
Einlagen der Stiftsdamen:
von Bdschach, Anna Gathaime, 1660.
» Remchingen, Dorothee Amalie, 1708.
> GrÜnewaldt, Dorothee Ghiistiane, 1735.
> Bouwinghausen, Fried. Albertine, 1763.
» Reischach, Juliane Auguste, 1773.
» Gaisbeig, Louise, 1798.
> Mitschewall, Louise, 1809.
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Lebensbeschreibungen derer Schilling ron Canstatt.
von Mitschewall, Christiane Wilhelmine, 1819.
» Kechler, Sophie Fried. Wilh., 1821.
» Reischach. Charlotte P'ried. Sophie, 1824.
» Kechler, Kniuziaka Jos. Jiil., 1836.
» » Caroline Aaialie, 1845.
12 ii 200 fl 2400 fl.
Zusammen 4980 fl.
Der bis 1. Juli 1857 angelaufene unveräußerliche Grundstock
beträgt Jedoch n&ch der üechnung vom 1. Juli 1866/57; öOöO fl.
Aufflicht.
Die Vormundschaft war imiiirr in Händen von Mitgliedern
der stiftiingsbcrcchtip^ten Familien, iuimentlich in denen von Mün-
chingen, von Reischach, von Lieben.stein, von ( Jaisberg etc., wenn
auch nicht stets in denen von den l^uiiilienältesten.
Die Inspektion ginge nach Auiliehuiig des Ritterkantons
Schwaben Viertels am Kocher vom Direktorium desselben 1800
an \\ üi Hemberg, insbesondere an die königliche 01)erregierung reg.
departem. über, kam bei der Organisation 1817 an die königüche
Kreisregierung zu Ludwigsburg und von dieser (laut Note vom
11. Februar 1839) infolge einer königlichen Verfügung au den
Pu]>illeu.scnat des königliclien Gerichtshofs Eßlingen.
Dieser hat im l^rlasse vom 9. März 1843, hienach Beilage II,
Vormundschait und Vei-wakung lediglich dcu beteiligttMi Fiiimlien-
glicdern überlassen, sich nur vorbehaltend, über Verinidtrungen
in der Person der Nutznicßeriu und des Obervormunds zu er-
kennen, bei welcher Gelegenheit jedesmal die Vorlage einer Grund-
stocks-Nacli Weisung behufs der Prüfung voranzugehcu hat.
Zur Zeit der Anlage des Geschleclitsregisters ist
Obervormund — Freiherr Leo von Reischach, königlicher
Kammerherr, Oberamtmauu a. D. (£^laß des Pupiliensenats
vom 9. März 1843). Nutzuießerin — Freifräulein Caroline
Amalie von Kechler (seit 16. Oktober 1845). Hechner —
Heinrich Moegling in Stuttgart (Bestellung des Obervonnunds
vom 27. April 1857).
Beilage I.
Testamentszettel.
Zu wissen und Kund gethan .seye manniglich hiermit, dem-
nach Ich Agnes Schillingin von Canntstadt gebohrne von Müu-
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liebvnsbesdmibiiqgeii derer OdbUllng von Canitatt. 9K
chinp:en Wittib und der Zeit wohnhaft zu Kirchheim unter töckh,
vor 6 Jahren Einen leisten Willen und Testament aufgerir-ht, wie
solcher um gewieser Nachricht willen zu Pappier gebracht und be-
kräftigt worden, beneben vor den darzu gebrauchten Zeugen, so-
wohlen Mund- als Schriftlich, wie tier Buchstnb bezeugen wird,
ausdruckentlich mir vorbehalten hab, wafern ins künftig ich p]inen
oder mehr Zettel von meiner aigenen Hand und Nahmen unter-
schrieben, verlaßen, und darin Verordnung thun werd, solcher vor
Meinen Erben nicht anderster, als wann er von Wort zu Wort
wäre einverleibt worden, gehalten und vollzogen werden soll, und
nun ich an meinem verordneten Widdum und meiner Wohnbe-
bausuug, Hofraithen und Gärtlen an und bei Einander alhier zu
Kirchheim in der Jesinger Gaß Sieben Achtheil Aigentfinm an-
genommen (welche außer 10 SchiUing Heller so Järlich auf Mar-
tini m die Geistliche Verwaltung dahier gefallen, aller Steuer,
Schlagung gewohnlich und ungewohuHcher Beschwehrden und
Anlagen befreyt seyn) herentgegen inmittelst Meinen Geschmuck
und Kleinodien, so sonsten gemeiniglich bei ermangelnden Lcibes-
Erben, den Schwestern und nächsten Baasen verschafft werden,
zu meinem Unterhalt angewendt und geschmehlert, daß dero-
wegen, und aus andern beweglichen Ursachen, so aus Liebe und
bester Zuneigung zu meinem Adelich angebohrnen Geschlecht ich
tragen thue, zu verordnen, zu verschaffen und zu vermachen,
Ich gleichwohlen etwas schwachs und kranken Leibs, aber bei
meiner richtigen und guten Verstand, Sinn und Muth, mir vor-
genommen hab, thue das auch hiermit, und will wann Gott der
Alhnächtig zu seiner Zeit, und Seinem gnädigen Willen nach,
mich von dieser mühsamen Welt abfordern wird, daß von meinen
eingesetzten Erben obbesagt meine Eigcnthumhche Sieben Achten-
thail Meiner freyen 'Adelichen Wohnbehausung; Hofraithen und
Garten, samt anderer Zugehördt, oder alles miteinander wannt der
übrige Achte theil hierzwischen auch Rechtmäßig an mich kommen
und mein Aigenthum werden sollt, desgleichen 100 Rthlr. welche
Ich weyl Friederich Klaibers gewesenen Bürgers alhier seel. Hinter-
lassenen Kindern auf ein Stück Baumgartens in der Stelle ge-
liehen, oder falls solche bey meinen Lebzeiten abgelößt werden
sollt£*n, so viel Paar Geldt an die Stadt: nicht weniger an aller-
hand Fahmuß, was ich in ein sondere Beschreibung selber ver-
zaichnen lassen, und dann mit Hand und Nahmen unterschrieben :
Sodann und auf den Fall ich angeregten mir noch mangelnden
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LebeDsbeachreibniiseii derar SehOUng tob Ouiitatt
Aclitentlieil bei meinen Lebzeiten nicht au mich brinj;en sollte,
was die Wohigebotirue Frau Barbara Freyin von Btein zu Jebeu-
hauscn gebohrne von Schillingin von Cannstadt, mir zum Achten
an obgedaclit meinem Wittum im liest verblieben seyn wird, von
aller Theilung ausgesetzt und zu nachfolgend Adeliclier Stiff'tuniif,
vor meine Schwester deroselben und meiner Gebrüder Töchter und
weitere befreundte weibl. Geschlechts absteigender Linie, auf nach-
folgende Weiß und Weeg verordnet und gewidmet seyn solle.
Erstlichen, Wann der Wold Edel ^ebohrnen Ehren- und viel
tugendreiclien Jungfrauen Veronica von Münchingen, Meiner freund-
lich lieben Schwester belieben möchte unverheuret zu verbleiben,
und Ihr zeitlich Leben im Jungfräul. Stande zu beschließen, oder
ich sonsten über kurz oder lang Zeit ein oder die ander meiner
Baasen, welche von denen Wohl Edel gebohrnen P^breu und viel
tugendreichen Frauen Weyl Herrn Werner Dietehchen von und
zu Mündungen seei. oder Herrn Friderich Benjamin von Mün-
chint^eu zu Kernthal etc. Förstl. Wiirteniberf?. Camercru zu Stutt-
gart meinen freundtl. lieben Brüdern, wie auch Frauen Mariä
Catharinä von Reischach zu Reichenstein und Nußdorff gebohrnor
von Münchingen Wittiben etc. und dann Frauen Ursula Schillingen
von Canntstadt uff Sülzburg, gebohrnen von Münchingen meinen
freundlichen lieben Schwestern, oder deren P>ben, absteigender
Linien, diesen eine Münchingischen Geschwistrigten, ehelich er-
zeugt, und also beschaflen wären, dall Sie etwa uß sondern ehr-
lichen Ursachen, sich nicht zu verheurathen begehren, oder darzu
nicht gelangen könnten, befinden thäten, daß nach meinem todt,
vorderist Wohl Edelgedacht mein geliebte Schwester Veronica von
Münchingen etc. und nach Dero tödtUchen Hintritt, jederzeit die
älteste unter den ansuchenden meinen Basen von oben — specifi-
cirteu meinen vier Geschwistrigten herkommend, besagte Behau-
sung, Hofraithen und CJarten samt den Anderthalbhundert (Uilden
ußgeliehen: oder Paar Geldt, desgleichen auch die verzaichend
Fahmuß und \väs die Frau von Stein an meinem Wuddum ver-
bleibt, wann Sic anderster den Achtentheil an besagter Behausung,
Hofraithen und Gärtlcn nicht überlast, ihr Lebenlang oder so lang
Sie sich (wie dann einer jeder frev steht und zugelassen ist) nicht
heurathiichen verändern, und sonsien in Adelicher Zucht, ehrlich,
still und eingezogen verhalten winl. zu bewohnen, zu gebrauchen
und zu genießen haben, hingegen aber die Behausung in wcsentl.
Ehre, Bau und Beßeruug auch die Fahruuß ohnabgängig zu es'
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Lebenabeschreibungeii derer Schilliog von Canstatt. 97
halten, u. darzu Craffk dieser Stifftong sdiiildig und verbiuideti
seyn aolle, wann Sie deren Jabr und Tag genäßt, von ihrem
eigenthümlichen Guth za derselben Vermehrung und Besserung
JoSa wenigst 200 fl. guter genehmer WOrtemb. Landswfthnuig zu
verbessern, und darum gleich bei der Antrelkaiig zu hernach ge-
meldte verordnetem Herrn Addieben OberVcxmunds genügsamer
Versidberung zu Übun, da von deren kehie als allein Edelgod.
meine fireimdl. hebe Schwester Veionica von Münchingen (dene
ich es zwar in Ihrem fSreyen Willen gestellt haben, mich aber
versehen will, daß 1^ zu Ihrem Chtistlicfaen Angedenken ein
mehrers zu dieser Stiflkmg verordnen werde) befreyt seyn soUe.
Was nun solcher meiner Stifftung durdi diese Verordnung
zuwachsen wird, das solle von dem jedesmahl seyenden Obe^
Vormund denselben (was nicht nothwendig zu dem Geb&n des
Hauses und dessen Erweiterung verwendet wird) gegen genügsamer
Versichenmg zum Eintrag gerichtet, und derselbige die Stifts
Jungfrauen, zu Ihrem Unterhalt und desto ehrlichen Adelicbeti
Ausbringung ohnaufhaltlich gefolgd werden.
Würden sich dann die Mittel durch Gottes Segen und die
milte meiner Befreundten bey dieser Stiftung also erzeigen, daß
die Behaußung (deren Platz dann hierzu weit und bequem genug)
zu zweyen solcber AdeUchen Eingezogene Wohnungen gereicht
werden könnte, ist mein Will und Meinung, daß uff soldien Fall
auch die andere, nach der Ersten die älteste von gcd. mdnen
beeden Brüdern und Schwestern eheUch erbome Adelidie Jung-
frau in diesem Stift au^enommen und dessen mit der Ersten zu
gleichem Theil zu gemeßen haben soll, wie oben gemeldt ist Auf
daß aber ob dieser meiner so wohl gemeinten StifiTtung und Ver-
ordnung desto steiifer und unverbrüchlich zu halten werde, und
dieselbige zu aUen und jeden Seiten, in ihrem Weesen so gut
möglich bestehen verbleiben möge: will ich hiemit daß allweeg
der älteste unter meinen Vettern und Befreundeten, von obge-
meldten meinen Brüdern und Schwestern, oder deren Kinder ehelteh
erzeugt Ober -Vormund über dieselbige seyn, darzu auch von
meinen eingesetzten Erben und deren Nachkommen gebührenden
Fleißes erbetten werden. Es soll keine dieß Stifit genießen, Sie
seye und bleib dann der rechten Evangelischen Lehr- und Bdigion
zugethan. Bey welchem sich die anhaltende Jungfrauen um die
Stiftung zu der Zeiten dieselbige ledig wird, anmelden, vondeme
diejenige, so deren ftlhig eingenommen, ihnen die Fahmuß und
Dto taOto Sehüllaff Ton Cuutatt. 9
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98
Lebeaabeactireibaugen derer Schilling von Canaiatt.
was deren anhängig übergeben, von Ihnen die Verriehening wegen
der 200 fl., zweyhundert Gulden damit diese Skifftang vennehrt
werden soll, erhebt, auch endlich auf deren Absterben oder vor-
nehmende Verehelicfaung die Stifitung wiederum samt den 200 fl.
inn oder von Ihren Erben Empfaugen und damit verfotiren weiden
adlen, wie oben bereite verordnet isl
Sollte sich auch hegeben, daß Wohl Edelermeldte Ober- Vor*
mund dem Stifft aum besten oder in desselben Geschäften wayaen
und in Buiem oder anderem Fall Ohnlcösten aufw«iden mflßte^
solle solcher Ihm von diesen niesenden StiftsJungfrauoi, wann
sich des StiAea Eintrag so hoch sieht erstrecket, daß es von
denenselben gesdiehen konnte Eigentum abgestattet werden.
Wird sich aber begeben und zutragen, daß sich kdne Adelidie
Jungfrauen von vomen gemeldten meinen vier Gteschwistrigen her^
kommend befinden thftt, so der Nttßung dieser Stifitung begehren
wflrde, Stelle ich dem damahligen Herrn obervormund ftey mit
Vorwissen, gut befinden und EhiwiUigen Wohl-Edel besagter
meiner Geschwisirigen oder Befrenndten, alles dasjenige, so ich
zu Stifftung verordnet habe, und damit bis dahin vorgeschlagen
worden ist, entweder anderwärts eine ZaÜBXkg und bis sich jemanden
von denselben anmelden wird, zum Eintrag zu richten, oder eine
andere Ädeliche Jungfrau, so mir am nächsten gesippt seyn
mochte, auf oben beschriebene Geding in den Stifit einzunehmen^
wann nun eine solche nadigehend sich verheurathen oder todts
vergehen wird, sollen alsdann die bemeldte vier Mfinchingische
linien wiederummen dieser meiner Verordnung gemäß hierzu ihren
Zutritt haben.
Auf den Fall sich auch (welches jedoch der Allmächtige Qott
gnädiglichen au verbaten vätterlich geruhen wolle) begeben sollte,
daß oft ermeldte meine zu diesem Stiflt verschaffte Behausung und
daiinn verordnete fiihrende Haab durch Feuers-Noth oder ander
Unglück zu Grunde gehen mOchte, will ich zwar mich zu viel
liebgedachten meinen zweyea Brttdem und zweyen Schwestern,
auch deren Erben Schwester* und freundlich versehen und ge-
trosten, zumalen auch dieselbige anjetzo alsdann und dann aiyetzo
alleifleißigst gebeten haben, um eines solchen Unglücks willen oft
ermeldi meine Stifitung zu keiner Erlöschung gelangen zu lassen,
sondern derselben ihrem Geschlecht zum besten durch getreu und
Einhellige Zusammensetzung auch Darstreckung desjenigen wieder*
um uffirahelfen, und die Behaußung wieder an erbauen, darza
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Lebenäbeschreibuugeu derer Schilling von CanHtatt. d9
dann vordeiiat dasjenige was die Stiftung bis uff ein solchen un.
veiliofileD Fall voigescfalagen haben mochte, nütslich m yer*
wenden wfire.
Wann aber em soldies ihr Will, oder auch la ihrem Ver>
mOgen nicht seyn — oder die Adeliche Gesehlecfat besagter
meiuer 4 Geschwistrigen, Gottes gnfldigem Willen nach ganz und
gar absterben, und darron keine Jungfrau mehr im Leben seyn,
so dieser Sti£ftung begehren würde, so sollen alsdann lobl. Ge-
fteyter ReicluhBittenohaft und Adels im Lande su Sehwaben
Viertels am Kocher Enneldte und Erbettene Heim Directores,
Bfith und Ausschuß, sodann snmalen seyn weiden, gut fog, Bfaofat
and hiermit eq^eben Recht haben, dieser meiner Stifftnng wegen,
Bolelte Verordnung und Anstellung su thun, wie Sie sich selbige
zu Erhaltung des Adelichen Stammes und Nahmens und Ihrer
angehangen Bluts Verwandten nützlich und Terstftndig zu seyn
befinden werden, darumben dieselbe Ich hiemit nach Standes-
Gebflhr besten Fleifies ersueht und gebetten — zumahlen audi
verordnet haben will, daß nach Bi^^ffiiung dieser meiner Verord-
nung wohlermddten Hemi Direktoren Bi&äi und üßschflßen solch
in ihre Verwahmcg gegeben werden solle, darob wissen, Stoffs
nnd unyerbracbli«^ zu halten. Dieses nun auch ist mein weitere
freywülige Verordnung, Will und Befelcb, welchen ich von memen
eingesetzten Erben steif und festgehalten haben will, dessen zu
wah^ und mehreren Urkund habe ich diesen Testamentzettel
meinem Testament angehenkt, hernach mich mit eigen Händen
und Nahmen unterschrieben und man Pfttsobaft fQrgedmckt So
geschehen zu bemeldtem Kirchen den 16 tag Homung im Jahr 1546.
Agnes Schillingin von Oantstadt,
gebuhrne von Münchingen Wittib.
Beilage TT.
Erlaß des Fnpillensenats des £. Oerichtshols Eßlingen vom
9. Ifän 1848 an Oberamtmann Freiherni von Beischach.
Aus der anliegenden Abschrift eines Testaments vom 16. Fe-
bruar 1646 und aus dem beigesohkiesenen Aktenaussug wüd
der Oberamtmann Freiherr von Beischach ersehen, welche Ver-
itigungen über einen Hieil ihres Vermögens die Freifrau Agnes
Schillmg y. Cannstatt, geb. t. Münchingen, zu Gunsten unver-
ehelichter wablicher Glieder ihrer Familie getroffen hat.
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100 LtbttMbMdirclbanteii derer SchiUiag von Guutatt
Nachdem das VeimOgen dieser Stiftung früher uater der Auf-
sieht der K. Regienmg des Neekarkreises und in neueier Zeit
des disseitigen Pupillenseoats verwaltet worden ist, hat man in
Erwägung, daß zu fernerer Öffentlicher Verwaltung des in Ftage
stehenden Stiftungs- Vermögens kein gesetzlicher Grund vorliegt,
mit Rücksicht auf die testamentaiisehe Bestimmung der Stifterin
unterm beutigen Tage beschlossen, die Beaufsichtigung dieser
Stiftung und die Sorge für die Erhaltung des Stiftungsvermügens
den betheiligten FamilieDgliedem und insbesondere dem von dem
Freifräulein Julie von Kecbler, als gegenwttrtiger Stiftungsnutz-
nießerin, ^um Obervormund dieser Stiftung yorgeschlagenen Ober-
amtmann Freiherrn Leo v. Reischach etc. zu übezJassen, so daß
die öffentliche Verwaltung dieser Stiftung von nun an aufsuhOrsn
bat etc. (Es) hat sich künftig die Thätigkeit des PnpiUensenats,
als OberauftichtsbehOrde, darauf zu beschränken, daß im Fall
einer Veränderung in der Person der Stiftungsnutsnießenn auf
den Antrag' des Familienältesten oder des Obervormuuds über die
Einweisung einer neuen Nutznießerin zu erkennen und in diesem
Falle, sowie im Falle einer Veränderung in der Person des Ober-
vormunds die alsdann vorzulegende Nachweisuug über die Er-
haltung des VermOgensgrandstocks sa prüfen ist etc.
Beilage m.
Contract zwischen dem Ober- Vormunder des Stiftshaases ra
lärchheim und med. Dr. Adam Bausendorf, betr. üebergabe
dee sogenannten Stiftshausplatzes zu Eirchheim nur üeber*
bauung.
d. d». Kirchheim 12. Mai 1692.
Wird von den Herrn Ober-Vormunder und übrigen mit In-
teressenten der ganze Platz, wie solcher erstlich fundirt und zum
Stiftshaus verordnet auch von Denen Beneficiariis bishero genossen
und besessen worden, mit aller Zugehörd an Hoffstätten, Garten,
Hoff, Keller und all übrigen Herrn Dr. Haussendorffen ohne
einigen weiteren Entgelt, doch auf nachfolgende Oonditionen der
fsey und eigenthümlich eingeräumt.
Wird dem Bau- und nunmehrigen £ägenthum-Herm die freye
Disposition zum Bauen überlassen etc.
Hingegen solle Herr Dr. Rauasendoiff, als welcher solchen
Platz auf obige Weise zu überbauen voigenonmien und dessen
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LebenabMchxtilnuigeii derer SehiUiqg toü Gnutett. 101
künftioje Successores singulares vel universales wegen eiDgerämnten
Platzes und dessen Proprietät schuldig und verkünden seyn vor
Eine künftige Stiftsiiäulein und alle Ihre NachfoJgerin:
1. dne ganz abgdBonderie wohlbeschloasene Wohnung (wodurch
sonst niemand wandlen möge) im ersten Stock wenigstens
5 Treppen und Schuh hoch vom Boden oder aber nach des
BauheiTD Belieben im andern Stock auf seinen eigenen
Kosten aufzubauen, auch jederzeit im eese zu erhalten, und
nach erhaischender Notdurft zu repariren.
2. BoUe der Bauherr in solche Wohnong 2 Stuben deren Eine
mit einem eisernen Ofen versehoa seyn solle, 3 Cammem,
dne Kuchen, Eine Speißkammer und eine Bplalegen richten.
Wie auch
3. Einen Stall zu 2 Stück Vieh, Einen Schwein Stall und
Hünerhauß bauen, item
4. Die Helfifle des Gartens mit einem Zaun unterscheiden, einer
Stifts fräulein überlassen.
5. Zu Aufhebung eines HauOtrunkes auch anderer Sachen den
zugegen seyenden Bey-KeUer gänzlich abtretten.
6. auf dem Speicher einen unterschlagenen Plati zu aufhebnng
50 Schfl. Früchten einräumen.
7. Das Wasch und Bachhaus 80 ofts vonnöten mit genflssen
lassen.
8. in jeder Stuben eignen Tisch und 4 Stühl und in eine Cammer
ein gebimmelte und Karchbettladen verfertigen lassen, neben
einem Kasten und einer IVucben.
Wann keine Stiftsfirftuloi würkl. sugegen wSie, solle der
Bauherr oder kflnflage Sucoesaor in reoognitionem des Stütshauses
jahrlich der Vormundschaft erlogen fOnf Gulden, oder solches
Geldt in der Stifksfrftulen Bewohnung durch Anschaffung be-
nOtbigter MobiHen urkundlich yenrenden.
Solle allen hohen Ihteressenten auf jedesmalige Klienirung,
es geedhabe durch Verkauffen, VerBchenken, Vertauschen, Ueber-
gebung an Besablnngsstatt oder andere Art (allein die Klienation,
so Erbsweis geschieht, hier aufgeschlossen) die Xxisungsgerechtig-
kstt auf jedesmabl sich begebenden Fall, tmy und ohnverwehrt
bleiben, außer der Klienation aber der PossesBor in semer Pos-
sesnon he und allwcgen ohnturbJrt gelassen werden, etc. etc.
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102 Lebeiuibescbmbiiiigen doter Schilling voa Cwurtatfe
Beilage IV.
Kauf- resp. AblöBtmgs-Vertrag.
<L Kiichheim, 12. Oktober 1836.
Der Verwaltor der Adelich von Münchingen'schen Stiftung
verkauft an Johann Geoig Stelzer, Bfiiger und Meli^genneiBter
allhier Häuser und Gebäude.
Bine ganz abgesonderte, wohl beechloeeene Wohnimg (wo-
duich eonet niemand wandeln möge:) in der hiesigen sogenaanten
Sliftangswohnimg, welche nach dem Vertiag vom 12. Mai 1692,
abgeschlossen swischen Hm. Adam Rausendorf gewesenen Medi-
einae Doctor an einem, sodann Hm. Qeoig Heinrich von Reischach
gewesenen Kammemidster und Obervogt zu Kirdihelm als Ober-
vonnund des Stift-Hauses etc. am andern Theile, folgende Be-
standtfaeile enthalten solle und enthält, nähmlieh
a. 2 Stäben, deren euie mit einem eisernen Ofen veiseben seyn
solle, 3 Kammon, 1 EOche, 1 Spdsekammer und eine
HoJzleg^;
b. einen Stall m 2 Stfleken Vieh, 1 Sdiw^tall und Hühner-
hans (nunmehr abgebrooihen);
c. die Hälfte des Gartens;
d. den noch vorhandenen BeikeUer;
e. auf den Speicher einen untbrechlagenen Platz zur Auf-
bewahrung von 60 Schfl. Früchten;
f. das Recht der Mitnutsung des vorhandenen Wasch- und
Backhauses; endlich
g. alle zum Stift gehOfigen etwa noch vorhandenen Mofailien,
wie sie der Käufer gegen Entrichtung von ftlnf Gulden sti-
pulirten Jahrlichen Recognitionsxins bisher nutznießlich be-
sessen und benutat hat
fär die Summe von 1260 fl. —
unter folgenden weitem Bedhigungen (betreffen Tilgung und «
SichevBtellang des Kauficfalllings).
Beilage V.
Gestattung der Einmohtsnahme der AdelamatrikeL
Herrn Buchhalter Mögling daliier.
Ew. etc. hat der Unterzeichnete auf Ihre Eingabe vom
14. ds. M. orhnltenpn Auftrage 7m Folge lu erwidern, daß Ihnen
die erbetene Akteuemsicht aui der Kanzlei der (Jommission für
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LebeMbowhwibuDgen deiw Bdiflling von OiMtatt lOS
die Adelsmatrikel (im Mmieterium des Ibnem) in deo Vaimltlagi^
standen Msteht.
Stuttgart» den 3t. September 1847.
Der SeoretAr der Gommiesion
Air die Adelamatiikel:
gez. : Aeaeeeor Klumpp.
101. ^o. SdiSHmg von CemHoU, TcK^ter George mit Barbara
yon Anweil, starb vor der Mutter.
108. MMtkm F. SMU/ng wm CkmaMt, 4. Februar 1683 su
Owen als das siebente £ind Johann Georgs eingetragen (sonst
das zehnte unter fttn^Eehn).
1€8* AgtM SeküUHg im CanstaUt geboren 20. Deaember 1680,
etarb sie den 2. August su Owen.
104. Theodor SMlmg von CmuMtt^ geboren 21. Juli 1570 zu
Owen, lebte noch 1596.
106. CSosiMr 8MXikiig von Comstetf, Heir zu Oberlenningen,
Erbschenk in Schwaben, Ritterrat des Eanttms Kocher und Kaiser
lieber Rat, wurde geboren den 20. Mai 1578 zu Owen, vermählte
sich den 10. April 1608. Er wohnte 1611 auf seinem Gut zu
Oberlenningen, im «SdilOßle», das heute noch steht Er soll da-
mals eine Wasserleitung daselbst angelegt haben. Im November
desselben Jahres innotestierte er g^n die Verteilung der Verlassen'
Schaft seines Vaters Johann Georg. 1600 und 1609 war Caspar
SekBUmg wttrttembergischer IVovisioner. GSufMir SduBing von
Canski^ beschwerte sich über eine in seine BestaUung auf-
genommene Klausel: dafi es in aUen irrigen und strittigen Sachen
nnd Haendlen, darinn er kttnftig mit den fürstlichen Unterthanen
kommen und gerathen mOchte, sieh bm der forstlichen Kanzlei
Rechtens zu erholen und dabei verbleiben ohne einige Appellation
und Wideruf verpflichtet und verbunden sein sollte, fis wurde
ihm hierauf am 20. Oktober 1609 zu erkennen gegeben, daß dieses
eine alte und bei WUrttembeig lang hergebrachte Klausel wSre,
deren sich Grafen, Herren und von Adel nicht geweigert hfttten,
deswegen seine fitretHchen Gnaden es auch dabei verbleiben Heile.
1611 war Caspar Schilling auch in Diensten Philipp Ludwigs,
Pfolzgrafen bei Rhein.
Am 23. April 1614 schrieb Caspar SehUting als Truhenmeister
an den Ritterkanton Kocher, der ihm 18. -Mai und 6. Juni ant-
wortete. 5. November 1614 fibersandte er dem Ritterkanton
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«
104 LetMnsbMchrdtNuqi«!! dBtw SchiUing von Ouutatt.
Kocher sdnen Beitrag zur TOrkensteuer. Am 30. Dezember 1616
lieOeii Caspar SchiUing und Georg ßpetk dem Bertold SchüUng einen
Zins nach. Von 1617 bis 1620 korrespondierten Caspar, Heiiuich
' und Ulrich SekiUnig mit Dr. Kreidemann. 1618 kommt Caspar
SehüUng als von Remchingenacher Vormund vor und seine Ge*
mahiin stand zu Oberlenningen zu Gevatter. 8. Juni 1619 er-
schien er beim Kocher sehen Bitterkonvent zu Eßlingen«
Sein Wappen be&nd sich noch 1807 im Bittersaal zu Eß-
lingen. 1620 wohnte er noch in Oberlenningen, stand mit seinem
Bruder zu Wendlingen zu Qevatter. Er lebte noch 1024, 1637
muß er gestorben sein. Seine Gemahlin war Anna Schmulingin
von Sevenar, mit der er fünf Kinder hatte.
Die Heirateabrede zwischen ihm und seiner Gemahlin findet
rieh als Beilage Nr. 13 im alten Familienbuch.
106. Heinrich X SdniUing von Cansiatt (auch Hans?), Erb*
schenk in Schwaben, wtlrttembeigtBcher Direktor und Vizepräsident
des Hofgerichts. 1601 studierte er in Tübingen. 1610 war er
wQrttembergisober Rat. 1611 kam er mit seinem Bruder Ulrich in
Rechtsstreit wegen Verteilung der väterlichen Erbschaft. 5. Sep-
tember 1614 übersandte er seine Kontribution an den Ritterschafts-
kanton Kocher. Heinrich SchiUing bat am 18. April 1617 den
Bat von Eßlingen, die Exekution seines Testaments zu über-
nehmen, was ihm am 22. April abgeschlagen wurde.
Von 1609-^1660 sind von ScfiiUing'ech» Literalien vorhanden,
größtenteils wegen einer Erbschaftstoilung, betreffend die *voii
SehiUiHg'sche ßehaustmg zu Owen* und das von Schilling'BC^e
Lehen Neu-Anweüer, von Stift St. Gallen relevierend. 7. Septem-
ber 1618 war er württembergischer Hofgerichtsassessor inTttbingen.
1620 lud ihn Eucharius, Abt zu Kempten, zur Belehnung vor.
Schreiben des Abts Johann Eucharius zu Kempten an Hein-
rich Schilling von Canstatt wegen extradidimng einiger Lehea-
briefe 161^.
Von Gottes Gnaden Johann Bucharius Abbt des Füntlichoi
Stiffts Kempten etc.
Unsem Qg. Gnieß zuuor, Edle Liebe getrewe, Wir haben
Ewer schreiben, die hinaußgebung den Lehensbrief betreffend wol
gelifcrt, endpfangen. Mdgen auch darauf nicht versagen, daß wir
auch bemeide Lehensbrief, so lang nicht folgen lassen werden,
bis Ir auch der Lehendiensten halben, Uf Unser Jüngstes den
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Lebenebescbreibuogen derer Schilling von Canetatt.
105
16. Marty Neehstverfloisenefl 1619 Jahn AbgangenM sdtniben,
Eodiicb, und Bpeeialiter rwolvlran und erklereo, So bald nun
eellnge erfolgt, solle AlBdann auch die Lehenabriefe Lftnger nit
aufgehalten werden. Welten wir Ench deme mit Gd. wohl gewgl.
verbleibende, Zur Nachrichtung Antworten.
Geben In Unaem Sti£Et, Kempten den 26. Juli Anno etc. 1620.
Johann Euchariiia.
Wir haben nicht Kenntnis davon ob Heinrich Bdiilling dieser
Aufforderung zur fielehnung entspiodien. Im Fall ^ner Folge-
IdatuQg ist SU schlieOeD, daß Heinrich um diese Zeit noch katitolisch
gewesen*
29. November 1624 entschuldigte er sich bei dem Ritterschafta-
kanton Kocher, daß er wegen dem Hofgericht au Tflbiogen nicht
beim Konvent erMheinen kOnne. 1627 bewilligte er der Armen-
kasse XU Owen 420 Gulden. 4. Juli 1627, als die UarkgrAfln
Barbara von Baden (siebe unter Bertold Nr. 100) xu Stuttgart
gestorben war, muOte er dem Leichenzug mit Ludwig von Janowits
(Ludwig von Janowits war sein Schwager), Bat und Obervogt
zu Kirehbelm unter Teck beiwohnen, indem beide die Frinsessin
Antonia von Württemberg, die dem Leichenxuge folgte, zu fOhien
hatten. 28. Oktober 1629 erhielt er ein Absolutorium wegen
der gefElbrten von Kaltenthalschen Vormundachalt von Wolf
Jakob, Gottfried Wilhelm und Friedrich AchiUea von Kaltenthal
(die Familie von Kaltenthal stammt ebenfiüla aua Sehwaben).
1638 schickte ihn Herzog Eberhaid m. nadi Weil der Stadt
wegen Erneuerung des Abschieds von 1604. (Wahrscheinlicb
sollte die Stadt diesem Abschied zufolge der Beformation beitreten.)
Henog Eberiiart aohickte in den 80er Jahren Hfllfstruppen zum
schwedischen Heere. 1684 Jedoch nach der Schlacht bei NOrd>
lingen wuide Württemberg von den Kaiserlichen besetzt und
Eberiiard III. mußte nach StraOburg fliehen. Im November 1635
wurde nun Heinrich Schilling von König Ferdinand III. in daa
Oberratskoliegium zu Stuttgart gesetzt, nachdem er versichera
muOte, der Augsburger Konfession zugetan zu sein. Die
ernste nnd eigentümliche Lage, in der Heinrich sich befiind, er-
klftrt sich derart, daß er, der öffentlich damala wahrscheinlich
noch nicht zur Augsburger Konfession übergetreten war (siehe
oben: Daa Schreiben des Abts von Kempten), erst dann der
nach Eberhards HI. Flucht eingesetzten Landesregierung seme
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106 Lflbftnibwcbreibungen danr BdiiOing von Ountott.
Dienst« anbieten konnte und wollte, nachdem er den in Württem-
berg allgemeinen prolestantischen Glauben bekannt hatte.
15. August 1636 finden wir ihn dann noch als Direktor und Vice-
präsident der Regienmg ro Stuttgart. Er starb 35. Mal 1637
kinderlos und hatte zuvor seinen Bruder Bertold zum Univenal-
erben seiner Verlassenachaft eingesetzt.
Seine Gemablm war Maigareta M^genzerin yon Veldorf, ge-
boren Anno 1590.
107. Kofharina Schüling von Candatt, geboren den IS. No-
vember 1Ö7Ö, vermählte sich 1608 mit Ludwig von Janowitz, ge-
boren den 20. April 1583, württembergischer Oberrat, Obervogt
von Kircfaheim^ später (1630) Gesandter zu Regensbuig (Kurfürsten-
tag zu Regensbnig, Absetzung Wallensteins u. s. w.). Janowits
starb 31. Mai 1641 zu Regensburg, nachdem er sich 1618 zum
zweitenmal mit Ursula Sibylle von Hallweil vermfiblt hatte. Sie
war die Tochter Johann Georgs und der Magdalena von Freiberg.
Im Chor der Stadtkirche (alten Klosterkirche) zu Owen unter
Teck befindet sich noch das Grabdenkmal der Katharina Janowitz.
Eine würdige, einfach gekleidete Frauengestalt in betender Stdlung,
das Haupt mit einem altertümlichen Häubchen bedeckt, den Hals
von einer Krause umgeben. Das Denkmal, wenn auch etwas steif,
ist gut gemeißelt und der Ausdruck wesentlich anders, als er auf
der Abbildung im alten Familienbuche wiedergaben. Familien-
Ähnlichkeit läOt sich indessen nicht nadiweisen. (Die Namen-
tafeln Schilling und Janowitz auf der Abbildung im alten Familim-
buch sind auch i&lschlich unten statt oben über ihrem eai-
spreohenden Wappen eingezeichnet.)
106. üMeh F. S^tOkig von CanakOi, Herr zu Wendlingen,
Thallmm und Owen, Ekbsäienk in Schwaben, wurde geboren
13. April 1574. 16. November 1611 protestierte er mit Kaspar
gegen die Verteilung der Verlassenschaft seines Vaters Johann
Ge<«g. 27. Januar 1621 kaufte er von Sabina von Karpfen,
Witwe Hans Christophs, das ehemalige Kloster der B^guinen in
Thalhdm nebet Gülten und Gütern um 4100 Gulden. Die alte
Familie derer von Karpfen war 1480 ausgestorben. Die neue,
damalige, stammte von Herzog Eberhard dem Älteren im Bert.
Die Karpfen su Thalheim sollen die Nonnen ttbel behandelt haben.
(Oberamtsbeschreibung Bottenburg.)
Im Jahre 1623 sprach Ulrich SchStmg im CamtaU als Be-
sitzer des Klüsterleins mit Gütern su Thalhebn, Oberamt BoUen*
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labonatiMdireibiingeii derer SdiilliDg ron Ganstfttt. 107
buig, von der Gememde Banliobs an, wurde aber damit abgewiesen.
163S war er wegen Wendlingen nicht mehr in Eontribation bei
dem Ritterkanton Kocher; es Bcheini also, daß er um diese Zeit
das Gut Wendlingen veräußert hat. (OberamtabeBchmbung Eß-
lingen, S. 2)^7.) 1. September 1687 wurde er yon seinem Bruder
Bertold zum Eiben eingesetvt. 21. April 1650 ersucht Ulrich die
Stadt B^maiingen um Beaahlung einiger Jahreszinse aus einem
Ka]ntal von 2000 Gnlden, auf Sigmaringen transferierte Neunecksche
Schuld an seinen Vater J. Geoig Schilling, da er w^n des leidigen
Krieges seit 1632 nichts mehr bekommen (Ratihansregistratar in
Sigmaringen). 4. August 1659 stand er zu Owen bei der Tau£9
seines Enkels Wilhehn Ulrich zu Gevatter. Seine erste Gemahlin
war Snsanna von Janowits, geboren 1581. Am 15. November 1610
und 21. Ifflrz 1617 stand sie zu Wendlingen Gevatter, starb
24. Juni 1617 und wurde 28. Juni zu Wendlingen begraben.
Seine zweite Gemahlin war Maria CSordula Wechheimer (in
einer Leiehenpredigt von 1700 wird sie Anna Elisabeth von
Wechmar [demnach einer thftringiscfaen Fkunilie entstammend] ge>
nannt; es scheint eine Verwecfasdung mit dem Vornamen ihrer
Tochter erster Ehe zu sein). Sie wurde 13. Juli 1618 zu Wend-
ling getraut und brachte als Witwe eines von Wehmen eine
Tochter erster £3ie, Anna Elisabeth von Wehmen-Hohenlohe, zu.
Sie lebte noch 1630.
Was Ulrichs von Sehilling Beschwerde gegen die Verteilung
der Verlassenschaft seines Vaters betrifft, die zwischen ihm und
seinen Brüdern Kaspar Heinrich und Bertold voigenommen worden
war, seheinen er, Kaspar und Heinrich gegen Bertold benachteiligt
worden zu sein. (Siehe Beilage Nr. 14 im alten Familienbuch.)
Ulri<^ VI, SdiUting im CanskOt, geboren den 31. Mai
1573 zu Owen und starb daselbst 1574.
110« Na, StMUng von Catulaif starb vor der Mutter.
III« Bernhard SekäUmg von CantkM zu Owen, vermfthlt mit
Anna von Werdenau.
112. JObreekt Sekming von CanstaU, geboren 9. Januar 1680,
starb 1581.
118» Georff V. Ckrittoph SaSk^kig von CanäaU, starb 8 Tage alt.
114. Joham XU, Friedrich SdnUing von Omtskdt, geboren
18. November 1609.
115. Wolf rUL Hemrtcft SehiOing von CansUOt, geboren
25. Juli 1608. Er beerbte semen Onkel Bertold, 25. Mai 1537
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108 Lebembetchralbiuigea d«i«r SdülUng von Canitett
soll er mit dem Jaden David Traub einen Akkord geeoblosBeii
haben.
116. Agnes SdnUing wn CkmtkUt, geboren 2. Dezember 1605.
Sie war mit einem von Eybeig vennahlt und starb &. Juli 1658
SU KirchliPim.
117. Fhilipp III. Ludwig Schilling von Canstatt, Herr auf
Sulzburg und Oberlenningen, württembeigiBcher Mithofineister und
Oberforstmeister 7a\ Urach, Blaubeuren und Zwiefalten, wurde ge-
boren 12. März 1607.
Vom 5. Mai 1637 datiert der Taufichvertrag zwiacben Philipp
Ludwig und Wolf Heinrich Schilling von Canstati zu Oberlenningen
und David Traub, Bürger und Schutzjud daselbst über ein dortiges
Haus mit Zubehör. Im selben Jahr hat er mit seinem Bruder
Wolf Heinrich die Gttlten von genanntem Haus auf ein andres
übertragen.
1. September 1637 wurde er von seinem Onkel Bertold zum
Erben eaogesetzt, 1638 vermählte er sich. 1644 flüchtete er mit
Weib und Kind vor Itii Franzosen, Weimarern und Bayern
in die Festung Hohen Neuffen (Höhen-Neuffen — C. Kapf. Reut-
lingen 1882). Am 10. September 1642 und 15. September 1643
verglichen eich Ulrich und Philipp Ludwig Schilling miteinander.
1647 kommt Philipp Ludwig Schilling als Forstmeister zu Urach
vor. 11. September 1650 stand er bei der Taufe eines Sohnes
des Johann Jakob Kolb von Reindorf, Obervogt zu Urach, mit
Anna Maria von Hurda zu Qevatter. Am 9. Dt zf^mber 1650 wuide
Philipp Ludwig Schillimj von Herzog Eberhard UI. von Württem-
berg mit dem Schloß Sulzburg hckhnt. 3. Dezember 1651 hat
er das Testament des Johann Jakob Kolb von Remdorf als erster
Zeuge unterachrieben. 16Ö3 stand er zu Owen zu Gevatter. 1655
Bchiieb er von Urach aus an Johann Albrecht von WöUwarth
wegen 100 Gulden, die er bei dem Ritterkanton Kocher zu fordern
hatte. Er starb 10. Januar 1660 und hat ein Epitaphium za
Kirchheim an der ättOem Südmauer der Stadtkirche.
Seine Gemahlin war Ursula von Mflncliinpjen, Tochter Philipp
Christophs und Anna Megenzerin von Velldorf, geboren 9. Juli
1606; sie starb 27. Dezemb« 1664 zu Kirchheim und wurde 31. De-
zember daselbst begraben, wo sie ebenfalls ihr Epitaphium hat.
1 18. Barbara SÜbfßa Schilling von Canstatt, geboren 21. Augost
1604, starb 18. August 1635 ebenfalls zu Eirchheun. Sie aoU mit
einem von Münchingen yermühlt gewesen sein.
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Lebenab— ahreiliiuigan denr Sebilliiig von Cteiutatt. IM
119. Georg Wühdm Schilling wm Canstatt^ Herr zu Owen und
Thalheim, Erbschenk in Schwaben und zwar der letzte seines
Namens, der sich nach dem alten Familienbuch dieses Titels be-
dient haben soll; jedoch soll das Württembergische Dienerbuch
noch 1733 einen «Oberschenk» (natürlich herzoglich württem-
bergischer Uofschenk) Baron Schilling von Canstatt aufweisen.
Georg Wilhelm wurde geboren 16. Oktober 1631 zu Thalheim;
er vermählte sich 22. Juni 1652 mit Maria Konigande von Binder
zu Owen, deren FamiUe aus der Schweiz stammen soll. Die Ge*
meinde Owen verkaufte am 23. April 1681 an Junker Geoig
Wilhelm Schilling von OanstaU zu Owen für 100 Gulden eine
jährliche Gült von 5 Gulden.
Als Herzog Wilhelm Ludwig von Württembe^ im Kloster
Hirsau «bei gebrauchter Teinacher Sauerbrunnenkur» den 28. Juni
1677 gestorben war, wurde er unterm 4. Juli als Lehensmann be-
schieden, um der feierlichen Beisetzung des Herzogs beizuwohnen,
welches auch 19. Juli geschah. Er war der 14. unter 28 Lehens-
leuten, die den Sarg getragen haben. 20. Dezember 1671 wohnte
er der feierlichen Beisetzung Herzog Ulrichs von Württembeig
und 11. Januar 1686 der Leiche desHecsoge (Seoig Friedrich von
Württemberg als Lehensmann bei.
17. Oktober 1701 machte er ein Testament, worin er jeder
seiner Töchter 1000 Gulden, dem Ludwig Friedrich aber das Gnt
Thalheim Termachie und — welches Familiendrama hier gespielt
haben mag, ist nicht gesagt — die Anna Maria Magdalena enl*
erbte. Soineu beiden Töchtern Cordula und Barbara wies er das
bei dem Brande zu Owen verschont gebliebene Haus nebst Gütern,
Oebänden und Kapitalien bis zu ihrer Verheiratung oder ihrem
Tode zum Unterhalt an. Er starb den 12. Juni 1705 zu Owen
und wurde im Schillingschen Erbbegräbnis daselbst beigeeetst
Das von seinem Vater ererbte ehemalige Kloster Thalheim und
das ehemalige Kloster zu Owen scheint er wechselweise bewohnt
zu haben, nachdem das alte Tecksche, nachmals Spethsche und
zuletzt von Schillingsche Schloß in der obem alten Stadt Owen'
von den Schweden verbrannt worden war, wobei die meisten
Dokumente der Familie zagrande gegangen sein sollen.
Bei seiner Vermfthlni^ mit Kunigunde von Binder brachte
ihm diese ein Kapital von 7500 Qulden zu, welches ihr Vater,
der kaiserUche Qeneral Feldzeugmeister, 25. S^tember 1635 der
Stadt BeuUing^n zu Kontributionen im Kriege geliehen hatte und
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110
Lebenabetchreibimgea derer Schilling ron GaniUtt
weshalb Georg Wilhtilins Nachkommen 130 Jahre lang Prozeß
mit dieser Stadt beim kaiserlichon Hofgericht sowohl zu Kottweil,
dem Kammergericht zu Speyer, als auch zu Wetzlar führten,
bis endUch neuerlich (1793) die Hohenwettersbacher Linie dieser
Familie sich mit dieser Stadt wegen ihres Anteils verglichen .
hat. Die übrigen Linien hätten ihren Anteil noch heute zu
fordern.
Georg Wilhelms zweite Gemahlin war Anna Magdalena voa
Auerbach, welclie 17. September 1691 zu Owen kinderlos starb.
120. Anna Elimhda RidueUa Sdiüling rmi Canstait, 10. April
1Ü20 geboren. Ihr Gemahl war Johann Schwan von Münster,
fürstlich württembergischer Forstmeister von Zwyialten. Dem
Taufbuch von Ijeipheim a. d. D. zufolge, wo er 1646, \\\ April
einen Sohn Ernst ilyronimus und 1648, 30. .Januar einen zweiten
Sohn Joliauü Philipp, geboren zu Mundcikmgtn, hat taufen lassen,
war Schwan von Münster Kornet des löblich Lapierschen Regi-
ments und zuletzi [.cutnant. (Mitteilung des Hofjägermeisters
Ferdinand von Schilling nach dortigen Kiii henbüehem.)
\iV, Anm Elisabeth vm Wehmeu- Uohetüohe^ zugebrachte
Tochter.
182. Georg II. Hermann SchiHing von Canstait, 30. Mai 1617
geboren, sLarh 12. September desselben Jahres.
123. Uuna Jerg Schüling vm Cmistatt, geboren 21. April 1612,
starb jung.
124. Anna Barbara Schilling von Canstait^ geboren 8. März
1610, stall: J7. Juni 1610.
125. Barbara Amülie SrhiUiiiy low Caustaif, starb 1666. Ilir
(iemahl wat Bruno Freiherr von Stein zum Rechtenstein zu Ichen-
hausen. (Oberamtsbeschreibung Ehingen, 8. 145.) (Seifert führt
sie als Tochter Apollonia von Werdenau an, was unzutreffend.)
126. Hans IX. Phüipp Schilling von Canstatt 1620.
127. Anna Magdalena SciiiUing vm Canstatt^ 1622, ihr Gemahl
war Nat. von Auejbach.
128. Ursula Jlat j/arcta Schilling von Canstatt, geboren 29. August
1649 zu Urach, stand ledig zu Oberlenningen und Owen 1675 zu
Gevatter. Ihr erster Gemahl war Maximilian Gottfried von Wer-
denau. Ihr zweiter Gemahl war Johann Eberhard von Varnbühler
zu Henningen, geboren 163.^; starb 1720 als württembergischer
Geheimer Hat, Oberhofmeisttir CoUegii illustris zu Tübingen, Ober-
vügt zu Urach, Tübmgen und Herrenberg..
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Lebeosbeflcbreibiuigen dtrer SehiUing von CaiuUlt.
111
129. Johann XIV. Erasmus Fnedrich SchüUtuj von Cansiatt,
geboren 8. Februar 1647, starb den 2. oder 5. Mai 1664 uod hat
an der Kirche zu Kirchheim unter Teck bei denen seiner Eltern
Philipp Ludwip: und Ursula von Münchingen sein Epitaphium.
130, Barbara Sibtßla Schilling von Can^taä, geboren 13. Oktober
1645, starb 10. Februar 1654. (Im alten Familienbuch heißt es,
ihr Epitaph sei zu Oberlenningen neben dem der Katharina
Janowitz zu sehen, letztere ist aber zu Owen begraben, wo noch
ihr Grabmal steht.)
131, Bastian VI. Friedrich Schillin o von Can statt, geboren
7. April 1044, stiirb vor stjiuem Bruder Johann Erasmus Friedrich.
132. Anna Katkarim Schilling von Canstatty zu Oberlenningen,
wurde geboren, ehe ihr Vater Philipp Ludwig zu Urach Forst-
meister war. Sie vermählte sich 25. Mai l(>(ii> verkaufte 14. April
1680 ihren halben Anteil an dem Schlößchen und den Üütern zu
Oberlenningen unter Beistand ihres Gemahls Wilhelm Borseck
Kametzky von Elstibors, des fürstlich ßrandenbuigisch-Ansbach-
schen Geheinnats und Hofmeisters, dessen Familie durch die
Keformation aus Böhmen vertrieben worden war.
Am 15. November 1672 wurde Wilhelm Kametzky von Estibors
im Namen seiner Frau Anna Katharina Schilling und deren
bchwester mit dem Lehen dea Schlosses Sulzburg belehnt. Vom
29. Juni 1685 datiert der erneute Kaufbrief Georg Ludwigs Lmk
von Kirchheim zum Freihof für Johann Christoph Ankelin, Amt-
mann zu liCniiingen, über seine Hälfte an dem mit Anna Katlja-
rina Kameitzky von Estiboi*s, geborene Schillingiu, gemeiiischafihcii
besessenen Schlößlein samt Garten und einem Kirchenstuhl zu
Oberlenningen um 100 Dukaten, worüber scIidu am 11. September
1679 ein Kaufvertrag zu Papier gebracht worden war. Vom
IG. Juli 1685 datiert der erneuerte Kaufbrief für denselben Käufer
über die andere Hftlfte, worüber am 14. April 1680 schon ein
Kaufvertrag geschlossen worden war.
Die Urkunde einer «Renovation i> dieses Verkuiits ist noch
vorhanden, lautet aber von Anno 16Ö4 (Archiv in Hohenwetters-
bach).
Avflsng.
Sulzburg im Lenninger Tal wird mit allen zugehörigen Liegen-
schaften für 3000 Reichstaler 1694 im Magdalena Sthiilla, ller-
Mogin von Württemberg, geborene Landgrulni von Hessen, verkauft.
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112
L«)>eii0beschreibungen derer Schilling von CansUtt.
Kaufbrief.
(S. 14—84, 25): Der Inspektor Gbziatiui Friedrich Jager imd der
Amtmalm m Stetten eteUea Umfang und Verbflltmeae des
Gutes am 12., 13., 14. JaU 1698 feet Die Beetrimmg ist
genau angegeben.
(8, 44^9): Urinmde von 1654. Belehnung der Heireii von Speth
dnnsb Herzog Ludwig mit der Solzboig.
(8. 50—61): Urininde von 1470. Befreiung der dem herzoglichen
Rat Hana Truohseß gehörigen Diepoldsbuig diurcfa Qraf Ulrich.
(ß. 52): VeigMöh der naeh Unterienningm ateoerfaaren Güter.
(8. 56) : Kaufzettel der auf dem Ranber erkanften Gttter.
(8.57) : Quittung hienu Uber 90 Gulden (I)
(8. 59): Kaufzettel über zwei Tagwerke Uada auf der Alb drei
Gulden, 1. Mai 1697.
(8. 61): Waeeerrecbt dem Müller g^genttber, betreffend einen durch
den 8ehloflgarten führenden Graben, 5. Juni 1695.
(8.64): Beren wogfia des MühlwasBecxins zu Unterlenningen.
(Untenobiifb eines Hana Jakob Bens. Ein Benz wohnt heute
noch auf dem benachbarten Engdhof.) (S. Nr. 281.)
(8. 67): dto.
(8. 69): Unterienninger und Bmckener Wibuerungsangelegenhetten
betreffond*
(8. 71): Dekret der Frau Herzogin auf eine Supplikation der Unter-
ienninger und Bnudcer Intereesenten am Wasser. Stutigart
2. Januar 1898.
(8. 78): Umgeldsbefiraiung betreffend.
(8. 76): Lehenbrief 1641 Heczqg Eberhards an Johann Friedrich
Ton Spefli.
(8. 78): Lehenbrief: weist aus, wie 8ofaloß Sulzbuig auf die beiden
BchillingBohen TOditer Anna Katharina und Ursula Maiga-
reta als ein Kunkellehen devolviert worden. Stuttgart den
15. November 1675.
(8. 84): Sulsburg — Eägengflter — Schlosser:
Schloßbehausung \ Dies alles auf dem Hfigel
B&nd *-» Wagenhaus | inneriialb einer Mauer.
Scheuer und Viehstallung | (Viebhaus noch yoriianden.)
Alles auf Steinwurfweite rings darum Eigengut.
ViehhaUB unten am Sulzburger Bog mit Melkerwoh-
nung und ziemlicher Stallung fOr 40 Stück.
Fiachhftuschen in der Nähe des untern Viehhauaea.
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Leb«iiftb«Mhr«{biiiis»n denr SdiUHng ytn Oiaitott
118
Ein drittes ViehbauB oben auf der Alb bei Diepoldfibuig
ebenfalls mit Behausung und doppelter Stallung.
Uusteuerbare Uaterlenninger Güter:
Vjt Jaucherfc Acker.
Gurtea und Wiesen:
Krautgarteu;
5 Tagewerk Baumgarton;
6 > Garten;
3 > Wiesen;
2 » Wiesen;
1 » Wies^ in den Öhmt wiesen;
IV« * Wieseo, genannt «Hober»;
Vjt » Wiesen ;
7 > Buschwerk, Mißwacfas;
^4 Acker, vorderer Sohloßbeig;
V> Jauchert Acker;
Vt Tagewerk Wiesen.
Steuerbare Unterlenuinger Qüter:
4 Tagewerk aneinander Wiesen;
1 9 > » ;
'/4 » an der «Buiggasse» Gärten;
2 » MAder;
2 » Wiesen;
40 Morgen Weiden;
88 Morgen 9 ßuten 14 Schuh Waldungen am Bissinger
Berg;
.... Waldungen (Raubersteg am Sattelbogen);
Ein Gärtlein beim Diepoldsburgcr Schloß, jetzt mit
Holz überwachsen. (Wohl beim jetzigen Friedhof.)
S4 Morgen 11 Buten 2 Schuh Waldungen am «Frauen-
berg» (dessen Grenzsteine mit von SchiUingschem
Wappen noch heute vorbanden);
18 Morgen 2 Viertel 31 Boten 4 Schuh Waldungen
im «Kümmerlin»;
16 Ruten 4 Schuh Waid bei Giabenstetten.
010 wmaUl» SohUllat foo CMMtatt. S
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114 hib$tuilmdanitmgm dww SchiUing von Ctnitoti
Summa der Eigengdter:
Schloß mit Mauer umgeben;
3 Viehhäuser;
1*/« Morgen Äcker;
?i2 Tagewerk 2 Viertel ßaurogarten und Wiesen;
7 Tagewerk Berg, d. h. Mißwachs;
IM Morgen 68 Buten 16 Schuh Waldung.
(B. 100): Weidgang und andere Gerechtigkeiten betreffend bd
(Jnter^ und Oberlenningen. — Brief vom 25. Juli 1432 von
Wolf ScbiUing, Vogt zu Kirehheim, Albrecht Tracbaea von
Bichiflhauflen und flane Tiechler, Ammann su Ejrchheim.
(S. 112): Brief zwischen PhiUpp Ludwig Schilling auf Sukburg
und drei Müllem su Owen. Kirchbeun 18. Oktober 1659.
Obigen Brief betreffende Bestätigung Herxog Bberhards,
Stuttgart 18. Oktober 1659.
(S. 121): Brief dee Grafen Ubich von Württemberg an Bietiich
Speth wegen des Fisdiwassers 1454
(S. 125): Brief Herzog Christophs an den Obervogt von Kirch-
heun, Hans von Bemebingen, 29. Januar 1566.
(S. 126): Brief Herzog Christophs an die UntervOgte zu Kirchhelm,
Alezander Kof^er, Johann Weißmann und Jakob Zeller,
ebenfalls den Mühlgraben betreffend, 29. Januar 1566.
(S. 129): Donationsbrief über Güter, welche die von SchUlingschea
Töchter ihrem gewesenen fiurgvogt Mathäus Stahleor zu
eigen gegeben, 22. November 1683.
Unter der Aufzahliin^^ der Gefälle von Unterlenningen und
Brucken findet sich S. 14H die Randbemerkung:
Diese Gefälle wurden Anno 1819 nach dem Güterkauf liuch
von Brucken 1792—1821 folio 421 an Schultheiß Daugel
ds Käufer von Sulzburg abgelöst und zwar zu 30 Gulden (!),
wovon der Flecken Brucken 15 Gulden und gedachter
Käufer 15 Gulden erhalten hat.
Diese Bemerkung stammt von P. Laug, dem dermaiigen Be-
sitzer der üiepoldsburg.
Vielfach ist früher auf die Walirscheinlichkeit Inngewiesen
worden und der genannte P. Lang hat liirrüber tresch rieben, daß
dies die Burg sein soll, auf der 914 die schwäbi«oben Herzöge
Erchanger und Berchtold aus der Baar den Bischof Öaiomo III.
von Konstanz gefangen gehalten haben. Andererseits heißt es
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Lftbe&tbctebreilmiigen derer SchiUiiig von GansUtt. 116
wieder, die Burg Schrotzburg auf dem Schiener Berg bei Radolf-
zell habe ebeufalls früher Diepoldsburg gelicißen. Der Mönch
Ekkehard iV ., der den Bericht der damahgen Streitigkoiteii der
schwäbischen Herzöge mit dem Bistum Konstanz gi '^cli neben,
verfaßte denselben erst 100 Jahre nach diesen Geschehnissen,
weshalb über die Tatsachen und Ortlichkciten sehr wohl Unklar-
heiten entstehen konnten. Man hat auch schon auf die Nahe des
Erkeuberges, der von Erchangcr seinen Namen haben soll, hin-
gewiesen, um zu erweisen, daß hier der Wohnsitz dieses Herzogs
gewesen sei; doch ist z. B. luiLii der Obernmtsbeschreibung Kirch-
heim S. 274 in den Württ. Jahrbüchern lb23, S. 102, dargetau,
daß diese Annahme nicht zutreffend. Ebenso Stäliu, Bd. I, S. 2ö9.
Siehe auch über Diepoldsburg in diesem Buch unter Nr. ü4.
(S. 153): Philipp Ludwig SchilUng überläßt Martini 1658 dem
Amts Verweser zu Brucken, Georg Schweizer, als Erbgut
V» Morgen Weingarten zu Brucken.
(S. 161): Brief, einen Zins betreffend, den die Gemeinde Ober-
leuningen von einem Holzbeig («Hirscbtal» genannt) au den
Lehensherm von Salzburg zu geben hat (Soli 1822 ab-
gelöst worden sein.)
(8. 167): Brief, den Ochsenwanger Urbarzins betreffend, ebenso
den dortigen Erblehenhof mit seinen Abgaben und die zu
geh^^rigen Äcker g^gen den Breitenstein, fiossinen gegen Bühl.
AtteBt:at des Oanton Keekar SohwarzwaUs Uber die Aham der
Anna Gatiiarma SehJllingin ▼on Ganstati*
"Wir Ends unterschriebene bezeugen und bekennen hiermit
bei Unscrn adelichen Treuen und Ehren, als bei uns der Hoch-
wohlgeborene Herr Christian Eberhard Kameytsky von Elstibors
zu Rüchingen, Ihrer Kaiserl. Majest. Reichs Hofrath und FürstL
He««en-Darmstädtischer Geheiniter Kath, um Erteilung eines glaub-
würdigen Dokuments über seiner Frauen Mutter, weiland Anna
Katharina von Kameytsky, geboruer SchillinLna von Canstatt, des
weiland Hochwohigebornen Herrn Willu hu iiurseck von Kameytsky,
gewesener Fürstlich Brandenburg-Ünolzbuchischen Ivatbs und Haus-
hofmeisters gevvpRene (4emahiiu, bei der freien ohninittelbaren
Reioh«-RitterpchafL iii Schwaben wohlbekannten uralten und turnier
mäßigen adeliciien Geschlechts und desfjclben Herkonimcns, ge-
ziemend angesucht, zu solchem Behuf, sowohl bei denen Kitter-
8*
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116
Lebens beschreiboDgeu derer Schilling von CanaUU.
schaftliclien Arcliiven, als auch sousteii aller dienlichen Orten,
genaue Kundschaft eiiizuzK lieu gebeten; Und daun hierauf nicht
allein mit doiien ^ loducirl ii authentischen Documenten dargethan
und hervorßjekomraen, sondern uas auch wohl wissend und bekannt
ist, daß diu Familie derer Herrn SchilHng von Canstatt nicht nur,
von verschieden Seculis her, zur freien oluimittelbarcn Reichs
KitierschalL m Schwaben gehörig gewesen, sondern auch bei dem
Löblichen Rittei- Canton Neckar von undenklichen Jahren her, und
bis jetzo iTniiiatriculirt sei, und so viel dann obbemeldter Frauen
Anna (Jutharinu von Kameytsky, geborene ScbiUingin von Can-
ötatl aiigestanniite adeliche Ahnen betrifft, derselben Eltern und
Voreltern in solchem Stand unveränderlich geblieben; und mit
keinen andern als adelichen und llitteimaüigen Famihen allnrt
und verheil ;illitL gewesen, wie solches gegenwärtiger, mit jeden
Geschlechts Schild, Ilelra und Wappen, illustiirte Schülingsche
Stammbaum es mit seinen Sechzehen Abuen Väter- und Mütter-
licher Seite genugsam 7A\ erkennen gibt, m specie aber, daß die
Hoch wohlgeborene Frau, Frau Au na Catharina von Kamiyisky,
geborene Schillingin von ('anstatt, von dem Wohlgebornen Herrn
Phihpp Ludwig Schilling von Canstatt auf Salzburg, uns von der
Wohlgebornen Frauen Ursula von Münchingen ehelich geboren, ge-
dachter Herr Philipp Ludwig Schilling von Canstiilt auf Sul/.burg,
von dem Wohlgebornen Herrn Caspar Schilling von Canstati und
der Wohlgeborencn PVauen Auuu Sniullnip zu Sevenar, weiters
obbenunuter Herr Caspar Schilling von Canstati von dem Wohl-
gebornen Herrn Johann Georg Scliilling V(»u Canstatt und der Wohl-
geborenen Frauen Jiarbara von An weil, ehelich erzeugt, besagter
Herr Johann Georg SehilUng von Canstatt, aber von Herrn Ulrich
Schilling von L'uiihLalL, und der Frauen Anna Spetin von Sulzbur^
ehelich geboren, ferner obberührte Frau Burbara von Anweil, Ge-
mahlin des Herrn Johann Georg Sehilling von Canstatt, von dem
WoldgeboruLii Herrn Caspar von Anweil, und der Wohlgebornen
Fiautn Catharina von Neuneck ehelich entsprossen, die Frau
Anna Schmullmg von Sevenar, Gemahlin des Herrn Caspar
Schilling von Canstatt, ist ehelicli geboren von dem Wohlgeborneu
Herrn Goswin Smuliiug, Herr zu Sevenar, und Frau Agnes von
Camphusen, der Herr Goswin SniuUing zu Sevenar aber, von deui
Herrn Gisbert Smulling, Herrn zu Sevenar und Poelwick, und
Frau Alcida Mom von Kell, die Frau Agnes von Camphusen,
von Herin Claus von Camphu^jeii, Herrn Leemkuii, und Frauea
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LebeubeiehnibiiiigMi derar SobiUiag ^ron Oanatatt 117
Anna von Jfoonlchont ehelich erzeugt wocden; Und gegen Aber
Ton der Mütterßcben Seite, die Wohlgebome Frau Ursula yon
Mflnchingeti, von dem Wohlgebom»! Herrn Philipp Cainatoph
von und m Münchingen, Hochdorf und Komthal, und der Wohl-
gebomen Frauen Anna Mcigenzer von Felldorf, der Herr Philipp
Christoph von und zu MOnchingen von dem Herrn Werner von
und zu Mflndiingen und der Frauen Ursula von Bippuig, be<
rührter Herr Werner von und zu Münchingen, von dem Herrn
Geoig dem JüJtgem von Münchingen und der Fmnen Uimla
Zobel von Giebelstatt, die Frau Ursula von Bippoig, von Herrn
Balthasar von lUppuzg, und der flauen N. N. Spetin von
Snbburg, die Frau Anna Mergenzerin von Felldorf, dee Heim
PhOipp Ghiistoph von und au Münchingen Gemahlm, von Heim
Wolff Dietrich Mengender v<m FeUdor^ und der Frauen Agnes
von Anwdl, der Herr Wolff Dietrich Megenzer von FoUdorf aber
von Herrn Philipp Megenzer von Felldorf und Frauen Bosina von
Fürst, die F^au Agnes von Anweil, Herrn Wolff Dieter Megenzer von
Felldorf Gemahlin, von Herrn Johann Caspar von Anweü und Fhiu
Catharina von Neuneck ehelich hergestammt habe. Dahero Wir
Ends benannte, der Wahrhdt zu Steuer, Eingangs ermeldten
Kaiaerl. Hof-, auch Fttrstl. Hessen-Darmstildtischen Geheimten
Rath Herrn Christian Eberhard Eameytsley von Elstibors und zu
Rückingen, in seinem billigen Ersuchen zu deferiren keinen An-
stand genommen, derowegen in Kraft dieses, öffentlich bezeugen,
dafi desselben Mutter, Frau Anna Katharina von Kameytsky, ge-
borener SchiUingin von Canstatt, mit ihren obbemeldten Acht
Ahnen, von Vate^ und Mütterlicher Seite, deOgleichen alle und
jede, keine ausgenommen, soviel nimlich bei untengemeldtem
Bitter-Cantons immatiiculirt gewesen, je und allezeit, und von
vielen undenklichen Jahren her, uralte zu Schild und Helm ge-
bome BittermftOlge und beider unmittelbaren Beidis-Bitterschaft
mit Sita und Stimmen immatriculirt, auch ansehnlichen Bitter-
Gütem vormals und jetzt seßhaft von alten adelichen Thumier-
mÜHgen Bitterstsnd teils befindlich gewesen, und teils noch sind,
mithin bei miteo gemeldten BitterCiintons jeder Zeit vor Adelxche
und Stiftsmftßige Familien erkennt, geachtet und gehalten worden;
daO dem also und nicht änderst thun Wir es mit Unserer eigenen
Hand Namens-Unterschiiften, und Insiegeln bekräftigen, nnd auch
erbietig, in ereignenden Fall solches mit einem Cftrperlichen Eäd
ferner an bestfttigeii.
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118 LebeuBbeedureilmiigen d«rer fidiilling von Ouistatt.
m. Phüipp IV. Heinrich Sehiäiiiff von CanstaU starb 1. Juni
1641 zu Stuttgart als Kind.
134. Christoph Heinrich Schilling von CanstaH starb den
22. September 1648 zu Urach. Sein Epitaph befindet dch in
der Amandnskirche zu Urach.
135. Christina Margareta Maria Louise^ eine von Lud-
wig Friedrich Schilling als Kind aus der Türkei mitgebrachtOi
von dessen Vater Geoig Wilhelm an Kindes Statt angenommene
Waise.
Pfarrer F. E. Hochstetter achreibt darüber in den Blättern
für Württembergische Kirchengeschichte Oktober 1892:
In der Zeit der Türkenkriege vor 200 Jahren, da manche Türken-
mädchen und Frauen von württembergischen Offizieren nach
Württeuil)erg gebracht wurden, kamen durch einen Offizier aus
der Familie Schilling von Canstatt zwei Türkinnen nach Owen.
In den Schriften, welche dies erwähnen, sind die zwei Türkinnen
zu einer zusammengezogen (Geschlechtsregister der Familie
Schilling von Canstatt 1807. — Mein eigenes Schriflchen: Die
Teck und ihre Umgebung 1884 — Owen von Stadtpfimer Roo-
schüz 1884). Aus dem Tauf- und Totenregister aber ergibt sich
unzweideutig, daß es zwei verschiedene Türkinnen waren, die eine
war ein Marleben von 13 Jahren, die andere ein filtere Türkin von
etwa 40 Jahren. £s mögen nun die folgenden Auszüge einen
kleinen Beitrag zur Geschichte jener Zeit geben und zugleich zur
Berichtigung obigen Irrtums dienen. Ludwig Friedrich Schilling
von Canstatt, badischer Generalmajor, Sohn des Freiherrn Georg
Wilhelm Schilling von Canstatt in Owen, machte die Feldzüge
gegen die Türken mit. Beim Feldzug 1686 diente er als Haupt-
mann in dem Baden- Durlachschen Regiment unter Markgraf Karl
Gustav von Baden und zeichnete sich bei der Erstürmung von
Ofen (2. September 1686) und Griechisch Weißenburg (1688) aus
(vergl. Württ. Truppen vor Ofen. Von Premier-Lieutnant Göz.
— Lit. Beilage des Staatsanzeigers 1886). Der erste Eintrag
im Taufbuch lautet: 1. Den 14. Juli 1689 Christina Mar-
gareta Maria Louysa. Eine bekehrte Türkin, welche Ihro
Gnaden Herr Ludwig Friedr. Schilling von Canstatt zu Owen und
Thalheim, bestmeritirter Obristwachtmeister des löbUchen Baden-
Durlachschen B<egiment8 zw Fuß bei den schwäbischen Kreis-
Tölkem, bei Eroberung Griech. Weißenbuig gnfidigst pardonirt
und anbero den Hochwol-edelgeboren £ltein, zu oner lieben Ver-
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Lebensbeechrttibnngen derer Schilling von Ganstatt
119
ehnmg gebracht, die sich dann nach Verfließung eines halben
Jahrs höchstrühmlich zum christlichen Glauben coram ecclesia
eodem dato bekannt hat, ihres Alters von ungefähr dreizehn
Jahren.'
Als Eltern siud eingetragen: Ihro hoch A ltl (in: Herr
Georg Wilhelm Schilling von Canstatt zu Owen, ihro hochadel.
Gn : Frau Anna Magdalena Schilling von Caustatt zu Owen, geb.
von Aurbach.
Die Taufpaten «ind : Herr Johann Eberhard Varnbüliler
von und zu Gemirnngtu, hochfürstlicher Kegimentsrai und Ober-
vogt zu Urach Ilerrenherg und Sulz. Herr Georg Heinrich von
Reischach zu Nußdorf hochfürstlicher württembergiscber Kriegs-
rathspräsident Kammermeister und Obervogt zu Kirchheim Nür-
tingen und Neuffen. Herr Ludwig Friedrich Schilling von Can-
statt zu Thalheim, wohlbestelltcr Obriötwaclitnieister zu Fuß bei
dem löblich Baden-Durlaebschen Regiment, Schwäbischen Kreises.
Der hoch . . . Ad. Gn. Vikaiius Ihro hoch . . . Ad. Gn. Herr Wil-
helm Ulrich Schilling von Canstatt zu Thallieim, Herr Wolff
Adam (?) von Stettenhorg. Herr . . . Truxäß von Hofingeu, hoch-
fürstl. württembergischer Haushofmeister und Obervogt zu Leon-
berg. Herr Georg Ludwig Speth von Höpfigheim. Herr Johann
Schwan von Mün?ler, hochfürstlich württend^ersfi scher Forstmeister
zu Zwyfallen. i)ero hoch-Ad. Gn. Vikarius Herr 8anmel Friedrieh
Ramsler Amtmann allhier. — Frauen Frau Ursula Margareta
Varnbühlerin von und zu Gemmingen geborene Schilling von
Cftnstatt. In Ihro hoch-Ad. Gn. Namen und zugleich in eigener
Perbiin Frau Maria Magdalena von Degemau zu Tbaiheim, geborene
Luittniiuliiii von Ertingen. Frau Eva Maria Schilling von Cau-
statt, geborene von Degernau. Frau Eva Franziska von Stettenberg.
Im Namen Stadt und Amt Kirchheim unter Teck Herr Jo-
hann Georg Holder, Stadtschreiber allhier. Im Namen eines löbl.
Magistrats zu Owen Herr Johann Deschler, Amtfiverweser und
Bürgermeister daselb-ti !i.
2. Der zweite Eintrag im Taufbuch lautet: Den 2. Juli 1693
ward eine türkische Weibs Person, so vor ethch Jahren von Herrn
Obristwachtmeister Ludwii^ Fried ricli Schilling von Caustatt in
£roberaQg der Köuighchen Hauptstadt OÜ'en allhero gebracht und
< Wio ans einem Briefe Ludwig Friedrichs an seine Frau erhellt, Rcheint
Ix)niHa kr«inkli( h geweMD IQ Min Und Mb EU lübiogea odex Xbalheim ge-
storben SU sein.
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120
Lebenabeschreiboogen derer Schilling von Caiittatt.
noch Erlemmig uiuner chmüiclien Qlaubenalebr, so sie vor all-
hiesiger chriBUicher Gememde OffentUch perfekt und mit jeder-
manns Verwunderang getban, nach Ordnung und Eänsetzong Christi
im Kamen der hochheiligen Dreyfaltigkeit getauft nnd Uno der
Nam Christiana Maria Magdalena gegeben worden. Die Tanf-
zeogen dieser getauften TOrlEhhi waren folgende: Uno HodiadeL
Gnaden Herr Georg Wilhefan Sohilling von C^mstatt Ihro Hoch-
adel. Gnaden Herr Wilhehn Ulrich Sebilling von Ganstatt. Ihro
Hochadel. Gnaden Ftbxl Maria Cordola Sobillmg von Canstatt nnd
Fräulein Maria Barbara Schilling von Canstatt
a me pastore M. Johann Ulrich Hochstetter.
Diese Türkin ist offimbar eine andre, Utere Person. Sie wurde
vier Jahre nach der ersten getauft und bekam bei der Taufe
andere Namen. I^e kann mit der ersten TQrldn gekommen sein,
entschloß sich aber erst nach vier Jahren sur Taufe. Im Toten-
buch findet sich nur der Tod der filteren getauften Türkin ein-
getragen. Der BSintnig lautet: 1709. XXO. Mart trug man cu
Grab eine Weibsperson, so ebmals eine TOrkm gewesen, hier aber
getauft war worden, namens Christina Maria Magdalena, Alters,
wie man berechnen wollte, bei 56 Jahren. Starb in dem soge-
nannten Oester allhier, als woihi sie von den hodtadeligen
Schillingischen war aufgenommen und nun Christentum eingeleitet
worden. 8. L P. (sit in pace.)
Unter dem Eloeter ist das Schillingsche Schloß ni verstehen,
das froher eine Klosterkirche wai, jetzt Stadtpfiurrhaus. Ohne
Zweifel war sie eine Dienerin im Hiüise, wie aus der kleineren
2ahl von Taufseugen zu schUeOen ist. Eben deswegen wird wohl
auch der Sintrag ihres Todes kun und einfiKsb gehalten sein.
Ein Schluß auf ihren Wandel ist aus der Eürse des Eintrags nicht
SU rieh»i.
Was aus dem suerst getauften Mfidchen geworden ist, kann
nicht gesagt werden, da nch über dasselbe kein weiterer ESntcag
findet. Der Irrtum, daß die erste und sweite Türkin in eine
zusammengezogen wurde, mag daraus entstanden sein, daß die
Täufe der zweiten Türkin nicht beachtet wurde.
Owen (1892). Eduard Hochstetter
(Stadtpfaner).
Von der Familie Hochstetter scheint eine Reihe Prediger in
Owen tätig gewesen zu sein. Ulrich Hochstetter, der <ye Türkinnen
getauft hat, ist derselbe, der Ludwig Frndrich und Eva Maria von
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M- LctbeatlMiehMibiiiigen derer fldillUng von Guietelt. 121
Tegernau getraut hat. Den obigen Artikel in den Bl&Ueixi fOr
württembergisclie Kirchengeschichte hat sein Nachkomme ge-
0cbrieben, der 1902 zu Kircbheim gestorbeo, nachdem er zuvor
lange Jahre in Owen ebenfalls Stadtpfairer gewesen.
ISA. Emd QoUfiried ScMing von CanOaU, geboren 15. Juli
1678, starb 21. Mai 1673 zu Owen.
157. Wolfgang IX. Fkü^ SMling vcn Gmstot^, geboren
20. Mai 1670, war 1689 Ffibnrich und 1700 Leutnant im Baden-
Dorlachschen Ereis-Regiment zu Fuß. Lebte noch 1701.
158. Maria Kunigunde Schüling von Canstatt, geboren 9. Sep-
tember 1668 zu Owen, vermählt den 23. Oktober 1701 zu Owen,
gestorben 12. Oktober 1741 zu Köngen als Witwe. 2. Oktober
1737, 15. Oktober 1738 und 7. März 1741 stand sie zu Stuttgart
zu Gevatter bei Kindern ihres Neffen Karl Friedrich. Ihr Gemahl
war Georg Christoph von Kaltenthal auf Mühlhausen am Neckar,
württembergischer Rat und Karamerjunker, Pfandinhaber zu Mund-
lingen, geboren 1650. In erster £^e war er vermählt mit Maria
Johanna von Remchingen.
Sein und der Maria Kuiiigunde gemaltes Wapi-tn befindet
sich noch am Kirchstuhl in der Kirche zu Wendlingen.
139. Maria Barbara Schilling von Cafistntf, geboren 10. Dezem-
ber IHfin zu Owen, starb ledig den 12. Mai 1715 daselbst.
140. Johann Georg Schilling von Canst€Ut, Herr zu
Wössingen, Obrister des Schwäbischen Kreises, Kommandant des
Baden-Dorlachschen Regiments zu Fuß, ist zu Owen den 19. Mai
1663 geboren. 1684 war er Student, trat aber im selben Jahr in
Militärdienste und nahm von 1684 bis zum Rasiatter Frieden,
1714, an vielen Schlachten des Türken- und des spanischen Erb-
folgekrieges teil. 1689 war er Leutnant im Baden-Durlachschen
In&nterie-Regiment. Die in diesem Jahr erfolgte Verteidigung und
übergal)e von Durlach gegen den französischen Marschall Durae,
die Johann Georgs Bruder Ludwig Friedrich v. Schilling leitete,
scheint jener jedoch nicht mitgemacht zu haben. 1700 war er
Hauptmann, 1708 Obristleutnant. Von 1710 — 1712 wohnte er in
Pforzheim und 1713 war er Obrist. 11. Januar 1713 kaufte er
das Meiereigut samt Schloß zu Wessingen bei Durlach von dem
Badischen Geheimrat und Obermarscball Jobann Daniel von
St. Andree zu Königsbach für 14500 Gulden, woselbst ersieh bis
zu semem Tode meist aufhielt. Das iSohlofi ist Yttschwunden,
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122 X^ebencbeachreibDogen derer Scbillixig von Can«(aU.
jedoch die Stelle noch erkennbar, wo es gestauden, auch soll nodl
ein « Schillmgs wald» in der Niibc oxiRtiereu.
Am 14. Mai 1707 kam Matlica Eisler um Manutenenz bei
der Freiheit des von Johann Georg Schilling von Canstatt um
2900 (lulderi erkauften sogenannten Klösterlein zu Thalheim ein.
Er Nermäbltf sich 17. Januar iTÜü uiit Sophia Magdalena
Kailiurina von Widerhold zu Weidenhofen, der Tochter Johann
Dietrichs und Anna Margareta vun Remchingen und Nichte des
berühmten Konimaudauten vom Hohentwiel. Sie verkaufte, nach-
dem Johann Geor^ von Schilling 22. Juli 1723 zu Wössingen ge-
Btorben war, dies Gul an den Markgrafen Karl von Baden Dur-
lach. Sie stand 26. September 1726 bei dem Sohne Karl Frie-
drich ihres Neffen Wilhelm Friedrich in Karlsruhe zu Gevatter,
lebte von 1729 — 1731 als Witwo zu Pforzheim und vermählte sich
zum zweitenmal mit Wolfgang Dietrich von Gemmingen, Fürstlich
Eichstädtscher OberamUnann und Oberforstmeister zu Abenberg.
Sie starb 9. März 1746 als Witwe zu Kirchheim.
141, Maria Cordula Schilling von Canstatt, geboren 18. Juni
1661 /u Owen, vermählte sich mit Georg Phihiip Bidcnbach oder
Bidembach von Treueufels zu Oßweil und Ehningen, dem württem-
bergischen Oberforstraeister zu Urach, am 16. Juli 1720 uud starb
nach kinderloser Ehe 1733 zu Owen, nachdem sie den 29. März
1730 ein Testament gemacht hatte, worin sie der Armenkasse zu
Owen 50 Gulden für Hausarme vermachte, wovon daselbst (1807)
der Rest auf Cordulatag noch ausgeteilt wird. Sie wurde in der
Schillingschen Gruft in Owen beigesetzt. Mit ihrer Schwester
Barbara hatte sie nach ihres Vaters Tode die vom Brand ver-
schont gebliebene Wohnung zu Oberleumngen (Schlößle) im Ge-
nuß, nebst 3300 Gulden Kapiul, 40 Malter Frucht Gült zu
Grabenstetten, Hühner und Eiern, welches nach beider Schwestern
Verheiratung oder Tod wieder an ihre Brüder fiüiig war.
Als Witwe zog sie wieder nach Owen und vermutlich stammt
von ihr der 1901 im Pfarrhause noch vorhandene eiserne Ofen
mit dem von Schilling- und von Bidenbachschen Allian/,wappen.
142. WHh<im V. Ulricli SMling vm Canstatt, Herr zu Owen,
württembergischer Oberforstmeister za Heidenheim, geboren 4. Au-
gust 1659 zu Owen. 1684 stand er als Student zu Owen zu Ge-
vatter. 1689 war er Leutnant im Baden-Durlachschen Infanterie-
Regiment. 1695 war er Forstmeister zu Altensteig. 17(X) kam
er von da als Oberforstmei&ter nach Heidenheim und wohnte zu
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Lebaiiibnchrelbiingaii derar SehiUliig von Cimtoti 128
Schnaitheim, woselbst er 37 Jahre diee Amt bekleidete und den
26. JoU 1737 daselbet starb.
Bei Verteilniig der yäterliehen firbBchaft übernahm er das
Schloß mid Gut za Oven und zaUte seine BrClder ans. Ihm hat
die Familie einen vollständigen Stammbaum yon 32 Ahnen
SU danken, den er sammelte. Seine erste Gemahlin war Be-
nigna Sophia von WOUwarth, mit dec er sich in Schloß Lauier-
burg bei Heubach 1697 verm&hlte. Sie starb 18. August 1706.
Seine zwdte Gemahlin war Maria Hedwig von Ellzichshausen,
mit der er dch i. Juli 1708 zu Keidenfels bei Krailsheim ver-
mählte. Sie starb den 23. April 1738 su Dinkelsbühl.
14S. Adam SehüUng von (kmstaU und
144. Johann XIV. Georg Schilling von Catistatt, Zwillinge, ge-
boren 24. Apiil 1658. Beide starben im gleichen Monat ihrer
üeburt.
145. Joliaim XV. Heinrich Schilling von Canstaffy geboren
15. Juli 1656 zu Owen, scheint ganz jung gestorben zu sein.
146. iMdwig Friedrich Schilling van Ckmstatt, Herr,
genannt König zu Tlialheim, markgräflich BadenDurlachischer
Generalmajor und Generalquartiermeister des Schwäbischen Kreises,
auch Obrister über das Infanterie-Regiment Baden- Duriach, Ritter
des ßaden-Durlachiscben Ordens der Treue und des württem-
bergiscben großen Jagdordens, Mitglied des Ritterkantons Neckar*
Schwarzwald und württembergischer Vasall.
Er wurde 17. November 1634 zu Owen geboren. Von seinem
Jugendleben sind keinerlei Notizen vorhanden, doch finden sich
unter SchilUngschen Korrespondensen im Archiv zu Hohenwetters-
bach Briefe an seine Braut und spätere Gattin Eva Maria. Als
1684 der Schwäbische Kreis dem Kaiser vier Regimenter Kreis-
fruppcn als Hülfsvdlker gegen die Türken bewilligte, kam Ludwig
Friedrich als Leutnant mit Markgraf Karl Gustav, dem jOngern
Bruder des regierenden Markgrafen Friedrich Magnus, nach Un-
garn. Karl Gustav war Oberkommandierender der Beichstruppen.
1685 war Ludwig Friedrich von Schilling Hauptmann und hat
sich bei der Belagerung von Ofen und Griecfaisch-Weißenbuig
(das heutige Karlsburg an der Maros in Siebenbtlrgen) sehr vor
teilhait ausgezeichnet. Er befand sich selbst unter den Sturm-
l&ufern (siehe die Befreiung Ofens von der Türkenherrschaft 1686
von Dr. F. von Zieglauer). Die badisohsn Musketiere beteiligtsn
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1S4
Lebensbetcbraibuxigea derer Schilling von Gfenstatt.
sich am EiDbruch an der Seite gegeu den sogenannten Schwaben-
berg bin.
Nach der im Dezember 16Ö6 erfolgten kaiserlichen Bestallung
des Markgrafen Ludwig von Baden-Baden mit dem Oberbefehl
über die Verbündeten in Ungarn machte auch Ludwig Friedrich
unter dieeem Feidherm die Belagerung von Griechisch -Weißen«
bnig mit. Hier war es, wo er zwei Türkinnen in seinen Schats
nahm, die er, wie erwähnt, 1689 zu Owen taufen ließ.
Er war 1688 mit den Truppen in die Winterquartiere zurück-
gekehrt and vennählte eich 17. März 1689 in der Schillingschen
adeligen Behausung zu Owen, das Kloster genannt, mit Eva Maria
▼on Degernau^ (oder Tegernau), genannt Königin, wobei Pfarrer
Johann Ulrich Hochetetter die Hochzeitaergion hielt über den Text:
Sprach 26, 34.
Id dem bald darauf entbreoDendeD Orl^B'acheii Banbkriege
stand Ludwig Friedrich von Schilling unter dem die schwäbischen
Kreistrappen am Oberrhem befehligenden FeldmaisdhaU-Leatnani
Karl Gostay von Baden-Durlaoh, wfthrend sich im Sommer 1689
der regierende Markgraf Friedrich Magnus nach Basel geflüditet
und die Begierong seines Landes und Obhut über seine Besidens
Durlach dem Vizeprllsidenten Freiherm Bernhard yen Gomm-
ingen-Hombeig übeigeben hatte. Zum Schuta des Landes hatte
der FeldmarschsJl-Leutnant Markgraf Karl Gustav, Broder Fried-
rich Magnus', den Baden-Dnrlacfaischen Oberstwaditmeister Lud*
wig E^edrich von SchiUhig mit vier Kompagnien aurüci^aasen,
und zvrar 30 Mann im Schloß zu Staffbrth, 60 Mann im Schloß
SU Mühlbeig (die Stelle des Mflhlbuiger Schlosses wird durch den
heute noch üblichen Namen «Scfaloßglirten» beaeicfanet; sie liegt
nordostlieh der Albbrttcke nach Qrünwinkel) und 360 Mann, dabei
50 Beiter, in der markgräflichen Besidens Durladi.
Schon als der Feind zu Anfang August den Bhein passiert
hatte und gegen Heidelberg gezogen und das franzüsisdie Heer
unter Seiini gegen Bruchsal marschiert war, hatte der Oberst-
Wachtmeister von Schilling dem Markgrafen Karl Qustav vor-
* Mit der alten Familie Degernan, der der Stüter des Klosters St. Ge-
oiyen entoUuiuiito, hat dies Geschlecht nidits so tun. Die Gsttiii Ludwig
Friedfiidis gehörte einer Basler Patrisier&milie «KOiiig» an, die sich von
Degeman sobsnaimte (▼. Offenbuzgisdio Airtan im GenenJ-LandesanbiT Karlip
rohe).
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LebmsbcwhreibQDteii dem Sdülting tob CSanstett
125
gestellt, daß es unmüglich sei, einen solch weitläufigen nicht be-
festigten, teils mit niedern Palisaden und Mauern versehenen Ort
mit 80 geringer Mannschaft zu verteidigen, und dringend um Ver-
stärkung gebeten. Diese wurde ihm indessen abgeschlagen, da
man von der Armee nichts entbehren könne. Man werde aber
von dem Landesausschuß (Miliz) etwas unter dem Kommando
des Oberstleutnants von Türkhcim liirioni beordern, welches auch
geschah Einige Lunten, vier l^ii^cben Musketenkugeln wurden
an den Prasif^enten von Gemmiugen geschickt und 150 Mann
Landvolk (H;uu i naulgeboi) rückten unter dem Kommando des
Herrn von Türkhf iui ein, der ebenfalls an den Präsidenten von
Gemniingen angewiesen war, daher sich der Obristwacht-
meiater von Schilling deren nicht annehmen konnte.
Als nun der Feind nach Bruchsal kam, welclier Ort weit
nu ll' 9o groß als Durlach und besser im Verteidigungszustand
war, mußte sich die Ojiniison von 1000 Manu (meist Rekruten)
nach geringem Widersümd krieg-ogefantren ergeben. Als das
Bauernaufgebot solches in Durlacli «Tiuhr, sprangen eTr5io:e über
die Mauer, andere entwischten m Weibskleidem und in SScken
verborgen auf Wagen, andere üffentlich mit Vorweisung ge-
wisser Pässe von Herrn von Türkhciin.
Der Obristwachtmeister von Schilling erhielt sichere Nach-
richt, daß der Kommandant von Bruch.sal von der Generalität
(Markgraf Ivari Gustav) Ordre erhalten habe, sich bei Annäherung
des Feindes zurückzuziehen (welches jedoch wegen allzugroßer
Nähe des Feindes nicht mehr geschehen konnte), und daß gleiche
Ordre an den Kommandanten zu Stoilhofeu ergangen sei, welcher
Ort auch verlassen wurde. Da mm Durlacb in weit schlechterem
Verteidigungszustand war als dio«e beiden Posten , machte er
Rapport an den Markgrafen J\ irl Gustav, daß das Bauernaufgebot
sich ganz aus der Stadt verliere, und bat um Verhaltungsbefehle.
Dieser Bericht wurde dem Vizepräsidenten von Gemmingen, der
sich taglich im Liiger des Markgrafen aufliielt, zugestellt und
bliel) ohne Antwort. Hierauf schickte der Obristwachtmeister von
Schilling finen weiteren Kapport, mit der Bitte um nOO Mann
Verstärkung, naclidem er von der Übergabe der Stadt Bruch.sal
Kenntnis erhalten hatte. Auch dieser Bericht wurde dem Vize-
präsidenten von Gennniugen zugestellt, welcher zuriifkschrieb,
von Schilling solle sich die Verteidigung wohl angelegen
sein lassen^)
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LebeoAbeachrdibongen derer Schilling von CansUtt
Am 3. August kam von Geniiniugen morgens fiiih zu dem
ObriäUvaclitmeister von Schilling in sein C^uuitier und zeigte ihm
ein Schreiben des Genera! tVl(liniu\-( liHlls Markgrafen Karl GustAV
au ihn (Gemmingen) des lüluilto, daß, wenn der Feind Dur-
lach angreifen, man es ja nicht auf das Äußerste an-
kommen lassen, sondern beizeiten akkordieren solle, da-
bei solle er sich kecklich auf ihn berufen. Der Obristwaclitmeister
antwortete hierauf; er werde nicht diesem Bi iofe folgen, sondern
seiner Ordre, den Ort zu verteidigen. Herr von üemmingen
behame auf seinem Verlangen und verließ iuil dem Herrn von
Türkheim die Stiidt, ulme dem Obristwachtmeister weder die
Schlüsaul zu dun Toren noch zur Muuilion einzuhändigen. Nach-
her fand dieser sie in der verlassenen Wühimug von ütiiiuiingens
vor, worauf er sogleich nach der Munition sah und ziemlich
Pulver, jedoch nur zwei Fäßlcin Kugeln und acht bis neun Bund
Lunten vorfand.
Am 13. Aup:ust morgens 3 Uhr waren die ersten Franzosen
von Weingarten kommend am Turmberg und vor der Stadt erschienen
und eine halbe Stunde nacLdcm von Qemmuigen und von Türk-
heim Darlach verlassen hatten, lagerte der Feind mit der ganzen
Armee nordiich der Pfinz und detachirte 8 — 9000 Mann gegen
die Stadt. «Schilling ließ die Blumenvorstadt (gegen Weingarten)
in Brand stecken und das dort stehende ZoiUiaus niederreißen.»
Nach Professor K. G. Fecht» dessen Geschichte der Stadt
Durlach bei dieser Beschreibung der Kimiuhme durch die Fran-
zosen heraiiziuit lien war, hatte Durlach wie alle Städte des Mittel-
alters Bclcstigungen; jedoch nicht wie andere größere Plätze einen
doppelten, öoadern nur einen einfachen Graben. Es war mit einer
bastionierten, mit gedecktem Gang versehenen Ringmauer hinter
dem Graben umgeben, welche durch vier Tore zu passieren war.
Im Nordosten lag das Blumentor vor der Blumenvorstadt, im Süd-
osten das allein noch heute stehende Baseler Tor, im Südwesten
das Bienieius- und im Norden das Pfinz- oder Ochsentor. Zwar
liatle Schilling, was in der Eile noch geschehen konnte, noch ver-
anlaßt, um die schwachen Befestigungen der Stadt wenigstens
einigermaßen in Verteidigungszustand zu versetzen; doch erschien
bald am S<;hiagbaura beim iKÜlliause ein französischer Obrist mit
enicm Trompeter, um die Stadt im Namen des Marschall Duras
aufzufordern, sich zu ergeben, mit dem Bedeuten, daß, wenn man
es auf das Äußerste ankommen lassen würde, so sei weder für die
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LebentbeMhrtibfiiigeii derer SdülUng von Cenatett
127
Offiziere noch für die Gemeinen Pacdon za hoffen. J>ie Offiziere
drohte man 2a hängcD.
Hierauf schickte Schilling dnich deu Hauptmann von Betten-
dorf die Antwort zurück, man werde sich bis auf den letzten
Mann wehren, und ließ sogleich von der Stadt aus auf den Feind
kanonieren, welches er von morgens früh 6 Uhr bis abends
8 Uhr fortsetzen Ueß, binnen welcher Zeit die Franzosen sich
hinter dem Ballhause, im fürstUchen Garten, in des Lefebor Garten-
haus (das heutige «SchlOßlo») und an andern Orten postierten und
sngleich sechs Kanonen auf dem Baseler Weg gegen die Stadt auf-
fahren ließen, welches möglichst su verhindern man sich alle
Mühe gab.
Nach 4 Uhr, nach andrer Nachricht erst' gegen Abend kam
ein von äerm von Gemmingen von Pforzheim abgeschickter
Bauer, der sich nngesehen von den Franzosen durch Gebüsch bis
an das Baseler Tor geschlichen hatte in die Stadt mit einer Ordre
vom Markgrafen Karl Gustav, datiert vom 2. August, des Inhalts:
Daß, wenn der Obristwachtmeister von Schilling sich und die
Garnison noch zu retten getraue, er mit Zuziehung der zu Mühl«
btiig und Stafforth liegenden Mannschafl sich nach Pforzheim
sorückziehen solle, da auf Entsatz nicht au hoffen sei, worüber
er sich noch mit dem Herrn Präsidenten von Gemmingen be*
raten könne. (Der war schon fort.) Nach Empfang dieser Ordre
lieft Schilling die Offiziere zusammenberofen, nm zu beraten, wsa
zu tun sei, worauf einhellig beschlossen wurde, sich zu ergeben.
D& Obristwachtmeister von Schilling war allein andrer Meinung
und hielt es für besser sich mederhanen zu lassen als sich zu
eigeben, mußte aber den einhelligen Stnnmen der gesamten Offi*
ziere und dem Inhalt der Ordre nachgeben. Da keine andere
Kapituktion zu erhalten war, mußte er sich kri^sg^fiuigen er^
geben, trotzdem er sich von 10 Uhr abends bis morgens 3 Uhr
um Zusicherung freien Abzuges und Bchonong des Schlosses be-
müht hatte. Endlich wurde in der Frühe dee 14. Augnst dem fran-
zösischen General Finconnell das Blumentor geüflhet «Die
Kapitulation von dem Kammenrat Kißling (Makr Kißling hat die
Jugendbilder der Markgrafen KsrI Liidwig und Christoph gefertigt,
welche sich derzeit noch zu Hohenwettersbach befinden) entworfen,
von dem französischen General Pinconnell selbst geschrieben und
von den anwesenden Offizieren unterzdchnet, enthielt die unbe-
dingte Übergabe mit ebiziger Ausnahme, daß der Obristwacht-
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128
Lsbanaboechreibimgeii dtror Sehilling von Ouittatt.
' rneister und die Haupileute einen Wagen und ihre Pferde, die
übrigen Offiziere jeder sein Pferd und wag er von seinem Gepäck
daraul ioitb ringen könnte, behalten dürfte. Jedoch wurden auch
diese Punkte nicht gehalten.» (Fecht, Geschichte der Stadt Dur-
lach, S. 150.)
Hierauf wurden die Soldaten wehrlos in die Kirchen gesperrt,
mit Ketten gefesselt und, wie angedeutet, die Kapitulation so
schlecht gehalten, daß auch die Offiziere aller Pferde und Kqui-
pierung beraubt wurden.
Die meisten Leute hatten ihre besten Sachen in das fürstliche
Schloß gebracht in der Hottuuiig, hier Sicherheit zu finden. In
dieses wurden von den Franzosen eine Menge Kinder und Weiber
gesperrt und den eininarschierenden Truppen gestattet, in der iSudt
nach Belieben zu rauben. Endlich erlaubte man den geiingstigten
Bewohnern noch mitzunolinien, was jeder tragen konnte. Die Strußeu
wurden Inerauf am 5. August mit Stroh und Pechkränzen belegt
und den folgenden Tag ein nchreckliches Feuer angezündet, welches
das scliüue fürstliche Schloß (uu der Stelle, wo heute die Karisburg
steht) und die ganze Stadt bis auf fünf Häuser zerstörte. Das
Baden-Diulachsche Militär wurde nach Straßburg in die Gefangen-
schaft abgeführt, die Otfiziere in die Kufer/unft und die Soldaten
in die Kasernen gelegt. Von dort aus sandte der übrist Wacht-
meister von Schilling seine Relation über die Durlacher Kata-
strophe an den Markgrafen liarl Gustav von Baden, deren Kon-
zept noch unter andern Briefen von seiner Hand im Archiv in
Hohenwettersbach erhalteo iat Sie beginnt: Durchlauchtigster
Fürst, gnädigster Herr!
Das große Unglückh und ohnerträglich Ruin, welche Ew.
Dreht, in letztverstrichenen Tags betroflf würd deroselben \jeider
mehr als zuviel bekannt seyn u s. w. Das Sdiriftßtück
im Konzept ist zum großen Teil kaum leserlich, enthält aber dem
Anschein nach nichts, was nicht in der von Schillingschen Ge-
schlechtöbeschreibung und in der erw aliuten Geschichte der iStadt
Durlach von Focht Berückäichtigung gefunden.
Der Obristwacht^N'cistor verblieb drei Jahre lang in Gefangen-
schaft und am 20. August lü93 wurde sein Verfahren wegen
Übergabe dieser Stxidt durch ein jvrieg.«gericht zu Wildberg (Ober-
amt Nagold) untersucht. Präsident war der Obristieutnant Eber-
hard Albrecht von Reischach, vier Hauptleute fungierten als Bei-
sitzer, worunter sich Wilhelm Ludwig von Tessin befand (späterer
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Lebensbeachreibungen derer Schilling von Cansiatt.
129
Obzist und Eonunandflnt des sdiwäbischenExeisregiiiMiDts Württem-
berg, t ^7^2 led%). In dieeem VerhOr sagt Leutnant von Tegernau
(wahieoheinlich: Friedrich Wilhelm Christoph, der leiste semes
Namens, Ludwig Friedrich yon Schillinge Schwager): «Das Blumen-
tor war die einzige Passage, die UnteifaAndler ritten hier ans und
ein; das Feuer yon unserer Batterie dauerte aus emem Stfldc bis
6 Uhr abends; vor uns standen keine feindlichen Geschütse. Die
trunkenen Soldaten in der Stadt stießen solche flUe Beden aus,
daß Tegernau eine doppelte Wache mit bloßem Degen vor das
Ueine Toridn an seinem Posten stellte und diese alle Mflhe hatte,
die Leute abzuhalten. Weiber und Kinder und viele Bürger seien
durch das Tor hinausgezogen. Zwisdien 12—1 Uhr nachts wurde
das Tor von feindlichen Dragonern besetzt und die Wachmann*
Bcbaft kriegage&ngen in den Schloßhof geführt»
«von Bothbecg und Lentilius am Ffinztor erklfiren, am
IB. August gegen 10 oder 11 Uhr nachts seien sie zur Offiziers-
konfeienz auf das Schloß beordert worden, von ihrem Tore sei
kein Schuß ge&Uen, weil der Feind nur einzeb und zu entfernt
sieh zeigte. Um 2 Uhr nachts zog der Posten ab.»
«Essich und Zorn vom Baseltor geben an: Abends 5 Uhr
stand der Feind rings um das Tor, aber noch nicht hart an den
Palisaden.»
«Hebich vom Bienleinstor, von morgens 9 Uhr bis nach-
mittags 4 Uhr auf dem Posten, sagt: auf seiner Batterie seien
nur die alten eisernen Stücke gestanden, zwischen 4 und 5 Uhr
nachmittags sei die Stadt umringt und von da an das Feuern
untersagt gewesen. Hebich habe B— 4 Schüsse getan, der Feind
Bei Her nicht sehr nah gekommen, und das Tor die ganze Zeit
Über geschlossen geblieben.»
«Von Qrünthal von der Schloßbatterie hat 1 — 2 mal ge-
schossen.»
«Behling gibt an: es seien 8—9 Stücke auf der Bettung ohne
Schanzkürbe und ohne Beländung gestanden« Er habe sich mit
seinen Beitem salvieren wollen u. s. w.»
«Leutnant Haas von der Kompsgnie Grünthal, welcher in
Mühlbmg mit 60 Mann stand, erklärt: von Schilling aufgefordert,
sidi nach Durlach zu ziehen, weil die Stadt schon zweimal zur
Übergabe aufgefordert worden sei, und Mühlbuig doch nicht zu
halten, sd er 1 Uhr nachts aufgebrochen und bis Gottsau mar-
schiert Von da ließ er einige Fünliere bis zur Mühle am Walde
Die VuBitt» Sddlltiif voa Guntott. •
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180 LelNNialMtehMibQoitni dtt«r SchflUng von OuiaUtl
(untere Mühle) vorgehen, wo sie eine französische Vormacht trafen.
Die Füsiliere kamen zurück und meldeten den Abzug der Vor-
macht; man seho aber den Feind mit seinen Wachtfeuern gegen
die Hut und den Brühl hin. Darauf rückte er bis vor das Bien-
leinstor, wo Hebich mit seiner Mannschaft stand. Dieser weiß
ihm keinen Bericht zu geben und Haas glaubt selbst nicht, daß
die Stadt übergeben ist, weil nicht ein einziger Stückschuß gegen
dieselbe gefallen war. Als er aber längere Zeit hier stehen ge-
blieben und endlich auf erhaltene Kunde von der Übergabe sich
surttckziehen wollte, Btanden die feindlichen Dragoner schon bei
der Reiherbahn und begannen ihn rechts und links aus den
Gärten anzugreifen. Er mußte sich daher mit den Seinen er-
geben, wurde übel traktiert, um die Stadt herum ans Blumentor
und durch dieses als Gefangener in die Stadt geführt, wo er in
der Kirche mit den übrigen SchicksalsgenoBsen suaammentnif.»
Fecbt, Gesch. d. St Durlach. S. 151—152.
Das einhellige Urteil des Kriegsgerichtes war: Zwar habe er
nicht getrachtet der zweiten Ordre gemäß, und nach dem Ein*
rathen der meisten Offiziers die Garnison zu retten, auch dem
Leutnant Haas zu Mühlburg und dem Leutnant Rehling zu Staf»
forth nicht gestattet, sich mit ihrer Mannschaft zurückzuziehen;
da er aber an die Meinung seiner unterhabenden Offiziers nicht
gebunden war, und noch hoffen konnte, einen billigen Akkord zu
erhalten, auch die Mannschaft nicht dem Zufall preisgeben wollte,
und sich entschlossen zeigte, sich bis auf den letzten Mann zu
verteidigen, auch die erforderlichen Anstalten dazu gemacht habe,
als sei das Kriegegericht des DafÜiiialtens, daß er gftnslich frei
zu sprechen seL
Begleitschreiben zur Relation L. Fr. SchiUings über die
Übergabe der Stadt Durlach an den frans. Marschall Dnras.
Durcblauchtigster Markgraf, gnädigster Herr und Fürst!
Es hat der Auditciir Seybert vor etlich Tagen einen Brief an
mich abgeben lasseii und mir larin aus Befehl Euer Durchlaucht
beditten, daß ich eine vüUige lielution wie es mit Übergab Dur-
lach hergangen einschicken Solle, ?o anbei folget, woraus dann
Ew. D. den völligen Verlauf gn adligst ersehen werden Und wie
ich jedesmahl nichtß anders gethan als was dero ordre auagewiesen.
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LdraoslMKlmibiingflii derer Scbillidg von Cinitatl 181
Womit iclk mich dann va dero HochfÜistUcben Gnaden unier^
thftnlgst befehle und verbleibe mit gehorsamst respeet
Ew. lürstlklie I>urcblaiicht
Underthanigste Gehorsamst Diener
Ludwig Ftied. SchlUing T. Ganstatt
Dem DurcU. Fürsten Karl Goatay Markgrafen von Baden mid
Hbehbng, Landgr. t. Sansenbeig etc., GeDeralfeldzengmeister
Mai^challentnant meinem gnOdigston Ffirsten and Heim.
Die Relation selbst enthält die Darstellung oben gesciulderter
Vorgänge.
Ludwig Friedrich nahm in der Folge wieder am pfälzischen
oder Orleans'öchen Krieg teil, und aus jener Zeit, 1695, stammen
die nachfolgenden Briefe an seine Gemahlin:
Briefe des Ludwig Medrich SdulBiig Ton Gaaatatt an aelne
Frsn.
1695 Juli 25, Feldlager bei Heidelberg.
Madame 1 loh habe meinem lieben Weible vor 2 Tagen auf-
geschiieben und bericht, daß wir den Feind würklicb über den
Bhein gejagt und das ohne sonderliches Blutvergießen, wie wir
dann wirklich bei Heidelberg stehen, wo wir aber weiter hin-
gehen werden, wird unterschiedlich geredet^ allein die mehrsten
glauben, daß wir Mannheimb fortificiren werden; wird uns also
die Schaafel und Schubkarch wohl anstehen. Hab auch heute
von dem Baron das mir übeisohickte nebst den Kirschen^ welche
noch ganz gut gewesen, empfangen; bist wohl ein närrischer
Schelm, daß du sie nicht selbst gegessen, aber danke dir Gott
danach da sie uns wohl geschmeck! it. Es verdiist mich, daß die
Frau Mutter mit der Bezahlung des Brunnenmachers so schnell
gewesen, da du ihro doch ausdrücklich geschrieben, daß sie ihn
nicht völlig bezahlen soll; zudem habe ich nicht mehr versprochen
als 30 fl. . . . Will auf alle Weise sehen ob es möglich, daß ich
ein Hatt zu dir thun kann; allein ich kann's nicht gevnfi ve^ ■
sprechen. Das die Louisa so artig erficeat mich von Herzen.
(Gemeint ist das an Kindesstatt angenommene Türkenmädchen, *
welches 14. Juli 1689 unter dem Namen Christine Margareta
Maria Louisa zu Owen von Püirrer Ulrich Hochstetter getauft
worden ist) Gott gebe ihr nur langes Leben, bitte an die Frau
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188 LebtntbwdirwlNiiigai d&i«t Sohttlltig won Cmitetfc.
Mutter einen gehorsamen Gruß, womit ich dann achließe und
verbleibe meines lieben Weiblee
getreuer Mann, solang ich heiß
Datum. Feldlager nächst Schilling yon Ganetatt
Heidelbeis den 25. JuU 16d6.
1695 Juli 29, Feldlager bei Heidelberg.
Madamel Ob ich wolil erst vor zwei Tagen durch den Herrn
von Gültlingen (vielleicht Eberhard Friedrich, der K. Württerab.
Erbkämmerer, g. 1657, f i^ß^ö) geschrieben und auch unterdessen
nichts vorgegangen, so kann ich doch diese Gelegenheit nicht
vorbeilassen nnd zu fragen, wie raein herzlich Weib lebt. Bei uns
stehet es Gott sei Dank alles wohl und gehen morgen die hessi-
Bchen wiederumb von uns weg und auf Meints in willens, denen
feind eine Diversion zu machen. Wie lang wir nun allhie werden
stehen bleiben, wird die Zeit geben. Eins hab ich vergangen
vergessen, wegen der Kirchmauer. Nun weiß ich Selbsten nicht,
ob wir sie schuldig sein zu machen oder nicht. Muß erst den
Herrn Vatter fragen (Georg Wilhelm v. S ). Kannst dem Schult-
heiß (wahrscheinlich Maier, der das Ölbild vom Weltgericht in die
Thaiheimer Kirche gestiftet hat) sagen, er solle es nur machen
lassen, wo ich es schuldic;, woll ich die Ohnkösleu widerumb gut
machen. Mein Bruder Wilhelm Ulrich (der Oberforst meister da-
mals zu Altensteig, Ob. Amt Nagold) ist auch bei mir im Leger;
will schon ob es möglich, daß ich ihm helfen kann, dem
H. Gruber (von Bischelsdorflf, eine wohl ausgestorbene Familie)
hab ich schon geholfen, dann der General hat ein Parole geben,
weiß aber noch nicht, ob unter die Grenadier oder unter die leib-
compagnie als lieutnant kompt, er wird wie ich hoffe in 3 oder
4 Tagen vorgestellt wenden, womit ich dann schließe und ver-
bleibe etc.
1695 August 1, Feldlager bei Heidelberg.
Madamel Die überschickten Sachen hab ich alle recht und
wohl empfangen, bedankhe mir vor das gute Angedenken. Wünsche
nur auch etwas zu haben und meinem Herzen zu schickheu, weiß
aber wohl, daß in dem Feld keine große rariteten hat. Weilen
aber weiß, daß du eine ziemüche Nascherin bist, sende ich anbey
etliche Mellelin(?) so gut ich sie bekommen kann. Im Übrigen
stehen wir noch in nnserm alten Lager, weiß auch niemand
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LebeiuilMBcbrdbaiiKeii derer Schilling ron CSeaetett
188
wo es noch hingehen wird. Das gemeine Reden al cr heißet auf
Mannbeimb, da wir es fortificiren sollen. Eines muß ich dir
sjchreihen von dem Herrn Pi.storif?), wie er anp^elofFen; er hat bei
dem General angehalten, er möchte liiui eilauben, in den Saiier-
brunnen mit seiner Frau zu stehen, vsclclieR ihm ubgesclilagen
worden, mit Vermelden, daß mau die Ollizier bei dem Regiment
brauchte und nicht in dem Sauerbrunnen, hat er darauf wider
geantwortet, es werc ja nichts mehr zu thun, indem der Feind
weg, er also consequenter nichts nutz, worüber ihm der General
im Beisein aller hohen Generals für antwort geben: ich weiß gar
wohl, daß ihr nichts nutz seid, zu allem wo man euch hier
brauchen will; ist eine ziemliche Nasen gewesen, es hat Jeder-
mann, wer es gehört, treffhch darüber gelacht, der Herr Budolphi
ist dabei gewesen und hat zugehört, da er eben daniobl die Wacht
gehabt, als es in des Geueralieutuants Hochfürstl. Durchlaucht
(Karl Gustav von Baden-Durlach) Zeit geschehen, womit ich dazm
schließe und verbleibe etc.
P. 8. Bitte einen gehorsam sten Gruß an die Frau Mutter
und Louisa. (Es lebte damals jedenfall?! noch die Muttf r der Eva
Maria geb. v Tegernau, die Maria Magdalena geb. Leutrum von
Ertingen, deren Todesdatnm nicht feststeht.) Wann du auch
schon zu TuluDgen (wo die Faimiie ein Haus besaß), so bitte alle
hebe Frauenzimmer und sonsten gute Bekannte zu grüßen. Mein
Bruder (Wilhelm Ukich) befiehlt sich auch. Schicke mir meine
Schoßbarickhen wider und laß mir noch eine dergleiehüii machen,
aber hübscher, was der Kürschner kann. Don Megetzer trifft es
hinauszugehen 29 fl., wann die 6 ti. vor das Pferd abgezogen sind.
P. S. In diesem Augenblick bekomme ich auch den Brief
von Tegernau wie auch die barickhen. Wegen der Gevatterleut
stelle ich in dein Belieben (es ist nicht zu entscheiden, welches
seiner Kinder um diese Zeit zu taufen gewesen wäre, da ihm im
Jahr 1(395 keines geboren wurde), wen du droben nehmen willst^
die zu Stuttgart will ich selbsten bitten.
1695 August 24, Wiesloch.
Madame! Im Übrigen will ich keine Mühe sparen,
wann icii kann Erlaubnis zu dir bekommen; denn mein Herz
weiß ja wohl, daß ich gern zu dir komme, hab dir g^tem auch
geschrieben, hoffe du werdest es bekommen haben. Das durch
den Corporal an Hom(?) geschickt worden, habe ich nicht be-
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184 LebeoBbeacbieiboDgeii deirer Schilling von C^statt.
kommen, will es aber morgen, indem es schon Nacht ist, holen
lassen, da der Cor])oral. wie mir der Herr Obristwachtmeister he-
rieht, erst diese Nacht kommen wolle, bonsi bitte ich alles, was
im Stackheimschen Hause ist, zu grüßen. (Ein v. Stocklicimsches
Haus Will wühl auch in Tübingen. Diese Familie war mit der
Schillingsclien verwandt; ein Bruder Ludwigs von .Tauowitz,
dessen Gemahlin Katharina von Schilling war — Epitaph in
Owen u. T. — , Chrisüjph von Janowitz war mit Anna von
Stockheim verheiratet. Ferner war Ernst Ludwig von Leutrum,
ein Neffe der Maria Magdalena von Tegernau, Schwiegermutter
Ludwig Friedrichs von Schilling, 1685 vermählt mit Friedrike
Juliana von Stockheim und scheint auf dem nunmehr von
St. Andreeschen Gut Kreßbach bei Tübingen gewohnt zu haben.)
Ich bin auch nicht wohl mit dir zufrieden, daß du mir nicht
schreibst, wie es mit der Frau von Stockheim steht. Vergiß es
ja nicht mehr, womit ich schließe etc.
1696 August 27, Wiesloch.
Madamel Mit diesem komme ich nur mein Weible zu grtißen
und 8U fragen, wie du lebst; mir ist auch sehr leid, daß bis da-
her mein Versprechen nicht halten können. Es bat aber seine
gewisse Ursachen, so ich vor dieses mahl nicht melden will.
Weilen auch nun mehro die Emdt wird eingethan sein und das
ackhcrn angehen wird und ohnedem 4 Pferdt daroben, so kannst
dem Fischer befehleUp daß er das Fallen nicht mehr ansetzen soll,
sondern allezeit von den andern zu nehmen, damit es desto besser
wachsen kann. Der Herr Grüber hat sich noch nicht wieder ein-
gestellt, ist etwas wunderlich. Er wäre ;\iiklioh bei den Grena-
dieren vorgestellt; denn Ihro Durchlaucht der Herr General haben
selbst nach ihm gefragt; die Stell ist zwar noch nicht besetzt, ob
sie aber einem andern schon versprochen, in dem viel darum an-
gehalten, kann ich nicht wissen. Kann wohl zwischen zwei Stühlen
niedersitzen. Große Herren lassen sich nicht drutzen. Glaub, daß
er sich selbst den größten Bossen gethan. Schreib mir auch bald
wieder; dann ich jetzo immer in Sorgen stehe; diesen Brief hab
ich der Frau von Tegernau mitgeben. (Gemahlin Friedrich Wilhelms,
dee badischen Kammerjunkers und Forstmeisters zu Pforzheim,
wahrscheinlich eine gebome von Closen.) Weiß nichts w^ter zu
schreiben außer einen gehorsamen Befehl an die Frau Mutter und
das ganze Stockhcimsche Haus, womit ich grüße etc.
P. S. Der Louisa hfttt ich bald vergessen, grflß es auch.
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Lebeiubescbreibiuigtn derer Schilling Ton Canstatt
135
1695 September 9, Feldlager bi i Bruchsal.
Madame! Molden gehen wir auf Durlach und wie
man sa^t wird der Prinz Loni nuf etliche Zeit zu divertiren mit
UDserm Herzog auf die Hirschbrunst gehen. (Gemeint sind Mark-
graf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden und Herzog Eberhard
Ludwig von Württemberg, der mit Jnbnnna Ehsabeth von Baden-
Durlach vermählt war, der Tochter F riedrich Magnus'.) Da ich
dann wohl wie ich hoffe Erlaubnis auf etliche Tage bekommen
werde. Wie ich diese zwei Brief, einen durch Herrn von Tegernau
(siehe vorigen Brief!), den andern aber durch einen Studenten
bekommen, habe ich mir immer Hoffnung gemacht, es werde die
verlangte Post sein, aber allzeit nichts, hoffe ai^etSGO auf den
Henn Graber, der wird es xnitbnngen etc.
1695 September 18, Grötzingen.
Madame! Meines lieben Weibles angenehme Zeilen habe
von des Herrn Pistori Kerl zurecht erhalten, woraus so viel er-
sehen, daß meiri Kiml oIiTignufJip; auf mich und in denen Ge-
danken ist, aift ob es bluß au nur fehle, daß ich nicht lumiuf-
komme. Nun weißt du ja wohl, daß ich jederzeit so viel wie
möghch dabin geirachtet, bei dir zu sciu, duß es aber vor dies-
mal nicht gleich schicken will, ist Gott weiß meine Schuld nicht
dann man ehnder (eher) '/i Hauptlenteri erlauben wird von einem
Regiment da derselben 16, als mir indem ich Gotts allein und
auch keinen Obristleutnant habe. Werde aber sehen womöglich,
wann ich widerurab von meinem Commando koinra, welches drei
Tag wehren wird, in dem abgebrannten Staffort (1689), daß ich
komm. Glaub nicht dal.^ man mich alsdaim langer auiliiilten werde.
Lst mir wohl von Her/.en leid, daü jnein Kind so lange aufgehalten
wird. Muß ein andermal besser rechnen, welches ich, will's Gott,
diesen Winter lernen will. Bitte um einen schönen Gruß etc.
tm Oktober 2, ?
Madame! Ich wäre schon vor 5 Tagen bei dir droben, wann
die Comniission nicht geschickt worden von dem Creiß, sie mustern
sehr scharf, sein auch welche verklagt worden, die sich'a nicht
eingebildt haben, unter welchen auch Herr Hauptmann Pistori,
habe auch zu dem End an ihn gtächncben, daß er kommen
soll, da es sonst nicht gut abgeben dürfte i er ist auch von Ihio
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136
Lebeiubeachrei bangen derer SohüUng von CaostaU.
Durchlaucht dem Markgrafen citirt worden, aber noch nicht er-
schienen; er ist sehr ohngnädig auf ihn. Von unsern Quaiüren
kann ich dir noch nichts schreiben; dann man weiß noch nicht
wo sie sein werden. Ich werde auch nacli Ulm auf den Creißtag
gehen, um zu sehen, ob ich meine Gelder heraus bringen kann,
welches alleä so ich dir vor dismal zu berichten weiß etc.
1695 Oktober 16/26, Ulm.
Madame 1 Hier hast du Blüsch /u Ikschlag\iug der Kutschen,
wie aucli ein Stück Leinwand; ich kann die Sachen nicht wohl-
feiler bekommen als vor 3 ßutzen, sonst hätte ich melir geschickt.
Du fanler Schelm huitest mir wohl schreiben können, damit ich
aucli wüßte, wie ihr lebet, Sonst<3n hoffe ich, daß meine Sachen
wohl schicken sollen daim man mir aller Orten niclit nur allein
wegen meines Geldes, sondirn auch wegen der Obrietlieut-
nuntschurcbe gute Hoffnung macht. Dann wie uian glaubt,
solle der Ikiscliach diesmal durchdringen, hat es alsdann, wie ich
hoffe, mit mir schon seine Richtigkeit. (V^iellcicht Eberhard
Albrccht von Reischach und Reichenstein zu Ebertingen und Rieth,
General Ftldmarscball des Schwäbischen Kreises, übrister und
Obervogt von Vaihingen, f 1712.)
Wir folgen beiflglidi des Qrltoe'eohen En^es, deseeo Zeitr
abBcfanitt die Tovgeheiidea Briefe angehOreD, den AusflQhningen
im Badiflohen Müitftndnienacfa:
«Die Reidiearmee hat Mi hinter dem Neckar versammelt
Markgraf Ludwig von Baden (er war 1698 im April mit dem
Oberieommando über die KekliBannee am Rhein betraut worden)
orgreift wieder die Offensive und rückt über Sinsheim nach Langen-
brttdcen. Hier kommt es su einem lebhaften Avantgardengefedit
mit der firansOsisehen Armee, worauf letstere nach Bfannheim ab-
marschiert und dort über den Bhun geht.»
«Markgraf Ludwig bemfichtigt sich Mannheims und will dort
auf Imden Seiten dee Bhesns Befestigungen anlegen lassen, um
einen sichern Übergangspunkt fOr die Offensive jenseits des
Rheins su erhalten, wie ihn die Franzosen an Fhilippsburg für
das rechte Ufer haben. Aber die Kreiskassen erklären sich in-
solvent und die Befestigung unteibleibt»
«Am 80. Oktober 1697 wird (nachdem die Reicbsarmee noch
Bwei Jahre ohne nennenswerte Aktionen im Felde gestanden) der
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LebensbeachreibDiigen derer Schilling von Canstalt.
187
Friede zu Ryswik in Holland geschlossen.» (Badischer Mihtär-
Ahnanach, Jahrg. 1856, S. 38. 40.)
1G96 war Ludwig Friedrich von Schilling Mitglied beim
Ritterkanton Neckar-Schwarzwald geworden und war 1701 bei
dem g I:altenen Rittcrvicrtelstag zu Horb gegenwärtig, wo er die
Statuten wegen der Erbfolge adehger Töchter mitunterschrieb, auch
1700 und 1702 war er bei andern solchen Viertelstagen gegen-
wärtig. 1700 war er Oberstleutnant des Schwäbischen Kreises
geworden. 1701 begann der spanische Erbfoigekrieg. Die schwä-
bischen Krtistruj)pen unterstanden diesmal dem bewährten Ober-
befehl Markgraf Ludwigs von Baden und hatten den Oberrhein
m verteidigen. Mit dem Auftreten dieses tapfern und genialen
Feldherrn begann ein frischerer Zug durch die deutschen Untcr-
nehmuDgeu am Rhein zu wehen. Das von Markgraf Ludwig be-
lagerte Landau bildet 1702 zunächst den Angelpunkt der Opera-
tionen gegen die französischen Marschälle Catinat und Villars.
Am 10. September kapituliert die Festung; aber die ewig-schmach-
volle Parteinahme des Kurfürsten Max Emanuei von Bayern für
Frankreich und die durch ihn ausgeführte Überrumpelung der
Festung Ulm drängte den Markgrafen Ludwig, sich zwischen die
französischen Marschälle und die Bayern zuschieben. Bei Fried -
lingen* kam es zwischen ihm und den Franzosen am 14. Oktober
1702 zu einer, wenn auch für letztere siegreichen, strategisch je-
doch für den Markgrafen erfolgreichen Schlacht, in der es ihm
gelang, die Vereinigung der Bayern und Franzosen zu vereiteln.
Hervorragenden Anteil nahm Ludwig Friedrich schon in
der Nacht vom 12. — 13. Oktober am Kampfe, indem er mehrere
Rheinschiffe, welche mit französischen Truppen von Neubreisach
kamen, um Neuenburg am Rhein zu besetzen, in den Grund
schoß oder erbeutete: aber dann in der Schlacht bei Friedliugen
war er berufen, da.s Baden-Durlnchsche Regiment zu Fuß selbst
zu führen, an Stelle des am Tüllinger Berge gefallenen Obristen
Waldemar Moritz Freiherm von üagern, und zeichnete sich in der
Schlacht so sehr durch seine Taplerkcit aus (das Regiment
kämpfte auf der Höhe des Tüüinger Berges), daß der regierende
» Siebe auch: Friedlinpen un>I Ililtoliiifren ~ K. Tachamber — Lörrach
bei C. Polficr und Wecher, auch Die Sc-li lacht bei Friedlingen — (Icnoralmajor
Kagen von MUllur, Zeitschrift für die üeschichte des Oberrheins, N. F.,
BiL xvm, ].
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138 Lebenabescbreibnogen derer ScbiUiog fon Caastott
Markgraf Friedrich Magnus das Kegiment belobte und den acht-
jährigen Sohn des Oberstleutnant von Schilling (Wilhehn Friedrieb)
zum Fähnrich im Rcf!;imeDt seines Vaters ernannt«'.
So schien die Scharte von Durlach wieder ausgewetzt; aber
das Jahr 1703 sollte neues Unheil bringen. Der Kurfürst Max
Emanuel und Marschall Villars, obgleich persönlich entzweit,
stehen mit ihren alliierten Armeen an der Donau und am untern
Lech. Schon streifen kleinere Trui>[*enabteilungen des Mark-
grafen Ludwig dicht vor München und vom französischen Hofe
ergeht an den Kurfürsten die Weisung, sich mit dem Kaiser z\i
. verständigen «und der Armee des Marschall Villars freien Rück-
Eoarsch über den Rhein auszuwirken, als die iNiederlage des Feld-
marschall Grafen Styrum bei Höchstädt am 20. September
wieder alles verdirbtt.
«Feldraarschall Graf Styrum (zu dessen Detachement die
schwäbischen Kreistruppen gehören) ist vom Markgrafen Ludwig
wiederholt aufgefoidert worden, fnlweder etwas gegen den ihm
gegenüberstehenden Generalleutnant d'Usson zu unternehmen oder
die Donau zu iMissieren und zur Hauptarmee zu stoßen. Er
bricht endlich am 18. September aus dem Lager von Haunsheim
gegen Donauwörth auf» Was darauf geschah, schildert der
nachfolgende Brief.
Obrist Ludwig Friedrich Sohüling von Ganstatt an Markgraf
IViedrich MagnuB Ton Baden-IhirlAcfa.
Uikunde aus Kriegs* und Staatsachriften des Markgrafen Ladwig
Wilhelm von Baden über den spanischen Erbfolgekricg. Datum
Nördliogen, 32. September 1703. Herausgegeben von FEhm,
Ph. BOder v. Diersburg.
Ew. Hoch. l'\ii'bÜ. Durcliiauchl!
Lasse ich hiermit Unterthäintjst ohnverhnlten, daß wir den
Igten dieses mit ohngefähr l.oUDU Mann bei llaunssheimb auf-
gebroclien und durch lauter defilöes gegen Höclistett marschirt,
des Vnrlmbens Ihro Hf. D. Herrn Generalleutnant in deren In-
tention Luft zu machen, darauf dann sogleich der Feundt* so ftlnf
Stund von Höchstett gestanden seinen Marsch schleunig auf
Donauwörth genommen, in solcher Stille die Donau alidoitt passirt
> Franzosen unter Bayern and Taliard resp. Max Emänael.
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Iiebei)ab«flchreibDn|(«B derer Sdillling von Canetatt
189
aildi in aller Sehncll»^ mit 20000 Mann biß an unser Hauptquar-
tier linkhen Flügeis, von Lauingen nlxr recliten l'lügols mit
7000 Mann, umb Fnß auf den Rücken zu kommen, angerückt,
daß dareh die gern i^'^i' Nachricht wir dessen nicht kund gemacht
werden könnten Darauf sodann Ihro Exzellenz Herr General
Stimm da^ vorder Treffen genommen und den 7000 Mann ent-
gegenmarschirt, solche auch dermaßen feliciter geschlaf^en, daß
sie die Flucht nach Höchstett nehmen mußten und also wegen
des Morast.s, durch welchen sie fliehen mußten, viel von Ihnen
umbkamen, bis 10 Rittmeisters nebst andern Offiziers, sambt
150 Gemeinen fangen worden. Mit Unserem, dem hintern
Treöen aber weden solichem Gewalt zu resistireu, ohnmöglich
schien, haben wir Unsem Retraite durch, vor unterthanigst be-
sagte üetil^s genommen tiju'I) ein und anderer ausgehaltener
Salve, da wir von dem Feundt völlig umbringt gewesen, und uns
wieder durchgeschlagen, die Höhe gewamnen, daß wir, uachdeme
iinsre Rnvallerie (von welcher ziemliche RegimeTiter ihro devoir
sehr schlecht crcthan!) völlig in confusion gebracht worden und
sich allzeit retiriren müssen, v;ir wegen des Walds ülier eine
Viertelstunden von völ lieber Armee nicht verfolget worden, ist da-
hero wir mahlen zu einigem HaupttrefFen, dann die französische
Infatitric uns nicht attaquiren können, wir mahlen wegen schneller
Retirade schon alles confus bei Uns gemacht, daß wir also je-
dannoch umb Unsere völlige Artillerie Zelten und mehrere Ba-
gage gebracht worden; von dießseitig Iloclifürstlichem Regiment
sind über 172 Mann nicht zurück, so mau aber nicht alle ver-
lesen, sondern wegen großen Marsches und unertröglicher Hitze
noch zurückh oder gefangen blieben. Verwundet unter ander ist
Herr Lieutnant Heidentz, totgeschossen, der Lieutnant Besch aber
gefangen genommen. Was aber von völliger Armee blieben, kann
noch niemand wissen, werde aber mit gnädigster Erlaubniß trach-
ten, ehistens Unterthänigstrn Bericht davon erstatten zu können,
womit zu hoch fürstlichen Hulden und Gnaden mich gehorsamst
lekommandireD und mit allem Respekt verbleibe eto.
Ludwig Friedrich von Schilling seheiut den si)anischen Erb-
folgekrieg noch bis zum Ende mitgemacht zu haben. Er avan-
cierte ni)ch bis zum Generalquartiermeister deö Schwäbischen
Kreises, quittierte hierauf uud lebte dann auf seinem Gut zu
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140 I^beiuibeBchreibungen derer Schilling vou Canstatt.
r
Thalheiro.^ Während aeiner 42j&brig6n Dienstzeit war er niemals
verwundet worden.
Er hat 1694 den Kaufbrief mitanterschriehen, demzufolge
die Salzburg aus dem Besitz der Frau Anna Katerina Kameytzky
von lilstibors Wittib in den der Herzogin Magdalena Sibylla von
Württemberg Überging. 1708 besaß seine Familie Gefj&ile und
Rechte zu Genkingen und Wilmandingeu (OberamtsbeschreibuDg
RfiutÜDgen, S. 144). 1711 stellte er eine Generalvollmacht wegen
seines Prozesses mit der Reichsstadt Reutlingen aus, von seiner
Mutter heirührend, namens sämtlicher Interessenten, die er durch
semen Anwalt bei dem Kammergericht zu Wetzlar übeigeben ließ.
1715 und 1717 wurde er bei dem Kanton Neckar-Schwarzwald
zum Rechnungsdeputato ernannt und 6. Mai 1715 wurde er seiner
Schwester Maria Kunigunda vom Kaltenthal zum Kurator und
Beistand geeetat. Er starb den 5. Juni 1729 nachts halb 12 Uhr
zu Thalheim, wo er mit vielen Feierlichkeiten in die Familien-
gruft vor dem Taufistein eingesenkt wurde. (Siehe Tagebuch
Wilh. Friedriefaa 1729.) Georg Ludwig Sattler, Pfarrer zu Thal-
beim, hielt ihm die Leichenrede, worin er ihn einen tapfem Mann
nennt, aus uraltem Rittergeschlecht entsprossen und in hohe
Bitterorden aufgenommen. Eiuigc Zeit nachher hielt er ihm eine
Qedttchtnispredigt über den Spruch: Und ganz Juda und Jeru-
salem trugen Leid um Josia, und Jeremia klagte, und alle Sänger
und Sängerinnen redeten ihre Klagelieder bis auf den heutigen Tag.'
Seine Gemahlin Eva Maria von Tegernau war geboren 5. Ok-
tober 1670. Das rahmenlose Bild einer Frau in schwarzer Tracht,
welches Hubert v. Schilling besitzt, darf w^en unverkennbarer
Ahnhclikeit in den Augen mit dem Bilde Wilhelm Friedrichs,
ihres ersten Sohnes, als Porträt der Eva Bfaiia angesprochen
werden. Mit Eva Maria starb die Familie von Tegernau aus.
Sie hatte elf lebendige und zwei totgeborene Kinder, wovon
* Von 1708—1711 dauerten die Streitigkeiten zwiHchen der Gemeinde
Thalheim und Hem Obristleutnant als Besitzer des dortigen Schlößchens:
1. Vogen des Weidgan^, aal welchen der t. Schilling eovid eiuacblagea
ließ;
S. wegen der Beholiong Ar die von ScfaUlingw^e B^snsoDg sn Thalfaeim;
8., wegen der von der Gemeinde «osgeClbten fteien Pllrich;
4. we^'en do8 Zehnten ans Hanf- nnd Krantllndem mit dem Pfiumr vnd
d< r iiif inde.
' Der Teil des Ulatte« aus dem Thalhemier Toteubuche, auf welchem
Lndw. Friedrichs Tod vermerkt stehen üollte, ist entfernt worden.
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Lebemboichfeiboiigeii derer SehllUng von CtneUtt*
141
bei ihrem Tode noch zwei Söhne und drei Töchter am Leben
waren. Den 26. September 1726 stand sie bei der Geburt ihres
E^els Karl Friedrich zu Karlsruhe za Gevatter. Den 17. April
1733 erkrankte sie an einem hitzigen Fieber und Seitenstechen.
Sogleich wurde der Medikus Alezander Oammerarins, Doktor Me-
didnä und Professor Ordinarius von Tübingen berufen, wozu den
yierten Tag noch Heir Burlmd David Mauchart» Iieibmedikua
und Ptofessor Medicinä Ordinarius zu Tübingen beigezogen wurde.
Sie empfond wenig Schmerzen und behielt ihre Vmnnft bis auf
den letzten Augenblick und starb den S4. April 1733, vormittags
zwischen 10 und U Uhr, zu üialheiiii. Qetng Ludwig Sattler,
Ffiiner zu Thalheim, luelt auch ihr die Leichenpredigt, worin er
aagt: Sie war eine kluge und unermüdete Hausftau, eine liebreiche
und soigf<ige Mutter und Tag und Nacht für das Beste ihrer
Kinder besorgt. Sie war wohltätig gegen Arme und Kranke, hat
sie gespeist und getränkt und oft selbst besucht.
Ihr Vater war 1680 gestorben und wie im 1. Teil angeführt,
fidchtete sie mit ihrer Mutter Maria Magdalena von Leutrum
(zweiter Gtomahlin ihres Vaters) 1681, eines Franzoseneiniyifi
W0gen, nach Lindau. (Eis heißt im alten Familienbuch, sie sei
bald darauf Waise geworden. Ihre Mutter lebte jedoch noch 1701,
In welchem Jahre (Monat September] ihr Eva Maria die Geburt
ihres Sohnes Emst Friedrich anzeigte. Originalbrief im Archiv zu
Wettecsbach.)
Im apanischen Erbfolgekrieg, während der Operationen in
Bayern, flOcfatete sie abermals mit ihrer gesamten Familie nach
Ulm und war viele Jahre mit einem empfindlichen Nervenzustand
geplagt Sie wurde 26. April nachts um 9 Uhr in ansehnlicher
Versammlung zu Thalhdm beerdigt Ein VierteQahr nach ihrem
Tode hielt Ihr Fferrer Qeozg Ludwig Sattier den 26. Juli 1733
eine Qedächtnisrede nadi Fäahn 17, Vers 15.
Ober das Dorf Thalheim, d. h. die Besitzungen, welche Eva
Maria von Tegernau ihrem Gemsht in die Ehe mitbrachte, ver-
zeichnet die Obenuntsbeschreibung von Bottsnbnrg des Königl.
WOrtt. Statistiacfaea Landesamtes: «Markung Thalheun hatte zwei
Burgen. Die Burg der Schenken von Thalheim (15. Jahrii.) lag
in dem jetzigen Gras- und Baumgart»i, Parzelle 385, „Im Weiler**,
hinter Metzger Oänßle (sogen. Schlttflle], im Gewann Bndken, wo
der viereckige Wall- und Wassergraben noch der einzige sichtbare
Zeuge ist Im Anfang unseres Jahrhunderts wurde das Schloß
LebembetciiKlbiuigMi derer SchilUag von Oanstatt.
auf den Abbruch verkauft (alte Oberamtsbeschreibung, S. 204).
im Kieserschen Forstkarteuwerk von 1G83 (die Abbildung aus
diesem Werke befindet sich in der neuen Oberamtsbeschreibung
Rotten bürg, Ö. 549) findet man dasselbe noch abgebildet (auch
Fchcjnt nach diesem Bilde im Ort selbst noch eine Kapelle ire-
standen zu sein) bei der Kirche sind ebenfalls zwei Häuser ab-
gebildet. — Von Schloß Andeck sind noch sparsame Reste vor-
banden »
Nun ist aber im Lehenbrief über Thalheim für Wilhelm
Friedrich und Karl Friedrich Schilling von Canstatt d. d. Stutt-
gart 9. Mai 1736 (Gescblechtsbeschr. derer Schilling v. Canstatt)
von einer alten und neuen Schloßbehausuug zu Thalheim die
Kede. Wenn man darum die noch heute in Thalheira übliche
Bezeiolmung «Schlüßle» für das Gänßlesche Haus erwägt, so liegt
die Vermutung nahe, daß jenes Gebäude mitten im Ort, das für
eine Kapelle nn^esehen wird, vielmehr die eine der beiden Schloß-
behausungen vcjrstellen sollte, und vermutlich die ältere; das neue
Schloß stand, wie die Abbildung des Kieserschen Forstkarteii-
werkes darstellt, am Südende des Ortes und zwar an der Stelle
des heutigen, sogenannten «.Tägerhau8e8>. Ältere Leute in Thal-
heim erzähleu noch die Überlieferung aus den 182üer Jahren,
daß, nachdem che Güter der Familie von Schilling erst an die
GültUngen, dann an die Gemeinde veräußert worden waren, iu
dem Schlosse (am Jägerhaus) die Schule eingerichtet werden soUto
und darum ein Umbau nötig war. Während oder infolge dieses
Umbaues aber stürzte in der Nacht das Schloß in sich zusammen
und wurde dann ganz abgebrochen. Die geräumigen Keller unter
dem Jägerhaus sind an Ort und Stelle, wo das Schloß gestanden,
noch dessen einziger Rest. Einige Jahre später kam mit anderm
Baumaterial ein mit Skulpturen geschmücktes Portal nebst einer
Grabplatte, die im Hause angebracht worden, nach Mössingeu in
den Besitz des Schultlieiß Maier, eines geborenen Thalheimers,
an dessen Haus dasselbe noch heute zu sehen ist. Eis wäre nicht
ausgeschlossen, daß ein Wappenstein mit dem von Schilh'ngschen
und von Tegernauschen AlUanzwappen zu diesem Portal seiner-
zeit die Krönung abgegeben hat. Dieser Stein wurde etwa
30 Jahre lang durch einen Thalheimer Landwirt Rerapfer in
seinem Hause aufbewahrt^ gelangte dann in Besitz des dortigen
^ Wohl die alten Kloeteiigebäade.
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LebenAbeiebvailniiigMi dorer SdulUng von Canstatt. 14ft
Kanfnianus Schilling und wurde im September 1902 ak Kopfstück
■über einer Inschrifttafel, die :i!1ü in der Gruft begrabenen Glieder
der Familie von Schilling auilührt, in der Kirche zu Thalheim
durch Ernst von Schilling angebracht. Außer Lud^vig Friedrich
und Eva Maria liegen in der Kirche noch begraben: Eberhard
Ludwig, Karl Friedrich und seine Gemahlin Regina Luise, ge-
borene Bernerdin von Pernthum, Johann Heinrich (?), Augusta
Maria (deren Grabmal im Barockstil mit der Inschrift: Cressum
siste viator: Jacet hie pietas Consta ntia fides Augusta Maria Schil-
lin^n de Canstatt 1703 allein noch vorhanden gewesen) und
Eva Christina.
Ferner wurde September 1902 durch Herrn Pfarrer Strebel
in der Kirche eine Holzplatte der Täfelung an der Männerempore
von ihrem Ölanstrich gesäubert und damit ein Alhanzwappen
Wilhelm Friedrichs und der Freiin von Wangen aufgedeckt,
welches vermutlich von dieser letztern in die Ivirche gestiftet
worden, nachdem Wilhelm Friedrich 1743 gestorben war. Diese
Wappentafel ist anderswo in der Kirche angebracht, nachdem sie
durch Emst von Schilhng restauriert worden.
An der Brüstung der Männerompore ist neben andern auch
noch das Wappen Ludwig Friedrichs und der Eva Maria gemalt
und im Fußboden links neben dem Altar, vor den sogenannten
Bubenstühlen» einerseits und den «Schloßstühlen» anderseits
wurden die Buchstaben S. v. C. und darüber ein Kreuz ein-
gemeißelt, um damit die Stelle der von Schillingachen Graft zu
bezeichnen.
Außerdem befindet sich unter den Kirchengeräten ein schwarzes
Holzkästchen, an den Ecken mit Silber beschlagen und auf dem
Deckel mit einem silbernen Schildchen versehen, welches die Buch-
staben trägt L. F. S. V. C. — E. M. V. D. 1697. Es diente 2ur
Aof bewahrung des Abendmahlbrotes.
147. Anna Maria Margareta Schilling von Canstatt^ geboren
13. Juni 1653 zu Owen, lebte noch 1701 und wur^e von ihrem
Vater als ungehorsames Kind enterbt
14S. Phüipp V, Daniel Sehiäwg vm CamtaU war 1736 noch
bei der Mutter.
149. Jakobea Kunigunde SekOling von Canstatt.
160. Friedrich Karl Schilling von Canstatt wurde geboren den
30. August 1721 zu Wössingen und starb als holländischer HaupV
mann auf der See.
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144
Lebensbeichrtibiiiigni d«f«r Sdiilling m CtosUtt
151. Sophia Cordula SchüUng von CktnstaU, geboren 7. Juni
1719, starb vor 1723.
152. Georg Wühdm SckiUüig von Cansiaii, geboien 10. Aprii
1718, starb jung.
168. JdAann Kofi SehSBing von ümutaH, geboren 17. Mflrs
1714, starb den 28. Jnli 1714.
154. Sophia Eunigunda Charküe SekHUng vo» CanataU, ge-
boren den 13. Oktober 1712 zu Pforzheim, starb den 30. Mfln
1713 KU Wössingen.
155. Johann Georij SrltilUng von Canstatf, f^ehoven 23. Septem-
ber 1711 zu riurzheiiii. Er war Leutnant im K. iv. Alt-Württeni-
bergiächen lle(j;iment. Wm 1728 bis 1732 scheint er Badischer
lloijunker und Fähnrich gewesen zu sein. Von 1733 — 1736 war
er Leutnunt zu Karlsruhe und stund den 3. Okiuber 1735 zu
Durlach zu Gevatter bei einem Sohn Wilhelm l^icilncliß. Etwa
1737 scheint er in kaiserliche Dienste getreten sein.
166, Maria Margareta Schiüinff von CanstaU-, geboren den
20. August 1710 7Ai Pforzheim, starb den 2. Juli 17G6 zu Kirch-
iieim u. T. und wurde zu Owen begraben. Ihr erster Gemahl
war Wilhelm Gottfried Schilling von CanKfntt, Markgräflicb
Badischer Kammerjnnkcr, geboren lü. August 1703, gestorben
24. April 1735. Der zweite Gemahl war Friedrich Maximihau
von Liebenstein auf Icbenbausen, Eschenbach und Schlatt, ge-
boren 19. August 1710 zu Göppingen, vermählt 25. November 1738,
gestorben ItJ. August 17G4 zu Göppin^^en als Kaiserlicher Rat,
Wtirttemb. Geheimerat, Kurmainziscln r Kanuncrherr, Ritterrat
bei Kanton Kocher, Württem beim eher IlolgericiitsatibeBöor, Kitter
des Brandenburg-Bayreuthisciien Ordens.
157. JoJmnn Georg Friedrich Schilling von Canstatt, Kaiser-
lich-Königlicher Hauptmann im Pueblaschen, nachher Müffling-
schen Infanterie-Regiment, geboren 17. September 1709 zu Pforz-
lieim, gestorben 10. April 1763 zu Modern in Ungarn. Seine erste
Gemahlin war Dorothea Christina von Ballborn aus Franken, ge-
boren 27. Oktober 1733, vermählt 1752, f? Seine zweite Gemahlin
war die Schwester seiner ersten Frau Maria Juliane von Ballhom,
geboren 7. April 1719, welche noch 1805 zu Kirchheim unter Teck
als Witwe bei dem Stadtschreilier Bardiii daselbst lebte. Sie starb
September 1807. (Tap:cbueh des Oberforstmeisteis Karl Ludwig
von Schüliug in Mablberg.)
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LftlMmbeadiMibaBgaii darar SobiUlng von Canatott. 145
Nach eiuer Kaiigiiste des Pueblaischen Infnnterie-Rcgimciits
war Johann Georg vom 20. September 172^ Kadett, 1. März 1734
Fähnrich, 1. September 1739 Leutnant, 5. September 1745 Haupt-
mann und quittierte 31. März 17n7. (Nach Mitteilung des Obersten
W. V. Kenz aus einem Tagebuch der Familie vou Langen, Stuttgart.)
158. Johann Wilhelm Dirfnch Srhillitiff von Canstaff, württem-
bergiscber Kammerherr und Oberforstmeister zu Heidenbeim,
Dessen Geburt ist nicht bekannt (1700?). Er Ftnrb 16. Juni 1780.
1735 und 1743 war er Leutnant bei den württeiiibrrgischen Kreis-
iruppen, nnchher kam er zur Jägerei, war einige Zeit Forstmeister
in Blaubeuren, von ^vo aus er 1748 den Feierlichkeiten der Heim-
führung der Herzogin Elisabeth Friedrike Sophia von Württemberg
(geborenen Prinzessin von Bayreuth, 1756 getrennt e:ostorben 1780
in Bayn ntli) beiwohnte. 1749 kam er als Oberlorstmeister nach
Heidenheim und wohnte zu Schnaitheim bis zu seinem Tod. In
der dortigen Kirche befindet sich sein Grabmal. Seine Gemahlin
war Dorothea yon liebenstem, welche 19. Juli ildOf 77 Jahre
alt, starb.
In der Württembergischen Offizier-Stammiiste heißt S. 301
über ihn: Von Hohentwiel — Kreiü-Infantrie-Regt. Faiinricli anno
1728, Sous Leutuant 1. November 1731, pr. Leutnant 9. Februar
1734, ist ult. Septombre 1747 Forstmeister zu ßlaubeuren worden.
159. Willidni (iottfrird Schilling von Canstatt, Markgräflich
Badisclier Kammerherr, geboren 19. August 1703, gestorben
24. April 1735. Seine Gemahlin war Maria Margareta Schilling
von Tanstatt, geboren 20 August 1710 zu Pforzheim, gestorben
2. .Juli 1766 als Witwe Friedrich Maximilians von Jjibensteiu, ilires
zweiten Gemahls. Er hielt sich 1729—1731, vielleicht bis an
seinen Tod, in Karlsruhe auf.
160. Kunigunde Manjarda Scliillinff von Cansfatt^ geboren den
18. Januar 1098, venniihlte sich ungefähr 1718 und starb 25. .luni
1733, wurde 7,u Heilbronn in der Kirche St. Kilian an der --üd-
lichen Wand begraben. Die Aufschrift auf ihrem Grahuuil, einer
Bronzeplatte, lautet folgendormaßon : Hier ruhet in Gott die wei-
land Reichsfrei Hochwohlgeborene Frau Kuuigunda Margaretha
von Wöllwarth, geborene Schilling von Canstatt, geboren den
18. Januar 1698, gestorben den 125. Juni 1733. Ich liege und
schlafe in Frieden. Psalm 4, 9. Ihr Gemahl war Christoph Sig-
mund von Wöllwarth, Herr zu l..aubacli. Leinroden, Weiblingeii
und Berg, württembergisi her GreuadierbauptmaDD, geboren den
Pi« fkniiUe SdiUltDK von CmuUU. 10
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I
146 Lai wM bai oh ttilwumm dww SdiiUlag too Onttatt.
29. Au^st 1691, gestorben 25. Februar 1725. Er liegt zu Leiu-
xodeu begraben.
161, Eva Christina Schilling von Canstatt, geboren 17. Oktober
1706 zu Tübingen, starb 30. April 1708 zu Thalheim.
162. Maria Klementia Schiäing von CaftsUUt, geboren 8. Ok-
tober 1705 zu Tübingen.
168. Angmtn Maria Srhilling von Cansfatt, geboren deu
24. August (nach andern den 22. Oktober) 1703 zu Tübingen. Sie
war meist kränklich. Den 9. Juli 172() vermachte ihr im Testa-
ment Agnes Maria Rennerin von Almedingen, erste Gemahlin
Adolf Christophs von Schleppengrell, württemhorgischen Kamnier-
junkers und Forstmeisters zu Freudenstadt, einen diamantenen
Ring zum Andenken. Sie hielt sich 1729 — 17.^0 bei ihrem Bruder
Wilhelm Friedrich zu Karlsruhe auf, brauchte 1730 das Zeller
Bad, hatte 1732 eine harte Krankheit. Am 24. April 1733, als
ihre Mutter Eva Maria von Schilling, geborene von Tegernau,
starb, erkrankte sie abermals und starb (an Seitensteclien) am
1. Mai 1733 ledig zu Thalheim, woselbst sich neben der Kanzel
in der Nordmnuer der Kirche noch ihr Grabmal befindet. Sie
liegt in der dortigen Gruft begraben. Georg Ludwig Sattier,
Pfarrer zu Thalheim, hielt ihr die Leichenpredigt, worin er sagt:
O Augusta Maria, 9em{)€r bonos, nomenque tuum laudesque mane
bunt. Ninuii hin Holdselige zum letzten Dank mein Sehnen und
laß mich deimn Sarg zum Abschied noch betränen. Er sagt, sie
sei eine Augusta in jedem Betracht gewesen wegen ihrer vorzüg-
lichen Naturgaben, Erziehung, Verstand, gutem Herzen, LeutseUg-
keit und Wohltätigkeit gegen Arme. Sie sei sowohl von allen
iliren \'erwandten als auch von Vornehmen und Geringen gleich
hochgeachtet und geliebt worden. Den 2. August hielt ihr der-
selbe Pfarrer eine Gedächtuispredigt aus dem 73. FBalm, Vers 28,
welclien Text sie sich selbst gewählt hatte.
164. Emst Friedrich Schilling von CanslcUtt geboren 4. Sep-
tember 1701 zu Thalheim.
165, Johann Heinrich Schilling von Camtattj geboren 10. März
1700 zu Thalheim, starb 29. November 1700 und wurde 29. De-
zember zu Oschingen begraben. Etwa um jene Zeit wurden über
Thalheim auf der Alb die Schanzen gebaut. Seine £ltem waren
damals wohl auf der Flucht.
16(5. Dorothea Magdalena Schilling von CamtaUj geboren R. Feb-
ruar 1699 zu Tbalheim. 9. Juli 1726 vermachte ihr im Testa-
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LebenabeschreibungeD derer Schilling von Cinrtatt. 147
ment die Agnes Maria Rennerin von AlmendiDgen, erste Gemahlin
Adolf Christophs von Scbleppeugrell, württembergischen Kammer-
jnnkers und Forstmeisters zu I^^eodenstadt, zwei diamantene Ohr-
ringe zum Andenken. 8ie stand 24. Angnst 1727 su Karlsruhe
2U Gevatter hei einem Sohn ihres Brüden Wilhelm Friedrich,
hielt sieh teils in Thalheim, teils bei der Fma von Kaltenthal zn
Köngen bei Kirchheim, teils zu Tübingen auf und starb 21. Au*
gast 1762 zu Tübingen nnyermählt in dem von SchillingiBchen
Hause daselbst.
167. JToH HHedritih 8cMU4ng Vim Cant$att, Herr zu
Tbalheim, herzoglich wüittembetgischer Geheimrat, Obermaischall,
Obervogt zu Heidenheim, Bitter des wflrttembeigischea grollen
Jagdordens und des badisohen Ordens der Treue. Geboren den
10. April 1697. fir war zuerst Hohenzoliem-Hecbingenscfaer Stall*
meister, widmete äch nachher der Jägerei und trat In Badeii-Dor-
lacbsche Dienste, wo er 172Ö Jägermeister, 1729 und 1733 Hof-
jägermdster war. 1734, wfibxend des FflUzüch*Orleanisefaen Raub-
Icrieges, begleitete er den Herzog Karl Alezander ins Feld, wo ihn
sein Bruder Wilhelm Friedikh den 15. Juli 1734 von Karlsruhe
aus zu Wiesenthal auf dem linken Flügel der Kaiserlichen Armee
im Zelt besuchte, als die Franzosen Im Mftrz 1734 über den Bhem
gegangen waren und Kehl und Philippsburg belagerten. 25. Au-
gust 1734 stand er bei Heidelberg im l«ger. Vom 25. April bis
10. Mai 1725 wohnte er mit dem Herzog von Württemberg im
Schloß zu Bradbsal. Im Oktober bewohnte er In diesem Feldzuge
eines Krämers Haus am Tor(?) zu Heidelbeig, ob er aber eine
Militärchurgc bekleidete, ist nicht bekannt. Im Herbst 1785 zog
er nach Stuttgart und speiste den 25. Oktober und 5. November
1736 mit seinem Bruder, dem Baden Durlacbschen Obermarschall
Wilhelm Friedrich von Schilling, bei dem Herzog von Württem-
bet^g in seinem Schlafidmmer, bei welchem er 1737 ObermarachaU
wurde (kurz ehe der Herzog am 12. März dieses Jahres starb) und
sich im selben Jahre mit Kegiiia Louisa von Bemardin zum Pem-
thum, geboren 10. Juli 1718, veniiählte. Sie war eine Tante der
Franziska Theresia Bernardin zum Pernthurn, geboren 10. Januar
1748, die in erster Ehe mit Friedrich Wilhelm Leutrom von
Gertingen, in zweiter Ehe unter dem Namen Franziska Beichs-
gräfin von Hohenheim mit dem Herzog Karl Eugen zu Württem«
berg am 2. Februar 1786 vermählt war.
Regina Louise von Bernardin starb 1767 als Witwe zu Thal-
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148
LsiMiübtfldinibaDgin derer SdiiUing von Genstatt.
heim. Die Zeit ihrer Vermählung ist unsicher, aber den _'8. Juni
1737 war sie schon vennählt, den 5. November 1736 noch nicht.
Etwa 1 744 zog Karl Friedrich von Schilling mit seiner Familie
auf sein Gut Thalheiin bei Hechingen, welches er mit seinem ältesten
Brader gemeinschaftlich besaß. Nach pciiKs l^niders Tod (1743)
kaufte er 23. A|)ril 1746 die andere Hälfte des Gutes Thalheim
von der VormundscliJifi der Kinder seines Bruders für 14000 Gul-
den. Nach der Oberamtäbeschi-eibung (Rottcnbunr H ind II) «kam
vom Schloßgut Thalbeim 1768 ein Zehntel dureli Heirat an die
Herren von Gültlingen. 1830 wurd« das Jägerhaus (siehe unter
Ludwig Friedrich Nr. 146) um 820 Gulden an den Schultheißen
Zenneck wegverkauft^ 1838 das Ganze veräußert und die Kauf-
summe in ein Kammerlehen verwandelt, da^c dann 1841 den
Lehensleutcn i::eeignet wurde.» Die dicsbezügliclien Akten befinden
sich im Archiv zu Hohenwettersbach.
1748 war Karl Friedrich von Schilling dem Württembergischen
Dienerbuch zufolge auch Obervogt zu Heidenheim geworden und
erschien 12. Oktober 1748 V»ei den Heimführungssolemnitäten der
Herzogin EUsabeth Friedrike Sophia von Württemberg in Stuttgart
(siehe unter Nr. 158). Er starb den 8. Juli 1754 auf seinem Gut
zu Thalheim und wurdi- den 12. Juli daselbst in der Gruft der
Kirche begraben. (Thalheimer Kirchenbuch.)
168. Maria Johanv, Schilling ran CanstaU, geboren den
28. Oktober 1696. Den U. Juli 1726 vennachte ihr Agnes Maria
von Schleppengrell, geborene Rennerin von Almedingen, erste
Gemahlin Adolf Christophs von Schleppengrell, württembergischen
Kammerjunkers und Forstmeisters zu Freudenstadt, in ihrem
Testament ein goldenes Kreuz mit Diamanten besetzt. Von 1726
bis 1741 hielt sie sich bei ihrem Bruder, dem Hofmarscball Wil-
helm Fried ri eil, in Karlsruhe auf» in welcher Zeit sie bei allen
Kindern, die diesem geboren wurden, zu Gevatter stand. Dann
zog sie nach Tübingen in das von Schillin{:rsehe Haus, woselbst
sie mit ihrer Schwester Dorothea Magdalena bis an ihren Tod
lebte und öfters nach Tbalheim kam. Sie starb den 23. Novem-
ber 1763 zu Tübingen uuvermählt.
Leider ist bis jetzt noch nicht ausßndig zu machen, wo in
Tübingen das von Schillingsche Haus gestanden hat. Ethiard von
Schilling (Nr. 2.39), der in der Liislnniier Straße ein solches noch
in den 70 er .Jahren besaß, soll über den Platz des alten von
Schilliugschen Hauses unterrichtet gewesen sein.
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Lebenibeschreibtuigeii derer Scbüliog von Ca&statt.
149
Die Familien von Stocklieim und von Ltfutrum sollen eben-
falls Häuser in Tübingen besessen liaben.
Das Versteigerungsprotokoll der Hinterlassenschaft d^r Maua
Johanna ist noch zu Wettersbacli, ünthält jedoch keine Orts-
bestimmung jenes Hauses.
169. WUlielm Friedrich (auch Friedrich Wilhelm, beide
Namensfolgen kommen in amtlichen Schriftstücken vor) Schilling
von Canstatt, Herr zu Hohenvvetlersbach, Wangen. Schl itl liof
und Thalheim, .Markgräflich Baden-Durlachischer Geheiinrat mid
Staatsrat, Obermarschall und ()})ervogt der Städte und Ämter
Karlsruhe, Mühllmrg, Ciraben und Staflbrt, Ritter des württem-
bergischen großen Jagdordens und des badischen Ordens der
Treue, Mitglied des ritterschulilichen Kantons Neckar-Scliwaizwald.
Er wurde nach mehreren Naciiricliten geboren den 3. Sep-
tember 1694 isu Tübingen; uach dem Tübinger Kirchenbuch aber
den 4. September lß95. Er vermählt« sich Ib. Septend^er 1725
und starh J I.Januar 174H, morgens '/22 Uhr zu Karlsrulic. wo
er neben dem Markgrafen Karl Willielm von Baden unter dem
Altar der ehemaligen an Stelle der l'yramide gestandenen Stadt-
kirciie begraben wurde. (Siehe: Geschichte der Stadt Karlsruhe,
Friedrich von Weech.)
Als die Karlsruher Stadtkirclie abgel)rochen wurde und die
daselbst Begiabiuea ausgescliailL werden mußten, wurde der
Obermarschall von Schilhng, dessen Gebeine und sei<lenes Toten
kleid ganz unversehrt waren, den 12. Juni l.Si)7 miL Sorgfalt
herausgenommen, in einen neueu Sarg gelegt, durch acht Mann
bei Nacht mit Pl imbeau nach Wettersbach getragen und daselbst
in der Familiei.^nift l eigesetzt. Zu ilim wurde hineingelegt die
Asche des Maximilian l Irich und der Wilhelmine Aueusta Doro-
thea, seiner beiden Kinder. Aul den drei Glocken der alten
Stadtkirche, von denen (>ine später tuu h Abbruch der Kirche in
der 1780 erbauten Mühlburger Kirche untergebracht ward, fand
sich sein Xauu , da sie unter seiner Leitung angeschaflt wurden.
Seine Tagebücher befinden sich noch in Besitz des Haupt-
manns Hubert von Schilling in Karlsruhe. Sie beginnei, 172U
und reichen bis 1741, entiuilun indessen wenig Denkwürdiges.
Seine Gteinahlin war Karuhne Louise von Wangen, Tochter
des Markgrafen Kurl Wilhelm von Baden-Durlach und der Freiin
Eberh:udi[ia f^ouise von Massenbach, welche durch Hofprediger
HüUie uui die linke Uand mit dem Markgrafen getraut wurden
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150
Lebenabeschreibangeo derer SchilUag von Canstatt.
war. 1^6 war geboran den 26. Mai 1710 und starb, wie das dor>
tige EirobenbQch bestfttigt, an ihrem Geburtstage des Jahres 1758
zu Feldberg im badlschen Oberland, woselbst sie begraben wnrde.
(Krais L5naeh, Ami MUllbeim i. B.)
Nach der Schlacht bei Hüningen (d. h. Friedlmgen) 14. Ok-
tober 1702, wo sich sein Vater Ludwig Friedrich ausgSMiohnet
(8. Nr. 146), wuide Wilhelm Friedrich vom Markgrafen Friedrich
Magnus von Baden-Durladi in seinem achten Jahr im Grenadier-
regiment lu Fuß, das san Vater befehligte, nun Ffthnrich er-
nannt, widmete sich zunädist aber noch den Studien auf der
Univecsitftt TQbmgen. Später trat er in Markgrftflich Baden*
Durlachisdie Dienste und begleitete den damaligen Erbprinzen,
dem er den Tagebüchern sufiolge sehr nahe gestanden su haben
scheint (Tagebudi 1729), anf Reisen, 1718 nach Paris. 2. Oktober
1719, ak er sich mit dem Erbprinzen zu Paris aufhielt, wurde er
zum Kammerjunker ernannt. 1721 wurde er Wirklicher Geheimer
Hofrat mit Sitz und Stimme zu Karlsruhe imd 670 Gulden
11 Kreuzer Gage (s. Wetteisbacher Ardhir). 17di wurde er mit
Vorbehalt der Hoftatscharge mit Gibt und Stimme im Hofraia*
kollegio nebet Malties-Raug Obervogt zu Karlsruhe, Mühlburg,
Graben, StafTorL 14. September 1725 wurde er Obermarscball
mit freier (non invit^ Tafel bei "Eoi und eriiidt yom Markgrafen
Kail Wilhelm von Baden<Durlacfa dessen und der F^eiin von
Maesenbaob, Tochter Beinholds und Helene Ton Neiperg, Tochter
zur Ehe, welche ihm die Güter Hohenwettersbach und Wangen
(d.h. Sdilatthof im Mooswald bei Freibui;^^ zubrachte. Als er
sich fOr diese Gnade bedankte, umarmte ihn der Markgraf und
sagte: Mon eher Schilling, c'est k vous seul que j'ai r^rv^ oette
graee, et je vous montreroi ce qu'un Margrave de Bade peut £fiire
pour un homme qu'ü aime et estime comme yous.
Häufig war er auch am Hofe des Markgrafen Ludwig Georg
Simbert, des Sohnes des cTürkenlouis» zu Baden-Baden und auf
Schloß Favorite. Ludwig Friedrich von Schilling, der General,
schont ebenffdls bei seinem fürstlichen Kriegsgefldirten gern ge-
sehener Gast gewesen zu sein. In der Küche auf Schloß Favorite
weiden noch geschliffene Pokale mit den Namen Ludwig Friedrichs
und seines Sohnes Wilhelm Friedrich auf bewfdirt, die als weitere
Verzierung noch das Bild des Fidelitasordens eingeschliffen tragen.
Die Karlsruher Stadtrechnuiig enthält auf Seite 15 folgenden
Eintrag: cAls S. Gnaden Herr Obermarscball und Obervogt Schil-
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Lebensbeschreibimgen derer Schilling von CSanateti
151
ÜDg von Canstatt Anno 1725 vermählet, hat man von Seiten
hiesiger Stadt gleich denen Amtsflecken deuis« ll en ein Präsent.
80 in einem silbernen vergoldeten Becher {Gewicht 26^2 Lot) be-
standen, gemacht, wovon an den Goldarbeiter Schwartz 37 Gulden
25 Kr. bezahlt wurden. Auf dem Becher war der von Schüiingsche
Wappen gestochen.»
1729 erbte er von seinem Vater die Hälfte des Kittergutps
Thalheim und besuchte September 1729 seinen Onkel, den Ober
forstmeister Johann W. von Schilhng zu Schnaitheim. 17. Dezember
172y wurde in der Stadtkirche zu Karlsruhe eine seinen Namen
tragende Glocke aufgehängt. 30. Dezember 1734 erhielt er den
württembergischen St. Hubertusorden. 1735 und 1736 wohnte er
wegen des Einfalles der Franzosen zu Durlach. Der Markgraf war
mit dem Prinzen Karl August nach Basel geflohen. Wilhelm
Friedrich von Schilling verbheb mit dem übrigen Hofe während
der Abwesenheit des Markgrafen in der alten Residenz Durlach, wo
noch die Staatsbehörden sich befanden. In Durlach besaß seine (io-
mahlin Karoline Louise ein Haus, das jetzige Amtshaus, welches
der MaikL^ral Karl Wilhelm etwa nach 1712 von einem Herrn
von Traubuitz gekauft hatte. Dieses gab der Markgraf der Freiin
Louise von Wangen, seiner Tochter, gegen dasjenige, welches die-
selbe vor dem Blunientor birfessen hatte. Wilhelm Friedrich wird
also wohl 1736 im erstgenannten Hause, dem jetzigen Amtshause,
gewohnt haben (siehe Geschichte der Stadt Durlach von Prof.
Karl Gustav Fecht, Seite H63). 28. Juni 1736 kam er wieder
nach Karlsruhe* zurück und 3. Juli kuni der Markgraf wieder
von Basel zmück. Den 6. Juli 1738 wohnte er der feierlichen
Beisetzung des Markgrafen Karl Wilhelm \ u Baden bei, und
von 1738 an war er Mitglied des iandesobervornnindschaftlichen
Koliegii, welches sich einige Verdienste far das l^aud erwarb.
7. März 1741 stand er nebst seiner Frau zu Stuttgart zu Gevatter
bei der Taufe der Tochter Augusta Henriette seines Bruders Karl
Friedrich. Er wurde zu mehreren G^andtsehaften besonders nach
Stuttgart gebraucht und war mit mehreren fürstlichen Häusern,
vorzüglich mit dem HohenzoUern-Hechinginschen in fortwährendem
Briefwechsel, wovon die Antworten in den verbindlichsten Aus-
drücken noch vorhanden sind.
• In Kftr'Hriihe wohnte er in «IpiDjpnip'^n Tri' r]pp I^nlais Pririf. Wilhfitn.
daa der Rheinischen Kreditbank gepenüher geiegi n Pt. D«r vordere ge^en
d$ui Schloß gelegene Teil gehörte der iaaüiie von i'aim.
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15iS L«b«iiibeMhreibangeii derer Schilling von Ganstetl.
Er hatte in Kriegsaeiten mancherlei Verkehr mit französi*
seilen und kaiserhchen Geoeralen. Dabei war er ein großer Jagd-
hebhaber, ein echter Hofraann nach damaliger Art und ein Behr
tätiger erfahrener (Jeschäftsmann und Beamter. Bei verschiedenen
Höfen, besonders am badischen, württerabergischen und Hoiien-
zoUern-Hechinginschen war er sehr beliebt. Seine Tagebucher be-
finden sich noch in Besitz des Artilleriehauptmanns Hubert von
Schilling. Über seine Persönlichkeit oder seine Erscheinung hat
sich wenig Verbürgtes erhalten. Das ihn darstellende Bild zu
Hohen wettere ha eil kann nicht zu seinen Lebzeiten gemalt sein,
ebensowenig dasjenige seiner Gemahlin. Ein giitep altes Bild be-
findet sich im Besitz des Hauptmanns Hubert von Schilling.
Der Verfasser des alten Familienbuches schweigt über die fer-
neren Schicksale der Witwe Wilhelm Friedrichs von Schilling. Die
Wiedergabe dessen, was aus den im Archiv aufbewahrten Vergleichs-
proiokoilen zwischen ihr und der Vommndi^chaft ihrer Kinder,
sowie aus ihren und ihres zweiten Mannes Briefen hervorgeht,
schließt das liecht des Vorwurfs gegen diese Frau aus, obw^ohl dio
Tatsachen mehrfach gegen sie sprechen. Es liat nämlich den An-
schein, als hätte sie schon längere Bezieiuingen zu dem in Feld-
kirch bei Lörrach, also in der Nachbarschaft ihrer Oberländer
Güter angestellten Pfarrer Friedrich Christoph Wenkebacli unter-
halten, der die beiden ältesten Söhne eine Zeitlang in Kost hatte
und unterrichtete. Man muß bedenken, welcher Zeit Kind Karoline
Tvonise von Wangen gewesen und wie höchst wahrscheinlich nach
dem Tode ihres Gemahls Klatsch und Mißgunst, mir auf den
Makel ihrer Geburt hinzuweisen brauchten, um ihr das Dasein
in Karlsnihe unerträglich zu machen. Die Vormundschaft ihrer
Kinder vertrat der Kammerrat von Köseritz; ihr eigener Rechts-
beistaiid war der badische Advokatus Christian Breßand. Ihren
Ehekontrakt, ausgefertigt und sanktioniert durch ihren Vater, den
Markgrafen Karl Wilhelm, stieß flessen Nachfolger, der Markgraf
Karl Friedrich, um, damit die Güter Wettersbach und Wangen
der von Schillingschen Familie ungeteilt erhalten blieben, nachdem
die Witwe erklärt hatte, mit dem obengenannten Pfarrer Wenke-
bach zur zweiten Ehe .schreiten zu wollen. Wiederholt wird in
Frolokollen, welche die beiderseitigen Kechte der Mutter gegenüber
ihren Kindern und umgekehrt darlegen, zur eiligen Erledigung
dieser traurigen Angelegenheit gernahnt, da die Witw'e fil /urcisen
verlange. Am 2. März 1747 verließ sie Karlsruhe und ihre
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LelMnahMdamibongen derer Schilling tod Ouistett ISS
sieben Kinder. 400 Gnldcn jährlich sollten ihr an? den Re-
venuen der Güter Wangen und Schlatt ausgezahlt werden,
3000 Gulden hatte sie zur Hand, aber bctnichtliche Schulden, z. B.
an den Ritterschaftsknnton, mußte sie zuvor hcgleichen. Kinder,
die sie etwa in zweiter Ehe noch zu erwarloii hntte, durften auf
Wetterjjhach und Wangen nach des Markgrafen Willen keine
Ansprüche erheben. 10. "M?irz 1747 vermnhlte sie sich zu Fcld-
berg mit dem Pfarrer Wenkebach' und aus ihren eigenen und
ihres zweiten Gatten Aufzeicluiungen in den dortigen Kirchrn-
büchern geht hervor, wie diese Fürstentochter daselbet manch-
mal mit Nahrungssorgen zu kämpfen hatte. «Sie muß ihrem
zweiten Gemahl eine liebevolle, wirkliehe Gehilfin gewesen sein,
die auch in (üe kleinlichen Verhältnisse einer damaligen Pfarre sich
gut hineingefunden hat.» Sie whreibt einmal: «Ks tallt meinem
Mann und mir alle Tage mehr beschwerhch, alle Jahre vor
mehreres Frucht zum lieben täglichen Brot (zu kaufen) als die
Geldbesoldung betraget ^ Dazu wurden ihr durch den dortigen
Gutspächter Obermüller die Revenuen von Schlatt und
Wangen vorGuthalten (das Gut war nicht einmal kataptrisiert,
so daß es der Willkür des Pächters überlaspen war, den Zins hoch
oder nieder zu stellen), weswegen sie sich 1749 selbst und bald
darauf auch ihr Mann in einem Bittgesuche um Hülfe in solcher
Not au den Kniiimerrat Breßand wenden mußte. Diese Frau muß
schwere tiefiniicrliche Gründe gehabt haben, sich völlig aus den
alten Karlsruher Verhältnissen loszulösen, in denen sie sich, wie
oben schon gesagt, unglücklich fühlen mußte. Ein Hinweis auf
solche Annahme bedeutet vielleicht die Tatsache, daß, obwohl sie
ein Wappen hatte {durch gf>ldeneu Querbalken in eine weiße
obere Hälfte und blaue untere Hälfte geteilter Schild, im weißen
Feld die rote Rose), sie immor nur mit ihrem Monogramni 'iiec^elte.
Endlich spricht auch sicher der in ihrer Zeit trotz aller h'nvi »lititt
sehr ausgesprochene pietistischc Zug mit, als sie ihre zweite Ehe
mit dem Pfarrer Weukobach einging.
Wer ihr Zeitalter studiert, wird sie beklagen, nicht verur-
teilen. Über Wilhelm Friedricli von Scliilling waren dem Großh.
General-Landesarchiv, sowie dem Familienarchiv zu Wetterebach
noch einige nachstehende Notizen zu entnehmen:
' Kinder von ihr aus zweiter Ehe traten in badischcn Militär^ und 3t-
«mtenatand (Tagebadi Kmtl Ludwig» ond t. Geatamcbe Briefe).
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154 Lebentbeschreibungen derer Schilling von C'anatatt.
Brief vom 17. M&rz 1723 des W. F. SdiilliDg In Kaikrahe
ao seinen Vater Ludwig PViedridi in Thalbeim: .... Geetera
haben wir die Naofaricfat erhalten, daß des Heim Liandgrafen m
Dannstadt HochfürstL Durcblaacht mit nfichsten auhero kommen
werden, sie sind schon längstens Ihro Durcfalauebt meinem Herrn
eine Visitte schuldig. Ihro Durchlaucht Hen Markgraf CSiristof
liegen seid ein^^ Tagen zu Bette und sagen die Herrn Doktoree,
daß sie an einem Sohwindfieber laborieren und schwerlich auf-
kommen weiden ....
.... Duo Durchlaucht, mein Herr haben abermalen einen
neuen Laboranten bekommen, welcher die Kunst Gold zu machen,
besitzen solle. Gott gebe, daß solches wahr enge so werden viele
ehrliche Leute davon profitieren. Es könnte uns allen nichts
schaden.
Im wdtem folgen: die Wangeaschen Ehepakten, drei Attestate
über die StiftsmäOigkeit der Familie, der Lehenbrief über das Gut
Thalheim, ein Veigleich wegen der Verlassenschaft jLudwig Frie-
drichs und der Verkaufskontrakt über das Lehengut Tbalhehn, zu-
letzt einiges Geschichtliche über Hohenwettersbach.
Ehepakten Wilhelm Friedrichs Schilling von Canstatt
mit EaroUne Luise von Wangen.
d. d. 15. Dezember 1725.
Im Namen der allerheiligsten Dieifaltagkeit! Zu wissen, ab-
sondeilich, denen daran gelegen und solches zu wissen vonnOtben
ist. Nachdem der Durchlauchtigste Fürst und Herr, Herr Karl
Markgraf zu Baden und Hoehbeig, Landgraf zu Sausenbeig, Graf
zu S|)onheim und Ebeistein, Herr zu Röteln, Badenweiler, Lahr
und Mahlberg, etc. Durch göttliche Sehickung und auf unter-
thflniges und geziemendes Ansuchen und Bitten des Wohlgeboh-
renen Herrai Ludwig Friedrich Schilling von Oänstatt des Löb*
liehen Schwäbischen Kreises wohlbestellten GeneralwachtmeisterB,
vne nicht weniger desselben Henm Sohns des Woh^borsn Herrn
Wilhelm Friedrich Schilling von Canstatt Ihro HochfQrstlichen
DuieUaudit Hofimts und Obervogt der Ämter Kariaruhe, Mülil-
huzg, Graben und Staffbrt, derö mit der Wf^ilgebohmen Frauen
Bberhardinn Louise von Wangen, geborener von Blassenbaoh er-
zeugte Tochter die Wohlgebohiene Frftulein Karolinam Louisam
vcm Wangen und Wettersbach zu Bezeugung Ihieo denen Heiren
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LebeMbeacbreibangen derer 6chüüi)g von Canstatl 1S6
Schilling von Canstatt zu tragenden und gnädigsten Zuneigung
jetzt wohl^^edachten Herren Hofrath und Obervotrtcn \\ illielm
Friedrich Schilling von Canstatt zur künftigen Gcnialiliii dergestalt
gnädigst versprochen und versichern wollten, daß diese Ehe nach
Cbrifitlicheni Gebrauch und Ordnung durch Priesterlichc Coppu-
lation bestätigt luni durcli diis Eheliche Beylager vollzogen werden
Bolle; so ist zuvurderst folgende Eheberednng getrofifen und selbige
hierinnen von Punkten zu Punkten begriffen worden; Als:
Erstens. Es verspricht Herr Hofrath Wiliielm Friedrich
Schiiiing von Canstatt mit Genehmhaltung und vollkorntnener
Bewilligung seines Herrn Vatters bei Adelichen Treuen und w.ihren
Worten auch wie es in geii^tlichen und weltlichen Rechten ver-
ordnet und gesetzt ist, Fräulein Carolinam Luisam von Wangen
und Wettersbach zu seiner ehelichen Gemahlin zu nelniien, der-
selben nach der vorerwähnterniasen geschehenen priest^rlichen
Copulatioo und Beylager Zeitlebens alle Elieliche Liebe, Treue
und Vorsorge zu erweisen, auch sich jederzeit und in allen Zu-
fällen und Begebenheiten gegen sie dergestalt zu bezeugen, wie
es Christhchen Eheleuten Ihres Adelichen Standes zukommt, wohl
anstehet und gebühret; Welche Eheliche Zusage und Verheisung
auch von Ihr Fräulein Carolina Luiea von Wangen und Wetters-
bach an Ihn Herrn Hofrath Schilling von Canstatt geschehen ist.
Zweitens. Solchem nach wollen Höchstermelde Ihro Hoch-
fürstl. Durchlaucht Herr Markgraf Karl zu Baden und Hocliberg
der Fräulein Carolina Luisa von Waugeu und liuhenwettersbach
zu und anstatt eines rechten Heirathsguts constituiren und Ihr
und Ihren ehelichen Kindern und Descendenten als ein Weiber-
und Kunkel-Lehen auftragen die beyde Adelicho Güter Wangen
und Hohenwettersbach (welche Ihro Hochfürstl. Durchlaucht vor-
mahls als Erbprinz aus dero eygenen Geldern von denen adelichen
Besitzern und Innhaljern erkauft und zu dem Fürstentum der
Markgrafschaft Baden nicht gehört haben) mit allen deren Zuge-
hörungen Recht und Gerechtigkeiten wie sie in denen darüber
verfertigten Beschreibungen und Inventariis al)Soudcrlich dem
darüber ertheilten Lehen brief enthalten sind jedoch mit Aus
nahm und Vorbehalt der Hohen Landesfürstlichen Obrigkeit in
Geist- und Weltlichen Dingen und der Criuiinal-Jurisdirektiou und
solches zwar in allen Denjenigen Fällen, welche in dem Fürst-
lichen Landrecht der Markgrafscbaft Baden darunter benannt und
begriöen sind als deren Untersuchung ii^rkanntnuß Verurtheiiung
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150
Lebenabeschreibongen derer Scbilliog von Custatt.
uud Bestraluii^ alleiu ihro Hochfürstl. Durdil. dero Fürntl. Erben
und Naclikommen als rcpieronden Herren Markgrafcn zu Baden-
Durlach zuilchct und ausdrücklich vorbehalten bleibet. Also und
dergestalt, daß der Herr Hofrath von Schilling als künftiger Ehe-
geniahl der Fräulein Carolina Luisa von Wangen und Wettersbach
und ihre aus dieser Ehe erzielende Erben und Na(;hkommen,
welche diese beiden Güter samrat dem Haus und Garten zu
Carls ruhe (jetziges Stall- und Dienerschaflsgebäude des Pallais
Priti/ Wilhelm) und denen übrigen Zugehörungen und Einbringen
nach Jer Vorschrift und dem Inhalt gegenwärtiger Heiratsver-
Rchreibung inn- und zu genießen haben werden auf selbigen
Gütern in allen vorfallenden Dingen den Gerichtszwang ohn Ein-
trag haben uud exiiLiren jedoch nacli der Anweisung des Fürst-
lichen Landrechts spreclico und urteilen, auch keine Ani»elation
an Ihro Hochfürstlichen Durchlaucht und die regierenden Herrn
Markgialeu zu ßaden und Hochberg davon ehe statt haben, als
bis die Summ sich für Fünfzig Gulden Landswährung (Streitwert)
Ulaufet alsdann aber S(jlche an Ihro Hochfürstl. Durchl. dero
fürstliche Erben uiul Nachkommen gültig sein und angenommen
werden. Aneben ist er Herr v^on Schilling seine künftige Frau
Gemalilin Caroline Louise vou Wunden und Wettersbach uud ihrer
beider ehelicher Erben dieser beider Güter halben weder vor sich
noch die Ihrige dem Ol ri^:keitlichen Gewalt und Jurisdiktion der
Hochfürstlichen Ober- und (l]nter)beamten keineswegs unterworfen,
sondern alle nöthige Verordnungen entweder von Ihro Hochfürst-
lichen Durchlaucht dero Fürst!. Erben und Nachkuinmen regirendcu
Markgrafen selbsten oder deroselben Stadthalter, Präsidenten, Hof-
richter, Kanzler und Geheimdenraüjen t iwarten solle.
Drittens haben Ihro Hochfürstl. Duidilaucbt dem Herrn von
Schilling und dessen von Fräulein Carolina Louisa von Wangen
und Wetterbbach herkommenden ehelichen Erben und Nach-
kommen auf denen zu diesen beiden adelichen (Gütern Wangen
und Wettersbach gehörigen Gemarkungen folgende Jagden gnädigst
gestattet und soll es damit laut des darüber ausgestellten Lehen-
briefs nachgeschriebenermaßen gehalten werden.
Nämlich auf Hohen wett^rsbacher Gemarkung solle Herr von
Schilling und seine von Fräulein CanJuia Louisa herstammende
eheliche Erben und Nachkommen das kleine Waydwerk (mit Aus-
8<liii (Mjng der hohen Jagd gerech tigkeit, welche Ihro Hochftirstl.
Durchlaucht vor sich und dero Fürstliche Erben uud Nachkom-
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Lebannbeicbreibaiigaa duet Sdiilling Ton OAnfttttt. 157
men gänzlich aus und yorbebalten haben) jedoch er und dieselben
nur för ihre Personen allein genießen und gebrauchen und solches
nicht wdteis extendiren dörfen, und durch andere exerciren lassen
oder es selbigen gestatten und werden unter solchem kleinen
Waydwerk und der niedern Jagd verstanden und weiter nichts
begriffen : «als Rehe, Füchse, Dächse, Katzen, Marder, Iltis, Haasen,
Haselhühner, Rebhüliner und das übrige kleine Federwildbrett.
Dabey Ihio Hochfürstl. Durchl. dero Fürstlichen Erben und
Nachkommen JAgem und Forstbedienten allerdings erlaubt sein
und beistehen solle selbige Felder zu besuchen, ohne daß Ihnen
darinn von dem Herren von Schilling und dessen ehelichen Nach-
kommen einige Hindemiß und Verbott gesdieheu könne und wolle.
Viertens. Hiergegen haben Ihro Hoclifürstliche Durclilaucht
itir sieb und dero Fürstliche £rbeu und Nachkommen dem Herrn
von Schilling und dessen von Fräulein Carolina Louisa von
Wangen und Wettersbaeh erlangenden eheHchen Posterität -das
völlige grofle und kleine Jagen auf denen Gemarkungen und
B&nnen Wangen, Thiengen und Mengen zur Herrschaft Baden-
weiler gehörig, sowohl für sich und seine Person, als auch seine
Jäger und sogar die Bostandcr des Guts Wangen, wenn es ihn^
etwa in einem Bestand brief mitgegeben wird, gnädigst oonoedireo.
Wobei Ihro Hochfürstl. Durchl. jedoch expresse ausbedungen und
sich und Ihren Fürstüchen Erben und Naclikommen vorbehalten
haben, daß wenn in Sachen, die diese vermeldte Jagden betreffen
Streitigkeiten oder sonst Anstände sich ereignen würden, selbige
dem Fürstlichen Forstamt angezeigt, von diesem nach der Fürst-
lichen Forstordnung entschieden und nach Beschaffenheit der sich
ergebenden Fälle beetraft und selbige Strafen eiagezogen werden
Bollen.
Fünftens. Ea wollen und haben auch Ihro Hochfürstliche
Durchl. vor sich und dero Ffirstliche Erben und Nachkommen
sich auf vorbenannten Bännen und Gemarkungen Wangen, Thien-
gen und Mengen des Mitjagens und sowohl der großen als kleinen
Jagden zu Venueydung aller Anstößlichkeiten und Irrungen völlig
begeben. Es solle dahero keinem Fürstlichen Forst und andern
jBedienten erlaubt sein, selbige Gemarkungen und Bänne zn be>
suchen und darin zu schießen und zu jagen noch jemand anders
unter einigerley Prätext und Vorwand es zu eingestanden werden,
außer demjenigen Fall wenn Ihro Hochfürstl] eben Durchl. oder
ein regierender Markgraf zu Baden und Höchberg sich seibsten
15S LabenBbMdbnibungen derw Sehilling von Ouatatt
in eigener hoher Person selbiger Orten befinden und alidft aich
mit der Jagd zu belustigen Belieben, tragen würde.
Sechstens. Weiters wollen Ibro HochfüisÜ. Durchlauoiit
vor sich und dero Fürstlichen Erben und Nachkommen der Frfta-
lein Carolina Louisa von Wangen und Wettersbach das dero
bochseeligen Herren Bruders, Markgrafen Chriaiopbs Durchl. vor-
mals zugebOtige und nach dessen Tod von Heiner regiereudeo
Hoc-hfiirstl. Durchl. wieder an sich erkaufte Cirkulbans und Qarten
KU Curlsruhe (die jetzigen Stallungen und Bedienstetenwohnung
des Palais Prinz Wilhelm) gleich denen vorbemeldteo beideo
Gütern Wangen und Wettersbach und deren Zugehörungen als
ein Weiber» und Kunkel-Lehen übergeben und in behürigen guteii
Stand setzen, und dem Lehenbrief mit einverleiben lassen. Und
weilen die Charlotta Briefferin auf dieses Raup von des Hoclisel^g
gedachten Herrn Markgraf Christophs Dui clil einen Donations-
brief in Händen haben solle; so wollen Ihro Hocbfürstl. Durchl.
vor sich und dero Fürstl. Erben und Nachkommen die Fräulein
Carolina Louisa hiermit genugsam versichern, und in der besten
Krall Rechtens gegen alle von der gemeldten Charlotta Brieffenn
oder von ihreotwegen durch andere forniircndeu Anspruch und
Anmaßungen sdiadlos, sicher, und außer Gefahr in und außer
Gericht halten und sie bei ruhiger und beständiger Possessioa
gänzlich schütsen, vertretten und davor stehen. (Zopfrecht!)
Siebentens. Wollen Thro Hochfürstl. Durchl. zu desto
mehrerer Bezeugung dero Hochfürstlichen Gnade und Vorsorge
der I^uldn Carolina touisa von Wangen und Wettersbach zu
weiterer Ausstattung und Anschaffung der zu ihrer Einrichtung
nötigen Möbel und Equipage Dreitausend Gulden und vor Kleidong
noch Eintausend Gulden Beicbswährung auszahlen lassen.
Achtens. Wann nun aus dieser christlich adelicheu Ehe
durch Gottes Segen Kinder beiderlei Geschlechts erzeugt werden,
so sollen die Töchter nach dem in dem Römischen Recht unter
vornehmen adelichen Familien zu Conservation des Mannsstammes
und der Güter eingeführten löblichen Gebrauch und Herkommen,
sich mit einem gewissen Heiratsgut oder in so lange sie nach der
Eltern Tod unverheiratet bleiben, mit einem Deputat zu ihrem
Unterhalt und Alimentation befriedigen und abfertigen lassen und
bis auf den ledigen Anfall oder bis der Mannsstarom aus dieser
£he der Fräulem Oaitdine Louise nach GOtdicfa^ Verhängniß
ausgestorben, oder bis und wann aus dieser Ehe gar kein männ-
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LebenabeaebnJboiigen <ler«r SditiUng fon Cuittalt. 159
licher Erbe vorbanden ist, Kraft der gegenwärtigen Heiratsver'
Ordnung nicbt sowohl auf das väterliche als auch absonderlich
auf das mütterliche Vermögen und Güter Verzicht thun und in
der besten Form Rechtens renuuciren. Welches Heiratsgut und
Deputat Herr von Schilling und Frftulein Caroline Louise auf die
sich ergebende FttUe selbsten auszuwerfen und zu setzen zwar
Macht haben und befugt sein, dabei aber Vornehmlich den Vor*
zug und die Aufrechthaltung des Mannesstammes und
der Söhne bedenken, und diesen durch Verordnungen über-
mäßiger Eheausstattungen und Deputaten der Töchter keinen
merklichen Schaden und Naohtheil zuziehen, insonderheit und
wie ausdrücklich hiermit bedungen wird, die von der EVäulein
Carolina Louisa herkommende Güter und das übrige von ihr in
die Ehe einbringende Vermögen dadurch in keinem Stück und in
keinerleiweise beschweren, selbige dazu verschreiben und
darauf anweisen oder davon das geringste entziehen
aollen.
Neuntens. Hingegen setzen, verordnen und konstituhmi
Ihro HoehiUrsU. Durch], hiermit gnädigst und emstlich, daß wann
aus dieser Ehe zw« oder mehr Söhne erzeugt würden, der Herr
▼on Schilling und dessen künftige Frau Gemahlin Frftulein Caro-
lina Louisa von Wangen und WetterslMob, so lange sie beide in
unvenrückter Ehe im Leben sein und durch den Tod nicht ge-
schieden werden, zwar den Genuß dieser von F^ftulem Carolina
Louise einbringenden Güter und Vermögen gleich aUedem was
sie sonsten beiderseits besitzen, zusammen haben und gebrauchen,
wann aber sie beide vor den Söhnen mit Tod abgehen würden,
eine Frimogenitura, Majoratus und Fideicummtssum deigestalt m
dero Erb- und Lehensfolge beobachtet und gehalten werden solle,
daß allezeit der Erstgeborne und nach dessen Absterben
und wann er keine eheliche m&nnliche Deszendenten
hinterließe, der ihm in der Geburt n&chstfolgende Sohn
diese Leben für sich und seine andern ihm in der Geburt folgen-
den Brüder bei dem Fürstl. Lehenhof muten und suchen emp&ngen
und tragen, dieselbe audi allein besitzen und geniesen und die
jüngem Söhne beim Leben ihres erstgeborenen Bruders und so
lange in absteigender Linie von ihm männlicher Stamm vorhanden
sein wird, einigen Anspruch, Frfttension oder Forderung an diesen
Lehen und mütterlichen Gütern und Vertassenschaft nicbt suchen
oder haben, jedoch er der ^erstgeborene d agegengehalten sein
160
Lebensbeschreibaiigeii derer Schilling von Ganitett.
solle, erwähnten seinen übrigen Brütiern aus dem Ertrag
der Leben- und üütereinküiifte jährlich ein Gewisses
auszuzahlen und abfolgen zu lassen. Dann obschou
Zelientens IhroHochiurstl. Durclilaucht nicht zweifeln woUen,
daß der älteste Bruder und dessen mäunliclie Deszendenten denen
übrigen, seinen Jüngern Brüdern alle hilfreiche Liebe, Treue und
Ehre seiner Möglichkeit nach erzeigen und diese zumaleu an dem,
was ihnen aus der väterlichen Verlasrfenschaft einmal zufallen
möchte, nicht veikuizen werde; so haben sie doch solche seine
Schuldigkeit, soviel diese von Fräulein Caroline Louise von Wangen
und Wettersbach herkommende Güter und Vermögen an sich
und insbesondere betrifft zu Verhütung besorglicher Irrungen iluu
namhaft zu machen und ihn dahin anweisen wollen, daß er seine
Jüngern Brüder mit einer gewissen hienach benannten
Summe Gelds jährlich abfinden und ihnen selbiges ohn-
weigerlich und richtig l)e7.nlilen solle: Es wäre dann Sache, daß
wegen eines großen und merklichen Ruins der Güter, so Gott
gnädig abwenden wolle, die Ohnmöglichkeit obwalten, und solches
Ihro Hochfürstl. Durchlaucht dero Fürstl. Erben und Nachkunimeu
selbst erkennen würden, welchenfalls der älteste Bruder so gut er
kann sich aui^ugreifen, die andern jüngern Brüder aber mit ihm,
weil er es nicht verschuldet, in Geduld büligen Dingen nach sich
betragen und dessentwegen einigen Aus- und Rückstand in bessern
Zeiten an ihn nicht nachzusuclun und zu begehren iinlten.
Solehomnach sollen aus den jährlichen Leheueinkuufteu
welche an sich ungewiß sind und hierher als ein Fixum et ordi-
narimn nicht gesetzt werden können; im Fall zwei, drei und mehr
Söhne aus dieser Ehe erzeugt und am Leben bleiben würden,
solchen jüngern Söhnen sänitlicbeu nach der lullern Tod jeden
Jahres vor alles und jedes vor sie und ihre Deszendenten Fünf-
hundert Uuldeu und mehr nicht aus den Einkünften dieser
von der Fräulein Carolina Louisa von \\'angen einbringenden
Gütern ausbezahlt und sie <lamit so lang der Erstgeborene am
Leben sein und bleiben und mänuliohe eheliche Erben hinter-
lassen wird, zusammen abgefertigt und zufrieden gestellt werden.
Elftens. Auf den Fall nun, daß. wie jetzt an;^efiibret,
mehrere und so viel Söhne aus dieser Ehe cr/.ielt würden, daß
durch viele depulata die Einkünfte und der Ertrag dieser Lehen
gänzlich erschöpft werden müßten und dem Erstgeborenen davon
wenig oder wohl gar nichts, sondern anstatt des Nutzeus uod
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Labenabewhrtibimgna dm ScikUUng von Otnitett
101
seines Vorrechts nur die Last uud die Beschwerde dor Erhaltung
derselben bliebe, mithin die Abstattung vieler und großer Por-
üoneu daraus zu beatreiten ohnmöglich fallen würde, so solle er
auf diesen Fall, wie bereits hier voraen gosctzt und geordnet ist,
nicht wenig gehalten sein, als seinen übrigen Brüder sämtlich be-
nannte fünflmndert Gulden abfolgeu zu lassen, welche sie, so viel
ihrer sein werden, sodann unter sich brüderüch und ohne Zank
und Streit in gleichen Teilen zu genießen uud sich damit zu be-
gnügen oder wann wider VerhofFen darüber unter ihnen Streit
entstünde, von Ihro Hochfürstl. Durchl. und dero fürst! . Erben
und Nachkommen dessen Entscheidung zu gewärtigen und der-
selben nachzuleben haben.
Zwölftens. AUdieweüen nun diese Primogenitur imd Majo-
rats Constitution zur Conservation der Güter und der von der
Fräulein Carolina Louisa von Wangen und Wettersbach herkom-
menden Söhne angesehen ist, durch die Teilungen derselben aber
in effectu aufgehoben und zernichtet wurde; so wollen Ihro Hoch-
fürstliche Durchlaucht gnädigst und ernstlich daß^ dasjenige, was
der Deputaten und der jüngeren Brüder Portionen halber oben von
Ihnen verordnet worden, änderst nichts als auf des ältesten Sohnes
jüngem Bruder oder bei ergebenden Fällen da der erstgeborene
Bruder Söhne hinterließe, auf deren patruos gar nicht aber auf
der jüngem Brüder Kinder oder respective patrueles et ex patre
nepotes gedeutet, gezogen und verstanden söndem es dergestalt
gehalten werde, daß dieselbe, wann ihrer schon viel sind nach
Absterben ihrer Väter mehreres nicht aus diesen Gütern, als was
leizgemelde ihre Vater von denen ihnen sämthch und zu gleichen
Teilen geordneten fünfhundert Gulden gehabt und ihnen daran
gebührt hat, genießen und also in deren jus conjunctim et m
Stirpes succediren, folglich den Erstgeborenen und dessen in
gleicher Qualität und Vorrecht der Erstgeburt stehende Deezen*
deuten yorgesetsstenuaßen mit keinen weiteren Anforderungen sie
haben auch Namen wie aie wollen, beUbstigen und einigen Eintrag
thun sollen.
Dreizeh enden 8. Ihro Hochfürstl. Durchl. setzen und ord-
nen weiters, daß diese Primogenitur Güter und Lehen mit allen
dabin gehörenden Rechten und Gerechtigkeiten niemal? und keines-
wegs verkauft, versetzt und verpfändet vergeben verschenkt, iegirt^
durch Testament vermacht oder auf was Art und Weise es immer
Mun möchte verachafit und veräußert und von der Markgrafscbaft
Die Aunttto SohlUliiff fw CkBiUtt 11
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163 LdlMasbeBCbMilnnigeB dent Scbilling von Oanstott
entwendet werden können, wann aber die unumi^äiii^üche Not-
wendigkeit solches erheischen würde, so solle es denuoch ohne
vorherg-ohpndes Vorwissen, Erkennung, Gutachten und Genehm-
hnltnng ihro Hocbfürstl. Durchl. Dero fürstlichen Erben und
Nachkommen als Lehenherren und wie es ohnedem Rechtens ist
nicht geschehen und dergleichen Aiienation Entäußernng; nnd
Geldsaufnahin änderst nicht als cum pacto retro vlndcndi |>erpeluo
omni praescriptione reluitionis exclusa und mit Beding der Wicder-
loBung gültig sein, gestattet und zu gelassen werden, absonderlich
solle dergleichen VerpfiLndung und Veräußerung an keinen größern
und mächtigem, am wenigsten an Geistliche (ergo uon in ecclc
siam) nicht anders als mit der ausdrücklichen Bedingung, daß der
Hypothekarius allein die Nutzung solch seines Unterpfands zu
gebührenden Zeiten empfangen, auch sogar, daß der Käufer des
wieder käuflichen Guts sich kdnfiB domiim im geringsten anmaßen
dOrfe geschehen und vorgSDommen werden können. Würde aber
diesem zuwider etwas von diesen Gütern und Lehen oppigDorirt,
distrahirt und in fremde Hände auf was weiß und wege wie
solches nur erdacht werden mag, veräußert, so solle solche Oppig-
noralion und AUenaticfn null nichtig und kraftlos sein und ver-
bleiben und das was also nichtiglich verpfändet nnd veräußert
worden, von dem füistlichen Lehenhof ungesäumt vindiart und
wieder zu sich und zurückgenommen werden.
Vierzehentens. Hingegen solle der Priraogenitus gehalten
sein diese Güter und die dazu erforderlichen Gebäude nach Qe>
legenheit der Zelt und Notwendigkeit ohne der übrigen jüngem
Brüder Kosten zu lepariron und in gutem Stand zu erhalten.
Fünfzehentens soll diese Piimagenitor und Migorat wie
jeftst in mehrerem gesetzt und verordnet worden bei dem erstge-
borenen und ältesten Sohn und dessen erstgeborenen männlicfaen
Deszendenten, so lange deren sein würden, sein und verbleiben
und die übrigen Brüder sich mit denen geordneten Portionen
gänzlich und ein vor allemal beficiedigen.
Sechzehenten s. Im Fall einer oder welcher von den jüngem
Brüdern vor dem erstgeborenen mit Tod abgehen und keine männ-
liche eh^ohe Deszendenz hinterlassen würde, dessen Anteil und
Portion an denen den jüngem BrÜdem zusammen aus denen von
Fräulein CSarolina Louisa von Wangen und Wettersbach hericom-
menden Gütem und Vermögen geordneten Fünfhundert Calden
solle diesem zufallen und der BmlgeboreDe daran keinen Teil
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LebensbesdiNibangtii diver SehiUiog von OiHBtatl. . 168
hAbeii mit dee Terotorbenen jflngem Brüden flbx^en Verlaaflen-
schaft aber es denen gemeineD Rechten nach gehalten werden.
Siebensehentens. Auf gleiche Weise soll es bei gftnzlichem
Abgang oder Braumglmig des mftnnlichen Stammes ans dieser
swlschen dem Herrn Hofratt Schilling von Canstatt und Fifliiletn
Oarotlina Lonisa von Wangen nnd Wetteisbach Tolhsogenen Ehe
nnd also bei dem mch ereignenden Anfall anf die Tochter gehalten
nnd wie es mit denen Söhnen hierinnen veroidnet worden ist»
allecelt die Älteste Tochter den nachgeborenen in der Erbfolge
Toigecogsn wwden»
Aehsehentens. Wann in voretehenden sowohl als In andern
Fallen so hier nicht beschrieben TOfgesehsn und vermutet worden
sich wegen dieser Lehengater und andern der Frftulein Carolina
Lottiaa von Wangen und Wetteisbaeh einbringenden Venningens
auch des darauf constituirten Juris primogenitnrae Migoratus et
FIdeiconunissi unter den Gebrildem und Erben Zweifel Uneinigkeit
und Stveit entstehen wOrde so sollen selbige vor Iceinem andern
Biehter als m Duo HochlÜntL Durchl. Doro fOrstl. Nachkommen
und Erben oder DeroselbeD Statthalter, Ftiddenien, Oanider und
Geheimiäten ausgetragen entschieden und g^urteilt und vennOg
der Ihro HodiArstl. Durchl. von dem FQrstl. Hans 6aden*Durlach
vorbebaltenen und allein zustehenden landesfArstlichen hohen Ob-
rigkeit und Lebensherrschaft hin und beigelegt werden, alle andere
Berufungen aber an andere Richter und Gerichte von keinen
Kräften und unstatthaft sein, welchem also auch genau stet und
fest nachzukommen, dem zu geloben und dagegen nicht zu han-
deln noch handeln zu hissen sondern sich daran gänzlich und
völlig zu Ijcguügen, der Herr Hofrat von Schilling vor sich und
seine eheliche Nachkummenscbaft sich verbindlich gemaciit ver-
sprochen und zugesagt hat.
NeunzehenteuK. Im Fall also Herr von Schillinpf vor
Fräulein Carohna Louisa seiner künftigen (ieinalin mit Tod ab-
ginge und aus dieser Ehe Kinder vorhanden wären, so solle
alsdann der Witib nebst dem volHgen und lebenslänglichen Ge-
nuß von den sämtlichen Gütern, als ihres eingebrachten Heirats-
guts auch die Administration, Tiitel und Curatel über solche
Kinder zustehen, dabei al t r dem Herrn von Schilling unbenommen
sein auch vor seinem Absterben einen männlichen Tutoren und
Curatoren Reiner hinterlassenen Frauen und Gemalin zuzuordnen,
welcher die leheugerichtiiche und andere dergleichen vorkommenden
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164 LelwiwbMehniInmg«» d«w SdiilJing von Oaastett.
HandltiDgeii mitbescngeiL und soviel der Ftftolflki Gaiolma Louiaa
einbnDgeodeii Güter und Vermögen Insbesondere betrifft von Ibre
fiochf Clrstlicbe Darehhmoht oder derö fÜFBtlichen Erben und Nach-
kommen confinnirt werden solle.
Zwansigstens. Desgleichen im Fall keine Kinder aus
dieser Ehe eneugt und der Herr von Schilling vor seiner Ge-
mahlin absterben wQide, so solle voigemeldter und geordnete^
maflen der gesammte Genuß solcher Güter bei der Witib bis an
ihr Ende verbleiben.
Einunds wanzigst ens. Wenn aber der Herr von Schilling
vor seiner Qemalin mit Tod abgdiet und von ihr Kinder hinter-
Iftßt, so bleibet» wie mehr gedacht worden, der Witib der ganze
Genuß der sammtlichen Gttter und Lehen, so lange sie lebet und
solle sie nicht schuldig noch gehalten und verbunden sein, weder
zum Unterhalt noch Ausstattung der Kinder beiderlei Geschlechts
wider ihren Willen etwas beizutragen, sondern dieses aus dem
hinterlassenen väterlichen Vermögen allein heigenommen werden.
Zweiunds wanzigst ens. Wann aber die Witib zur zweiten
und ferneren Ehe schreiten und aus selbigen nachfolgenden Ehen
noch mehrere Kinder erzeugt würden, so sollen diese letztem
Kinder in der mütterlichen Erbschaft denen aus der ersten Ehe
zwar gleich gehalten, bei dem eistgeborenen aber und dessen
männlichen Deszendenten wann er deren hinterlftfit^ er sei aus der
ersten oder aus der andern Ehe das Primogenituixecht und das
Majorat verbleiben, welches auch entweder bei gfinsüeher Ermang-
lung oder Abzug des Mannsstammes mit den Töchtern sie seien
aus der ersten oder aus der andern E2he, statt hat, und die filteete
denen jüngem in der Succession und Majoratsfolge allezeit vor-
gehet und die übrige sich mit denen darin verordneten Portionen
verguügen lassen.
Drei undzwauzigst ens. Wann die Fräulein Carolina
Louisa von Wangen und Wettersbach nach vollzogener Elie vor
ihm, Herrn von Schilling mit Tod abgehet und Kinder von ihnen
beiden erzeugt hinterlasset: so solle der Herr von Schillmg nebst
der Vormundschaft und Administration zwar auch den Jievsitz
und den Genuß in diesen seiner verstorbenen Fnui Gemahlin
Gütern und Vermögen haben; jedoch zu vorderst ein ordentliches
und richtiges Invenlanuin darüber verfertigen lassen und an solchen
Gütern nichts verändern und veräußern; wann aber der älteste
äohu sich eutweder verheiraten und eine eigene besondere Familie
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LobraibeBofambongen derer HcihilHng von Oaniitifti 166
anfangen wollte, so poIIp Herr von Schilling ihm alsdann jährlich
fünfhundort Gulden aus den Einkünften der Güter bc/uhlen, die
juDgern liingeLren so gut er will versorgen und außerdem in der
Administration und Genuß der Güter, wann nämlich aus dieser
Ehe Kinder im Leben sein werden, bis an poin Ende verbleiben.
i ( r u n (I z wan zigstenF. Wann die Fräulein Carolina
Loujsa von Wangen und Wettersbach nach vollzogener Ehe vor
ihm, Herrn von Schilling, verstorben und keine K'incler aus dieser
Ehe erzeugt würden, Sd sollten zwar von Rechtswegen diese j^e-
sammten Lehen von Wangen und Wettersbach mit dem Haus und
Garten zu Carlsruhe und dem übrigen ihr eingebrachten Ver-
mögen an Ibro Hochfdrstl. Durcbl. Dero fürstl. Erben und Nach-
kommen als Lehenherm in der nach den Rechten bestimmten
Zeit wieder zurüokfallen; es wollen aber Ibro Hochfürstl. Durchl.
fär sich und Ibro füistl. Erben und Nachkommen ihm, Herrn
von SchiUing, die besondere Gnade erweisen und hiermit verordnen,
dftß aJfldann er, Heir von Schilling den Genuß des Gutes su
Wangen und dessen Zugehörungen wie auch des Hauses und
Gartens zu Garlsruhe bis an sein Ende haben, das Gut Wetters*
bach hingegen Thro Hochfürstl. Durchlaucht sogleich wieder heim*
fallen und Er, Herr von Schilling solches ohne Aufenthalt wieder
abzutreten schuldig sein, desgleichen nach seinem Tode, er hinter-
ließe nun aus einer andern Ehe und anderweiten Verheiratung
Kinder oder nicht, die besagten Güter, Lehen und übriges einge-
brachtes Ihro Hochfürstl. Durchlaucht und dem Hochfürstl. Haus
gleichmäßig und völlig wieder zugebören und zurückfallen solle.
Fünfundzwanzigstens. Gegen dieses vofgesehriebene grode
und ansebnHefae Heixatsgut verspricht der Herr von Schilling zu-
vorderst der FMukin Gsiolina Louisa von Wangen und Wetters*
baob eine standeemäßige Moj^gengabe zu thun und ihr selbige
nach vollzogenem Beilager entweder gleich bar zu erlegen oder
das jährliche Interesse davon richtig anzuweisen. Über welche
Moiigengab sie vermiß Rechtens bis an ihr Ende nach eigenem
Belieben zu dispomren und damit zu veifthien haben solle.
Bechsundzwanzigstens. Weilen ihr Frftulein Oarolina
Louisa von Wangen und Wettersbacb von ihrem künftigen Ge-
tnabl dem Hann von Schilling kein binlän^ches Witum oonsti-
tuirt worden« so bleibt ihr um so mehr ihre ganze Lebenszeit der
völlige Genufl dieser Lehengüter mit allen derselben in wfthiender
Ehe gemachten Meliorationen und ihren ganzen Bmbringens allein
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166 LebenBb««ctareibungen derer Schilling von CanaUtU
ledip; und imvemickt, artDcbenst ihr die Hiilfte von demjenigeD,
was m Zeit der Ehe zurückgelegt und erspart worden und sich
nach sein, des Herrn von Schillings Tod bei Inventirung des von
ihm hiuierlasscncn VcrmÖgenB sich vorrätig befinden wird, ab-
gefolgt werden solle
Sieben uiulzwanzigstens. Gleiche Beschaffenheit soll es
auch mit allem denjenigen haben, was der Fräulein Caroiiim
Ix)uisa vor und nach vollzogenem Beilager und in wahrender Ehe,
beides von ihrem Herrn Gemahl als von andcru güscbenkt und
verehrt worden oder ihr sonstcn zugefallen, als mit welchem allen,
wie nicht weniger denen einbringenden Mobilien sie nach eigenem
Belieben, weilen es sammtlich ihr Eigenthum ist zu handeln und
damit zu verfahren freie Macht und Gewalt hat.
Ach tundzwanzigstens. Es sollen auch diese T^ehengüter
keiner Ritterschaft inkorporirt, immainkulirt oder sonst auf irgend
eine Weipp ohne Ihro Hochfürstl. Durclilaucht und der zu jeder
Zeit r» szirendeo Markgrafen zu Baden und Hochberpj Vorwissen
und (TeiiLlmilmltunj; die geringste Änderung darinnen vorge-
nommen und gemacht werden.
Neunundzwanzigstens. Endlich f^olle Fräulein Carolina
Louisa Von Wangen und Wettersbach sogleich nach voDzogenem
ehelichem Beilager und dessen standesmäßigen Solemnität^n. wo/u
die Kosten Ihro Hochfürstl. Durch!, auch allein zu tragen über-
nommen haben, mit diesen bescbriebenen Gütern wirklirh be-
lehnt und in derselben Fossession Gebrauch und Genuß eingesetzt
werden.
Welches alles vorstehendermaßen gewiß stet, fest und unver-
brüchlich zu halten und dagegen weder vor sich zu handeln
noch daß es durch andere geschehe zu gestatten und zuzulassen
beide Theile bei Fürstlich und adeligen Worten einander ver-
sprochen haben, mit Begebung aller and jeder Ezceptionen, Ein-
wendungen und Ausflüchte, wie die immer Namen haben und
dagegen aufgebracht werden mOgea oder wollen. Alles getreulich
und ohne Gefährde.
Dessen zu wahrer und beständiger Urkund sind von gegen-
wärtiger HeiratsbcschreibuDg drei Exemplarien gefertigt, zufordert
von Ihro Hochfürstl. Dorcbl. Herrn Carl regirenden Markgrafen
7u Baden und Hochberg, sodann von Herrn Ludwig Friedrich
SchiUing von Oanstatt, des Löblichen Schwäbischen Kieiaes Ge-
neralmajor aU VateiB des Hemi Bräutigams nnd vm ihm,
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I>beiiabeachraiboagan d«i«r fichiHing von Omtatt.
167
Rerrn Wilhelm Friedrich Schilling^ von (.'aostatt als Bräuügam
selbbtcn, an eineu, andern tlirils aber von Fräulein Carolina Louisa
von Wangen und Wettersbach als Braut und mit ihr nnd Ihro
Hochfarstl. Durch!, gnädigsten Beiehi von Dero Geheimeu Rathen
Herrn Friedrich Emich Jobnnrt von Üxküll und Herrn Johann
Eberhard Friedrich von Wallbronn und Herrn Johann Wilhelm
von Glocken unterschrieben besiegelt nnd jedem Theil der Christ-
lich und Adelich Verlobten davon (in Kxeniplar zugestellt und
das dritte zur Fürstlichen liegistratur und Archiv bcin;elegt worden.
So geschehen in der Fürstlichen Residenz Carlsruhe den fünf-
zehnten Moindp {^eptembris im Jahr Chiiati Ki" Tausend Sieben-
hundert zwanzig und tünl.
(Loco Sigilli.) Carl Markgraf zu Baden.
(L. S.) Ludwig Friedrich Schilling (L. S.) Carohna Ijouisa von
von Canstatt. Wangen.
(L. S.) F. E. J. V. Üxküll.
(U 8.) Wiibehn Friedrich SchilUng (L. S.) J. E. F. von WaUbrunn.
von Cansiati. (L. 8.) J. W. v. Glocken.
Attestat von dem Dom-Capitul zu Mainz über die Stiftmäßig-
keit der Familie Schilling von Canstatt von Anno 1735.
Wir Carl Emmerich Freiherr von Broitijach zu Bürresheim
von Gottc? Gnaden Dechant und Capitul gemeiniglich des Erz-
hohen Domstiits zu Mainz thun kund und bekennen hiemit
Öffenthch, daß das adeliche Geschlecht Schilling von Canstatt bei
diesem unserm Erzhohen Dom -Stift, wie solches hieroben in
Schild, Feld, Farben und Helm abgezeichnet stehet, würklich auf-
geachworen, für Stift- und Kittermäßig erkannt, und also an-
genommen worden sei. Dessen zu Urkund haben Wir zu End
dieses onseres Domkapituls gewöhnliches Insiegel aufdraeken
Unsen, So geben Mainz den 8ten Octobris 1735.
£z B»i el Ct^ Metrop^ Mag"^
Qodefiddne Eets.
Nfo Cbpia ooncoidante com ongpiuüi atteetor. Bensheim den
24. Xbiü 1785.
Sebaet Qtother
Notar. Gaes. pnbL jnni et immatrioalAt.
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168
LebeosbeacbreibuDgen derer äcbilling von Canaftatt.
Attestat des Gsatoii Neokar-Sdbnvannralds darflber Anno 1785.
Wir der B5m. Koieerl. Majest. BftÜie und Mer ohnmittelbarer
RekluhBlttenciiaft in Schwaben, Orts am Neekar, und Schwanwald
erbetene Direktor, Bltle^itätlie nnd AneecfatlOe ete. beieugen, arknn-
den nnd beheimen bienuit Offentikb: Naobdem der Tni'BMM
Hoobwoblgeboren Herr Fians Anton Wöl%;ang Sebfits von Hobs-
hanaen etc. Sr. GbnrfIMl. Gnaden su Hains Geheimer Hof- nnd
Regierungs-Ratb« Oanunerer, Burggraf m Starkenburg und Ober-
amtmann in der Bergstrae, ancb löbL Obe^ und Mittel-JEUidnl. Boichs-
ritterschaft wohlerbeteuer Bitterrath etc. bei uns geziemend ange-
sucht, ihme ein beglaubtes Attestatum zu erteilen: Ob die adelidie
Familie der Herren Schilling von Canstatt bei unserm Schwäbischen
Reichs-Bitter-Canton am Neckar und Schwarzwald incorporirt ge-
wesen oder noch sei? auch ob dieselbige vor Kutir- und Stifts-
maßig zu achten, und ehedcssen schon oder noch kürzlicli auf
einigen hohen Dom ytittern und Ritterorden in Deutschland auf-
genommen worden? Daß so viel uns bekannt diese benannte
Familie der Herren Schillingen von Cannstatt nach aller Gene-
alogisteii einln lügen Bezeugen, nicht nur aiiein ein uralt Adolich
Ritter-, Turriier- und Stiftsmäßige Famiüe gewesen nnd geblieben,
gestalten dieselbige schon hiebevor in dem dreizehenden Seculo
das Erb Schenken Amt in Schwaben besessen, nicht weniger zer-
schiedene derselben in den hohen Johannitter-Orden aufgenommen
— und darunter weiland Georg Schilling von Canstatt Ao. 1544
zu desselben Groß-Prior in Deutschland erwählt worden, sondern
auch von untürdeuklichen Jahren her unserm Schwabisch N( ekar-
Brhwaizwäldl Reicbs-Kitter-Canton incorporirt powf^^cn. uns bis
diese Stunde veibheben, auch jederzeit vor rrni uralt Adelichen
Herknmn.ens Kitter-Tumier- und Stiftmflßip; croapbtet worden und
geachtet werden müssen, zu mehrerer Bezeup;:ung dessen auch die
dermalen im Leben übrige Herren Gebrüdern Schillinfje von
Cannstatt, unsere Ritterhche Mitgliedern, das uralt adeüche Schil-
lingische Wappen, wie solches oben in diesem Attestate abgemalt
befindlich, noch bis diese Btrmde führen, so wir zu Steuer der
Wahrheit, unserm besten Wissen und Glauben naob, zumalmi
an Eidesstatt hiermit verlangtermaOen attestiren nnd beeeugen;
zu dessen mehreren Urkund aber nicht nur allein nnsers Bitter-
Cantons größeres Insiegel beifügen lassen, Bondem auch mit
alleraeits eigenhändigen Unteischiiften und angebomen Frei-
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LebtnsbewfardbtuiBen derer Schilling Yon OuiaimtL
16t
berri. PittschaiUn bestäügien woileo. Geben Felldoif den 15. Sept.
1735.
dement Freiherr von Ow, Direc- Gegenwärtige sowohl als die im
tor. Anfang dieees Bogen s befindhebe
Wilhelm Ludwig Baron Thumb Copie (von welch ersterer der
von Neubarg. Anfang nach vorher gemalter
Joeeph Antoni, Freiherr yon Vfiepgea), (Wir Carl Emmerich)
Stoben. fluen mir vorgeaeigten Origi-
nalien nach vorheigangener ac-
cnraten Collationirung verböte*
nus gleichlautend befunden, atto-
6tir hiermü ßensheim an der
BeigBtra8,den 24.Decembn8 1736.
Sebastianos Günther.
Notar. Caesar, pnbl. jorat. et in Ctocel. EleoL Mogont. immatr.
Daß vorgehende beide Copien den mir vorgeiegtea vidimirten
AbBefaiiftm Facta oollatione in allem gleiofalanlend erftmden
irorden, dieses wird unier vorgedmcktem Notar-Fettschail und
Unteracbfül beurkundet.
Carlsruhe den 18. Deeeraber 1802.
Carl Philipp Hepck.
Notar. Caesar, publ. juratua.
Attestat des Dentseh-Ordens darftber Anno 1785.
Ich Fkanz Sigmund Friedrich, des Heil^^ ROm. Reichs Qraf
von Sazenhofen, auf Berthohs Hof und Pottendorf, CkMui|jutor und
Rathsgebietiger der Balley Franleen, Oommrathur zu Mains, und
Nambslan, Deutsch-Ordensritter Sr. ROm. KaiserL und Königl.
GathoL BCiyest. dann Ihro Cburförstl. Durchl. zu CSöllen, wie auch
des Herrn Hoch- und Teutscfamsisters wirklicher Geheimer-Rath«
Statthalter der HefTsefaaiten Fzeudenthal, Bulenberg und Beisot,
wie auch Krater KOnighcher Bfann, und Landesaltester des Wäch>
bildes» Nambslan, und in Abwesenheit des Herrn Land-Commen-
thura Hocfawfirdl. BsceU. und Gnaden, dermalen Voigesetzter Ad-
ministrator mefarbesagter BaUey Franken; Urkunde und bekenne
Hiemit, daß in wdl. des Hochehrwflrdig Wohlgebonien Herrn
Joseph Anton ?on Bubenhoven, geweßten TMseh-Ordens-Ritteis,
m sonem ante receptionem den 6ten February Anno 1702 bei
allhiesiger Land-Commenthursi produditen Sehemate Genealogico
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170
LebMubetohfeibongeii derer fiohiHing von Ouilalt.
unter audern Agnaten, auch die obeu mit ihren Farben, Schild,
Helmdeckcn und Kleinoditii accuraie ubgeschiiderte: und zwar in
linea paterna getiihrto Wappen der alt Adelich, Rittermäßig und
Stiftsgenossener Geschlechter, Teutschen Gebiets, näml. der Schilling
von CantstAit, dann von Anweil bei meinem Ritterl. teutschen
Orden mit aufgescliworen worden peien; zu dessen mehrerer Be-
glaub und Versicherung, habe ich auf beschchone Requisiiiun der
^Vah^beit zu Steuer, mittels eigenhändiger Unterschrift und Bei-
drückuug meine^j angebornen Grällichen Geschlechts, auch Kitter-
hchen Ordons-Wappens dieses Aitestatum von Händen stellen
woileu. So geschehen Eüingen den 28ten Septembris 17B5
J. Fz. Fgraf von Sazenhoti".
Baß geg^nwftrtige Copia ihrem mir vorgelegten Original!,
praevia sed accunte facta coUatione von Wort zu Wort gleich-
lautend befundeD, atteatiie hiennit Bensbeim an der Befgsfens den
34. Dee. 1735.
Sebastian Günther,
Notar. Oiesar. publ. jurat et in Canoell. Elect. Mogunt inimair.
Gegenwärtige Ckipie iat der mir vorgelegten vidimirten Ab-
schrift Golkttonando wörtlich eonfonn erfunden worden, wekhee
mit Pettscbaft nnd Untersobrift beurkundet.
CSarlsmhe den 19ten December 1802.
CSarl Philipp Beeck,
Kaiserl. geschworener öffentUcher Notariufi.
Lefaenbrief aber Thalheim llQr Wilhelm Friderich und Cterl
Friderich Sdulling Ton Caastatt
d. d. Stuttgart den 9. Mai Anuo 1736.
Von Gottes Gnaden Wir Carl Almnder, Herzog zu Wflrten-
berg und Theck etc. etc. etc. bekennen und thun kund uffenbar
mit diesem ßrief, was Gestalten unsers in QoU ruhenden Herrn
Urgroßvaters, Herrn Johann Friderichs, Herzogs su Würtenberg
und Theck Lbden schon in Anno 1620 der Rath, Obervogten zu
l^agold nnd lieben getreuen Hanns Heinrieb von Offenburg für
■ich und seine zween rechte BrOder Hanns Christoph und Ha-
mann, die zu Thalheim von denen Karpfiechen Erben erkaufte
beide adetiche Behausungen, Gärten, Wiesen nnd andere Grerechtig-
keiton, gegen Erlegung fünf Tausend fünfhundert <jhüden dn-
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LebenabMcbreibongen d«rar SchiUioff nm Camtutli
171
gestalt zu einem Lehen gnädig^lich einperäurat, und angesetzt,
daß solches mit allen Gütern, iinrl (JfTochti^keiton indifferenter
in Linea descendente auf alle seine ehelichen iSöhne, Töchtern
und derselben Erben sammentlicli Weib- und Manns Personen,
auf den Fall aber in seiner absteiircnden Linie ke'mo mehr ent-
halt*»n, solch Lchcu alsdann auf oljbemeldte seine beide Brüder
oder derselben eheliche männliche Leibes-Erben, die Töehter aus-
geschlossen, dergestalt fallen Polle, daß jedoch seine Brüder oder
dero männliche Erben, auf solch begebenden Fall, dem Lehen-
herm, (1cb,^cu Erben und Nachkommen, Herzogen zu AVürtcnbcrg
noch Ein Tausend Gulden Unsers Landes Währung zu erlegen,
und jede inlialiern des Lehens, so oft es che Not erfordert, und
andere unseres Fürstentums Lehenleute aufgemabnet und ihre
Lehen bedienet werden, einen reisigen Diener und Pferd mit jedes-
mals üblicher Rüstung zuzuschicken und damit dies Lehen zu
bedienen, nicht weniger auch solehee nach Lehensrecht und Ge-
wohnheit, jedesmals gebührend zu requiriren, und in allem wie
getreuen Vasallen und Lehenleuten gebührt, sich zu erzeigen
scboidig und verbunden sein sollen; Und haben Hoebermeldt
uiiflen Herrn UrgroflvaterB Lbden ibme Hanns HeinricheD von
Offenburg zu Lehen gegeben.
Entliehen die alte und neue Schloßbehausungen zu Thal-
heim, sammt allen zugehörigen Gebäuden, an Scheuem, Stallungen,
Höfen, springenden Brunnen, Aquaeductu, sammt denen dabei
liegenden Gfirten, dessen der größer bei der alten Sdüoßbehaa-
long Neon Mannsmaht, drei Viertel nnd sechs Ruten, darüber
(irie vor Alters) man zween Fußpfad zu gemeinem Wandel su g^
statten schuldig; der kleiner bei der neuen Behausung, sammt
dem Kttui- und Würzg&rtlem, dabei ein Mannsmaht» ein Viertel
vier Ruten, und vier Schuh hat; In welch jetzt beschriebenem
Beiirk Unsers Herrn Uigroßvateis Lbden, dem von Offenbuig
und allen seinen Lehwfolgem, Inhabern cties Guts, die modicam
eoereitionem insonderheit aber über alle setne ]l^ebalten, Knecht
und M0gde, de seien sonst verbürgert und daheim, wo sie wollen,
einig und aUein su ezemeren bewilligt haben, doch daß keine
Übermaaß hierin gebraudit, sondern dviUter gehalten, die Saefa
audi keine CSriminal-Verwürkung betreffe, sondern mit leidentUcber
Thumstrafe auf etliche Tag abgebüßt werden mOge; sonsten aber
da sich in jetat besc^ebenem Beiirk und Häusern efai Totschlag,
und andere Criminalhandlung begeben und jsutEagen sollte, haben
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172
LebeosbeecbreibuDgeo derer Schilling von Cani»tatt.
tinseni Herren Urgroßvaters Lbden solche wie auch alle Mdefis-
Sachen sich vorbehalten, jedoch oft ermeldtem von OflFenburp und
allen seinen Lehensfolgern guädiglich bewilligt, daß die fürstliche
Amtleute und Diener eigen Gewalts und Gefallens einzufallen,
und den Thäter oder Maleficanten lieraus zu nehmen, sich aller-
dings zu enthalten, Er aber oder Heine Lehensfolgern, und In-
habern solche nach Vermögen handzuhaben, und lür das Haus
hinaus zu liefern verbunden und schuldig, im wenigsten aber des
Ijehcnherrn, desv«elben Erben und Nachkommen wissentliche Feinde
auizulialten befugt sein sollen.
Ferners zu jetzt obbesohriobener alten Behausung die Be-
holzungs-Gerechtigkeit usser gemeinen Fleckens Wälden zu Bau-
und Brennholz, wie von Alters Herkonimen, doch so viel das
Brennholz anbelangt, allein zum Hausbrauch, daß jedoch aller
Uberfluß verhütet, und im wenigsten nichts davon verfahrt und
verkauft werde, luglejchen die W^avdgangs G erec^hti^keit mit
Rinderhaftem Vieh, Fohlen, Schafen und Schweinen auf gemeineu
Fleckens- Weiden gegen Erstattung der Gebühr dem Hüter, wie es
bishero gehalten, und daß hierinnen kein ÜbermjuiO izc l raucht
und unsere Unterthanen wider die Gebühr Dicht beschwert werden
sollen.
Neben diesem noch ferner auf dem KarrenlM zwölf Stück
Vieh, olme Erstattung einis^en W'cidgelds, jährlich gehen zu lassen.
Weiterg über jetzt Vosümmte Güter, Sieben Mannsmaht
Wiesen, Anderthalb Viertel weniger zwo Ruten, die Weyher-
Wiesen genannt; Ein Mannsmalit und drei Viertel Wiesen hinter
don kleinen Gärtlein hei der neuen Behausung, drei Stück Gärten,
und Wieswachs an der Bollgassen, so samtlieh drei Viertel und
neun Ruten, ziusen jährlich dem Heiligen zu Thalheim ein Pfund
Heller; mehr ein Wießplätzlein das PuUstall genannt, dessen
anderthalb Viertel, zwo Ruten. Zween Krautgärten in Weyhern,
so £ilf Ruten in sich hat, außer welchen Qütem man jährlieh
für den kleinen Zehenten dem Pfarrer zu Tbalheim einen ßeichfi-
thaler xa geben schuldig; zu welchen Wiesen und Gärten unsera
Herren Urgroßvaters Lbden dem von Offenburg und allen seinen
Lehensfolgern die schuldige Frohn mit Mähung, Dörrung und
Heimfäbrung des Futters und anderes gegen Erstattung der Ge-
bühr vermög Lagerbuchs, und wie es jederzeit gehalten worden,
gnftdig eingeräumt und bewilligt habeu. Femer sechs Morgen'
und swanzig^ Buten Holz in Ohnmatten, Bainen im Kdlilin an
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LebenftbeaolirailMiiigMi d«r«r SofaUling von OuuUtt. 17S
xweieti Stücken, wie auch die von deuen von Karpfen erkaufite
eigene Fischbäche, samt der Gerechtigkeit in gemeinen Bächen zu
figcben ; Neben denen zu solchem Gut Ihnen von Karpfen hiebe*
vor jährlieh gelieferten alt- und jungen Hühnern» deren an der
Zahl alte zwansig «eben, jange Hühner aber dreißig neun und
ein halbes sind, vermög einer sonderbaren in unserer Hofregistra-
ior liag^nden Specißcatiou dem von Offenburg, und seinen Lehens*
folgern aus sondern Gnadeu darzu und dann noch weiter be-
williget worden, daß er die Eberhard Wolfen von Dachenhaosen
vor dieser Zeit gegen Übergebung seiner in unserem jPürstentum
gehabter Leibeigenen Leut bei Tlialheim im Tübinger Forst ge^
logBOB und eingeräumte Jagen nit allein mit dreihundert Gulden
andfleen möge, sondern auch solche neben den Kaipfischen Jagen
sunmt der Gerechtigkeit zu hazen, inmasseu spedfice hemadli
folget» nach rotem, schwarzen Wildpret, Rehen, Füchsen und
Hasen zu jagen, auch das kl^e Weidwerk auf ganzer Thalheimer
Markung zn treiben, Ihme dezgestalt dngeräumt und dem Lehen
incorporiert seui sollen, daß jedodi em jedesmaliger Herzog zu
Würtenbeig in solchem Bezirk in allweg die Hobe LandesfUrst^
liehe, die Blalefiz- und die Porsteiliche Obrigkeit, wie auch in dem
erkauften Karpfischen Jagen das Mitjagen sich vwbehalten haben
wolle.
Und sind dieses die von denen von Karpfen erkaufte Jagen,
darinnen Lehenherrlicher Seite dasMilgagsn reserviert worden, nehm-
lieh: Die Holz^ von der Schönberger Steig, oben an solcher Steig
herab in die Bollgassen und dann gegen Thaiheim in das Dorf,
von dannen die Thalheimer Steig, so hinauf Melcfaingen zugehet,
auf bis an die Ebene, von der Steig und Bbene an, was uf der
rechten Hand denen Aeckem nach und umhin, bis man unten
an obgemddte Steig kommen thut
Die denen von Dachenhansen ansgolöste Jagen aber bogreifen
folgenden Bezirk, als das Eekenthal dessen ungefährlich vierzig
Morgen, so einersetts an die Thalheimer Steig oben uf dem Bau*
feld, unten aber an die Straß so von Thalheim auf Wilmadingen
zugeht, stößt; Itetn ein Holz und Kopf die £ichhaiden, ungeilüir-
lieh Seeb^g Morgen, stoßt oben auf Wilmadiugen, und unten auf
Thalheimer Baufeld; Mehr ein Holz der Pfknnenstiel oder BQrtel
genannt, auf Fünfzig Morgen, ol>ßn auf Wilmadinger Wäld und
Güter und unten auf Thalheimer Markong stoßend; Ferner das
Seeholz auf Achzig Morgen, stößt oben an das Holz Rüderieh,
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174 I^benibooehrdbongm derer SdiüUBg wa CnuML
Uiid uDteü au kSeebach, und sind erstgenahmste Hölzer alle dem
Flecken Thalheim zugehörig; weiter das kleine I^öhliu Rüderich
auf Fünfzehn Morgen, und ein rund Köpf lein ungefUhrlich sechs
Morgen, das ßuof-Berglein genannt, beides dera Flecken Wilma-
dingen zuständig, wie auch diejenige QehOlz und Wäld, so hievor
Georg von Ehingen za GnadenJagen innegehabt, deren Bezirk
bei dem £brenbäcblein, wie es in die Steinach fließt, anfängt,
▼OD dannen das Bächlein hinauf bis gegen Belsen in das Weiler,
und von besagtem Weiler den Fußpfad zwischen dem Ueuberg,
und dem schwarzgrauen Holz hinauf zu dem Hof Beura, wie die
freie Bürsch anfügt, also oben umhin bis auf ein Markstein, der
die ficeie Pürsch und den Forst scheidet, folgends solchem Stein
nach umbin bis in die Steinach, der Steinach nach aufbin bis
in Beiaer Bach, deouelben nach auf hin, bis in obgemeldt Weiler
Belsen, und liegen in diesem Bezirk, auch der Westemhart,
schwarzgrauen Hols, NonnenhOkldn, und ein LOhlin heißt am
Heslach.
Und dann noch weiters folgenden Bezirk, welcher unterm
Dorf Mössingen anfangt, dem Bach nach abhin bis in Belser Bach,
an selbigem naoh anfhio bis gen Belsen in das Dorf, von solchem
dem Steig und rechten Fußpfad nach bis auf die Benramer
Auchtwayd, daselbst stoßet der Heuberg an das schwarzgrau
Hole, Yon gemeldter Auehtwaid bis auf die Mitte des Heubeigs,
da er am höchsten, auf die yon damien der Seblcgdwalts hiuum
auf die Schftnbeiger Steig, von solcher Steig vom Heubeig bis
hinab in die Bollgassen (welcher Bedrk mit alten Laucfabäumen
und Marksteinen versehen, auf die rechte Hand aber Beuia, Sal-
medingen und Thalheim stoßend, die freie Pttrsch und Baltasan
v<m Karpfen Erben EXAta^ von der Bollgassen aber das Feld und
Viehtrieb hinein bis unten ans Dorf Thalheim in Bach, dem Bach
nach obhin, bis oben wiederum in das Dorf MöBsingen, aUda der
Beiiric aniSuigen, darinnen liegen die aween Beig, der Heu- und
Farrenbeig.
Zu welchem Jagen Unsen Herrn Urgroßvaters Lbden. dem
von 0£fenbuxg den dritten Tnl von den Bttden im Flecken Tluü-
heim su gebrauchen bewilligt, jedoch daß er, da er einen oder
mehr verlieren würde andern an selbfge Statt verschaffen solle.
Und nun nicht nur allein alle jetzt erzählte Leben-Stflcke an
Hftusem, Gütern, Gereehtig^keiteo, GefiUlen und Jagen, von Hans
Heinrich von Oflimbuig als em Kunkel-Lehen auf dessen Tochter
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LebensbeichreibangeD dow SchUlisg yon Caattatt
175
Agnes Snsanna, Eitel Friedrichen von Tegernau Ehconsortin, von
dieser aber iiir Sohn Heinrich Friderich von Tegernau, sodana
nach demselhen auf seine Tochter Evam Mariam des löbl. Schwä-
bischen Greises General- Wachtmeisters Ludwig Friedrich Schillings
von Canstatt £hegattin, und anjetzo mit Ausnahme dessen wie in
dem gleichfolgenden Vergleich de anno 1698 anderweitig dupo-
nirt zu finden ist, von Ihr auf ihre beede Söhne, die EJdle Unsem
liebe getreue Wilhelm Frideticheii und Carl Frideriohen die Schil-
ling von Canstatt juato Sncceesionis Ordine gekommen, sondern
auch was ihrem Vater ermeldtem General- Wachtmeisters Schilling
Yon Gmstatt, vermOg obbesagten mit ihm getroffenen Vergleichs
wegen eines an des nunmehro in Gott ruhenden Herren Fürsten
SQ Hohenzollem-Hechingon Lbden. cedierten, aber zu dem Lehens-
jflgens-Distiikt gefadrig gewesenen Revers- Jagens in compensatio-
nem davor gegeben, und dem Lehenbrief zu inseriren stipulirt
woitlen, allermaßen der Vergleich von Wort zu Wort also lautet:
Kund und zu wissen sei hiemit männiglich nach dem in dem
verwichenen Jahr 169G den 2. Decembris der durchlauchtigste
Fürst und Herr, Herr Eberhard Ludwig, Herzog zu WOrtenberg
imd Tbeck, Graf zu Mömpelgard, Herr zu Heydenbeim etc. auf
mehrmaliges Ansuchen des auch dnichlaucbtigsten Fürsten und
Herren, Herren Friderich Wilhelmen, Fflrstens zu HohenzoUem,
Grafens zu Sigmaringen und vollen Herrn zu Haignlbcb und
Wehrstein etc. des H. B. B. Erbkämmerers der BOm. Kais. M^est.
General-Feldmarschall-Leutnants und Obristen fiber ein Begiment
Coiraasiis etc. xu 9r. Fürstl. Dorchl. Becreation, daß 3ie in dero
Tübinger Forst zwischen Mössingen und Hecbiugen, und zwar
deigestalt jagen mögen, erlaubt haben, daß ormeldt Ihro Hoch-
füistl. Durcbl. SU HohenzoUeni-Hechingen allein für Büro Fttxstl.
Person die Holser an dem Heuberg, und y<m. dem Heubeig binab
bis in das Budibftchlin, von damien bis in Westerbart, am Erlen-
bieblein wdter hinüber in das Heskcbbolz ansu&ben und zu
enden, auch in reebter Zeit nach Waidmannsgebraudi groß und
klein Waidwerk, wo sie selbst in Person dabei, doch keine JSger
binzoscbicken, und auf jedesmaliges widerrufen und abkOnden
(wie der deswegen absonderlich aufgerichtete respeetive Ck>noe8sions-
und Beversbrief mit mehrecem ausweist) pttracbeu und gebraueben
mflgten etc. und sieb darüber Ludwig Friderich Schilling von
Oaastatt, des HocblObl. Scbwäb. Greises unter dem löbl. Baden-
Durlacbischen Regiment su Fuß besteliter Obristwacbtmeister
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176 tebfloibMcfanibmigan denr SeUlIiag foa Omwtett
Uxorio nomine, in ebeiilailö v«rwi( lit nem Jahr, sobald er liievon
Nachricht bekommen, unterthänigst beschwert, und nicht nlleine
Ihme diesfalls kein Präjndicium zu verursachen, sondern auch
noch ferner die zu Thalheiin sclion so lang obgeschwebte Strittig-
keitcii wt'gen der sogeuanntei; Karptiachen Jagen zu erörtern, auch
ihiie v.ider die anmai.iende Freie Pürscher zu scliützen gebeten
hat, 80 folglich darüber m der Hochfürstl. Residenzstadt Stuttj^art
eine Fürstliche Deputation medergeset/t, und er Schilling von
Canstatt in mehreren mündlich vernommen worden, selbij^cr auch,
als mau die obenermeldte Jagens-Bezirk Ihme zuständig zu sein
erkannt, sowohl zu unterthänigsten Respect gegen Reines gnädig-
sten Fürsten und Lehen-Herrens, als auch des Herren i^ürsten
von HohenzoUem-Hechingcn Fürstl. Durchl. sich deren zu be-
geben freiwillig — doch gegen erhaltender anderwärtiger Satis-
faction und überlassendem von Ihme selbst vorgeschlagenen Aequi-
valent, folgendergestillten erklärt, wann nämlich die bisher über
dem pürschen von denen Würtenbergischen Forstbedienten mo
vierte Question abgestellt, und Ihme seine Jagen ohne einige Ke-
striction genießen zu lassen beliebt, sodann daß Ihro Hochfürstl.
Durchl. zu Würtenberg zuständige Mitjagen in denen Karpfischeu
Jagen, als dero Residenz ohnedem allzuweit entlegen, sich begeben,
und anstatt des oben bemerkten zurüoklaasenden großen Distrikts
die nicht über eine halbe Stund occupierende Gegend, nämlich
von dem Seebach, allwo sich seine Jagen enden, oben der Klingen
hinunter bis auf den Oeschinger Waasen, darinnen auch ein Hdla-
lein, der Filzenberg, und ein anders, der Brand genannt^ worinnen
Ihme ohnedas das kleine Waidwerk xukommt, gelegen, pleno jarSi
ohne einige BeBtriction, darinnen su jagen, zu pflischen und zu
hetzen, oder wie es Namen haben mag, emgeräomt; auch den
alten Distrikt anf gleiche Weise ruhig mit pürschen und jagen zu
genießen Ihme zugelassen würde: daiaof auch Sr. Hochfürstl.
Durchl. in Abwesenheit Ihres Oberforst- und Jägermeisters Fride-
rich Ludwig von Hoff, dero obem Rat und ICammer- Junkern
Philipp Heinrich von Goelnitc als dermaligen bestalten Referenten
in Fofstsacben, neben Jonathan Martin, ab Fontmeistem und
Waldvogten des Tübinger Forsts, ad locam wsh su erheben, neben
ihme Schilling von Oanstatt, oder wen er in sdnen Pktz ver-
ordnen würde, die Benntzong der Jagen vor alles in Augenschein
und Obacht su nehmen, und der Sache ihre abhelfUche MaaO su
geben, zu trachten, gnadigsieu Befehl erteilt, und beide Deputirte,
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Lebeosbevcbreiboogeii derer 8chiUiAg von Ganeiatt. 177
deme 2U gehorsamster Folge sich Dienstags den 13. April Addo
1697, nebst dem Waldvogtei Adjunkto Joliauu Nicola Martin, und
Ernst Fridericli Kaapptju, Hofmeistern in dem Einsiedel nacher
Thalhcim begeben, noch selbigen Abend mit Ihme Schilling von
Canstatt, nach (Jenüge communicirt, und darauf folgenden Mitt-
woch den 14. April bei früher Tageszeit die wirkliche Bereitung
mit Zuziehung beider Forstknetfhte zu ( ioiiriiiip-en und Mössingen,
Jerg Kemlers und Cliristoph Schocheiis, sodunu deö Schultheiüeus
Mathei Eiselins und des Öchilliugischen Mayers Haus Vischers zu
Thalheim vorgenommen ; Und nun durcli diese derentwegtu be-
scheheue Jagensbereitung und eingenoinnunen Augenschein sich
so viel befunden, daß der des Herren Fürsten von Hohenzollern-
Hechingcn Fürstl. Durchl. übcrlussene, ein bequemer, der neu
vorgeschlagene Ort aber um etwas heschwerhcher ßezuk sei; forner
daß die eingeführte Karpfische Jagen, so in nachstehenden Stücken,
als die Schlegelwalz von der hinum bis auf die Schönberger Steig,
von solcher Steig vom Heuberg bis in die Bollgassen, welcher Be-
zirk mit denen alten Lauchbäumeu und Marksteinen versehen,
auf die rechte Hand aber oben hinaus Beura, Salmadingen und
Thalheim stoßend an die freie Pürsch über ßaltasars von Karpfen
Erben Hölzer, von der Bollgassen über das Feld und Viehtrieb
hinan, bis unten an das Dorf Thalheim in Bach, dem Bach nach
abbin bis oben wieder in das Dorf Mössingen bestehen, ein ud-
disputierlicher Forst sei, dessen sich die Wildpretschützen als einer
vorschützenden freien Pürsch im geringstea nicht zu bedienen
haben; daß dannenhero ihme Schilling von Canstatt Yorderst, so
viel dieses letztere betiifil» dawider alle Assistenz za leisten, und
ihn dabei zu nianuteniren, auch darinnen von Seiten gnädigster
Herrschaft Würtenljcrg, des Mitjagens (außer dem einigen Caan,
da Ihro Hocbfürstl. Durchl. ala jetztmals regierender Herr oder
ein anderer regierender Herzog zu Würtenberg ungefähr der Enden
wäre, und selbst für deio eigene hohe Person eine Becreation
etwas darinnen zu pürschen, nicht aber zu jagen suchen wollten,
so aber auf keinen andern Prinzen vom Haus Würtenberg, noch
vielweniger einen würtenbergiachen Jäger oder sonsten jemand auf
einige Weis oder W^ nicht su eztendiren) sich gänzhch zu be-
geben, hergegen Ihme das pflrschen gldch in andern seinen Höl-
sen! daselbst, nach Waidmanns Brauch and Herkommen, nach
Bot- und Sehwaizwildpret, Behe, Fftchse und Hasen, und allem
andern zugelassen^ zugesagt; wegen des übrigen aber folgender
VI» nnUto B«lillllnf vm CkiMtitt. JS
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116 X«eb«n8b68ehreibiuigeti derer Scbiliiog von Ouwtalft.
Gestalt verglichen wurden, vonirist in dem sogenannten Ecken-
thal, dessen ungefährlich vierzig Morgen, so einerseits an die
Thalheimer Steig, oben auf deren Baufeld, unten aber an die
Straße, so von Thalheini auf Wilinadingen zugeht, stusset; item
in dem Holz und Kopf, die KicldmMou genannt, ungefährlich
Sechzig Morgen, so oben auf Wilmadingen und unton auf das
Thalheimtr P)!iufeld stosset; mehr ein Holz, der Pfannenstiel oder
Bürtel genannt, auf Fünfzig Morgen, so oben auf den Wilma-
dinger WaM und Güter, und unten auf die Thalheimer Markung
stosset; Ferner in dem Seeholz auf Achzig Morgen, so oben an
das Holz Kiederich und unten an Seeinich stosset, welche erst-
benannte Hölzer alle dem Flecken Thulheim gehörig sind ; Weiter
das kleine Lölilin Riederich auf Fünfzehn Morgen und eni rund
Köpflin ungefähr 6 Morgen, das UuofBerglin genannt, welches
im Haselgesträuch und dem Flecken Wiimadingen zugehörig, so
alles ehemalen die Dachenhausische Jagen genannt worden, so-
dann in dem Farrenberg und sogenannten Kohlengärtlein; zu
welchem er auch das Erlen- und Buchenbächlein, wie es zer-
schiedenthch genennt wird, so die an das Fürsthche Haus ZoUera*
Hechingen überlassene, und die Schillingscbe Jagen von einaDder
scheidet, zu fischen uod zu genieikn haben soUe.
Worüber noch ferner Ihme Schilling von Canstatt auf das
neue überlassen worden, wegen Abgang des Hechingischen Jagen-
Bezirks der Begriff vom Seebach an, den Wilmadinger Weg hin-
durch die Oeschinger Steig hinab, bis an das Bächlein so durch
das Dorf läuft, bei dem Falter hinab bis in die Steinlach aufbin
bis wieder in den Seebach, und sind in diesem Bezirk der Filzen-
berg, und Branr, die Thalheimer Auchtert, wo der Seebach durch-
fließt, ungefllhr einer halben Stunde im Umkreis, in welchen
neuen Stücken £r gleich seinen andern Jagen, ebenfalls zu jagen,
zu hegen, zu pürschen und zu hetzen, ohne einigen Eintrag und
Unterschied berechtigt sein solle; Hergegen Er Ludwig Friderich
Schilling von Canstatt alles und jedes sowohl für sich als seine
Brben, was in diesem Brief dnyerleibt worden« gleidi andern
seinen uzorio nomine zu Hialheün genießenden Gütern, nicht
anders als ein Kunkel-Lehen innehaben und besitzen, auch alles
da^enige davon tfaun solle, was ein getreuer Lehenmann semem
gnädigsten Lehenheim von Beehtswetgeo zu thun und zu leisten
sdiuldig und verbunden ist, wie denn alles dieses von Wort zu
Wort in den zu errichten habenden neuen Lehenbrief behörig ein-
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LeibenabMchreitmiigwi ctorer Schilling voa Oftiurtatt.
179
znverldben und einziirUcken ist So verspricht auofa er, Sdiülixig
von Canstatt In allen obvormeldten Jagen die flei0lge Obaicht auf
die unbefugte Wildpretscbützen zu baben, und sowohl vor sich,
als mit denen seinigen solche bestmOgHchst abzutreiben zu suchen,
da dann ohne Eintrag eines Menschen Er die Beifahung solcher
Leute haben, so sie aber zur Hand gebracht, oder sonst wissens
gemacht, die er und die 8einige(n) kiaft dieses anzuzeigen ver-
bunden, selbige dem Vogtamt Tübingen geliefert und angeze%t
werden sollen. Wie dann ausdrüddich dem HochfOrsU. Haus
Würtenberg allw^n die Hohe LandesfUrstliche, Malefizische und
Forstliche Obrigkeit, und was davon dependirt, in allen diesen
Jagensbeztrken gftnzlich vorbehalten werden. Zu dessen allem
wahren Urkund, und daß dieses alles gegeneinander steif und fest
zu halten wohlbedfichtiglicfa zugesagt und versprochen, ist dieser
Receß aufgerichtet, und drei gleichlautende Exemplarien^ davon
ems zu HochfQrstL Ganzlei, das andere dem SchilUDg von Canstatt,
und das dritte zum Forstamt Tübingen zu liefern, verfertiget, und
behörig unterschrieben, auch vorderisten mit dem HochfQrstlich-,
sodann auch mit Übriger allerseitigen Sigillen conroborierk und
bekräftiget worden. Bu geschehen Stutligart den 22. Dezembris
Anno 1698.
Und Wir leihen Ihnen Wilhelm Friderichen und Oarl Fride-
richen Schilling von Canstatt, Gebrüdern das allee wie vorsteht,
hiemit und in Kraft dieses Briefe, doch Uns, Unsere Erben und
Mannen, Unsere Lehm und Recht vorbehalten, und daran in
allweg unschftdlich; und wollen Ihnen Unseren Vasallen die bei
diesem Lehens -Jagen bishero exefdrte Vierundzwanzigstündige
Nachsuch, so lange sie solche nach Waidmanns Gebrauch ezerciren
werden, auch in Unsem Jagen gestatten ; Hingegen sollen SSe Uns
neben demjenigen "wbb oben in specifice determiniert von solchem
Lehen thun und gebunden sein, als Itehenmänner ihrem rechten
Lehenherrn von ihrem Leben scliuldig und pllichtig sind zu thun,
und insonderheit da Wir unsere Erben und Nachl^ommeu, auch
un^itre Land und Leut von jemand wer der auch wäre, überzogen
oder bekriegt werden sollten, oder würden, so sollen uns. Unsere
Erben und Nachkommen 8ie, die Schilling von Canstiitt, Ihro
Erben und Nachkommen von des bestimmten Lehens wegen,
wider männiglich, niemands ausgenommen, obspeciiizirtrriuMi.en,
durch einen Diener mit einem Pferd untl jederzeit übhchcn Kustung
zuzuziehen, zu hellen, und Laudesrettuug zu liiun ücliuidig sein;
180 Lttbontbeiclinilningan d«rer SehUliiig tob Oanttett.
Bei dem Eid, d&a Sie Wilhelm Friderioh und Carl Fnderich
Schilling vcm Ganatatt in Ihre Seele hierammen leiblich zvl Gott
dem allmfichligen geschworen haben; Alles getreulich und ohn*
gefilChrlieh.
Und dessen au Urkund haben Wir uns eigenhftndig unter-
schrieben, und Unser Fflistlich Secret-Insiegel hlingen lassen an
diesen Brief, der geben ist in Unseier Fürstlichen Besidenzstadt
Stuttgart, den neunten Honalstag Mayii, als man s8hlt von unseres
einigen ErlOsefs und SetigmaeheiB Geburt Ein Tausend Sieben
Hundert dräffig und Sechs Jahr
Oarl Alezander, Kenag su Würtenbeig
Vid. Secr. Gabler.
Daß all voranstehendes mit dem wahren und beglaubten mir
vorgelegten Oiiginal Conzept, mittelst beschehener fleißiger Colla-
tionirung durchaus confomi und gleichlautend übereinkomme. Eiu
solches wird hiermit verificirt. Stuttgart, den 18. November 1743.
Johann Christoph Khuon,
Notar. Caes. publ. jur. in tidem praemissor. suscript.
Vergleich wegen der Verlasaenschafb
Ludwig FkiedriehB Sehilling Yon Gaasiatt^ von 1788.
Kund und su wissen sei hiennit jederm&nniglich, besonders
aber denenjentgen so es zu wissen nötig ist, daß als sieh auf das
den 6. Juni 1729 erfolgte Hocheeligc Ableben des weihmd Fni
Reichs Hochwöhlgeborenen Hem, Herren Ludwig Friderich Schil-
ling von Oanstatt des Loblichen Schwäbischen Kreises gewesenen
GeneraMifayors sowohl, als dero denenselben den 23. April 1738
in die ewige Seligkeit nachgefolgten weiland herzgeliebtesten Frau,
Gemahlin der auf Frei Reichs hochwöhlgeborenen Ftau, Frau Eva
Maria Schillingin von Gastätt, geborenen von Tegernau, wegen
der von Ihren beidersots surQckgelassenen verscliiedentlichen nim
Teil ungültig, und nicht vollkommen zu Stand gebrachten i>is-
posittonen, swischem dero hinterUiebenen Herren Söhnen und
Fräulein Töchtern benanntfiehen denen Frei Reichs Hochwöhlge-
borenen Herren, Herren Wilhelm Friderich Schilling von Canstatt,
hoefaf&fBtUeh Baden-Durlachischen hochbetrauten wirklichen Ge*
heimbden Rath und Obrist Ilofmarschallen und Herren Carl
IViderich Schilling von Canstatt, höchstgedacht ihro Hochfürst-
hchen Durchlaucht hochangeselieueu Obrist JägeimeLiteru, sodann
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lAb«i»beflolu«ilNiiigen d«rar ScbiUing von Gaostatt.
181
«lero geliebtesten beiden Fraulein »Schwcstcm, denen aurli Frei
Reichf? TTocliwohlgelntronen Fräulein, Fräulein Maria Johannn und
FränU'iti Dorothea Magdalena, f^eborenen Schillingin von Canstatt,
sich einige Stritt und Irrungen liervorthun wollen; Sie die aüfr-
soitig Hochadeliche Geschwistrigte sich mit möglichster Beil i
haltung der in '>baiigcz igeuen Verordnungen enthaltener l^vitcrlichcr
Absicht und Intention, zu Bezeugung des Hochgedacht Ihren
weiland herzgeliebtesten Eltern auch nach dem Tod schuldigen
kindlichen Respekts, und zui' Vermeidung aller etwa jetzt, oder
in Zukunft daraus entstehen könnender Weitläuftig- und Verdrieß-
lichkeiten, vorderFamst aber dio unter ihnen (Jeschwistrigen dato
ohnunterbrochen fortgedauertc gute Veretändnuß und Harmonie
noch weiters zu cultiv^ren, nach sorgfältig und reiflich beschehener
der Sachen Überlegung mit Zuziehung des auf ehemalig selbstiges
Begehren oft mentionirt dero Hochseligen Eltern von Einem Hoch-
löblichen Ritter-Directorio des Canton Neckar Schwarzwalds Ihnen
beiden Fräulein judicialiter zugeordneten und zu Ende mitunt^-
zeichneten Assistenten Tit. Herren Johann Theodor Scheffer,
Hochfürstl. Würtembergisch- und HohenzoUer'HeohiDgischeii wirk'
liehen respective Qeheimbden- und Regierungsrats, auch Prof. jur,
Can. et Eccl. Ord. zu Tabingen, sieb folgender Gestalten ohn-
widerruflich miteinander vereinigt und dahin verglichen habeo,
daß zu allervordrist alle von Ihnen beiden hochseligen Eltern er-
richtete Dispositionen und Verordnungen, Sie haben auch Namen
wie sie wollen, hiemit gänzlich abolirt und aufgehoben: Und wenn
gleich eine oder die andere davon über kurz oder lang producirt
werden wollte, nicht mehr von dem geringsten Valor oder Wür-
kung, sondern hierunter vor null und nichtig erklArt sein und
bleiben sollen. Hierauf so verbleibt:
1. Denen beiden Herren Gebrüdern das allhiesige von ihrem
seligen Urgroßvater Herren Hans Heinrich von Offenburg erkaufte
dem Hochflirstlichen Haus Würtomberg zu einem Kunkel-Lehen
rührende adelichen Schloß, sammt allen und jeden dazu gehörigen
in dem errichteten Teilongs-Inventario apecifice benannten eigen-
UtanlioheD Gütern, auch denen hierunter nicht eaq^rease aui^
dungenen Motnlien, wie nicht weniger alles vorhanden geweeene
baäre Geld; dahingegen übernehmen sie Heiren Gebrüdeie nicht nur
2. alle auf der hoofaseUgen Frau Mutter Beisetxung und
Leidien-Beglüignuü verwandte Unkosten, und hinterlassene Passiva
vor sich allein su bezahlen, sondern vereprecben auch
182 Lebenabetchreibungen derer ScfaiUing von CMiitatt.
3. den Ihnen Fräulein Schwestern von dero seligen Herren
Vnters an dem auf allbiesigem Hrx I triretl. Würtemberjrischen
großen Fruchtzehnten stehen habenden r>OOU ii. Capital, und zwtir
deren jeden mit Fünfzehnhundert Gulden constituirten dotem nebst
der vorhandenen von der seiigen Frau Mutter gelbsten noch an-
geordneten Aussteuer, auch von Ihr hinterbliebenen Geschmuck,
Teilet und übriges Silber, wie auch die in dem Haus zu Tübingen
behiidhch und besonders consignirte Mobilien, vor ganz frei und
eigentümlich gleich jetzt ohne einlegen Anstand verabfolgen zu
lassen. Ingleichen sollen Kraft dieses Hirt« V» rsjtruchs
4 Sie die Fräulein Schwe.-tern noch weiters diis ausdenen
nach Abzug besagt Ihrer beiderseuigen Heirat-Güter von sothanem
C»[)itai noch überbleibende 2000 fl. abgi lieiide Intcrcpse, oder so
lang das Capital nicht heimgezahlt wird, den Zeiienten Selbsten,
und zwar wie bereits dies Jahr der Anfang mit gemacht worden
ist, vor solch gesammtes Ihren beiden Fräulein teils eigentümlich,
teils nutznißlich zukommen des ('fipital in natura ziehen und ge-
nießen, aus denen erst beuieidten letztern 2000 fl. aber lanerr
nicht, als bis sich deren jede vermählen od< r, welches doch
Gott in Gnaden verhüten wolle, noch vor dorvu Erfolg mit
Tod abgehen würde. Als auf welche beide Fälle der an
solchen ihnen nutznieliiich überiassenen 2000 H. vacirende An-
teil, nicht auf die alsdann überbleibende Fräulein Schwester, son-
dern gleich wieder auf die zwei Herren Gebrüder, als welchen
hiervon das Eigentum ohnehin zuBteht, zurückfaUen solle. N&chst
obie^em aber
5. Die Fräulein Schwestern das Haus und Garten zu Tü-
bingen samt dem zu dem ersten gehörigen Kirchenstuhl, oder
wann ein Stück davon oder sie insgesammt verkauft würden, das
Interesse ob dem daraus erlösenden Kaufschilling ebenmäßig bis
zu ihrer jegüchen Verheiratung zu empfangen; und biezu werden
ihnen biemit noch femer und
6. die in einem betfondern Lagerbuch beschriebene und hie-
nach bameldte Gülten und Gefölle, nach der Elterlichen Intention
bis zu mehr angeregt Huer Vermählung nutznießlich eingeiaumet
und überlassen. Und zwar zu Poltringen bei Hans Adelfingetn
jährlich 7 Scheffel 2 Simry Dinkel, zu Wilniadingen, Uracher
Amts bei des Hochmachen Wittib an Dinkel 4 Scheifei 4 Simry,
Habern 4 Schefifel 2 Simry, Geld 43 Kreuzer, 1 alte Hun, 120 Eier,
zu Gönkingen obigen Amte, Dinkel 1 Scheffel 4 Simiy, Geld
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LttbMLibMchreibtuigen derer Schilling von Ouutoti.
188
13 'Kreuzer und 60 Eier. Ibgleioheo audi die Leibhenneii su
Waltdorf und der Orten. Oberdiee ofeiren sieb
7. die Herren Gebrüdem am geneigt freiem Willen, daß wann
Sie Gott mit Wildprett, auch grünem und dürren Obst auf dem
allhieeigen adelichen Gut segnen, und die Frftuletn eioh annocb
unvermShIt zu Tübingen, oder eonat in der Nflhe befinden würden,
Sie eg selbige ebenfalls genieOen lassen wollten. Nfichst solchem
allem aber versprechen dieselbe
8. daß, wo Sie die beide Fr&alein den obgenannten Zehenten,
wie dies Jahr geschehen, noch fOrderhin in natura einzusiehen
gedllehten, Ihnen jederzeit den FVuchtboden auf dem alten Schloß-
lein esnzuxftumen gedächten, und reaerviren sich dabei nichto
weiter, als daß Ihnen jährlich bei dem Ausdreschen 12 Futer halb
Winter- und halb Haberstroh und dann das von denen Zehent-
gerben ab&Uende Daubengesäm auch ohnentgeltlidi verabfolgt,
sofern aber das auf den Zehenten stehende Capital zurück besahlt
werden sollte, von dem Biteresse alQShrlich 25 fl. überlassen
werden sollen*
Wie nun außer diesen bisher recensirten Puncten, die beider-
seits contrahirende hodiadeliche Teile weder an das Väterliche imd
Mütterliche Erbgut, noch sonst irgend einige Forderung und
Präteosion gegeneinander mehr zu machen haben, so begeben sie
sich nicht nur sammt und sonders, aüer und jeder sowohl dem
mSnnlich' als weiblichen Geschlechts zugut erfimdenen Privilegien,
Bzceptionen und übrigen Wohlthaten, Bechten und Gerechtig-
keiten, wie die inmser Namen haben, oder durch Menschensinn
erdacht werden mögten, tam in genere quam in specie, als deren
insgesammt sie beide Fräulein durch ihre mitfertigenden Herren
Assistenten zuvor voUkommentlich verständiget worden sind, son-
dern es renunciren überdies noch sie beide Fräulein, nach der
unter denen Reichadelichen Personen, bevorab in diesem Ho( Ii
löblichen Ritter Canton wohlhergebrachten ObFervaiiz für -ich
dero Erben und Nachkommen auf Eine:ann: bciueldtes Kunkel
Lehen, und dazu gehörig eigcDturaliche Güter auf den ledigen
Anfall hieniit auf das kräftigste und verbindlichste bei dem Wort
der ewigen Wahrheit, hierunten noch weifcers eidlich, dab »ie auljer
demjenigen, was Sie durch gegenwärtigen Receli bereits empfangen
haben, unter einigem Schein von sothanes Kunkel Lehen und
dessen Zugehörde, so lang und viel, als von ihren herzgeliebtsten
Herren Gebrüdem und dero beiderseitig Descendenteu mithin von
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184 Lebensbeschrelbiuisen derer Scbitting von GaneMi.
deren Namen und Staidraen noch jemand übrig sein würde, bis
2U der Zeit des sich ergebenden ledigen Anfalls die geringste An-
sprache und Forderung nicht machen, sondern sich erst auf diesen
letztem Fall, den Regreß zu sotbanen Gütern vorbehalten, und
alsdann vor keine Verzichts-Töchter mehr geachtet sein wollen.
Dessen allen zu wahrer Urkund und noch weiterer Verbindlichkeit,
haben sieb nicht nur ^e allerseitigen Hochad^ohen Faciscenten
mit dem Rechtlichen Herren Beistand, sondern ancb die ad hunc
actum besonders erbetene drei Herren Qeseugen eigenhändig unter-
schrieben, und insgesammt ihre angeborene respektive adelidie
und gewöhnliche Pettschaften mit beigedmckt. So gieschehen
Thalheim den 22. August Anno 1733.
W. F. Schilling von Canstatt M. J. Schilling von Canstatt
G. F. Schilliug von Canstatt D. M. Schilling von Canstatt
M. Lr. V. Lentrom unter dem Johann Theodor SchefiTer Dr.
kaiserl. Graf Wolfeggl Regim^it ' als Directonaliter constituirter
beatelHer Hauptmann Asdstent
HocfaitirBtl. WOrtembeigiflcher Hoefaflirstl. Wflrtembergischer
Amtmann von Wilmadingen: Hofg^chts- und Landschaft
Christian Joseph Stierlein. Engem Ausschusses Assessor
Johann Friedrich Jäger
tanq. Testis requisitus.
Vorstehende Abschrift habe ich mit dem Original fleißig col-
lationirt, und (lie«p!n vollkommen gleichlautend erfanden. So
geschehen Karlaruiie den 11. August Anno 1744.
Otto Theodorus Volz
Notar. Caes. pubi juratua requisitus.
Verkauf-Contract über das Lehen-Gut Thalheim zwischen demea
hinterlassenen Kindern dea Wilhelm Friderich Schilling vom
Ganstatfe und dem Obennarschall Carl Fridflnoh Sebilling Ton
Oanatatt
Kund und m wissen sei hiemit jedermänniglioh, demnach der
Weiland Hochfttrstlich Würtenbeigisdie gewesene Rat und Ober-
vogt 8U Nagold Hans Helniicfa von Offenburg justo emtionls ti-
tulo die XU Thalheim von denen Karpfischen Erben hetrOhreiide
beide adeliche Bdiiausungen, Gärten und Wiesen, und andere Ge-
rechtigkeiten erkauft, und an sich gebracht, auch in anno Ein*
tausend Sechshundert und zwanzig und Sechs von dem damalen
LebensliMcbnibQiifeii derer Schilling toh CSanotatt.
18$
regierenden durchlAuchtigsten Füisteo und Henen, Herren Johann
Friderieb, Herzogen m Würtenbeig und Tbeck etc. als ein Knnkel-
JAbea empfongen, und sothanes Kunkel-Lehen nachmala auf seine
Tochter Agnes Snsanna, Bütel Fnderichs yon Tegernau Ehecon-
sortin, gebracht hat, nach dieser aber ihr Sohn Heinrich Friderieh
von* Tegernau damit beliehen worden, nach dessen Absterben be-
rührtes Eunkel-Lehen auf seine hinterlaasene dn|ge Tochter Eva
Maria, des Loblichen Schwäbischen Greises General-Wachtmeisters
Ludwig Friderieh Schilling? von C^nstatt Ehegattin, und von Ihro
auf ihre beide Söhne, den gewesenen HochfOrstl. Baden-Dur^
lachischen Geheimden Rath und Oberhofmarschallen Wilhelm
Friderieh und den auch HochfaistL WOrtenbeigischen Oberhof-
marschallen und Obervogt su Heidenhdm, Carl Friderieh, Schil-
linge von CSanstatt, Gebrüdeie, justo suceessionis ordine gekommen
ist, erstbesagte beide Herren Gebrüdern auch das obgedachte
Kunkel-Lehen zu Thalheim samt dazu gehörigen, in dem von dem
Hochftlrstl. Lehenhof den neunten Mai ESn Tausend Siebenhundert
Dreißig und Sechs erteilten Lehenbrief h| ecifico beschriebenen
Bechten und Gerechtigkeiten in so lang gemeinschaftlich besessen
und benutst, bis endlich beide Herren Gebrftdere wegen Auf heb-
und Abthuung der Gemeinschaft su künftiger Verhütung aller in
dergleichen Fftllen in denen Familien fast unvermeidlichen SpSnn-
nnd Lrrungen drca finem anni Eintausmd Siebenhundert viersig
und awei sich dahm mit einander verglichen haben, daß der
jüngere Herr Brnd» dem Altem seine HUfte an dem gemehi-
sdiaftlicfa innegehabten Kunkel-Lehen su Thalhelm um vierzehn
Tausend Gulden auf die in dem dicto anno 1742 unter ihnen
abgeredten Kaufs Tractaten angemerkte Weise abzutreten zugesagt
hat, als würden besagte Kaufs* und Verkaufs Tractaten außer
Zweifel zu ihrer gänzlichen Erfüllung gekommen sein, daferne
nicht das Absterben des altern Herren Bruders in Carlsruhe un-
vermutet dazwischen gekommen wäre. Nachdem abei- dmch den
erstberührtermaßen erfolgten Tüd des ältercu Ilerru ßruders, des
gewCvSenen Hochfürstlich Badendurlachischen Geheimenraths und
Oberhüfiuaisi liallg Wilhelm Friderieh Schillings von Canstatt, so-
tliane Kauftractaten um dessentwillen in Stocken geraten, und zu
ihrer Richtigkeit nicht gekommen sind, weilen einesteils die zu
Bestreitung des Kaufschillings nötige Mittel in desselben Ver-
lassenschaft sich nicht nur nicht vorgefunden, sondern vielmehr
dagegen andernteUs ziemliche Schulden geäußert haben, folglich
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186
Leli6n«b«Mltf«ibitog«ii dM«r Schilliiig von Caoatett.
die ermeldte Vierzehntausend Gulden vor die Hälfte des Gute
Thalheim anderwürtig hätten entlehnt und verintereseiert, denen
hinterlassenen Pupillen aber auf diese Weise durch Erkaufnng
dieses Guts, wann dessen jährlicher Ertrag (so vor ihren Anteil
über Abzug der jährlich auf das Gut zu verwendenden Repara>
tions- und s^dem Unkosten, nach der bis dahin gehabten Er-
fahrung, wenig über zweihundert und fünfzig Gulden, und viel-
leicht auch diese nicht ausgemacht haben würden) gegen die vor
obige vierzehn Tausend Gulden zu bezahlende Interesse gehalten
wild, mehr Schaden als Nutzen notwendig zugezogen werden
müssen, der Hochfürstl. Würtenbergische Herr Oberhofmaiscball
und Obervogt in Heidenheim auch in Beherzignng, daß er auf
die Vollziehung des projektiert gewesenen Kaufs zwar nicht weiter
gedrungen, doch aber sich dahin dcclarirt bat, wie er wegen
beiderseitiger großer Familie ebenfalle länger in einer Gemein-
schaft zu verbleiben nicht gedächte, sondern der aus solcher
Communion in Zukunft entspringen könnenden Beschwerlichkeit
abgeholfen wissen mögte, und zu dem Ende entschlossen sei, ent-
weder auf die nämliche Art wie er seine Hälfte an dem Gut
Thalheim dem Herren Bruder zu vericaufen offerirt habe, den An-
teil seines Herren Bruders zu übernehmen, oder aber wann dieses
nicht genehmigt werden wollte, sodann seine eigene Hälfte an den
HochlBrstL Lehenhof oder anderwärtig bin so verftußem; Bei
welchen Umständen denen hinterlsssenen ScbiUingischen Pupillen
die Ansichbringung der andern Hälfte des Ghits IhsDuim, ohne
Ihr offenbar großen Schaden zu bewerksteUigeo, nicht möglich,
im Gcgentdl aber die jährliche Interesse, welche sie von dem
KaufsofailMng der vierzehntauaend Gulden beziehen kOnnen, Omen
weit yorteilhafker war, ab der voigedacbte Ertrag von der Ihnen
an diesem Kunkel-Leben gebührenden. Hälfte, und «idlioh alles
dieses auf Seiten der Tor die ScbiUingisohe minorennen consti-
tuirten Vormundschaft in die gehörige Erwägung gezogen, die an
diesem Erblehenbaren Gut gedachten minorennen gehörige Hälfte
an dero respective Herren Qncle käuflich zu überlassen resolvirt.
dazu auch in Ansehung der allhier in Oarlsruhe domidlirten Pu-
pillen und derhalb fundirten Hochfürstl. Baden-Durlacliiscben
Obervormundschaft das zu diesem Verkauf nötige Decretum alle-
nandi erhalten werden; als ist zwischen der verwittweten BVau
Oberhofinarscballin Carolina Louisa Schillingm von Ganstatt» als
Mutter und Tutrice et Cnratrice legitima, namens der Kinder,
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LebanbwdudbiiBgeii d«nr SchilUng von OuialBtt 187
unter Beistand ihres Herrn Curatoris Sexus Hochfürstl. ßaden-
Duriachischen Herrn Geheimen Hofraths und LehenS'Frobsts
Herren Friderich Theobald Sahlers, auch entbemeldter Schil-
lingischer Kinder von Hochfürstl. Regierung zu Carlanihe be-
stellten Curatore, dem ebenmäßigen Margrftfl. Baden-DurlacfaiBchexi
Hoücat Herren Friderich Gotbelf von Roseritz an einem, und
obgedacbt Hochfürstl. Würtenbergischen Oberhofmaischallen und
Obervogt in Heidenheim, Carl Friderich Schilling von Canstatt
am andern Teil, auf Ratification sowohl des Hochförstlich Würten-
bergischen Lehenhofep, als auch aus TOiangeführter Ursache der
Hochfürstlich Baden-Durlachischen Obervormundschaft naclifolgen-
der, rechtsbeständigor und nnwideiru fliehet Kauf- und Verkauis-
Gontract geschlossen worden, als nämlich:
£i8tlich verkaufen hocbgedadhte, verwittwete Fna Oberhof-
manohaUin Oaiolina Lodm Sohillingin von Canstatt als Mutter
und Tntriz et Ouzatriz l^tima Namens Dero Kinder mit Bei-
stand des vofgemcldten FOrstUch Baden-Durlachischen Geheimen
Hoftaths und Lehenprobsts FHderich Iheobald Sahlers und nebst
demselben mehr woUgedaohter Kinder Cuiator 8. T. Herr Hofimth
Friderich Gothelf von Koserits ihrer sammtUchen Kinder und
Ffl^befohlenen dermalichen Anteil der Hillfte an ermeldtem
Kunkel-Lebenbaren Gut ThaUieim an deroselben Herren Onde
Hochemannten Herten G^l Friderich Schilling von Oanstatt, also
wie Sie lind ihr Hochseliger Herr Vater Wilhelm Friderich Schil-
ling von Oanstatt solches bishefo mit allen dabei habenden Susen,
GeftUen, Hohen und Kleinen Jag^rechi und Gerechtigkeiten,
nebst der Wohnung und andern dazu gehörigen Gfiteni in unve^
teilter Gemeinschaft und ruhigem Besits innegehabt und genossen
haben, oder gießen sollen, können oder m(^en, nichts aus-
genommen, und als wann alles von Stflck su StOck ausdrücklich
hier benennt und einverleibt worden wftre. Wie sie dann
Zweitens all daqenige, was zur Jagd gehört, als zum Bzempel,
Gam-Fallen ud all dergleichen, wie nicht weniger auch
Drittens diejenige Mobilien und Effecten, welche Ihme Herren
KSnfem von Ihnen Verkäufern, nebst eber über soldie Mobilien
verfertigten Spedficatlon berdts und wirklich zugestellt worden,
und über deren Empfang er Herr Käufer seine Verkänlsr beBter^
mallen quittiert, hierunter verstanden, und mit verkauft haben
wollen. Dahingegen verspricht
Viertens Hochgedachter Herr Käufer an Hochbemeldte Ver-
188 Lebensbeechreibaiigea derer Schilling von Caustatt.
käufer vor diesen ihren dernialigen Ani. il die Summe von — :
14000 fl. — sage Vierzehn Tausend Gulden Ivheiiuscli, den Gulden
zu tüntzehn Batzen oder Sechzig Kreuzer gerechnet, dergestalten
7A1 bezahlen, daß von dieser Kaufschillings Summe auf Georgi
174l> als dem Tennin, an welHiem Ihme das Gut mit aller Zu-
gehörde nbi^efroton werden solle, an dem obgedachten Kauf-
echilling derer V'ierzehu Tausend Gulden die Summe von Sieben
Tausend Gulden baar und ohne einigen Anstand und Aufenthalt,
in guten und hiesiger Landen gangbaren Sorten auf einmal er-
legt, die übrigen Sieben Tausend Gulden aber mit Ffhif Procento
von Sechs zu Sechs Monat von Georpi dieses laufenden Ein
Tausend Siebenhundert Vierzig und Sechsten Jahrs an zu rech-
nen, richtig verzinst werden, und bis zu diK n völligen Abzahlung
der von dor Carlsruher Scbillinpi sehen Lmie verkaufte Anteil an
dem Kniikel-Lehen Gut Thalhenn [)ro expressa Hypotheca cum
clausula coiistituti posscssorii hierdurch nach Kauf-'cl'iillings-Recht
und Gewohnheit in bester Form davor eingesetzt, reserviert und
bedungen sein und bleiben solle, und zwar also, daß dieses allen-
faüsige iiesiduum an ermeldtem Kauf-Pretio auf jedesmalig halb-
jährige Aufkündigung nebst denen davon a tempore contractus
etwan rückständigen Zinsen baar und ohnverzüglich sollen bezahlt, '
in dem Anstandfifall aber mit oder ohne Recht per Mandata aob
Clausula eingetrieben werden können. Wann nun
Fünftens die Zahlung auf die in vorhergeheodem inertan
Articul derlillnge nach beschriebene Art geechehan wird; 00 vet*
sprechen die Verk&ufer, ordentlich darüber zu quittiren, auch
loaft dieses und sothaner Quittungen Ihn Herren Käufer und
setne Erben in die rechte ruhige und nützliche Possession und
Gewähr ermeldt ihrer re«|H ftive Kinder und Pflegbefohleue, Ihme
und seinen Erben verkauften dermaligen Anteils an dem Gut
Thalheim samt allen und jeden seinen habenden Rechten und
GJerechtigkeiten, wie sie Namen haben mögen, und in dem Ein-
gangs gemeldten Lehenbrief beschrieben, nicht weniger wie Sei«
bige zu seinem an solchem Gut habenden eigenen Anteil indessen
auch genossen worden sind, ganz und gar nichts ausgeschlossen
und abgesondert, hiemit wirklich und also einzusetzen, daß er
denselben Anteil und Zugehör hinfürdcr nach Maaßgab dieses
Kaufs-Contracts erblich inne haben, besitzen, gebrauchen, und
damit handle, thue und lasse, gleich andern seinen Leben-Gütern,
wie Ihme und seinen Erben gut dünkt, und wohlgeftllt
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LabeDtbesohralbangeii derer SchiUing von Gaiutati 189
Annebeiist begeben sich die Verkäufer solchenfaUs Sich
Namens Ihrer respeciive Kinder und PAegbefohlenen vor solche,
deio Ekrben und Nachkommen alles dessen, in Kraft und Macht
dieses Briefe, und verzeihen sich aller und jeder Becht und Ge-
lecfatigkeiten, so sie an dem allen gehabt haben, deigiestalt, daß
Herr Kflnfer mid dessen so Weib- als Männliche Deszendens die
von denen Verkäufern dermalen käuflich anbringende Hälfte ohne
RflckfoU pleno Jure besitzen, und die CSarlsruher Scbillingisofae
Lome auch utriusque Sexus, das vor solche Hälfte bekommende
Pretium eodem pleno Juie behalten solle, jedoch mit Vorbehalt
des der Oarlsruher Schillingischen linle, in Ansehung des andern
von dem Hemi Käufer bisher besessenen hälftigen Äntoils, in
Casum eztmctae atiipia Domini Emtoris Ihien der Verkäufer
respective Kindern und Pflegbefohlenen oder dero Erben zu-
kommenden Juris et ordinis Buocedendi, so hienut ein für allemal,
wo in dem ganzen Oontiact dergleicheii zu leservieren nötig er-
innert wird, welche Beservation in Favor der Wilhehn Frideiichi-
sehen linie in allen künftigen Lehenbriefm expiimirt, jedoch aber
die Lehens-Servitia von dem Herren Käufer oder dessen Erben
aiiein, so lange nämlich das Qut in dessen oder derselben Händen
bleiben wird, prästtrt werden sollen. Um solche ratione des von
dem Heiren Käufer bisher besessenen Hälftigen Anteils nächst
vorher stipuUerten Blickfalls wiUen macht
Seehstens der Käufer sich anheischig, dieses Lehenbaie Gut
Tbalheim, wie es sich dermalen befindet, nebst allen dazu ge-
hörigen Gebäuden und andern Stficken, auch in quo statu ein
jedes dermalen ist, auf sdne alleinige Kosten zu beschreiben,
und des ehestens zur nötigen Nachricht denen Verkäufern zu-
gdien zu lassen.
Siebentens soll all dasjenige, was dieses Kaufe und Verkaufs
wegen unter bdden controhirenden Teilen noch weiters ins be-
sondere stipulirt worden, oder etwa noch stipulirt werden möchte,
eben so gültig und kräftig sein, als wann es allliier zugleich mit ver-
glichen und stipulirt, auch von Wort zu Wort eingerückt worden wäre.
Schlüßlichen geloben beide Teile die>:t'in Contracte in allen
seineu Puncteq getreulich nacli/ukunimen, obno alle Kiiired und
Ausflucht, renuiiciren auch zu solchem Eudt- allen R^chtswohl-
tbateu und Exceptionibus, wie die Namen haben mögen. Alles
getreulich und sonder Geführde, bei udeliciien Ehieu, Treuen
und Glauben an Eidesstatt.
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190 LabenBbetebnibiiiigttn derer SduUiog TOii Ceaetatt
Dessen zu wahrer Urkund und Festbaltung ist dieser Ck)ntract-
brief in duplo ausgefertiget, auf dessen jedem Exemplar ach sämt-
liche Interessenten eigeohändig unterschrieben, und ihre angeborene
auch gewöhnliche Innsiegel beigedruckt und jedem Teil eines da*
von zugestellt worden. So geschehen Carlsruhe und Thalheim
den dreiundzwanagsten Aprilis £in Tausend Siebeuhundert Vier-
cig und Sechse.
0. L. Schillingm von Ganatatt^ C. F. Schilling von Gansiatt
geborene von Wangen Wittib.
Friedrich Theobald Sahler,
als bestätigter Beistund.
F. G. von Koseritz, als gericht-
lich beeidigter Vornnindcr
derer Öchillingischen Kinder.
Des Regierenden Herren Herzogen za Würtenbeig HochfÜrst*
liehen Durchlaucht, wollen hiemit vorstehenden, zwischen dero
Oberhofmarsohallen und Oberyogten zu Heydenheim, Carl Filde-
tich Schilling von Canatatt nnd desam verstorbenen Bradan ge^
weeten Fflntlich Baden-Durlachischen Geheimenrats und Oberhof-
marscfaallen, Wilbebn Friderieh binterlasaeoen Kindern und deren
constituirten "BQßgBT und Vormünder, über den ermeldten Kindern
zuständig gewesten halben Teil an dem von seiner HoefafÜrstliehen
Durchlaudit und dem Hersogtnm Würtenbeig su Lehen rühren-
den Gut Thalheim errichteten Kanf-Contiaet gnädigst latihabirt
und oonfirmirt haben, wie dann Sr. Hochfikatl. Durchlaucht
quästion. Kauf-Gontract anmit und in Kraft dieses aus Landes-
und Lehenheirlicfaer Blacht und Gewalt ratihabiren und oonfir>
miren. Auch zu dessen wahren Urkund dero FQrstlich Secret*
Insi^g«! Vordrucken lassen.
80 geschehen Stuttgart den 13. Oktober 1746.
Ex speciali Rtsolutione.
J. C. von Pflug.
F. W. Fiommann.
Vid. Secret. Frisch.
Noch einig« geschichtliche Notizen sind nachautmgen über
das Lehen und Miyoiat Wilhelm Friedrichs, Hohen wettiers*
baoh bei Durlach, Dorf mit henrschaftlxchem Wohnhaus und
Gut von 1075 Moigen damaligen Halles.
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LebenibetdiTaibangeii dtrer Mülii^ Yon Caiwtatt. 191
In dem Frieden Markgraf Hermanns von Baden mit den
Grafen von Zweibrücken 1281 verpfändeten die Grafen an den
Markgrafen das Dorf Dürren wettersbacb, wie es ehemals genannt
wurde. 1295 verkaufte Markgraf Hasso dem Abt und Konvent zu
Hemudb die TotengeftÜle daselbst. 1346 verkaufte Albrecht
Kochler von Rüdenbeig seine Güter daseibat an die Grafen £ber-
hard und Ulrich von Württemberg.
1884 verkauften Graf Konrad von Vaihingen und Johann,
adn Sohn, ihre Güter und Zehnten daselbst anWolftam von Kellen-
buig, Deutsofameister, tßx 2600 kleine Goldgulden.
8. Man 1538 faat Herzog Uhiefa an Württembeig der Ge-
meinde Grünwettorsbach sdnen Hof zu Dürrenwetterebaefa mit
zwei WohnhttuseiD, Scheuem und vielen Gütern erblich verliehen
gegen «ine j&hrliche Gülte von 20 Malter Boggen, 20 Malter Dinlral
und 20 Malter Haber Pforzheimer Maß. Der Flecken Dürren-
wettorsbach gehüite damals zur Markgraischaft Baden.
12. September 1566 wurde eine Erneuerung aller zu Dünen-
wettersbach liegender württembeigischer Snsgüter gefertigt, unter
Zuziehung des SehultheiOen von Dfinenwettorsbach und Grün-
wettersbach und mehrerer Bürger, wonach einige Bauern zu Dünen-
wettoisbach aus ihren Gütern HeUerzins, alte und junge Hühner
und Sterb&n an Württemberg zu entrichten hatten, wobei noch
des großen württembergischen Hofs und des St. Katharinenhofs
und eines Hofguts der Frau von Beuren gedacht wird.
1615 brannte das Dorf in wenigen Stunden bis auf fünf Hftuser
ab, wobei die Einwohner alle ihre Früchte und Hausrat verloren.
Der Markgraf Georg Friedrich ließ daher in allen Kirchen seiner
Lande eine KoUekte für diese Unglücklichen sammeln, die nch
jedoch anschickten, wegen bald nachfolgender Kriegszeiten ihre
Heimat zu verlassen, wodurch die Güter, die zum Dorf ge-
hürten, öd lieg^ blieben. Die Hüfe aber, die schon vor dem
Brand bestanden haben und wovon der württembergische allein
302 Morgen hatte, sdieinen 6i<^ nach dem Brande vergrößert zu
haben.
1688 kaufte der Oberstallmeister von Tertii einen Hof daselbst
von dem Spital Ettlingen für 50 Gulden und
12. Februar 1685 einen Hof daselbst von dem Kloster Lichten-
thal für 180 Gulden.
1687 trat Württemberg seinen Hof zu Dürrenwettersbach mit
Behausungen, Scheunen und Gütern an den Markgrafen Frieflrich
IM LebenabeacbreibaDgen d«rer SchUUng von CSanstatt
Magnus von Baden ab, der ihn seinem Oberstallmeister Augelo
Tertii und Kronenthal zum Geschenk gab.
24. März 1706 kaufte Markgraf Karl Wilhelm von Baden
nach (lern Tode des Herrn von Tertii von dessen hinterlassener
Witwe Lucretia von Tertii und Kronenthal, einer geboreneu von
BelÜn, unter Beistund Christoph Friedrichs von Tegernau, Forst-
meister zu Pforzheim, Schwager Ludwig Friedrichs von Schilling,
dieses Gut, welchem damals 800 Morgen groß war, um 650Q (iulden,
vereinigte noch mehrere (Jüt^^r damit und gab das ganze samt allen
Rechten und Gerechtigkeiten den 10. April 1715 seiner mit Eberhar-
dine von Massenhach erzeugten Tocht^T Knroline Louise von Wangen
zu einem Kuukeiiehen, durch welche du.-^es Gut 1725 au die
Familie von Schilling kam. Unterm 29. ()kiul»er 1745 hat sich
der t)adisclie Lehcuhof wegen dem vom DeuLschorden auf einem
Teil des Guts prätendierenden dritten Teil des Zehnten mit dem-
selben verglichen, daß ihm, statt wie bisher die dreißigste Garbe,
künftig 15 Malter Früchte (nämlich 5 Walter Koggen, 5 Malter
Dinkel und 5 Malier Haber, Speyerer Muß) gereicht werden sollen.
1720 ist der Ort um das dreifache angewachsen. (Die orts-
herrschaftiicheu (Jebäude standen ISO«) lür 31450 Gulden in der
Brandka.ssc und die Untertanengebäude, in 60 Wohn- und 30
Nebengebäuden bestehend, zu 22375 Gulden. Die tSeelenzahl ist
[1807] 532. (Siehe Nr. 220.)
Ein einziger Brunneu, meist in Felsen gehauen, 132 Fuß tief,
im Jahre 1717 gegraben, versorgt den ganzen Ort mit Trink was.ser.
AuBer diesem ist einer für das Vieh vorhanden, der jedoch nur von
stehendem Wasser aus dem See im Herrschailtsgarten Zufluß hat.
Seit 1714 ist eine Schule im Ort und seit 1742 eine luthe-
rische Kirche, die von Durlach aus versehen wird. In ältesten
Zeiten war der Ort KiicheDMal von Wolfahrtsweiher, nachher
vcn Grünwettersbach.
Auf der Gemarkung des Gutes liegt ein Hof an der Straße
TOD Durlach nach Langensteinbach, das Be7.enhäuschen genannt
(womit eine Wirtschaft verbunden ist). Die guteherrlichen Ökonomie^
gebäude daselbst stehen zu 3700 Gulden in der Brandversicherung.
Auch liegt auf der Gtomarkung ein zu diesem Gut gehöriger Weiler,
das Thomashäuschen genannt, an der Straße von Durlach nach
Stupferich, welcher zu Ende des 17 Jahrhunderts durch die Er-
bauung eines Holzhauers namens Thomas aus Bayern entstand.
£r besteht dermaiea ans 1 Untertaoenwohnhänsem und 6 Nehen-
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Lebensbeschreibungen derer Scbiliing vou Canatatt 193
gebändea, welche fOx 2350 Golden in der BiandvereiclieTung
Bteihen*
Die Einwohner sn Hohenwettersbadi und auf dem Hioniafl-
hfiuschen sind größtenteils lutherisch, nur wenige sind katholisch,
welche nach Karlsruhe eingepfan't sind. Sie haben 180 Morgen
Güter von der Gutsherrschaft in Bestand, da sie keine eigenen
besitzen. Zur Besorgung der ortsherrlichen vogteilichen Gerichts-
barkeit, auch Pohzei- und ökonomischen Angelegenheiten ist eine
Verwaltung in dem Orte aufgestellt. In Territorialsachen gehörte
der Ort mit Zugeliurmigcii zum Oberamt Durlach.
AVilhulin Friedrich scheint seiner Ilofstellung wegen wenig
in Wettersbach gelebt zu haben und ist aus seinen Tagebüchern
zu entnehmen, daß er nur der Jagd halber sich dort vorüber-
gehend aufhielt. Die Jägerei ging ilnn überhaupt über alles, und
es berührt in unsrer Zeit überaus traurig, wenn mau in seinem
Tagebuch Hcst, wie er zu Thalheim am Tage, wo seine Mutter
gestorben und noch nicht begraben war, Zeit fand zur Hirsch-
jagd und einen Wilderer gefUngüch einbringen ließ.
Auszüge aus diesen Tagebüchern können vielleicht später
herausgegeben werden.
170. Eberhard Ludu uj Sclulltng von Canstatt, ^i:eboren 5. Mai
1693 und gestorben 26. September desselben Jahres m Tlialhcim.
171. JoJiann Sigmund Gottffied Schill iwj von Canstatt. geboren
10. Februar 1760 und gestorben 10. Mai desselben Jahres.
172. Johann Joseph Gottfried Schilling von CanstaU, geboren
27. März 1757, gestorben 5. Februar 1758.
173. Wühcimina lichrlcka Maria Schilling von Cansfatt, ge-
boren 23. April 1753, vermählte sjcli 2. August 1775 und starb
21. Januar 7u Neustadt an der Wrutp^ in Ungarn ohne Kinder.
Ihr erster Gemahl war Joseph Anton 1^'ranz Xaver von Wild-
meister, geboren den 17. Januar 1739 zu Amberg, \^ürtten]ber-
gischer Hauptmann seit 11. Februar 1773. Er starb 27. Dezember
1780 und wurde 29. Dezember zu Stuttgart begraben. Ihr zweiter
Gemahl war Baron von Gaun zu Powedi in Ungarn. Er starb 1799.
174. Sophia Friederike Phüippine Schilling voti Canstatt ^ ge-
boren 14. September 1744 zu Göppingen, vermählte sich 16. No-
yember 1770 zu Schnaitheim. Ihr Gemahl war Ernst Dietrich
von Marschall zu Ostheim, württembergischer Kammerherr und
Oberforstmeister. Er lebte zu Waiddoif in Sacheen-MeiniDgen
und starb 17. Juni 1803.
Dto Itaüll« ScbmiBK von QwuMt II
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194 LebeiMbeflehniboiigaii darar ScbiUing von CSimatatt
Ludwig Fei-dinand SchtUinff von Cansfatt, würitembergi-
scher Kammerheir, QarmflonskapitftD der Festung Hohenaßberg,
Ritter des St Karlsotdetis, geboren zu SohnaitheiiD bei Heiden-
beim 15. Februar 1750, gestorben 17. Mftn 18|2 auf Hohenaß-
berg. Der AusKug aus der Wfirttembeigischen Ofl^er-Stammliste
lautet S. 462 über ihn: von QoTcy • Husaren -Regt — Gomet
22. Februar 1768 neu redpiert, von Bauwighause&'aefaes Husaren-
Regt — desgleichen. Leutnant — 24. Juli 1766, Rittmeister-Pat
11. Februar 1771, Stabsrittmeister .... Eskadronsmhaber 23. Fe-
bruar 1792. Vom Oktober 1796 bei der Husaren-Eskadron als
Rittmeister, vom 16. September 1798 an zu den Penaionaires.
5. May 1801 zum Hauptmann bei dem Qamisonstab zu Hohen-
aßberg angestellt 10. Nov. 1806 zum 2. Landbataillon als Haupt-
mann, Gamisonbatafllon — desgleichen. Den 21. April 1809
wegen übler Aufführung mit SOG fl. pensionieret. Wahrscheinlich
war er 1805 noch unvermfihlt. Mit Kaioline Rauser (geboren
2. Dezember 1760, gestorben 28. Mftiz 1840) hatte er zwei außer-
eheliche Kinder:
175*« Luise Earcinie geboren 1796, gestorben . . . .?
1751». Ferdinand Friedrich ScMUing von CkmsktU, Königlich
Württembergischer Oberst außer Dienst, Ritter der silbernen Ehren-
medaille, der goldnen Militär* Verdienstmedaille; später gegen Ab-
gabe derselben, des Militfir-Verdienstordens und 11. Juni 1860
des Kommenturkreuzee des Militfir-Verdienstordens.
Der Auszug aus den Württembergischen Offizier-Stammiisten
8. 64b lautet über ihn: geboren 28. April 1795 zu Stuttgart, Bürger
daselbst, evangcliscb, verbeiratet seit 23. August 1836 mit Sophie
Grunsky aus Stuttgart. Wittwer seit 19. Dezember 1860.
Vater: gewesener Kammerherr imd Hauptmann, f (1812),
15. Dezember freiwillig zum Fußjäger-Regt. Nr. 9 «König» und
den 16. ej. zur Fahne geschworen. War Sclireiber.
(Alis den Tagebüchern des Stabsrittmeisters Karl I.udwig
V'iii Schilling geht hervor, daß er seine Einstellung duich dessen
Verwendung erhalten hut.)
1814, 18. Januar. (Er machte 31. Januar 1814 die zweite
Schlacht bei Brienne mit.)
1814, 15. März UnterleutnaiiL (?).
1817, 31. Miüz beim 5. lufautrio liegt aggregiert
1817, 19. September beim 8. Infantrie Regt, eingeteilt.
1819, 3. März auf Ansuchen aggregiert
1. kjui^ijd by Google
Lebensbesohreiboi^en derer Schilling von Constatt,
105
1820, 22. Februar beim 3. Infoutrie Begt. eingeteilt.
1824, 15. April Oberleutnant.
1827, 1. November Schützenoffizier.
1836, j^^ - Hauptmann 2. KI. beim 1. Infantrie Begt.
1840, 4. November Hauptmann 1. Kl.
1849, 17. November Mijor and BataiUonskommandenr im
1. Infantrie Regt
1850, 15. Juli zum 2. Infantrie Regt, versetzt.
1850, 26. September Oberstleutnant mit Patent vom 3. Okt.
ISoO, 28. Oktober das Kommando des 2. Infantrie Regiments
provisorisch übertragen unter Einweisung in die etat-
mäßigen Bezüge eines Reginientskommandantcn.
1851, 28. April dieses Begimentskommando deffinitif über-
tragen.
1852, &. April Oberst mit Patent TOm 6. April.
1858, vom 1. Juli an in den neuen Gehalt von 2600 fl. ein-
gewiesen.
1860, 11. Juni wegen kOiperlieher Dienstontüditigkeit mit
der geeetzUchen Pension von 1441 fl. in das Ehrenmvaliden-
korps angenommen.
1863, 8. Juli in Stuttgart kmdedos gestorben.
Wegen seiner treff Udien und ehrenhaften Eigenschaften stand
die Familie nicht an, ihm die Führung des vollen Namens Schil-
ling von CSanstatt anheimznstellen, was auch spftterfain dnich
königliches Dekret rechtskzflftig gemacht wurde.
£r hat auch ein Foliomanuskiipt nicht zu untersch&taender
Anfreichnungen über die Geschichte der Familie von Schilling
hinterlassen, welches sich im Besitz Karls von Schillmg (Nr. 26b)
m Echterdingen hei Stuttgart befindet Verschiedenes hieraus ist
in diesem neuen Familienbuche verwertet worden.
176. Joham (Cßwütian) Fneärieh SMüng von CanstaU, würt-
tembog^scher Obristwachtmeister, geboren zu Kirchheim u. T.
18. November 1743 (nadi dem Taufschein 2. Juli 1743), vermAhlt
28. November 1780, gestorben 9. September 1798 (nach dem Toten-
schein und nach dem Tagebuch Karl Ludwigs von Schilling jedoch
1792). 1767 kam er in das Herzogliche Kadettenkorps. Im sieben-
jShrigen Kriege zog er im Wolfl^en Infanterieregiment als Fllhn-
rich mit ins Feld. 1761 wurde er Grenadierleutnant, 1766 Gre-
nadierhauptmann, 1780 lag er in Stuttgart in Garnison, bald
IS»
L lyu u-üd by Google
196
Lebenabeachreibangen derer ficbilliog von CMietatt.
nachher auf Hohenaßberg, wo er 14 Jahre lan^ wohnte und 1190
Obristwachtmcister wurde. (Von 1777—83 war der Dichter Daniel
Schubart auf Hohenaßberg.) Seine Gemahlin war Friedrike Karo-
line Juliane Lösch von Müllenheim, geboren 4. Olitober 1746,
lebte noch 1805 ohne Kinder. Sie f=itarb nach dem Tagebuche
des Oberforstineisters Karl Ludwig im November 1809 Ibr erster
Gemfllil ,\ ar Tobann Dietrich von Gemmingen-Fürfeld, geboren 17ü8,
vermählt 22. Oktober 1765. Er starb 1770.
Der Auszug aus den Württembergischeu Offizier-Stammlisten
8. 3Gli> lautet über ihn:
. Cavalierskorps. Cavalier 25. Januar 1758 neuanhero 17. Juni
1755 zum von Röder Infant. Hegt. 16. Jmü 1759. von
Wolff Infant. Regt, desgleichen.
1. Januar 1761 zum von Alteostein Gieiiadier Bataillon,
Leutnant 3. Januar 1701
von Reischach Grenadier Bataillon desgleklieD.
pr. Leutnant 16. Oktober 1762.
ult. Juni 1703 zum von Witzleben-Grenadier-liataiiion.
1. JuH 1705 zum Haus Grenadier Bataillon als pr. Leutnant,
Hauptmaunspatent 7. May 1766.
d. 30. April 1767 zum von Angee Grenadier Hegt Stabs*
hauptmann 29. November 1772.
Hauptmann mit Companie 1. Martii, 1774.
Den 1. May 1777 zum von Gabelenz Infantrie Regt.
10. August 1784 zum von Hügerschen Infantrie Regt als
Hauptmann mit Companie.
4. November 1790 das Obristwachtmeistespatent erhalten.
Den 9. September 1792 zu Hohenaßberg gestorben.
177. Kearl Augusi Wttiielm Schülifig wm Canstaü, württember-
gischer Kammerherr und Oberjägenneister mit Maitresrang, auch
Oberforstraeister zu Heidenheim, geboren 12. Februar 1742, ver
mfthlt 2. Juni 1771, gestorben 2. Februar 1802. Anmnglich «tand
er in der Herzoglichen Garde zu Fuß, nahm seine Entlassung als
Hauptmann und wurde Jagdjunker unter f( inera Vater, dem Ober*
forstmeister Johann Wilhelm (s. Nr. 158) in Heidenheim. Nach dem
Württembexgiachen Dienerbuch war er 1772 Forstmeister zu Böb-
lingen, kam später nach Urach und 1780 von Urach nach Heiden-
hcnii Er wai verheiratet mit Karoline Ernestine von Volgstett,
Tochter des württembeigischen Geheimrat van Volgatett Die Ehe
blieb JdnderloB.
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(
I<»bwMbeechwlbaDgea danr fWillHng von Canrtait. 197
Wlttmod Dooh 1769 Herzog Karl mit ungeheurem Aufwand
an Kosten, Material und Leuten bei Königsbronn und Heiden-
heim eingerichtete Jagen abgehalten hatte, bei denen yielleicbt
Johttin Wilhelm von Schilling (s. Nr. 152) tätig war, scheint der
Heffog später, als Karl August von ScMlHog dort Foratmdster
war, seltener nach H^denheim gekommen za seui, obwohl der
Wildstand in d^ dortigen Waldungen ein aufleroidentlicher ge-
wesen, lange nach Karl Angasts Tod unter König Wilhelm
wurden, nachdem die Landleute inständig darum gebeten hatten,
sum Abschluß des Wildes dort wieder «EOnigsjagden» abgehalten.
An diesen nahm dann Karl Ludwig von Schilling (s. Nr. 235)
als Jagdjttttker teO.
Der Aussug aus der Württembeigischen Ofi^er- Stammliste,
S. 311 Untet über ihn:
Fnnz Louis Mantsrie B^. Fähnrich 11. Febr. 1756 vom
Fügen. Leutnant 9. Februar 1757.
Hauptmannspatent 7. September 1760.
Ben 3. Januar 1761 zum von KOder Grenadier Bataillon als
Stabs Hauptmann.
von Plessen Qrenadierbataillon de^dchen.
Hauptmann mit Oompagnie 20. September 1761.
von Hamach Grenadier-Bataillon desgleichen
den 3. Juni 1765 zum
Hans-Grenadie^Bataillon als Hauptmann mit Couipagnie
versetzt,
den 4. August 1765 redudert.
Sdn Grabstein bandet sich auf dem Friedhof su Schnaitheim,
ebenso in der Kirche dasdbst das Grabmal seines Vateis und seiner
Mutter, der geborenen von Liebenstdn.
178. Wüh^ina Sophia SchiUinff von CamstaU^ einziges Kind
Wilhelm Gottfrieds von SchiUiug, wurde geboren den 4. August
1734 und starb 29. September 1746 zu Kirchheim.
179. Ludwifj Joseph Ferdinand Schilling von Canstatt, Kaiser-
lich Russischer Oberst, Clief des N isowischen Infanterieregiments,
Ritter des heiligen Geor^^- und Whidimir-Ürdens 4. Klasse, geboren
20. Juni 1753 zu Thalheim, zuerst iu russischem Hofdienst, dann
bei der ZivilverwnlLuiig, vt iiii:l!ilt 17. Juli 178Ö, starb 17. Februar
1797 zu Kasan. Seine Uemahliu war KtUiiuriiui Churlotte von
Schilling aus Estland, Tochter Johann Christophs und Na. ^eb.
von Pistolkors auf Calikül, geboren 26. Dezember 1767. Ihr zweiter
Gemuiü war Karl Freiherr von Bühler, Kaiseräch Russischer Ge-
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196 LabentbeBcbnlbiiiigea d«rar SdiUlisg rm Otnatett
heimer Hat, außerordentlicher Gegandter und Bevollmächtigter
Minisi« !- hciTii Reichstag 7.u Regensburg, Ritter des Alexander
Newky, des Urdens der heiligen Anna und des Großkreuzes vom
Wladimirorden. Aus dieser zweiten Ehe sinri keine Kinder
vorbanden. Die Schilling auf Calicül sind ausgestorben.
180. Wühdm Siegfried Schilling von Cansfatt. geboren den
6. Juni 1751 zu Thalheim, starb als holländischer Leutoa&t 1775
zu Batavia.
181. Friederika Wähdmina Sckäling von Canstatt, geboren
2. April 1749 ZU Thalheim. Ihi Gemahl war Christian Ernst
von Meuzingen zu Menzingen, geboren 1748, gestorben 1797,
Sohn des Karl Chnstian und der Eberhardine Schcoik von 8chmid-
burg.
182. A malie Juliane Schilling von Canstait, geboren 2. Dezem-
ber 1747 zu Thalheim. Ihr erster Gemahl war Heinrich August
von Mandelslohe, württembergischer Oberst, mit dem sie eine
Tochter hatte. Ihr zweiter Gemahl war Julius Philipp Wilhelm
von Stetten, geboren 27. Oktober 1741, gestorben zu Babenhausen
25. April 1815, württembergischer Oberstwachtmeister und Kom-
mandant von Kirchheim u. T., mit dem sie ebenfalls eine Tochter
hatte. Sie starb zu Babenhausen 23. April 1818.
183. Karolina Dorothea Franziska SehiBing von CansiaU, ge-
boren 22. November 1746 zu Thalheim. Ihr Gemahl war Sunael
Fdedrich yon Gültlingen za Bemeck, wflrttembergischer Erb-
kftmmerer, dessen erste Gemahlin Charlotte Auguste Christiane
von Kettelhoist war. Es wurde N. 177 gesagt, daß er 1768 von
seinem Sdiwager Karl Augast von SchiUmg das Gut Thalheim
kaufte und 1890 und 1838 an die Gememde verfluOerte.
184. Tkereiia WOhdmiiia Semriäta SdiiOkiff mm CemsUUf, ge-
boren 13. Juli 1745 zu Thalham, vermühlt den 20. April 1776,
gestorben 14. März 1795. Ihr Gemahl war Karl August WUhehn
Bhodis von Tunderfeld, württembeigischer Kammeijunker, Artil-
leriehauptmann und Azsenalinspektor zu Eßlingen, geboren 20. Idars
1746. 1774 kaufte sie von denen von Eitershofen das Schlößchen
zu Adelstetten oder Adolfttetten (Ob.-A. Welzhelm) und gebar
daselbst eine Tochter Dorothea Friedrike Franziska Wilhelmine,
welche später den Prinzen Wühehn von Württembeig heiratete
und die Stammmutter einer Lmie dieses Hauses wurde. Diese
starb zu Livomo und wurde den 11. Juli 1822 in der Schloß-
kapelle zu Stetten (Ob.-A. Cännstatt] beigesetst
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i«b«mbeBdM«ilniog«ii derer Schüling von OaoBtatt 199
186. Chariütta AuijHsia Johanna Srhüliuy ton Canstatt, geboren
31. Juli 1744 zu Thalheim, vermählt 17R0, gestorben IL März 1797.
Ihr Gemahl war Christoph von Benkendorf, kaiserlich russischer
General, Geiieimer Rat und Gouverneur von Riga. (Ihre Tochter
war die Fürstin Lievcn, eine der interessantesten Frauen ilirer
Zeit. Sie stand zum allmachtigen Metternich in mancherlei Be-
ziehungen und spielte eine politische Rolle.) Charlotte Angnsta.
die 1769 am Zugtandekonimpn der Ehe Herzog Karls und der
Franziska von Leutrum mitgewnkt haben soll, war als Witwe
Hofdame bei der Kaiserin Feodorowna.
186. Friedrich August Eugm Georg Schilling von Canstatt,
geboren 4. Mai 1743 zu Stuttgart, gestorben 28. Februar 1771 als
Königlich Preußischer Leutnant, ledig zu Quedlinburg.
187. Augusta Dorothea Johanna HetirieUa Schilling von Canstatt,
geboren 9. Januar 1742 zu Stuttgart, gestorben 15. März 1742,
188. Augusta Uenrietta SchiUiitg von Canstatt, geboren den
7. März 1741 zu Stuttgart, starb 14. Mai 1768 ledig zu Sindlingen
bei Herrenberg auf dem von Bemerdinscben Gut. (Sindlingen
ging 4 Jahre später in den Besitz der Franziska von Bernerdin,
spätem Gräfin Hohenheim und Herzogin von Wüi ttemberg, über.)
Augusta Henrietta wurde auf dem Kirchhof daselbst begraben,
wo sie einen Grabstein hat, darauf steht: Amalia Henrietta Schil-
lingin von CSanstatt geboren 5. März 1740 starb 14. Mai 1768.
Dft aber Namen und Geburt aus der Handschriii ihrer Matter
genommen sind, wird ersteres beibehalten. Sie soll an den Folgen
einer Zalmoperation gestorben sein.
189. Charlotta Maria Friedmka Louisa Schilling von Canstaii,
geboren 5. Mftns 1740 su Stuttgart^ vermählt 13. September 1760,
gestorben 16. November 1800. Ihr erster Gemahl war Johann
Wilhebn von Münchingen zu Dizingen. £r starb 22. November
1775. Der zweite Gemahl war Karl Friedrich von Naso, würtiem*
beigiseher Husaren-Oberst und Bitter des St. Karisordens, ver-
mählt 28. September 1776.
100. EM August Ludwig SehiHing von CanstaU, Herr zu
Thalheim, FOrstlieh Hechingenscfaer Obegägenn^ter, geboren
15. Oktober 1738 zu Stutligart, gestorben 1810. Er übernahm
1777 von seinen Geschwistern das Gut Thalheim um den An-
schlag von 30000 Gulden, es geriet jedoch nach seinem Ableben
in Konkurs und wurde von der Familie von Gülthngen, die ee
zunächst übernommen hatte, 1830 an die Gemeinde Thalheim
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900
LebensbeschreibuBgen derer SchiliinK von Canstatt.
veräußert Die betreffenden Akten befinden sich im Archiv zu
Hohen-Wettenboch. (Siehe unter Nr. 220.) Karl August hat den
20. September 1767 ein größeres Ölbild, die Taufe Ghziati dar-
stellend, in die Kirche za Thalheim gestiftet, weksfaes aich noch
daaelbst befindet.
Er vermählte äch 28. Juli 1776 mit Anna Eleonore Philippina
von Tessiu, geboren 3. Mftrs 1769, welche den 2. Oktober 1789
zu Gertiinffen dme ßnder starb. Sie war eme gebotene von
Leutrum.
191. CkarhUa Äugusta MaHa SiMUnff vm CtmstaU, geboren
2. Oktober 1737 zu Stuttgart, 4. Oktober getauft Sie vermählte
sich den 19. November 1761 und starb den 12. M&rz 1796 zu
Gertringen. Ihr Gemahl war Johann Philipp Hiller von Ger-
tringen, Kommandant von Schorndorf, churfürstlich württem-
bergischer Oberst und Ritter des Ordens pour le merite, ge-
boren 19. April 1727, gebtorbeu 7. Dezember 1808. (Tageb. K.
Ludwig.«.)
192. Theresia WiUielmina Louisa SchiU'uuj vmi Canstatt, peboren
2b. August 1792, <;estorben vermählte sich mit Josrph
Chroubi, Professür der Medizin und Chirurgie au der Akademie
zu St. Petersburg, Augenarzt des Kaisers.
198. Johamia WiUielmina Doroihca Schillingin von Canstait,
geboren 13. August 1790, gestorben ? Vermählte sich
30. April 1814 mit Dominik Grafen von Bannfy auf Lossowitz,
der in KJansenlmrg in Siebenbürgen wohnte.
194, Alexander Karl SchiUimj van Canstatt, geboren 13. No-
vember 1787, Kaiserlich Russischer General, vermahlt mit Paullne
von ßeiiktTidorf. Boido starben 1836.
195. Paul' LawmvUach SchUli'ng von Canatatt, ge-
boren den 5. (15.) April 1786 zu lieval. Kaiserhch Kuasischei
Staatsrat.
Er wurde im neunten Jalire Kadett und nacli Absülvierung
der Mihtäi^chule Fähnrich im Nisowskj'-Infanterie-Kegiment, das
sein Vater kommandierte. Nach Peines Vaters Tod 1797 wurde
er ins 1. Korps der Kadetten aufgenommen. Am 30. September
1802 wurde er mar^chal de logis de Sa Majest^ de TEmpereur.
Sein Abgani^szenjTiHs wies namentlich in den nrtilleristischeu,
furtifikatorischen vnid in den allgemeinen mathematischen Wissen-
schaften hervorragende Prädikate auf. Am 21. Mai 1803 erfolgte
sein Eintritt in das coU^ge des affaires etrangäres und hatte er
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Lebewbeidmilniiigeii dertr ScbiUing tob Gwutott 201
bei der Gesandtschaft in München die Geschäfte eines Übersetzers
EQ versehen,
1812 kehrte er nach Rußland zurück und trat im Augost
1813 wiederum als Kavallerie -Leutnant beim Sumseben Husaren-
regiment in die Armee ein, wo er sich an den Kämpfen gegen
Napoleon beteiligte. Bciue Verdienste wurden 1814 mit dem
Wladimirorden und der Überreichung eines Ehreusäbels belohnt,
er hatte bei La iire champenoise und vor Paris mitgefochten;
jedoch bat er am 24. Juni, nachdem der Friede abgeschlossen war,
Tim Rück Versetzung ins Auswärtige Amt, und Marschall Barklay
de ToUy bestätigte ihm, daß er, Schilling, in der Zivilverwaltung
mehr zu leisten vermöge als beim Militär.
Als Attache im Ministerium des Äußern hat er auch ver-
schiedene Speualmissionen zu großer Zufriedenheit erledigt 1827
wurde er sum Frflsidenten der Geselzredaktion ernannt. 1828
rückte er aum Wirklicfaen Geheimen Staatsrat und konespondieien-
den Mitglied der Akademie der Wissenschaft^ der orientalischen
Literatur und ArehAologie empor.
Im Mai 1830 unternahm er eine Reise in die Mongolei und
an die nordwestliche chinesische Grenze mit dem Auftrage einer
besondem Mission, nämlich der Sammlung von chinesischen und
mongolischen Manuskripten.*
Im Mai 1832 kehrte er nach 8t. Petersburg zurück und begann
sieh mit dem Telegraphen zu besehäftigen.
1833 wurde er mit dem Ritterorden St Wladimir IL Klasse
ausgezeichnet und reiste 1835 in offizieller Mission ins Ausland.
Nach adner Rflckkeihr am 7. Juli 1837 wurde er zum Mitglied der
Prttfüngs-KommisBion der Experimente des Ptofessors Jacoby mit
elektrischen Motoren ernannt £r starb an den Folgen eines Ge-
schwOsB am Hals am 25. Juli 1837 im Maison Offtosimow am
Champ de Mars in St Petersburg.
Nachdem bereits angedeutet, daß sich Paul Schilling wissen-
schafUicfa mit den FemwirlAngen des galvanischen Stromes be-
* 1817 HnuchiiriMdie Sdiriften.
1819 San Taenkinfir.
1822 Manschurische Überaetzuiif des Evangel. IftttblQI.
1838 Tai-hia und Tfchnng Yong — U nglaube.
Win ching (Sittenlehre des Kaisers).
Tai-hio = S^^nlen^ea.
Fanier eine Sammlnog Tibetaniecber ScbriHeo.
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m
Lobenabeecbreibangeii derer SchiUiog von CnnwMk,
scijafti^t hat, reiften seine Studien über diesen Gegenstand neben
andern Arbeiten, wie der Zusammenstellung eines Signalsystems
(Kryptograph), Versuchen mit Sj)rongminen, mit Telegraphenisola-
toren, neben Kabelexperimentcn und seüien erfolgreichen Be-
mtibuDgen um Einführung der Senefelderschen Lithographie in
Rußland, zu einer Erfindung aus, über welche gerade Ende des
19. Jahrliunderts vielfach geschrieben worden ist. Vielleicht wäre
er bei minder universalem Geiste in der Ausnützung seiner Er-
findung des elektromotorischen Telegraphen glücklicher gewesen,
abgesehen davon, daß seine eigentliche Erfindung dem Wesen
nach eigentlich eine freihch unendlich wichtige Ausgestaltung eines
bereits erfundenen Apparats gewesen ist. Aus einer Abhandlung
(M-r chiffriert) der BeiInge zur Allgemeinen Zeitung 1887, Nr. 222,
überschrieben: Die Vorgeschichte der Einführung des elek-
trischen Telegraphen in England, ist nachstehendes wohl als
das Maßgebendstp, was über die Kründuug Paul -La wo witsch" von
Schilling niedergelegt worden ist. v.n entnehmen. Es wird darin in
erstri fjiüip gezeigt, wie die poütischcn und kriegerischen Ereignisse
des beginnt ndon 11). Jahrhunderts gleichsam auf die Notwendig-
keit einer raschen Verständigung über beträchtliche Entfernungen
hinweg hinwiesen, und wie die damahge Weltlage das treibende
Element war, die damals an verschiedenen Orten und von ver-
schiedenen Persönlichkeiten unternommenen Versuche rascher
N achrichteiuibermittlung nach Möglichkeit zu fördern, zu
vervollkommnen. Der organisatoriöchen Genialität und Initiative
Napoleons war ' es zunächst vorbehalten, hierin die erste nach-
drückliche Anregung zu geben, indem er durch «eiiie wohlorga-
nisierte Linie optischer Telegraphen von der französischen Grenze
bis nach Paris» die kriegsmäßige Wichtigkeit dieser Frag^ ent*
sprechend in den Vordergrund des Interesses rückte.
cDie überrasc&ende Schnelligkeit der Hülfe, welche der da-
mals (1809) in Paris verweilende Napoleon den Bayern gegen die
Tiroler brachte, wurde wohl mit Recht dem Umstände bei-
gemessen, daß Na])oleon sehr schnell von der kriegerischen Unter-
nehmung Österreichs durch jenen Telegraphen unterrichtet werden
konnte. >
«Dem von den Kämpfen in Österreich und in Tirol um-
gebenen bayerischen König Max Joseph war es nicht zu ver-
denken, wenn er bei dem Interesse^ welches er an diesen Kämpfen
hatten den Wunsch hegte,* in seinem Lande auch eine solche Tele-
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LeboubaNlufdbiiiigeii deier Sehilling vom Otmtott. 1208
grapbenlinie zu bedtseii, welche ihm auf das schneUete die
neuesten Ereignisse in dieflen K&mpfen mitteilen könnte.»
«Am ö. Juli 1809 war der ausgezeichnete Anatom Samuel
Thomas von Sömmering, Mitglied der bayerischen Akademie der
Wisseuflcbaflen in München, zu Gaste bei dem l^ayeriscben Mi-
nister, dem Grafen Montgelas, in Bogenhausen bei München, und
diese Gelegenheit benutzte der letztere, um den angegebenen
Wunsch des Königs gesprächsweise Sömmering mitzuteilen und
die Anfinge damit zu verbinden, ob nicht die Akademie imstande
sein würde, entsprechende VoiscblAge zu entwerfen, t
Sömmering, der eben zu dieser Zeit mit Studien über die
Blektrizität beschäftigt war, «faßte den Gedanken, ob nicht etwa
die Elektrizität eine geeignete Verwendung finden könne, um den
von dem Könige ausgesprochenen Wunsah zu erfüllen. Diesen
Gedanken verfolgte er mit sokfaem £ifw und mit solchem Ernste,
daß er bereits am 8. Juli 1809, also drei Tage nach seiner Unter-
redung mit dem Grafen Montgelas in sein Tagebuch schreiben
konnte: „die ersten Versuche gemacht, die Voltasche Säule, zu
einem Tel^graj^en zu verwenden, nämlich durch Gasentbindung
(Wassersersetzung durch den galvanischen Strom) Buchstaben an
entfernten Orten zu bezeiehnen", und nach vier Wochen war der
ganze Apparat in seiner provisorischen Ausftlhrnng vollendet und
brauchbar.»
«Der Apparat leistete alles, was die heute (1888) gebrftuch*
lieben Apparate leisten können. Er bezeichnete auf der ferneren
Station einzebe Buchstaben und gab also dadurch eine wirkliche
Femscfarift»
«Eine große Verschiedenheit von den jetzt gebräuchlichen
Aparaten bestand nur in der Wahl der Erscheinungen, welche
als Folgen des Schlusses der galvanischen Kette an den Empfangs-
stationen sichtbar werden und dadurdi die Zeicbengcbung ver-
mitfeehi sollten.»
Die Erscheinung der Wasserzersetzung in Wasserstoff und
Sauerstoff (OHs) benutzte Sömmering und gab sonem Apparat
folgende Konstruktion: «An beiden Stationen befanden sich
Scheiben, in welchen je 35 Spitzen von Golddraht angebracht
waren ; jede dieser Spitzen war durch ein Schrift-, beziehungs-
weise Zahlzeichen bezeichnet und je zwei gleichnamige Spitzen
waren durch einen Leitungsdraht verbunden. Die Scheibe der
Empfangsstation bildete zugleich den Boden eines Wasserbehälteis,
204 Lebenabetohnibongen d«r«r Sohüliog fon Cfcnrtitt.
so daß die in demselben angebraclitpn Spitzen frei in Hrs Wasser
hineinragten. Wiirdon an der Aulgabestation zwei Spitzen mit
den Polen einer galvainsciien Säule in Verbinduug gesetzt, so
^iüiX der Strom durch die Leitu^^^^x]r9hte in die gleichDaniigen
Spitzen in dem Wasserbehälter der Empfangsstation, und die Kette
war dann durch das zwischen diesen Spitzen gelegene Wasser ge-
schlossen. Die Folge davon war aber, daß an beiden Spitzen
Luftbläschen aufstiegen, und damit waren denn zwei Buchstaben
bezeiclinet; aber es mußte auch angedeutet werden, welcher von
diesen beiden der erste und welcher der zweite in dem zu bilden-
den Worte zu sein habe. Diese Aufgabe löste denn Sömmering
dadurch, daß er den negativen Pol mit demjeuigeu Schriftzeichen
in Verbindung brachte, welches als das erste gelten sollte; da
nun an dem negativen' Pol der Wasserstoff aufsteigt und dessen
Menge im Wasser die zweifache von der des Sanerstoffes ist, so
wird dadurch das betreffende Schriftzeicben an der Empfangs-
station durch stärkere Gasentwicklung als erstes bezeichnet. Um
also z. B. das Wort „Wolken" zu telegraphieren, waren drei Griffe
nötig, der erste gab wo. der zweite Ik und der dritte en; beseich-
net man non jeden der sechs Buchstaben nach dem Pol, mit dem
er nach obiger Regel zu verbinden war, durch 4- oder — , so
war die Formel für die Telegrapbierung des Wortes „Wolken**
— w o ( — 1 -f k — ) e -f II*»
Das Problem der Femschrift war damit gelöste
Nun lernte Sömmering den Baron Schilling kennen, als dieser
sich gelegenthch einer diplomatischen Mission in München auf«
hielt Beide tauschten einander ihre Ideen über Elektrizität ans,
experimentierten miteinander, und das Ergebnis dieser gemein*
samen Arbeiten war «die Entdeckung einer fUr die elektrische
Tel^;raphie ongemein wichtitgeii Tatsache. Die beiden Forscher
mitemahmen nftmlich mit Erfolg Versuche über die Btromleitong
bei Einschaltung eines fließenden Wassers (der Isar) in eine da-
durch unterbrochene Drahtleitnng und gaben damit (gemein-
sam) die erste Anregung fOr die gegenwärtig allgemein
angewendete, von Steinheil in Manchen 1837 zuerst aus-
geftihrte Verwendung des Erdbodens für die eine Seite
des Ketten sohl USB es».
cSchilling nahm einen SOmmeringschsn Appaiai mit nach
St. Petersburg und stellte ihn dort dem Kaiser Alexander vor.
Unter andeiem verwendete er auch die durch den Apparat ge-
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LebetubeschreibiiogeD derer ScbiUIog von Coaitatt 205
währte Femleitung der Elektrizität, um im Beisein des Kaisers
von St. Petersburg aus in der gegenüberliegenden Peter-Pauls-
Festung eine Kanone loszuschießen — und gab damit den
ersten Beweis für die Möglichkeit, aus größerer Entfer-
nnng durch Hülfe der Elektrizität Minen zu entzünden.
Dem Eifer Schillings war es dann auch vorbehalten, eine sehr
wichtige Modifikation an dem elektrischen Telegraphen anzu*
bringen, indem er die in das Jahr 1820 fallende Orstad'sohe
Entdeckung des Elektro-Magnetismas benützte, nm mit
Hülfe desselben an dem Empfangsorte eine mechani^c^he
Zeichengebung dnrch Ablenkung einer Magnetnadel zu
bewirken.
Gaufl und Weber richteten 1833 (unabhängig von Schilling)
in Göttingen eine telegraphische Verbindung dieser Art zwischen
der Sternwarte und dem physikalischen Kabinett ein, wobei die Be-
wegung des Magnets mittelst einer durch ihn bewegten Zeigemadel
auf einer Sdieibe sichtbar gemacht wurde. Schilling heftete
an die Magnetnadel selbst eine Scheibe, welche je nach
der Stromrichtung bald die eine, bald die andere Seite,
sehen liefi und damit Uichte Beobachtung der Ab-
lenkung gestattete.»
Diesen Apparat sah der Fft>fessor der Physik Munke in Heidel-
beig bei Gelegenheit, als Schilliog vor dem physikalischen Verein
in Frankfurt a. M. damit experimentierte. Munke ließ den Apparat
m Fiankfturt fftr das Heidelberger physikalische Kabinett nach-
machen» wo er noch gegenwirtig aufbewahrt wird.
«Um jene Zeit lebte in Hddelbeig em EngUnder, William
Fotbergill Oooke, welcher früher in Indien in der Armee gedient
hatte und an der Anatomie sich mit Herstellung von anatomischen
Wachsprftparaten fOr seinen als Lektor der Anatomie an der Uni-
versit&t Durham in England angestellten Vater beschäftigte.
Diesem demonstrierte Munke am 6.Mftrz 1836 den Schillingschen
Apparat» und die Folge davon war, daß Gooke seine bisherige
Tätigkeit plÜtsHoh au%ab und nach England reiste, um dort für
die Einführung solcher elektro-magnetischer Telegraphen tätig su
sein. Im Februar 1837 verband er sich für diesen Zweck mit
Wheatstone, dem Professor der Physik am Kings-College in London.
Beide kamen dann gemeinschafilich im Juni 1837 um em Patent
ein und erhielten ein solches. Den ersten Öffentlichen Veisuch
fOhrten sie an der Nordwestbahn in London zwischen den Stationen
206 LebensbMChreibiingen derer SefailUng von Caastatt
Euston Square und London Town aus » Somit war, wenn
aucli an den zur Zeit gebräuchlichen teiegraphi>jchen Apparaten
zumeist statt der auf der Nadel befestigten Zeigerscheibe durch
Verwendung des elektromagnetischen Ankers (Morse) damit auch
eine andere Zeichengebung bedingt ist, doch das von Schilling
erstmals aufgestellte System der Verwendung des Elektro-
magnetismus bei Rückleitung des galvanischen Stromes
daroh den Erdboden in der Telegiaphie praktifloh zur An-
wendung gekommen.
Nun aber erscheint es im Qrande wie eine Schmälemng
der wissenschaftiichen Bedeutung Paul Schillings, wenn, ob auch
in bester Absicht, Freunde seines StrebenB (wissenscbaftlicbe Aka-
demie in Wien), sowie Nachgeboiene seines Namens kein Be-
denken kagen, diejenigen Männer, welche durch Schillings Vor-
gang angeregt, ähnliche Erfindungen für ihre Zwecke zu verwerten
ventanden, gleichsam des Raubes an fremdem geistigen Eigentom
zu zeihen. In diesem Sinne trat ein Gauß, den wir unter diesen
Männern wissen, gewiß nicht an Schillings Erfindung heran. Sie
alle, vielleicht mit alleiniger Ausnahme des Engländers Oooke, die
sich mit der Fernwirkung dee Eiektjrizitftt so eifrig befoßten, und
sich unbefangen nur im Interesse der Sache unterein-
ander darüber verständigten, taten es wohl im guten Glauben,
daß Wissenschaft kein Gewerbe ist und daß es iBQr die Forscfanng
kein Monopol gibt.
Ober Paul Schillings persönliche Eigenschaften ist uns wenig er-
halten; eine Anekdote jedoch handelt von seiner eigentOmlidhen Zer-
streutheit Er trug eine Brille und pflegte dieselbe bei der Arbeit
oft auf die Stime su schieben, was er dann vergaß and darauf
eine sweite, womfighch gar eine dritte aufsetate. Wenn er dann
schließlich die Brille vermißte, schellte er dem Diener, um die
verlorene Brille suchen zu lassen. Die Auf Uärang seines Icrtoms
soll Ihn übrigens niemals sonderlich verstimmt haben.
196. Eberhard Guido SehiSLing von CanskMi geboren 8. Mai
1742 zu Karlsruhe, getauft den 9. Mai, gestorben den 20. Sep-
tember 1743, begraben den 22. zu Karlsruhe.
197* KaH Eugenh» SMUng von ComstaU, geboren 3. Januar
1740 zu Karlsruhe, getauft den 6. Januar, gestorben den 3. De-
zember 1778 in Mfihren als kaiserlicher Ktlrassierrittmeister im
R^ment Ansbach. Vom Karlsruher Gymnasium kam er 1766 als
Page nach Ansbach, wo er 1761 in diesem Regiment Oberleutnant
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LebenBbeeebrelbQiigaD derer ScbüUng voa Ganatatt S07
wurde. 1773 wurde er Bittmeiater (Mhteilangen der Geb. Kriega-
kanzlei m Wien). Kurz vor aeinem Tode vermählte er sich (mit?)
iu Ungarn, «taib jedoch kinderlos.
198* WÜMmine Ätigusta Doroihea Seküüng im Canstatf, ge-
boren 12. April 1738 zu Karlsruhe, getauft den 13. April, gestorben
den 20. Apiü 1788 und begraben zu Karlsruhe in der Stadtkirche,
jetzt zu Hohenwettersbach bei ihrem Vater.
IM. Ludwig Ä«(fM$ SehüUng wn CtmskM^ KaiserHch Ö8t^^
rdebiseher Oberleutnant im Regiment CSiristoph von Baden, ge-
boren den 2. Dezember 1736 zu Karisruhe, wurde den 3. De-
zember getauft und starb den 9. Dezember 1760 ledig. 1736 bei
seiner Qeburt verehrte ihm Markgraf Karl von Baden zum Paten-
geeebenk ein Zirkelhaus zuKarlsmhe, offenbar da^enige, welches
1760 wieder verkauft wurde. Am 2. August 1752 trat er ins
kaiserliche Infanterie Regiment Prinz CShristoph von Baden-Durlach
ein. 26. August 1757 wurde er im Feldlager bei KleinschOnau
in der Gegend von Zittau Unterleutnant. In diesem Jahr verlor
et in einem Treffen seine ganze Bagage. Bei Prag wurde er ver-
wundet und von den Preußen gcfaDgen genommen. In der Schlacht
bei Toigau 3. November 1760 wurde er abermals von den Preußen
verwundet und gefangen genommen und nach Burg bei Magde-
burg geführt. Nach einigen Wochen starb er daselbst als Ober-
leutnant an der erhaltenen WQide, nachdem er von seinem Freunde,
dem Baden-Durlachschen Oberleutnant von Blau, brttderlich ge-
pflegt worden war. Eine Kanonenkugel hatte ihm die Rocktasche
w^erissen, wodurch er eine Kontusion am Schenkel erhielt Auch
war ihm der Zopf vom Kopf weggehauen.
200. Maxmtlim Vlriek Sehißing von Canstatt, geboren 2. Oki
1735 zu Durlaoh im Gollisdien Hause (wahrscheinlich am Blumen-
tor), wurde den 3. Oktober getauft und starb den 2. Oktober 1736
zu Karlsruhe, wo er in der Stadtkirche begraben wurde. Später
kamen seine Überreste mit denen seines Vaters in die Familien-
gruft nach Hohenwettersbach.
201, Alexander Ferdinand Schilling von Canstatf , geboren
23. Juli 1734 zu Durlacli in dem Blumischen Hause (Hlumentor),
Wirde daselbst 25. Juli getauft und starb den 29. September 1757
als k(niigliehcr französischer Leutnant im Regiment Roval-Alle-
matid (Kummaudeur Oberst Signiuiul Freiherr s^ Glau bilz -Alten-
gabel, lebte im Elsaß 17(>5)^ zu Zelle im Lüneburgischen an einer
> Adeltbucb des GroOb. Baden, & 257.
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808 L»beiMbMchrdbaag«ii derer ScbiUing von Oftastett
Fieberkrankbeit in dem Hause des dortigen ßuchdrnckrrs Schulze,
laut rrlialK^nem Totenschein von Johann Martiii Flügge, Arcbi
diakoiius (Es muß dies zur Zeit der Besetmiit]; Hannovers durch
die Franzosen unter <lein Marschall d'Estrcos gewesen sein, der
26 Juli 1 7f)7 in der Schlacht bei Hastenbeck über den Verbün-
deten Friedrich des Großen, den Herzog von CumberlaDd, ge-
siegt hatte.)
202. Johamia Fricdcriica Sr/iilling von Canstatf, geboren den
4. Juni 1733 zu Karlsruhe, getauft den 6. Juni und gestorben
2B. November 1735 zu Darlacb, woselbst sie in der Stadtkicche
begraben liegt.
203. Louisa Henriette Schilling von Canstatt, geboren 3. Januar
1732 zu Karlsruhe, wurde den G, Januar getauft und starb 2. Mai
1791 zu Durlach, woselbst sie den 4. Mai b^;raben wurde. Sie war
vermählt den 26. April 1765 mit Karl August Ludwig von Reisch-
ach, geboren 17. April 1739, gestorben 17. Juli 1782, Sohn Geoig
Heizuichs und der Louise Sophie Zorn von Plobsheim. 1747 war
sie mit ihrer Schwester bei dem badischen Landvogt von Leutrtim
zu Lörrach in der Kost, nachher bei ihrem ältesten Bruder zu
Karlsruhe, g^gen dessen Einwilligang de sich verheiratete. Ihre
Ehe dauerte nur fünfviertel Jahre, nach welcher Zeit sie sich
ohne förmliche Scheidung von ihrem Gemahl trennte und mit
ihrer Tochter nu? dieser Ehe zu Durlaoh bis an ihr Ende lebte.
Sie starb 2. Mai 1791.
204. Franss Georg SchäUng im CamfaUt Königlich Preußischer
Geheimer Hat und Oberjägermeister, Ritter des Roten Adlerordens,
geboren 3. Mai 1730 zu Karkirahe, den 5. Mai getauft, vermählt
den 24. September 1764, gestorben den 21. Mai 1802 zu Ansbach.
Seine GtemahHn war KaioUne Albertine Ernestine von Schlammers-
dorf, geboren 22. Jidi 1783, gestorben 31. Januar 1793 za Ansbach.
1743 kam er als Page nach Ansbach (Besiehiiiigsii des wttrt-
tembeigischen Hofes mit dem dortigen dozch Herzog Karl Eugens
eiste Gemahlin). 1. Juli 1748 wurde er Jagdpage und lernte die
Jfigerei nebst dem Forstwesen dm Jahre lang. 12. Mttrz 1751
wurde er Hof- und JagiQunker und vom 26. Oktober 1761 zur
Erweiterung seiner Forstkenntnisse an verschiedene Hofe geschickt,
nftmlicfa an den Württembagisehen, den Hessen-Bannstftdtischen,
den Kur-Mainzlschen, den Gleveschen, Hannoverschen, Sachsen-
Gotha und HÜdbuighatuenschen, womit er im giaizen drei Jahre
zubrachte. Den 7. Mai 1766 wurde er Kammeijunker, den 12. De-
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LtbambotchreiboiigBn derer Schilling von Oanatott 209
zeniber 175ß wurde er dorn daraaligea Erbprinzen Christian Frie-
drich Karl Alexander von Bayreuth (Neffo Friedrichs des Großen)
zur beständigen Dienstlei.stuug als Kammerjunker beigegeben. Als
der Vater des Erbpnnzen Karl Wilhelm Friedrich starb, wurde
Franz Georg von Schilbng 12. Dezember 1757 zur Mitbesorguug
des Oberjägeramtes ernannt. Den 16. November 175B wurde er
Oberforstmeister und hatte mit und neben dem Herrn Oberjäger-
meister von Seckendorf das Jagd- und Forstwesen zu versehen.
Den 30. September 1763 wurde er Wirklicher Kammerherr und
Land Oberjägermeister. 6. März 1769, als das Fürstentum Bay-
reuth an Ausbach fiel, mußte er nach Bayern und Schwaben
Beiseil machen and eine verbesserte Einrichtung der Jagd und
des Forstwesens einleiten. 1. Mai 1769 wurde er Gebeimrat,
Oberjägermeister und Oberforstmeister in den beiden Fürstentümern
Ansbach und Bayreuth, welche Stelle er bis 1792 verwaltete,
obgleich er schon zu Anfang der 1770er Jahre das Unglück
hatte, das Qesicht zu verlieren. Bei der Abtretung der beiden
Fürstentümer an Preußen 2. Deaember 1791 wurde er unterm
8. Mftrz mit dem Titel Exxelleoz ausgezeichnet und bekam den
nunmehr von Ansbach-Bayreuth durch Preußen mit übernommenen
2, Freußischen Hausorden des roten Adlers. 20. März 1797 wurde
er durch ein eigenhändiges Schreiben König Friedrieh Wilhelms II.
von Preußen in den Buhestand Tersetzt mit Beibehaltung aller
Emolumente und der ganzen Besoldung auf Lebenszeii
205. Karolme Amalie Wühdtmne Schilling von CanskiU, geboren
31. Oktober 1738 ni Earlamhe, wurde denselben Tag getauft und
starb unveim&hlt 1. September 1758 sn Eilehbeig bei Tübingen.
1747 war sie bdm badisehen Landvogt von Leutrum in Lörrach
in Kost Er nahm tä» dann mit sidi auf sein Gut Kilchberg,
wo sie in ihrem %L Jahr (am Fdesel) starb und in der dortigen
Kirche begraben wurde. Sie war sehr fromm; ihre Veriassen-
Schaft an Mobifien überließ sie ihrer Schwester Louise, und den
Kilchbeiger Armen vermachte sie 15 Gulden, den Thalheimem
20 Gulden und den Hohenwettersbachom 80 Gulden in ihrem
Testament
206. WüMm JMwig Sekmmg von CmulaU, Margiiflich Badi-
scfaer Kammerheir und HollAndischer Bfiyor, geboren 24. August
1727 SU Karlsruhe, wurde den 80. August getauft Unter den
Taufiieugen waren: Markgraf Karl Wilhelm und sein Bruder Prins
Christoph mit seinem Sohn Prins Carl Wilhehu Eugen. Wilhehn
Oto IhnUte MrfUlnff tob Cuutatt. 14
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210
Iiebeosbescbreibaxigea derer Schilliug von CamtaU.
Ludwig Schilling starb 2. Dezember 1798 zu Rarlsrahe un ver-
mählt uud wurde den 5. Dezember mit militärischeo Ehrenbezeu«
gUDgen daselbst begraben.
Von 1730—32 war er bei seiner Großmutter Eva Maria von
Schilling, geborenen von Tegernau zu Thalbeiiii. 2. Februar 1737
wurde er Leibpage beim Erbprinzen Friedrich von Baden-Durlach,
der sich bei dem Prinzen Karl August, Sohn des Markgrafen
Christoph, in Durlach aufhielt. (Let^t^^rer wohnte im aogenaimteu
Schlößchen an der Landstraße i-^egen WüHarlsweihtr.) 1749
wurde er holländischer Otlizier in dem Badeu-Durlachisc lien Regi-
ment (auch Markgraf Cliristoph war wUlireud des spamsclien Erb-
folgekrieges holländischer Hauptmann gewesen). 1753 wurde er
Mitglied des lütterkautons Neckar-Schwarzwald. Er begleitete
den Kurfürsten Karl Friedrich auf Reisen und wurde 176B hol-
ländischer Hauptmann und lirtlist her Kammerjunkcr 1780 wurde,
er badischer Kammci In n , nachdem er als holiändisclier Major
seinen Abschied genommen hatte, wobei er eine Pension von den
Gt'üiaalstauten bezog und zu Karlsruhe lebte. Er war sehr musik-
versUiudig und ein guter \"iolinp])ieler. Später trieb er Medizin
und Botanik; doch wnr Matlicmalik sein J.icblingsstudinn], daher
sein Leben ein fort<jr letztes Studieren war. Er starb, nachdem
er viele Jahre kränklich gewesen war, ohne ein Medikament ge-
braucht zu haben.
207. Karl Friedrich SchiUing von Canntatt, Herr zu
Hohenwettersbach und Wangen, Markgräflich ßaden-Durlachisrher
Kammerherr, geboren 23. September 1726 zu Karlsruhe, wurde
den 2G. Septeiuber getauft. Unter seinen Taufzeugen waren: der
Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach, der Prinz Karl Aucru^t
und der Erbprinz Friedrich. Karl Friedrich von Schilling ver-
mählte sich 7. August 1756 und starb 10. November 1772 zu
Hohenwettersbach, woselbst er begraben wurde und einen Grab-
stein hat.
Seine Gemahlin war Friedrike Juhane von Bouwinghausen
und Walmerode, geboren 25. Dezember 1736, gestorben 14. Juli
1789 zu Durlach als Witwe und wurde neben ihrem Gemahl zu
Hohen wettersbnrli heigesetzt.
Von 1731 — 13 wurde Karl Friedrich unter Anleitung meh-
rerer Hofmeister im väterhchen Hause crzout n, hierauf trat er in
Baden-Durlachiflche Mihtärdienste. 28. Mai 1744 wurde er badi-
scher Hof junker und Grenadierleutnani im Baden-Burlacbschen
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LebensbeachreibuDgen derer Scbilling von Caaatatt.
211
KreiB-Infieuiterieregiiuent 1. Mai 1747 wurde er Oberleutnant»
20. M&n 1752 Hauptmann und erhielt freie Tafel bei Hof nebst
Fourage für zwei Pferde. Vor seiner Volljährigkeit hatte
er das Gut Hohenwettersbach von seiner Vormunds chaft-
Uchen Verwaltung gepachtet. (VergL Nr. 169; swsite Ehe
seiner Mutter.) 1752 wurde er volljährig erkliiri 28. Juni 1752
wurde er schwäbischer Ereishauptmann und den 10. Februar 1755
badischer Eamm^unker. 20. Mai 1756 verlobte er sich mit
Friededke Juliane von Bouwinghausen und Walmerodoi die ^ti-
UBg mußte aber wegen einer ihm zugestoßenen Erkrankung bis
7. August verschoben werden, wo er zu Neckarweihingen getraut
und die Hochzeit zu Münchingen vollzogen wurde. 1757 zog er
mit dem Kontingent der badischen Kreistruppen ins Feld (das
Beicbsheer, welches mit dem französischen Heer des Marschalls
Soubise Sachsen befreien sollte vor der Invasion Friedrichs des
Großen, aber 5, November bei Roßbach geschlagen wurde). Er
wurde aber in Nürnberg krank und nahm seine Entlassung. Er
beschäftigte sich hierauf mit Lainiwirtschaft, hini'.c ein Haus in
der Karl-Friodrichstraße zu Karlsruhe (die litk liuialige t Eintracht»)
ULid tili CS Iii ilohenwettersbach (das ursprimg-liche Schloß zu
Hohen wettcrsbach soll im jetzigen LustgarU-ii an der Stelle, wo
die holiü TiiuiKj steht, gestanden halien), welche beide auf 27000
Gulden zu stehen kamen. 1766 verkaufte er mit lehensherrlicher
Einwilligung sein Gut Wangen im badischen Oberland um 75417
Gulden 55 Kreuzer und legte dagegen 70000 Gulden als Lehens-
kapital an unter der Bedingung, davon ein anderes unmittel-
bares Gut anzuschaffen, wobei er Jagd und Jurisdiktion zu
Wangen dem Lehenshof unentgeltlich tiberheß. Diese Absicht
kuniite langwieriger Prozesse halber, die von Bouwuighauson-
schen Schulden betrefifend, von denen er einen Teil bei seiner
Verheiratung mitübernommen hatte, nicht zur Ausfuhrung ge-
langen.
Da er infolge eines Schlagflusses kriinklich wurde, zog er
1769 auf ^eiri Gut Hohenwettersbach, welches er sehr in Auf-
nahme brachte. Er wurde badischer Kanimerherr, sobald diese
Charge am Hofe errichtet wurde. Wiederholte Sohlagflüsse, welche
ihm die rechte Seite läbiiiten, auf Sprache und Gedächtnis wurkien,
raubten ihm frühzeitig das Leben.
208. Charlntte Christine Louise Schilling von Cansfatf, geboren
4. November 1768, vermählt 14. Dezember 1790, gestorben . . . .
14*
212 Leb«iisbe0chf«lbiuigen d«Mr SchilUnK von Ctnalttt.
ihr Gemahl ist FraDz Karl von Sauerzapf, Fürstli« ii Ausbachischer
quittierter Hauptmann, wohnte auf seinem Gut Burgrupp bei Am-
berg, wo er (1830?) euirb.
209. Auguste Friedrike Karoline Schitting von Canstatf, geboren
IG. Oktober 1766, vermählt 24. Juni 1795. Ihr Gemahl war Frie-
drich Albrecht Julius von Geffertsheim, Königlich Preußischer
Hauptmann, wohnte bis an seinen Tod in Berlin.
210. Karl Friedrich Alexander Schilling vmi Can-
9^aU, geboren 2. Olctober 1765. Königlich Preußiflcber Kammer-
herr und Obertribunalrat zu BerUn.
Nach erforderlicher Vorbereitung für seine UniversitÄtsstudien
ging er 2. Oktober 1782 nach Erlangen und den 1. Oktober 1784
-nach GöttiDgen, woselbst er bis 1. Oktober 17 80 verbUeb. Vor
seinem Abgang von der Universität wurde er Hoijunker zu Ans-
bach und bald nach seiner Zurückkunft Kammerjanker und Re-
gieningsasscssor. 1788 wurde er Wirklicher Regierungsrat, 1792
Königlich Preußischer Kammerherr und erster Regierungsdirektor.
23. Oktober 1798 wurde er als Geheimer Obertribunalrat nach
BerUn berufen, wohin er 2. Februar reiste. Er starb im Mai 1824.
(Tagebuch Oberforstmeisters Karl Ludwig.)
210«. Friedrich Alexander SehtRmg von Canstatt, Königlich
Preußischer Hittmeister a. D., geboren 21. Juli 1801 zu Berlin.
Er wurde am 4. April 1819 als Portepeefilhnridi aus dem Ka-
dettenkorps dem 4. Oragonerr^giment (jetst in Lüben) über-
wiesen. 27. Mai 1819 inm 6. Eürassierregiment (jetzt in Deutsch*
EUau) yersetzt. Bei diesem Truppenteil wurde er 13. November
1824 Sekondleutnant, 24. Mai 1841 Premierleutnant. 10. Deacem*
ber 1844 etbielt er den Abschied mit dem Obaiakter als Ritt-
meister, der Armeeuniform, der Aussicht auf ZivUanstellung und
mit Pension. Er starb 29. September 1867 zu Berlin infolge
eines Sdilaganfidls. (Mittolung der Geh. Kri^gekanzlei dee K.
Pr. Kiiegsminlpteriums.)
Mehr wird Aber seme Person kaum noch zu ecmittebi sein.
Das Jahr 1881 allerdings hatte wieder durch em tÜMrans tra*
gisches Ereignis an ihn erinnert. Die BiAtter brachten danuds am
28. August die Kunde Yon einem Theaterfoiande in Nizza, der
eine Menge Opfer gefordert hatte. Dem Bearbeiter dieses Buches
stand nur noch em Artikel des Stuttgarter Tageblattes zur Ver-
fügung, welchen Eduard von SchiUing in Gtonstatt seinerzeit aus*
geschnitten und aufbewahrt hatte. Er lautet: «Dr. A. Arendt
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LdMnsbesoiiMibQQceii derer Sebilling von Gaastatt 218
SchilliDg von Canstatt aus Ebcrswalde, der einzige Deutsche,
welcher, wie seine rzeit gemeldet, bei dem Theaterbrande zu Nizza
sein Leben verloren hat, ist, wio dem Berliner Tageblatt sein
Freund und Reisegefährte nurlitiaglich mitteilt, ein Opfer seiner
mutigen Rettungstätigkeit geworden. Er selbst hntte sich glück-
lich einen Ausweg aus dem Theater gebahnt, arbeitete dann über
drei Stunden au dem Rettungswerke nüt und drang zu wieder-
holtenmalen in das brennende Theater ein, aus dem er Ohn-
mächtige heraustrug. Als er das drittemal in das Theater ein-
dringen wollte, baten ihn die Pompiers, nunmehr sein gefahr-
volles Unlenwbmen aufzugeben. Vergeblich. Unser Landsmann
unternahm seinen Rettungsgang aufs neue. Dr. Arendt kehrte
nicht mehr zurück. Die Unglücklichen, von der Hitze und dem
Rauch halb Rasenden, hatten ihn an Annen und Beinen um-
klammert. Sie zenüsen oeine Kleider; seine zerkratzten Anne,
Hände und fieine zeugten von dem furchtbaren Kampf, den er
mit den Opfern des Brandes gekämpft hatte. Man fand ihn gans
bedeckt mit dem Blute der Erstickten und Verbrannten unter
einem Haufen derselben liegen. So opferte ein braver DeütBcher
Bein Leben in hci ischer Weise für seine Mitmenschen.»
Dieser Dr. Karl Wilhelm Albert Arendt SchilUng von Canstatt
wurde ge>^oron 1. März 1842 zu Bberswalde, hatte sich dem Stu-
diam der Medizin gewidmet und war, nachdem er ärztliche Praxis
erlangt hattet Hausarzt bei dem oft leidenden Rittmeister Friedrich
Alezander von Schilling geworden. Es entwickelte eich zwischen
den beiden Herren im Laufe der Zeit ein auf gegenseitiger Ach-
tang berohendes schönes Freundschaftsverhältnis, und als der
Rittmeister zu altem begann, bot er dem Doktor an, daß dieser
seinem Namen den Kamen Schilling von Ganstatt als Andenken
bdfQge. Doktor Arendt nahm dies an, und es wurde dartlber
ein notarieller Vertrag ausgefertigt, welobeir in den 80er Jahren
sich noch in Hiinden emer Schwester des Doktors in Neu-Ruppin
befand. Mit dieser Dame hat Eduard von Schilling in Cannstatt
korrespondiert, und ihre Briefe bewahrt jetzt Theodor von Schilling
in München.
Jedenfalls kann es sich die Familie zur Ehre anredinen, daß
solch ein heldenmütiger Mann ihren Namen getragen hat.
Arendt Schilling soll ein sehr vielseitig gebildeter reger Gdst
gewesen sein, der sich auch diditerisch betätigte, ohne zwar an
die Öffentlichkeit zu treten. Seine Schwester veigöttert ihn in
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214
Labensbeschreibtuigea derer Schilluig von Cuistatl.
ihrem Briefe, und ihre uusülibare Trauer über &ein furchtbare
Schicksal ist rührend.
210b. Florentine SMUmj von Cansfatt. geboren 1800. t'ber
ihre Person war niclit mehr als dies eine Dalum zu crmittehi.
211. Friedrike Louise Schilling von Camtatt, geboren 16. April
1768 zu Karlsruhe, vermählt IG. A]>rü 1787, gestorben . . , . ?
Ihr Gemahl war Georg Friedrich Röder von Diersburg, kur-
badischer Oberst ä la suite, Kammerherr und Erzieher des Kur-
prinzen Friedrich.
212. Karoline Louise Schilling von Canstatt, geboren 24. De-
zember 1766. gestorben 6. Juni 1774 zu Kailsruhe.
213. Fhüippine Karoltm: Suphiv. Schilling von Cansiatt, geboren
17. November 1765 zu Karlsruhe, vermählt 16. Juli 1788, ge-
storben 1837. Ihr Gemahl war Eberhard Ludwig von
*
Ellrichshausen zu Assumstadt, Kaisorlich Königlicher Rittmeister,
geboren 18. Oktober 1749, gestorben 9. April 1799 zu Assum-
stadt (Oberanitsbcschreibung Crailsheim, S. 263). Sie lebte zu-
letzt der Erziehung ihrer Knider wegen zu Karlsrulie.
214. Karolinr KUonorc Bmedikt^i Schilling von CasMtatt, ge*
boren G. Oktober 17G4 zu Karlsruhe, vermählt ge-
storben 1833. Nach dem Tode ihrer Mutter 1789 hielt sie sich
anfanglich in Durlach, dann zu Kirchheim, dann bei der Frau
Ritterrat von Cöler (Friedrike Christiane), geborene von Geisberg,
auf. Ihr Gemahl war der Notar Christian Theodor Rappold in
Kirchheim, von dem sie seit 1798 getrennt lebte. In di^em
Jahr wenigstens wurde ihr Bruder Karl Ludwig als ihr c Rechts-
beistund in Pfiichten genommea». Biiefe hierüber hegen im
Archiv in Uohenwettersbaeb.
215. Maria Jchama Sehäling von Canstatt, geboren 15. Au-
gust 1763, gestorben 13. Januar 1766 zu Karlsruhe.
216w Georg Friedrich Schilling von Canstatt^ Königlich öardi-
nischor quittierter Leutnant, geboren 16. Juni 1762 zu Karlsruhe,
vermählt 28. August 1788 zu New York mit ^Tngdalena Falken-
halm aus New York, geboren 5. September 1770.
Bis in sein 14. Jahr wurde er im elterhchen Hause zu Hohen-
wettersbach und einige Jahre in Pension bei dem Hauptmann
Dettinger in Karlsrühe erzogen, wo er das Gymnasium besuchte.
Dann wurde er Page am Baden-Durlachschen Hof. 1782 wurde
er Leutnant im Königlich Sardinischen Regiment Royal Alle-
mand, welches der General Karl August £manuel Graf Leutram
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LebnabeechreibimgMi d«tier «i*ffltTig von CMutett. 815
Ton Elrtingeiif Veiter des ersten Gemahls der nachmaligen Her
zogin Franziska Bemardine, kommandierte. Seine Garnison war
aniUnglich Alessandria in Piemont 178d lag er in Tortona.
16. Juli 1884 kam er nach Susa, von wo aus er zuweilen nach
Exiles (= EsseiltoD, jetzige franz. Grenzfestung) detachiert wurde.
Daselbst nahm er im Juli 1785 das Tal der Dora Riparia bei
Susa, das Tal von Nowalese bis auf den Mont Cenie, die Tlller
von £6Beilton, von Ooly, von Bardoneche, von Seeane, von Graye-
las, von Fenestrclles, von Gerotisa tmd 8t. Martino topographisch
aof mit allen Ortschaften, Gewäeeern, Glebiigen, Wegen nnd Re-
tranchements auf den Gebiigen, worunter das atif dem Col
d'Assiette vier Stunden lang ist. (Es handelt sich dabei um das
Grenzgebiet gegen Sadfrankreieh, die Gegend, welche von der
heutigen Mont Oenisbahn durchschnitten wird.) Die Akademie
der (schönen) Wissenschailen zu Aleesandria wollte Oul seiner
Zeichentalente wegen 1784 zum MUglied aufiiehmen. Er dankte
aber dafür, und als der KOnig Viktor Amadeus m. von Savoyen
den 18. Juli 1786 zur Bevue der Truppen nach Susa kam und
btt seinen Reisen in dieser Gegend sich nach den Betranchements
und nach Planen darflber erkundigte, wurden ihm diese als die
besten vorgdegi Br nahm dieselben dann stets bei seinen Belsen
mit sich und versprach, sie von Torin aus zurückzuschicken. (3eorg
Friedridi beschädigte sich hier auch ndi Botanik und Minecalogie.
Es wurde zu dieser Zeit eine Neufonnation des B^giments
der Boyal Allemand vorgenommen, wobei die meisten Offiziere
viel verloren, da aus drei Bataillonen zwei foxmiert wurden unter
dem Versprechen, die dadurch zurückgesetzten Offiziere bei einem
neu zu errichtenden Kegiment anzustellen. Dabei wurde den
überzShligen Offizieren freigestellt, mit dem dritten Teil der Be-
zahlung unter Beibehaltung ihres Dienstalters im Begiment und
unter Vorbehalt des Wiedereintritts nach Hause zu gehen. Er
meldeto sich also gleich hierzu und erhielt unterm 8. April 1787
die Erlaubnis, nach Hause zu gehen. Er hielt sich bis August
1787 bei seinem Bruder Kari Friedrich in Hohenwettersbach auf.
Von hier reiste er ab mit dem Vorhaben nach Amerika zu gehen
und kam 30. August 1787 in Bremen an, woselbst er sich sofort
auf das Schiff Sarah begab und am 8. September in der Nord-
see war.
24. (Nrtober geriet das Schiff auf Grund und wurde leck. Er
maßte das Steuer regieren, da hifolge des Versagens der Pumpen
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216 LebenibflMhrelboDgen derer SebUling TOn Gbattett.
alle Matrosen Wasser schöpfen mußten. Die ganze übrige Zeit
der Reise mußten stündlich, nachdem die Purapen wieder herge-
stellt waren, gegen 40 Eimer Wasser ausgepumpt werden. 5. Novem-
ber fand man nach vielen ausgestandenen Stürmen mit 41 Faden
Grund, 9. November legte das Schiff vor Philadelphia vor Anker.
Er war auf dem Schiflf bald Steuermann, bald Koch, bald Arzt,
bald Metzger. Mit Empfehlungen an den General Washington
und Doktor Franklin, Gouverneur von Pennsylvanien, versehen,
wurde er überall sehr gut aufgenominen und mit HöfUehkeiteD
überb&oit, die ihm jedoch nicht von wesentlichem Nutzen waren,
sondern seine Ausgaben zwecklos vermehrten.
Von Philadelpliia ging er nach New York und wurde Kauf-
mann. Im April 1788 wurde er wieder zu seinem Regiment be-
rufen, jedoch antwortete er unterm 28. August an den General
von Leutrum: er halte das zweite Regiment, welches noch er-
richtet werden sollte, bloß für Blendwerk, um die zurückgesetzten
Offiziere vom Royal Allemand zu trösten. Seine eroberte Freiheit
sei ihm nicht mehr feil. Kr schfttse ihren Wert zu hoch und
finde keine Beruliigung dabei, aus eitlem Geburtsstolz sein Leben
mit fbcerzieren, Wache aufziehen und Leuteplagen zuzubringen. Er
danke Gott, der Sklaverei entronnen zu sein und befinde sloh in
einem Lande, wo die Ideen keinen Kurs hätten, denen man in
Euiapa Leben, Zeit und Glückseligkeit opfre. Er schftme sieb
keiner Arbeit und hoffe sich su ernähren. Hier bringe nur der
Müßiggang Schande, aber keine Art von BesdiAftigung. Er bitte
daher, ihm seine gänzlidie ESntlassung auszuwirken. Da er fünf
Jahre gedient haboi hofie er auch die zugesicherte Bezahlung nach
dem Frovinsjalfaß zu erhalten, zugleich benachrichtige er den Herrn
Oeneral, daß er indessen geheiratet, sieh dem Kaufmannstande
gewidmet habe und sehr zufirieden sei mit seinem Schicksal. Dies
wurde ihm verwUligt*
Seine Geschäfte aber in New York hatten kernen günstigen
Pöring. Durch eigene Vertrauensseligkeit und die Falschheit
anderer Personen erlitt er großen Verlust. Er zog hierauf nach
Pyiamos in New Yeisej, wo er ebenfalls kein Glück hatte und
häufig betrogen wurde.
Dies verleidete ihm den Aufenthalt in Amerika. Er schiffte
sich 15. August 1790 wieder auf einem französischen Schiff samt
seiner Frau nach Europa ein. 21 . September landete er zu St^ Valerie
snr Sonmie, ging von da nach Havre de Grace, von wo ans er
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LebenslMtdiTCibiiiigvii d«r«r BebUling von Ganitett. 217
28. März 1791 in AuftrSgen seines Brndor? v-irderum die Reise
nnch Amerika unternahm und den 28. Mai iu Philadelpliia ankam.
Nachdem er seine Greschäfte in Baltimore besorgt hatte, reiste er
den 8. JnU wieder von dort ab und kam 29. Angnst zu Havre de
Grace an. Wegen der zunehmenden Revolutionsunmhen ging er
29. September nach Portsmooth in England und za Anfang 1792
nach London. Hier era&hrte er sich auf mannigfache Weise mit
Zeichnen, Halen, Architektur, dann auf einem Handlungskomptoir.
Der Kaufmann machte aber Bankerott; so war er wieder ohne
Verdienst. Bald darauf 1796 wurde ihm eine lehenalftng^che An-
stellung mit zureichender Besoldung bei der deutschen Akademie
zu London angeboten, wobei noch Gelegenheit für ihn war, sich
einen Nebenyerdienst zu erwerben. Er nahm diese Stellung an
und breitete sie lange Zeit mit Beifall seiner Vorgesetzten und
zog dieselbe jeder vorteilhaften Stellung im Vaterlande vor. Er
fand in rastlosem und Genügsamkeit bei sehr mäßigem
Auskommen ein Glflck, dem so viele in konventionellen Formen
ihres Standes vergeblieh nachjagen. Sein Beruf war privater und
öffentlicher Unterricht im Deutschen, FranzOsiaohen, Englischen,
Arithmetik, Algebra, Ttigonometrie, Naturgeschichte, G^graphie,
Zeichnen, Malen, Kriegsbaukunst, Architektur und Buchhaltung.
Dezember 1802 hatte er mit seiner Familie das Scharlach, woran
ihm zwei Kinder starben. Er ist der Stifter des engUschen Zweiges
der Familie, welcher später den Adel ablegte. Wann er starb, ist
nicht mehr zu ermitteln. Ober sein Ableben, sowie die Mehrzahl
seiner Kinder (ein Nachkomme soll als Farmer in Amerika leben),
sowie Über deren Schicksale lieOen sich wenig weitere Nachrichten
beibringen. (Siehe Nr. 222.) Er selbst besuchte noch in den 20er
und 90er Jahren seinen Neffen Wilhelm Heinrich zu Hohen-
wettersbach, woselbst ihn Louise von Benz, geborene von Schilling,
noch gesehen hat. Wie sein älterer Bruder aoU auch er em sehr
kleiner Mann gewesen sein. Auch Karl Ludwig erwähnt in seinen
Tagebüchem 1798 dnes Besuches G^eorg Friedrichs in Mahlberg.
217. Karl iMdwig ScMUing von CanHaU, Kuritirst-
lieh, später GroOherzogiich Badischer Karomerherr und Oberforst*
meister zu Mahlberg, geboren 6. November 1760 zu Karlsruhe,
vermählt 6. September 1789, gestorben 27. August 1833 zu Karls-
ruhe. Seine erste Gemahlin war Sophia Ernestine Louisa Schenk
von Geyern, geboren 6. Februar 1770. gestorben 18. August 1815.
Beine zweite Gemahlin war Karohna Henrietta von Aufseß, ver-
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218
IigbwiibcwchreilHingMi d«nr ßchtUing Km CaosUtt.
witwete von Schrottberp^, geboren 2. Juni 1786, vermählt 4. De-
zember 1815, g(-t il'uu in Rastatt 11. Mai 1840. Er war bis in
sein elft( s Jahr bei seinen Eltern in Hohenwettersbach und Karl^i-
ruhe unter Aiiiöicht mehrerer Hofmeister, wie de^ spütern Pfarrers
Nubim von Bötzingen. 1770 kam er zu dem Hauptmann Dettinger
in die Kost nach Karlsruhe, wo er bis 1774 blieb und das Gym-
nasium von Quarta bis Sekunda benuchte. 28. April 1777 kam
er zur Erlernung des Forstwesens und der Jägerei nach Leonberg
in Württemberg zum Oberforstmeister Phihpp Albrecbt von Göll-
nitz, von wo er 23. April 1780 wieder zurückkam und als Kadett
bei dem Füsilier-Bataillon Durlacli angestellt, auch im gleichen
Jahr Unterleutnant wurde. Von 1781 1782 «^tand er in Diirlach
auf Kommando, dann in Karlsruhe, wo er unter dem Oberjäger-
meister von Geusau sieh weitere Kenntnisse im Forstwesen neben
seiner Militärcharge erwarb. 1785 wurde er Hof- und Jagdjunker,
verließ 1788 den Militärdienst und erhielt die Stelle als Forst-
meister zu Karlsruhe nebst der damit verbundenen Besoldung.
1789 wurde er Kammerjanker und Oberforstmeister zu Mahlberg,
woselbst er wolmte, 1796 wurde er vom Kanton Neckar-Schwarz-
wald als Mitglied aufgenommen und 1800 wurde er Kammerherr.
1803 wurde ihm eine Dienstwohnung in £ttenheim zur Wohnung
angewiesen. Es war dies das von Uichtersche (oder Ichtrazsche)
Haus. (Siehe : Die Stadt Ettenheim und ihre Umgebung von AI-
bert Kürzel, Pfarrer in Ettenheim-Münster. Lahr 1883.) Uner^
müdete Tätigkeit in seinem Amt, worin er alles selbst tat, da er
mit Leidenschaft das war, was er sein sollte, zeichnete Karl Ludwig
vorzüglich aus. In seinem Tagebuch erzählt er, daß er die auf
Napoleons I. Veranlassung vollzogene Verhaftung des Herzogs
Louis Anton Heinrich Enghien, Herzogs von Bonrbon, am 15. März
1804 miterlebt hat. Er war wenige Stunden vorher noch mit
dem Herzopj auf Jagd und zu Tische. Im Ettenheimer Gemeinde-
waid befindet sich ein Denkstein mit folgender Inschrift: Anno 1807
wurde dieser Wald abgeteilt von 0. L. Schilling v. Oanstatt, G. H. B.
Oberforstmeister zu Ettenheim, Greometer W. Kraut u. H. Behrens,
Förster H. G. Coffel, Fofstpraktikant L. Bickel unter Stadtschuld-
heiO W. Kollifrath u. Büigermeister X. lioible. Aus Dankbarkeit
ftlr die wohlthätige Bemfihung die Stadt Ettenbeun. Er verblieb
im Amt und zu Mahlbetg bis 1830, sog dann nadi Earliruhe, wo
er 1888 den 25. August starb, nachdem er von einer Reise nach
Waldeck surOd^gekebrt war. Seine Tagebttcher, jetzt Im Besitz
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LebMubMdireibitagen derer Sehilling von GaaeUtl. 819
seines Urenkels, des Hauptmanns Hubert von Schilling, beginnen
mit dem Jahr 1789 und schildern mit größter Ausführlichkeit seine
Zeit, in der er so viel erlebte. Kein freudiges, kein iXMiigu
Familienereignis entging ihm» gewissenhaft notiert er die Schick-
sale nicht nur der eigenen Kinder, auch entftmter Verwandter, nnd
der Tielbeschäftigte Mann hat auch immer Zeit^ den regsten Anteil
an den politischen EretgniaBen semer Tage 2tt nehmen. Dabei
war er ein imermüdlicher Weidmann. Sr soll von Statur ebenso
Idein wie seine Brüder gewesen sein, dabei ungemdn lebhaft nnd
bis in sein hohes Alter gesund und kiäftig. Noch wenige Tage
vor seinem Tode finden sich Tagebucfaeintrflge von seiner Hand.
218. Friedrika WUhdmma SeMBing vm ChmakM^ geboren
12. Okiober 1759, gestorben 13. Oktober 1766 su Karlsruhe.
S19« Ekonore Juliane SMUng von CanstaU, geboren 9. Sep-
tember 1768 zu Karlsrahe, vermühlt den 17. Februar 1791. 1769
kam sie su ihrem Onkel, dem Obe^agenneister Franz Georg nach
Ansbach, hielt sich nachher bei der Fian von St Andr^ zu
KOnigsbach und bei der Frau Qeneralin von St Andr^ zu Ans-
bach auf, wo sie ihren Gemahl kennen lernte. (Ernestine Char-
lotte von Tessin, geboren 16. Oktober 1762, gestorben 28. Juni
1786, war in erster Ehe vermfihlt mit Ludwig Gustav von St Andr^,
der 1782 starb. In zweiter Ehe vermählte sie sich dem Gr. Bad.
Geheimiat Karl Friedrich Schilling von Ganstatt. Die Generalin
Friedrike Charlotte von St Andrte, geborene von Leutrum, war
verm&hlt mit dem Osterreichischen Genoralmigor und Feldnuuv
Schalleutnant des fränkischen Kreises Friedridi Daniel von St
Andrte.) Der Gemahl Eleonores Juliane war Julius Friedrich
Heinrich Bdchsgraf Soden von Sassen&rth, Königlich Preußischer
Kammerherr und Geheimrat, geboren 4. Dezember 1764, ist als
Autor sehr bekannt und lebte zu Sassenfarth auf seinem Gut (Er
fahrte 1802--1810 die Leitung des Bambeiger und seit 1804 auch
des WHizbuiger Ibeaters, zog 1811 nach Erlangen und 181S nach
Nürnberg. Als Schriftsteller hat er sich durch Eizählnogen, z. B.
Franz von Sickingen 1808, und eine betrachtliche Beihe drama-
tischer Arbeiten bekannt gemacht, von welch letzteren «Juez de
Castro» 1784, «Anna Boley» 1794, cDoktor Faust, ein Yolksscfaau-
spieh 1797 und c Virginia» 1805 erwähnt seien. Soden war auch
als Übersetzer (Lopa de Vega und Cervantes), sowie als Staats*
^vL':^;eIl':chaflIicller Scliriftstcller tfttig. Am bedeutendsten ist auf die-
sem Gebiete seine tNationalOkonumiu» (Arau 1805— 1824, 9 Bände);
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220 jUb«aabeMbi«ibaiigtto derar Schilling von Oamtott
er nahm für sich die Erfindung des Namens für diese Wissen-
etchaft in Anspnich. Meyers Konversations- Lexikon, 1897 ) Er
war iu erster Ehe vermählt mit Beate Louise von Pfeil, dol ore ti
30. JuU 1755, vermählt 20. Januar 177s arst rliLn 12 Fel raar
1779. Sie hinterließ eine Tochter Aloxandnne Krie lrike Louise
Juliane von Soden, geboren 6. Februar 1779, vermahlt 1, Dezem-
ber 1799 nnt Ludwip Christian Joseph Sefried von Büttenheim.
220. Karl Friedrich Schilling von Canstatt, Herr zu
Hohenwettersbach, (J roßherzoglich Badiecher Kamnierhorr und Wirk-
licher Geheinierrat, geboren 14. Juni 1757 zu Karlsruhe. Unter
den anwesenden Tanfzeugen waren der regierende Markgraf Karl
Friedrich und die Markgräfin Karoline Louise von Baden, Prinz
Karl August und Prinz Wilhelm Eugen. Seine erste Gemahlin
war Ernestine Charlotte von Tessin, geboren 16. Oktober 1762,
vermählt 16. Oktober 1783, gestorben 28. Juni 1786 an den Kin-
derblattem. Seine zweite Gemahlin war Karoline Wilhelmine Hen-
riette Friedrike von Gültlingon. j^eboren 17. März 1771, vermählt
10 August 1787, gestorben 14. Februar 1844. Er selbst starb
19. Februar 1822 mittags 12 Uhr in Hohenwettersbach. Von
seinem sechsten Jahr an hatte er Hauslehrer bis in sein drei-
sehntes Jahr, darunter war ein vorzüglicher Mann, namens Frey
aus dem Ansbachischen. Als dieser zu seiner weiteren B^timiTiung
in sein Vaterland abging, wurde Karl Friedrieb, da seine Eltern
auf das Land (Höhenwettersbach) gezogen waren, za Herrn Haupt*
mann Dettinger nach Karlsruhe in die Kost getan, um das Gym-
nasium SU besuchen, wo er die Klassen von Tertia an dorohging.
In seinem 18. Jahr bezog er die Universität Erlangen, l^;te sich
auf Jurisprudenz. Von da ging er nach Leipzig und hOrte neben
juristischen KoU^en auch kameraliatisi^e und pliilosophische.
Dann besuchte er noch Güttingen und Tdbing^ und brädite so
4 Jahre auf Universitäten zu.
In Tübingen machte er die Bdanntadiaft seiner enten FVau,
welebe schon mit dem Herrn ycm St. Andi^ yersprochea war.
Nadi vollbrachtem Studium ging er 1779 auf ein halbes Jahr nach
Lausanne in die Sdiweia. 9. November 1779 wurde er hadlsefaer
Hoijunker, durchreiste noch die ganze Schwdz, Ober- und Nieder-
Sachsen, Bayern, Österreich, Böhmen und hielt sieh noch einige
Zeit in Leipzig auf, um einige EoUegia bei Platner und einige
kameralistiscfae zu hüren. (Platner, Emst^ Anthropokig, geboren
11. Juni 1744, gestorben 27. Dezember 1818; schrieb u.a. Anthro-
Lebenabeeolirelbot^mi d«Mr Sebilling von Cuiattlt 88t
pologie für Aizte und Weltweise.) 19. November 1781 wurde et
üh Kummerassessor zu Karlsruhe angestellt, bekam den 17. Januar
17 82 veniam aetatis (der Akt, wodurch einem Minderjährigen die
Rechte der Volljährigkeit verUehan wurden, was sich bei seinen
24 Jahren hier nur auf seine Amtsstellung beziehen kann) und
begleitete im Spätjahr seinen jüngsten Bruder Georg Friedrich zu
seinem sardiniechen Begiment Royal AUemand nach AUessandria in
Italien, von wo er über Ctoaua, Mailand, Tjrrol und München
surüddcam und darauf ab IfitgUed des Kantons Neokar-Sehwan-
wald aufgenonmieB wurde. Indessen war der Hetr von St. Audrde,
Gemahl seiner ersten Frau, gestorben, und da er gerade nun in
dem Fall war, auf eine Pertie emaÜieb denken au kOnnen, so
emeuerte sich die alte Bekanntscliaft und r«fte nach Veiflufi eines
Jahres sur E3ie. Den 13. Februar wurde er Kammer junker, über^
nahm das Gut Hobenwettersbacb, das er mit einer Schuldenlast
von 20000 Gulden antrat^ und veimilhlte sich im Herbst, wohnte
auch der Beisetzung der verstorbenen fYau Markgrafin Karoline
Louise von Baden im Aprü 1788 als Vasall und Kammeijunker
bei. Um seine auautretenen Güter besser verwalten su können,
nahm er seme Entlassung als Kammerassessor, zog auf das Land
und beschflftigte sich nebenbei mit philosophischen Ausarbeitungen.
28. Juni 1786 starb seine erste Frau nach emem dreiwöchigen
B^rankenlager an denKindeifolattem, die sie von ihrer zugebrachten
Tochter erster Ehe ererbt hatte, und wurde zu Hohenwetters-
bach in der Gruft beigesetzt. IMeser traui^ Vorfall trieb ihn
etnen Ort zu verlassen, der ihm das schmerzliche Andenken stets
erneuerte. Er reiste daher 20. Juli 1786 nach Amsterdam ab mit
dem Voisatz, nach Amerika zu gehen. Er schiffte sich auch wirldich
6. August auf dem amerikanischen Schiff Hanna, gef&hrt durch
Kapitän Davis, ein. Bei der Insel Tazd aber wurde das Schiff
durch widrige Winde zurückgehalten. Er war seekrank, und da
der KaftttAn des Schifb noch etwas in Amsterdam su tun hatte,
Ho begleitete er diesen wieder ans Land nadi Amsterdam, um
bessern Wind abzuwarten. Auf die Seekrankheit folgte aber in
wenigen Tagen eine emstliche Krankheit, so daß er sich nicht
wieder einschiffen konnte. Er lag 94 Tage krank, die halbe Zeit
zu Amsterdam, die andre Hälfte im Haag bei dem badisdien Ge-
sandten von Bosset, den ihm der Prinz Wilhehn Ludwig von
Baden empfohlen hatte, und von dem er in Amsterdam abgeholt
wurde. Nach seiner Wiederherstellung, als er kaum drei Tage
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222 LebensbeiebreibangeB derer ScfaUUng too CinaUtt.
das Butt verlassen hatte, reiste er mit eip;ener gekaufter Chaise
und Pferden samt Bedienten ^vieder übt r Rotterdam, Brüssel, Lu-
xemburg nach Hause, wo er 4. Dezember 1786 ankam. — Er
vermiihite sich hierauf den 10. August 1787 zu Berneck bei Nagold
7Aim zweit»: iiinal mit Friedrike von Göttingen, den 2. Dezember 1788
wurde er von der deutschen Gesellschaft zu New York als Mit-
glied aufgcnomnicn. Noch hatte er das Vorhaben, nach Amerika
zu reisen und einige Liindereien für Rrinp niif Ii geborenen Söhne
zu erwerben, nicht aufgegeben und reiste auch wirkhch 16. Mai 1789
mit seiner zweiten Frau {die ihn nicht aliein reisen lassen wollte)
samt seinem ältesten Sohne Ernst Friedrich und seiner Tochter
Karoline Wilhelmine mit Bedienten und Magd dahin ab. Den
23. Mai ging er zu Amsterdam auf das amerikanische Schiff
cRoseltttion» und war den 29. Mai schon in der Nordsee. Den
4. Juni hatte er den Kanal und den 14. Juni Europa verlassen.
Den 22. Juni war er in der Gegend der azorischen Inseln. Nach
einigen Stürmen und gewöhnlichen Seehegehenheiten wurde den
18. Juli mit 180 Faden amerikanischer Grund gefunden. Er ent-
deckte den 31. Juli früh zuerst Land in New Yersey, und den
1. August ging daa Schiff bei der Stadt New York vor Anker.
Den 3. Augost besucht<> er seinen Bruder Georg Friedrich in New
Yersey, zog den 15. September zu ihm auf ein Landgut des Barons
von Rothenburg zu Pyramos, in der Gegend vonHackinsack, machte
von da aus mehrere Reisen in das Innere des Landes. Be-
sonders aweimal auf dem Hudson und zu beiden Seiten desselben
Über Albany liinaus nach Gaypark und Fort Jonson, wegen welcher
Güter er im Handel war, sodann auch nach Philadelphia und in
die dortige Gegend. Da sein Bruder, der sich indessen dem
Kauiknannstande gewidmet hatte, die Verwaltung eines erkauften
Gutes nicht übernehmen wollte, er von Hauae keine Briefe er-
hielt und seine Verhältnisse ihm nicht gestatteten, selbst die Ver
waltung «nes soleben Gutes su übemehmen, und mehrerer anderer
Ursachen w^gen gab er diesen Flan wieder auf und schiffte sich
21. Februar 1790 auf dem Schiff cGiazia», gefOhrt von Eaiatfln
Armour, wieder nach Europa ein, nachdem seine Vma 4. Februar
1790 mit einem Sohn von 5 Monaten un|^üdrlicfa niedergekommen
war, der in New York begraben wurde. Nadi harten Stürmen
kam er 27. April wieder in Amsterdam und 16. Mai su Hohen-
wettersbach an und beschüftigte sich neben der Ökonomie mit
dem Studium der Philosophie. — Er ließ audi einige kleine Aus-
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LetwntbeedireibQBgfiii derar Schilling von Otnstatt
228
arbeituiigen in philoso] »bische und andere Journale einrücken.
Seine Hauptarbeiten in diesem Fach waren: eine nocli uuo^edruckte
Beurteilung in 3 Foliobänden über «Jakoba allgomoine Reli-
gion» und ein noch unbeendigtes «Handbuch für Denker»,
woraus er einen einzelnen kleinen Artikel über «Strafe» in Kleina
Archiv des Kriminalrechts zur Probe einrücken ließ. Den 13. De-
zember 1790 wurde er badischer Kammerherr und wohnte 5. März
1795 dem Plenar-Konveot der Ritterschaft des Kantons Neckar
Schwarzwald zu Tübingen bei, erhielt deu Kaiserlichen Ritterorden
und den 13. Mai 1796 den Königlich Neapolitanischen Jagdorden
der Diana* 24. April 1799 wurde ihm vom Kanton Odenwald
die VormYindschat^ über die von EUrichsbaoflenscfaen Kinder über-
tragen. 14. Juni 1799 zog er der Erziehung seiner Kinder wegen
nach Kfir!sni}ie und erkaufle daselbst ein Haus für 2100 Gulden.
Im Jahr 1795 hatte er der verwitweten Frau Oberstleutnant von
Stetten um 8200 Gulden das 1902 noch stehende Haus Adler»
Straße 22 verkauft nach einem in Besita der Frau von Friede»
btug, geborene Walz, befindlichen Kaufvertrag. Die Kftoferin war
deren Großmutter.*
Hierauf fing er im Mai 1802 an» die Genealogie seiner
Familie zu bearbeiten, woza nur wenige Daten vorhan-
den waren.
Den 16. Februar 1802 wohnte^ er der BeiBetsimg des Erb-
prinzen Friedrich von Baden ak erster Kammerherr und Vasall
bei, wobd er den roten Adlerorden zu tragen hatte. Bei der
Rangerhöhung des Markgrafen zum KnriÜnten hatte er die Auf-
wartung bei dem KorfOisten, wfihrend am 27. Juni 1803 die Hul-
digung bei Übernahme der koipAlsisGhen Lande zu Mannheim
entg^engenommen wurde. 23. August 1803 ging er mit dem
Hof wieder nach MannK^m zum Empfang des EOnigs Qustay IV.
von Schweden und bekam 7. Dezember die Auf^rartung bei der
Königin Friederika von Schweden. Den 7. April 1804 standen
Ihre Migestftten der König und die Königin von Schweden nebst
dem KurfQrsten Kari Friedlich und der Flran Markgiflfin Amalie
von Baden so Gevatter bei seiner Tochter Friederika Qnstava
Adolpha Dorotha (sp&tem von Vogel), welche die Königin selbst fiber
1 1795 faßte Karl Friedrirh den Plan, das Hofgat Wetterphach
/.u verkaufen. Er bot ea Uem Prinzen Lndwig von Baden an. Dieser
* lehnte es ab, da er nicht in der Lage eei, eine solche Akquinitian su
mubtoä.
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224
Lebeoabeitdireibaiigen derer ScbUliog von CAoatatt
die Taufe hielt. Dieselbe fand im Audieiizzimmer der Königin in
Anweseaheit des Hofes statt. Seine AulvsartuDg bei der Königin
von Schweden endigte bei deren Abreise 1 . August 1 804. Er er-
hielt von ihr eine goldene Dose mit deren Namcuszug in Brillanten
nebst einem reichen KoUier für seine Tochter Friederika zum
Präsent.
Um diese Zeit war auch Karl Friedrich im Auftrage des Kur-
fürsten mit der Güterverteihmg der Grafen von Höchberg be-
schäftigt, welche er juridiscli in die Wege leitete. Aus den Tage-
büchern seines Bruders ist zu entnehmen, daß um diese Zeit die
Fran/-osen in Hohenwettcrsbacli bei ihren Durchmärschen Wogen,
Vieh, Hafer und Geld im Wert vou über löOOO Gulden rei^umert
haben.
Aus dem Jahre 1804 stammt eine im Hohenwettersbach er
Archiv aufbewalirte Zeitungsanzeige nebst unten wiedergegebenem
Begleitpchreilu !i un Karl Friedrich von Scliilling. Es handelt sich
dabei um ein immerhin erwäluH iiswertes Haus in Cannstatt, welches
im achtzehnten Jahrhundert eine i i' anoilie von Schilling gehört hiibt n
soll, von dem jedocii wohi kaum festzti stellen wäre, wer es er-
baut und wer von der Familie es semerzeit bewohnt hnt. Es
dürfte wulirsciieinlieh der in der Oberamtsbeschreibung Cannstatt
S. 501 geuanuten bürgerächen Familie Schilling gehört haben.
Anzeige.
Die verwitwete Hoftrompeter Blossin dahier ist willens, ihr Haus,
Scheuer und Garten in der Vorstadt hinter der geisthchen Ver-
waltung, welches ehedem die Herrn Baronen von Schilling und
neuerhch auch der unlängst gestorbene Trakteur Koch als Tochter*
mann der jetzigen Besitzerin bewohnte, zu verkaufiBn. Das Haua
ist zwei Stock hoch, der erste Stock ist von Stein und der
Giebel geg^n die Wetterseite ganz von Stein aufgebaut und alles
übrige Bauwesen ist von bestem eiGbenem Holz. Solches hat
drei bfiizbsM Zimmer mit eisemen Öfen, einen großen Saal, viele
Kammer und eine große Küche und Speisekammer und einen
großen Ofen, einen wasserfreien gut gewölbten Keller zu 300
Eimern. Der untere Stock könnte mit wenigen Kosten zu einer
Bier- und Essigsiederei bequem eingerichtet werden. Hinten am
Haus im Garten steht ein großer Anbau, worin eine Brand wein-
brennerei mit drei Häfen eingerichtet und ein Backofen darinnen,
und das Feuerwerk mit einem Gewölbe verwahrt ist, worauf ein
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Lebensbesohreibungen derer Scbilling toq CaattAtt 225
Malzboden füglich angebracht werden könnte. Auf der rechten
Seite des Hauses ist ein geschlossener Hof mit einem (Ȋrtlein,
eine Scheuer mit Stallungen und zwei Schwein- und Hühner-
ställen. Hinten am Haus befindet sich ein höbscher Küchen-
und Grasgarten von zwei und einem halben Morgen mit einer
Mauer und Zaun umgeben, worinuen ein Gartenhaus mit einer
Obätdörre, ein eisernes Ofele, ein Schöpfbrunnen und eine Kegel-
bahn ist. Durch diesen Garten geht ein eigentümhch geschlossener
Weg auf die Stuttgarter und Ludwigsburger Chaussee hinaus etc.
Die Liebhaber können täglich den Augenschein davon einnehmen.
£w. Eeichsficei Hocbwohlgeborenl
geruhen aua beiliegender Zeitang (nicht genannt) gnftdig gellllligst
SU ersehen, daß die alte Hbftrompeter Blossin dahier ihr Haus
mm Verkanf au^^esetst hat. Da nun die Fraihenn yon Schilling
sich von Ganstatt schreiben und in eben diesem Hause die leiste
von SchiUingsche Familie abgestorben (?) und hochdenselben aua
eben diesem wichtigen Grunde vidleidit daran gelegen ist, ein
Aigenthum hier au haben, so habe ich für meine Fflioht gehalten,
Ew. BdchafreiherrUch HoGhwoh^b(»ai hiervon Notiz au gdhea
mit dem Hinzufügen, daß die Frau Blossin welches für 7— 8000 Gul-
den erlassen wüd und daß bereits ein hiedger idcher Kaufmann
in der Stille Jagd darauf macht, welcher solches wahrscheinlich
zu einer Bier- und Essigsiederei einrichten wird, und daß man
auf diese Art sicher 20 Gulden gewinnen, folghch sein Kapital
. gut verintcressiert ^ürde, ist keinem Zweifel ausgesetzt.
Womit sich uuterthänigst zu Gnaden empfiehlt
£w. Eeichsfrei Hochwohigeboren
unterth&nigst gehorsamst
Kantstatt d. 3. Aprü 1804.
K. W. Postsekietarius
Staab.
Vom 28.— 30. November 1805 hatte Karl Friedrich bei An-'
Wesenheit der Kaiserin Josephine von Frankreich und vom 20.
bis 22. Januar 1806 bei Anwesenheit des Kiiisers Napoleon die
Aufwartung bei der verwitweten Frau Markgr;iün Amalia. 25. März
1B07 wurde ilim der Titel eines Wirklichen Geheimrats mit
Maitrcsrang verliehen.
Die Familie SobilUng von CmuU». tt
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228
Ltbentbesdureibangeti derer SehiUing TOn Cuitatt.
Die Reiheofolge der Zeitschriften, in denen dieser emsige
Mann verschiedene kleinere Ausarbeitungen «nrflckte» sind die
folgenden:
Pfailnsophisches Journal von Johann Heinrich Abicht, De-
zemberheft 1794, Intelligenablatt Nr. IV.
Philoflophisches Journal von Friedrich Inianuel Niethammer,
Heft Vn, A. 1795, pag. 234.
Amerikanisches Magazin von ftofessor Ebeling in Hamburg
1796, T. I, 8t 3, pag. 139.
Der Gosmopolit 1797. 6. SWck, p. 415, 6. Stück, p. 511,
10. Stück, p. 386; von 1798. 2. Stück, p. 185, 3. Stück,
p. 209, 4. Stück, p. 273, 6. Stück, p. 520.
Reidisanzeiger 1798. Nr. 112, pag. 1317, A. 1804, Nr. 173,
A. 1805. Nr. 6, p. 70, Nr. 245, p. 3140, Nr. 325, p. 4129.
Magazin von und für Baden, 2. Band 1802, pag. 49.
Klems Archiv des Griminalrechts, 6. Band, 2. Stück, A. 1805,
p. 98.
1788 wurde Kail Friedrich von Schilling durch nachfolgendes
Diplom als Ehrenmitglied der deutschen Gesellschaft zu New
York aufgenommen:
Dieses beurkmidet, daß Karl Friedrich Freiherr Schilling von
Canstatt zu einem Ehrenmitglied der deutschen Gesellschaft, und
zwar Frei maurergesellschaft in dem Staat Ne^v York auf und an-
genommen worden. Gegeben unter meiner Hand und dem Siegel
der Gesellschaft in New York, den 2. Aprii 1788.
F. W. E. H. R. R. Frhrr. von Steuben, Präsident.
Will. Wümerdnig, Sekretair.
loco sigilli.
Begleitschreiben.
Wir, Präsident, Beamte und (llieder der deutschen Gesell-
schaft fügen hiermit zu wissen, daß Euer PI och wohlgeboren auf
Vorstellung von William Wilnierding unterstützt durch Herrn
David Grini als ein Ehrenmitglied dieser Gesellschaft erwählet
worden. Die Gesellschaft, indem sie Euer Hochwohlgehoron hie-
l)ei das Diplom überreichen läßt, schmeichelt sich, daß Sin es als
ein Merkmal ihrer Hochachtung annehmen werden. Gegeben in
unsrer Versammlung, den 2. Januar 1788.
Auf Ordre des Präsidenten
William Wilmerding, Sekretair.
Dem Herrn Baron von Schilling Hochwohlgeboren.
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XitbeDsbeschreibangen dem Scbillmg von Canatott.
227
Wie ngß auch die AnteiliMhme aller nacfageboreneii Glieder
der Familie an den Lebensuinetftnden tmd dem geiaUgen Schaffen
nnd Können dieaea Hannee Ist vaad immer sein wird» die nach-
folgend mitgeteilten von ihm ansgearbeiteten FamiUenstatalen hat
der Wandel der Zeit in ihrem Wert verftndert; das «Haniigeeels»,
das er damit geben wollte, war niemals Gemeingut des gansen
Gesdbleohts.
Familien*Stataien oder Gnmdgeeeti Ober die Stammgata»
Yerh<niase der Familie Schilling von Canstatt m Hohen*
wetterabaoh im Gro&henofpiam Baden.
1818.
§1.
Notwendigkeit der Erneuernng und Verbesserung der
Statuten.
Die Ehepakten meiner seligen Großmutter Gardine Louise von
Wangen, yom 15. September 17S5» enthaHen swar sdbon ein Grund-
geseta über dieses Stammgut oder Gescblecfats-Lehen; wie aber seit
dieser Zelt die Erfidirung lehrte, so ist dieses hOchst unvollständig,
wegen der Deputate dunkel und zweideutig und nicht auf ferne
Kachkommenschaft in der Zukunft berechnet Ueber Wittum,
HeiiatsgCiter und Ausrüstungsgelder enthält [nichts bestimmtes
und dadurch muß es notwendig endlich zur Festsetzung von
Grundsätzen kommen, um Streit und Uneinigkeit in der Familie
zu heben, der bisher noch durch gütliche Uebereinkunfl gehoben
wurde. Ja der Zweck der Stamingiits-Conßtituirung selbst müßte
notwendig verfehlt werden, wenn diese Festsetzune: von Einem,
der eigene Ert\ibrung mit dem Eifer für daa Wuiil der Familie
verbindet, nicht erfolgte.
Ich, der damalige I.uheiis-Inhaber, Carl l*'riedoric h Schilling
von Canstatt, Großherzoglich Badischer Geheime Kath und Kam-
meilien, halte daher für höchst notwendig und mich selbst dazu
verpflichtet, zum Wohl meiner Nachkommenschaft, besonders nach
veränderten Verhältnissen gegen ehemals, dieses erste Grund-
gesetz meiner Familie zu revidiren, zu vervollständigen und zur
Verbesserung im Geist des ersten Stifters zum Theil abzuändern,
um den damit beabsichtigten Zweek dieses Stifters desto sicherer
zu erreichen, nachdem eine hundertjährige Erfahrung belehrt hat,
wo und wie in der Wahl der Mittel von diesem Stifter gefehlt
wurde.
IS»
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828 LelwiubescImilMingMi d«r«r SchlUiBg voa OaiMtstt.
Da ich 6 Söhne und 4 Töchter zu versorgen liabc, denen
durch die Verbeaaerung des (ivits ein beträchtliches Allodiura ent-
gangen ist, wofür sie entschädigt werden müssen ; eine solche Ent>
sohädigong aber das Stammgut verschulden und dadurch den
Qrund zum Ruin des Fidei-Oommisses legen würde: so ist es umso
notwendiger, solche Anordnungen zu treffen, damit Keiner ve^
kürzt und Jeder möglichst schuldeDfrei sein ErbtheU antreten
könne.
Wem der Lehens-Nachfolger die Meliorationen des Lehens
vergüten müßte, sowohl die durch mich, als durch meine Vor-
fahren geschehen sind, welch letzte ich durch Entsagung der
Allodial-Erbschaft von meinem Vater und durch Uebemahme von
28000 fl. Ersatz am Lehen-Capitai acquirirt habe; wenn er die
Deputate an Groß*Onkelfl Descedenz, an Onkels und Brüder fort-
reichen oder auch nur die Abfindnogs-Summe dafür herausgeben
müßte, neben der BohuldigeQ AuBrÜstung seiner 5 Brüder, Aus-
stattung und Heiratsgflter seiner 4 Schwestern: so würde ihm eine
Last aufliegen, wozu seine ganze, jährliche Revenue nicht zu-
reichte. Wenn weiter in Betracht gezogen wird, daß damals, als
die Deputate ausgeworfen wurden, das ganze Lehen keine 3000 fl.
jährlich ertragen hat, nach dner Durchscfanitts-BeEechnung im
Jahr 1747—1767, also 32 Jahie später, nur 1822 fl. 23 kr. jflhi^
lieh, daß bei meinem Antritt des Lehens von 1783—1784 der Er-
trag des Guts samt Unterthanen-Bevenüen Uut Bestandbrief nur
2400 fl., des Lehen-Capitals 1920 fl., Strafen und Holz 204 fl.
62V* also in Summa 4624 fl. 62 kr. war, wofür ich an
Onkels, Tanten, Brüder und Sdiwestem nebst Mutter 1900 fl. ab-
zugeben, alles übernommene Allodinm an Schiif und Geschirr auf
dem Gut zu verzinsen, mich frisch einzurichten, jeder meiner
Schwestern ein Heirat^ut von 1500 fl. aus den Lehena-Einkünften
zu reichen, auch den jährlidien Aufwand auf das Gut mit damals
3163 fl. 13 kr. zu bestreiten hatte: so eriidlet, daß meine Beve-
nüen weit nicht hinreichten, diese Lasten zu bestreiten wie solches
noch aus den Rechnungen ersichtlich ist.
Daher mußte ich bedacht seb, eine gute Partbie zu treffen,
die mich in den Stand setzte, neben Sparsamkeit und zweck-
mäßigen Unternehmungen AIlss abzutragen, um die Einkünfte
des Guts SU vermehren.
In der Folge würden diese Veilegeuheiteii noch ungemessen
wachsen, nachdem beträchtliche Staats-Lasten aufgelegt imd Frei-
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Lttbttitb«iehi«ibaiig«D d«rar Bchillfng von Oanstatt
829
heiteii entzogen sind, wenn (Jroßonkels und Ur-Ctroßonkcls-Söhne
eben falls gleicho Deputate uuzusprechen hittten. Ich der dcrmalif^e
Leheus-Inhaber, habe daher für driugend notwendig erachtet,
Dachfolgende Statuten für meine Familie zu errichten.
§2.
Zweck dieser Verordnung.
Der Zweck dieser Verordnung ist ebenfalls, wie er bei erster
Gründung dieses Stamniguts in den allegirten Ehepakten § 12
ausgeeprochen wurde, die Erhaltung und Begründung dee Mann»
Stammes meines Groi3vaters, als ersten Erwerbers, in allen seinen
Aesten nun aber, nach abgekauften Ansprüchen meiner Agnaten,
vorztkglich desjenigen Stammes, der von meiner Descendenz aus-
geht, soviel es, ohne den Hauptuutznieser allzusehr zu belästigen,
geschehen kann. Wenn dieser Stamm zu schwach werden sollte,
so ist die weitere Absicht^ den Seitenlinien meiner Familie einiger^
maßen aufzuhelfen.
Ein Zweig des Manns-Stammes soll dämm vorzüglich be-
günstigt werden, damit er sich der Erhaltung, Verwaltung und
Verbesserang des Guts desto besser widmen könne, nicht um ein
Individuum zum Nachtheil aller Uebrigen zu b^;finstigen>
Sovid es diese Absicht zulftßt, sollen die Uebngen nicht vea>
kürst, und die Unbilligkeit möglichst gemildert werden, wonach
bisher die nachgeborenen Söhne sich mit einem, nach erhöhtem
Betrag des Guts, und nach vermindeitem Geldwert, unverhlÜtniO-
mäßig gewordenen Deputat begnügen müssen; während die un-
bestimmte und nndeutUche Verofdnung in den groüelterlichen
Ehepakten wegen der Deputate den ganzen Ertrag des Guts einst
hätten abeorbiren können, wo § 10 gesagt ist, da0 die jüngeren
Brüder fllr sich und ihre Descendenten 500 fl. aus den Guts-Re-
venüen haben sollen, wodurch jede Generation für die au^-
scbloasenen Brüder vom Stamm-Erbe und ihre Descendenz von
500 fl. hätte ansprechen können; wie schon diese Ansprüche
meines Vetters in Betlin zu Vermeidung eines Bechtsstreites mich
zu einer beträchtlichen Abfindungs-Summe vermocht haben.
BefugniO zu Errichtung dieser Statuten.
Nachdem ich mit Vorwissen und Genehmigung des Großher-
sog]. Lehen-Hofes, meinen Brüdern und Agnaten, nämlich den
880 LebwubaBcbreibiuigen derar Schilling tob Canatatt.
Großherzoglich BadiKcheu Oberforatmeister und Kammerherrn Carl
Ludwig Schilling von Cansiatt zu Mahlberg, laut Uebercinkunft
vom 26. und 1. Oktober 1812, daim meinem jüngsten Bruder
Georg Friedrich Freiherrn Schilling von CanstÄtt zu London, laut
Uebereinkunft vom 27. Juli 1813 und 12. Februar 1814, auch
meinen Vettern Carl Friederich Alexander Freiherm Schilling von
Canstatt zu Berlin, Königlich Preußischen Geheimen Obertribunal-
Rath und Kammerherrn . laut Ueberemkunil vom 23. Februar
und 31. März 1813, ihre Ansprüche und Erbrechte an die von
Schilling'schen Lehen und btamm-iiter nebst Capitalien, im
üroßher/oe^tum Baden gelegen, zum Besten meiner nachgeborenen
Söhne abgikiiuft, und diese Instrumente in Orginali dem Groß-
herzoglichen Justiz-Ministerio als Lehenshof li bergeben, auch die
vormundschaitüche Einwilligung namens denn Kinder, so wie
anoh meiner eiQ:pnen Kinder in gehoiigor Form lieigcbraciit habe,
mir auch uulerni 8. August 1812, Nr. 2iU3, '21^ der Lehenherr-
liche Conseus zur Allodification des p;anzen Lehens- und Lehens-
Cnpitals ertheilt worden ist, und ich unterm 28. Oktober 1^12
Nr. 3154, Sinn von BeiriehatFung der Einwilhgung melneu Cogna-
tinuen hierzu entbunden worden bin, auch mir die freie Expor-
tation meines ^^r!nögen8 zugestanden worden ist: so steht nun-
mehr bei mir, entweder das Fideikomiß meiner Familie aufzuheben,
die Güter und Capitalien zu allodificiren, und zu exportiren, oder
aber einen Theil davon zu allodificiren und den anderen noch
femer als Stammgut meiner Familie unter festzusetzenden Be-
stimmungeQ und mittelst Entwerfung neuer Familien-Statuten
femer bestehen zu lassen, ohne daß irgend Jemand hiecg^gen
Einsprache zu machen berechtigt iak
Durch diese Abkanfong von meinen Onkels und Brüdern
und ihrer Descendenz zum Besten meiner nachgeborenen Söhne,
hätten diese ohnehin eben diese Deputate zu den ihrigen ansa-
sprechen, wenn nicht auf andere Art für sie gesorgt würde.
§ *•
Billigkeit dieser Verordnung.
Durch diesen sehr beträchtlichen Aufwand ist meinen nach-
geborenen Kindern ein Allodium entgangen, das ich für sie hAtte
zurücklegen oder auf ihre Versorgung verwenden können, das
ihnen für die Meliorationen jeder Nachfolger im Stammgut her-
auszugeben schuldig wäre. Um aber diesen nicht zu sehr zu be-
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LebenabeBcbreibuDgen derer Schilling von Canstatt.
231
itstigfiii, 80 habe ich einen billigen Ausweg zu tieffen gesucht,
indem ich das Lehen^Ga^fal allodificire und bessere I>q»iitate aus-
setze, die doch nicht im Mißverbftltniß mit dem Gat stehen und
den Ertrag für den Stammgat-Besitzer nicht unter die gesetzliche
Summe herabsetzen.
Nach dem hiesigen Landrecht Cap. 5 Zusatz 517 ca. ist die
mindeste Summe des Stammgutes ein reines Einkommen von
4000 fl. für den Ritterstand und nach dem Lehen-Edikt vom
12. August 1807, § 80 darf dem Lehetibesitzer niemals über ein
Drittel des Leben-Einkümmens für sämtliche Abfertigungs-Lasteu
eützogcn werden,
Hieruücb muß also diesem übrig bleiben, wenigstens 2000 fl.
40 kr.; nach diesen Statuten ist iln[i ein reines Einkommen von
wenigstens 3000 Ii. gesichert; nn Durchsdmitt. bezieht er mehr,
ohne je weniger beziehen zu können, als zur Zeit eines Wittums
au seine Mutter und in außerordentlichen Fällen. In Anbetracht
vurerwiihuter Umstände verordne ich daher, unter anhoflender
Landes- und Lehenherrheher Bestätigung dieser Verordnung, als
jetziger, alleiniger Besitzer dieses Vermögens, wie folgt:
§ö.
Aufhebung früherer anderweitiger Verordnungen.
Der mit meinen Agnaten 1809 errichtete, unter dem 25. April
1810 lehenherrlich bestätigte V^rag, wonadi bereits die Wahl
des Lehen-Nachfolgers dem Vater überlassen wurde, wird durch
die eintretende Beehtskraft dieser Vmrdnung aufgehoben, da er
durch Abkauf ihrer Ansprüche grOßtentheils schon von selbst oes-
sirt und der damit beabsichtigte Zweck nun einfiMrhar auf diesem
erreicht wird.
§6.
Bestandtheile, Werth und Ertrag des Stammguts.
Das nachbaltige Geschlechts -Lehen oder Kunkel-Lehengut
Hohenwettersbach der Freiherrl. Famiü© Schilling von Canstatt
im Großher/ogthum Baden gelegen, von meiner Großmutter Caro-
line Luise von Wangen herrührend, besteht in dem Ciut Hohen-
wettersbach bei Durlach, samt Keeliten und Gerechtigkeiten, nach
deni hierüber vorhandenen Lagerbucb, und in Gemäßheit der
Lehenbriefe und Großelterlichen Ehepakten mit Inbegrill der hiezu
gemachten Erwerbungen. Es liegt im Steueranschlag 223290 fl.,
ist vollständig arrondirt, ohne alle LAsten, außer den neuerlich
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882
Lebeosbeschreibangen derer Schilling von Caostatt.
aafgelegteo und enthalt an Flaehenratim gegen 1100 Morgen, wo-
von die Stupfedoher 40 Morgen bedisen.
Es ertrfigt dennalen an bestimmten and wecfasehiden Revo*
nnen in Geld jährlich 739 fl. 7Vt kr. Ans yeipacfateten Gütern
tragt es an Dinkehrart 5 fl. per Malter, 1964 Malter, 1 Simmeri,
15^5 Meßlen; nBmlich:
ans 886 Morgen S Viertel S Rathen Haapibestand, samt
Schäferei and Gebftuden k 2 Malter per Morgen, 773 Mltr. 6 Sri;
aus dem Baaenhofen & 15 Vt Sri. Dinkel p. Morgen 232 Mltr.,
2 Sri., 10^/6 MeOlen;
aus 277 Morgen 2 Viertel 12 Rathen verlehnten Gütern an
Inwohner k 2*/4 Malter per Morgen: 763 Maltor, 3 Sri., 5 MeßL
Zehenden vom Rigert drca 20 Mltr.;
aas 250 Moigea Waldang ä 7 &i. per Morgen 175 Mltr.
Hienron ^/lo für Aufwand und Staatdasten abgerechnet, restirt
lein an Geld 443 fi. 25^^ kr., an Dinkilwerth 1178 Mltr. 5 Sri.,
a*/t6 Meßthut ä 5 fl. per Mltr. zusammen 6336 fl. IV« kr. oder
an IKnkelwerth 1259 Mltr. 2 Sri.
Seine Ertragsf&higkeit ist aber per Morgen Bauland 2*/4 Mltr.
Dinkel Werth im Durchschnitt, thut von 814 Morgen 36 Ruthen
2239 Mltr. 1 Sri. 3 Meßler. Wald und Zehenden 195 Mltr.
Summa 2434 Mltr. 1 Sri. 3 Meßlen, ohne die Geld-Gefölle restirt
nach Abzug von */io in Geld ä 5 fl. per ^hdter berechnet 7743 fl.
35'/* kr. und mit (leld-Gemilen 8187 fl. kr. reiner Ertrag,
auf welcliem es aber eibt im Ablauf eines Menschenaltcrs gebracht
werden kann.
DuK h diese sicher inwohnende liöhere Produktionskrafl kann
auch (k r Lehens-Nacbfolger bei guter Administration sich immer
mehr Vortheil verschaffen.
Das vormals dazu gehörige Gut Wangen und Schlatthof wurde
mit Lehenhcrrlich- und agnatischem Coiisens von meinem Vater
veräußert. Der Erlös hieraus wurde vormals bei der Landschrei-
berei und nachherigen Amortisations-CaBse zu 4®/o angelegt; nach-
her aber gegen Substituirung von Liegenschaften und Meliorationen
im Werth von 34750 fl. 34 •/2 kr. und zur Vergütung bezahlter
Vergleicbs-Gelder an die Agnaten, im Betrag von 39100 Ü. mit
agnatischem Oonsens allodificirt, dem Großherzogüchen Leheuhof
die Allodifications-Gebühr mit 5541 fl. 28 kr. davon zurückgelassen,
auch die zuviel angelegten 606 fl. 18 kr. abgerechnet, wozu
solches nicht zureichte um 3Ö99 fl. 2ü^/s kr. umgerechnet, daß
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LelMDtbeadireibiingtD dem SehUliiig von Cuiatatt. 288
in Amortiaaiions-Capital-Briefeu Zahlung erfolgte, welche 6^/0 ver-
lieren.
§ -'■
Einverlcil>ini der Meliorationen.
Die Meliorationen des Gutes Hohen wetterabaub, die theils von
mir, theils von raeinen Vorfahren herrühren, werden, in so ferne
sie nicht schon für das Lehens- Capital dem Lehen einverleibt sind,
diesem Stammgut einverleibt, ohne das davon zu Lehen zu machen,
was noch nicht zu Lehen aufgetragen ist.
Hierunter gehören die im Ripert Hohenwettersbacher Gemar-
kung acquirirten Güter Nr. 14, 22, 26, 87, 89, 91, 92, 93, 102,
105, III, 112, 113, 114, 119, 120, 121. 122, 132, 134, 135, 137,
130. 176, 183 mit 6 Morgen 3 Viertel 7 "/«Ruthen, im Ankaufs-
Preiß von 1560 fl. 22 kr., welche dasa dienen durch Tausch den
Bazenhof zu arrondiren und zu vergrößern. Femer die Urbar-
machung von 266 Moi^n 5 Viertel 64 Ruthen Ackerfeld, welche
nach dem Lagerbuch pag. 177 — 183 bdm Antritt des Lehens un-
gebaut waien, gegen 24 Morgen frisch angelegte Wiesen zum
Bazenhof, 8 Moigen angelegte Weinberge, Wege, Brücken, Pflaster,
nebst Vermessung des Gutes. Auch gedenke ich, wenn diese
Statuten ihre RechlskiaA erhalten und ich dadurch über die Zu-
kunft beruhigt werde, noch eine weitere Revenue dem Stammgut
vom Allodio zuzuwenden.
§ «•
Bestätigung des Ötammguts.
Dieses Stamm- und Lehensgat Hohenwettersbach, naeh seinem
dermahgen aehr verbesserten und Vergrößerten Bestände, soU
unter Voraussetzung, daß diese Verordnung in Rechtskraft über-
gehe, fernerhin Stammgut meiner Familie bleiben, nach seinen
bisherigen Rechten und Eigensdiaftai, wie solches von 8r. Durch-
laucht dem Höchstseligen Markgrafen Carl zu Baden in denen
Eihepakten meiner seligeii Großmutter, geb. v. Wangen vom
15. Septb. 1725 constituirt und verliehen worden ist, jedoch mit
denen hiemach verordneten Abänderungen.
Auch soU dieses GeschlechtB-, Stamm- und Lehengut nach
dem § 13 der Qroßelterlichen Ehepakten, mit allen dazu gehörigen
Rechten und Gerechtigkeiten, niemals verttußert, verpfilndet, ver-
macht, noch der Familie auf irgend eine Art verkürzt oder ent-
zogen werden können, es w&re denn mit lehenherrlich und agna-
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284
LolMiiilMBebnlbttnceii dmsr Sdiilling von Cantteti
tiscbem GonsenB aAmtlicher liierauf in eventum Ansprach habende
Individuen. Eine dieser Verordnung zuwiderlaufende Veräußerung
oder Verpfändung soll nichtig und krafüos sein und bleiben, und
stets wieder zurückgenommen werden können. Wenigstens alle
Hundert Jahre soll das Lagerbuch hierüber erneuert werden.
8 9.
Lehens-Nachfolg-Ordnung der Sohne.
Wegen der bisherigen Erstgeburts-OidnuDg wird Folgendes
festgesetzt. Die Erfkhrang lehrte daß eine unbedingte Erstgeburts-
Ordnung die väterlidie Autorität zu sehr schwäche, daß sie oft
Einielne zum Nachtheil der gansen Familie begünstige, die ihre
Pflichten g^gen ihre Eltern veigessen, die zu schwach und unfilhig
sind, an der Sj^tze der Familie zu stehen; daß die Erstgeborenen
meistens zu frUh und zu ihrem eigenen Verderben sich auf diese
Stütze verlassen, dadurch ihre Bildung und Moralität vernach-
lässigen, ihren Eltern trotzen, schon größere Ansprüche machen,
ehe noch die Zeit ihrer Nachfolge eintritt; daß Juden und Wucherer
auf dieses hin speculiren, gegen hohe Verschreibungen sie zum
Schuldenmachen verleiten, während sie noch minorenn sind; daß
der Zufall nicht immer gerade denjenigen zum Altesten macht,
der lUhip; und geiieigl ist, dio Erhaltung und Verbesserung des
»Stamiiigutcn zu besorgen, der ganzen Familie eine Stütze zu sein,
ihre Rechte zu vertheidigen. ihre Aelf ii in llandun zu haben^
wobei durch Nachlässigkeit und Liinrdnung ihr großer Schaden
zugehen kann; daß zu dem die Erziehung des Ältesten beim Tod
des Vaters meist schon vollendet ist, während der Jüngste erst
anfangen soll erzogen und versorgt zu werden, wobei Letzterer
gegen jenen beträchtlich zurücksteht imd alle andere im Verhält-
niß, so daß diese willkürliche herkömmliche Anordnung nichts
für sich hat, als daß sie Streit unter ( ieschwistern wegen Nachfolge
verhüte, die nur Einem unter Mehreren zukommen kann, ohne
das Gefühl des Unrechts unterdrücken zu können l's -<Ai daher,
wie bisher, nur einer der Sühne des letzten Stammguts Besitzers
im Besitz und Genuß nachfolgen können, und zwar, wenn der
Vater nicht anders verordnet, der Alteste, um die bisherigo <>i\l-
nunL»; l)f i/iibehalten. Der väterlichen Autorität soll aber überlassen
bleiben . an« triftigen Gründon finen uutaugliclieu, unwürdigen
oder uügeeigiiuien Erstgeborenen von dieser Erbfolge auszuschließen,
und an seine Stdle einen andern Nacbgeborenen zum Kachioiger
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LebeiubMcbroibnDgwi d«r«r ScbiUing wm Owitatl.
285
unter seinen Söhnen zu ernennen. Wenn der Vater dies für Döthig
findet, so Boll er, vini allen Schein einer bloßen Vorliebe zu be-
seitigten, nach Anleitung des hipBigen Landrechts, die Einberufung
eines Familienrathes veranstalten, der mit ihm darüber zu ent-
scheiden hat, üb es zum Besten der Familie und des Gutes zweck-
mäßig sei, dem erstgeborenen Sohn einen nachgeborenen in der
Nachfolge zu pulistitniren, ohne Rücksicht auf den diesem Erst-
geborenen dadurch zugehenden Schaden; da das Famiüenwohl
oberstes Gesetz der Fidei-Comiß-Anordnung ist und ni^-ht das Wohl
eines Individuums. Entscheidet nun dieser Familienrath für die
Substituirung, so soll sie gesetzlich ausgesprochen sehi, jedoch der
Grnß}ierzogliche Lehenhof, vasallischer EhrfurchtspHichten halber,
um gnädige Bestätigung dieses Beschlusses gebeten werden. Durch
die lehenherrhche Bestätigung eines andern Nachfolgere im Lehen-
und Stammgut tritt dann der ausgeschlosseae fintgeborene in die
Hechte des ihm substituirten Bruders.
Wenn aber der Vater nichts hierüber verordnet oder der
Stammguts-Besitzer keine Söhne hat, so föllt das Lebeü nach
Erstgeburts-Ordnung auf den nächsten männlichen Anverwandten
des letzten Besitaseis. Die Ungewißheit der Nachfolge wird dann
Jeden antreiben zum eigenen Erwerb seines Unterhaltes sich i^ig
zu bilden und die Ursachen zu entfernen, die oft Eltern fieeorgniese
hierüber veranlassen. Ein gleicher Familienrath kann auch nach
dem früheren Tod des Vaters, wo dieser den Charakter seiner
Söhne noch nicht beurtheilen konnte, von der Matter veranstaltet
werden, um über diese Nachfolge zvl entecheiden, wo aber dann
zur '/a entacheidend sind.
§ 10.
Lehens-Nachfolg- Ordnung der Töchter und der
verzichtenden Linien.
Da ich nur zu Gunsten meiner Dssoendenz, vorzüglich der
männlichen, die Ansprüche meiner Agnaten am Stanmi« und
L^engut abgdEauft habe, und die Töchter ohnehin bei diesem
KunkeU^en erbfthig sind, so behalte ich meiner weibliehen De-
scendenz das Becfat vor, im Fall meine mAnnliehe Descendenz er-
löschen sollte namens der andern Linien meiner Brttder und
Onkels im Stammgut zu sncoediren, bis auch die Nachkommen-
schaft meiner weiblichen Descendenz nach Ersigeburts -Ordnung
erloschen ist.
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236
Lebeosbeecbreibangen derer Bchilling von CaDstatt.
Nach § 17 der Oroßelterlichen Ehepakten ioU es in Emiaug
long des Mannesstammes und bei dem An&il des Stammguts auf
die Töchter ebenso gehalten werden, wie es wegen der Söhne ver-
ordnet ist, 80 daß allezeit die älteste Tochter denen nachgebore-
nen in der Erbfolge vorgezogen wird, wobei es sein Verbleiben
haben soll.
Obgleich nun in diesem Fall der Mannsstanim meiner Familie
noch nicht erloschen ist, wenn meine männliche, eheliche Descen-
denz ausgeht, so soll doch auch dann schon diese Art ^ on Suc-
ccssion in dem Genuß des Lehens Mufau^eii, mit Aiissc}iluÜ der
Söhne, wie zuvor mit Ausschluß der 'J uchtiu-, hi» in Eiinanglung
von Töchtern, das Lehen an die männliche Descendenz meiner
Stammverwandten fUllt, wo dann wieder die Erbfolge auf die
männliche Descendenz angeht. Wenn demnach auch die Töcliter-
hnie aussterben sollte, während noch männliche Descendenz von
meinen beiden Brüdern, oder von meinem Vetter in Berlin vor-
handen ist; so erbt dann jene Linie, die dann noch übrig und
nach Erstgeburts-Ordnung die nächste ist und tritt in den CJenuß
des Stammguts ein, mit der Verbindiiclikcit, sich nach dieser Ver-
ordnung zu richten. Daher hal)en die Nachkommen dieser Linien
für die Beweise ihrer Abstammung, und für richtige P^r^rtsetzung
der Stammtafel Sorge zu tragen, wozu die Tauf-, Copulations-
und Todtenscheine in begebenden Fällen, jedesmal zur Anerkent-
niß der Richtigkeit, gegen Schein, dem Großherzoglichen Lehen-
hof eingehändigt werden sollten, um mühsamere Beweise lu der
Folge zu ersparen.
§ n.
Pflichten und Rechte des Lehen-Nachfolgers.
Der Lehens-Nachfolger ül)omimmt Pflichten gegen seine ganze
Familie. Er vertritt das Lehen bei dem Großherzoglichen Lehen-
hof, er erfüllt die deßfallsigen Ohliegenheiten, muthet das Lehen
zur bestimmten Zeit, erinnert seine Agnaten, wenn sie diesfalls
etwas zu beP'^rgon haben, leistet die Huldigung und erscheint auf
Einbenifung. Kr wahit die Rechte des Guts und der Familie,
vertheidigt sie gegen Eingrille, empftlngt und beant\v(Ti tet die Ver-
fügungen und ist wegen Vernachlässigung seiner i*liichtcn auch der
Familie verantwortlich. Er hat die Familien-Akten, Urkunden und
Rechnungen, welche Gemeingut der Familie sind, in Verwahrung,
stellt darüber Empfangschein an seine Agnaten aus, und haftet
für einen, durch seine Schuld erfolgende Verletzung oder Verlust
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Lebensbeschreibungen derer Schilimg von Canstatt.
287
der Fieceii. ESs müssen daher Verzeichnisse aber die dem Lebens-
Nachfolger anvertrauten Aktenstadce gefertigt werden, wovon jedem
Agnaten anf Verlangen dn Bxemplar nututellen ist, da Jeder das
Recht hat diese Familien-Akten zn benütsen.
Dagegen hat der Lehemfr-Nadifolger fOx seine^ der Familie
und dem Gut gewidmete Dienste als EntschfidigUDg folgende
Vortheile: er bezieht daraus in der BegeL 600 Malter Dinkelwerth
jährlich, oder 3000 fl. — in Geld, ohne was sein Fleiß noch er-
übrigen kann. Auf seine mäonliche Desceudens &Ilt die Nadi-
folge, seine Söhne allein erhalten frische heimikllende Deputate,
die er in Ermanglung oder vor dem Anfall an sie bezieht, sie
allein erhalten Ausrüstungsgelder, seine Wittwo allein erhält ein
Wittum und seine Töchter allein ein lieiratsgul aus dem Stammgut.
§ 12.
Deputate-Bestimmung.
Da die Eiiahiuug lein t, daü Geld-Deputat(i uie im VerhälLuiU
mit dem Ertrag der Güter bleiben, so sollen künftig die Deputate
in 1 füthtc berechnet werden. Hierzu sollte der Dinkel als die
am häufigsten auf diesem Gute dermalen gebaute Fruchtart zum
Maaßstab dienen. Sollte diese Fruchtart in der Folge von einer
andern verdrängt werden für 100 Malter Dinkel 12ü M alter Hafer
oder 75 Malter Korn, oder 100 M. Gersten und andere Frucht-
sorten, in dem Verhäitniß ihrer Durchschnitts -Verkaufspreise mit
dem Dinkel-Preis.
Hiemach soll von dem Ertrag des Guts Hohenwettersbach von
Deputaten für in arm liehe Agnaten überliaupt nicht weiter abge-
geben werden, alö 500 M. Dinkel jahrlich, oder der Werth der-
selben nach 20 jührigem Durchschnitt in Geld, welclier Werth
dermalen zu 5 fl. per Malter festgesetzt wird. Dieses (Jeld Deputat
bleibt 20 Jahre lang dasselbe. Nach 20 Jahren wird untersucht,
ob nach 20 jährigem Durchschnitt das Malter Dinkel oder die
substituirten Fruchtsorteu um 24 kr. wenigstens iiu 1 n is gestiegen,
oder gefallen sind, wo dann das Geld-Deputat sich hiernach ifsieder
erhöht oder vermindert. Ein niedereres Steigen oder Fallen macht
keinen Unterschied, aber ein stärkeres um das Dop{)elte oder Drei-
fache würde das Deputat um so viel erhohen oder vermindern.
Dann bleibt dieses Deputat wieder 20 Jahre gleich, u. s. f. Es soll
auch nicht weniger Deputat für männliche Agnaten abg<^ebcn
werden, ak die Hälfte, uämlidi 250 Malter Diukelwerth.
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288 I^ebensbeschrdbangm derer SdilUlDS tob Oanitoii
Wenu in Betracht gezogen wird, daß bei der Constituirung
dos Stammguts, für ausgeschlossene Brüder, Onkels, Großonkels
und iliro Descendenz jedem 500 fl. ohne die Descendenz der Ur-
Großonkels und weiter hinauf zu rechnen, ohne Heiratsgüter und
Wittum, so waren damals schon 750 MalteE Dinkel zu Deputaten
an männliche Agnaten ausgeworfen; da zu jener Zeit das Malter
Dinkel keine 2 fl. im DuxchschmU gegolten hat. Es sind also
hieidoich die Abgaben vom Sfamrogut eher vermindert als ver-
mehrt worden, welche, nach der älteren Verordnung zu steten
Zwistigkeiteii und Prozessen hatte Anlafl gegeben und den Ertrag
der Güter hätte aberstagen können.
§ 13.
Sicherstellang der Deputate.
Dieses Deputat wird dafübr gegeben, daß Brüder des Lehens-
Nachfolgers einst ausgeschlossen wurden durch das Familien-Grund-
Gesetz von der Erbfolge im Stammgut. Es wird aus dem Ertrag
des Guts, und in loco Hohenwettersbach abgaben, halb auf
Wdhnachten, halb auf Geoigi.
Die Deputat-Bedehenden müssen wegen richtigem Besag hin-
länglich gesichert sein und sind berechtigt» im Fall aus irgend
einem Grund dieses Deputat nicht mehr pünktlich abgetragen
würde, hiegegen Hülfe bei dem Gioßheizoglichen Lehenhof za
suchen und darauf anzutragen, die Administcation dieses Guts
einem andern dazu geeigneten Agnaten zu übertragen. Dieser
Fall tritt auch ein, wenn der Lehens-Nadifolger die ihm sub § 11
übertragenen Pflichten vernachlässigen, oder das Gut bedeutend in
Abgimg kommen lassen würde.
§ 14.
Vertheilung der Deputate.
Das hier ausgeworfene Deputat oder der jährliche Lehens-
Gehalt für männliche Agnaten wird folgendermaßen verthdlt: Wenn
nur. ein ausgeschlossener Bruder vom Stamm-Erbe als Berechtigter
hiesu vorhanden ist, während noch kein Deputat vergeben ist^ so
bekommt er 260 Malter Dhikelwerth jährlieh als einoi Beitrag zu
seiner Verheirathung. Wenn zwei solche vorhanden sind, so be-
kommt der ältere Bruder 150 Malter und der jüngere lOOBfalter
Dmkelwerth jährfich. Wenn diel und mehrere vorhanden sind
bis auf fünf, so bekommt jeder 100 Malter Dinkelwerth. Sind
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Lebensbeschreibungen derer ächilling ron Canstatt 289
mehr als fünf vorhanden, so teilen sich diese in die 500 Malter,
da nicht weiter abzugeben ist.
Wenn aber nur ein Abkömmling von meinem Mannsstamm
vorlianden wäre und kein Deputat melir an Agnaten abzugeben
ist, so sollen dann zwei Deputate, jedes von 100 Malter Dinkel-
werth gegeben weiden, an die männliche Descendenz meines Bruders
zu Mahlberg, in deren Ermanglung an die m.^nnliche Descendenz
meines Bruders in London, und m deren Ermanglung an die männliche
Descendenz meines Vetters in Berlin, welche durch die Entsagung
ihrer Voreltern von Erbe im Stammgut ausgesclilossen wurden, und
zwarnadi Erstgel urtb Ordnung, so daß zwei Deputate jedes von 100
Malter Dinkel werth gegeben werden und diese immer auf den
zwei nächsten Personen bleil^on. die ohne diese Entsagung nach
Absterben des letzten von memer männlichen Nachkommenschaft
das Stammgut ererbt ])aben würden. Wäre aber nur einer von
allen drei linien vorhanden, so bekommt dieser die 200 Malter
allein.
Wenn in Ermanglung meiner inannlichen Descendenz, Töchter
aus weiblicher Descendenz in den Genuß des Stammguts durch
Erbfolge getreten sind, so haben sie an oliige verzichtete Linien
meiner Familie diese 200 Malter Frucht Deputat abzureichen wie
oben bestimmt wurde. Wenn der Fall eintritt, daß das mindcsto
FmolitDcputat von 250 Malter noch nicht ganz vergeben wäre,
Willi retid noch männliche Descedenz von mir vorhanden ist, also
kein Bruder eines ytaramgut-Bcsitzers vorhanden ist, nur ent-
fernt ore Stamm -Vettern, die nocli kleine Deputat- Rata beziehen,
so wartet man von der P^helichung des Stammgut-Hesitzers an
10 Jahre auf seine männliche Nachkommenschaft und wenn
deren schon vorhanden war, 10 Jahre vom Tod des letzten
Sohnes, auf die Geburt des folgenden, wenn sie noch mögüch ist.
Zeigt sich männliche Nachkommenschaft, so wird dieser das
Deputat aufgehoben, zeigt eich keine, so wird das, was hievon
noch nicht vergeben ist, an die nächsten Erben im Stammgut
von meiner Nachkommenschaft gegeben, so daß wenn mehreie
vorhanden sind, nach der Nähe des Grades von diesem minimo
ihr Deputat bis auf 100 Malter vermehrt wird, bis dieses minimam
hiedurch vergeben ist, ist aber in diesem Fall der Stammguts-
Besitzer nach Antritt des Stammguts noch nicht verheirathet,
oder 5 Jahre im Witwerstand verharrt, ehe er das 50. Jahr er*
reicht wid einen Sohn erzeugt hat» so geschieht dies gleich ohne
840 LebtnibMdireibongpii deMr Sehilling nm CSsniUtt
auf männliche Nachkommenschaft von ihm zu warten. Deijenige
Nachfolger, der sich vom Antritt des StammgutB in den nächsten
10 Jahren nicht verheiraüict, muß die ganze 500 Malter Deputat ab-
gehen, welche nach der Nähe des Grades vertheilt werden, bis auf
100 Malter für Jeden und wenn er das 50. Jahr ehelos erreicht ]mt
noch 100 Malter weiter, als Beisteuer für seinen vermuthlicben Nach-
folger, zu seiner Verheirathung, wenn dieser sich verheirathen
will, oder schon verhcirathet ist, ehe er das 50. Jahr erreicht hat.
Ueberhaupt wird hier überall eheliche Nachkommenschaft
verstanden, und eine uneheliche oder adoptirte kommt in Bück-
siebt auf dieses Familien* und Stammgut nicht in Betracht
§ 15.
Vererbung der Deputate.
Das Deputat meiner Idnie verebt sich zur Hftlfte in der männ-
lichen Kachkommenschafl derer die es genossen haben, und die
andere Hftlfte ffillt zurück, für neu zu apanagirsnde Söhne eines
Stammgut-BesitzeiB.
Solang der Vater lebt, haben seine SOhne kein Deputat an-
zusprechen, sondern erst nach s^em Tode. Der Vater genieflt
auf Lebenszeit das zu Gunsten seiner Sohne heimfiOlende Deputat.
Das Deputat vererbt sich nur zum vierten Theil auf die TOcfater
derer, die es genosssen haben, in Ennanglung ihrer männlichen
Nachkommenschaft und 3 Viertel fallen zurück zu Gunsten neu
zu apanagirender SObne; auf diese Weise eriialten die Sobne
apanaghrter Bruder nur die HlUfte dessen, was ihre Vater auf
dem Stammgut als Deputat bezogen haben und in Ermanglung
von Söhnen ihre TOchtcr nur noch den 4. Theil des väterlichen
Deputats. Bei den Töchtern hört das Deputat ganz auf wenn
ihre Vater kein Deputat bezogen haben, bei Söhnen hört das De>
putat nie auf, und vermindert sich blos mit jeder Generation um
die Hälfte des vorherigen.
Wenn schon Deputate vergeben rind, und in der Folge noch
Brüder eines Lehen -Inhabers mit Deputaten versdieii sind, so
ist entweder der Fall, daß schon eines heimgefallen ist, oder
mehrere, oder noch keines. Ist schon eines oder mi^irere Depu-
tate heimgefallen, so theilen sich diese neu zu apanagirende
Brüder darin zu gleichen Teilen. Ist noch keines heimgeifollen,
so 'müssen sich diese mit ihrer Ausrüstung und ihren Ansprüchen
auf hdmfaileindes Deputat begnügen^ Waren sie aber noch zu
. j .1^ .^ l y Google
Lebansbesdireibuogen derer Schilling von CansUtt
241
endehAD, ihre MitteL und der Wittum dar Mutter hierzu unzu*
reichend, soll ihnen von demjenigen, was der Lehens-KutKnieOer
mehr als sechs Hundert BAalter Dinkelwerth vom Gut heäeht,
Warligdldflir bis zum heimfallenden Deputat, oder bis zur Voll-
endung ihrer Erziehung, die sie in Stand setzt, sich selbst fort-
zubringen, aasgeworfen werden, die zusammen den Wert yon 100
Malter Dinkel nicht übersteigen und weniger wenn dieser Ueber-
Schuß nicht zureicht. Vom heimfallenden Deputat bekommen die-
jenigen, welche Ansprüche darauf haben, so viel, bis jeder 50
Malter oder alle zusammen 260 Malter Dinkelwerth haben. Ztag^
flieh dann mfinnUche Nachkommenschaft des Stammgut-Besitzers,
so wird das weiter heimfaUende oder gefallene Deputat fOr diese
aufgehoben. Zeigt deh aber im 40. Jahre des Lehen-Inhabos
noch keine m&nnliche Deseendenz von ihm, so fällt ihnen das
welter heimgefallene und heimfallende Deputat zu bis auf 100
Malter für jeden. Was etwa mehr wäre, gehört dem Lehens-In-
haber.
Wenn ein Deputat heimi^llt, ohne daß Jemand vorfaaDden
ist, der hierauf Ansprüche zu machen hat, nämlich ein vom StÄnim-
erbe ausgeschlossener Bruder eines Stamm gut-Besitzers, so fhUt es
in so lange dem Stammguts -Besitzer anheim, bis wieder ein
solcher Agnat mit Deputat zu verseilen ist. Das Deputat der
verzichteten Linien meiner Brüder und meines Vetters bleilii auf
ihr, ao lange noch mäunüche Doscendenz ohne von der männ-
lichen abstammend, von jenen Linien vorhanden ist und vererbt
sich nach Erstgeburt, oder geht in Ermanglung derer, auf die
nächstfolgenden männiielicn Gheder dieser Linien nach dem Näher-
oder Erstgeburtsgrad übei". Auf weibüche Deseendenz jener Linien
vererbt es sich aber nicht. Sollte aber nach schon abgegebenem
Deputat dieser 200 Malter. Dinkelwerth an die Nebenlinien, oder
einzige noch übrige männliche Abkömmlinge von mir, noch männ-
liche Nachkommenschaft erhalten, so fallen, sobald wieder zwei
männliche Naehkfjinmen meiner Linie vorhanden und zu apana-
gieren bind, wieder 100 Malter oder die Hälfte jenes Deputates
zurück zu Gunsten dieser Deseendenz.
§ 16.
Verminderung der Deputate.
iSollte aber wegen eines großen Kuins der (lütt r, den der
Lehen^- X icli folger nieht verschuldet hat, etwa durch feindliche
Sie Famlli« SchilUng ron CkiuUtt. 1«
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Md LebenfllMMliraibiuign d«nr ScbiUlng Ton Ouwtatt
Verheerung und höheie Gewalt, die UDmöglichkeit für Um ob-
walten, diese Deputat^ abzuieichen, nnd solches der Oroßberzog-
liche Lehenhof selbst anerkennen würde, so soll in diesem Fall
der Stammguts-Besitzer den Schaden auch mit tragen helfen, und
ihn nicht allein seinen Agnaten aufbürden. Wenn dadurch das
reine jährliche Einkommen vom Stammgut unter 1000 Malter
Dinkelwerth erweislich gefallen ist, so soll er hievon nicht mehr
abzugeben schuldig sein für sämmiliGhe Agnaten, als die Hälfte,
Bo lange diese Umstände dauern, der Abzug wird dann pro rata
gemacht, nnd die Apanagirten haben in diesem Fall sich mit
dem, was de biemadi erhalten, bis zu Abänderung dieser Um-
stände zu b^flgen nnd in bessern Zeiten keine Naehfordemng
an den GutmatznieOer sa machen, der diesen Schaden nicht ve^
schuldet bat
Wenn femer wegen der Anarüstongs-Gelder, Heirats-Güter-
nnd dem Wittum-Gehalt, so viele Abgaben znaammentreffoi
sollten, daß der Lehens-Nntznießer dadurch zu sehr beschwert
würde, so soll er den Wittum ausgenommen, nicht mehr gehalten
sein, jlbrlich abzugeben, als so viel, damit ihm noch bei guter
Administration der Werth yon GOO Malter Dinkelwerth, oder der-
malen 3000 fl. jährlichen Einkommen übrig bleibe In diesem Fall
gehen die Deputate vor, die Ausrüstungs* und Hdzatlisgelder werden
dann auf mehrere Jahre eingetheilt, so wie sie nach dieser Maxime
abgetragen werden können.
Der jährliche Zins aus Heiraths-Gatem steht aber m gleichem
Vorzug mit den Deputaten.
§ 17.
Heiraths-Güter der Töchter.
Die Schwestern des Lehens-Nachfolgers erhalten kein Deputat,
aber ein Hehrathsgnt aus dem Ertrag des Stammgutes, welches
ihnen bis zu ihrer vorhandenen ehelichen Descendenz nur 5% jährlich
verzhist werde. Dieser Zins dient ihnen in dieser Zelt als Lehen*
Gehalt Nach der Geburt emes ehelichen Kindes haben sie die
Herauszahlung ihres Helraths-Gnts vom Lehens-Nntznießer anzu-
sprechen, doch nur gegen Sicherheit, weil dieses Heirathsgut an
ihn znrückfkUen soll, im Fall sie ohne eheliche Nachkommen-
schaft sterben, die^ ihre eheliche Naehkommensehaft aber ein
Recht darauf hat, dieses Heirathsgut als Erbtheil einst ungeschmälert
zu erhalten, für Heiraths-Güter an Schwestern eines Lehen-Nach-
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Ltb«ittbfl«elinlbuugen d<i«r Schilling von OHUtatt S48
folgern BoU Überhaupt nicht mehr abgaben weiden, als der
Werth Yon 2000 Malter Dinkel, ob ihrer gleich Viele wllren. Eine
Scfaweater soll nicht mehr eihalteo, wenn eie k«n Bonstiges Ve^
mögen hat als den Wert von 600 Malter Dinkel. Wenn also
mehr als 4 Schwestern aoszustatten sind, die kein eigenes Ver-
mögen beeitsen, so haben sie och in 200 Malter sn t^en. Wenn
daa Paiaphamal-Vannflgen einer Schwester nicht so viel Ertn^
jährlich abwirft, als der Wert von S6 Malter Dinkel und nicht mehr
als 4 Schwestern aussnstatken nnd, so erhfllt sie 500 Malter
Heiiaths-Gut, oder bei mehr vorhandenen ihren Anteil an denen
2000 Malter. Zwischen 25 nnd 50 Malter Ertiagswerth ihres
eigenen Veimögens erhilt sie davon. Zwischen 60 nnd 75 Malter
firtragswerth an eigenem Vermögen erhalt sie V« hievoa, «wischen
75 Maller Brtragswerten an eigenem Vermögen erhalt sie '/s hievon»
mid beimehr als 100 Malter Ertragswerth bekonunt sie nnr des
oben bestimmtan. Dieses Heiraths-Ghit ist vor der Absahlmig mit
50/0 jährlich vom Stammguts-Besltser m vendnsen, nnd fiült an
ihn aurOck, wenn eine aokshe Schwester ohne eheliche Deacendenz
stirbt In einem Jahr soll dem Stamxuguts-Besitger nicht mehr
abanzahlen xogemathet werden, als der WerUi von 200 Malter
Dinkel iQr Heiratha-Qnt und noch weniger, wenn dadurch ihm der
Betrag von 600 Malter Dinkelwerth geschmälert würde. Eltern
können diese Abgaben mindern aber nicht mehren. Um zu
wissen, was der Lehens-Nachfolger schuldig ist an rdekstandigen
Heuathfl-Gütem für seine Schwestern zu bezahlen, damit ihm nicht
auch das au%ebürdet werde, was sein Vorgänger schon hätte be-
streiten können, so soll zur Bestreitung dieser Heiraths-Güter für
die Töchter jeder Stammguts-Besitzer, sobald ihm eine Tochter
geboren ist, die das 5. Jahr erreicht hat, alljährücli auf nächste
Weihnacht nach volletuletem 5. Jahre der ältesten Tochter deu
Werth von 50 Malter Diiikol Heiratbsgütcin fiu- seine Tochter über-
haupt zurücklegen, es sei nun eine oder mehrere. Eine Ausuuhmo
hievon macht der Zeitraum, wo er Wittum, Ausrudtune^s-Gelder
oder Hfeiiatlis-Güter abzugeben hat, damit seine Sustentalion nicht
geschmälert werde. Ein Lehens-Nachfolc^er hat daher nur soviel
rücköiiiüdiges Heiraths-Gut zu übenielunua und anzulegen, als
hiernach für die Töchter des Vuilaijrers nicht gesammelt werden
kuunte. Diejenigen Töchter, welche hierauf Ansprüche haben,
können zwar nicht von ihren Eltern diese Zurücklegung verlangen,
aber wohl von einem Nachfolger im Lehen können sie verlangen,
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944 LebembewsbNllMingea derer SdiUllog von OMutatt
daß dieser Betrag jährlich sicher für sie gesammelt und angelegt
werde, selbst ehe sie noch eine Aussicht zur VerheirathuDg haben,
damit die Auszahlung, wenn der Fall eintritt, keinen zu langeo
Aufschub leide. Hat der Vater für de nicht das hier bestimmte zu-
rückgelegt, 00 geht ihnen das an ihrem Heirathflgat ab.
§ 18.
Ausrüstungsgelder.
Neben ihrem Deputat haben die nachgeborenen Brüder des
Lehens-Nutsnießers die nötige Aufrüstung aus dem Ertrag des
Familienguts nach § 30 des Lehen-Edikts zu fordern, um sich
selbst ihren Unterhalt erwerben zu können, im Fall sie noch
nicht hiezu in Stsnd gesetzt sind und in soweit ihr Deputat und
sonstiges Vermögen nicht hinreicht.
Dem Abreiohenden darf in einem Jahr nicht mehr zage-
muthet werden, als soviel, daß er noch die Hälfte der reinen Be-
venfien vom Stammgut übrig behalte. Auch darf dieser Zoschuß
för Alle nicht auf länger als auf 10 Jahre von ihm gefordert
werden, mit Ausnahme degenigen, die dann ihr 21. Jahr noch
niöht enmcht haben; es darf auch nicht mehr als 600 Malter
Dinkelwerth für Jeden betrsgen. Ist ihre Ausrüstung mit min-
derem Aufwand standesmäßig zu bestreiten, so haben sie auch
nur das nothwendige als Ausrüstungsgeld anzusprechen. Die be-
rnts versorgten und angestellten haben kenie Ausrttstungsgelder
mehr zu verlangen, wenn der Vater im Stand war, sie zu be-
strnten und sie nicht daraufhin Schulden machen mußten. Die
Familie hat dafür die gerechte Erwartung, daß für diesen Auf-
wand auf ihre Bildung und Versorgung die ausgerüsteten ihr
künftig nützlidi sein werdm.
§ 19.
Wittwen-Gehalt
Der Lehens-Nai^folger bat den Wittwen-Gehalt für die Wittwe
des letsten Stammgutebesitsers in jedem Fall standesmäßig, ge-
nügend und pünktlich abzureichen, selbst wenn ihm für diese
vorübergebende Abgabe nicht das ihm bestimmte übrig bleiben
sollte. Hierüber folgendes festgesetzt:
Der Wittum geht allen Übrigen Abgaben an Stammverwandte
vor, und müssen diese eher geschmälert werden bis zum Heim-
fidl als der Wittum.
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LebenatMechreibangen d«r«r ScMUitg von CanatatL 245
Eine Wittwe des letzten Stammgutsbesitzers soll erhalten all-
jährlich vom Nachfolger im Stammgut, als Wittum so lange
im Wittwenstand verharrt und nicht zur weiteren Ehe schreitet,
wenn sie die leibliche Mutter oder Stiefmutter des Nachfolgers
im Stammgut ist, auf den Fall, daß ihr eigenes Vermögen den
Werth von 50 Malter Dinkel jährücheii Ertrag nicht übersteigt,
den Werth von 250 Malter Dinkel. Wirft ihr Ertrag ihres eigenen
Vermögens den Werth von 100 Malter Dinkel ab, so bat sie
200 Malter Dinkel an Werth als Wittum, und wenn der Ertrag
ihres eigenen Vermögens den Werth von 100 Malter Dinkel ühe^
steigt^ so soll sie sich mit dem Werth yon 160 Malter Dinkel be-
gnügen.
Steigt endlich ihr eigenes Etnkoomien über 200 Malter Dinkel-
werth, so hat sie nur 100 Malter DinkelwerUi als Wittum su ver-
langen.
Dieser Betrag soll ihr aber auch, wenn sie noch mehr hat,
gereicht werden I
Wenn aber one Wittwe ihren Wittwen-Gebalt nicht von ihrem
Idbliofaen oder Stiefsohn zu erheben Iiat, also nicht mit der Er-
ziehung von Söhnen sich um die Familie verdient gemacht hat^
nicht elterliche Verhältnisse swischen ihr und dem Abieicher ob-
walten: so soll sie '/s weniger als Wittum beziehen, als oben be-
stimmt wurde. Wenn sie auch keine Tochter aus dieser Ehe
beim Absterben ihres Mannes hatte, so soll sie nur die HäUle
des ausgeworfenen Wittums haben. Zu diesem \H^ttum hat der
Lehena-Nachfolger von seinen 600 Malter Dinkelwerth 100 Malter
im Voraus abzugeben, samt dem, was er mehr als dies noch aus
dem Stammgut beadeht. Was dann noch sum Wittum fehlen
sollte, dazu müssen alle Deputat-Beziehende nebst Töchtern mit
ihrem Lehens-Qehalt konouriren und pro rata beitragen, um das
Fehlende su decken. Solang aber dem Stammguts-Besitser
600 Malter Dinkelwerth-Ertrag rem übrig bleibt, so hat er diese
Beisteuer der Apanagirten nidit ansusprechen.
§20.
Schluß.
Die Verordnung, welche künftig als Gniiulgesetz memci Fa-
milie dienen soll, ist der Großhzgl. Badisrhcn Li iiLiis und Landes-
Herrschaft unterthänigst vor/.uhgcn, uu!] um ij;iiädige Bestätigung
und Staats-Einwilligung ehrerbietigst zu bitten. Sodann soll hie-
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246
Lebensbeecbreibangeo derer Schiilmg von Csmstatt.
von 3 gleich laatende Exemplare gefertigt und emee davon dem
Großhzgl. Lehenhof zur Aufbewahrung übergeben werden. Bin
anderes soll zu Ilanden des Stammguts-Besitzera als Bewahrer
der Familien-Akten und das Dritte dem Erbberechtigten zugestellt
werden. So geschehen Hohenwettersbach den 24. Februar 1818.
(L. S.) Carl Friedrich Schilling v. Canstatt,
GroOhzgl. Badischer Geheimer-Eaih und
Kammerherr.
Ich Endes Unterschriebener Wiilielm Heinrich Schilling von
Canstatt, Grßhzgl. Badischer Prem.-Lieutenant der Leibgreniidier-
Garde, verpflichte mich andurch, obige Familien-Statuten und An-
ordiiungon meiues Vaters genan zu erfüllen und zu Ijefolgen, in-
dem ich zugleich die ZnsirheruDg meines Herrn Vaters dankbar
annehme, mich zum Lehcns-Nachfolgcr zu ernennen.
So geschehen Garlsrahe den 5. Juni 1818.
(L. 8.) W. Schilling,
F:rem.-LdecitoiiaQt
*
Nr. 2801.
Carl von Gottes Gnaden Großherzog von Baden, Herzog ZU
Zäliringen, Landgraf zu Neilenburg, Graf zu Ilauau etc.
Wir bestätigen vorstehende Familien-Statuten jedoch salvo
jure tertii nach ihrem ganzen Inhalt und unter Bezug wegen der
Lehens Surrogate ergangenen besonderen VerfQguogen.
Garlsrobe den 3. November 1818.
(L. S.)
Aus besonderem Auftrag Seiner Königlichen Hoheit
HOchtsdero Justus-Ministerium
Frbr. HOvel.
vdt. Bajer.
(Abschrift.) Erklärung
der verwittweten Frau Hauptmann Freifrau von Forbeck, geb.
Freiin Schilüng v. Canstatt, über die von ihrem Herrn Vater,
dem Grßhzgl. Bad. Geh. Kath und Kammerherrn Carl Friedrich
Frhm. Schilling v. Ganstatt entworfenen Familien^tatuten, vom
5. Juni 1818.
Die von meinem Vater, dem Grßhzgl. Bad. Geh. Rath und
Kammerhemi Carl Friedrich Frhm. Sdbilling y. Gnnstatt unterm
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Lebanabeachreibmigflin derer Schilliqg von Gftnatatt. 847
5. Juni 1818 zu Carlsruhe gefertigte Erneuenmg der Familien-
Statuten, finde ich nach genauer Prüfung und ßerathuug mit
meinem verpÜichteten Henu Beistand dem Grßhzgl. Bad. Gene-
ralmajor und Kaiiiiiierlierrn Joseph Ernst Frbrn. Stockhorn
V. Starein, niclit nur für die gegenwärtige Zeit vollkommen an-
gemessen, hondern es liegt auch darin offenljnr an Tag, wie ein-
öichtsvüli mein Herr Vater für das Wohl dieses i^^anzen von
Schilling'schen Familien-Stamiiies nnd seiner Branche \m All-
gememen und insbesondere für seine eiVn in' NachkomDieuschall
bis auf undenkhche Ztitt ri hinaus gesorgt, dadurch dorn Mangel
der alten — für die jetzigen Zeiten nicht mehr passenden Fami-
lien-Statuten abgeholfen, das darinnen fehlende ergänzt, und über-
haupt die Berücksiclitigung eines reichlichen Einkommens für den
jeweihgen Guts-Besitzer mit dem Wohl aller Familientheiie so
zweckmäßig vereinigt hat, dof] dadurch nach meinem Ermessen
der Wohlstand dieser von Schiümg'schen Pnmih'e bis in fÜe sitäteste
Zukunft dauerhaft gegründet wird; auch ist darin für die Ver-
sorgung der Töchter sehr weislich gesorirt. Ich finde daher uacli
reiflicher Ueberlegung und Erwägung nicht den geringsten An-
stand, diesen erneuerten Familien-Statuten vollkommen beizutreten
und habe hiebei nur noch zu bemerken: wie ich mir vorbehalte,
daß unbeschadet dieser Famihen-Statuten auch die bei meiner
Vereheüchung mit dem Grßhzgl. Bad. Herrn Hauptmann Frhrn.
Viktor Emst von Porbeck mir von meinem Herrn Vater und
Frau Mutier bewilligte und zugesicherte Aussteuer, sowie der ganze
Ehekontrakt in seiner vollen Kraft bleibe.
Dies Alles bekräftige ich mit meiner eigenhändigen Namens-
Unterschrift und Pettschaft und mit der Unterschrift und Pett*
schalt meines Herrn Beistandes.
So geschehen Carlsruhe, den 16. August 1818.
(L, S.) Caroline von Porbeck,
geb. Schilling v. Canstatt.
(L. S.) Als Beistand: Joseph £mst Stockhorn y. Starein,
Geneial-Miyor.
DaO vorstehende Abschrift dem Original von Wort zu Wort
▼oUkommen gleichlautend sei, wird andurch unter Beidnxckung
des kleinen Justiz-Ministerial-Insiegels bexragel
Karlsruhe, den 17. Dezember 1818.
(L. S.) Großheizoglicfa Badische Juatiz-liCimsterial-Registratur
Btvohmaier, Geheimer B^gistiator.
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848 Lebensbescbreibcmgen derer SchilUog von Cknstatt.
Abschrift. Großherzogliches Bezirks- Amt.
Erklärung
des Oberforsimeisters von Schilliug ad B. A. Nr. 6610 über die
FamilieD-Statuteii des Herrn Geh. Raths Frhm. von SchilÜDg zu
Hohenwettenbach,
Nach genauer Frflfmig der mir unterm 15. d. M. sngeeandteii
FamiUen-Statuten meines firoden, des Hm. GelL Raths FreUMim
Schilling von Ganstatt erkUü» idi hiemit als erwflhlter Vormund
dessen minorener Kinder ad hunc Actum, ' daO da nach diesen
Statuten seibr väterlich fflr dessen nacfageborene Kinder und über-
haupt fOr die von Schilling'sche Familie und Nachkommenschaft
gesorgt ist^ ich derselbe in allen ihren Hieilen vollkommen bei-
stimme.
Mahlbeig, den 25. September 1818.
(L, S.) K. L. von Schilling.
Daß vorstehende Abschrift dem Oiiginul von Wort zu Wort
vollkommen pjleichlautend sei, wird andurch unter Beidruckung
des kleineren Justiz-Ministerial-Insiegels beurkundet.
Karlsruhe, den 17. Dezember 1818.
(L. S.) Großhzgl. Bad. Miuisterial-Registratur
Strohmaier, Geh. Kegistrator.
Abschrift. Durlach, den 30. November 1818.
Das Großh. Bad. Direktorium des Pfinz- und Enz-Kreises.
An den Großhzgl. Geb. Rath Grundherrn von Schilling zu Hohen-
wettersbach. Nr. 15235.
Erlaß hohen Justiz Ministerii vom 17. November a. c. von
dem Großhzgl. Qeh. Rath und Grundherrn von Scbilliog nach-
gesuchte AuBSteUung eines Zeugnisses über die Zustimmung des
Vormundes and resp. Beistandes seiner Kinder su dem neu ent-
worfenen Familien-Statut betreffend:
Beschluß.
Ist solches zu crtbeilen und dem Großh. Bad. Geh. Haih und
Grundherrn von bchüiing zu übersenden.
von Wechmar.
Abschrift. Durlach, den 30. November IS 18.
Das Großh. Bad. Direktorium des Pfinz- und Enz Kreises
beseuget andurch auf Ansuchen des Groflb. Geh. Raths und
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LebttiwbeMliMibaiigAii derer SdilUfaiK von Cuetatt. 249
Grundherrn von Schilling, daß sowohl der Großh. Gen. Major
Freiherr von Stockhorn als Geschlechts-Beistand der verwittweten
Hauptmännm v. Porbeck, als der Großh. Ober-Forstmeister Frhr.
Y. Schilling zu Mahlbeig, als Vormund der mlndeiittbrigen Söhne
und Töchter des6eI1)en, ihre Zustimmung zn dem entworfenen
Famüien-Statut ertheilt haben.
von Wechmar.
Absekrift Ifinisterinm des Innern.
Karlsruhe 7. August 1821.
Nr. 9196. Erlaß des Großh. Staats-Mioisteriums und Justiz.
Sektion vom 28. t. M. Nr. 203S zur Vorstellung des Vasallen
v. Schilling zu Hi^enwettersbach wegen Modifikation der Depu*
taten-Abgabe.
Beschluß.
Dem Vasallen von Schilling wird auf sdne in obigem Betreff
dahier eingereichte VorsteUung vom 8. v. M. erOffinet, daß die
Abftnderung des § 12 der von Schillingscben Familien-Statuten,
wonach die Abgabe des Deputats von jährlichen 500 Malter
Dinkel an die Brttder und Agnaten des liShens-Nutznieseis künftig
in natura und nicht in einem bestimmten GeldpreiO gescheben
soll, von Oberlebensbof und Ober-VormundschaftB wegen ge-
nehmigt wild.
V. Dusch.
Nachdem Karl Friedrich die oben mitgetditen Famüienstatuten
festgesetzt hatte, schickte er sich 1819 an, sein Gut» nachdem
B filtere Söhne gestorben waren, nun semem Sohne Wilhelm Hein-
rich zur Bewirtschaftung zu ubeigeben, worüber es im Grundbuche
heißti wie folgt:
Guts-Übergabe
an meinen Sohn Wilhelm Heinridi von mir Karl Friedrich Schilling
von Ganstatt
Um meinen Sohn noch bei angetretener eigener Vermögens-
verwaltung leiten und beraten zu können, habe ich mich ent-
scblossen mein Fidei-Kommis-Gut Hohenwettersbach an meinen
filtesten Sohn zu übergeben und werde versuchen, ein gleiches mit
meinem Hause in Karlsruhe an meine Tochter zu tbun.
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250
Lebenabesehreibangea derer Scbiiling von Canstatt.
§1.
Gegenstände der Übergabe.
Durch gegenwärtige Ubergabs Verordnung übergebe ich vom
1. Januar 1819 an mein Fidei-Kommis-Gut Hohen wettersbacii an
raeinen ältesten Hohn Wilhelm Heinrich, geboren 17. JuU 1796
unter nachfolgenden Bedingungen und begebe mich tles Eigen-
tumsrechts davon zu geiiicm Besten widerrufhch auf den Fall, daß
er seine Füichteu gegen seine Eltern gröblich verletzen sollte.
§ 2.
Vorgegangene VerAnderangen mit dem Stammgnt.
Die mit diesem Stammgnt mit Iebenbeir]job und agnaüecfaem
Ooneens ^igegangenen Veiftndenmgen dnd folgende:
Abgekommen sind:
Den 18. Oktober 1796 die Hatsenwieee auf
Duilaober liarkung för: 1960 G.
1810 die Bittnertwiese und der Rittnert-
wald durcb Tauach gegen den Grün-
bergerwald 5318 G. 10 E.
1814 Faaanenwieae auf Durlaofaer Mar-
kong für 848 G.
1816 daa Ldienakapital durch Mellorations-
ersate Aoquiaitionen und Vergleicbsgel-
der, welche noch nicht ganz ersetzt
waren von früheren Ablösungen 76000 G.
Summa 84110 G. 10 K.
Hinzugekommen sind:
a. Durcb die dem Gut einverleibten Liegenaehaften und Melio-
rationen :
1. 1810 und 1811 der emgetauschte Grün-
beiger Wald 11 378 G. 43 K.
2. 1810 die abgekaufte Deutsch -(sorten-
firucbtgült) 1600 G.
3. Güter im Kipert für 2269 G.
4. GebAuteund Meliorationen auf dem Gut 27613 G.
Summa 42860 G. 53 K.
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LebembtuhtdbDBfaB derer ScbQUng Ton OftBitett
261
b. Durch abgekaufte Ansprüche auf das Gut
1. durch den Vergleich von 1782 IG 300 G.
2. durch den Vergleich von 1703 3 700 G.
3. durch den Vergleich von 1Ö12 19100 G.
4. wegen zu yiel angelegter 600 G. 18 K.
Summa 39706 G. 18 K.
c. Zum Fidd-KonamiB werden betaseen
die noch nicht feudaliairten AIodia]gflter
im Riperi Nr. U. 22. 86. 87. 91. 92.
93. 102. 105 V«* Hl. 112. 113. 114.
119. 120. 121. 122. 132. 134. 186.
157. 174. 183 mit 6 Morgen 3 VierkeL
1 V» Buten im Ankaufispreis von 1642G.28Vt K.
Zusammtii 54109 G. 34 '/a K.
wobei noch über 8000 G. AJodisatiouskoäten nicht in Anrech-
nung sind.
§ 3-
Beschaffenheit des Stamtngutes.
Das Stammgut Hohenwettersbach bedarf keiner besonderen
Beschreibung, da es im Lagerbuch und in den Lehenbriefen schon
beschrieben und ganz arrondirt ist, und dabei jeder neuen Be-
lehnung die Veränderungen erwähnt worden, die damit vorgegangen
sind. Auch läßt sich der Ertrag desselben nicht bestimmen, da
es dem Steigen und Fallen nach den Fruchtpreisen, Bestandkon-
trakien und den landesherrhchen Abgaben unterworfen ist. Im
Durchschnitt aber vnid es zureichen, wenn heine außerordent-
lichen Fälle eintreten, die darauf gelegten Abgaben zu bestreiten.
Für solche Fälle ist auch bereits in den Familienstatuten für die
Zukunft und in dieser Verordnung für die Zeit meines Lebens
Vorsehung geschehen. Zudem fitllt nach und nach dem Lehens-
nachfolger anheim:
1. Die namoos seiner Schwestern seinen Brü-
dern jährlich absutragenden 500 Q.
2. Die Ausrflstni^g^gelder an seine Brüder
jährüch mit 1000 G.
3. Die Abgabe an sone Tante oa. 130 G.
4. Die fOr seine Mutter au^worfeuen 2000 G.
6. Der Vorbehalt seines Vaters ca. 1 300 G.
Summa 4930 G.
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858 Leben>be8cbr<ibangea dnrer ScbilUag von Canolal*.
§4-
Fürsorge für den ältesten Öuhn.
Bei meinen Iiebzeiten bfttto mein ftltester Sohn eigeoUich lecht-
iich nichts zu verlangen, da er versorgt und auflgerOstet wurde
soweit irgend meine Krftfte es zuließen, nnd nun die jüngeren
Söhne auch so weit ale er gebracht werden müssen.
Vielmehr wäre es meine Pflicht nur für die Naohgeborenen
zu sorgen da (ür den Erstgeborenen ex Providentia majorem schon
hmlänglich in der Zukunft gesorgt ist, da er sich aber su meiner
Zufriedenheit betragt, meine Auseichten in die Zukunft erheitert
und sein Schicksal vertrauensvoll in meine H&nde legt, so ist er
m^em Bensen nicht minder nahe, als seine naehgeborenen
Brüder und meine Soige geht aber sowohl auf ihn als auf diese.
Durch diese Gutsflbergabe wird er befireit sein von Heirats-
gfltera an seme 4 Schwestern, er hat nach Krftften des Vermögens
einen reichlichen Unterhalt, womit er die allmflliche Befreiung von
Lasten abwarten und durch gute Administration sich Vorteile ve^
schaffen kann, solange seme Wünsche (nicht die Möglichkeit nach
seinen Verhältnissen übersteigen).
Er tritt das Gut ohne Schulden an, worauf ich beim Antritt
28000 0. übernehmen und dem väterlichen £rbe entsagen mußten
Das Fidei-Kommis ist gereinigt von ftltem Ansprüchen, die es in
Prozesse verwickelt hfttten. Die Deputate an Großonkels Deszen-
denz und Onkels sind abgekauft Das Gut ist im Ertrag sehr
erhöht und in semer Grundfläche erweitert Die Gebäude dnd in
gutem Zustand, die Jagd ist vergrößert, die Mitjagd abgekauft,
Wiesen sind angelegt« Wege gemacht, Brunnen gegraben, Brücken
gebaut, Alodialgüter wurden beigegeben, die Gült ist abgelmuft,
das Gut ist vermessen und Gelegenheit ist da, die Revenuen bei
soigfliltiger Verwaltung beträchtlich zu vermeinen*
♦
Anteil des ältesten Sohnes.
Mein ältester Sohn Wilh^ Heinrich tritt als mem Nachfolger
im Stamm und Ijehengut vom 1. Januar 1819 das Stammgut
Hohenwettersbach schuldenfim an mit allen diesem Gut einver-
leibten Verbesserungen und Erwerbungen nach Inhalt der Lehen-
briefe und Lagerbuchs und nach den damit vorgegangenen Ver^
änderuogen mit den darauf versicherten Abgaben an die Familie.
Jedoch behalte ich mir vor, dieeen Anteil memes Ältesten Sohnes
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Lebensbeschreibungen derer Schilling von Canstatt.
edbet sa admimstrireii oder administriieii zu lassen, sobald und
insolaoge ich es nötig finde, um die darauf fundirten Abgaben in
Ordnung asu bringen oder darin su erhalten bis diese Abgaben
YoUkommen eich^ gestellt sind, besonders auf den Fall, daß er
die Bedingungen dieser Obergabe nicht pünktlich erfüllen, sidi
mehr anmaßen sollte, als ihm diese dnräiunt, daß er das Ghit
verderben, seinen £rtrag vermindern oder den Aufwand so mehren
sollte daß dadurch die darauf fundirten Abgaben nicht mehr hin-
länglich gesichert waren, da die Snstentation der Familie durchaus
nicht geÄhidet weideii darf.
§6.
Beleb nung.
Nach vollzogener Übergabe werde ich dem Großherzoglichen
Lebenhof die Anzeige hievon machen und um Belehnung meines
Sohnes bitten, deren Kosten er zu bestreiten hat
§7-
Administration.
Auch werde ich ihm das Clut zur eipfonon Verwaltuug über-
lassen, })i5 es nach obigen BedingTiiiG:o:i tintweudig wird, solche
selbst wieder zu übernehuien. Wjilutinl der Administrationszeit
und solange solche dauert bekomiiit der allcste Lehensnnchfolger
alijahiiich an Geld lOÜÜ G. An Nutzbarkeit bekommt er, sobald
er sich mit elterlicher Genehmigung standesgemäß verehelichen
wird, den untern Stock des Wohnhauses zu Ilolienwettersbach mit
Ausnahme der großen Küche und Speisekammer auch der Wasch-
küche nebst dem halben Hausgarten.
Während seiner Selbstadministration bleibt zur Substentation
der Eitern und Familie vorbehalten an Gebäuden und Grund-
eigentum: Im untern Stock die Küche nebst 2 v^peisekaminern
und Waschküche, der kleine Keller, der abgesonderte Wein und
dessen Vorkeller; Auf dem Speicher die kleinen Kammern und
der obere Speicher, der ganze kleine Ükonomiehof mit Gebäuten
und das kleine Holzhaus,
Die übrigen Gebäude werden dem Lehensnachfolger über-
lassen, dati^egen muß er aber alle erforderlichen Baumaterialien
zur Einrichtung eines Stalles, Chaisenremise und Geschirrkaramer
in dem kleinen Ökonomiegebaude abgeben, ohne etwas weiter
iu dieser h^richtaug tragen zu dürfen.
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8S4 LftbtntbMehMibaiiffan derar fl^MWjig von CStnetatt
Alle vorbehaltene Bauwe.<^en sind vom EigeDthümer iin Dach
und Bauwesen, wie gewöhnlieh zu unterhalten. An Grundeigen-
tbum wird vorbehalten: der halbe Hausgarten vom Eingang aus,
dem Haus rechter Hand 1 Morgen 12 Ruten Ackerfeld im Lust-
garten, 5 Morgen 4 Ruten das bishej* zu Heu benutzte Stück im
Lustgarten und 6 Viertel 8 Baten gegen Gttterzins im DAchsbao.
§ 8.
Mobiliar Übergabe.
Dasjenige, was der Lehensnachfolger von dem den Eltern
entbehrlichen, zum Gut gehörigen MobiliarvermOgen zu Über-
nehmen wünscht, als Vorrath an Baumaterialien, Meßinstrumenten,
Feuerrequisiten, Steinhaueiv und Bruunengeechirr etc. an Bau-
uiid Brennholz, an Heu, Stroh und Dong, so die Beständer im
Genuß und einst beim Abtritt wieder zu stellen haben, soll ihm
im unparteiischen (käufUchen) Anschlag unTendnslich überlassen
werden. Einet geht ihm der Betrag hiervon an seinem Allodiai-
erbtheil ab, wenn suvor säne Mutter befriedigt ist, die auf sämt-
liches MobiliarvermOgen wegen 4000 G. Leibrente eine Vereiche-
mng hat.
§ 9.
Abgaben und deren Fundation.
Um meinen Älteste Bobn nioht aber aogleidi ohne Noth in
der Gutsadministration su besehrftuken und ihm eanen binlfing*
liehen Wirkungekrek zu erOffiien, werde ich die mhr vorbehaltene
Outeadminiatration erst dann antreten lassen, wenn solches nach
den in § 6 enthaltenen Bedingungen notwendig \vird, unter Be-
dingung, daß die Abgaben zureichend fundirt werden mittelst
Überweisung von Einnahmen.
Zu fundiren sind die Abgaben:
i) Für mich, den Vater auf lebenslänglich jAhrlich an
Geld 1000 G.
36 Malter Haber in natura,
20 Bund Stroh dto.
5 Klafter hartes Holz aus dem Wald,
5 Morgen 4 Ruten im Lustgarten.
8) FOr die Mutter vom Bestand des Batzenhofes an Geld 1266 G.
vom Hauptbestand:
24 Malter Dinkel,
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Lebensbeschrelbongen derer Schilling von Canstatt 255
4 lialtor Koni,
15 Malter Grondbimen,
2 Malter Welschkoni,
1 Maller Reps,
2 Morgen Klee,
300 tf Butter,
200 Bund Stroh,
300 Mer,
200 Kopf Weißkraut,
120 Stück QeflOgel wie es die Best&nder bisher geliefert,
330 tf Schweuoefleisch,
12 Fuhren nach Karlsruhe;
vom Vorbehalt zur Selbstukonomie
das bisher genossene Obst mit Auanahme desjenigen, das
in dem halben Garten des Lehensnachfolgeis wächst und
jenes, das es auf den vorbebaltenen 5 Morgen 4 Hüten zu
Heu im Lustgarten gibt, welches Obst sämmtlicli dem Lebens-
nachfolger überlassen wird und 1 Moigen 12 Kuten Acker-
feld im Lustgarten.
Vom Waldertrag:
24 Klafler Buchen oder 32 Klafter Weichholz.
Von Unteithanen
das Wergspinnen und die Ostereier.
3) Deputate für die fünf Brüder
1. Karl Ludwig, geb. 19. Januar 1801
2. Eduard Ferdinand, geb. 14. Juni 1802
3. Franz Alexander, geb. 15. Novbr. 1805
4. Karl Leopold, geb. 28. Januar 1812
5. Rudolf Hermann, geb. 7. Mai 1815
4) Ausrflstnngsgelder fflr die Brader jährlich 1000 G.
5) An die Brüder namens der 4 Schwestern
1. Karoline Wilhelnune, geb. 25. Mai 1789
2. Henriette Friedrike, geb. 26. Dez. 1797
3. Fiiedrike Oustava Ad. Dor., geb. 2. Ap. 1804
4. Ernstine Amalie, geb. 22. Januar 1808
Die ÖUU tiulocn werden dem I^ehensnachfolger so lange er-
lassen, bis sich iü dem Irlauptbestand eine Veränderung ergibt;
weil er bei einer solchen Veränderung seine Revenuen bedeutend
2500 6.
jährlich
500 G. bis
7. Mai 1840.
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256
Leb«citlMachi«ibixiiKftn derer Schilling von Csostatt
vermeliron kann, so müssen sie dann al^ährlioh bis zu dem be>
Btimmten Zeitpunkt geleistet weiden.
6) Abgabe an die Tante Eleonore jtflirlieh ca. 130 G.
Diese Leistungen werden fundirt:
1. Auf das Bestandgeld vom Batzenhof,
2. auf den dermaligen Güterzins von sämmtlichen Unter-
tlianen,
3. auf 250 Malter Dinkel vom Hauptbestand,
4. die Naturalien in Natura.
Hierbei behalte ich mir vor:
a. alle diese Abgaben selbst einsusiehen und
b> daß bei einer Veritnderung im Hauptbestand statt obigen
260 Malter Dinkel jährlich 1200 G. GeAUle auf andere
Weise zureichend veraichert werden.
Ich stelle meinem Sohn frei, den Zeitpunkt jedes-
mal zu bestimmen, wann er diesen Dinkel zu verkaufen
wünscht. Der mittlere Marktpreis von Durlaoh wird so-
nach zum Preis geuommen, für welchen ihm der Diukel
augerechnet wird.
Verkaufe ich nicht zu der Zeit, so liegen die Früchte auf
meine Gefaln* oder zu meinem Nutzen. So lange die Adunni-
stration nicht eintritt, bleibt alles obige vorbehalten um die Ab-
gabeu zu decken. Das was aber am Ende des Jahres sich als
Überscliviß zeigt, wird dem Lehensuachfolger herausbezahlt sowie
er das etwa Fehlende zuzulegen hätte.
Ferner wird demselben zugesichert, daß, solange er sich der
Gutsadministratiou unterzieht, ihm die bereits ausgeworfenen 1000 G.
jährlicli uupeschmählert bleil)en sollen, selbst wenn die Revenuen
ohne seine JScliuM nicht zureichen sollten. In welchem Falle dann
die Ausrüstungsgeiderabtiagung weiter hinausgeschoben werden
müßte.
§ 10.
Deputate für die nachgeborenen Söhne.
Nach dem Fideikommisgmndgesete oder den FamiUeustataten
§ 12 bat der Lebensnachfolger aus dem Ertrag des Stammguts
an seine jüngeren Brader jfihilieb abnageben den Werth von
500 Malter Dinkel als Lehenscnfall. Dermalen za 5 G. pro Malter.
Es bekommt daher jeder seiner 5 jüngeren vom Stammerbe aus-
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Lebenabcsdinibungen deiwr Sehilliog too Ganttatt. 257
gjeaohkmBoon Brüder jflhrlieh 500 G. balb auf WeilmaxsfateD, halb
auf Geoigi, welche in § 9 fundirt sind.
§ 11.
Au artts tnngBg el d er.
An Auarüstuugsgeldem hat mein Nachfolger im Stammgut an
seine jttngem Brüder abzugeben vennOge der Fkunülenatatulen
§ 18 ftkr jeden den Werth Ton SOO Malter IMnkel oder 1600 G.
» macht 5 Brüder 7500 G. Bierron sollen jährlich 1000 G. ab-
getrag^ werden. Die Beatinmmng, dafi ihm in ebiem Jahr nicht
mehr zogemutet werden soll, als so viel, daß er noch die Hfllfte
der reinen Bevenuen des Gnts übrig behalte, kann erst Platz
greifen, wenn er einst nach meinem Tode als Erbe des Stamm-
giits eingetreten sein wird. Wenn diese Ausrüstungsgelder abge-
tragen sind, so sollen 500 G. hiervon dem Lehensnachfolger zu*
fidlen, 500 G. sollen aber bis zu meinem Tode an die jüngeren
Brüder fortgereicht werden. Sollte ich, der Vater, aber vor der
vollen Abtragung dieser 7500 G. sterben, so muß die alljährliche
Abtragung ungeschmäblert mit 1000 G. bis zur gänzlichen Ab-
tragung fortgeschehen.
§ 12.
Abgaben an die Schwestern.
Der Lehen snachfoiger bat femer abzugeben nach § 17 der
P^amiliensUituten aii seine 4 Schwestern jährlich den Werth von
100 Malter Dinkel, dermalen mit 5 G. pro Malter. Diese 500 G.
jährlich lasßen aber die 4 Schwestern ihren jünpem Brüdern zu-
rück zur Verbesseriin«: ihri r Aupnistungsgelder, da sie mit ihren
sämmtlichen Heirathsgiitcrn auf das Haus zu Karlsruhe versichert
sind und diese 500 G. eigentlich die Zinsen daraus sein sollen.
Sie wtirden auch nur in so lange bezahlt, bis der jüngste meiner
Söhne iiudoif das 25. Jahr erreicht hat und fallen dann an den
Stammgutsbesitzer zurück, also bis 7. Mai 1840.
Der Lehensnachfolger ist entbunden von seiner Pflicht, den
Schwestern Heiiathsgüter (weil solche bereits auf das JbLarlsruher
Haus übernommen sind) auszubezahlen. Dagegen entsagt er fld-
nem Allodialerbtltcii nn diesem Hause zu Karlsruhe am Ettlinger-
tor (Gasthaus zur Eintracht).
Dto FanlUe SchllUaf Ton CuittM. U
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2S8
Lebenabescbreibaiigea derer ScbiUiog von Canetatt.
§ 13.
Abgabe au die Tante.
Seiner Tante Eleonore Gräfin von Soden hat mein Nachfolger
abzugeben ihr noch auf dem Gut haftendes Deputat nach der mit
üir getroffenen Übereinkunft. Damit muß vierte^ährici; pünktlich
14 Tage vor dem Tennin eingehalten werden, wenn die Quittungen
richtig eingehen. ist erstmals abzugeben 23. Januar 1819 und
beträgt dann 27 G. 34 ^/s kr. Es steigt im folgenden Quartal
um 12 V i und in jedem nachfolgenden um V* kr« weniger. Wenn
sie den 23. Januar 1835 überleben sollte, so hat sie nichie mehr
7.U fordern und bei ihrem früheren Tode hört Wiehes ganz auf.
Diese Übereinkunft wurde mit ihr geschlossen und ihr durch
größere jälirliclie Abgabe ihren Unterhalt zu vermehren und zu-
gleich ihr Heirathsgut von löOO G. aus dem Leben samt Zins
nach und nach abzutragen.
§ 14.
Abgabe an die Muttt;r uml für die Familie.
An seine Mutter hat der Tx-hensnachfolgcr vom 1. Januar
1819 an auf meine Lebenszeit abzugeben alljährlicli vom Bestund
def? Batzenhofes 126G G., vom Bestand des Huuptgutes 24 Malter
Dinkel, 4 Malter Korn, 15 Malter Grundbirn, 12 Malter Welsch-
korn, 1 Malter Rcps, 2 Morgen Klee, 300 Ii Buiier, 200 Bund
Stroh, 300 Eier, 200 Weißkraut, 150 g halb Hanl, halb Werg,
3*) Stück Geflügel wie solches donnalen der Bestand gibt, 330 U
Schweinefleisch eines zu 130 U und eines zu 200 flf, das bisher
genossfne Obst mit der schon bemerkten Ausnahme, 12 Fuliren
nach Karlsruhe, 24 Klafter Buchen oder 32 Klafter weiches Holz
nebst Wergspinnen und Ostereier der Unterthanen. Sie lichült
den oberen Stock des Hohenwettersbacher Wohnhauses nebst
Küche und Speisekammer, den kleinen Keller und die sclion vor-
belialtenen Okonomiegebäude und Güter, das was sie an Wiese
bedarf erhalt sie um den laufenden Qüterzins. Nach dem Tod
meiner Frau Hlllt das derselben ausgeworfene, was die Naturalien
betritfl an den Lehensnachfolger, sollte aber ich, der Vater, noch
leben, so fUllt das von ihr bezogene Geld an mich bis zu meinem
Tode. Sollte ich, der Vater, aber früher sterben, so reicht der
Lehensnachfolger den nach den Statuten festgesetzten Wittum
nebst der erforderlichen Wohnung und sonstige Bequemlichkeiten
frei im Wohnbause zu Hohenwettersbach, weil auch die Mutter
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LAbensbeacfa reibtmgen derer Bdkining Ton Cteiietatt 259
durch ihätiges und eifinges Mitwirken dazu beigetragen hat» daß
er nunmehr in eine so vortbeilhafte Lage gesetat werden kamt.
§ 16.
Einkommen und Lasten.
Da die Guteübergabe vom 1. Januar 1819 an geschieht, so
weiden alle Revenuen und Lasten pro rata auf diesen Zeitpunkt
gerechnet und eingesogen oder geleistet
§ 16.
Allodial vermögen.
Nachdem ich das Beibringen meiner ersten Frau teils auf
Mehorationen des Guts und auf das Karlsruher Haus, teils für
die Abtiiidanpssuminc an meine Agnaten verwendet liattc, so
bubf icli tnuun Ersatz dafür erliallen iu dem allüdisirten Lehen-
kapitalrest. Hierüber beiuütü ich mir freie Disposition nacli Gut-
finden vor, da niciuand ein KechL daraul hat. Sterbe ich ab lu-
testatu so behält meine i'rau die NutzidoLiung bis zu ihrem Tode
und dann erben meine Sühne hieran zu gleichen Theilcn. Sollten
noch mehrere Kinder nachkommen, was jedoch schweiiich der
Fall sein wird, so sollen sie iiiervon versorgt werden, um dieee
Anordnung nicht mehr zu stören. Eui iiiveutarium des Mobiliar-
vermögens soll binnen Jahresfrist errichtet werden, worauf 4000 Q.
meiner Frau halten.
§ 17.
Die künftige Vormundschaft
Im Fall mich meine Frau überleben sollte, so soll diese die
Vormundschaft der noch minorennen Kinder führen, unter Bei-
stand eines achteuswerten Ilütvormundes von gleichem Stand, in
den sie Vertrauen setzt und wenn die Entfernung es erlaubt, soll
hierzu mein Bruder, der OberforsUneister und Kammeifaenr von
Schilling zu Mahlberg vofgeaogen werden.
§ 18.
Schluß.
IHese Qutsflbergabsverordnung soJl von den Beteiligten unter-
schrieben und von der Beb&rde gerichtlich solemnisürt werden.
Das Hochweislicfae Justizministerium soll ersucht werden ^en
Kommissaiius zur LegalisiruDg dieser Veifaandlung gnädigst zu
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260 Lebeiisb«achreibaQgen derer ScbiUing too CanatalL
ernennen. Dann sind drei gleichlautende Exemplare liiervon zu
fertigen, wovou das eine dem Großlierz. Lebenhof zur Aufbewah-
rung überreicht, da.« andere mir, dem Übergeber und das dritte
meinem ältcFten Sohn, dem Ühemehmer zugestellt wird.
So geschehen Weitersbach den i). Januar 1819.
Karl Friedrich Schilling vou Canstatt,
loco mgilli. Grofih. Bad. Qeheiiiirat und Kammerbenr.
1. 8. Wilhelm von Scfaillmg
als Ühemehmer.
Qioßh. Direktonum des Pfinz- und £n^ue8.
Nr. 2124.
Nachdem der von dem Gr. Qeheimiat und Onindhenm
SehiUing von Canstatt za Hohenwetterabaob mit dessen sHesten
Sohn Wilhelm Heiniich von Schilling nnterm 9. Januar 1819 ab-
geschlossene bedingte Qüterilbeigabevertng dem Hocfapxeislichen
Justisministerium und Lehenbof voigelegt und desselben Bescript
vom 5. Februar 1819 s^nem Inhalt nach sugelassen worden ist,
man auch von diesdtiger Stelle in Anäcbt des Artikel 1100*^
des neuen Landrechtes solchen bestehen imd vollslehen su lassen
keinen Anstand gefunden hat^ so ist hierüber gsgeowftrtige Fer
tigung, welche als Anhang su dem Oilginaiabezgabsvertrag dienen
solle unter VordrÜckung des größeren Kreisdirektorial-Insiegels
und Duektoiialunterscfarift ausgestellt worden.
Duilach den 19. Februar 1819.
Der Staatsrat und Kreiödirektor.
loco sigilü. von Wechmar.
Bberstein.
Bfinisterium des Innern.
Karlsruhe den 7. August 1821.
Nr. 9196 Erlaß des Großherz(»G:lirlK'n Staatsministerii, Justiz
Sektion vom 2*^ v Mnnnt!^ Nr. 2038 zur Vorsteiluug des Vasallen
von Schilling zu I ioheuwettersbach w^en Moiiükation der Depu-
tatenabgabe betr.
Beschluß.
Dem Vasallen von Schilling wird auf seine in obigem Betreff
dahier eingereichte Vorstellung vom 5. v. Monats eröffnet, daß die
Abänderung des § 12 der von Schilling'schen Familienstatute,
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Iiabe&ftbMehrallningtti d«i«r Sddlling von Canstett 261
wonach die Abgabe des Deputats von jalirlichen 500 Malter
Dinkel an die Brüder und Agnaten des LebennatzniefleiB künftig
in natura und nicht in eeinem bestimmten Geldpreis geschehen soll,
von Oberlehendiofe und Vonnundschafts wegen genehmigt werde.
Über die durchaus ungewöhnliche Persönlichkeit Kari Frie-
drichs haben sich mündliche Oberlieferungen erhalten, die es
ebenso wert sind, wie sein Oharakterbild, festgehalten zu werden,
ehe die Zeit sie yüllig verwischt. Seine äußere Erscheinung ist
uns in einem zu Hohenwettersbach befindlichen Bilde erhalten,
welches jedoch nicht den Eindruck m&t künstlerisch charakted-
sierenden Leistung erweckt. Er soll, wie seine Brüder, yon unte^
setzter Gestalt gewesen sein im (Gegensatz zu seinen Sühnen und
Enkeln, welche meist übermittelgroße Männer waren.
Seine henrorstechendste, wertvollste, edelste Eigenschaft war
seine unermüdliche Rührigkeit, von der die Menge seiner Schriften,
seiner Verfügungen über sem Gut und die mannigfachen Unter-
nehmungen zeugen, denen er sich widmete, und ein großes Ver*
dienst war die Beiiegung einer Menge von Prozessen, die seiner
Familie verderblich zu werden anfingen. Hauptsächlich gehören
hierher die durch seinen Vater übernommenen Schulden und
Schuldfordemngen der Familie von Bouwinghausen. Siehe Archiv
Wetteishach, Kasten X.
In zweiter linie kennzeichnet ihn jedoch der typische Zug
eines echten Theoretikers, und zwar ein stariEsr Hang zum Scdiema'
tisieren. Dieser tritt bereitB scharf in der Devise hervor, die er
sich selbst gesldlt: «Mein Köiper stehe unter der Botmäßigkeit
meiner Vernunft; der Geist sei Herr, das Fleisch sei Knecht.
Demnach gebiete ich (der Geist) dir Fleisch: a. entbehre! b. ar-
beitel c. gehorche. Biarl Fried, v. Schilling 1820.» Und der
Hang zum Schematisieren zeigt sich femer in den 1818 auf-
gestellten Familienstatuten. So hat dies Vermächtnis an seine
Familie seine rührend edle Absicht, allen Irrungen und Friktionen
vorzubeugen, im Grunde nicht entsprochen, abgesehen davon, daß
es nun gesetzlich fraglich geworden ist; im Gef^entcil, sclion bei
seinem Lehensnachfolger tritt deutlich hervor, wie Farailienan-
geliörige bemüht sind, sich diesen Vorscliriften, die ihnen Segen
bringen sollten, du i ch AblOsun^^^ ihrer Deputfltsansprüche m ent-
ziehen. Du ilang zum Scbenuüisieren mochte ihn endHch Miuh
zu seinen plnlusophischen Arbeiten hingeleitet haben; doch wer
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268 LebeDabMohrdboDgeii dtrar SobiUlag nm Oaaatatt
will mit heutigen Anschauuogen über Karl FriedridiB BcfariOeD
tirtdlenl? und zumal darüber eDtschetden, wie stark bei solchen
adelichen Fhiloao^en die Macht der Mode aoleher Stadien ge-
wesen ist. Sein Zeitalter war eben ein solches der Originale und
Philosophen, nnd Karl Friedrichs Aphorismen über Weltweisbeit
und namentlich Beligion hatte ihm nicht das Leben diktiert» son-
dern die graue Theorie.
Seine dritte Eigenschaft war ein starker Hang nun IPlane-
achmieden. Seine bedenklich langen und wdten Reisen hftngen
hiermit susammeu. So scheint es nicht unwahrscheinlich, wie seine
in Amerika wdlenden Enkel später ermittelten, daß er snm Zwe«^
von Lftndererwerb Mittelamerika durchquert hat. Für jene Zeit eine
gewaltige Leistung I (Siehe Statistische Gem&lde der Stadt Karlsruhe
von Theodor Hartleben 1815.) Nebenbei knüpfte er Bedehungra su
den dentscbamerikanischen BMmaurem an. Als deutsdier Maurer
schelbt er eine hohe Stellung gehabt zu haben. Und wie er in
die Zukunft hineinbaute, so baute er dch seine Vergangenheit
und diejiaaige seines Geschlecfats aus. Darin hat er aber un-
bestritten in der cGeschlechtsbesohreibung derer Familien von
SdiiUing» ein Werk hinterlassen, wie wen^ Familien ein Shn*
liebes besitaen dürften.
Es erübrigt noch eine Eigentümlichkeit zu erwflhnen, der
wir merkwürdigerweise bei Georg Schilling und in noch aus-
gesprochenerer Form bei Paul Schilling begegnet waren: nftmlich
dner aufierordentlichen Zerstreuthdt, und diese Eigenschaft wird
durch verschiedene Anekdoten illustriert.
Seine Reisen trat er meist ganz unvermittelt an, ohne vor-
herige Ansage, ohne jeglichen Abschied, wodurch jeweUs das
Familienleben einen empfindlichen Stoß erhalten haben mag.
Sich überhaupt das Familienleben und die HAuslichkeit der-
artiger «Denker» vorzustellen, ist uns modernen Menschen kaum
mehr mO^^ich. Sein Studier- und zugleich Schla&ixmner hatte
er im obem Stock des Wettersbacher Hauses geradeaus, wenn
man die Treppe hinaufkam. Sein Bett war dn sogenanntes
ICmmelbett, dessen oberer auf den vier Eckpfosten ruhender Teil
durch Behältnisse gebildet wurde, in. denen Tauben und Beb-
hühner nisteten. In wMm GeseOsdiaft genoß er seine Niachtruhe.
Oftmals sah man ihn reitenderweise in einem Buche lesend
oder sdireibend auf dem Felde, während das Pferd gemächlich
weidete.
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LebMubeschnilrongeii derar SchiHing von Oanslatt. 868
Bei einer Ausfahrt soll er einst seine Kinder Leopold und
Ernestine mitgenommen haben, wobei unglücklicherweise die Pferde
durchgingen. In seiner Sorge, wenigstens einem Sohn das Leben
zu retten, warf er den damals noch recht zarten Leopold zum
Wagen hinaus. Dann erst wurde der Vosacb gemacht, die Pferde
zum Stehen zu bringen, was auch ganz gut gelang. Aber gerade
das zu rettende Kind war nicht unerheblich verktzi
821«. Karl Wükdm SehüUt^ vm Cansfatt, geboren
1813, gestorben 20. November 1824 za London. (Tagebuch Karl
Ludwigs.)
8811». Karcline WühekmM EHm ßduRnig tm CansMi, ge-
boren 25. April, getauft 22. September 1811 zu London. (Eactract
from the regurter of Babtisms in the paiish of Islington in the
county of Middlesezt in the year 1811.)
Nadidem sie nach Deutschland gekommen war, fluid sie, ver-
muttich durch ihre Cousine KaioUne, welche den Grafen Waldeck-
Pyrmont gehdratei hatte (siehe Nr. 233), am Hofe der Fürstin
Hennine von Schaumbuig-Lippe, einer geborenen Grafin Waldeck,
eme Stelle als Hofdame.
10. November 1884 wurde sie in der Scfabßldrche zu Bücke-
burg (Trauschdn nach gütiger BÜttdlung des Harm Generalmijors
Julius von LOwenfeld in Naumburg: Band 2, Sdte 183, Nr. 6,
der Registratur der Hof- und Stadtgemeinde Bückebuzg) mit dem
Leutnant im Xdniglich Preußischen Gaxde-Beserve'Begiment Julius
WUhehn Ludwig von LOwenfeld, Sohn des Königlich Preußiscben
Obersten Wilhelm Ludwig von LOwenfeld, Kommandanten von
Toigau, getraut
Der Ehe entstammen zwei Sühne und eine Tochter. Julius
Wilhelm von LOwenfeld führte bei Königgifttz dne preußische
Gaidebrig^de und erhielt ndt seinem Ältesten Sohne^ der in de^
selben Schkcht mitgefochten, den Orden ponr le m^rite. Er wurde
später Kommandant von Metz, zuletzt von Berlin und starb,
72 Jahre alt, am 29. Juni 1880 zu Potsdam als General der In-
fanterie.
Karoline Wilhelmine lebte als Witwe zu Potsdam nnd starb
daselbst 3. November 1900.
281«. Ge<^g Frieäridi SduOkig von Camtaü, geboren 13. Mai
1809 in London. Er war in einer niedem Beamtenstelluug.
8814. Jooncph MaseimiHtm &Mmg wm Omuktit, geboren 25. De-
zember 1805 zu London, getauft 19. Januar 1806 in der deutschen
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264 Lebensbefchnitrangen derer flchiIHng von Camtott,
Savoy-Kirche daselbst. Baron Lütcheudorf und seine Frau hielten
ihn über die Taufe.
222. James Emst Karl Schilling von Canstatt, geboren 4. Juli
1803 zu London, lebte seit 1850 in Amerika. Wann er sich ver-
mAhlte, ist nicht bekannt; doch daß seine Gemalilin Luise Mor-
gan geheißen hat. Seine Familie soll schon unter seinem Vater
Georg Friedrich (s. Nr. 216) den Adel abgelegt haben. Die Kinder
von James Ernst waren: Fhilippine Henriette, lebte 1862 in
Amerika; Ludwig Philipp, lebte 1862 in Amerika; William,
vermählt mit Elisabeth Grane, geborene Deaz. Ex war im ameri'
kanischen Krieg 1862 Soldat in der Südarmee, wurde gefangen
und nach Fort Delaware gebracht, als Franz Schilling von GaD>
statt (s. Nr. 273) daselbst Major war. Als dieser Williams Namen
hörte, konstatierte er dessen Verwandtschaft mit ihm und nahm
sich seiner an.
Williams Vater war 1850 nach Amerika gekommen und lebte
dort mit einem Bruder nnd einer Schwester.
Wahrscheinlich war er ansässig auf der Farm Big Gleer Greck,
Greenbries in Virginia, welche 120 Acker groß war, aber im
Kriege vollständig verwüstet wurde.
Alfred lebte 1864 in Parksbuig in West-Viigima; Charles
lebte 1862 in Amerika.
328. EUcmre Friederike Lmae SMUng vm OmstaU, geboren
11. Januar 1801, gestorben 189 ... . Ihr Gemahl war Friedridi
Stnxbe, Apotheker in Altona.
224. Phüippine Juliane Schilling vmi Canstatt^ geboren 15. Sep-
tember 1799 zu London. . . .
225. Karoiim Mana SchiiliHf/ vmt Canstatt, geboren 1. Juli
1797 zu London, gestorben 20. Dezember daselbst.
226. Grorfj James Friedrick SrhilUng voti Ckitisfaff, geboren
11. Oktober 1795, gestorben 16. Dezember 1802 zu London.
227. Magdalena Sehülmg von CanstaU, geboren 25. Mai 1793
zu London.
228. Elisa Karoline Schilling von Canstaft, geboren 6. Januar
1791 zu Havre de Grace, gestorben 3. Mai 1793 zu London.
229. JMms Kardline SMUmg von CansfaU, geboien 26. Juli
1789 zu Pyramos In New Yeney in NoidamerUu^ vermfthlt den
12. Mai 1818 in Altona. Ihr Gemahl war Christian Heinrich
Stoijohann, geboren 4. Februar 1788 als Sohn des Königlich
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Lebembw ehre ilmngep derer Schilling toc OanateU.
865
Dänischen Kammermts und GeneralkaBBiers Chnstian Storjohann.
Er starb 16. März 1867 in Altona.
229*. Ludwig Hemriek SMUng von Can^atit geboren 30. Juni
1829 zu Mahlbeig, gestorben 18. April 1830.
tfS»K FrangKarl SehMing von Canstoü, Königlidi Preußischer
Oberst a. D., Bitter des Großberzoglich HeBtiBcheii Ordens Philipp
Großmfttigen, des Ritterkreusee des Zahringer Löwen-Ordens,
der badischen Dienstauszeichnimg II. Kl., der bodiscfaen Felddienst-
aussdchnung für 1866, der deiits<^en Kri^gsdenkintlnse von Stahl
am Kombatt'Baiide 1870/71. Er war geboren 4. August 1818
in Mahlberg und starb 18. Mfirz 1899 za Heidelbeig.
Seine erste ESraiehung genoß er im Eltemhause, besuofate von
1828^1831 die lateimsehe Lehranstalt in Mahlbeig, dann eine
Privatanstalt in Karlsruhe, 1833 auch kurz das dortige Lyveum
und hierauf bis 1835 das Polytechnikum daselbst
1. April 183a trat er in das Leib-In&nterie-B^ment zu Karls-
ruhe als Freiwilliger auf Offiziersbeförderung ein. Vom 17. Okto-
ber 1836 bis 17. September 1889 besuchte er daselbst die Kriegs-
schule und wurde 17. September 1839 zum Portepeefiümricfa be-
jRlrdert.
Unter Versetzung zum vormaligen & Infanterie-Regiment
avancierte er 26. Februar 1840 zum Leutnant und wurde nun
mehrfach als Betachements- Kommandant nach Kehl beordert.
«Die merkwürdigen damaligen Verh<nisse spiegeln damalige
Divisions- und Brigadeerlasse wider: Die nach Kehl kommandierten
Offiziere sind anzuweisen, sich nach den militftrischen Ereignissen
der französischen Festung Straßburg und deren Umgebung genau
zu erkundigen und solche schriftlich zu melden. Also: offizielle
and geringere Ereignisse: Abmarsch und Ankunft einzelner Korps
und Abteilungen, Ankunft fürstlicher Personen und hoher Milit&r-
beamter, große Paraden und Revuen und deEgI.> Von 1842 — 1845
war er Adjutant des 1. Bataillons. 24. August 1844 wurde er zum
Oberleutnant befordert. 1848 machte er den Feldzug gegen die
Freischaren mit, 1849 vom 15. Mai bis 3. Juli mußte er der Meu-
terei wegen von der Truppe fliehen, zuerst in die Schweiz, dann
nach Elsaß-Lothringen, hierauf kam er über Koblenz nach Karls-
ruhe zurflek (4. Des^ber 1849). Vom 13. August 1849 bis 1. Okto-
ber war er als Kommissionsmitglied zum Standgericht nach Rastatt
kommandiert^ durch dessen Spruch im ganzen 19 Meuterer und
Verräter verurteilt und erschossen wurden. Bei der Reoigani-
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266 LebembwelinilMiQgtD derer SdiOllag tod Omoitott.
t
sation 1850 wurde er dem 10. Infanteriebataillon zugeteilt. Von
1850 — 1852 war er untcrsuchungsfÜhronder Offizier. 23. Oktober
1852 avancierte er zvan Hauptmann unter Vcraetzuug zum 1. Leib-
Grenadienegiment und wurde 17. Mai 185i) als Stabshauptmann
sam Reaerre-FOflilierbataillon, ara 7. Dezember 1859 ins Letb-
Grenadierregiment surflck versetzt. 16w Februar 1861 wurde er
Miyor, den 21. Februar 1802 zum 3. Infimterier^giment, G. No-
vember 1865 SEum 5. Infanterieregiment versetzt Den Feldzug
1866 gegen Franflen machte er als Kommandeur des 1. Bataillons
mit, nud wurde ihm bei Huudheim das Pferd unter dem
Leibe verwundet. 6. September 1367 wurde er Oberstleutnant
und erfolgte 10. M&rz 1868 seine Versetzung zu den Offizieren
des Armeekorps und seine Ernennung zum Kommandeur des
Landwehrbezirks Donaueschingen, woselbst er auch 29. Dezember
1868 den Charakter als Oberst erhielt und wJIhrend des Feld-
zages 1870/71 verblieb. Dortselbst verkdirie er znweOen am Hofe
des Fürsten von FOrstenberg. 15. August 1872 wurde er von
der Stelle als Bezirks-Kommandeor entbunden und zQg 1. Oktober
desselben Jabree naeh Freibuig, am 1. Oktober 1876 nach Heidel-
berg, wo er am 18. Mllrz 1899 verstarb und auf dem dortige
Fdedhofe bestattet wurde.
cVon bedeutendem EinfluO auf sein ganzes Leben blieben die
verwandtscbafüiclieii und regen Beziehnngen Ftanz von Schillings
zu dem Domheim Werner Freiberin Spiegel zum Desenberge und
dessen Gemahlin Thekla, geborene Frain v^m Stdiaumbeig; letztere
war eine Base seiner Mutter. Er besuchte beide bis zu deren
Tode (1870 und 1880) jährlich in Baiberstadt und auf ihrem Gute
Seggerde bei Magdeburg, verdankte ihnen reiche Zuwendungen und
die Ermöglichung vieler größerer Reisen.»
«In seiiit'ii lu Sit n Jahren galt er als ein eleganter Itln ii.^lroher
üllizier, der durch stattliche Barttracht ä la Viktor Emauuel auf-
fiel. Stets blieb er Junggesolle.»
Seine von seiner Mutter zugebrachte Stiefschwester Maria
Anna von Schrottberg, geboren 20. Juni 1812, heiratete den König-
lieb Bayerischen Leutnant N. von Zentner in Landau.
889«. JuUaiM Eleonore SehüUng wm CandaU, geboren 29. Sep-
tember 1816, vermfthlt 11. Juli 1864 mit 0. Shzypicz, einem K. K*
österreichischen MilitBmnterbeamten in Rastatt Sie starb An-
fang der 1870er Jahre in Frdbuig.
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Lebensbeadireibimgen derer Schilling von Canetatt.
2294. WUhdmine Lamse SdMiig von Camtatt, geboren 3. Juni
1813, gestorben 26. Juni 1814.
8iS9^ (horg Frkdrich SdtÜUng von CanstaH^ geboren 31. Okto*
ber 1811 zu Schuttem, gestorben 18. Desember 1824 daselbst.
289f* Alexander Ludmg SehMing w» CansUUt, geboren 7. Fe.
bmar 1809 su Mablbeig, Qro0hera>glicber Leutnant im Leib-Infan-
terieregiment in Karlsruhe, gestorben 3. Dezember 1835.
3. Mai 1819 kam er ins Institut de l'Aspöe nach Wiesbaden,
1821 nach Ettenheim in die Lateinsöhnle. 27. Mbz 1823 wuide
er konfirmiert und kam darauf nadi Lahr in Pension sum Lehrer
Steinmann. Von dort aus machte er in Karlsruhe Im Kovember
dieses Jahres das Aufnahmeezamen in die Kriegsschule, wurde
1 824 Kadett (d. b. Kriegsschfiler) und im selben Jahr Pege. 22. Ok-
tober 1827 wurde er Leutnant im Lifimieiieregiment von Stock-
hora in Mannheim und 30. November 1832 auf Ansuchen seines
in Karbmhe im Buhestand lebenden Vaters ins Leibregiment
nach Karlsruhe wsetit. Dort starb er etwa zwei Jahre nach
seinem Vater und wurde auf dem alten Medhof am Ende der
Waldbomstraße bestattet. Der Grabstein wurde jedoch ebenso
wie der sehies Bruders Ferdinand, als der Kirchhof elDging, nicht
reklamiert und ging auf diese Weise verloren. (Die Daten sind
dem Tagebuch seines Vaters eDtnomnien.)
280« Ferdinand Ludwig SMUng von Cansiatt, Großherzoglich
Badischer Oberleutnant im Dragouerregimont Großberzog, geboren
10. September 1805. Er kam März 1818 in die Pension de l*A8j>öö
nach Wiesbaden und wurde dort 4. Mai konfirmiert. Im Mai 1824
wurde er in Karlsruhe Page und 3. Oktober 1824 Leutnant im
Dragonerregiment Grt)ßliC'rzog. 5. Mai 1830 wurde er Oberleutnant.
19. Februiir 1832 starb er zu ivjirl.srulie am Typhus. Auch sein
(irab ist nicht mehr vorhanden. Er soll eiu überaiis eifriger Jäger
und guter Sehüt/.u ^m^wlsch s( in, der seine dienstfreie Zeit, wenn
es irgend ^j.iiiL';. ;nu iL r Jngd zubrachte. Er verkehrte viel bei
seinem Onkel (\uil Fiiuihich zu Hohenwettersbach, wo er nament-
lich die Efcidjagd betrieb. Wenn er die zahlreich erlegten Ilaseu
nicht mehr trafen konnte, soll er sie im Feld vergraben hai)en.
'ZM. yVühelm Imdwig SchUlitig von Canstattf (1 roß-
herzoglich Badischer Kammerherr, Forstmeister und Vorstand der
GroßherzogHchen Forstinspektion zu Oüenburg, geboren 17. Dezem-
ber 1802 zu i\h\lilberg, vermählt 2. Juni 1838, gestorben 19. Novem-
ber 1862 zu Oüeuburg.
Digitizixl by <jOO^iC
268 LebflDBbflsefareibangen d«rer Schilling Ytm OsattHtt
Seine erste Erziehung empfing er im Elternhause zu Mabl-
berg (nicht im Schlosse, sondern unten in der Stadt neben dem
Gasthaus «am Löwen), sowie später in der Pension des Lehrers
Steinmann zu Lahr, woselbst er das Gymnasium besoehte. 1812
trat er in das Königliche Pagenkorps zu Stuttgart ein, woselbst er
bis zu dessen Auflösung im Jahr 1817 nach dem Tode des König9
Friedrich verblieb Roi den Beisetzungsfeierlichkeiten des Königs
versah er noch den Dienst als Page. Am 19. Mai 1818 wurde er
zu Mahlberg konfirmiert und studierte dann zu Karlsruhe bei dem
Oberforstrat Laurop zwei und ein halbes Jahr lang das Forstwesen.
Er bestand hierauf das Staatsexamen und wurde 1821 in die Liste
der Forstpraktikanten aufgenommen. Seine forstliche Laufbahn,
In der er bis sn seinem Lebensende mit aufopfernder Treoe seine
ganse Kraft widmete, gestaltete sich wie folgt: 1821 VolontlLr beim
Oberforstamt Hahlbeig. Vom 7. Oktober 1822 ab OberfoistamtB-
aktuar daselbst Bis 28. Februar 1828 abwechsehid Aktuar und
Oberforstamtsverweser in Mahlberg und Lahr, dann Forstamts-
Verweser in Offenborg und dann wieder in Lahr nnd in Mahlbefg.
8. November 1829 legte er den Diensteid in Freiburg ab, verblieb
dann bis Ende 1829 in Mahlbeig, worauf er nach St. Blasien als
Forstamtsverweser versetzt wurde. Im Februar des gleichen Jahres
zum Jagdjunker ernannt, und nach vorübergehender Verwesung
auch des Forstamtes Säckingen, kam er am 22. Juli 1834 als Be-
sirksförster nach Pforzheim mit dem Wohnaita auf dem Im Do-
mänenwald Hagenschiefl gdsgenen Seehaus, einem der wichtigsten
Besbke des Landes. Im Januar 1836 wurde die Charge der
«Jagiiyunker» aufgehoben; von Schilling wurde daffir sum Kamme^
junker ernannt.
Von hier aus verlobte er sich am 28. März 1838 zu Pforz-
heim mit Lina Wilhehni, Tochter des Gro0hetzoglich Badiscfaen
Hofrats Heinrich Wilhelmi und der Karoline, geborenen Gräfin
Ottweiler in Heideiberg. Die Hochzeit fand statt am 2. Juni 1838
im GartenBchlöfichen der Fnu Doris Kienlin, der Pflegemutter
der Braut. Die IVauung war in der Schloflkirche zu Pforzheim
durch den Pfarrer Wilhelmy von BauscUott vollzogt worden*
Von 9. September 1839 ab hatte Wilhehn von Schilling vorfiber^
gehend in Vertretung des Oberforstmeisters Freiherm von Gem-
mingen den Forstamtsdienst Pforzheim mitzuversefaen und 9. Fe*
bruar 1842 wurde er zum Verwalter des Forstamtes Neckaigemaud
mit dem Wohnsitz in Heidelberg ernannt 9. Dezember des gleichen
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Lebe&BbMdirillnmgtti dmr Schilling m Canttatt dft9
Jahres rückte er zum Forstmeister und am 19. Dezember 1844
zum Kammerherrn auf. Februar 1846 kaufte er das am Karlstor
gelegene Haus Littera C. Nr. 4 um 7000 Gulden. 1849 wurden
die Foratämter aufgelöst und wurde von Schilling im Mai flief^cs
Jahres zum Vorstand der Bezirksforstei Weinheim und im Oktober
des näinJichen Jahres der Bezirksforstei Wieslocb, beides unter
Beibehaltung des Wolmsitzes zu Heidelberg, orT^^nnt.
Die Revolution und deren Bekämpfung braditen viele Sorgen
\md AufingUDgcn und sehr viele Eioquartierang ins Haus. Er,
ein abgesagter Feind der unglücklichen Bewegung, mußte bei dem
zur Bürgerwehr zählenden Schützenkoq)s in Heidelberg eintreten,
das sich zur Aufrechthaltung der Ordnung besondere Verdienste er*
warb. Der Gewalt der vorübergehenden Maclitbaber weichend, wurde
er gezwungen, in dieser Eigenschaft sogar Posten su stehen vor der
Tür des polnischen Insurrektionsführers Mieroslavsky, welcher im
Hotel Prinz Karl Quartier genommen hatte. In jener Nacht wurde
plötzlich Alarm geschlagen. Die Freischaren rückten in überstürzter
Eile ab und wurden am folgenden Tage im Gefecht bei Wagbftusel
von den Preußen geschlagen. Auch das Jahr 1850 brachte — nach
Unterdrückung des Aufistandea — sehr viel preußische Einquar*
tierung, . welche bis Dezember dauerte. Im August 1854 wurde
Ton Schilling zum Vorstände der Forstinspektion Mosbach er
nanni Der Umzug der Familie fand im April 1855 statt; dieselbe
bezog im sogenannten Schlößchen in Mosbadi Wohnung. Das
Heidelberger Haus wurde 1857 an die spanische Tänzerin Pe^ta
de Oliva um 8000 Gulden verkauft. Juni 1860 &nd die Ver^
Setzung von Schillings als Foislmspektor nach Offenburg statte
wo er, nachdem er das in der Langen Stvaße liegende von BOck-
linscbe Haus angekauft, am 19. November 1862 nach 24 jähriger
gltteklicber Ehe an den Folgen eines Magenleidens verstarb.
Seine Gemahlin nahm ihren Wohnsitz in F^buzg und von
1877 ab, nachdem nch die beiden Töchter verm&hlt hatten, in
Stuttgart
Wilhelm von Schilling war ein mittelgroßer Mann von
schlankem, kräftigem Wuchs, körperlich außerordentlich gewandt^
nnenchrocken und widerstandsfÜiig. Ec fiel als Knabe durch
sehie flachsgelben Haare auf, die später dunkelblond wurden. Als
Mann trug er hellblonden Schnurrbart und Enebelbart
Er hat neben seinem Beruf mit hingebender TMue und Liebe
ganz dem Wohl seuier Familie und der Erziehung semer Kinder
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270
Lebensbeschreibungen derer SchUiing von CaiuteU.
gelebt. Er war ein ebenso praktiscber Forstmann als leidensefaaft-
liclier Jfiger nnd yorzüglicher Sohütse, so daß im Hagepsehieß b^
Pforzheim die Sage ging, er schösse Frdkugehi. Sein Jagdbnch
weist eine Strecke von 8200 Stück Wild jeder Art auf, wovon
vieles noch mittelst des Feuersteingewehres erlegt worden. Den
Wilderm namentlich verstand er großen Beepekt einzuflößen.
292. iMdwig Em&t aeMUing von CantieOi, Oroßher-
soglich Badischer Oberstlentnant nnd Hofmarschall a. D., Ehren'
ritter des Russischen St. Annen-Ordens und des JohanniterOrdens,
geboren zu Mahlberg 2. Novonber 1799, vermählt 25. August 1828,
gestorben 18. Februar 1867 zu Karlsruhe. Seine Gemahlin war
Friedrike Jfigerschmidt, geboren 18* August 1811, gestorben 9. Mai
1857 zu Karlsruhe.
Seine erste Erziehung genoß er zu Ettenheim und Mahlbeig.
1808 erhielt er die «Espektanz» zum Großherzoglichen Pagen.
22. April 1811 kam er ans der Pension des Lehrers Steinmann
in Lahr in die Pageise nach Karisruhe. (das Haus war die nach»
malige Griesbachscho Tabalcfobiik, Ecke der Hebel- und Karir
Friedrieh-Stiaße, wo jetzt das Bezirksamt steht). 8. September
1816 wurde er Ffibnrich bei dem badktthen Qardedukoips unter
dem Generalmigor von Geusau. 16. Juli 1817 wurde er Leutnant
Von Juni bis Juli 1821 kam er wegen Ausschreitung gegen Stu-
denten (er hatte den Studenten, nadiherigen Oberkirchenrat Roth,
nicht unerheblich mit dem Sabal verletzt) nach Kißlau in Arrest
27. Oktober 1823 bis 27. Januar 1824 wurde er von Großherzog
Ludwig als Courier nach St. Petersburg geschickt, um dem Kaiser
die Nachricht vom Tod der Prinzeß Amalie von Baden zu bringen.
Er erhielt vom Kaiser einen Brillantring im Wert von 200 Dukaten
und 600 Dukaten in Gold. 24. August 1825 wurde er Oberleut-
nant und bekam vom GroOhcrzog ein sehr schönes Pferd zum
Geschenk. Jauaar 1826 begleitete er den Markgrafen Leopold auf
der Reise nach St. Petersburg zur Beglückwünschung des Kaisers
Nikolaus bei deFsen Thronbesteigung. 16. Februar hatte er dort
den Russisclieii St. Aiineu- Orden verliehen bekommen und kehrte
14. März zurück. 1. Februar 182G war er Adjutant bei dem
aus dem Gardcdnkorps und dem 1. Dragonurregiment gebildeten
Dragouerregiment «GiüßLorzog». September 182G iiuteronlim er
im AulUage des Grußberzugs eine Reise luicli Ik'rlin, um den
Künig von Preußen zum Gevatter zu bitten iur den Prinzen
Friedrich von Baden (nachmaligen Großherzog). 22. Oktober 1326
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Leb«iiBbflflcl>reibimgeo deier Schilling von Canstatt
271
erhielt er das Ritterkreuz des Zähringer-I^wen-Ordens. Von Juni
bis 12. August 1827 begleitet« er den Markgrafen Max auf seiner
Reise nach Holland und England. 6. November 1827 feierte er
seine Verlobung. März 1828 bekam er abermals vom Croßlierzog
ein Pferd zum Geschenk und als er 25. August zu Karlsruhe sich
vermählte, eine Standuhr aus Alabaster mit Goldbeschlug. 1. Januar
1829 wurde er KiUiijeister. 14. FeV)ruar bis 24. März reiste er
nach Berlin und Umgegend, um für den Oroßherzog Leopold
Reitpferde anzuschaffen. 2. Juli 1829 begleitete er den Markgrafen
Max und den Fürsten Karl Egon von Fürstenberg auf einer Reise
in die Schweiz und nach Italien. 1. Oktober übernahm er die
Din ktion des Marstalles des Markgrafen Leopold. 5. Mai 1830
wurde er Adjutant des Markgrafen Max und 9. Dezember 1836
Fiügelttdjutaiit und Keisestallmeister des Großherzogs und versah
diese Stellungen lange Jahre. Bei Ausbruch der badischon Revo-
lution folgte er dem (iroßherzog ins Auslanrl, :^iinnchst nach Lauter-
burg, dann nach ^hdnz und scbließUch nach Ehrenbreitstein.
Nach Rückkehr des Großherzogs und der Wiederaufnahme der
Regierung 10. November 1849 ernannte ihn dieser zum PTofmar-
schall mit Beibeb ;\!timg der Uniform unter dem Titel eines Glifrst
lentnants, wodurch er ganz in den Ilofdienst übertrat. Seit läugerer
Zeit kränklich, trat er 30. Si pteinber 1851 in den Ruhestand und
lebte sehr zurückgezogen in Karlsruhe^ wo er 18. Februar 1867
nach kurzer Krankheit starb.
Nach dem Zr-ngnis derer, die ihn noch gekannt lüibcn, war er
ein kleiner, eleganter, lebhafter Herr mit außerordentlich gewandten
Formen und großen geselligen Gaben. (Tagebücher K. Ludwigs )
233. Karoliuc Schilling von Canfttatt, geboren 2. Februar 17V*Ö,
wurde 16. April 1819 von König Friedrich von Württemberg in
den Grafenstand erhoben und vermählte sich 20. April 1819 mit
dem Grafen Karl von Waldeck und Pyrmont, geboren 17. Novem-
ber 1778, gestorben 21. Januar 1849, völlig erblindet. Sie starb
7. Oktober 1866 auf Schloß Bergheim in Kurbessen.
234. Louise Karolinc Schilling vor} Canstatt^ geboren 20. Juni
1794 zu Mahlberg. Sie blieb unvermählt und half ihrer Mutter
und Stiefmutter zu Mahlberg und in Karlsruhe im Haushalt.
Nach ihres Vaters Tode hielt sie sich auch bei Wilhelm Heinrich
in Hohenwettersbach und bei ihrer iSch wester in Bergheim auf.
Sie starb 1864 zu Karlsruhe an eiirem Bluterguß infolge von
Kehlkopfkrebs. (Tagebücher K. Ludwigs und Überliefening.)
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272
Lebensboschreibangen derer Schilling von CAnatatt.
235. Karl Ludwig Schilling von CanMatt, Königlich
Württembergischer Rittmeister, geboren zu M Ihlberg 31. Juli 1791,
gefallen im Truffeii vor Montereau 18. Februar 1814. Die Daten
seines Lebens zeichnete er bis zum Jahr 1813 auf, wie sie nach-
stehend wiedergegeben sind:
«4. AugiiBt 1791 mit dem Nun im Karl Ludwig von Herrn
Spezial Mylius von Kippenheim getauft. 18. Juni 1792 wurde ich
von der Amme entwöhnt, lö. März 1793 fing ich das erstemal
an alleiu zu i;eben{!)
10. Dezember 170G bekam ich den ersten Hofmeister namens
Glasner aus Kurlsruhe. (Derselbe hatte das Unglück, aus Unvor-
siebtiL'keit den Kut'^cber von Karls Vater zu erschießen und ver-
lieb daun Malilljerg.)
22. Juli 17*.)7 bekam ich meiueu zweiten Hofmeisier namens
Notter aus dem Württembergiscben.
7. April 1798 kam ich nach Karlsruhe zu Horm naiijttmann
von Biedenfcld in die Kost und frequentierte das Gymnuämm.
27. Oktober 1799 kam ich aus der Kost des Herrn Hau}>t-
mann von Biedenfeld zu meiner Tonte von Köder, eben£älis in
Karlsruhe
8. März 18ü(^ bekam ich zu Karlsruhe die Blattern.
22. Juli 18()U kam ich nach Haus zu meinen Eltern.
18. Novenil)er 1801 kam ich nach Gernsbach zu Herrn Pfarrer
Katz in die Kost.
6. August 1803 kam ich wieder nach Karlsruhe zu meiner
Tante von Ellrichshausen und sollte badischer Pag^e werden.
September 1803 kam ich wieder zu meinen Eltern zurück.
1. Januar 1804 erhielt ich vom Kurfürsten von Würitembeig
das Versprechen, als Page aufgenommen zu werden.
4. Februar 1804 kam ich nach Ltahr za Herrn Rektor Schellen*
berg in Kost und Lehre.
14. September 1804 kam ich nach Stuttgart in die Pagerie
als kurfürstlicher Page.
21. Oktober 1805 wurde die Pagerie mit dem Kadettenkorps
vereinigt und das Institut kam atis dem alten Schloß in die Aka-
demie.
9. März 1806 wurde ich in der Schloßkapelle zu Stuttgart
konfirmiert.
7. März 1807 avancierte ich vom ordinaiien zum königlichen
Jagdpagen.
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Lebensbeschreibungen derer Schilling von Constatt
273
50. August 1807 avanderke ich vom Jagdpagen sum Leib-
Dexember 1807 bekam ich vom König von Westphalen eme
goldene Bepetierahr und 25 Louifld'ors zum Prftaent.
Oktob^ 1808 machte ich mit dem Kdnig eine Reise nach
Erfurt zum Füiateutag.
6. Mftrz 1809 avancierte ich vom Leibpngcri zum Sdcoad-
leutnant beim Leibchevauxlegerregiment in Ludwigsbuig, wurde
auch zugleich kOnIglidier Kammer- und Jagdjunker. Mein Patent
wurde vom 1. November 1808 datiert. Ich bekam vom KOnIg
ein Perd mit Sattel und Zaumzeug, doppelte Equipieruug und*
mit dem Auamusterungsgeld 60 Louisd'ors zum Präsent.
16. März 1809 marschierte ich mit dem Regiment vou Lud-
wigsburg ab und bezog Kautounieruiig ia der Gegend von Kirch-
heim u. Teck.
11. April 1809 wurde aus den Kanton nierungen aufgebrochen
und dem Feind nach Bayern entgegengerückt.
51. AprU 1809 habe ich die erste Schlacht in meinem Leben,
und zwar die von Abensberg mitgemacht.
22. April 1809 der Schlacht von Landshut beigewohnt.
24. April 1809 als OrdonnanzoflSzier des Generals Vandamiiie
die Schlacht von Eckmühl und am
25. April 1809 die von Regcnsl)urg mitgcinaclit.
1. Mai 1809 mit dem Kcgimcnt die Aflairo von Lobau mit-
geniaclit, wo wir vom Regiment 1 Offizier verloren uud mehrere
schwer blessiert wurden.
7. Mai 1809 die Aiiaire von Etlerding iniigcniaclii.
8. Mai 1809 die Sclilacht von Eberaberg mitgemacht, wobei
uns 2 Offiziers blessiert wurden.
23. Mai /um er.stenmal nach Wien gekommen und vou da
bis an die ungarische Grenze marschiert
28. Mai marechierten wir wieder nach Wien zurück, wu ich
bis 20. August mit dem Regiment la<^ und das Schlachtfeld von
Eßhng und später das vou Wagram sah.
20. August marschierten wir von Wien wieder weg uach
Mähren und besetzten die Üemarquationslinie, nachdem Waflfen-
Btillstand angekündigt worden war.
20. Oktober marschierten wir aus Mähren wieder ab, da
Friede geschlossen wurde, bis in das Mühlviertel, von da in das
Innviertel und dann durch Bayern wieder nach Württemberg,
Diu Famiii« Schilling toq Canstatt. 18
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274 LebenabflschrdbanicMi derer Sehilling too CSanttatt.
WO wir 1. Januar 1810 aukaineu. Ich machte während des
ganzen Rückmarsches Quartier für das Megimcni.
18. Mai 1810 wurde ich vom Leihchevauxlegerregiment zur
IieibeskaJron des Garde-Regiments zu Pferd versetzt, bekam auch
vom König 40 Louisd'ors gesclienkt und 22 Gulden Zulaga
7. August 1810 schenkte mir d< r Konig 30 Louisd'oiB.
16. September 1810 ließ mir der König eine guis neue Jagd-
eqmpierang machen.
28. September 1810 schenkte mir der König eine goldene
Bepetieruhr.
24. Dezember 1810 schenkte mir der König 25 Looiad'oiB.
22, Februar 1812 wurde ich zum Ordonnanzoffizier und
mierleutnant ernannt und der Kön^ kaufte mir meine Garde-
equiplerong &ac 160 Qulden ab und schenkte mir die Ordonnanz*
oifizieiBequipierung.
8. Mäcz 1812 schenkte mir der König 25 Louisd'ors fdr mein
blessi^tes Ffeid.
9. Mai 1813 avancierte ich zum Stabeiittmeister.»
Diese Daten fanden sich teUweise auch in den Tagebüchern
seines Vateis» des Oberforstmeisters in Mahlbeig.
Von ihm, dem Rittmeister selbst, smd Tagebficher von 1800
bis 1803 erhalten (im Besitz der Witwe des Holjfigermeisten von
Schilling) und ferner von 1813 bis an seinen Tod (im Besitz des
Hauptmanns Hubert von Schilling).
Darin findet sich die Notiz, daß er dnes Dtenstversehens
w^n am 14. Dezember 1813 von der Leibeskadron ins 5. Jiger-
Regiment zu Pferd nach Ludwigsbuxg versetzt wurde. Sein
Regimentskommandeur war Oberst von Mylius, RegimentBadju-
tant war sein Vetter M^Hlhehn Friedrich von St. Andr^, Bngade-
kommandenr war Generalmajor von Jett und Oberbefehlshaber
der württembergischen Truppen der damalige Kronprinz Wilhelm.
Interassant ist in jenem Tagebuch der Ausdruck der Stimmung unter
den Offizieren vor, wfihrend und nach der Völkeiachladit bei Leipzig.
28. Dezember 1814 war Revue vor dem König und 1. Januar
marschierte er (über Donaueschingen, StOhlmgen, Basel) zumFeld-
zng nunmehr gegen Frankreich von Stuttgart ab. Über das
Treffen bei und in Montereau findet sich bei Hftusser, Deutsche
Qesdiicbte, B. IV, S. 501 nachfolgende Beschreibung:
«Die Aliierten begannen, als Napoleon so plötzlich heran kam,
sich etwas dichter an der Seine zusammenzuziehen. Bis die Kon-
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LebeiiBlMMchretbnDgen d«Mr Sdiilling von Canstett. 875
zeairation erfolgt war, sollten die Floßübei^uge, gegen clie der
F^d in Anmancb war, so lange wi^ möglich gehalten werden ;
bei Kog^nt stand zu diesem Zwecke Wittgenstein, bei Bray
Wrede, bei Montereau, wo die Yonne In die Seine mündet, war
der Kronprinz (Wilhelm) von Württemberg. Gegen diesen war
der erste Stoß Napoleons gerichtet
«Der Kronprinz hielt mit ungeftUhr 10000 Mann die steilen
Höhen besetzt, die sich am nördlichen Ufer der Seine erhoben;
beim Schlosse Sorville nnd bei Villaron stand seine Hauptmacht;
südlich vom Flusse, bei Montereau selbst hatte er nur einige
1000 Mann aufgestellt Am Morgen des 18. Februar begannen
die Franzosen ihren Angriff auf der Nordseite; es waren erst
Viktors Korps und Pigols Beiterei, die den Kampf dort eröffneten,
dann führte G4rard Verstttrkungen heran. Obwohl heftig bedrängt,
hielt der Kronprinz seine Stellung bis nach Mittag fest Dann
kam der Kaiser selbst mit frischen Kr&flen; gelang es ihm jetzt
mit seiner nun überlegenen Macht (Damitz berechnet II. 238 seine
Stftrke auf ungef&br 30000 Mann mit 260 Geschützen] die Stellung
der Württembeiger zu überwältigen, so drohte ihnen den Abhang
hinunter über Brücken und Defileen ein sehr bedenklicher Bückzug.
Dies abzuwenden, ließ der Kronprinz vorerst die fieiterei und das
Geschütz über die Seine zurückgehen ; bis die andere Truppen-
masse den Fluß passiert hatte, sollten das Schloß und der Park
von Snrville mit äußerster Anstrengung gehalten werden. Schon
drängten aber die Franzosen hitzig nach, beim Übergang waren
Freund und Feind bunt durcheinander gemischt, und nur ein
neuer Augriff schien imstande, den Weichenden Luft zu machen.
Der Kronprinz suchte wieder vorzudringen, aber sein Angriff prallte
an dem heftigen Feuer des Gegners ab; hier war es, wo Napoleon
sich persönlich zu den Geschützen begab, sie gegen den andrin-
genden Fdnd zu richte.
Der Rückzug war nun nicht mehr au&uhalten; in lebhaftem
Handgemenge drängten die Franzosen bis in die Stadt nadi;
doch gelang es der Reiterd der Württemberger, sie so lange fest-
zuhalten, daß der Rückzug nach Bray vollzogen werden konnte.»
In diesem Augenblick soll es gewesen sein, wo Karl Ludwig von
Schilling vor seiner als Seitendeckung aufgestellten Eiskadron, die
des überaus heftigen Feuers ungeachtet an ihrer Stelle ver*
harrte, durch eine französische Geschützkugel der Kopf abgerissen
wurde. «Über 4000 Mann halte der Kampf den Alliierten gekostet»
18*
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276
JLebensbeeichrclbuiigeo derer 6<iiiiling vou CaustAtt.
Diese Ansfahraugen des Heidelbefger Historikers lassen sich
ergänzen aus dem vorzüglichen Werke; Geschichte des Feldzuges
1814 gegen Frankreich unter besonderer Berücksichtigung der An-
teilnahme der königüch württembergischen Truppen, von Fritz von
Hiller, Oberst und Kommandeur des GrenadieiTegiments Königin
Olga (I. Württ.) Nr. 119.
Speziell die Rückzugsepisode lautet daselbst: «Napoleon selbst
soll eines dieser Geschütze, und zwar gegen die Person des Kron-
prinzen gerichtet haben. Graf Fnin(iucnmunt (Feldzeugmeister
und Kommandiereuder des württemhergischen Korps) berichtet
hierüber an den König; Napoleon In einige gefangene würiitm-
bergische Offizierevor sicli lulir« n. diLiunter den Major v. Starklolf
und den Hauptmann vou Kohn. Zu let^itereui sagte er, ihm
scheine, daß man heute den Kronprinzen aufopfern wolle. So-
dann ließ er einen Zwülfpfünder auf eine Anhöhe auü'ahren, vou
welcher unsre Ketraile überselu n werden konnte, und sagte dem
Major von Starkloff, er solle ilmi des Kronprinzen Königliche
Hoheit zeigen. Dieser war klug genug, eine andere Richtung
anzugeben. ]\a]>oleon ließ aus diesem Zwülfpfünder zweuual gegen
die gezeigte Stelle feuern und bemühte sich, denselben beide Male
selbst zu richten." Bei St. Maurice (östüche Vorstadt von Mon-
tereau) leistete jedoch die Kavalleriebrigade Jett und die 2. Fuß
batterie, die sich im Laufe des Tages näher an Montereau her-
angezogen und hier an der Straße von Brav aufgestellt hatten,
die ersprießüchstcn Dienste. Obwohl selbst von dem französischen
Artilleriefeuer siaik beunruhigt, bewahrten sie inmitten der all-
gemeinen Verwirrung eine feste Haltung. An diesem wie an dem
Feuer der Batterie scheiterten mehrere Angriffsversuche franzö-
sischer Reiterei, so daß der Zweck der Aufnabmeslellung voll-
kuniiiien erreicht und von dem Gros, das sich wieder zu fassen
vermochte, jede weitere (Jotain' abgewendet wurde. Olme ferner-
hin angegnlien zu werden, I heb die Brigade als Arrieregardc bis
zum Einbruch der Dämmerung stehen und ging alsdann langsam
und unbelästigt auf der Straße nach Bray zurück. > Eingebender
ist der Tod von Schillifigs bei Montereau in einem durch Emst
von Schilling bearl)* ü( iLU Tagebuchauszug beliandelt.
236. Friedrich Karl Schiliinff von CanstaUt geboren 22. Juni
1790, gestorben 5. Juli 1790 zu Mahlberg.
2'AC>a. lludolf Heinrich Hcruwnn SrhiUin;/ van Canstait^ üroß-
herzoglich Badischer Hauptmann a. D., geboren 7. Märs 1815 zu
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Lobeosbwdirelbiingiiii derer Sobilllng vod CuMtatt 277
Karlsruhe, vermählt 26. Dezember 1840 zu Mühlbmg mit Ottilie,
geborene Sievert, geboren 23. Februar 1819, gestorben 31. Ja*
Duar 1880.
Er var saerat Kadett, dann Leutnant im Leibinfantene-
regiment und wiirde am 28. Oktober 184.5 Hauptmann, machte
1848 den Feldaug gegen Dänemark mit und trat 1849 in den
Ruhestand, worauf er längere Zeit die Stelle als Univeisitäts*
bibliothekar zu Heidelberg versah.
Er bat am 29. September 1865 durch einen ersehüttemd
traurigen Zufall sein Leben bescbkrasen» und zwar durch einen
Schuß seines in der Jagd nooh unerfahrenen Sohnes in der Nähe
TOB Wettersbach.
2961>. Leopold JEaW SiMlihg von CanSkM^ Großherzoglich Ba-
discher Oberst a. D.» ffitter des Ordens vom Zähringer Löwen und
der Militärverdienstmedaille, geboren 28. Januar 1812, vermählt
zu Heidelbeig 2. Februar 1842, gestorben zu Bamberg 24, No-
vember 1893. Seine Gemahlin war Eleonore Laura Friederike Beck,
geboren 23. März 1823, welche zu Bamberg als Witwe lebte. 2. Okt.
1829 wurde er Leutnant im ersten badischen Dragonerregiment,
12. Januar 1847 Bittmeister und trat am 6. Januar 1850 in das
dritte badische Dragonerregiment ein, in wel<diem er 17. JuH 1850
den Marsch nach Holstein antrat 10. September 1856 wurde
ihm als Bittmeister der Abschied bewilligt. Er fand sodann als
Bekrutierungsoffizier Verwendung und erhielt zuletzt den Charakter
als Oberst
Nadidem er m Bubestand getreten war, lebte er zuerst in
Karlsruhe, dann in Baden-Baden und siedelte nach dem Kriege
1870/71, wo er sich an der Krankenpflege beteiligt hatte, nach
Bamberg ttber. Er war ein ebenso tüchtiger als leidenschaftlicher
Campagnereiter, der beispielsweise noch im siebzigsten Lebenqahr
gern bereit war, auch dem jüngsten Offizier des Bamberger Ulanen-
regiments , wenn dieser auf Urlaub ging , währenddessen die
Pferde zu reiten. Seme reiterischen Ideen hat er in zwei originellen
und reichhaltigen Sehrüten niedergelegt: L Bdfknnst und Dressur
nach dem Naturgesetz (Stuttgart 1866, Ebner und Seubert), n. Ge-
danken eines Ungjährigen Remonteabrichteni (Stuttgart 1880,
Schickhart und Ebner). 1880 verOffentUdite er auch einen Auf-
satz in der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung: die Militär-
Erneute m Baden von 1849. Die Witwe starb 13. Juni 1905 in
Bamberg.
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Lebensbeachreibangea derer SobUliag von Geaetatt.
236<?. Ernstine Amalie Schilling von Canstaft, geboren 22. Januar
1808 zu Kai'lsruhe. Sie wurde zu Karlsruhe und Wettersbach er-
zogen, blieb bis zum Tode der Mutter bei dieser uod lebte dauu
un vermählt in Karlsruhe, wo sie 1882 .... starb.
237. Frans Alf.irnuler Schilling vm Cansiail, geboren If). No-
vember 1805 zu Karlsruhe, wurde den 25. getauft. Die verwit-
wete Frau Herzogin Franziska von Württ» jnberg übernahm die
Gevatterschaft und Heß das Kind iu ihrem Namen durch die
Frau (Na.) von Meiisingen über die Taufe halten. Er starb 1827
als Student zu Heidelberg am Typhus.
Friedrike Gustava Adolf a Dorathea Schilling von Canstatt,
geboren den 2. April 1804 zu Karlsruhe. Sie wurde 7. April im
kurlurstliehen Schloß zu Kuilbiulie in Anwesenheit des Hofes im
Audienzzimmer der Könin:in Frie(h'ike von Schweden getaurt.
welche sie ni eigener iVrsou iibcr die Taufe Iiielt, auch standen
Ihro Majestät der König Gustav Adolf von Schweden nebst Ihro
Durchlaucht ilem regierenden Herrn Kurfürsten Karl Friedrich
von Baden und der Frau Markgräfin von Baden zu Gevatter, Zum
Patengeschenk erhielt sie ein schönes Colher von der Königin
von Scliweden.
Sie \ ennählte sich 2. April 1824 mit Friedrich von Vogel,
Stadtdirektor von Konstanz, und starb 23. Juli 1873.
239. JüliKud Karl Wilhelm lunlinand Schilling von Ctnisfatt,
geboren den 14. Juni 1802 zu Karlsruhe, wurde den 21. getauft,
wobei als Taufzeugen anwt-oiKi waren: lliro Durchlaucht der
regierende Kurfürst Karl Friedrich und die Prinzessin Wilhelmine.
nachmalic:«^ Großherzogin von Hessen-Darmstadt. Seine erste Ge-
mahlin war Wilhelmine Mikletta Tessiii von Kilchberg, geboren
26. Dezember 1705 zu Kilchberg, vermählt 22. November 1829
ebendaselbst und gestorlien 22. Oktober 1S41 zu Tübingen, wo-
selbst sie begraben liegt. Sie war die Tochter Johann Ferdinands
von Tessin auf Hochberg und Kilchbeig» des Markgräflich Ans-
bachschen Kammerherrn mit dessen zweiter Gemalilin So j. hie
Friedrike Dorothea von WöUwarib. Eduard Karls zweite Gemahhii
war Hermine Maximiliane Louise von Düngern, geboren 16, März
1810, getauft 25. Marz in Neustadt in Oberschlesien, vermählt
26. Februar 1844 zu Stuttgart, gestorben 25. Juni 1893 zu Oaun-
sUitt. Sie war die Tochter des Freiherrn von Düngern auf Ellsnig
bei Neustadt in Oberschlesien und seiner Gattin Ernestine Karo-
line von Gafifron-Kuner.
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LebenslMsohrdbnngeii derer SdiUliDg von Ganatatt
279
Eduard \vurde von seinem Vater in das Institut de l'Aspee
in Wiesbaden j^obracbt, wo er bis 8. April 1818 verblieb. 20. A[inl
1819 brachte ihn der Vater nach Idstein (R.-B. Wiesbaden) zum
Zeichenlehrer Walter in Logis, wo er erst das Gymnasium b( su* hte
und dann die landwirtschaftlichen Vorlesungen und praktischen
Unterricht auf der Staatsdomäne Gassenbach genoß. 30. Septcni])er
1822 verließ er Idstein, machte mit seinem Bruder Franz Alexan-
der, der in Heidelberg Jma niudierte und mit dem er verabredet
hatte, sich in Mainz zu treiren, eine Reise bis Bonn. Von Mainz
bis Koblenz zn Schiff und dann m Fuß, und über Frankfurt und
den Odenwald zurück bis Ivarlsrulje. 18. November 1822 bezog
er Quai tirr bei Pfarrer liofmauu in Assumstadt auf dem von Ell-
richshausenschcn (Jut zu weiterem Unterricht in der Landwirt-
schaft bis zum 5. April 1825. 29. April d. J. besuchte er dann
dio landwirtschnftliche Akademie zu Hohenheim.
Anfang Mai 1826 erwarb er von Herrn von Kilraansegg ein
kleines Landgut in Rheinhausen bei Philippsbur'j': verkaufte jedoch
dasselbe am 20. SejHcmber desselben Jahres wieder und trat am
25. September bei seineni Schwager Friedrich von Eilrichshousen
als Gehülfe in dessen Lantlwirtscbaft ein, wo er namentlich die
Buchführung übemalim und l)is zu seiner Verlobung, welche am
27. August 1820 in Meisenhelden stattfand, verblieb. Kr reiste
dann mit herzlichem Abscliied zunächst nach Karlsruhe und den
2. September 1829 über Stuttgart nach Tübingen. In Stuttgart
traf er unerwartet in einer Tübinger Haudererchaise (Kutscher
TTc|>per) mit seiner Braut Wilhelmine von Tesain zDsammeo. Am
22. November 1829 fand die Hochzeit statt.
Den 21. Januar 1837 kaufte er von Fraa Werkmeisterswitwe
Gzoß in Tübingen ein Haus vor dem Lustnauer Tor gelegen und
bezog dasselbe nach Erledigung der Verhandlungen mit dem
Stadtrai am 23. April 1837. Dasselbe hatte einen mit Zaun und
Hag umgebenen Gtirten und kostete 10500 Gulden. Im Früh-
jähr 1845 wurde ihm das Haas, welches in die Linie der neu-
anfliegenden Straße zu stehen kam, von Staat und Stadt gemein-
aciiafthch ohne den Garten mit Erlaubnis der Benutzung des
gesamten Abbruchmateriala für 10 200 Gulden abgekauft, worauf
er Begleich ein neues Haus (Nr. 963) in der neuen Straßenlinie
(Wilhehnstraße) baute, 4 Stock hoch mit 7 Zimmern, 1 Magd-
kammer, Küche und Speisekammer auf jeder Etage. Das Haue
hat unter dem Balkon das von Schillingsche Wappen in Stein.
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280
Lebenabeachreibungen derer Schilling von Gsnattlt.
21. Janujir 1873 verkiuifte er Haus und Garten an Ferdinand
Hoch, Hopfeiihäiidler, für 45 000 Gulden, nachdem er zuvor vier
Bauplätze verkauft hatte. Er zog dann 8. April 1873 nach Cann-
statt und starb daselljsl 26. September 1886 abends 7 Uhr in
Gegenwart seiner zweiten Geuialiliii und seines Sohnes Theodor
in seiner Wohnung, iiudwi;L?straße 17. So bewundernswert rüstig
er bis in sein liolies Alter iiinein gewesen, wurde er im letzten
Jahre von schwerem leiden heimgesucht. Er wurde auf dem
Bragfriedhof, vielleicht auf altem Schilling sehen Grund und
Boden, beigesetzt. (Eigene AufiteichnungcD.)
Er war ein kleiner schlichter Mann, vor allem ein loiden-
Rchaftlicher Jäger, überaus !ehendi<r und frisch und uncrmüdhch
im Ertragen körperüchcr Anstrengung. Durch seine heitere Ge-
mütsart und seine treue Verwandtschaftlichkeit hatte er sich nicht
nur in der Familie, sondern auch in weitern Kreisen allgemeiner
Wertschätzung zu erfreuen und wird jedem, der ihn gekannt bat,
unvergeßlich sein.
240. Karl Lnätnfj SrhUling von Catistatt, badischer Drai^ooer-
Leutnant, geboren 19. Januar 1801 zu Karlsruhe, wurde denselben
Tag getauft. 12. April 182G wurde er Unterleutnant im 2. Dra-
gonerregiment. Er war verlobt mit Fritulem Louise Roßbach aus
Mannheim, der Schwägerin des Hauptn lamis Arnold (^^»rmund
Rudolfs von Schilüng). Karl Ludwig unternahm, nachdem er
21. Februar 1826 verabschiedet worden war, 1827 eine Reise,
trat in holländische Dienste, schiÜte sich in Holland ein und blieb
seit dieser Zeit verschollen.
241. Hmrieffc Friedrike Schill intj von Cinisltift, geboren 26. De-
zember 17y7 zu Hohenwettersbach, 5_'Gtauft 28. Dezember, wobei
Ihro Durchlaucht der Markgraf Friedrich von Baden und dessen
Gemahlin zu Gevatter .standen. Sic vermählte sieh 29. Januar
1819 mit I' riedrich Julius Ernst von Ellrichshausen, Herrn zu
Maiscnhelden, geboren 17. Oktober 1792, gestorben 18 . .
Sie starVi 18 . .
242. Wilhelm Jleinrich Schilliiuj t-oii Canstatt, Groß-
herzoghch Hadiscber Kammerherr, Hauptmann h la snile und
Grundherr zu Hohenwettersbach, geboren 7. Juni 17%, getauft
den 9. Juni, gestorben 6. Mai 1856, vermählt 24. Februar 1820
mit Auguste Dorothea Louise Neubronn von Eisenburg, geboren
14. März 1803, gest^^rben 26. Juni Tochter Friedrich Emsts
und Louise von Adelsheim.
LebaittbMdirdbaiigeii dtm Bcbilliqg von OMMtatl. 281
Wilhelm Heinrich war in seiner Jugend für die militärische
Laufbahn bestimmt worden und trat in einer für Baden außer-
ordentlich schweren und denkwürdigen Zeit in das Grenadier
bataülon des Badischen Leibinfanteneregiments.
Am 20. November 1813 war Großherzog Karl nach der
Sclilacht bei Leipzig der großen Allianz gegen Napoleon bei-
j^etrcten und bot nun in seinem Lande vielleicht die letzten waffen-
fähigen Männer auf.
Das durch Truppenaushebungen und Kriegekontributionen
schwer heimgesuchte Land bekundete einen staunenswerten Opfer-
mut, denn in niclit mehr als vier Wochen hatte es ein selbstän-
diges Korps Yon 20 000 Mann ausgerüstet, welches zu Beginn der
Operationen der VI. Abteilung des großen alliierten Heeres unter
dem russischen (xeneral der Kavallerie Fürsten von Wittgenstein
zugewiesen war.
Zwar sind die Einstellung in die Truppe sowie die Ernennung
Wilhelm Heinrichs nicht mehr festzustellen, doch war er bei dem
am 1. Januar 1814 erfolgten Ausmarsch seines Bataillons 18 V> Jahre
alt. (Für jene Zeit kein ungewöhnliches Alter der Einstelluiig tarn
Militär: der nacbmaUge Qeneralmigor Wilhelm von Seideneck
marschierte mit 17 Jahren in den russischen Feldzug und sein
jüngerer Bruder Karl» der bekannte nachmalige Oberst^ wurde
im Felde konfirmiert) Beim Ausmarsch des GrenadierbataUlons
aus Karlsruhe befehligte es der Oberst von Beust und führte
dasselbe zunächst nach Achem, wo es sich mit der Kaiseriich
Russischen und KOnigÜch Freußischen Garde vereinigte.
«Am 18. Januar ging es über Vesoul, Langres, Gbamont bis
Brienne. In Villeurs le rex und Serfontaine wurde 14 Tage kan-
tonieit.
Die Armee stellte sich bei Arcis sur Sdne. Napoleon hatte
dort Posto gefaßt und lieferte ein zweitSgiges Treffen (Monteieau).
Am 29. März passierten die Alliierten bei Meauz die Marne
und die Garde biwakierte bei Cleye, 6 Stunden von Paris.
Marschall Blüchers Korps griff den Feind bei Montmartre
an. Die preußischen, russischen und badischen Grenadierbataillone
wurden beordert^ die Höhen vonBeUeville, Pantin, Chute-Chaumont
und die Position von LafiUette anzugrei^. Die Russen gingen
gegen Bellevllle, die preußischen und badiscben Garden gegen
Pantin bis an die Hübe von Chute-Ghaumont, gegen die Vorstadt
St Martin und gegen den Onrcq>Kanal.
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282
Lebensbcachreibungen derer Schilling von Ganstatt.
Die Fransoaen worden mit dem Bigonett angegriffen, nnd
ungeachtet der Feind starke Verschansungen hatte, verließ er die-
selben sowie das Dorf Lafillette bis an den Ourcq-Kaoal.
Nachdem der Montmartre erstflimt war, wurde mit Paria
kapituliert. Am 31. Mftns wurde in Paris einmarschiert.
In der Schlacht bei Pkuris eroberte das Bataillon 9 Stöek
Zw01!)^fQnder und 1 Aclitpfünderkanone und 6 Munitionswagen,
welche Seine Kaiserliche Hoheit der Großfürst Konstantin von
Roßland an Baden als erobert flberließ.
S&mtUehe russische Garderegimenter, welche an den eroberten
Geeohütsen vorbeimarschierten, mußten Halt machen, einschwenken
und zu Ehren der badischen Garde dreimal Hurra rufen. AU
sich die russischen und preußischen Garden von den badischen
trennten, erließ der Großfürst Konstantin an ^n Obersten ond
Kommandeur von Beust folgendes Abschiedsschreiben: Iii der
Zeit, während welcher ich das Vergnügen hatte, Sie unter meinen
Befehlen zu besitzen, fand ich Gelegenheit genug, mich von der
Tapferkeit und übrigem militärischen Wert zu überzeugen, welche
die Großher/oglich Badischen Truppen auszeichnen. Empfangen
Sie für sich insbesondere, sowie für das OfBrierkorps und die
Soldaten meinen aufrichtigsten Dank mit der Versicherung, daß
icli die Verdienste, welche sich das Grenadierbataillon in der
Schlacht bei Paris erwarb, Ijei Seiner Köuiglichtju Hoheit dem
Großhcrzof^ geltend zu machen .suche.
Am Juli 1814 marschierte das Bataillon wieder in Karls-
ruhe ein.» Geschichtliche Darstellung des Großherzoglich Badi-
schen Armeekorps von .1. D. Haffner, Schriftverfasser und elie-
maliger Unteroffizier bei der Großherzoglich Badisclien iirtillerie-
Brigade. ivailbruhe, Mal.-^cb und Vogel, 1840.
Die VerluRle de.s Bataillons waren überaus schwer: u. a. fiel
der Kapitän von Porbeck, Schwager Wilhelm Heinrichs, nebst
15 feüKlaten, Kapitän von Göler verlor den Fuß, verwundet wur-
den: Major von Kageneck, Kapitän von Renz und Leutnant von
Friedeburg nebst 45 UnterortizicKja und Soldaten. Unter den
Dekorierten wird Wilhelm Heinrich von Schilling augelührt, welchem
nach der Schlacht das Ritterkreuz des Karl Friedrich-Militärvei^
dienstordens verliehen wurde.
Da.-^ Jahr 1818 war für Wilhelm Heinrich ein Wendepunkt.
Im August wurde er als Hauptmann h la suite gcätellt. Sein
älterer Bruder war im Mai im ^^weikampl geblieben, und nun war
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LelmubaiehniboQgeii d«rar Sdiilling von Oamtati
288
er der voraussichtliclie Nachfolger m der Grundhcrrschafl Hohen-
wettersbach. 1. .Tjinuar 1811), wie unter Nr. 220, Karl Friedrich,
dargestellt, fand dio Gutsübergabe an Wilhelm Heinrich statt.
24. Februar 1820 verheu'atete sich Wilhelm Heinhch und wohnte
Bueist in Miete Schloßplatz Nr. 3 zu Karlsruhe.
3. Juli 1826 brach im Hause der Karl - Friedrichstraße zu
Karlsruhe, welches Wilhelm Heinrichs Mutter bewohnte, Feuer
aus und soll hierbei eine Menge alter Dokumente zugrunde ge-
gangen sein.
Im Jahr 1833 am 19. Februar wurde zu Earlsrahe nachfol-
gender Fainilienvergleich abgeschlossen:
Zum Z'A-eck der Niedersciilugung aller .gegenwärtig bei den
verschiedenen Gerichten zwischen den Mitgliedern der Freilierrlich
von SchiÜHig'schen Familie anhängigen Prozesse und der Vor-
beugung künftiger Streitigkeiten haben sich heute zu einer Zu-
samuit nkuiiil vereinigt:
1. Frau Geheimrätin von Schilling, geborene Freün von Güit-
lingen, verbeistandet durch Herrn Geheimrat Eisenlohr,
2. Frau Karoline von Porbeck mit ihrem verpflichteten Bei'
stand, Herrn Generalleutnant von Stockhom,
3. Der Grundherr Freiherr Wilhelm von Schilling,
4. Freifrau Henriette von EUrichshausen mit ihrem Heim Ge-
mahl, Freiherru Friedrieh von Elbichehausen,
5. Eduard Freiherr von Schilling,
6. Frau Friedrike von Vogel mit ihrem Gemahl, Herrn Begie-
rungsrat von X'ogel,
7. Freifräulein Ernstine von Schilling mit ihrem Beistande,
Herrn Geheimen Kriegsrat von Beck,
8. FreiheiT Leopold von Schilling,
9. Freiherr Rudolf von Schilling mit semem Vormund, Herrn
Artillerie-Hauptmann Arnold
und folgenden Verglich abgeschlossen:
§1.
Verzichten sämtliclie Padscenten auf alle Rechte und An-
sprache, sie mOgen Namen haben, wie sie wollen, die ihnen gegen-
einander zustehen können, namentlich und insbesondere auf alle
diejenigen, worüber bisher unter ihnen Prozeß geführt worden ist,
mit Vorbehalt:
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984 I<eb«i8b«0diTdbiii)g«n derer Schilling von CaoiUti.
1. der Erbrechte der nach gel joreiien Kinder des Herrn Geheim-
rats Freiherrn von Schilling in das Freiherrlich von Schil-
ling'sche Lelien und Fidei-Kommis- Vermögen, *
2. der statuteninäßigen Wittumsrechte der Frau (ieheiiurätiu
von Schilling und ihre sonstigen Nutzmeßungsrechte an dem
Vermögen naclu* 1 orener Kinder,
3. der statutenm iiiigen Deputatenrechte der uaclige})orenen
Söhne des lierru Geheimratp von ScluUing nnd vorbehalt-
lich der diesen Vergleich ausdrücklich begründenden oder
bestätigenden Rechte.
§2.
In Gemftßheit des § 1 diesos Vergleichs behalt jeder Tdl
sämtKche bisher erwachsene und noch nicht veigttteto Prozeß-
kosten aof sich.
§8.
£8 cedieren dem Herrn Freiherm Wilhelm von Schilling
sdne Fran Matter und seine Geschwister alle und jede Ansprüche
an die Verlassenschaft des 1754 verlebten Freiherm Karl Fde-
drich von Schilling und an die Gantmasse des Oberjägenneisters
Karl August von Schilling zu Thalheim, sowie an die bis jetzt
konstadirte Vermögens- und Gantmaase des verschollenen Frei-
herm Wilhelm Siegfried und (des nach Rußland ausgewanderten)
Ludwig Joseph Ferdinand von Schilling; jedoch ohne aUe Gewfthz^
leistung. Bftbei versteht dch von selbsti daß innerhalb einer
Monatsfrist dasjenige, was von diesen 3 Massen dnes oder das
andere der oedirenden Mitgheder der Ftoiherrlich von ScfailUxig-
sehen Familie ^a schon emgenommen haben soUtSi an den Fret-
herm Wilhelm von Schilling herausbezahlt wird, sowie daß mit
dieser Cession auch jedes Nutznießungsrecht der Frau Gehwn*
rfttin von Schilling an dem Vermögen und der Verlassensehaft
des (Preußischen Geheimrats) Freiheim Franz von Schilling aufhörte
§4.
Die Töchter der Frau Geheimrätin von Schilling und deren
resp. Herrn Geraahlo machen sich verbindUch, die Frau Geheim*
rätin von Schilhng für den in Gemäßheit des § 3 zu übernehmen^
den Verlust in der Art zu entschädigen, daß sie nicht nur die
Kent<\ welche bisher auf dem Vermögen des Freiherm Franz von
Schilling gehaftet hat, mit jälirlichen einhundert Gulden, sondern
auch lebenslängliche 5®/« Zinsen de^enigen Kapitals ihr von heute
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LelMBibMcliMibDngtti danr Schilling von Ouitett.
S85
an verabreichen, welches sie durch die Cession in § 3 an der
Freiherrlich Franz von Schilling'schen Verlassenschaft verliert
Fragliche Rente und Zinsen sind der Frau Gebeimrätin von Scbil-
lijQg alijährlich portofrei in ihren jetzigen Wohnsits zu liefern.
§ 5.
Die nachgeboroTun Brüder des Freiherrn Wilhelm von Schil-
ling verzichten für bicli und ihre Nachkommen auf die
tutenniüßige Vererbung der Deputate und n i( ht sich Frei-
herr Eduard von Schilling verbiudlich, die obervorniundschaftiicbe
Genehmigung in Bezug auf seine Kinder uachzubringeu.
§6.
Die Bestimmung des § 17 der Statuten, uoiluich dem Lehens-
besitzer ein ausschließliches Erbrecht in Bezug auf die Heirats-
güter kinderlos verstorbener Schwestern eingeräumt wuide, wird,
was die Tochter des Herrn Geheimrat von Schillini^; betrifft, dahin
abgeändert, daß die laudrechtliche Erbfolge eintreten hoH, insofern
diese Töchter nicht durch Verfügungen unter Lebenden oder auf
den Todesfall über ihr Vermögen dispouiren.
§ 1.
Die nachgeborenen Sühne des Herrn Geheimrat von Schilling
cediren dem Froiherm Wilhelm %*on Schillini^ ilK diejeni*j;en
Rechte, weiche ihnen we^i^en Rückfortkrung der an die Großherz.
Amortisationskasse gezahlten Allodifikatioustaxe zustehen mögen,
jedoch ohne Gewährleistung.
§8.
Vorstehender Veigleich soll, wie «cfa von zelbsi Yersteht, den
Rechten, welche einem der Paccecenten gegen Mtte ans irgend
einem Bechtsgrond zustehen mögen, nicht per e. judidren.
§9.
Freiherr Wilhelm von Schilling macht sieh verbindlich, für
seine Kinder die obervormondechaftliche Genehmigung in gehöriger
Form und namentlich mnter Beobachtung der im zweiten JBin-
führungsedikt zum neuen Landrecht gegebenen Voracfarifien su
erwirken und zwar soviel von ihm abhängt^ ohne Aufschub.
Gleiche Verbindlichkeit übeminmit Herr Hauptmann Arnold in
Begebung auf den Freihezm Rudolf von Schilling. Vorstehender
286
LebeDtbesehidbongen derer Scbilliof von Canstatt.
Vertrag wurde in vierfacher Ur^rlirift ausgeftTtigt, ein Fx^inplar
dem Freiherm Wilhelm von ^Sciuiliiif^, eines der Krau Geheimratin
von Sehilling, eines den Töchtern und eines den nacbgeboreoeu
Söhnen des Herrn Geheimrat vou Schilling zugestellt.
So geschehen, Karlsruhe den neunzehnten Februar, Eintausend
achthundert und drei und dreißig. (19. Februar 1833.)
WUhebn von SchOling.
Sdnaid von Sehflling.
Arnold, Capitain, als Vormund des
Freiherm Budolf von Schüling.
von Schilling, Geheimratewitwe.
Hofirat Eiaenlobr als Beistand.
Bmestine von Schilling
als Beistand von Beck.
KaroUne von FcMrbeok, MHtwe.
Freiherr von Stockhom als Beistand.
Earoline, geb. von Schilling.
Henriette v. fiUrichshausen, geb. v. Scbilliog.
Friedrich von EUrichshausen.
Friedrike von Vogel, geb. von Schilling.
BegieruDgsrat von Vogel.
Den 4. März 1837 der volljährig gewordene
Budolf von Schilling, Leutnant.
Noch im selben Jahr war hieranf «.das der Grniidlierrsehaft
von Schilling gehörige Hofgut ITohenwettersbach eine Slunde von
Durlach gelegen mit einer Bevölkerung von G28 Seelen, 110 Fa-
milien, 1000 Morgen Güter, wovon 40 für Wege abgehen und
97 Häusern, die alle auf grundherrlichem Boden stehen, durch
Staatsministerial-Reskript vom 20. Oktober 1833 Nr. 2517 zur
Kolonie im Sinne des Gemeindegesetzes erklärt worden».
(Grundbuch 5, Hohenwettersbach als Kolonie.)
Die diesbezügliche Vollzugsverordnung stellt alsdann nach
den § 153 bis 156 des Gemeindegesetzes vom 31. Dezember 1831
die Verhältnisse von Kolonien mit abgesonderten Qeroarkungen
im allgemeinen fest, regelt die Fragen der Aufstellung eines StaV
halters, der Handhabung der Polkei, der Armenversoigung, Ge-
haitaverhältnisse der Ortsangestellten, der Aufhahme neuer Ein-
sassen, der Steuerverhältnisse, des Schuluntenichls u. s. w. Im
besondem werden alsdann durch staafanunisterieUes Besktipt die
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LebensbeachreibuDgen derer SdiilUiig von Ganetetk. fi87
VerhftltmBae der Kolonie IVettersbach eiOrtert und durch Eintrag
in das Grundbuch gesetdich festgelegt Die diesbeztiglichen Punkte
mOgen hier aufgeführt, für das Einzelne aber auf das Qrund-
buch verwiesen werden. So wird in erster Linie der Inbegriff
der Kolonie dahin bestimmt, daß alle am 1. Mai 1832 auf dem
Hofgui Hohenwettersbach lebenden Insassen, im ganzen 110 Fa-
milien, daselbst durch die Staatsbehörde heimatberechtigt erklärt
werden.
Die Annahme künftiger Kolonen hängt von der Grund-
herrschaft ab.
Jedem eingesessenen Kolonen steht es &ei, eine Familie su
gründen.
In bezug auf die Verhältnisse der Kolonie wird gesagt, daß
das Hofgut Hohenwettersbach eine eigene grnnd herrliche Ge-
markung bfldet, deren Eigentum größtenteils dem Grundherrn
gehört; denn die Insassen haben kein Grundeigentum. Gemarkungs
polizei, d. i Flnrschutz, übt der Grundhrn aus.
Die Vozschiiften, weldie Fersonenfrage, Ressort und Gehalts-
verhältniase der Ortspolizei regeln, werden aufgeführt: die
Fragen der Armenunterstützung, d«r Gesundheitspolizei,
iusbesoadere der Hebammen werden eiOrtert
An öffentlichen Anstalten besitzt Hohenwettersbach eine
Kirche (Sommer 1840 durch Blitzstrahl eingeäschert), welche
durch Kollekte erbaut wurde, femer ein Schuihaus, welches
1842 durch Expropriation auf grundherrlichem Boden gegen ge-
richtlich bestimmte Entschädigung erbaut wurde.
Die Besoldung des Schullehrers wird teilweise vom Grund-
herrn, teilweise von den Insassen bestritten.
Die Erhaltung des einzigen vorhandenen Brünn eus
liegt der Hau|»t.sachc nach der Gutsherr.sebaft (»b.
Der Friedhof ist grundherrliclier Boden, die Mauer
um deus€ll)en wird zu ^[^ vom Grundherrn und Grundbcaitzer,
zu */3 von den Insassen bestritten.
Für sonstige Lasten: Anschaffung des Uegierungsanzeigers
und der Wochenblätter, für Amtsbot^nkosten, gilt der übliche
Gebrauch. '
Die Grundherr-scliaft und Grundbesitzer in der Kolonie haben
unter Aufsicht und Anleitung der Grundherrschaft die Kosten für
Unterhaltung der Straßen zutragen. Die Insassen aber haben
jährlich eiu bis vier Tage Fuhr- und Hauddienste zu leisten.
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888
LelMnibMcbreitrangeo derer Schilling tob OansUtt
Die Feldwege werden von den Pflchtem der an die Wege
anstoßendeD Güter aoterhalten.
Das Liegenschaftflregiflter führt im Grandbuch mit je-
weiligem Brandkaaseoanschlag an: Eine zweistöckige Scliloß-
wobnung mit gewölbtem Keller, Steinmauer mit vorgelegter
Treppe, einen sweistöckigen Stall mit Fruchtspeicher und Über-
bau der Dareh&brt am Wohnhaas, eine einstöckige SchloO-
stallung, eine einstöckige Ohaisenremise. Femer als Woh-
nung des Hauptpächters führt das damalige Grundbuch ein
swei stöckiges Haus mit Balken kell er und Waschhaus auf,
dabei den großen PSchtersOkottomiehof mit zwei Scheunen,
einem offenen Kelterschuppen mit Geschirr kämme r und
Holzstall des Hauptpäcfatem und den Schweineställen. Für
den zweiten Pächter ist ein einstöckiges Wohnhaus mit
Balkenkeller einer IVsatöckigen Scheuer mit SchaüstaU vor^
banden. Dazukommen: eine weitere einstöckige Scheuer mit
hohem Sockel, das ehemalige alte Holzhaus« auf der Süd- und
Westseite des Schlosses gegen den Schloßgarten gelegen, ein
Schafstall mit Heumagazin und Wohnung, eine daran an-
stoßende kleine Scheuer mit Stall Ton Hobs, das ehemalige
Backhauschen, ein an die große Scheuer angelegtes neues
Magazin, eine zweite große einstöckige Scheuer mit zwei
Ställen (der ehemalige Schafstall).
Der Batzenhof an der Ochsenstraße besteht aus einem ein-
stöckigen Pächterwolinhaus von Stein mit Balkenkellcr, ferner aus
einer einstückigen Sclieucr, ükonomiestali, iSehweinestülleu, Wasch-
haus und Keller.
Der Steneranschlag sämtlicher Gebäude (mit Ausnahme der
ebenfalls gruniiherrlichen Kirche) beträgt laut Katosterauszug auf
Summa 97 OBO Quadratfuß 25775 Gulden.
Bei der Schwierigkeit, Acker und Wiesen nach ihrer Lage
und Begrenzung zu beschreiben, muß diesbezüglich auf den Plan
and nachstehende HauptzusammensteUung der Liegenschaften ver-
wiesen werden:
Digitizeri t
Lebeuäbedchreibungeo derer Scbiiliog von CansUitt. 289
(Dunals aencs tMuliadieft 1[«B.)
Gebäude, H&user,
Moi|gen
Viertel
Ruten
Hof DDd Qftrten
10
1
69
87
Äeker und Wiesen
968
2
76
und Giftben
29
Raine, Abhftnge etc.
30
Im Bemts der Stnpfericber
Einwohner
71
Summa
1063
16
85
Der von der ürimdherrschaft je auf 10 Jahre mit den In-
sassen aV>zuscliließende Bpstandvertrag ist durch amtlich feet^
setzte BesUiidbediugungeii geregelt.
Nacli JFolio 23 des Lagerbuches und des T^elicnbriefes hat
ihr ( iniiidherrschaft auf der Gemarkung Holicn Weltersbach die
kleine Jagd auszuüben. Durch Kauf- und Tausch vertrag vom
30. Oktober 1811 hat nunmehr die Grundherrschaft die Jagd
auf der ganzen Gemarkung Hohenwettersbach vollständig auszu-
üben.
Die Schäferei boh-efrend und deren Waidgangsgerccbtsame
sind eingehende Bestimmungen niedergelegt. Nacli dem Lager-
buch Seite 3y — 46 hat die Grundhen-schalL Hohenwettersbacli auf
der GeniarknniT Holieuwettersbach, also auch auf dem innerhalb
derselben liegenden iÜppertfeld:
1. Den großen Zdmten von allerlei Fracbtgatttmgen, so die
Mühle bridhti
2. Den hldoen SSebnten,
3. Den Heuzehnten,
4. Den Weinzebnten anznsprecfaen und
5. von jedem Moigen Feld 20 Kreuzer Gült zu beziehen.
Über die Ablösung dieser im Lagerbuch näher beschriebenen und
hier oben genuiinttii Zehnten und Gült kam zwischen der Grund-
herrschall Ilülidiwettersbach und denjenigen Einwohnern von
Slui)ferich, welche uui' dt in bugtuanüten Rippertfeld (Hohenwetters-
bacher Gciuaikung) Güter besitzen, untt r:n 25. Februar 1841
Nr. 13 ein den Gr. Amti^rcvisoriatsaktt ii zu Durlach einregistrierte
ZeliüL und Gült Ablü.siin ^.svcrtrai.; v.u Htande, der mit
einer gesetzlichen Einrichtung aus feudaler Zt it au träumte, wie dies
auch mit der Ablösung des Schutz- und Fröhnd- oder Salzgeld gleich-
zeitig geschehen ist Insoweit waren um die Mitte der 1840er Jahre
Sit lurilto SdhBllBt t«a Ourtitt. W
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290 LebeiuibeMshrelbaiig«a derer ScbUliag voa CaosUtl.
diü wirtschaftlichen und amtlichen VcrhälUiisso Hohenweltersl achs
für absehbare Zeit geregelt; Wilhelm Heinrich feierte ein Jalir
nach dem 14. Februar 1844 erfolgten Tode seiner Mutter 24. Fe-
bruar 1845 seine silberne Hochzeit; aber das Ende desselben
Jahres war ein erschütterndes, indem der Zweitälteste Sohn am
10. November freiwillig in den Tod ging, ein Unglück, das um
so beklagenswerter i rscliien, als er zu einer damals mehr und
mehr gesteigerten kmjikbafteu Reizbarkeit des N'aters in Beziehung
gestanden. Der im Gegensatz hierzu im geselligen Verkehr rück-
haltlos von jedermann als einnehmend und liebenswürdig geschil-
derte Mann mochte im Innersten zu beklagen haben, daß ihm
von Jugend auf die unschätzbaren Segnungen traulichen Fumiheu-
lebens unbekannt gebheben, wenigstens war sein Vater, wie wir
ihn uns seinen Schriften gemiiß zu denken hätten, keni Hausvater.
So wurde schonungslose Strenge, die seinem Gewissen durchaus
berechtigt erscheinen mochte, nicht allein den Kindern, sie \\ iinie
auch der Gattin verhängnisvoll, gegen die er sich nicht lunider
schroff erweisen konnte. Wenige Jahre nach 1S50, der Hochzeit
der ältesten Tochter l-rouise, mit der ein vermittelnder guter Geist
das Haub verlassen hatte, trennten sich die Gatten. Die Mutter
lebte von da ab teils zu Karlsruhe bei der ältesten Tochter (jetzt
Kaiserstraße Nr. 220), teils zu Wettersbach bei ihrem ältesten
Sohne Wilhelm. Der Vater wohnte in dem Hause Nr. 46 der
Waldstraße, das er sich 1833 gekauft hatte. Die Bewirtschaftung
des Gutes hatte er seinem ältesten Sohn übergeben und beschäftigte
sich nun mit physikali.sehen Versuchen, namentlich mit der Pro-
pellerschilfsschranl>o: aber seine Ertulge wurden darum in Fraise
gestellt, weil es luibglückte, ein uiit dieser Erfindung versehenes
schweres Fain-zeug ins Freie zu bringen.
Über seine äußere Erscheinung lKd)en sich im Gegensatz zu
seinem Vater znverl:i.s.sige Naeliriehtt n erlialten, welche liozÜL'lich
der Gesichtszüge mit seinem in Wetter.'0)aeh heündiichen BüduiS
übereiustiramen. lOr .soll von kriil'ligeui Wuclis und nu^ir großer,
als mittlerer Natur gewesen sein. Er war blond, blauäugig und
hatte edle aujs(hueksvollc Züge. Seine Gemahlin war in ihren
Jugendjahren (ine lioehgefeierte Schönheit, bis ins hohe Alter
noch eine .'^tattliclie Erscheinung, und es verdient erwähnt zu
werden, daß ilie beträchtliche Körpergröße, wie .^ie unter Wilhelm
Heinrichs Söhnen auftritt, keia Schiliingscher« sondern ueubronn-
ficher Typus ist.
Digiiizea by LiüO^tc
LrtwBibiiflihwtbungen dtoMOt Sdiilling von Ctitttett. 291
Die Kinder worden anfleioidentlich hart gehalten, das EBsen war
überaus einfach, und diejenigen der Söhne, welche in Karlarohe
die Sdiule bcBuchten, muQten, wenn die Familie in Wettersbach
war, bei jedem Wetter und jeden Tag den herunter und
wieder surQck machen. Nichtedestoweniger schonen zeltweiBe
Humor und jugendlicher Übermut zu den lustigsten Streichen ge*
filhrt XU haben, worunter dann namentlich der Hofmeister, sowie
die alte^ taube Tante Louise Nr. 234 (Lawies) zu leiden hatten.
Eine interessante allgemein bekannte Figur yerkehrte'auch im Hause
Wilhelm Heinrichs: daa war des sGhwftbiachen Dichten Johann Peter
Hebels cVrenele». Sie wohnte in dem benachbarten GrQnweitem-
bacb, wo sich die W^ nach Wolfthrtsweiher und nach Hohen-
wettersbach achneiden. Wenn sie Gut kam, bekam aie ihren
KaflSae und enfihlte daltlr Geschichten mit und ohne Verant*
woitong.
Wilhelm Heinrich starb 6. Mai 1856 an einem Schlaganfall zu
Mannheim, als er nüt sdnem Sohn Franz den dortigen Maimarkt
besudit hatte. Seine Gemahlin starb nach langem schweren Krebs-
Idden am 26. Juni 1868 zu Karlsruhe in dem Hause, welches
ihrem nacfaherigen Schwiegersohn Dflrr gehörte, Hirschstraße 46
im untem Stock.
248. Georg WUMm SdnOmg van CamUOi, GroOherzoglich
Badiseher Obedeutnant im Dragonenr^giment Großheizog, Bitter
des Karl Fnedrich-Militar-Verdienstordens, geboren 20. Septem-
ber 1793.
Auch er scheint bei den auf den Beitritt Badens zur großen
Allianz im Wintor 1813 auf 1814 erfolgten Aushebungen die
militftiische Laufbahn erwflhlt zu haben. 1818 trat er von dem
Garde- du *Koips ins 1. Dragonertegiment ttber.
B«m Ausmarsch der badisehen Truppen nach Frankreich war
sein Regiment dem Befehl des in Brumath einquartierten Grafen
Wilhelm von Hochbeig, welchem die Blockierung der Festungen
Kehl, Straßburg, Landau, PlUzburg und Bitsch übertragen war,
unterstellt und befand sich vor Straßburg. Georg von Schilling soll,
wie erzBhlt wird, ein außerordentlich gewandter Reiter gewesen sein,
der eines Tages während der Blockade einen Hasen bis dicht unter
die Ifauem von Straßburg hetzte und untw dem Beifall der ihm zu-
schauenden Franzosen ins Lager der badischen Truppen brachte.
Li Mannheim, wo er nach dem Feldsnge in Garmscm stand, machte
er unter der ohnedies und bekanntermaßen lebhaften Bevölkerung
29*
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SM L«beosb«tdiNlba]igeii toer SdiOUag von GMutett.
schon dadurch von sich reden, dafi er mit vier Isabellen aoBsn^
fahren pflegte.
Objektive Aafseichnangen über seine militärische Laufbahn
oder Tagebücher von seiner Hand über sein Privatleben haben
sich keine erhalten; doch lebt eine Reihe unverbürgter Qerüchte
über seine Person fort, in» sie häufig jungen Kavalieren mlieb
und zuicid frei erfunden worden«
Es ist nicht klar zu erweisen, ob wirklich bei dem nach-
stehend geschilderten tragiBchen Ende Geoige von Schilling im
Zweikampf ein Fräulein von Trott, mit dem er verlobt gewesen
sein soll, oder eine Hofdame von Hornig eine ursächliche Bolle
gespielt haben.
Bas damalige Gamisonleben mochte auch, wo der kamemd*
schaftliohe Zusammenhalt des 0£ßzierkorps noch auf schwachen
FflOen stand, schwerlich solchen Elementen irgend welchen Halt
oder irgend welche Ablenkung sn verschaffen, die für beschau-
liches Dasein minder geartet waren. Wenig gOnstigen Einfluß
mochten damals gerade in Mannheim die vielen Ausländer flben,
welche gemüßigt waren, mit und ohne Nutsen den Hof der Groß-
henogin Stephanie aufisusuehen.'
15. März 1818 brachte die Mainzer Zeitung die Nachricht, daß
Qeoig von Sehilling, Leutnant bei der badisehen Garde zu Pferd,
von dem Ataehte der russischen Gesandtschaft in Mannhdm, Hemi
von Maltitz, im Zweikampf erschossen worden sei. Auch hier wurde
wie sonst der tatsächliche Grund des Zerwürfoissee durch Vor-
bringung kindischer Angaben verschleiert Schilling muß der Be-
leidigte gewesen sein; er hatte den ersten Schuß und fehlte. Mil-
titz streckte alsdann seinen Gegner zu Boden. Mit zwei Sdiüssen
war der Waffengang entschieden. Sehilling wurde alsdann in die
Wohnung des Fräulem von Trott verbracht und starb dort, von
ihr gepflegt, am dritten Tage. Doch wie er im Leben Aui^en
erregt hatte, knüpfte mxh bald auch an seinen Tod eine seltsame
Legende. Ab man nach dem Duell den allgemem bekannten und
beliebten und mit dem Tode ringenden Offizier am Schlosse vor-
über In die Stadt trug, soll ein am Mittelbau gegen die Rheintenasse
* Unter den Familien am Hofe zu Mannheim tratpii namentlich die
fok'cndtm Nanicu hervor: Herzog IJornhnrd von Weimar, Füratin Ljenburg^
Für»Uu iiobunluhe Barteneteln, Graf Ol»«ru<iorf, Graf Ingelheim, Gräfin Kazen-
eek (Hofdame), GrZllii Waldner, Fr»n von Stoimfeder (Oberhoftneiiteiiii), Ton
Gder, TOik Oemmlogra, von Leobreditiof.
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LebensbeschroibnjigBtt derar Schilling von Oanstatt
298
hin beschäftigter Glaser eiu Krenz aus Zinn oder Blei in der
Mauer betestigt haben zur Erinucrun^ an dies Ereif^is, was in-
dessen wenig glan})\vürdig sclieint. Als ein Zeichen aber des da-
inahgen Zeitgeschmackes mag ein Ring gelten, der noch jetzt im
Archiv zu Wettersbach verwahrt wird. Er hsit die Form eines
ungewöhnlich großen Siegehinges und zeigt an »Stelle des sonst
eingelassenen gcschnittenpn Steins eine mit tincra Gläschen ver-
schlossene herzförmige ivapsel mit der Umsclirilt: Georg Schilling
von Canstatt. Diese Kapsel enthält, wie ein dem Ringe beiliegender
Zettel bekundet, einen KnochenspUtter der Hirnschal© des am
13. März im Duell verwundeten Georg von Schilliug.
244. WüJielm Luduig Schälini) von Canstatt, geboren 25. März
1791 zu Hohcnwettei-pbach, getauft 27. März. Zu Gevatter standen
Ihro Durchlaucht die i'nnzessin Katharina Amalie Christine Louise
von Baden und die Prinzessin Eriedrike Karolinc Wilhelmine von
Baden, dermalige Königin von Bayern, auch die Frau Reichsgräfiu
von Hochberg, Gemahlin des regierenden Markgrafen von Baden.
Er starb G. Mai 1792 zu Hohenwettersbach und wurde am 8, Mai
im Garten daselbst begraben, wo er ein Denkmal hat.
245. Karoline Wühdmine ScJiiUing von Canstatt. geboren
2ö. März 1789 zu Hohen wettersbacb. Den 16. Mai 1789 machte
sie mit ihren Eltern die Reise nach Nordamerika und kam 1804
• auf ein Jahr nach Straßburg in Pension. 25. April 1813 vermählte
sie sich mit Viktor Ernst Ludwig von Porbeck, dem badischen
Hauptmann, Ritter des badischen Karl FriedrichMilitär- Verdienst-
ordens. Er war geboren 13. Mai 1786 tmd stand im Grenadier-
bataillon des Leib-Infanterieregiments zu gleicher Zeit mit seinem
Schwager Wilhelm Heinrich von Schilling, mit weichem er die
Schlacfal vor Paris am 30. März 1814 mitmachte. Er hatte am
Morgen vor der Schlacht die Nachricht erhalten, daß seine Ge*
mahlin glücklich von einer Tochter^ entbunden worden und teilte
das noch seinem Schwager kurz mit, ehe das Bataillon vorging.
Bald darauf starb er den Heldentod.
246. Wühämine Louise Schilling von Canstatt, geboren 12. Juni
178G zu HohenwetteisiMich, gestorben 13. Juni 1786 und daselbst
in der Qnift begraben.
* Die Tochter heiratete Bpäterhiu dcu Großh. Bad. Rittmeister und per-
«anUdieii Adjntaiitflo 8r. Gioßb. Hob«it des Markgrafen m»^»**»«" von Baden,
ladwig Schaler, nad wie unte« Nr. 858 enichtlieb, hdnttete deaeeo Todit«r
wieder ^oen SdiUling.
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894 Lobentbeschroibangen derer Schilling von Gaaatatt.
247, Karl Gustav Schilling von Canaiatt^ geboren 3. September
1785 zu Hobenwettersl)ach und den 5. September durch Herrn
Spezial Gerwig dabei bst getauft. Nach dem Tod seiner Mutter
kam er 1786 zu dem Herrn Profeeacr Wucherer nach Karlsnibe
in die Kost, bis ihm durch die zweite Heirat seines Vaters cino
zwtiitti Mutter gegeben wurde, die ihn auch stets wie ihr eigenes
Kind liebte und behandelte. Als seine Eltern nach Amerika reisten,
kam er 15. Mai 1789 zur Frau von Gültliugeu nach Berneck in
die Kost ]>i8 zur Zurückkunft seiner Eltern. Hierauf wurde er
von 1792 unter Anleitung von Hauslehrern unterrichtet, zog 1793
mit seinen Eltern nach Karlsruhe und besuchte das Gymnasium.
11. Januar 1794 flüchtete er mit seinen Eltern wegen Kriegs-
unruheu nach Nürnberg und ö. Juni 1796 abermals nach Neiden-
fels bei Crcilslujiin. Vom 1. April 1798 bis 1. April 1800 war er
bei Frau von Gültlingen in Karlsruiie in Kost und wurde 1799
konfirmiert. Da 1800 seine Eltern wieder in die Stadt gezogen
waren, kam er wieder zu ihnen, wurde den 8. September 1800
Fahnenjunker im Badischen Leib-Iufanteriercgiment, in welchem
er 9. Mai 1801 zum Sekondleutnant avancierte. Als er mehrmals
große Lust zum Kavalleriedienst bezeu^^te, wollte sein Vater an-
ftluglich hierein nicht willigen und ihn nach dem Tod seines
älteren Bruders lieber zur Wahl eines andern ]5erults veranlassen;
» allein er verharrte auf seinem Wunsch und wurdf demnach I.Mai •
1804 als der 3. S^kdudleutnant in das leichte Dragoncrregiment
nach Heidelberg versetzt, wo ihm 1805 ein militärischer Auftrag
erteilt wurde, ein fremdes ivunnuandü aufzuheben, welches er auch
nacli Ordre einbrachte. 19. Oktober 1806 wurde er zweiter Ober-
leutnant im Regiment und marschierte bald darauf von Berg-
hauseu aus nach Potsdam und Berlin und, von Berlin schon krank,
nach Stettin, woselbst er den 4. Januar 1807 abends zwischen
8 und 9 Uhr starb und den 6. Januar mit gehöriger Eskorte
und unter Begleitung sämtlicher Offiziere des Korps abends be-
erdigt wurde, wobei der Feidprediger Sachs eine sehr rührende
Rede hielt, wie aus der Meldung des Genontlleutnants von Clos-
mann an Seine Hoheit den Herrn Markgrafen Ludwig zu er-
sehen ist.
248. Ernst Friedrich Schilling von Canstatt, geboren 27. August
1784 zu Hohenwettersbach, wurde 30 fj;etauft und slmb 15. No-
vember 1802 als ütudeiu auf dem C vmnasmm zu Karlsruhe als
ein hoffnungsvoller fleißiger und sittlicher Jüngling allgemein be-
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Lebensbeschnlboogeti derer SchiUiiig von Oanetatt. 295
dauerl. Er hatte seine Eltern mit nach Nordatuerika begleitet,
war aber von Jugend auf kränklich.
249. Erwin Schilling von Cmista*f. Ingenieur Ix'im Zentral-
bureau für Meteorologie und Hydro(jr;){)hie der Oberdirektion des
^\^asscr- und Straßenbaues zu Karlsruhe, geboren 10. März 1857
zu Mosbach.
Nach der Vei-sctzung seines Vaters nach OfFenburg und dem
Tode desselben zog seine Mutter mit ihm nach Freiburg, wo er
die Schule besuchte und das Gymnasium absolvierte. Im Jahr
1877, wo seine Mutter nach Stuttgart übersiedelte, begab er sich
zum Besuch des Polytechnikums oachKarlfirohe, um das Ingenieur^
fSeush zu ergreifen.
Leider wie bei zwei ältern Brüdern trat auch bei ihm jedoch
verhältnismäßig noch früher ein Obrenleiden auf, das ihn mit der
Zeit völlig des Gehörs beraubte. Trotz dieses schweren Schick-
salsschlages versieht er unentwegt seine Arbeiten und hat sich in
solcher Abgeschiedenheit ein offenes Auge und empßlngUches
Herz auch für andere geistige Gebiete, namentlich für NatarwisseH'
Schäften bewahrt.
Solange es ihm noch möglich war, außerhalb des Bureaus
tfttig zu sein, arbeitete er unter anderm am Hafen, zu Konstanz
und speziell am neuen Leuchtturm am Binde der großen Kai-
mauer. Unter wsdiiedenen anderen Arbeiten hat er aadi z. ß.
die Vennessmig der großen Gutenbeiger Höhle im Lenninger Tbl
besorgt.
Er lebt zu Karlsruhe.
250. LuUgard Schilling von CanstcUt, geboren 3. April 1851
zu Stuttgart, vennählt am 3. Mai 1877 mit Paul Reiniger zu
Stattgart. Er war geboren 10. September 1829 und starb 1. Fe-
bruar 1903 zu Stuttgart, woselbst die Witwe lebt.
251. JSeinrieh Schilling van Canstatt, Königlich Pieu*
ßiscber Hauptmann außer Dienst, Ritter des Eisemen Kreuzes,
geboren zu Heidelbeiig 25. Juli 1849, gestorben 18. Mai 1903 su
Hirsau bei Calw, vermählt in Dansig 1. Aptü 1884 mit Johanna
Simony.
Seine erste Jugend verlebte er im Eltemhause, besuchte das
Gymnasium zu Heidelberg, sowie die Schule zu Mosbach. 1865
trat er in das Badische Kadettenkorps zu Earlsmhe^ wurde 1868
Portepeefthnrich im 2. Badischen Infenterieregiment «König von
Fk«uOen», spftter 2. Badisches Grenadier-Hegiment «Kaiser Wil-
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296 Lebensbeechreibangen derer ächiUinf von CuutaU.
heim I.» Nr. 110 uod 1869 Leutnant in demaelben Be^^ment
Im Fddsuge gegen Fraakreicli nahm er teil an der Schlacht bei
Worth, an der Belagenmg von StraOburg, wihrond welcher er
. verwimdet wuid^ üemer an den Gefechten von Btival, am Ognon,
bei DijoD, bei Paeques, bd Nuita und an der Schlacht an der
Liaaine. FOr aeine Vordknate erhielt er das Beeme Kreuz. 1878
wurde er zur Unteroffizierachule nach Potedam kommandiert, 1876
zum Oberleutnant befördert, hatte er die Ehre, ins 4. Qarderegi-
ment au Fuß versetzt zu werden, und wurde bald darauf zum
Adjutanten bei der Inspektion der Infanteriesohokn ernannt
lütte der aiebz^rer Jahre zeigte sich bei ihm dsa ente Auf-
treten eines schweren Gehörleidens, venusacht durch die Strapazen
des Feldznges. Infolgedessen fand er noch Verwendung bei den
Festungsgeianguissen in Mainz, Wesel und Danzig, bei letsterem
als Vorstand.
1882 erhielt er den erbetenen Abschied mit dem Charakter
als Hauptmann und der Armeeuniform. Sein mehr und mehr
zuuehmendes Gehörleiden zwang ihn, sich von der Umwelt zu-
rückzuziehen. Nun begann er sich mit eiserner Energie in natur
wissenschaftliche Studien zu vertiefen, für die er schon längst
eine große Neigung bekundet hatte. Schon wälirend vt in Berlin
stand, hat er alle Mußestunden zu Studien im Aquarium benutzt,
und seine Begabung für diese Wissenschaft ermöglichte ihm bald
ein überaus gründliches Eindringen in diese Materie und tiii
sicheres Beherrschen derselben. Bald war er eine unumstrittene
Aiitoritflt auf dem Gebiete der tierisciicn bcluidliuge unserer
Garteu- und F i^ldkuhiwün.
In Fachkreisen wurde sein Name mit Stolz und \\ ielinjiig
genannt und weit über Deutschlands Grenzen hinaus riilinilif hat
bekannt wurden von Scluliiugs Bücher und Schriften, au ihrer
Spitze sein unvergleichliches Meisterwerk «Durch des Gartens
kleine WunderwoIt>, ferner Beine Werke «Schiidlmge des Obst-
umi Weinbaues», «Schädimge des Gemüsebaues*, «Allerlei nütz-
liche Garteniusekten», «Praktischer Ungeziefer-Kalender», «Land
Wirtschaft« - Kalender» und eino Menge kleinerer Aufsätze im
«Praktischen Ratgeber im Obst- und Garteubau» » sowie im «Leh^
meister im Garteu und Kleintierhof».
Es wird an andrer Stelle hingewiesen, wie er bei seiner mühe-
vollen stillen Forscherarbeit unterstützt wurde durch eine un-
schätzbar glückliche Hand und sein ungemein feines Verständnis,
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Lebenabeachrailningttii darar fiohUUng Ton Ciartitt.
297
Erkanntes und Geschuiites in gemeinverständlicher zeichnerißcher
Darstellung sowohl wie sülisti-ch wiederzugeben. Seine inikru-
skopischcn Präparate müssen M isier in ihi-er Art gewesen sein,
und was er in lnuger Erfahrung der iMuttpr Nntur an Geheim-
nissen abgerungen, fand er so oft in herrlicher Klarlieit be-
stätigt, wenü er sein vertrautes Instrument mit Meisterschaft
handhabte.
«Und weldi köstliche Clahe besaß er, mit seinem reinen
menschlichen Empfinden, seinem goldenen Herzen selbst dem
härtesten Stoffe Leben und Wärme einzuliauchen. Ein wnnder-
tiefer Zug reiner Menschlichkeit schwebt um alles, was dtr ein
same Philosoph von Friedrichshafen geschheben und im Bilde
geschieh rt hat.>
Er hat nach seiner Verabschiedung in Neufahrwasser von
an im nannten «(»laserhiiusle» bei Moersburg am Boden-
seo und zuletzt in Friedrichshafen gelebt. Kr starb zu Hirsau
am 18. Mai 1903, wohin er sich zur Erholung mit seiner Ge-
mahlin hegeben hatte, im Hause seiner Schwester Bertha.
«Ein leises Wehklagen wird um Pfingsten durch die deut-
schen Gärten gehen» — schrieb im «Praktischen Ratgeber für
Obst- und Gartenbau von Schiüings Verleger E. Trowitsch in
Frankfurt an der Oder, und ein alter ihm ewig dankbarer Gärtner,
Freiherr Moritz Göler von Ravensburg, widmete ihm folgenden
Nachruf: «Fleißig und mit tiefem Verständnis das Mikroskop be-
nutzend, hat er die Ergebnisse seiner Forschung in Wort und
Bild den Freunden der Natur, des Garten- und Obstbaues in
eigenen Werken und verschiedenen Zeiiachriften dargeboten. Seine
DarsteUnngen bezeugen ebensowohl den Meister in anspruchslosen
Zeichnungen und fiUdchen als im leichtverständhchen Ausdruck
des GeBchiiebenen, und dies alles atmet neben tiefem Glauben an
den allweiMO Schöpfer und warmer poetischer Empfindung einen
köstlichen Humor, der am rechten Ott zum Uebeoewürdigen
Schalk auswächst.»
252. Bertha SchiUhiff von Canstatt' geboren in Heidelbeig
2ö. November 1846, vermählt 24. August 1871 mit Theodor Wehe,
gestorben Oktober 1899, Dozenten am Kings College in London.
Sie hatte schon vor dem Gemahl ihrem bei der Marine die-
nenden Sohn durch einen Unglücksfall verloren und zog mit dem
schon schwer kranken Gatten nach Deutschland zurück. Nach dem
Ableben desselben baute sie sich in Hirsau bei Calw eine kleine Villa.
296 LsbaoibeidireibiiQgeii derer Sebillios von Cuiitatl.
263. Ferdinand Heiiirii h Anton Schilling von Canstatt,
Großherzoglich Badischcr Hofjagermt istor iin<l KfiiiiglichPreußisscher
Leutnant a. D Ritter des Ki^fmcn Kreurp? und der Foldzu^s-
medailie von i sTO 1871 und der Kai l Fnedricli- Militiu Ve rdienst-
medaille, des Preuß. Fot Adler . rdrns 111. Kl. und des Kronen-
Ordens II. Kl., des Komman 1* iirkreuzes des Schwedischen Wasa
Ordens und des Kommuudeurkreuxes des KüxiigL BayriscbeD
Ordens vom H. Michael II. KI. mit Stern.
Geboren 4. Februar 1845 zu Heidelberg im Emmerlingschen
Haus beim Krahnen, vermählt 6. Oktober 1875 mit EHsabcth, ge-
borenen Schuler, Tochter des Großherzoglich Badischen General
leutnants a. D. Ludwig Schuler und seiner Gemabliu Karoline,
geborenen von Porbeck (siehe Nr. 245).
Ferdinand verlebte seine Kinderjahre und seine Knabenzeit
im elterlichen Hause am Karlstor zu Heidelberg bis zum Jahr
1855. Ostern 1852 war er in die Ehrhardtsche Privatlehranstalt
in Heidelberg eingetreten und 1854 in die unterste Klasse des
dortigen Gymnasiums. Von 1855, nach Versetzung des Vaters,
besuchte er die höhere Bürgerschule in Mosbach und wurde da-
selbst 1858 in der Stadtkirche durch Herrn Pfarrer Fellmeth kon-
firmiert. 1860, nach abermaliger Versetzung des Vaters nach
Offenburg, besuchte Ferdinand das dortige Gymnasium bis zum
Jahr 1863. Im Herbst 1863 trat er in die Forstsclmlo zu
Karlsruhe ein und absolvierte diese Ende des Jahres 1866, um
welche Zeit er sa Kadsmbe (im Stftadefaaus) das Staataeiamen
ablegte.
Januar 1867 wurde er unter die Zahl der Forstpraktikanten
aufgenommen und ipsxt Bezirksforstei Pforzheim (HoÜDoann) versetzt
(die sein verstorbener Vater in den 1830er Jahren verwaltet hatte).
Nach einem im Hagenschieß stattgehabten Renkontre mit Wilderern
wurde Ferdinand Ende März 1867 als Gehülfe zur Bezirksforstei
Kiichzarten (Hartweg) versetzt, wo er bis November 1869 verblieb.
Er verkehrte in dieser Zeit viel in Freiburg, und es ist von Interesse,
zu erfahren, da0 die Figur des Hirschs auf dem ITirschsprung-
felseii im Höllental imter seiner Leitung in jener Zeit aufgestellt
wurde. Von dort aus machte er audi die Mooswaldjagden mit
August 1869 unternahm er mit seinem in Österreich weilenden
Bruder Karl eine Beise nach Wien und eine größere Fußtour
durch das Salzkammetgui und Tirol. 16. November 1869 wurde
er nach Baden-Baden sur dortigen Bezirksforstei (Kißliug) yersetst
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LfibeiiabMchraibangazi derer SchUUng von Oamtett. 399
und Anfang März 1870 zur Bearksfontei (Bicbler) nach Ziegel-
bansen.
Ale im Juli 1S70 der Krieg mit Frankreich ausbrach, begab
et Bich ztmftohst zu ;;cincr in Offeuhuig allein wohnenden Mntter»
um ihr gegebenen Falles ein Schutz zu sein.
Alsdann nahm er von seiner Bezirksforstei Urlaub auf Kriegs-
dauer, um als Kriegsfreiwilliger einzutreten. Zu diesem Zweck
begab er sich, nachdem er in Karlsruhe einen Eisen bahn waggon
mit Liebesgaben im Auftrage des Frauenvereins Offenburg ab-
geliefert, zu Fuß über den Rhein und traf bei Hagenau badische
Troppen, denen er sich zunächst als Zivilist anschloß. 18. August
1870 wurde er rlaim in der Nähe von Mundokheim auf offener
Landstraße als Füsilier der 10. Kompagnie (Hauptmann Steiglehner)
des 6. Badischen Infanterieregiments eingekleidet und erhielt ein
Zündnadelgewehr, mit dessen Handhabung ihn Sergeant Zipse
vor StraObuig vertrant machte. Die Mutter, obgleich sie schon
zwei 8(^hne im Felde stehen hatte (Wilhelm und Heinrich), willigte
mit Freuden in seinen Entschloß ein.
Im Verlauf des Feldzuges machte er nun außer der Be*
lagerung von Straßbiu-g noch die Gefechte bei der Einnahme von
Kolmar mit und femer diejenigen bei Plaine nnd Clairefontaine,
Nompatelixe, D^on, St. Jean dn Losne, Darois nnd Prenois, An-
tun, Gh&teannenf, Rioz, VillerBexel nnd die dreitägige Schlacht an
der Lisaine, bei welch letzterer er hauptsächlich bei Verteidlgnng
dea Dorfes Chagey Gelegenheit fisuid, sich auszuzeichnen.
Als henronagender Schütze UaaA er häufig besondere Ver-
wendung, und wild eisfthlt^ daß z, B. gerade in den DefensiT-
stellungen an der Lisaine er weit seitwärts sdner Kompagnie !0r
sich einen Schützengraben durch einige Mannschaften, die ihm
dann als Bttchsenspanner dienten, ausheben lieO. Die Überlegene
Feuerwirkung des Ghasepotgewehrea vor dem Zündnadelgewehr
erkennend, hat er sich auch in ausgiebiger Weise des erstem be-
dient Bei Nompatelize hatte er nahezu 100 Kugeln und zum
Teil aus nächster Nähe zu veischießen. Wdhnachten 1870 war
er zum Vizefeldwehel ernannt wofden und führte als solcher den
Schützenzng der 10. Kompagnie; beteiUgto sich jedoch während der
letzten Tage an der Lisaine von der Barrikade ans mit drei Ge-
wehren am Feuer auf den Feind, und mitten im schäifiton Ge-
fecht fand er noch Zeit, mit der Kugel einen Knuntsvogel von
einem Bimbaum heiabzuholen. Hier büßte er durch eine in der
MO Leb«iiabaMhi«ibiin8«n derer Bohiiliog von OansUtt
Nähe krepierende (iranate sein Gehör auf der iiuken Seite ein
und wurde infolgedessen unter Verleihung einer Pension als
dauernd HailjiüvaUde erkiai L. Nach dem Feldzuge marschierte er
mit dem Regiment in die (.iiiriuson Konstanz. Er hat während
des ganzen Feldzuges ein Kriegstagebuch geführt, welches er mit
seinen übrigen Tagebüchern dem Famiheuarchiv vermachte.
Pfingsten 187 J trat er wieder in den aktiven ForsUlienst zu-
rück und wurde auf kurze Zeit nach Säckingen als Bezirks forstei-
gehülfe (Bezirksfbrster Guttenberg) versetzt, sodann den Bezirkö-
forsU icn Forbach, Sulzburg, Ende 1871 Ottenhöfen, 1872 Rothenfels
bezw. Gaggenau zugewiesen und 1872 zum Forsttaxator ernannt,
verblieb in dieser Eigenschaft bis 1876 und bereiste bei seinen
Forsteinrichtungsarbeiten mit mehr oder minder kurzem Aufenthalt
die Forstbezirke Emmendingen, Kenzingen, Mahlberg und Buchen.
«1875 am H. Oktober, dem Tage von Nompatchie, vermählte
eich Ferdinand mit Elisabeth Schüler und machte das junge Paar
die Hochzeitsreise nach Frankreich und besuchte die Schlacht-
felder, auf welchen fünf Jahre früher der Gatte so heldenmütig
gefochten hatte. Zunächst ward Wohnung in Freiburg genommen
zur Ausarbeitung der Taxaüonsarbeiten. 187G wurde Ferdinand
im Allerhöchsten Auftrag Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs von
Baden Riif dii im Kreise Schildberg in Posen gelegenen Be-
sitzungen Iluclistdesselben gesendet, um die dortigen Waldungen zu
taxieren und ein richtiges Einrichtungswerk über dieselben auf-
zustellen, weiche Arbeit me])ren Monate m Anspruch nahm und
80 zur Zufriedenheit des hohen Besitzers ausfiel, daß rdiiiand
aus der Handkasso Sr. Künigl. Hoheit des Großherzogs auüer den
geordneten Diäten und Reisekosten ein Geschenk von 1000 Mark
erhielt. Herbst 1876 wurde er für kurze Zeit Dienstverweser der
Bezirksforstei Schwetzingen, bis Februar 1877 der sehnlichste
Wunsch des Ehepaars in Erfüllung ging durch Ernennung zum
Bezirksförster in Neckarschwarzach bei Aglasterhausen ; in dem
idyllisch gelegenen Forsthaus, das Ferdinand mit großem Geschick
zu einem reizenden Sitze umzugestalten verstand, verlobte das
Paar 17 glückliche Jahre im angenehmsten geseUigen Verkehr in
mnigcr I^roundschaft mit den in der Gegend ansässigen Familieii
und hatte das gemütliche Forsthaus verschiedene ^fnle die Ühro,
hohe Gäste zu beln rhergen ; Während der Manöver 1892 Seine
Königl. Höh. den Groliherzog Friedrich und in di-n 80er Jahren
den leider so früh verblichenen Prinzen Ludwig von Baden, von
Digitize
Leb«nBbeBchreibungen derer Schilliog ron Canstatt.
301
deMOQ Anweflenhat im Gemdodewald yon NeunkircheD noch
faeato «in Gedenkstein Konde gibt, den Ferdinand errichten ließ.
Aaeh Seine Gioflh. Höh. Prinz Kerl von Baden eriegte im Reg-
berg 1892 einea Anerhahn.
Mit ganzer Seele seinem Berufe ala Forstmann ergeben, wid-
mete sich Ferdinand mit der ihm eigenen Tatkraft, Energie und
Sachkenntnis dem Betrieb der Forstwirtschaft in seinem Benrk;
seine äußerst wohlgelongenen Kidtaren und Verjüiigungen waren
sein Stolz und verstand er es mit großem Geschick, in den steilen
Bexghalden der NeckarbergwalduDgen ein ausgedehntes Wegnetz zu
bauen, das die ganze Gegend dem Verkehr erschloß und die Ver-
anlassung war, daß die Holzpreise um ein Beträchtliches in die
Höhe gingen bei den Holzversteigemngen.. Die Domftnendirektion
als vorgesetzte Behörde gab in verscMedeoen VisitationsprotokoUen
ihre Zufriedenheit in der anerkennendsten Weise kund. Fast
sämtliche Staats- und Gemeindejagden des Bezirkes von Neckar-
schwarzach hatte v. Schilling nach und nach in Besitz als Jagd-
pfiehter gebracht, ^en vorzüglichen Behstand erzielt und sogar
im vorderen Ceutwald im Begberg einen Auerhabnenstand ge-
gründet, der heute noch besteht unter der Obhut des Prinzen
Alfred zu LOwenstein auf Schloß Langenzell.
1885 wurde Ferdinand zum Eammerjunkcr, 1890 zum Kammcr-
herm ernannt.
Schöne Beisen nach Norddeutschland, Belgien, Sdiweden-
Nordkap, Italien, Österreich unterbrachen &Bt alljährlich die Stille
des heimischen Landlet>ens.
Im Jahr 1893 wurde Ferdinand in den Hofdienst berufen als
Ho^ägermelster und Vorstand des Hofforst- und Jagdamtee Karls-
ruhe, wohnte einige Monate in Schloß Stutensee, bis er sich in der
Besidenzstadt ein Haus in der Jahnstraße kaufte. Wahrend der Zelt
seines Hofdienstes ward ihm viermal die hohe Ehre zuteil, Seine
Majestät Kaiser Wilhelm II. zur Auerhahnenbalz auf dem Katten-
bronn zu geleiten, und geruhte im Jahr 1892 AllerhOchstdeiselbe
gelegentlich einer solchen Anwesenheit den ehemaligen kriegs-
fireiwilligen Vizefeldwebel zum Leutnant zu ernennen. Auch Kron-
prinz Gustav von Schweden war bftufig auf badischen HoQagden
anwesend und seiner Überaus gnädigen Geännung verdankte
Ferdinand die huldvolle Einladung König Oskars von Schweden
zu der Elchjagd in Huimberg und Edsmeren September 1896, wo-
selbst er das Glück hatte, mit 6 Elchen und 2 im Flug mit der
802 liebeiisbeMfafelbaiigeii derer ScbllUog von Oeaatotl.
Kugel erlegten Auerbahnen Jagdköuig zu werden. In seine dienst-
licbe Tätigkeit in Karlsrahe f&Wi neben vielfachen Verschönerangs-
anlagen die Erbauung des «Parkhansea» an der Friedrichstaler
Alke zu Versteigerungszwecken und die Nenunifonnierung dee
HoQagdpersonals. 1896 erhielt er Maitrerang und 1897 wurde er
sum Vorstand des als Oberbofstelle nen gegründeten Hofober-
fontamtes ernannt.
Die Polgen der eriittenen Kriegsstrapasen machten sieh auch
bei Ferdinand im immer schwerer auftretendem Geborleiden g^tend
und yeranlaOten ihn» Herbst 1899 bei Sr. Königl. Hob. um seine
Pensionierung einzukommen, welche ihm in Anerkenntmg mnet
langjährigen treuen und ersprießlichen Dienste und unter Ge-
währung emes Buh^gehaltes von 5200 liCark huldvollst gewährt
wurde; Erlaß der Generalduektion der Gioßh. Zivilliste vom 5. Sep-
tember 1899.
Er unternahm nun mit semer Gattm eine Reise nach Skutaii
in Albanien, um den Nachlaß seines dort verstorben«! Bruders
Karl SU ordnen, und brachte im Februar 1900 das ScfalOflehen
Leipheim a. d. Donau bei Ulm in »einen Besitz dnrdi Kauf.
Mit dem ihm eigenen Talent für Landschaftsgärtnerei gelang
es Ferdinand, aus den das Schlößchen umgebenden verwilderten
Grundstücken einen schönen Park mit Weiber und Blockliütte zu
schaffen, der zur Zierde des Städtchens gereicht. Auch zahlreiche
Obstbäume wurden mit Sachkenntnis gepflanzt und damit der
Wert des Besitztums auch nach der praktischen Seite gehoben,
den Eigentümern eine behagliche Heimat gegnindet. Auch ein
selten schönes Jaj^drevier errang sich Ferdinand in kurzer Zeit,
80 die Günzburger Moosjagd etc.
1903 feierte er sein öüjähriges Jägerjiibiläum; die bis dahin
erlangte Stückzahl des erlegten Wildes beläoft sich auf 23 296 Stück,
und 23472 Stück bis zum Lebensende!
Als ecliter Waidraann und trefflicher Schütze ist Ferdinand
in weiten Kreisen bekannt geworden, wie er auch ein gründlicher
Kenner auf dem Gebiete der Ornithologie und Naturwissenschaften
gewesen ist'
Ein kurzer Lebensabend war dem alleseit tätigen Manne ge-
gönnt» er starb zu Leipheim an den Folgen eines Sehlaganfalles
am 9. Juli 1904 und ist auf dem dortigen Friedhofe beerdigt
Bein letzter Weg war f«erlich und sohOn, die allgemeine Teilnahme
LebtubcidMibangen derar SdiilUog von Oustatt. 808
zeigte, wie beliebt er war» Veteranen tragen den Saig und gaben
ihrem Ehienmitglied die Salven ins Grab.»
Er war von Wachs eher klein; aber alles an dieaein eigen-
artigen, leidenaehaffliGfa tätigen, Intelligenten Manne bis in die
feinste Faser hinein war hochgespannte Willens- und Tatkraft.
Wer ihm jemals ins stechend scharfe Jigeraug^ gesehen» der wird
seiner nicht vergessen.
854. Kari ScMUing van CwMiaU, Großherzogl. Badischer
Leutnant a. D., Kais. KOnigL Ostenreichiaeher Forstmeister, geboren
22. April 184a zn Heidelbeig, gestorben 19. September 1899 zu .
Skutari In Albanien. Er war nnvermählt. Er wurde zu Heidel-
berg eraogen und besuchte daselbst das Lyzeum, nach Versetzung
seines Vaters die hohcro Büigerochule zu Mosbach und zuletzt
das Kadettenhaus zu Karlsruhe. Er wurde 14. Desember 1862
als Leutnant im Gioßheizoglich Badischen 3. Infanterieragiment
angestellt» erhielt jedoch 9. Mai 1866 den nachgesuchten Abschied
bewilligt mit der Erlaubnis In fremde Dienste zu treten. Er
studierte nun das Forstwesen auf der K. K. Forstschule zu Maria-
brunn in östeneich und wurde 1870 in Fürstlieh Liechtensteinsohen
Diensten als Forstadjunkt zu Karlsberg und Lundenbuig ange-
stellt 1874 wurde er Assistent im Lehr&ch an der Hochschule
für Bodenkultur in Wien und zwar betrat er die Lehrkanzel fftr
• foistUdies Ingenieurwesen. 1875 erhielt er das Beisestipendium
vom K. K. Ackerbauministerium zugewiesen und unternahm Stu-
dienreisen nadi Norddentsehland, England und Frankreich. Als
Erster mit Auszeichnung bestand er 1876 die höhere Staatsprüfung
für den technischen Dienst in der Forstverwaltung zu Wien und
trat 1877 zum praktischen Forstdienst Aber in AUand (Nieder-
Östeneidi), Mittersill (Finzgau) und in Görz, sowie später in Mon-
tona und Idria als Forstingoiieur.
1880 erfolgte seine BSmennung zum Forstverwalter fOr Sre-
brenica im Kjkob Tusla in Bosnien und im selben Jahre s^ne Be-
li^rderang zum Forstingenieur mit dem Bauge eines Forstmeisters
bei der Landesregicruug von Bosnien und der Herzegowina in
Senyewa Bosnien befand sich zu jener 2Sdt unter Verwaltung
des Landeskommandierenden der Okkupationstruppen unter Be-
fehl des Feldzeugmeisters '\Knihelm, Herzogs von Württembeig.
Hier fand Karl von Schilling eine hochinteressante Tätigkeit
in der Mitwirkung bei den Arbeiten der neuen forstlichen Ein-
richtung der groOen, zum Teil noch im Urzustände befindlichen
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804 IiabentlMMliNlIniiigeii derer SohOling fon Oenktett
Waldflächen BoBoiens. Weite Erkundiingsriite, meist unter Be-
deckung von KaTalleriepatrouillen, führten in die vom deutschen
Forstmami noch nie berührten Urwaldungen und in die schroffem
Felsgebirge. 1885 wurde er mm provisorischen Forstmeister er-
nannt. Ein Sturz mit dem Pferde und hochgradige SchwerbOiig-
keit, wohl veranlaßt durch die Folgen einer Kopfverletzung, die
er in Idria 1880 bei einem Überfall von Landescinwohnem er-
halten hatte, machten eine Versetzung in milderes Küma erfor-
derhch. Er übernahm die Forst- und Domänenverwaltung auf
der Insel Meleda im Adiiatischen Meer. Auf dieser schönen, aber
einsamen Insel wirkte er drei Jahre. 1889 wurde er mit forst-
lichen Straßenbauten in der Bukowina beauftragt und 1890 bei der
Forstdirektion in GOrz verwendet, woselbst er sdne aus Gesund'
heitsgründen erbetene Pensionierung erhielt.
Nach yorfibergehendem Aufenthalt in Süddeutscbland und
Ungarn zog er 1892 wieder nach Bosnien, wo er vom gemein-
samen Ministerium in Wien mit der Ausarbeitang eines Genml*
Projekts über die Einriohtung von Wildbanngebieten beauftragt wurde.
Seinen Vorschlägen gemäß wurden große Jagdschongebiete abge-
grenzt und trat Karl von Schilling zu deren praktischer Biiniich-
tung und Oberaufsicht wieder in dienstliche Funkticm. Er lebte
mitten in seinen Jagdgebieten in abgelegenen Jagd> und Foist-
sehutahäusem. Seine häufigen Dienstreisen, mdst zu Pferde, fUuien
ihn durch das ganse Land, mit dessen Bevölkerung er, bald der
Landessprache mächtig, gut su verkehren verstand.
Ausgestattet mit einer sehr scharfen Beobachtungegabe und
einem reichen Schatz von Erfahrungen und Kenntnissen, widmete
er sich neben seiner dienstlichsn 1?fttiigkeit den Studien auf dem
Gebiete der Zoologie und Omithologte. Die Resultate seiner Fa^
schnng reichte er von Zeit zu Zeit m geordneten Berichten, be-
gleitet von wertvollen Beutestttcken, an das Landesmuseum in Seia-
jewo ein, welches ihm wiederholt den cDank im Namen der Wissen-
schaft» aussprach. Seine Tagebttxsher bieten eme reiche Fundgrube
aus dem Gebiete der Natur-, Forst- und Jagdkunde; sie bringen
auch manche interessante Schilderung über die Bevölkerung der
von ihm besuchten Länder. Viele mit kflnsüerischem Talent ge-
fertigte Zeichnungen und Skizzen sind beigeftlgt
1898 gingen die neugegründeten Jagdschongebiete Bosniens
an die Verwaltung von Mitgliedern des Kaiserhauses über und
unternahm Karl von Schilling mit Zustimmung des Landesmu-
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L«l>t&BlMichr«ibnDg«n d«nr Schflliag von Caostett 806
Benins eine Studienreise Dadl Griechenland und Montenegro, um
80 mehr und lieber, als er sein bisheriges Forschungsgebiet als für
sich erschöpft hielt. Er verbrachte den Winter in Griechenland
und begab eich 1899 nach Albanien, wo er in Skutari bei dem
türkischen Generalgoaverneur, Marschall Kiazam Pascha, freund-
liches Entgegenkommen für seine Forschungszwecke fand* Im
Juli siedelte er nach San Nicola di Bojano, in eine wegen ihrer
Sumpfluft als gefftbrlich bekannte Gegend, über, die in ornitho-
logischer Beziehung reiche und seltene Ausbeute versprach. Trotz
aller Warnungen ließ er sich von den bogonnenon Studien nicht
abhalten und wurde er infolge schweren Sumpffiebers ein Opfer
seines Berufes. Im deutschen Hospital zu Skutari starb er am
19. September 1899 au Malaria. Wenige Tage auvor hatte er
seine letzten wertvollen Berichte an das Museum zu Serajewo ge-
schickt, dessen Vorstand ihn als einen ungemein scharfen Beob-
achter der Tierwelt und seine omithok^gisofaen ZugsbeobachtODgen
als ganz vortreffliche bezeichnete,
255. TFIIAelm^^iaiti^ t^OoiMfaCI^KdnigUchPreußisclier
Generalleutnant z. D., Ritter des KitterkreuKes des Großhers. Bad.
Earl-Friedrich-Militärverdienstordens, des Bitterkieuses II. Klasse
des Groflh. Bad. Ordens vom Ztthringer LOwen mit Sehwwteni,
des Eisemen Kievuses, des GrofikrouzeB des Groflh. Bad. Ordens
vom Zftbringer LOwen, des KChl Freoß. Kronen-Ordens I. Klasse,
des KOn. Ftenß. Boten AdIer*Ordens II. Klasse mit dem Stem
und Eichenlaub, des Grofikreuzes des Großb. Hessischen Ve^
dienstordens Philipps des Großmütigen, des KOnigUeb Wilrttem-
bergisdien Friedrichs-Ordens Komturkreuz IL Klasse, des Katoeri.
und Königl. Bussiscfaen St Stanialans-Oidens I. Klasse. Vermfthlt
am 1. JuU 1869 zu Baden-Baden mit Luise Chnmm, geboren
29. Dezember 1841 zu Weinheim, Tochter des Großh. Badischen
Hofirats Albert Ludwig Grimm.
Er ist geboren 6< August 1841 zu Seeliaus bei Pforzheim.
S^e erste Erdehung genoß er im Ettemhause, besuolite die
Schulen zu Heidelbeig und Mosbadi und trat 1856 in das Ka-
dettenhaus in Karlsrobe m. 25. Apnl 1859 wurde er als Portepee-
fthnrich dem Gioßb. Bad. 3. FOsilierbataUlon zugeteilt, in welehem
er 19. Juni 1869 Leutnant wurde. 20. Februar 1861 zum Bad.
5. In&nterieregiment versetzt, wurde er am 20. Juni 1866 in dem-
selben zum Oberleutnant beförderte Er maohte als sdöher in der
Stellung als Adjutant den Feldzug 1866 g^gen Fkeußen mit und
Ute Vuallte StiMlUiii foa Onitott. SO
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806 LetwiwiMiicbveibQDgen derer Sdiflling yöh Cvulait
DOhm teil au den Gefechten bei IlunJlieiin, Werbach uud Gerchs-
hoim, sowie an der Hescliießung von Würzburg. Im selben Re-
giment marschierte er zum Feldzug 1870/71 als Kompagniefiihrcr
gegen Frankreich mit aus, in welchem er häufig Gelegenheit fand,
vor dem Feinde sich auszuzeichnen. Zum erstenmal, soweit die
Badische Division noch bei Wörth zur Verwendung kam, stand er
hiw dem Feinde gegenüber. W" iUirend der EinschUeßung und Be-
lagerung von Strasburg (11. August bis 27. September 1870) und
den damit in Verbindunjj; stehenden Gefechten bei Neudorf (1. Sep-
tember) und Kolmar (14. September) stand er oft im Feuer. Er
machte im Werderschen Korps den Zug gegen den Südosten
Frankreichs mit und dabei die Gefechte am Ognon (22. Oktober),
bei Dijoii (30. Oktober), die Beobachtung der Festung Auxonne
mit Zusammenstoßen gegen die dortige Besatzung (14. mid 15. No-
vember), die Vorpostengefechte bei St. Jean de Loene (20. und
21. November), ferner die Gefechte bei Pasquee (27. November),
Arnay ie Duc (30. November) und Autun (1. Dezember), letztere
drei g^gen Garibaldi, das Gefecht bei Ch&teauneuf (3. Dezember),
Villersezel (9. Jan. 1871) und schließlich die dreitägige Schlacht
an der Idsaine (15., 16. und 17. Januar) gc^evi Hourbaki.
Wie schon 1866 mit dem Ritterkreuz II. Kl. mit Schwertern
des Zähringer Löwenordens, wurde er aucli in dieeem Feldsogc
für Auszeichnung vor dem Feinde mit dem Bittarkreuz des Karl-
Friediich-Milit&rverdienBtordenB und dem fiiaemen Eieua II. Kl
dekoriert
Am 10. Febniar 1871 wurde er zum Hauptmann und Kom*
pagniechef ernannt und nach dem Bückmarsch in die Heunat am
15. Juli 1871 in den Königlich Fraußiachen Aimeeverhand über-
nommra.
£r wurde am 15. Dezember 1881 unier Vetsettung sum
Eönigs-GTenadieirQgiment (2. Weatpreufflaches) Nr. 7 in Lt^gnits
zum Miyor ernannt und 14. Oktober 1884 als BataUlonskomman-
deui in das 2. Posensche Infanterieiragiment Nr. 19 nach Jauer
versetzt. Vom 19. September 1888 befand er sich als ObersÜeut-
nant im Stabe des gleichen Regiments in Görlitz und wurde
18. November 1890 Oberst und Kommandeur des Infanterier^*
ments von Lützow (1. Rhemisehes) Nr. 25 zu Rastatt. 16. Juni 1894
wurde er Generalmajor und Kommandeur der 21. Infontenebnigpide
in Breslau, später Schweidnitz. 1. April 1900 wurde er zum Ge-
neralleutnant und Kommandeur der GroOherzoglichHeasisdien [25.]
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Lebensbeschreibimgen derer Schilling von CftnaUtt.
807
IMviBion in DanDstedt emannt und wuide 9, Januar 1900 in
Genehmigung seines Absehiedflgeancfaea zor Disposition gestellt
Seit dieser Zelt hat er seinen Wohnsits in Baden-Baden ge-
nommen,
Elisttbdh SdiüUiiig im CkMStati, geboten 28. August 1831,
▼ennflhlt mit dem Königlich Frenfiischen Oberst und Eomman-
denr des Badischen ^ralnbataillons Nr. 14, Max 7on Ghelius, ge-
boren S9. Mftrz 1837 zu Heidelberg, gestorben 1892 zu Eailsrahe.
Sie starb zu Kailsrube 18. September 1874.
857« MaoBmOia» ScküUng von Cktnstatt, Königlich Preußischer
Bfajor a. D., Ritter des Preußischen Roten Adlerordens IV. Kl. mit
Schwertern und des Ritterkreuzes I. KI. vom Zähringer Löwen-
orden mit Schwertern und Eichenlaub, geboren zu Karlsruhe 22. Juni
1830, vermählt 12. April 1859, gestorben 6. Januar 1887 zu Karls-
ruhe. Seine Gemahlin war Maria Blankenborn, geboren zu Müll-
heim 20. August 1838, gestorben daselbst 11. Juli 1891.
Maximilian verlebte seine erste Jugend zu Karlsrulie im Eltern-
haus, später trat er ins Kadetteiihaus und .sodaun als Freiwilliger
bei der Artillerie in Militiirdienst; wurde jedocli ins Lei!) Iiilanterie-
regimeiit versetzt und 14. A]>ril 1848 zum Leutnant befordert.
Er machte als solcher die Zülio gegen die badischen Insurgenten
und 24. September die lOibtüimung von Staufen mit. Bei Aus-
Vyriicli der Revolution 1849 mußte er imi anderen Offizieren das
Land verlassen und zunächst bei den Großh. Hessischen Truppen,
dann beim Kön. Preuß. Armeekorps des Generals Hirschfeid an
den Kämpfen gegen die Aufrührer teilnehmen. Für das Gefecht
bei Kuppenheim, in welchem er verwundet wurde, erhielt der
junge Offizier den Preußischen Roten Adlerorden IV. Kl. mit
Schwertern verliehen. Bei der Reorganisation des Badischen
Armeekorps wurde er dem 5. Infanteriebataüion (nachmals ö. Füsi-
lierbalaiilon) in Freiburg zugeteilt.
30. September 1854 wurde er zur Pionierkompagnie versetzt-
(damnls dem Generalstab aggregiert), wurde 14. Dezember 1855
Oberleutnant und trat am 23. Oktober 1867 ins 1. Fiisilierbataillon
zurück. 30. Januar 1864 zum Hauptmann im 5. Infanterieregiment
befördert, machte er als solcher 1866 im Feldzug gegen Preußen
die Gefechte bei Hundheim und Werbach mit. Nach dem .Kriege
erbat und erliielt er seinen Abschied 24. April 1867.
Bei Ausbrucli des Krieges 1870/71 wurde er zum Komman-
danten des zweiten Xnfanterieersatz-Detachements mit Majuischa-
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906
Lftb4Ukab«NdireibaiigiB.d«rar Sehilluig tob Oiiuialt.
rakter ernannt und ging anfangs Januar 1871 zur Badischen Fcld-
division als etateraäßiger Major nach Dijon ab, woselbst er zuerst
ein Bataillonskommandü im 3. Bad. Infanterieregiment, später
ein solches im 4. Bad. Infanteriregiment übernahm und nach der
Demobilisierung ins Privatleben zurücktrat. Im Jahre 1872 wurde
er durch das Vertrauen seiner Mitbürger in Freiburg zum Ge-
meinderat gewählt. Winter 1873 wurde ihm die hohe Gnade zuteil,
nachdem er schon vorher in den Preußischen Armeeverband auf-
genommen war, von S. M. dem Kaiser Wilhelm I. die gesetzliche
Pension zu erhalten.
258. Helene Friederike Amalie Schilling von Canstatt, geboren
SU Karlsruhe 15. Februar 1857, vermählt zu Heidelbeig 17. De*
zember 1884 mit Georg Freiherm von Grunelins, Herrn auf Ober-
Laaringen, Bezirksamt Königshofen in Bayern. Nach dem Tode
ihrer Matter 1880 beabsichtigte sie sich als Erzieberin und Lehrerin
aoszabilden und trat zu diesem Zweck zuerst in das Mädchen-
eiziehungsinstitut der Gräfin Kehbinder in Karlsruhe ein. Sodann
übernahm sie die Stelle einer Gesellschaflsdame im Hause der
Frau von Truchseß zu Lauringen, woselbst sie ihren späteren Ge-
mahl kennen lernte. Ihren Wohnsitz hat sie meist in Freibarg LBr.
259. Hermann Ludwig Eduard Ferdinand Schilling von Ca»-
statte Königlich FFeußL<;cher Hauptmann außer Dienst, Ritter des
Eisernen Kreuzes, des Ritterkreuzes vom Zühringer Löwen II. Kl.
mit Schwertern und Inhaber dw deutschen Fcldzugserinnerungs-
medaille, wurde geboren zu Karlsruhe 10. Juni 18.')2 und vermählte
sich zu Cannstatt 15. Juli 1880 mit Anna Auguste Bertha MuOmann,
geboren zu Kopenhagen 18. August 1 857 als Tochter des Königlich
Dänischen Wirklir-ben Kanzleirats Julius Maßmann. Seine erste
Erziehung erhielt Hermann im Elternhause. Er besuchte darauf
das Gymnasium zu Karlsruhe und nach dessen Absolvierung trat
er als Fähnrich in das Badische Leibgrenadierregiment ein, in
welchem er 23. Juli 1870 Offizkr wurde und den Feldzug gegen
Frankreich bei der L Kompagnie mitmachte.
Vom 10. August bis 28. September lag er vor Stra0bui^
während dessen Belagerung. 6. Oktober 1870 focht er bei Etival
im Detachement des Generals von Degenfeld, welches gegen F^ank-
tIrenxB und Mobilgarden in den südlichen Vogesen siegreich vor-
ging. Am 11. Oktober kam er bei Brouveliteee abermals gsgo^
Mobflgarden in« Gefecht, worauf die Besitseigreifung von Spinal
erfolgte und derVormansch auf Vesoul und Dgon angetreten wurde*
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Ii«beQsbe8olii«ibaQ||tti der«r Sdiilliiig von Ottnstatt 909
Am Ognon, wo der Feind Halt gemacht hatte, befand er sich
bei £tuz 22. Oktober wieder im Feuer, ebenso bei der Einnahme
von Djon am 30. Oktober. 20. November machte er ein Rekog*
noszienmgsgefecht bei Nnite mit und nahm alsdann 18. Dezember
ebendaselbst an dem schweren Sieg der badischen Trappen teil,
wobei er bewundernswerte Tapferkeit bewies. Er war mit seinem
Zug der erste in dem von den Franzosen mit außerordentlicher
Zähigkeit verteidigten Bahueinschnitt bei der Station Nuits an
der Linie Dijon— Beaune. Die Darstellung dieses Gefechtsmomentes
(siehe auch: Geschichte des .Badischen Leibgrenadierregiments
von Barsewisch, Seite 175) ist von der Hand des Malers Röchling
im Bilde festgehalten, welches die Bttame des Offizierkasinos su
Karlsruhe schmückt.
Während der Kämpfe an der Lisaine befand sich das Regi-
ment in Reserve hinter dem liniron Flflgel der dentschen Anf-
stellnng.
Hermann von Schilhng wurde 1875 zum Premierleutnant be-
fördert. 18. August 1885 wurde ihm auf sein Ansuchen der Abschied
bewüligt und der Charakter als Hauptmann verliehen. Er lebte
zuerst auf Schloß Luxburg bei Egnach im Kanton Thnigan, dann
za Karisrnhe nnd wohnt jetzt za Freibnig i. Br.
SOO. Emma Schilling von CansktU^ geboren 27.Mai 1858 zuKark-
rnhe^ 8to lebte ledig b^ ihrer Mntter za Bambetg, jetzt in Klessen.
Jma ESttidine SckSlmg vm CaiiBtait, geboren 22. No-
vember 1845 zu Karkrolie, vermählt I.November 1873 mit Engen
von Ebpare, Kaiserlloh BuasiBefaem Hauptmann außer Dienst in
St Petersburg. Seinen Wohnsiiz hat er meist auf der Insel OaeL Bei
der DenkmalaenthflUuog tOt Paul SchiUing (Nr. 195) 1887 zu Reval
war ihr als Anverwandter ein Ehrenplatz angewiesen worden.
M€saade SMUng wm Ccmstaä, geboren 9.(^ber 1848.
Sie starb in der Blfldohenendehangsanstalt zu Epinal in Fcankreieb
19. Juni 1857.
263« Theodor Ferämmd Eäitwrä Tüiof SMXmg m» CanstaU,
Königtich Bayerischer Hauptmann außer Dienst, geboren 9. Oktober
1848, vermfiblt zu Fkunau 6. Oktober 1877 mit Uaiie, geboren
den 21. Mfirz 1865, Tochter des Bankiers Siemroth zu Passau.
Theodor besuchte das Gymnasium zu Tübingen bis 1863 und
wurde dann zur Vorbereitung fOr die militttrisdie AusbiMung
dem ^fessw TrOster in Eßlingen übengeben. 1. Juli 1866 wurde
er als OflBzieraspixant beim 4. WtSrttembergischen luianterier^
Digitizixl by <jOO^iC
810
Lebeosbescbreibnngen derer SchiUiog toh CansUti.
ment ni Ulm angenommen. H. August 1866 erhielt er das Por-
tepee und bestand im Oktober 18(58 die Offizierprüfung. Die
Befbrdtruag zum Offizier unterblieb infolge seines freiwilligen
Austritts 30. November 1868. Er studierte dann auf der Universität
Tübingen Chemie, bis ihn 24. Juli 1870 der Krieg wieder als Fähnrich
zur Fahne und zwar zum 3. Württembergisthen Reiterregiment
König Wilhelm berief. Er nahm am Feldzug 1870 71 mit Belo-
bigung seines Obersten (von Falkenstein) teil, ohne in eine Schlacht
gekommen zu sein, und machte auch die Belagerung von Paris
bis zur Übergabe mit. Unter dem 12. Juli 1871 nahm er seinen
Abschied, da er in Württemberg seines hohen Alters wegen nicht
weiter dienen wollte. Von Verwandten in Bayern aufgefordert, trat er
nun dort in Militärdienst, begab sich Anfang Se})tember 1871 nach
München zu seinem Vetter, dem Artilleriehauptraann Grafen Thür-
heim. Vor Aufnahme in die Bayerische Armee mußte er das Indigenat
nachsuchen, welches ihm am 25. Oktober 1871 von der Regierung
verliehen wurde. 3. Dezeml)er 1871 t[;it er in das Baverisclio Leihin-
fanterieregiment und nach Ernennung zum Oftizieraspiranteii in die
Kriegsschule ein Nach dem Verordnungsblatt in München wurde
Theodor 21. August 1872 zum PortepeefXhnrich und 29. Oktober
1873 zum Leutnant im 9. Jägerbntaillon (1. Komp.) in Passau
ernannt. Nach Königlich Bayeris< litiu Ministerialratsbeschluß vom
17. März löiü wurde Theodor von Seiner Majestät dorn Ivonig
in die Bayerische Adelsmatrikel der Freiherrenklasse nut-- n inmen,
und unterm 18. März 1879 wurde hierüber in München tint Ur-
kunde ausgestellt, welche vom Ministerpräsidenten von Pfretschner
gegengezeichnet ist. 1880 wurde er zum 1. Jägerbataillon nach
Kempten versetzt, 24. März 1885 zum Preraicrlcntnant befordert.
21. Dezember !886 wurde ihm sein Ansuchen, in den Ruhestand
treten zu dürfen, gewährt, worauf er 11. Jutu 1891 den Charakter
als liauptmauu eihielL Er lebt zu München. (Eligene Aufzeich-
Bung.)
264. Faul Julius Maximilian Schilling von Canstatt, geboren
20. Februar 1839. Er war zuerst einige Jahre bei Professor
Tröster inEßUngen im Institut, bildete sich dann zum Landwirt
aus und genoß zu diesem Zweck den Unterricht des Professors
Weber auf Blessoburg bei Tübingen und auf einem Gute des
3aron Münch zu Filzeck, worauf er zum Schluß dieAkad^e
in Hohenheim besachte. Er übernahm dann GutsverwaHungen
in Bayern; ging aber sp&ter zxa Eieenbahoverwaitong, zuietst in
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Lebnuibeidmibiiiigen derer SchilUng von Oaiwtttt. 811
Beatling^n, über. £r 8tarb 25. Februar 1871 in Tübingen, wo er
begraben ist und einen Denkstein hat. (Notizen seines Vaters.)
.265. Karl Friedrich SchiUing von Canstatt, geboren 16. No-
vember 1 836 zu Tübingen. Er kam 18. Oktober 1852 su Pro-
fessor Tröster in das Institut nach Eßliogen. Von da aus be-
absichtigte er beim Militär einrutreten und sog yor» nach Österreich
zn gehen. Er wurde darauf durch ein Schreiben des Fürsten
Windisch-Orätz vom 11. Dezember 1854 in das Dragonensgiment
Nr. 8 (TroOhenog von Toskana bestimmt, mußte aber vorher noch
das Fähnrichexamen in Wien ablegen, wozu er den 25. Dezember
1854 dahin abreiste, dasselbe bestand und 4. Januar 1866 zum
Regiment nach Odeuburg abreiste. Auf ein Gesuch an S. M.
den Kaiser von Österreich vom 1. Mttrz 1857 um Austritt aus
dem Militärdienst ohne Entschädigung von 1500 Gulden kam
nach 8 Tagen die Antwort durch den Adjutanten Grünn, er sei
in Gnaden entlsssen mit Nachlaß der gesetslichen Entschädigung
fär nicht außgehaltsne Dienstzeit.
Darauf wurde Karl Landwirt und trat 15. Mai 1867 in das
landwirtschafUiche Lostitut in EreuzUngen dn. 7. Juni 1858 kam
er SU ^em renommierten Gutspächier, HennLempp» auf denBeig>
heimer Hof; 8. März 1860 sum FürsÜ. Wolfeggschen Pächter
T^wnsinger nach Wolfegg. Von da ging er nach St. Veit bei Neu-
jsarkt, schloß mit dem dortigen Pächter Jakoh Zahl 30. Januar
1861 einen Assosiationsvertrag und zahlte 10000 Gulden als Mit-
Pächter des Grafen Mon^elas. 7. Bfai 1868 erklärte Karl Si Veit
zu verlassen mit sehr großen Verlusten. Er wurde sodann 15. Juni
1869 als Kdniglich Württembeigischer Postezpeditor in Eigen-
zingen angestellt und Fehruar 1870 als Postverwalter nach Alpirs-
bach versetzt Er war sodann Sekretär bei der Königlichen General-
dirdstion der Posten und Telegraphen zu Stuttgart und lebt nun
zu Ober-TOrkhdm, seit 20. Septemher 1904 zu Bchterdingen auf
den FUdem bei Stuttgart, woselbst er sich em Haus mit Gärtchen
erworben liat.
12. März 1866 vermählte er sich mit Charlotte Wilhehnme
Henriette von Moltke. geboren 28. September 1837 zu Neuen-
burg als Tochter Eugen Konstantins Freiherm von Moltke, Königlich
Württembergfschen ObevfofBtmeisterB, geboren S.September 1790,
gestorben 18. Mai 1861, und der Charlotte Wilhehnine Freiin
Kappler von Oedheim, genannt von Bautz, geboren 28. Sep-
tember 1800, gestorben 21. Juni 1841.
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818 Lebenabeschrri hnngen derer Bdiilling von Ganttett
266. E(hiard Wilhelm Schilling von Canstatt, geboren 12. Juni
1835, mrirc^eiis 3 Uhr, zu Tübingen, getauft 2. Juli durch Ober-
heifer Prcßei. Er starb 16. Februar 1836 morgens an wieder-
holteu Gichtanflllien infolge des Zaimeos und wurde auf dem
neuen Friedhof zu Tübingen beigesetzt.
267. TlicMa Wilhflmine KaroUne HchiUiiin von Catisfatt, geboreSD
16. März is;^,2, getauft 7. April durcli Uberlielfer Prr ßel.
Sie vermählte eich 15. Oktober lBo7 mit dem KoniL';!. Würt^
tember^schen Oberst Feidinaud von Öi^gei und starb zu ^Stuttgart
5. Jum lüUÜ.
268. Sophif Fi ifderikc Dorothea Schillmg von Canstaff. pfeboren
30 August 1830 zu Tübiugeu, getauft durch Helfer iSarway 4. Ok-
tober 1830.
Sie vermählte sich 8. N< )veinb*;r 1868 mii dem Königl. Würt-
tembergischen Oberst von JSchönlin, geboren . . , geetorben
7. November 1894. Sie lebt zu Cannstatt.
269. August .'^•JnlUng von Canstait, (jroliherzoglicli Badischer
Hofjunker und Ziviimgenieur, Ritter des Könighch Würtlem-
bergischeii Friedrichßordeus II. Klasse, geboren 12. Januar 1840
zu Karlsruhe. Seine Erziehung erhielt er im Eltemhause, teils
zu Karlsruhe, teils zu Wettersbach, besuchte bis zu seinem
16. Jahre das Lyzeum zu Karlsruhe und trat dann in die Vor-
schule des Großberzoglichen Polytechnikums ein. Von 1869—1862
absolvierte er drei Ingenieurkurse daselbst^ begab sich alsdann
nach Zürich, um bis zum Jahr 1868 an der Eidgenössiachsn
Hochschule in der staatswissenschaftlichen Abteilung Vorlesungen
von Johannes Scherr, Escher von der Linth, Semper, Lübecke,
Fischer u. s. w. zu hören. Spätjahr 1863 erhielt er als Ingeiiieiir
eine Verwendung beim Bau der badischen Odenwaldbahn, wo er
die Tunnels bei Eubighcim und Wittighausen, wie auch die
Tauberbrücke bei Laudu baute.
Er wurde 1864 Großhenpglioh Badischer Hofjunker; als je-
doch wlUirend des Krieges gegen Preußen die Bahn bauten ein*
gestellt wurden , füllte er diese Zeit mit Stadien auf der landwirtr
schaftlichen Akademie zu Hohenheim aus, bis ihm 1868 eine
Anstellung als Ralmingenieur an der Königlich PfUlzischen Eisen-
bahn sukam. Er war dort bis 1880 am Bau der Alsenz- imd
Donnersberger Bahn beschäftigt» In dieser Anstellung widmete
er seine fipsie Zeit den gemeinnützigen Zwecken des dortigen Ver-
schOnemngsrereins. So l^gte er in den Jahren 1873 und 1874
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LttbMwbM^rcibangeii d«rar SchllUiig tos Caniteti
818
die städtis(dien Anlagen zu Kaiserslautern nach eigener Veranl&ssmig
und eigenem Entwurf an. Für seine Bemühungen ernannte ihn der
Verschönerungsverein von KaiserBlautem su Beinem Ehrenmitgliede
und überreichte ihm, als er 1876 von dort schied, ein iu den lobend-
sten und anerkenuendsten Ausdrücken gelialtenes Diplom, nachdem
ihm schon 1873 ein ebensolches vom Pfälzischen Verachönerungs«
verein zuteil geworden war. Im Jahre 1878 wurde er ebenfalls,
2nm Dank für die Herstellung von Anlagen, in denen er einem
besonders beliebten Punkte den Namen cSchillingsruhe» beilegte,
vom Verschönerongisveirdn Nabetal aom Ehrenmitglied erwlhlt.
Im Jahre 1880 wurde er von aelnem in Amerika weilenden
Bruder Frans auf Bahnbauten in den Vereiiiigten Staaten Nord-
Amerikas aufinerksam gemacht, und er entschloß sich zu dem
Versuch, seinen technischen Beruf im Auslande fortausetsen und
die Gelegenheit, die Welt su sehen, nicht ungenutsi su lassen.
Mit einer Empföhlung des Barons Karl yon Gienanth, Eiaen-
hüttenwerksbesitzer zu Hochstein in der Pfalz, an Henry Miliard,
Frftsideni der Northern Pacific Baflroad, reiste er 3. August 1881
mit dem großen Schnelldampfer cElbe>, der bei emer spfttem
Belse auf dem gleichen Wege unteigegang^n, von Bremen nach
New York. Nachdem er sich Herrn MiUaid vorgestellt, besuchte
er zunächst seinen Bruder Frenz in Washington und hielt sich«
um die englische Spnudie zu erlernen, ein Jahr lang bei dem-
selben auf.
1882 stellte er sich aladann der Northern Padfic Bailroad
zur Verfügung, bei welcher er sogleich als Ingenieur of Infor*
mation engagiert wurde.
Er hatte zuvor, um die industrielle Entwicklung Amerikas
in allen Zweigen kennen zu lernen und auch um mit einfluß-
reichen Persönlichkeiten Beziehungen anzuknüpfen, die Staaten
New York, New Yersey, Pennsylvania, Mazyknd, Virginia, Ohio,
Indiana, Illinois, Wiskonsin und Minnesota bereist. Im Juni 1888
fand er Qel^g^eit, mit dem PMddenten der Northern Pacific
Bailroad und mit noch mehreren Herren in einem luxuriOa aus-
gestatteten «Palastzuge9 eine Bahninspektionsreise bis zum da-
maligen Endpunkt der Strecke am Zusammenfiuß des Big-Horn
und Yellowstone * River zu unternehmen. Nach der Bückkehr
nach Si Paul ni Minnesota machte er mit dem Berichterstatter des
Golden-NorthwestrNewspaper, Mr. Winser, eine weitere Expedition
längs der ganzen Trace der Bahn von Osten nach Westen bis an
814
Lebeiubesobroibongen derer SdiilUng von CtentUtt.
den Stillen Ozean, und zwar an den Strecken, wo die Bahn noch
im Baustancl war, zu Pferde. Es geschah dies, um die Strecken
in den Staaten Dacota, Montana, Idaho, Oregon und Washington
eingehend zu rekognoszieren, wozu Oherst Mai'rilt (der spätere
General, der den Friedensvertrag^ 1878 mit Spanien in Paris rati-
fizierte) die Ausrüstung nnd militärische Bedeckung besorgte.
Namenthch hatte die Keise den Zweck, Ländergebiete, die zu
beiden Seiten der Bahn liegend, bis ihihin noch unangebaut,
zum Teil sogar kaum je von Menschon, liuchstens von Indianern
betreten waren, zu erforschen und wenn möghch zur Besiedelung
zu empfehlen.
Infolge des Rücktritts Henry Millards vom Präsidenten posteu
der Nortliorn Pacitic liailroad na-^h En^ffiinttg der Bahn wurde im
.lahre 1884 auch das Infonnatiousbureau aufgehoben. Nnn (>nt-
schloß sich August v. Schilling auf Einladung eines Freundes hin,
von Portland r)regon nach San Francisco reisen, nni seinen
langgehegten Wunsch zu verwirklichen, eine Farm im Gartenland
Amerikas, in Kalifornien, zu erwerben. 1885 ging er einen Kauf
ein, und zwar erwarb er einen Landsitz am Plue Lake im Lake
CJounty von California, genannt Plue Lake Park. In seiner Welt
reisebeschreibung hat Hesse- Wartegg dieses Landsitzes, als einem
deutschen Edelmann gehörig, Erwähnung getan. Da sich jedoch
zeigte, daß die Unterlialtungskosten zu groß waren, verkaufte er
nach zwei Jahren das Gut wieder ohne Verlust nnd widmete sich
wieder dem technischen Beruf als Kulturingenieur Ho legte er
1886 eine Kolonie Cannstatt in den Vorbergen der 8ierra Nevada
an, nahe der Grenze der Cuba imd Butte Counties, 18 englische
Meilen von Marysville im Sukramentotal. Im selben Jahr be-
teiligte er sich als technischer Mitarbeiter an der Gründung einiger
kaUfornischer MilUonäre, welche eine Mostkondensiernngsfaktorei
bei Gayserville in Sonoma County errichteten, die später 15 eng
hsche Meilen näher gegen San Francisco verlegt wurde. Von dort
wurde der kondensierte Saft der billigen kalifornischen Wein-
trauben nach dem Ausland versandt und vorteilhaft verwertet.
£r leitete dies Etablissement als Manager zehn Jahre lang bis zu
sdner Abreise nach Deuschland 1896. Er wollte nicht amen*
kanischer Bürger werden, obwohl er noch eine Farm in Shasta-
Gonnty in Nord-Kalifornien hesaß. Er trat dieselbe später gegen
deren Depuiatsansprüche auf Hohenwettersbach an die Söhne
seines Bruders Franz in Hampton ab.
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L«b«atb6MihMibaiig«ii d«rtr StAiUiiig Ttm Ouistatl 815
Nach Deutschland zurückgekehrl» fand er in Cannstatt» wo
er zuuächst bei seiner Schwägerin seinen Wohnait» nahm, Gelegen-
heit zu baulicher Tätigkeit beim Umbau des Königlichen Wil-
helma-Theaten, das dem Wunsche des Königs gemäß wieder in
Verwendung genommen werden sollte. 1899 und 1900 war er
mit Anfertigung diesbezüglicher Pläne und mit der Leitung des
Baues betraut worden, wofür ihn der König mit dem Ritterkreos
II. Klasse des württembergischen Friedrichsordens auszeichnete.
Seinem vielseitigen Wirkungskreis entsprechnul fand er als-
dann Verwendung als technischer Leiter auf der in Wilhelmshof
zu Witsenhansen bei Kastel errichteten deutschen Kolonialschule.
Dort trat er mit Doktor Kapff in Beziehung und faßte mit ihm
den Gedanken, auch in Süddeutschland eine derartige Kolonial«
schule SU gründen. Um mit den badischen Oberschulbehörden
über diesen Plan beraten zu können, nahm er nach zwei Jahren
0eine Entlassung zu Witzenhausen und bemühte steh nun, zu>
sammen mH verschiedenen für das Kolonialwesen tflttgen Mtonem
eine Anstalt^ die Nattonalschule in Wertbeim, ins Leben zu rufen,
in welcher gleicbfalls jungen Kolonisten Gdegenheit zu gründ*
lieber und namentlich praktischer Ausbildung für ihren Beruf
gegeben werden soll. 1903 wurde dann auch in Württemberg
der gleiche Gedanke angeregt und beschlossen, der landwirtschaft-
lichen Akademie zu Hohenheim dne sogenannte cdeutsobe An-
siedlerschule» anzugliedern. Der Herzog Karl von Urach wurde
Protektor des Unternehmens, zu dessen Förderung im Wktz 1904
ein auch von August von Schilling als Komiteemilglied mit unter*
schriebener Aufruf verbreitet worden ist von SchilHng, welcher
nun seinen Wohnsitz in Gutenheig im Lenninger Tal aufgeadilagen
hat, verfolgt von dort aus mit Aufmerksamkeit die Bestrehungen,
welche sich den Schutz und das Gedeihen deutschen Volkstums
im Auslande zum Ziel genommen.
Neben seiner beruflichen Tätigkeit bat er früher wie heute
stets ein reges Interesse für die Geschichte semer Familie an den
Tag gelegt und sdner Wachsamkeit ist entschieden zu danken,
daß eine Reihe von wertvollen Notizen über smnen Vater, seme
Geschwister und andere Verwandte erhalten worden sind, die nun
Au&abme in dem neubearbeiteten Familienbuche geftmden haben.
Er ist der Vater des sohOnen Gedankens, dafi sein Neffo Leopold
einen HeifsohaftslMitt auf Hoben-Gutenbeig unternehmen möchte.
Zwar war Hohen-Gutenbei^ niemals ScbilUngscher Besitz, doch
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816
Lebensbeiebicibiingen derer Schilling von CtniUtt
steht zu hofien, daß dieser Burgkopf, der ehemals die Maueru
eines Herzoglich Tcclcschen Archivs getragen, duch ein Ausgangs-
punki werde der VViedereinwanderunp:. des Wiederheimiociiwerdena
unserer Familie iin unvergleichlich scliönen Leiiuiiiger Tul.
270. Sophie Schdlmy von Caiistatt, geboren 8. Dezember 1838
zu Wettersbach. Sie wurde im Elternhause erzogen, besuchte
später zu Karlsruhe die hohfre Tochterschule und kam dann in
eine Pension nach Rappoiiswtiler im Elsaß, wo^elböt Bie längere
Zeit verblieb, um sodann wieder zu den Eltern, die nun in Karlsruhe
lebten, zurückzukehren. Nach ihres Vaters Tode 1856 reiste sie
mit ihrer Mutier zu deu Verwandten ihres ältesten Bruders nach
Ungarn.
Nach ihrer Mutter Tode vennählte sie sich 31. März 1864
mit dem Großh. Badischen Major Ludwig Dürr. Derscllu war
längere Zeit beim Bau der Bundesfostung Rastatt als Ingenieur-
offizier beschäRipft, später Kommandant des Kadettenk()r[)s zu
Karlsruhe, dann Flügeladjutant Sr. Königl. Hob. de*-- Großherzoga
von Baden, war 1864 — 1866 Bataillonskommandeur im 3. Bad.
IntanteriercL''inient. Während des Foldzngcs 1866 im Gonvfrne-
ment-Hstüh zu Rastatt, bekleidete or wuhrend des FeltlzugCH lö7U;71
die Kommandautenstelle dieser Festung. Nachdem er nach dem
Friedensschluß in die Königlich Preußische Armee übernommen
und zum Generalmajor befördert worden war, wurde er von Rastatt
alf Inspekteur der Festungen und Pioniere nach Posen versetzt.
Dürr war auch in Breslau in Garnison, wo ihm u. a. die
Festungen Glatz und Öilberberg unterstellt waren. Im Frühjahr
1875 wurde er auf sein Ansuchen hin pensioniert und nahm
von dieser Zeit seinen Wohnsits in seinem eigenen Hause in
Xarlsruhe, HirschstraOe 46.
Aus seiner Ehe mit Sophie von Schilling gingen zwei Töchter,
Sophie und Luise, hervor. Nicht lange nach seinem 1891 erfolgten
Tode begann Sophie von Schilling zu kränkeln und starb nach
langem schweren Krankenlager am 25. Dezember 1895. Sie wurde
2U Karlsruhe auf dem neuen Friedhofe beigesetzt.
271. Leopold ScMUing von Canstait, Königlich PreuOischer
MajodT a. D., Ebrenhtter des Johanniterordens, Ritter des Eisernen
Kreuzes und des Ztthiinger Löwenordens I. Kl. mit Schwertern.
Er wurde geboren als Zwillingsbruder der Sophie von Schil-
ling am 8. Dezember 18B8 zu Hohenwettersbach und erhielt seine
erste Erziehung dort und im väterlichen Hause su Kaiiamhe,
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lebenibefcbieibaiigiii d«fer BehUltog von Ctotlstt. 817
woselbst er das Lyzetun bis 1 . Oktober 1855 besuchte. Za dieser
Zeit trat er in das Großb. Badische Kadettenhaus, dessen Vor-
stand Leopolds nacfanuüiger Schwager, der damalige Oberstleut-
jumt Heinrich von Benz, and dessen Kommandant sdn gleichfalls
nachmaliger Sdiwager, der Haaptmann Ludwig Dürr, waren. Am
Geburtstage Gfoflherac^ Friedrichs, 9. September 1868, wurde er
als Portepeelfthniidi m das Badische Leibdtsgonerr^ghaent ein-
gestellt und SO. April 1869 zum Leutnant ernannt 20. Juni 1866
avanderte er zum Oberleutnant und gehörte al^ solcher der 2. Es-
kadron genannten R^ments an, als der Krieg g^n Fjreußen
erklfirt wurde. Er hatte in diesem Feldzuge in der Stadt Wall-
dürn das Unglück, nach tapferer Gegenwehr in preußische Ge-
fangenschaft zu geraten. IMeser Vorfall trug mch nach Leopold
von Schillings eigenem Bericht etwa folgendermaßen zu: 26. Juli
ritt die 2. Eskadron des Leibdragonenegiments von Hardheim nach
WalldOm zur Bekognossierung. Die Spitze derselben traf hinter
Walldürn auf der Stiafie gegen Amorbach an der nftchsten Mühle
auf dne preußische Husarenpatrouille^ welche Feuer gab und sich
dann rasch g^gen Kipperg zurückzog, von Schilling erhielt vom
Bittmeister Öhlwang Aufhug, mit dem 3. Zug AufsteUung vor
Walldürn zu nehmen, eine Patrouille gegen Amorbach zu senden
und, wenn etwas auf der StraOe vorrücken sollte, zu attackieren.
Seme Abteilung stellte er neben der Straße ungefilhr 400 Schritt
von Walldürn entfernt auf. Gegen Blittag hürte er dureh Zivil-
passanten, die von Amorbach kamen, daß dort wohl 8 — 10000
Mann stünden, ein Teil sei schon auf der Straße gegen Walldürn
im Marsch begriflfen. Bald darauf meldete auch seine Patrouille,
daß zwei preußische Husareneskadrons im Trabe herankämen.
Zwei Bataillone Infanterie und dnige Geschütze folgten. Nachdem
die Spitze der Husarensehwadron mit den Dmgonervedetten von
Scliillings mehrfach Schüsse gewechselt hatte, ritt von SchÜling
mit seiner Abteilung den Husaren auf der Straße entgegen, bald
aber sah er, daß em Angriff keinen Erfolg haben künne. Er
kommandierte darum «Kehrt» und ritt im Trabe nach Walldürn
zurück. In der engen Straße konunandierte er wieder «Front»;
allein dadurch, daß er und em Korporal, außerdem noch ein
Dragoner mit den Pferden gestürzt waren, entstand Unordnung,
während zuf^eich Husaren und Dragoner ins Handgemenge ge-
rieten. Er selbst verteidigte sich mit dem Bevolver und verschafiRe
der Mehrzahl sdner Leute dadurch, daß er die Husaren aufhielt,
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818
LelMnftbMehrdlNiiigeii d«rer Schillinf von CuiaUtt
Gelegenheit zu entkommen. Er selbst wurde indessen bald von
den Husaren umringt und als die Eskadrons geschlossen näher
kamen, feuerte er noch einmal in die Masse und Yerwundete, wie
er später sah, das i:^ierd eines pieußischeTi Majors.
Seiiio Lnc^f» war einen Augmblick kritisch, als er, mit dem
Revolver drohend, sich die Husaren vom Leibe hielt und denken
moOte, daß er sich bald verschossen habe. Ein Husar, den er
verwundet hatte, drang mit dem Rufe: Haut ihn nieder! auf ihn
ein; unbemerkt aber hatte sich der preußische Rittmeister Grozky
an Fuß in von Schillings Nähe gedittngt, faßte diesen am Arm
nnd forderte ihn auf, sich zu ergeben. Bald darauf kam auch
jener Major und erklärte vonScbilHug zu seinem Gefangenen, in-
dem er sieh als Major Krug von Nidda vorstellte. Er bat von
Schilling um sein Ehrenwort, 24 Standen sein Gefangener su
bleiben.
Indessen blieben er, der Korporal und zwei Dragoner, die
gestürzt waren, unter Bedeckung im Orte stehen und bald darauf
wurden noch vier andere Dragoner gefangen von den Husaren
zurückgeführt. Er selbst erliielt nun ein Pferd seiner Mannschaft
und wurde nach Amorbach mit sechs Mann Bedeckung abgeführt.
Daselbst wurde er zum General von Göben gebracht und andern
Taga weiter nach Miltenbeig zum General von Manteuffel geechickt
Von da an sah er seine Leute nicht mehr; vom General von Man-
teufifel auf E^hrenwort angewiesen, reiste er nach Frankfurt a. M.,
meldete sich hier beim General von Röder und fuhr nach fünf
Tagen weiter nadi Küln. Br lieferte dort seinen Säbel auf der
Kommandantur ab, nahm eine Wohnung nnd erhielt die Weisung,
Zivil anzulegen.
Am 1. September erhielt er Befehl, mit noch 23 badiscfaen
Gefangenen Über EVankfurt nach Heidelberg und Mannheim ab-
zureisen, nachdem ihm tags suvor beim Rapport vom Komman-
danten seine besondere ZuMedenheii über das Verhalten der badi*
sehen Hannsebaften während der Gefangenschaft ausgesprochen
worden war.
17> Oktober 1867 vermählte er si^ mit Maria, gebmn
14. Juni 1848, Tochter des EommerzieDiats Friedrich Bugdhom
zu Mannheim. Im selben Jahr wurde er auf die Kgl FkeuOische
^tschule nach Hannover kommandiert 2. Män 1868 wurde
ihm auf sein Ansuchen der Abschied bewilligt 14. Juli 1869
avancierte er im Landwehrbataillon Heidelbeig zum Fremiedeut-
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LebonslMsdiNlbiiiiCMi der^r SdkQUitg von Cuistatt. 819
nant. Im Clbrigien war er in dieser Zeit in ADgel^nheiten seines
Schwiegervaters zaerst in Euprechtsau bei Straßburg, dann in der
Aniliofabrik zu Mannheim, zuletzt in der Zuckcrfubrik zu Wag*
häueel tätig, bis er i9. Juli 1870 bei der Mobilmachung gegen
Frankreich bei der Remontierungskommission wieder militärische
Verwendung fand und sodann beim TrainbataiUon Nr. 14 ange-
stellt wurde. 1. November 1870 wurde er RittmeiBter und Führer
der Begleitungseskadron des Badischen Traindeiachements. 2. Juni
1871 schied er infolge der Demobilwiadmng aus dem aktiven
Militürverbftltnis aus, wurde jedoch 11. November 1871 in den
Piettßischen Verband mit übetnommoi und erhkÜ 18. November
1871 den Charakter als Major. Im Jahr 1875 ließ er sich in
Karisruhe nieder und betätigte sich von dieser Zeit an auch im
Badischen Landeekri^gerverain. An&ng der 90er Jahre steUten
sich jedoch bei dem aonat sehr rüstigen Manne die aohreckltchen
Anzechen eines Krebsleidens ein, das er mit rtthrender Stand-
haftigkdt und Geduld ertrug. Um dem behandelnden Arzt nflher
zu sein, siedelte er im September 1895 nach Charlottenburg Über;
doch «dag er 24. Mte 1897 seiner Krankheit und wurde auf dem
Luisenkirehhof, Westend-Berlin, beerdigt
Seine liebenswürdigen Eigenschalten| sein froher Sinn und
seine Bitterlichkeit verschaffte n ihm nicht allein unter den Ver-
wandten, amh in weiteten Kreisen die Sjnnpathie aller, die ihn
gekannt Eme Fflhigkeit, die in der Scfaillingsehen Familie cha-
rakteristisch zu sein sdieinti zdchnete ihn vor allem aua: er war
ein hervorragender Beiter, wozu ihn seine Figur in jeder Beziehung
unterstützt haben mochte. Er war, was nicht allznh&ufig zu-
sammentrifit, ein ebenso gewiegter Campagne- als Schulreiter und
ein Pferdekenner und -Ffl^r von berechtigtem Buf. Es war eine
Augenwade, ihn zu Pferde zu sehen, der die Gabe in erstaun-
lichem Mafie besafi, auch ein minderwertiges Tier mühelos in
schöner Form zu reiten.
S72. Adolf BttUpp Schmintf tm CatataU, Königlich Preußischer
Major a. D., Bitter dee Eisemen Kreuzes, des Zfthringer LOwen-
ordens L Klasse mit Schwertern, Inhaber der Badischen Feld-
zugsmedaille von 186d und 1870/71, der Deutschen Kxicgsdenk-
münze für Kombattanten, des Militttr-Verdienstkreuzes, der Land-
Wehrdienstauszeichnung L Klasse und der Erinnerungsmedaille
an Kaiser. Wilhelm den Großen. Er wurde 18. Januar 1884
zu Hohenwettersbach geboren, erhielt dort und im väterlichen
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820 Leb«ii8b«0Cfaraibuiigeii derer Scbilling von Gaostatt
Hause zu Karlsruhe seine erste P>zieliui)(^ und besuchte später
die wissenschaftliche Bildungsanstalt «Salon» iu Ludwi.<;sburg,
zuletzt das Polytechnikum zu Karlsruhe. 3. November 1851 trat
er in Karlsruhe in das Kadetten! ums, wurde von dort aus
4. April 1855 als Portcpeerähnrich m das 4. Badische Infanterie-
regiment aufgenommen und 14. November 1855 Leutnant. 25. Nf ai
1856 wurde er zum 2. Infanterieregiment «Künig Wilhelm von
Preußen * nacli Mannheim versetzt. 24. Oktober 1864 wurde
er Oberleutnant. Im Feldzug 18Gtj gegen Preußen machte er
am 23. Juli das Gefecht bei Hundheim mit, am 24. Juli das
bei Werbach und am 25. Juli das bei Gerchslicim. 24. Mäix
1868 wurde er im glt ichen Kegiment zum Hauptmann und
Kompagniechef (4. Kompagnie) befördert. 8. Oktober 1868 ver-
heiratete er sich mit Sophie Martenstein, geboren 24. September
1850 zu Worms und feierte seine Hochzeit im Hause des Onkels
seiner Gemahlin, des Kommcrzienrats Friedricli KnL';elhorn 7,u
Mannheim, woselbst seine frühverwaiste Gemahlin auch aufge-
nommen worden w:ir, während sie ihre Ausbildung im Groiiheizog-
lichen Mädcheniustitut zu Mannheim genossen hatte.
Den Feldzug 1870/71 gegen Frankreich machte xVdolf von
Schilling im letztgenannten Regiment mit, das innerhalb der
badischeu Division noch am Abend des 6. August bei Gunstett
auf dem Schlachtfelde von Wörth eintraf. Während der Belage-
rung von Straßburg 2. September 1870 hatte das zweite Regiment,
welches den rechten Flügel der Belagerer bildete, während eines
Ausfallgefechtes das Verdienst, den Feind siegreich hinter die
Wälle zurückzuwerfen. Bei Brouvelli^res kam er dann am 1 1 . Ok-
tober gegen französische Mobilgarden und am Ognon bei Rioz
und Etuz am 22. Oktober ins Gefecht. Femer machte er 27. Ok-
tober das Rekognoszierungsgefecht bei Collonges mit, 30. Oktober
die Kämpfe um Dijon, 27. November bei Pasqucs, 30. bei Nuits
und am 18. Dezember das zweite für die Badener ewig denk-
würdige Gefecht an letzterem Ort. Während der dreitägigen Kämpfe
an der Lisaine (15., 16. und 17. Januar 1871) focht er auf dem
linken Flügel bei Montböliard und machte zuletzt noch bei Fonte-
nois am 23. Januar ein Hekognoenerungsgefecht mit.
Nach dem Feldzuge suchte er um seine Pensionierung nach
und erhielt dieselbe 27. Juni 1871. 12. November 1874 wurde er
zum Hauptmann und Kompagnieführer im 5. Badiselien Land-
wehrregiment ernannt und ihm 14. Oktober 1882 der Charakter
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LilwwbMcbrelbiingni dam SDbllUiig von Cknitatt. 821
eines Majors verliehen. Seit seinem Austritt aus clrra steheiidea
Heere lebt er zu Freiburg i. ßr., wo er seit lb93 eiu eigenes Haus
in der Wiere, Maximiiiaustraße 32, besitzt.
273. Fratu3 Wilhdm Schilling von Canstatt^ Großherzoglich
Badischer Leutuant a. D., Mujor a. D. in der Armee der Ver^
emigten Staaten von Nord-Amerika.
Er wurde geboren 23. Mai 1832 in Hohenwettersbach, wurde
zner.'^i im P^ltemhnnfe erzogen und besnehte zu Karlsruhe später-
hin das Lvzüum und daniuf das Großherzogliche Kadettenhaus.
1. April 1.^41J trat er als Freiwilligci- m das Groiiherzoglich Badischc
Feidartiliei lereginient ein. 18ÖÜ nach der Revolution wurde er
in die Kriegsschule kommandiert und 8. Mai 1855 zum Sekoude-
leutnant im 3. Infanterieregiment in Mannheim befördert. Ib6l er-
bat und erhielt er den Abschied mit der Erlaubnis, in fremde Dienste
zu treten und begab sich mit seinem Bruder Ludwig nach Amerika.
Er wurde von den Vereinigten Staaten als Offizier angestellt uod
erhielt 22. März 1862 den Auftrag, auf einer Insel im Delaware ein
Fort anzulegen. Im September 1863 wurde er mit der Anlage
des Forts Monroe in Virginia betraut, sodann befehligte er eine
Expedition gegen die Guerillas ins Innere von Virginia» yon. welcher
er im Oktober desselben Jahres zurückkehrte. Darauf wur^ er
zum Kommandanten des Forts Magreder (Virginia) und zum
Arüllerieinstrukteur daselbst ernannt. Im Mai 1864 bekam er
Befehl, das Fort Pobatan, welches im Jahr 1812 gebaut worden
war^ völlig umzubauen, und während dieser Arbeiten beteiligte er
sich an einem Gefecht unter General Grand bei Wilson warft am
James-River. Im September 1864 war er Kommandant eines
Artilleriepaiks in Graham bei Point of Boks in Washington. Im
Mai 1865 war er wieder Kommandant im Fort Monroe. Er ver*
lobte sieh 19. April 1866 mit Molly Booker, der Tochter einee
Farmers aus alter vii^nischer Famihe, die dnrch den Krieg sehr
viel yon ihrem Wohlstande eingebüßt hi^tte. Nach dem Tode
seines Schwiegeryaters, etwa gegen Ende des Kric^ges, fiel die
Farm Franz und semer Frau zu, der sich nun, unterstützt von
seinem Bruder Ladwig, der ihm mit seinen größeren landwirt-
schaftlichen Keontnjssen helfen wollte, dem Betrieb des Gutes
widmete. Es zeigte sich jedoch, daß die Farm durch den Kri^
SU sehr gelitten hatte, und die veränderten Arbeitsyerhältnisse
nach dem Frieden waren einer gedeihlichen Entwicklung des An-
wesens nicht günstig. Franz mußte die Farm yerkaufen und er-
Dl* fknllk t flMiHff f tod OnütMt. Sl
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822
Lab m i ba id uni bttngwi dum Sohiliing von C*nftiitt.
hielt nach langem Warten im November 1873 eine Stelle am
Topographischen Bureau des Ingenieurkorpe der Vereinigten Stflaten
zu Washington. Nachdem er dieselbe 1876 hatte wieder aufgeben
müssen erhielt er dieselbe 22. Januar 1878 wieder und Viekleidete
«ie ncH h längere Jahre. Ende der 80er Jahre begann er zu
kränkeln und kehrte 1890 nanh Europa zurück. Er fand zuerst
Aufnalimr bei seinem Bruder Leopold, da jedoch seine Gesund-
heit sciiwer erschüttert sebien und seine Schwester Luise von
Renz, die ihn hatte zu sich nehmen wollen, zu ihrem Kummer
eingehen iiiußle, daß sie ihres hohen Alters wetzen den Muhen
der Fürsorge um ihn nicht mehr p'pwachsen war, sorgten die Ge-
schwister, daß er im St Vinzenliushause zu Karlsruhp Aufnahme
fand. Am 17. Februar 1895 ist er dortselbst von seinen Leiden
durch einen sanften Tod erlöst worden.
'^74. Ludwig Karl Schilling von Caiisfaft, GroßherzogHcb Badi-
scher Leutnant a. D , spftter Offizier in Diensten der Vereinigten
Staaten von Nord-Amerika.
Kr ist geboren 5 Mai 1881 zn Hohenwettersbach, erhi*^lt mit
andern Brüdern seine er.^te Erziehunn; im Eiternhaus, besuchte
dann das Byzeum zu Kailsrulie und trat mit seinem Bruder Karl
im Alter von 16 Jahren am 1. April 1847 beim Biidisclien Leib-
infanterieregiment in Karlsruhe ein Er machte mit einem Ba-
taillon dieses Regiments im August 1 S48 den Ausmarsch pegen
die Dänen in Holstein mit, kehrte jedoch schon im Oktober mit
diesem nach Karlsruhe zurück. 1849 stand er hei der nach Bruchsal
kommandierten meuterischen Kompagnie dieses Regiments. Nach Ab-
lauf eines Dienstjahre.^ und anläßHch der Auflösung des Badischen
Heeresverbandes in der Revolution nahm er den Abschied und
brachte den Rest des Jahres 1849 im elterlichen Haus zu und widmete
sich der Landwirtschaft. Er praktizierte einige Zeit in Hohenwetters-
bach und auf einigen württembergischen Gütern bis 1851, in welchem
Jahre er nach Woltersbach zurückkehrte, um seinen Bruder in der
Bewirtschaftung eines Teiles des Gutes zu unterstütaen. Im Mai
1859, bei der Mobilisierung der badischen Truppen gelegentlich
des Ausbruchs des Krieges zwischen Österreich und Frankreich,
meldete er sich und wurde am 17. Mai als Offizieraspirant der
Kavallerie angenommen und am 19. Juni zum Leutnant im 8.Dia-
gonerregiment Prinz Karl ernannt, welches in Mannheim gami-
sonierte. Es kam jedoch zu keinem Ausmanch. Der größere Teil
der fireiwUüg eingetretenen Offiziere nahm wieder seinen Abschied.
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Leb«iMbMolifieibaog«o dtr«r SefaSUog too Canttatt. 828
Ludwig diente nocb einige Zeit und erhielt 14. Mai 1861 die naeh-
geenefate Entlaesiing.
Im Monat September 1861 entechloaeen »cb Ludwig und
lein j<lngerer Bruder Frans, damale Leutnant in Rastatt beim
3. Infanterieregiment, ihr Glfick in Amerika au suchen. Noch im
selben Monat adiiflien sie rieh in Havre em, in der Abriebt, in
Kriegsdienste der Veninigten Staaten au treten, ffie landeten in
New York und wandten sieh zunflcfaat an General Winnefield Skott,
an welchen ludwig durch rine ihm bekannte badiscbe Familie
empfohlen war. General Skott schickte bride Brflder sum Mar
'denten linoohi, der sie freundlich empfiDg, sie Ober Stimmung
undAnsichteaii in Deutschland über den auegebroehenen Krieg be-
fragte und 8ehlie0Iieh ein Dokument fHa Ludwig ausfertigen ließ
an den Gouverneur von New York. Dasselbe enthieit die Er-
micbtiguDg, du Kavallerieregiment zu eirichten, welches Ludwig
als Obent und Kommandeur, Franz als Oberatleutnant zu fUiren
das Becht haben sollten. Sie unteriießen es jedoch, davon Ge>
bianch zu machtti, da sie weder die nötigen Geldmittel, noch
amerikanische Gesehftitakenntnis in der Anwerbung von Mann-
schaften besaßen und überdies der englischen Sprache nicht
mfichtig waren. Dagegen war die Bekanntschaft mit dem General
Schürte, der nachher berühmt geworden, sehr vortrilhaft^ indem
dieser Ludwig 26. April 1862 eine Ftoierleutnantetelle im 1. Ka-
vallerieregiment Maryland yersehafite. Franz übernahm rine Offi-
rienrielle bei der Festungsartillerie im Fort Delaware.
* Ludwig machte die Kampfe bri Winchester, Friedrichsbuig
und die 2. Sriilacht bri Bulrain mit 22. Juni 1864 machte Ludwig
die Expedition von Baltimore nach New Orleans mit und die auf
und am Red River nach Alexandria. 1866, nach Beendigung des
Krieges erhielt Ludwig 5000 DoUan. Nun unternahm er eben-
teuerlicbe Streifziige durch Texas, machte eine Menge Präriejagden
auf Büffel und Antilopen, sowie Bären in den Waldungen mit etc.
Darauf suchte er in Kalifornien Unterhalt zu finden und untere
nahm im Sp&tsommer 1869 eine wegen der ludianer gefahr
volle Reise dahin. Die Strapazen steigerten rieh aufs äußerste,
nachdem die Expedition sich noch verirrt hatte und nach unsäg-
Uchen Mühen halb verhungert noch ein spanisches Dorf erreichte.
Im Heißhunger genossen die Reisenden schlechte Nahrungsmittel
und crkraukttn ; jedoch Ludwigs eiserne Natur bestand diese harte
Prohe. Aüderii Tages setzte ei die litise iort. In der Hafenstadt
LohensbeMhfailMimiD dmr SdrilUng fon OmmIiU»
Manzanillo angelangt, schiffte er sich dort auf einem Dampfbont
nach siebenmonatlichen Kreuz- und Qaerrcisen in Mexiko nach
San Francisco ein. Iin September 1869 gelang es ihm dort eine
Stelle an der Münzstätte der Vereinigten Staaten zu erhalten.
1870 gab er sie wieder auf und reiste auf der Parificbahn in
sieben Tagen und Nächten nach Chicago und Hampton Stur iXh-
ginia), mu seinem Rriuirr Franz in der Herstellung und Be-
bauung von dessen Farm behülflich zu sein. 1874 begab er sich
nach Baltimore, 1875 nach Washington, 1876 nach Philadelphia,
wo er bei der großen Weltausstellung unter dem Aufsichtspersonal
eine einträgliche Stelle erhielt. Im Dezember 1876 nach Schluß
der Ausstellung schiffte er sich in New York ein und kehrte über
Liverpool in die Heimat zurück. Zunächst war er seinem Bruder
Wilhelm behülflich, die Viktualien des Gutes Wettersbach in Karls-
rahe zu vertreiben, später jedoch errichtete er in Mannheim, wo-
selbst er seinen Wohnsitz hat, ein ähnliches selbständiges Ge-
scbäft.
275. Alexander Enut SchUling von Caristatt, Königl Preußischeir
Miyor, Ritter des Eisernen Kreuzes, des Königlich Preußischen
Kronenordens IH. Kl., des Badischen Ordens vom Zähringer Löwen
mit Schwertern, Inhaber der Feldzugsmedaille von 1870/71 und
der Feldzagsmedaille von 1866, des Badischen 25jährigen Dienst-
kreuzes, des Königlich Hannoverschen Guelphenordens IV. Klasse
und Ritter des Ritterkreuces des Biaonschweigisohen Ordens
Heinrich des Löwen.
Er wurde geboren 20. Januar 1830 zu Hohenwettershacb, yer-
mählte sich 2. Mai 1801 mit Alexandrine geborenen Freiin Göler von
Ravensbuig, Tochter des ViaMeremonienmeisters Ernst Freiherm
Göler von Bavensburg, geboren 23. Juli 1839 zu Karlsruhe, und
der Auguste, geborenen von Seideneck. Alexander von Schilling
starb zu Bruchsal 2. Oktober 1873 abends 5 Uhr.
Er wurde zuerst im väterlichen Hause erzogen, besuchte dann
von 1845 ab die wissenschaftliche Bildungsanstalt Salon zu Ludwigs-
bürg ein Jahr lang und sodann das Lyzeum zu Karlsruhe bis
zum 24. Februar 1849 (Oberquinta damaliger Ordnung). Er trat
dann, nachdem er auf Wunsch seines Vaters es aufgegeben hatte^
Jurisprudens su studieren, am 28. Februar 1849 als F^williger
beim 1. Badiscben Diagonerregiment ein, damals unter Oberst von
Hinkelday. Er stand m der Eskadron La-Boche und war am
13. Mäis 1849 Zeuge des Todes des RtttmeisteiB von La-Bodie
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L»b«ub<achreibom«n d«Mr (tabiUiDg von Camtati
825
an der Ecke der Waidhornstraße und damaligen Langen Straße.
Em dies Ereignis schildernder Brief au seine Eltern, die auf der
Flucht in Straßburg waren, ist noch erhalten. Die Mutter seiner
nachmaligen Gemahlin, die Frau Auguste v. Göler, ihr Kind an der
Hand, floh damals um dieselbe Stunde, vom Forsthöter Maicr ge-
leitet, durch den Fasanengarten und Wildpark, wo sie dem Wagen
des fliehen eleu Großherzogs Leopold und der ihu bcgleitendea
Batterie begegneten, an den Rhein nach Germorsheim.
Nach Wiederherstellung geordneter Zustände besuchte Alexander
von Schülinu noch die zweite Klasse der Kriegsschule und \NTirde
20, Februar I HTiü wieder als Karabinier im l. Badischen Dragoner-
regiment ange^lLllt, welches damals Prinz Friedrich von Baden
als Oben't komnuuidierte. 12. Juli 1851 wurde er Leutnant, 17. De-
zember 18ÖÖ Oberleutnant und als solcher trat er mit Oberleutnant
Fabert laut kriegsministcrirllcn ErlaP'^o? eine Reise an behufs
Besichtigung miütärischer Einrichtungen und Etablissements in
deutschen Bundesstaaten und Oberitalien und hielt sich während
dessen in Kassel, Dresden, Prag, Wien und Triest ftuf. 3. Ja-
nuar 1857 wurde er in den Generalstab versetzt.
Nach dem Tode seines Vaters reiste er 1857 mit seiner Mutter
nach Ungarn. Von 1857/1859 war er WafifenaufsichtsofBzier.
Nachdem er 8. Februar 1861 auf ein Jahr zum OrdonnaiuoffizieT
S. K. H. des Großherzogs Friedrich ernannt worden war, wurde
er 1. März 1862 der Funktionen dieser Stellung wieder enthoben
and trat in den Generalstab zurück, woselbst er an seinem fürs
ganze Leben getreuen, trefi'lichen Freunde August Schneider,
dem späteren Oberstleutnant und Vorstand des Badischen Topo-
graphischen Boreaus, einen beratenden nnd fördernden Mitarbeiter
fond.
Sr begleitete im Sommer 1863 den Generalleutnant von Sentter'
auf sein« BeiBe Eur Musterung der Bundeekontingentc Hannover
und Braunschweig. 15. September 1863 erhielt er das Ritterkreut
des Herzoglich Braunschweigsobea Ordens Heinrichs des Löwen
und am 26. September den Hannoverschen Guelphenorden IV. Kl.
Im August 1865 hatte er die £tire, bei den Herbstübungen die
Führung der fremden Offiziere zu übernehmen und erhielt hier-
für u« a. von den seh weisser Ofifizieren die Dufourecbe Karte der
fiehweiz zum Geschenk.
20. Juni 1866 wurde er sum Rittmeister II. Kl. und zum
sweiten A^iutanten des Kommandanten der badischen Felddiviaion
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LebeD«be8Cbrelbangen derer SchUling von CanstAtt.
S. Gr. H. dee Printen Wilhelm Ton Baden, ernannt und dem Leib-
dragonerregiment aggregiert. In dieser Eigenschaft machte er
während des Feldzugs 1866 die Gefechte bei Hundheim, Werbach
und Gerchsbeim mit und wurde 27. Oktober erster Adjutant dea
Prinzen. Als solcher begleitete er im Winter 1866/67 den Prinzen
nach Berlin gelegentlich des Abschlusses der Militärkonyention
zwischen Preußen und Baden, wo er auch bei einigen FestHch-
keiten zugegen war, wie 1. Januar 1867 bei der Gratulationskur
im König!. Schloß, am 17. Januar bei einer Kapitelversammlung
des Schwarzen Adlerordens, 20. Januar beim Krönungs- und Ordens-
fest und a.n\ 24. Febi'uar bei der Eröttnung des Reichstages des
Nor ddeuUc heil Bundes im weißen Saal de 3 Schlosses.
6. September 1867 wurde er zum iüttmoi.ster 1. Kl. ernannt
und als E-kadruüchef iu das 2. Bad. Dragonerregiment Markgraf
Maximilian versetzt. Es fanden damals wesentliche Umäaderungen
bei den badischen Truppen statt, so die Übernahme und Ver-
waltung der Kammerbestäude durch die Truppen selbst. Seine
Eskadron war die erste, welche nach preußischem Muster in dieser
Bezieliung ueuorganisiert war. 1869 wurde er mit der 4. Es-
kadron dieses llegiments nach Durlach dislociert und marschierte
von hier aus 19. Juli 1870 in den Feldzug gegen Frankreich.
Ehe die badische Felddivision am 2. August 1870 bei Maxau den
Rhein passierte, leistete er nach dem persönlichen Urteil des Ge-
neralstabschefä Leszinsky sehr wichtige Dienste bei Beobachtung
und Sicherung des Rheins bis in die Gegend von Straßbnr«}^ Da-
rauf maclitc er 7. August die Einnahme von Hagenau, am 14. Sep-
tember diiä Gefecht bei Biesheim mit, wobei beidemale ^ine
Eskadion sich besuDdcrs auszeichnete, bei Hagenau der Sei^eant
Metzger, sein späterer Wachtmeister, bei Biesheim der T>tuLuant
Graf Sponeck. 5. Oktt her erfolgte die Bildung des XIV. Armee-
korps. Im weiteren Verlauf des Feldzuges kam er ins Gefecht :
27. Oktober bei Auvct, 30. Oktober bei Dijon. 25. November als
Vorposteneskadron gegen die Garibaidianer bei ßiombi^^e, 18. De-
zember bei Nuits, wo er das Ivi'piment führte. Am 3. Jauuar 1871
wurde ihm das Ritterkreuz des Zahringcr Löwenordens mit Schwer-
tern verliehen für seine Verdienste vor Schlettstadt und bei der
Belagerung von Strrd^hurg; vom 0. August bis 27. September 1870.
9. Februar 1871 frlnelt w für ine Haltung^ bei Nuits das Eiserne
Kreuz Er hatte außerdem iüe üenugtuunp, daß der Sergeant
Metzger seiner üjskadron eine besondere Anerkennung als der
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LebMwbaidiMibiuiBtB dam SehOUag m Gnwtett. 8Sfl
tüchtigste UnterofiBzier des Regiments und Leutnant Gmf Sponeck
als erpter Offizier des Regiments das Eiserne Kreuz erhielten. Vom
15, bis 18. Januar 1871 machte er noch die Schlacht an der Lisaine
mit. Ende Februar erkrankte er in Mamay ä l'Oignon an den
Blattern (Varioliden) und wurde von dem dortigen Cur^ L. Pour-
ny tmfs beste verpflegt Er kehrte dann über Gray nach Karls-
ruhe sorück, woseil)st er 3. M&n anlangte. Er war lange rekon*
valeBseni» da durch Bildung einer Blatter auf dem rechten Auge
eine Trttbong und Entzündung der Hornhaut entstanden war.
£in operativer Emgriff wurde notwendig und dan^ieli begab er
sich im Sommer rar Erholung nach Herrennalb. September 1871
kehrte er zu dem unterdessen nach Bruchsal verlegten Regiment
zurück. 15. Januar 1873 begab er sich mit einer Deputation ba-
discher Truppen nach Potsdam zur Verbringung einer Anzahl
eroberter Fahnen in die dortige Garaiaonakirche. 15. April 1873
wurde er zum Major mit Patent von diesem Tage ernannt. W&hrend
der Herbatübungen dieses Jahres aber erkrankte er und war ge-
swungen eines Furunkels wegen von Freiburg aus um Erlaubnis
zur Rückkehr in die Garnison zu bitten. Bald darauf 2. Oktober
1873 verstarb er an den Folgen einer Blutvergiftung und wurde
zu Karlsruhe auf dem Friedhof II. in der Nfthe der Soldatengräber
mit militärischen Ehren bestattet. Er war ein Mann von unge-
wöhnlicher Körpergröße. Im Schnitt und Ausdruck des Gesichts
ghch er seiner Mutter und hatte in seinem Wesen etwas Ernstes,
obwohl er im Kreis der Familie und der Kameraden den liebenS'
würdigsten Humor zeigte. Der Rahmen und die Bestimmung
diesss Buches legen dem Sohn Alexanders Beschränkung auf,
wo er in herzlicfaer Liebe, in Dankbarkeit und Ehrfurcht des
Vaters gedenken möchte, der eine harte Jugendzeit gehabt, eine
minder glttnseode, als mühevolle, ernster Pflicht geweihte Laufbahn
erwählen mußte und nach dem unerforscblicben Batschluß der
Vorsdiung ein nur allzu voneitiges Ende seiner Tige gefunden.
Aber wer ihm immer im Leben beg^el ist, der s^et dreifach
sein Andenken.
Seine Witwe zog nadi seinem Hinscheiden von Bruobsal su
ihrer Mutter nach Karlsruhe und bewohnte mit dieser das ▼o^
malige schwedische Falais (nachherige Seldenecksche Haus) auf
dem Akademieplats. Nach der Verhslmtung ihrer Tochter an den
Grafen Otto von der Schulenburg im Jahre 1885 veräußerte sie
dies Haus an die Hofverwaltnng, welches von da an Dienst*
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388 Ubenabeflcbreibiuigen derer Scfaiüing von OiMtatt.
Wohnung des ilofmarschalLs w urde. Seit der Verabschiedung und
Krkrankung ihres ältesten Sohnes wohnt sie mit diesem zu-
276. Karl Ludwig Julms SrJiilliug von Cansfaft, Großh. Badischer
Major a. D., Inhaber der Badiscben Feldzugsmedaiiie fiir 1866.
der ßadischen 2niährigLii Militärdipn^^tRiiszeichnmig und Ritter
des Württembergischen FriedriehfiordeuB, geboien 16. Jnniinr 1821'
zu Hohenwettersbach, wo or im Eltcrnhaiiso seine erste liir^it h üig
genoß. Er besuchte erst das Lyzenni zu Karlsruhe, war später
eine Zeit lang in «lor Erziehungsangtalt «Salon» in Ludwigs-
bürg und trat dann 1. Apri! 1847 als Freiwilbgor in das Großh.
Badische FeldartillerierPLnrneot ein, von weicht m ain er 1. No-
vember in die KriegRSchule zn Kürl-ruhe ;iufgenammen wurde.
Die Revolution 1848/49 unterbrach seine btudien und seine Karriere.
Nach Ausbruch der Militfirmeuterei und Vertreilmng der gesetz-
lichen Regierung Mitte Mai 1849 begab er sich zu den in i*>iink-
furt a. M. 8ich sammelnden vertriebenen badischen Oöizieren und
Soldaten und bei der Neubildung des badischen Korps wurde or
im Februar 1850 dem neuformierten 2. Reiter- (Dragoner-)Regiment
zugeteilt und hierauf wiederum in die II. Kla.s.so der Kriegsschule
einberufen und am 28. Juni 1850 zum Leutnant im Dragonerre-
giment ernannt, mit welchem er bis Oktober in die preußi.'^che
Garnison Königsberg in der Neumark verlegt wurde. Von dort
zurückgekehrt wurde dem Regiment Bruchsal als Garnison ange-
wiesen. Dort wurde er am 17. Dezember 1855 Premierleutnant.
Am 23. Mai 1862 wurde er als Rittmeister in das 3. Dragoner-
regiment nach Mannheim versetzt. Er lernte dort seine spätere
Gemahlin Adele von der Hoeven, geboren 6. März 1835, kennen,
jüngste Tochter des verBtorbenen vormaligen Niederländischen Ge-
sandten und bevoUmärbtigten Ministers Jonkheer van der Hoeven
und der geborenen Pauline von Reindl. Er vermählte sich mit
ihr 3. März 1864. Im Oktober desselben Jahres wurde das Re-
giment in die neue Garnison Bruchsal versetzt und bezog er dort
Wohnung in dem südlich vom Schlosse belegenen einstöckigen
KRvalierbau nahe bei der Reitbahn nnd unmittelbar am Scbloß-
garten. 1866 machte er den Feldzng gegen Preußen mit und
kebrte nach Beendigung desselben nach Bruchsal zurück. Bald
daianf erhielt er den ehrenvollen Auftrag, als Ins^trukteur des
preußischen Elxerzierreglemente zur KönigL Württembergiscben
Beiteni neck Ludwigsbnrg kommandiert su werden. Am Schloß
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Lebensbesebtvllmiicm derer Schilling von CMMtett
dieses Kommandos erhielt er als Auszeichoung den württcnihergi-
Fchen Friedrichsorden verliehen. 5. April 1870 erhielt er die er-
betene Entlassung aus dem aktiven Militärdienst mit dem Charakter
als Major. Sein Oesundheitszustand hatte um diese Zeit eine be
drohliche Wendung genommen. Er litt zuerst an Kongestionen
nach dem Kopf und mit der Zeit traten Anzeichen von Geistes-
krankheit auf. Er hatte zwar noch während des Feldzugs 1870/71
als Lagerkommandant Verwendung gefunden über die in Rastatt
untergebrachten französischen Gefangenen; jedoch iu den folgen-
den fünf Jahren steigerte sich trotz BOige^unster Pflege seiner Ge-
mahlin das Übel. Von firaehaal ans, wo er nach dem Feidsuge
wieder seinen Wohnsitz genommen, wurde schlieiUich wegen der
mtAk tnmBgerwdfe als unheilbar zdgenden Erkrankung seme Über-
fttbrong in eine Anstalt notwendig. Zuerst befand er sich in
Göppingen in Obhut des Professors Landerer, dessen im Feldzuge
verwundet gewesener Sohn zu Bruchsal seinerzeit im Hause Karl
V. Schillings liebevolle Pflege erfahren hatte. Später jedoch, Män
1877, wurde es nötig, den Patienten in die Heil- und Pflege-
anstalt lUenau sQ Oberfflhren, woselbst er 9. September 1877
▼erschied.
Eine traurig schöne Episode ereignete sich bei seinem Begräbnis,
welches zu Hohenwettersbach stattfand. Als eben der Leichenzug
sich auf dem Wege dahin befand, begegnete er der von einer
FelddienstÖbuDg heimreitenden 3. Eskadron des 8. Badischen Dra-
gonerregiments Prinz Karl Nr. 22, derselben, welche Karl von
Schilling als Rittmeister befehligt hatte. Bei der Eskadron be-
fand sich zur Dienstleistung der damals rar Kriegsakademie kom-
mandierte Neffe Karls, der Premierleutnaut, spätere Oberst WiQielm
von Renz. Der Rittmeister v. Rothkircfa-Panthen ließ Kehrt machen
und gab mit der Eskadron dem Saige bis zum Friedhof das mili-
tärische Ehrengeleit. Auch wurden dem Entschlaißsnen die g^
biftuchlichen Ehrensalven über das Grab geschossen.
Karl v. Schüling war eine dorebans militirische Eraoheinung
and sein tiefernstes Wesen flößte jedermann Achtung ein. Auch er
war ein vortrefflicher Reiter, der, wie Angenaengen berichteten,
auf seinem großen eminent gftngigcn Fuchs vor der Schwadron
ein hervorrageodes BÜd emes KavallerieoiBziers abgab. Die Reit-
anfordemngen, die er mit größter Strenge im Dienste forderte, ent-
sprachen genau dem hohen Maß vonDurchgerittenheit, das er durch
unabliisige Arbeit an seinen eigeiian Pferden erstrebte und endelte.
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SSO Lebembencbreibiuigeii derer Schiliing von Cengtatt.
Bei seinen ehcintiliG;en Kameraden uud Untergebenen lebt sein
Andenken fort m spätester Zeit
Seine Witwe nahm ihren WulmBitz iiacli Karls Tod zuerst in
Karlsruhe. Damuf nach dem Eintritt ihres Sohnes beim 2. Ba-
dischen Grenadierregiment zu Mannheim und Heidelberg und
später bis zuletzt wiederum in Kariöruhe. Sie hat den Gatten in
rührender Treue gepflegt und besucht al^ährlich oft mehrmflls
sein Grab zu Hohenwettersbach.
277. Friedrich Schilling von Canstatt, geboren 15. Oktober
1827 zu Hohenwettersbach, wo er seine erste Erziehung erbielt,
besuchte später mit seinen Brüdeni das Ijyzeum zu Karlsruhe.
Er widmete sich später dem Studium der Landwirtschaft und
stand mit seinem alteren Bruder Willielm vereinigt seinem
Vakr in der Bewn tschaftung des Gutes Hohen weLterbbach zur
Seite. Ein Versehen bei diesen Arbeiten erweckte eines Tages in
ihm eine derartige Furcht vor der unnachsichtigen Härte seines
Vaters, daß Fritz am 10, November 1845 freiwillig in den Tod
?in^ und sich erschoß. Von der gleichen Tat am gleichen Tage
uns demselben Anlaß wurde sein Bruder Wilhelm nur noch durch
seine Schwester Louise zurückgehalten.
278. Karolim SdiUlwy von Canstatt, geboren 13. Oktober 1826
zu Hohen wetterabaoh. Sie war kränklich und starb schon am
27. April 1833.
279. Wilhelm Friedrich Srhilling von CanntaUy Groß-
herzoglich Badis( h( ] Kammerherr und Grundherr von Hohenwetters-
bach, geboren IM ruar 1825. erstmals vermählt 14. Februar 1863
mit Augusta, Grätin von Waldeck, geboren zu Ofen-Pe«t 9-. August
1845, gestorben zu Tisza-Roff 23. Mai 1864, zum zweitenmal ver-
mählt 19. Janimr 1865 mit deren Schwester Amalie, Gräfin von
Waldeck, geboren zu Ofen-Pest 9. Dezember 1846. Er starb
26. November 1888 zu Meran im Mazegger Hof.
Steine erste Jugend verlebte "WilhelTn von Schilhng teils zu
Karlf^ruhe teils zu Hohenwettersbacli, besuchte das Lyzeum zu
Karlsruhe und pj>ntrr die Bildungsanstalt «Salon» in Ludwigs-
burg. Von dort zurückgekehrt, erkrankte er sehr schwer am
Typhus; nachdem er sich jedoch erholt hatte, unterstützte er bis
zum Jahr 1845 im Verein mit seinem Bruder Fritz und der
Schwester Louise den Vater in der Bewirtschaftung des Gutes,
nachdem dieser zuvor mit seinen Verwaltern schlechte Erfahrungen
gemacht hatte. Nach seines Bruders Fritz' Tod war es, wo nun
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LtlMBalMMhNlInuliMi dtNT Schitliiig von Giitttatt. 381
das Gut auf Wilhelm kommen mußte, des Vaters Wunsch, daß
dieser sich noch auf der landwirtschaftlichen Akademie zu Hohen-
heim für seine Lebensaafgahe gründlich vorbereite. Dort ver-
blieb Wilhelm bis zom Aoebmcfa der Unraben im Jahr 1848.
Bei den Vorkommnissen, wie sie auf andern Gütern im Laode
(z. B. Sulzfeld) stattfianden, war Schlimmes sa g^wfirtigen, er be-
wies jedoch bei der Übernahme des Gutes nach seiner Rückkehr
▼OD Hohenheim Bntschlossenheit und Mut genug, um Unord-
nangm zu steuern« £r ermöglichte hiermit auch den Eltern, sich
mit den jüngeni Geschwistern jenseits des Eheinee in Sicherhat
zu bringen, ohne daß das Gut herrenlos blieb. Bei den Ereig-
nissen der Mlntage 1849 su Karlsrohe war er Angemenge, und
solange die Etting in. der Hauptstadt und die üble Wirtschaft
der provisorisdien B^mng andauerte, war er, nm stets von der
allgemeineii Lage nnteniehtet ta sein, beständig swisehen Hohen-
wetterabacfa und Karlsruhe unterwega. Auch hatte er sich zur
bttigerliohen ScfafltMngards gemeldet und Tersah darin, sdnen
Dienst^ bis nach der Flucht des Landeshenrn über den Rhein
tCat diese verdienstliche Thippe die Aufirecfatetfaaltnng der Ordnung
unmöglich wurde. Nor einmal worde versucht, auch die Be-
vüUcerung der Kolonie Hohenwettersbach aufzuwiegeln, doch ver^
standen es Wilhelm und sein Bruder Karl (damals als Artillerie*
leatnant auf der Flucht), die Unruhstifter mit der Büchse durch
den Wald bis Doriach vor sich herzutreiben. Im Frühjahr 1866
übei^b der Vater Wilhelm Hemrich auf Wunsch der Familie V*
des ganzen Gutes in Facht, während Alheim den Rest bewirt-
schaftete. 1861 trat Wilhelm mit den Vertretern der Kolonie
Hohenwetteiabacb in Verhandlungen wegen Allodifikation eines
naeh Übereinkonft yom 5. Februar 1862 bezeichneten Teiles des
Lehen* und Stammgutes, n&mUch 864 Moigen, 8 Viertel, 3668 Ruten
Feld nebst derzeit namhaft gemachten ZubdiOrdeo. Unter Auf-
lage der Wiedeianlago des Erlöses nach Vorschrift des Lehen*
rechtes, 8. 677 c. f. wurde ihm nach Antrag des Justizministeriums-
Lehenhof vom 16. April 1864 durah 8. K. H. den Großherzog
genehmigt, das besagte Areal der Hohenwettersbaoher Kolonie
oder den Best&ndem zu überlassen, wogegen die Grundhenschaft
einer Reihe bisher gesetzlicher Pflichten und Verbindlichkeiten
gegen die Kolonie enthoben sein sollte nud damit der Er-
hebung der Kolonie Hohenwettersbach zur selbständigen
Gemeinde nichts mehr im Wege stand. Nur die Komps-
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888 L«beiMbMcbreibong«ii dwr eichiUiDg v<m Owwtatt. •
tenzeu der i-farro und Schule waren durch die Grundherrechai't
für spätere Regel uiig vorbehalten.
Eommissionsbericlit in der Ghroßherzoglich Badischen
ersten Kammer über den Gesetzentwurf, die Erhebung der
Kolonie Hohenwettersbach zu einer selbstAndigen Gemeinde
betreffend.
Erstattet von FreUiemi Carl von GOler. 1863.
Durchlauchtigste, hochgeehrteste Herren!
Wir können uns füglich darauf besci ranken, bezüglich des
Tliatöäch liehen uns auf Dasjenige tu ber^ieheu, waa die Begründung
und der Bericht der zweiten Kammer darüber entlialten.
Die Sache ist auch für diese hohe Kammer keine neue. SpU
dem Bestehen der Gememdeordnung vom 31. Dezember 1831 hat
der Grundherr, Freiherr v. SrhiDinq:, den (Troßh. Behörden, ja
selbst bis zum Throne die Besrliwerden gebracht, über die außer-
ordentliche Belastung, welche ihm durch dieses Gesetz gew^ordru
ist. Wir finden im Bericht der zweiten Kammer, daß er für
Armenunlt rstützung allein im Jahr 1854 den Betrag 1529 fl. be-
zahlen mußte. Ks ist nur zn verwundern, daß, wie der Bericlit
der andern Kamiüer auf Seite '6 sagt, die jalu lif hen Lasten des
Gnin lherrn sich nicht höher beliefen, als auf den durchschnitt-
lichen Betrug von 889 Ü. 86 kr., indem die Bf Gründung auf
Seite 8 die durchschnittliche Jabresausgabe der Gemeinde auf
236211. berechnet.
Mag sein, daß letztere riumme nicht ein Durchschnitt ans
der Vergangenheit mit Rücksicht auf die beschränkten Bedürf-
nisse einer Kolonie sind, sondern der Voranschlag der eT^ßeren
Bedürfnisse einer wirklichen Gemeinde. Wir sind niiinlicii der
Ansicht, daß es für den schwer verletzten Grundherrn ©in Glück
war, daß die Großh. Regierung die Emwohnerschaft zu Hohen-
wettersbach nur nls Kolonie angesehen und auf sie nur die
Grundsätze der §§ 174 — 177 des (jremeinden:c?etze8 angewendet
hat, während die Grundlit n -chaft weit üV lcr daran gewesen wäre,
wenn sie die Gemeindeordnung so angewendet hatte, als wäre von
einer u rklichen Landgemeinde die Rede, der die Ilofgemarkung
Hnlienwelter>;bach als vollständige Grundlage diente. Denn von
den vielen Kosten der Gemeinde trafen Ha? Stenerkapit.il 'tueh
nur nach § 177 die Armenunteistütsong, nach § 176 der Wegbau
biyiiizoa by GoOglc
Lebens beHcbreibaogen derar Schilliog von Canstatt
m
in voller Anadehnang uod der Unteiridit der KiDder in dnem
arbitriren, von der Behörde feetrasetsendeD, jedeofalle also gemin'
derten Betrag. Wae eonei noch aoe § 175 weiter erwachsen
konnte, dOrfle nm so weniger von Bedeutung sein, ale ihm noch
Einnahmen gegenflber etanden.
Sind wir nun auch der Meinung, daß der Gutsbesitzer sich
hätte glücklich schätzen können, daß er von dem ihm gedrohten
Mißgeschick nicht in vollem Maß getroffen wurde, so erscheint
doch die Härte, die er in Folge des Gemeindegesetzes empfunden
btti, als eine keineswegs geringe. Wir glauben, daß dieser Erfolg
kein beabsichtigter, daß er kaum ein vorausgesehener war. Gleich-
wohl wurde er im Laufe der 30 Jahre, seitdem die Gemeinde-
ordnung besteht, nicht beseitigt, ja er wurde auch nicht ge-
mindert.
Er wurde nicht geiniiulci t. obgleich neben dem Nuih.schrei
de? Grundherrn jene der Kolonie in gleicher Stärke erschallten.
Die Kammern empfahlen beide zur Abhilfe, allein der rechte Emst '
dazu scheint bei der Regierung nicht vorgewaltet zu haben. Der
Grundherr bot Opfer zur Bildung einer Gemarkung, sie wurden
nicht angenommen ; die Gemeinde wollte auswandern, die Kosten
der Auswanderung warea der I^gieruog zu hoch, das doppelte
Uebel dauerte fort.
Der Grundherr bot 350 Morgen aur Kaufsumme von 150000 fl.
an, ja er verlangte diese nicht einmal, er erbot eich eogar, auf
130000 fl. in seiner Forderung herabzugehen, wenn man ihn der
ihm durch das Gesetz aufgebürdeten Last entlassen wolle, er war
mithin bereit, das ihm gewordene Mißgeecbick durch Ablassung
eines zinstragenden Kapitals verewigen m lassen. Die Staats-
ministerialverfugung vom 18. Januar 1843 (s. Bericht der zweiten
Kammer, Seite 2) hat dieses Anerbieten, weil die Hohe der
Forderung mißfiel, abgelehnt
Nehmen wir den Kaufpreis von 180000 fl. an, so betrag der
Morgen im Durchschnitt 871 fl., nehmen wir selbst 150000 fl. an,
80 war der Durchschnitt nur 428 fl.
Nach Seite 6 der Begrüuduijg gehört Mieses Feld (es war das
nämliche, was jetzt angeboten wird) zu dem vorzüglichsten in der
Uinget^end, und wenn gleich jetzt nach Seite 3 des Commissions-
berichtes der zweiten Kammer eigens zugezogene Sachveretändige
den Werth des Morgens nicht höher als 441 fl. 40 kr. gescb&tzt
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SM LabeatlMducibimitD d«f«r Sebilliiiir T«m Gnttttt.
haben, io enebeint ona nicht allein diese Schätzung unter aller
Erlabniog gering, sondern wir glanben auch mit Sicherheit be-
haupten SU können, daß für gnte Gflter schon im Jahr 1848 der
Preis von 371 fl. ein sehr paesender und seihet der von 428 fl.
durchaus kein übertriebener war. Allerdings war der ge f orderte
Capitalbebng von 180000 fl schon ein hoher, aUein er konnte ja
bei dem angebotenen großen Opfer von 860 Morgen an* ebb ketii
kleuier aem. Blit einem geringeren Opfer war der beabsiditigten
jungen (iemeinde dnrdians nicht gedient» und da der Werth, der
fttr den Moigen gefordert war, kein an hdier gewesen ist, so bitte
anf das Offert eingegangen werden sollen.
Znr Ablehnung war also nach unserer Meinung damals schon
kf>in Grund vorhanden, und wir sind der Ansicht, daS auch da-
mals das Anerbieten nicht abgelehnt worden wfiie, wenn, wie
heute, der Wille bestanden hätte, dem vorhandenen Mißstande
abzuhelfen. Mag sein, daß damals noch weniger als jetzt die zum
Kauf gebotenen Gflter hingereicht haben wflrden, mittelst Gon-
stituirung zum Unterpfand fOr einen Anleiher dienen zu kOnnen,
der, wie die Motive auf Seite 7 ganz richtig bemerken,, ohne
doppeltes Unterplhnd nicht zu finden ist, allein ein Gutspreehen
der Beg^erung mit ständischer Genehmigung bitte dort voraus-
sichtlich auch geholfen, man machte aber kdnen Versuch, ja
machte auch kdnen, mit dem Grundheim weitere Unterhand-
lungen zu pflegen, die vielleicht zum erwünschten Ziel gefObrt
hatten. Eine abscfalfigBche Antwort war das einzige Beeultat
Seihet wenn die Gemeinde wirklich nicht im Stand gewesen sem
sollte, die geforderten 180000 fl. aufzubringen, oder fOr mUglich
zu halten, diese Summe auf irgend eine befriedigende Art zu
amortisiren* mußte es die Großh. Be^crung versuchen, einen
Theil der Kanfsumme ihr ab und auf die Qesammtheit zu nehmen,
weil die Verh<nisse und die nachthdligen Folgen des Gesetzes
unmöglich dem gedrückten Grundherrn allein zur Last bleiben
durften, und die Geeammtheit es ist» welche mittelst ihrer Gesetz-
gebung den angerichteten Schaden verschuldete. Hat doch jeder
Qoartiergeber Anspruch an die Geeammtheit auf Ersatz der Kosten,
warum soll der Gutsbesitzer, der ganze Schaaren hungernder Co-
lonnen zu emShren angewiesen war, nicht den Anspruch auf Hilfe
von Seiten des Vaterlandes erwarten dürfen, wenn es handgreif«
lieh ist, daß ihm eine überaus drückende Zumuthung gemacht
wurde?
Lebenabesdireibangeii d«rw SebiUiag von Caattatt. StS
Weno titm neben diesem Projekt ein sweites, wir meinen die
beabriclitigle Aoewanderung, anilaoefata nnd eben ao hoffnnngaloe
▼eibailte, io aagi «war der Bericht der sweiten Kammer Seite 2,
daß dasselbe w^gen des Widerspmehs der Agnaten and des Lehn-
bo& gescheitert ssi, allein von dner besonderen BemQhnng, dem-
selben dnrch Modifiümtionen Eingang an veisebaffBn, erhellt
niigenda etwas. Die Kosten waren an 58000 fl. veranschlagt^ wosa
der Gntsbesitier swei, FOnftel beitragen wollte. Der Beitrag belief
sich demnach auf 28800 fl., wenig mehr, als die firOher gebotenen
80000 fl. nnd weniger, als die jetzt gebotenen 2Ö000 fl., wozu
Agnaten nnd Lehnhof gewilligt haben.
Waram konnte denn damals der Beitrag des Grandherm nicht
auf 20000 fl. gemindert werden nnd der der Staatskasse nm 8200 fl.
steigen?
Hier wie dort stand ein AbsoblnO dniebana nidit außer der
Möglichkeit, wenn er nicht su Stande kam, so lag nach nnserer
Meinung die Schuld lediglich an der Großh. Regierung, wenigstens
erhellt von einem Versuch der Abhilfe nirgends eine Spur.
Wenn nun endlich nadi 80 Jahren schwerer Pröflmg der
jetzige Grundherr, der fMlich nie bessere Zeiten gesehen hat, die
von seinem Vorfahren angebotenen Opfer noch steigerte; wenn
auch die Agnaten, wenn auch der lichnhof mit schwerem Herzen
ihre Einwilligung gegeben haben, resp. geben wollen, und die
höbe Kammer auch nicht berufen ist, das darfiber vorgelegte Ge-
setz von der Seite zu prüfen, ob fllr den Vasallen und Grund-
herrn eine rechtliche Nothwendigkeit besteht, das gebotene schwere
Opfer, daa immer noch darin besteht, daß der Preis von 80000 fl.
dem Werth des abgetretenen Areals nicht zur Hälfte entspricht,
zu bringeo, ob er nicht andere Mittel hat, Belastungen seines
Vermögens, von denen sich im Staatslebfn fast kein ftbniiches
Beispiel zeigt, da er wirklieb zwischen ^4 und seines liegenden
Vermögens opfern muß, um den Rest aus dem Schififbruch zu
retten, von sich zu weisen, so sind wir freilich in einer besseren
Lage, wenn wir nur zu prüfen liaben, ob der Gemeinde die Er-
mächtigung zu ertheilen sei, das ihr Gebotene anzunehmen und der
Gcsammtheit die Garantie zu leisten, ohne welche die Sache nicht
vollzogen werden kann.
In dieser Beziehung hat sich in der Koiinuission nicht eine
Stimme gegen das Gesetz, wie es aus der zweiten K;ininier an
uns herüber gekommen ist, erhoben. Es enthüll 6 Artikel, vou
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886 L ^b tBibMcfliinHwiiigitn derar % ^>ttHwig von runitf*^
denen nicht der erste, sondern der dritte der Kardinal^atz ist Wir
nennen ihn so, weil er die Bestimmung einer neuen Ürtsgemarkuug
gibt, die bisher nicht da war, und welche das Fundament ist, um
die big herige Kolonie Hohenwettersbach zn einer eigentlichen Orta-
gemeinde zu erheben, Für Das, was hier gesdiieht, besteht der
§4 der Gemeindeordtmiig, welcher pngt:
«Keine bestehende Gemeinde kann aufgelöst und keine neue
gebildet werden, außer im Weg der Gesetzgebung.»
Nun besteht zwar eine Gemeinde Hohenwettersbach schon
lange, sie hat als eine solche in den Akten aller einschlagigen
Behörden eine große Rolle gespielt, allein gerade weil ihr die
Ortsgemarkung fehlte und das Billigkeitsgefühl der Regierang so
weit wirkte, die Gemarkung Hohenwettersbach, die ausschheßlich
dem Grundherrn zu Eigenthum, wenn auch blos zu lehenbarem,
gehörte, nicht zur GremarkuDjg; der Gemeiudei nicht die Gemeinde
zum GemarkuDgsherm su ernennen, was sie nach analogen Ver-
hältnissen, wo Grundherren einen großen Theil, ja tiber die Hälfte
der Gemarkung besitzen, wohl auch hätte thon kdnnen, so wurde
besagte Gemeinde bisher nur als Kolonie angesehen und als solche
benannt. Darum ist es nöthig, daß sie nunmehr als eigentliche
Gemeiude förmlich anerkannt wird, und das thut der Artikel des
Gesetzes, den wir zur Annahme empfehlen, ohne ihm seine Stelle
am Eingang des Gesetzes streitig SQ nuusben.
Der Artikel 2 gibt in Konsequenz mit den geltenden Be-
stimmungen der Oemeindeordnong die Folgen des Artikels 1 auf
das Ortsbürgerrecht, was keiner besondem Erläuterung bedarf, und
Artikel 3 bestimmt die ongefthie GrOße der künftigen Ge-
markung Hohenwettersbach unter Angabe der Gemarkungen,
von welchen sie gelrennt ist ('/• waren Bestand th eile des bis-
herigen Hofgutes Hohenwettersbach und waren Be-
standtheile der Gemarkung Burlach), und spricht aus, daß
hiermit dne neue Ortsgemarkung gebildet werde. Sie verfOgt
aber auch rtteksichtlich des ietstgenannton Antheils der neuen
Ortsgemarkung, welcher AntheÜ von der Gemsrkung DoiJach ge-
trennt wud, daß Durlaeh ftlr den Verlust der Umlege aus diesem
Theil Ton Hohenwettersbach «ntsehädigt werden soll*
Aus den Motiven auf Seite 8 erfährt man, daß die Abtretung
von Sdten Durlaohs nicbt aus freiem Willen gesebah, sondern
daß eben dieses Gesetz die Aufgabe habe, es su Biringen, sicii
die Abtretung ge&Uen su lassen; -man erflibrt ferner ans dem
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Leben»be»chreibui)geD derer Schilling \ot\ Ganstatk ÜBl
Com m ieeionBbericfat der andern Kammer, daß die oben berührte
EntaeliidjgaDg in einer Summe von 800 fl. bestehe.
Id der sodem Kammer wurde von gewichtigen Stimmen das
Recht Dorlachs auf eine Entschädigung mit vieler Entschieden-
heit widersprochen, durch Stimmenmehrheit aber aufrecht erhalten.
Wir sind weit entfernt, der Stadt Durlach ihr Recht auf Ent-
BchSdigang zu bestreiten^ denn das damnum emergens ist klar,
ond Alles, was wir gegen die Entschädigung anfuhren liörten,
«eJt wohl dahin, daß die Abtretung eines Gernaikunizstheiles aus
Gründen des öffentlichen Wohles erzwangen ^verdeu kann, daß
dieß aber ohne alle Entschädigung geschehen müsse, ist nirgends
in den Gesetzen gesagt, sie versteht sich unseres Erachtens darum
von selbst.
Ob es politisch war, daß die reiche Stadt Durlach zum Vor-
theil der neu entstehenden Brudergemeinde gar keinen Beitrag
gab, ist eice andere Frage, <iie wir nicht weiter erörtern wollen
und welche das Gesetz in keiner Art berührt. Wenn es dagegen
wahr sein sollte, was in der Diskussion in der andern Kammer
behauptet wurde, daß die Stadt Durlach durch die Abtrennung
des genannten Theils ihrer Gemarkung Ersparnisse mache durch
Minderung von Geschäften u. s. w., so wäre die Entschädigung,
die ihr durch Kapitalisirung des zehnjuhugen Darchschnilts der
Umlagen von 1853 — 62 zu Theil wird, eine zu große, mau könnte
eine Bestimmung einfließen lassen, welche die Entschädigung auf
den richtigen Betrag mindert. Allein die Führung der Grund-
und der Unterpfandsbücher wird höchstens dem ohnedem besol-
deten Rathechreiber eine kleine Mühe machen, ohnt daß ihm bei
Abfall derselben ein Abzug an der Bekohl nn;^^ gemacht wird, und
somit wird auch daraus keine Minderung stattfinden. Ein Antrag
kann also darauf nicht gemacht werden.
Der Artikel 4 bestimmt, daß der Staat die Bürgschaft lür
Zins und Kapital bis zum Betrag von 80000 11 übernimmt.
Dieser Betrag ist nämlich, wi-' wir gehört haben, nur das An-
leihen zum Ankauf der Feldgüter. Der Grundherr hat noch weiter»
und zwar ohne Bürgschaft verkauft:
1) die Haosplätze und Gärten um . . 5000 fl.
2) die ihm gehörigen Gebäude um . . 4800 fl.
8) den Keller unter der Kirche um . . 1500 fl.
10800 fL
Dto tmW» CMillllag von Ommu. II
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888 tflbM»b««ciii«ibaDgen derer SchUUng von GtnsUitt.
uod nebeobei mehreres Andero ohne AnrachniiDg abgegeben. Die
geschehene Zamuthung, die Summe von 80000 fl. aas Staate-
geldem vonuatreoken, hat daa Grofib. Finansminieteriam ana
ziemlich erheblichen GrOnden abgelehnt^ nod glücldicher Weise
scheint sich ein Anleiher fQr diese Summe gefunden an
haben, sonst h&tte an dieser Schwierigkeit das ganze Projekt
flcheitem kOnnen, oder die Gesammtheit hfttte anlSerordentliche
Mittel aufbringen müssen, um die Schtdd der Gemeinde soweit
za mindern, daß sich fQr den Best em Anleiher fand, der durdi
den Werth sämrotlicher Gflter der jungen Gemeinde doppeltes
Unterpfand gefunden hätte.
Was Art. 5 bestimmt, daß nämlich die Amortisationskasse es
sei, welche im Fall der K( alisirung der übeniommeneu Biirgschaft
Ziiiiiutig zu leisten hätte, muß, so sehr sich dieß auch von selbst
versteht, ausgesprochen werden.
Art. 6. Daß die junge Gemeinde, deren Bürger wohl aadi
als Coloniebewohner hier und da Landwirthschaft getrieben, in-
dem sie theils Güter der Grundherrschaft, vielleicht auch benach-
barter Gemarkungen pachteten, theils auf dem Areal der Dur-
lacher Gemarkung eigene Feldgüter besaß, zum Betrieb des Feld
baues mangelhaft und unzureichend eingerichtet ist, ist sehr
begreiflich, darum wurde schon früh bei den Unterhandlungen
der Großh. Regierung gebeten, durch Bildung einer Leihkasse,
zum Zweck genügender Einrichtungen zu Hilfe zu kommen. Die
Großh. Regierung ist diesem Wunsch durch Zusage von 12000 ü.
entgegengekommen, in der andern Kammer wurde aber beantragt,
diese Summe auf 15000 fl. zu steigern, weil früher so viel zur
Auswanderung ausgesetzt war, ohne daß diese Summe benutzt
wurde. Die Großh Regierung ging gern darauf ein, und wir be-
antragen gleich&Us die Zustimmung.
Eine weitere ESrleiehlerang auf Kosten der Gesammtheit be-
stimmt Art. 7 durch Beseitigung der Liegenscfaaftsacdse, von der
Kauf- und Tauschbrieftaze bei der jetzigen Veräußerung von dar
Grundherrschaft an die Gemeinde sowohl, als bei einer weiteren,
wenn de binnen der nftchsten zehn Jahre zwischen der Gemeinde
und den einzelneu Gemeindegliedem geschiebt.
Von den oOO Morgen sollen nämlich 200 au die Augehörigen
dieser Gemeinde zu Eigenthum verkauft werden, während 100
Morgen lui Eigeiithuni <ler morahscheii Person der Gemeinde
i
biyiiizcQ by GoOglc
LAbeoibeacbreibttogen derer ficbilling von Caottatt S89
bleiben uud durch Verpachtung emen Ertrag iu die Gemeinde*
kaüse abzuwerfen bestimmt sind.
Für die neue Gemeinde ist damit viele gerechte Sorgfalt an
den Tag gelegt, denn sonst wäre ea bei weitem weniger wahr-
scheinUch, ob sie gedeihen kann. Es sind allerdings trotzdem
Bedenken erwachsen, ob sie mit allen diesen V^orsorgen einem Zu-
»Uiiui entgegengeht, der für sie einen hiuliinglichen Bestand ver-
spricht. Wir wollen die Berechnungen nicht wiederholen, die in
den Motiven und in dem Bericht der andern Kammer darüber
niedergelegt eind, allein jedenfalls wird die neue Einrif hiung zum
Bessern führen, und bei der Nähe Hohen wettersbaclio von Dur-
lach und Karlsruhe, und bei der vielfachen Gelegenheit, Verdienst
auch aus anderen Erwerbszweigen als aus dem Betrieb der Land-
wirthschaft zu schöpfen, ist dieß nicht allein möglich, sondern
auch wahrscheinlich.
Wir trnfren auf Beistimmung zu Art. 7 und zu dem selhst-
verständlicheu Art 8, somit auf Annahme des ganzen Gesetzes au.
Im Spätjahr 1862 unternnlnn er, um die dortigen Verwand len
zu besuchen, eine Reise nach Ungarn, woselbst er sich mit Auguste,
Gräfin von Waldeck, verlobte und vermählte. Vielleicht zu früh
nach der Geburt ihres Sohnes reiste WiUu hns ( ;< iimhlin, die durch
Liebreiz alle Herzen in ihrer neuen deutschen Heimat gewonnen
hatte, von ihrem bchwager Adolf begleitet, während Wilhelm mit
dem Kinde zurückblieb, im Jahr 1864 nach Ungarn, erkrankte
daselbst und starb zu Tip/a-Roff am 23. Mai. 19. Januar 18G5
vermählte sich Wilhelm zum zweitenmal mit der Jüngern Schwester
Amalie (Ihna). Er lebte, ausgenommen Winter 1?^86, den er mit
seiner Familie zu Karlsruhe zubrachte, ununterbrochen zuHoheur
wett^bach.
7. JuH 1887 erlebte er das Unglück, daß durch Blitzschlag
die Hälfte der Ökonomiegebäude auf dem Batzenhof in Brand
geriet und samt einer betoftchUichen Menge Futtervorräte und
Geräte verbrannte.
1887 traten bei ihm die Anzeichen einer Nierenerkrankung
auf. Die erhofiPte Linderung seiner Leiden trat in Meran, wohin
er sich im Öpätjahr 1888 begeben hatte, nicht ein; vielmehr ver-
schlimmerte sich dort sein Zustand und am 26. November 1888
starb er dortselbst im Mazeggcr Hof und wurde zu Hohenwetters*
bach in der Familiengruft beigesetst.
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MO LtbtMbMdireltMingMi dmr SdiilHog von Onwtatt
Er w«r eine grolle statUiobe Erseheuiiing; doch in semem
Auftreten enoliien er pUegmatiacb nnd etwas befangen, obwohl er
mitantor leidenacbafUicb erregbar war. In eeinem Beraf als landwiri
war er niobt ohne Oeecbick nnd flberließ bei seinem Tode das
Gnt in geddhlicbem Zustande seinem Sltesten Sobn.
tSO. JZarl SehUling v&n CanstaU^ geboren den S4. Januar 1824,
gestorben den 6. Februar 1)^26.
HBU iMtise Kantine WUhdmme Sehülmg wm CatutaU, g<e-
boren 6. September 1822 an Hohenwetterabacb, vermäblt 8. Sep-
tember 1860 mit Generalmajor Heinrich von Rens, geb. 5. Sep*
tember 1814, gestorben 28. Juni 1879.
Von IrQher Jugend an stand sie als treue Tochter ihrer Mutter
in Pflege nnd Erziehung ihrer jfingem Geschwister bei, ebenao
später dem Vater, als dieser 1845/46 den landwirtechaftlichen Be>
trieb des Gutes Hohenwettersbach vorftbergehend selbst übernahm.
Sie hatte, während die Eltern bis 1880 noch in Karlsruhe wohnten,
die höhere Töchterschule und die vortreffliche MYStemtalt dar
Frau Wettach besucht, an welcher der als Philosoph und Theologe
ausgezeichnete Hofdiakonus Hausrat als Lehrer wirkte.
Sie lernte in Karlsruhe Bude der viersiger Jahre den seit
24. Miü 1846 verwitweten Hauptmann im Großberzoglicben
Generalsteb Heinrich von Benz kennen, aber der Ausbruch der
badischen Bevolution verzögerte ein beabsiditigtee Veriöbnis,
nachdem dies gelegentlich eines Maskenballes am 19. Februar
1849 beschloesene Sache geworden. Hemrich von Rens hidt
Im» Louisens Vater in sdner Wohnung am 17. Mte um die
Hand mner Tochter an, erhielt am andern Tage die elterliche
Einwilligung und am 25. Blirz, an einem Sonnteg, fand die Ver-
lobung statt. Dem Brautpaar stand jedoch noch eine längere
Zeit der Trennung bevor. Der Ausbruch der MüitärmentMKi in
Baden machte fOrs erste den Aufenthalt nicht nur badisdier Offi-
ziere, auch der Beamten und des Adels kaum mehr mdglidi. Die
meisten, so auch die Eltern Louisens mit ihr, ihre Brflder und
ihr Brftutii^ flttcbteton fibor den Rhein. Während die Eltern
Louieens zu StraObuig verblieben, begab ddi Heinrich von
Rens durch franzOrisrfaes, rbeinpreußisches Gebiet nach Frank-
furt a. M., wo er Dienste bei andern deutschen Bundestruppen
nahm. Nach Wiederherstellung der Ordnung und Einsetzung der
gesetzmäßigen Regierung in Baden am 28. August standen dann
der ehelichen Verbindung Heinrichs von Renz und Louisens
üiyuizoa by Googl
Lebensbwcbreibiuigen derer Schilliiig von CiuuUtt 941
keine Hindernisse mehr im Wege. 8. September 1849 fand durch
den Oberhofprediger Knefelius in Gegenwart der beiderseitigen
Eltern imd vieler Verwandten die Vermählung statt. Nach einer
kurzen Hochzeitsreise bezog das Ehepaar in der damaligen Langen
Straße Nr. 215 im 2. Stock Wohnung beim Partikulier Deutsch.
Später kaufte Heinrich von Renz das Haus Nr. :iO in der
damaligen uciien Waldstraße. Nacti dem Regierungsantiitt des
Großherzogs Friedrich wurde von llenz 18. Juni 1852 zum Chef
des Genera Letalis ernannt. Oktober desselben Jahres wurde er
zum Major und Januar 1855 zum Oberstleutnant befördert. Unter
Uefürdtruug zum Oberst wurde ihm 1859 das Kommando des
Großherzoglichen Gendarmeriekorps übertragen, welches er iü Jahre
laug (seit 1868 als charakterisierter Generaiiuajur) führt«, bis kör-
perliche Leiden ihn nötigten, um Versetzung in den Ruhestand
zu biLten. Sein Leiden steigerte sich von Jahr zu .lahr und nur
der in sorgfältigster hingebender Treue au.sgeübteu Püego seiner
Gattin konnte sein Leben überhaupt noch so lauge erhalten werden,
wie es geschehen ist. Jedoch die Gabe zu pflegen hatte diese
seit Jahren geübt und sich darin bewährt. Ihre Jüngern Ge-
schwister hatte sie aufgezogen, der sterbenden Mutter hatte sie
beigestanden und 1871 war sie am Krankenbett des aus Frank-
reich durch einen Granatsplitter verwundet heimgekehrten Sohnes
aufopfernd tätig. Im Jahr 1879 am 28. Juni starb ihr Gemahl.
1881 hatte sich ihr Sohn Wilhelm mit ütta Freiin Marschall von
Bieberstein vermählt und war nach Minden in Westfalen versetzt
worden. Als diese erkrankte, nahm Louise von Renz ungesäumt
den vor einem halben Jahr zur Welt gekommenen ersten Enkel in
Pflege zu sich und unterzog sich auch späterhin bei den nach-
folgenden Enkelkindern den Mühen der W^irtung und Pflege, wenn
dies die Kranklieit der Schwiegertochter wünschenswert machte.
Am Ü. September 1902 feierte Louise bei ihrer Schwägerin
Anna von Renz in Lichtental, Witwe des bei Nuits gefallenen
Obersten von Renz, ihren 80. Geburtstag in eeltener Kü.st:Lk« it
im Kreise ihrer noch lebenden Geschwister, Kinder, Enkelkinder
und Anverwandten. Sie hatt« zuvor ihr Haus zu Karlsruhe
Nr. 50 in der Waldstraße verkauft und bezog mit ihrer Tochter
Louise eine Mietwohnung Leopoldstraße Nr. 36.
Kaum gebeugt von der Fülle der Jahre, in merkwürdiger
geistiger Frisciie, vom Himmel mit einer beneidenswerten Zuver-
sicht und Energie und dem glücklicbaten, auch nach trüben
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843 I^b^QSbeMhreibangen d«rer SebilUng Iran GamtfeH
Tagmi immet wieder erwacfaenden Hamor auiigestaitet, lagi ihre
ehrwürdige Encbeinung aus fernen Zeiten In die Gegenwart
hinein, eine mntige Zeugin so manch« Schiekaalswendung, immer
noch häuslich regsam, voll Anteilnahme fflr die neue Zeit, der
ihr Innerstes im Grunde sich doch zu entfremden beginnt^ voll
nie erlöschender, aaMcfatiger Liebe su allen ihr Nahestehenden,
das Vorbild und Urbild einer rahrigen selbstlosen treuen deutschen
Mutter.
289. Wilkdm SehitUng wm Guufott, Köuiglich Pteofliacher
Oberleutnant a. D,, geboren 6. Hai 1870 zu Freibuig i Br.,
besuchte das Gymnasium zu Freibuig, nach setnes Vaters Ver*
setsung nach 8<^esien die Bitterakademie zu Limits und s^ter
die Gymnasien su Jauer und Görlits. Nach abaolvlttter Ffthn-
richsprüfung trat er als Avantageur 1. April 1890 im Infanterie-
regiment von Courbifere, 2. Posensches, Nr. 19 ein und wurde nach
Besuch der KriegRschule Neiße diiroli Allerh. Ortire vom 22. AugUBt
1891 7 Ulli Sekondleutnanl in demselben Regiment ernannt. Nach
zehnjähriger Dienstzeit abwechselnd in den verschiedenen (hnui-
Bonen Görlitz, Jauer und Lauban, zuletzt beim Bezirkskomiimndo
Lauban, erbat er wegen eines sich im Dienste zugezogenen Lungen-
leidens im März 1900 seinen Abschied, der ihm durch Allerh.
Kabmettsordre 18. April 1900 unter Verleihuno des Charakters als
Oberleutnant mit der Erlaubnis zum Tragen der Armeeuniform,
der Aussicht auf An-u llung im Zivildienst und der gesetzlicbeo
Pension bewilligt wurde.
Nach einhalV>jähriger informatorischer Beschäftigung auf der
von Herrn Hauptmann von Leistikow verwalteten Kuuifrlichen
Forstkasse zu Terapelburg in Pommern erhielt er die Qualifikation
zur selbständigen Verwaltnnir eitler Königlichen Forstkasse und
wurde I.Oktober 1901 mit der Verwultun<i; der Königlichen Forst-
kasse zu Heidekrug in Ostpreußen beauftragt.
10. Oktober 1901 verheiratete er sich mit der zweitjüngsteu
Tochter Jenny des Königlichen Postrats und Postdirektors a. D.
Robert Liebig zu Görlitz und dessen «Gemahlin Auguste, Tocht«
des verstorbenen Königl. Oberstleutnants Wehmeyer in Eifort.
Durch ministeriellen Erlaß vom 24. März 1904 wurde ihm
die Verwaltung der Königlichen Forstkasse .für die OberfÖstereien
Vieta, Massin und Zicher mit dem Amtssitz zu Vietx über-
tragen.
Anna ScMüinff van Cmukttt^ gehoien 14. Oktober 1879
LobeDsbMrbieibQiigen derer äcbiUiag tod OaiMtalt.
843
zu Karlsmhe. Seit dem Hinscheiden ihrer Eltern lebt exe mit üirer
Tante Blankenborn zusammen.
*84. KitrtSchiUing von CanstaU, geboren zu F'reiburg 11. Oktober
1Ö71, gestorben 13. April 1876 zu Karisruhe.
285. Hubert Schilling von Cansiatt, Königlich Preußischer Hau pt-
maim und Batteriechef im 3. Badischen Feldartillerieregiment Nr. 50,
Inhaber der Ermiierungsmedaille Kaiser Wilhelms L und der Jubi-
läumsmedaille Großherzog Friedrichs, geboren 28. Dezember 1864
zu Karlsruhe, vermählt 8. Januar 1865 mit Emmy, verwitwete
Fürstin Jussupow, geborene Lutz, geborea su Ffoczheim 21*. No*
vember 1870. Seine eiste Erziehung ^doO er im elterhchen
Hause und besuchte zuerst zu Freiburg, später zu Karlsrohe die
Vorschule des Gymoasiums. 31. Juli 1885 legte er von der
Friedrichschule zu Karlsruhe aus das Abiturientenexamen ab und
trat 15. August 1885 als Ofhzieraspiraot im 1. Badischen Feld-
artillerieregiment Nr. 14 ein, in welchem er 11. März 1886 Portepee«
iUiorich wurde. 15. Juni 1887 zum SekondletttDant befi>rdert,
wnide er in das Schlesische Feldartiilerieragiment Nr. 6 nach
Brealau venetst Der Fteude Über das bestandene Offizierezamen
war jedoeh eine schwere Zeit gefolgt, indem 6. Januar 1887 sein Vater
und 21. Januar desselben Jahres seine ältere Schwester gestorben
waren. Er wurde dann durch die Gnade Seiner Miyestät des
Kaisers Wilbeln I. auf ein Immediatgesuch seiner Mutter hin am
1. Februar 1887 sofort wieder in das alte Begiment zurückversetzt,
nachdem er nurOTsge in Breslau gewesen. 1888/89 wurde er zur
▼ereinigten Artillerie und Ingenieursehule nach Beriin kommandisrt,
1890/1893 war er Adjutant und uniersuchungsftlhrender Offizier,
in weldier Stellung er 14. September 1893 Premierleutnant wurde.
Von 1893/1894 wurde er zur FeldartiUerieschieOsehule nadi Jüter-
bog kommandkrt tmd 1897 zum teehnisehen Institut der Artillerie
nach Spandau, worauf er 13. September 1899 im neuformierten
3. Badischen Feldartillerieregiment Nr. 50 zum Hauptmann und
Batteriechef ernannt wurde. 4. Juni 1904 rückte er in die erste
Klasse der Hauptmannscharge vor. Er bewohnt sein väterliches
Haus in der Akaderaiestraße und darf niclit unerwähnt bleiben,
daß er sich im Besitz einer Reihe für die Familie überau.s wert-
woller Bilder befindet: 1. des ({eneralniiijors Ludwig Friedrich,
2. des Obermai Schalls Wiiliehn Friedrifh 3. des Kammerherm
Karl Friedrich I.. des Oberforstmeisters Karl Ludwig und des Reise-
marBchallfl Ludwig von Schilling uebst seiner Gemahlin.
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844 ' !i6beo«bMebT«i1niiii«n derer SehllliDg von Cknetett.
AnOerdem verwabit er einen Sebats von Tagebfiehem dm
ObermanebaUa Wilhelm Friedrieb, dea Oberforetmeiateia Kari
Ladwig und dea wQittembeigiscben Stabarittmeiatera Kaai Ludwig
von Sebilliog, welche, wie sn hoffen ateht, weiteren Kieiaen aar
Kenntnia gebracht werden sollten.
SM. Marie StMUng wm CanuhU, gebmn an Frdbnrg 9. Jnli
1862, geatorben 21. Januar 1887 an Earlarobe.
9e87. HtoM ScMmg vom CamstaU^ geboran au Fieibuig 24. De-
aember 1859, gestorben 18. Juli 1877 an Badenwefier.
t6lk Bematm SckiRing vm CanttaU, geboren 21. April 1891
an F^bnrg.
289. UdeHe Schüling von CansktU, geboren 4. April 1884 zn
Karlsruhe.
290. Rudolf Schilling von Canstatt, Königlich PreaDiecher
Ltutimnt im Badischen Leibprenadierregiment Nr. 109, geboren
27. Juni 1882 zu Schloß Luxburg, Kautun TIiui^lmii in der Schweiz.
Von Herbst 1888 bis Herbst 1891 hatte er Pnvatuiiterriciit zu
Hause und trat danach m Jan üviiniHsium zu Frei bürg ein. 1895
erkrankte er an einer Hij)penfellentzündung, kam hierauf zu
Pastor Weise nach Schwanenberg bei Erkelenz, um sich durch
Landaufenthalt zu erholen. Von Herbst 1897 besuchte er wieder
das Gymnasium zu Freiburg und bestand 9. Juli 1902 das Abi-
turientenexameu. 10. Juli 1902 trat er ins ßadische Leibgrenadier-
regiment ein, kam 11 Januar 1903 auf die Kriegsschule nach
Metz, wurde 27. Januar 1903 Fähnrich, 12. Septem l.cr 1903 be-
stand er das üffizierspxamen und wurde 14. November 1903 OÜi-
zier mit einem Patent vom 19. Oktober 1902.
^91. Emma Schilling von VanstaUt geboren 27. April 1881 au
Karlsruhe.
291. Walter Schillim/ von Canstnft, K()nin;licher Leutnant im
1. Bayerischen Feldartillerieregiment «Prinz Luitpold», gphoreii
24. Dezember 1884 in Kempten. Nach Übersiedlung seiner Eltern
nach München besuchte er von 1891—1894 die Volksschule und
trat dann in das dortige Mazgymnasiuni ein. 1897 trat er in die
4. Klasse des Wilhelmsgymnasiums über und wurde im Septem-
ber 1897 in die Königliche Pagerie aufgenommen, worin er bis
aur Ablegung des Maturitätsexamens verblieb. 6. Juli 1903 wurde
er Fähnrich. Vom Mai 1904 ab besuchte er die Kriegsschule und
wurde IL Mftrz 1905 Leutnant im Feldartillerier^ment «Prina
Luitpold» von Bayern.
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JLebeiMbeMfareitnuiBeii d«rar fitehilUng von Ctnetutt. 346
893. Oabnde St bilHng von Camtait, geboren 14. D€zemberl878,
gestorben 17. November 1883.
294. Eduard Schiliituf von Canstatt, geboren 24. März 1879.
Seine er^^te Erziehung erhielt er im Elternhaus, trat 1887 in die
Erziehungsanstalt in Kornthal ein wo er bis 1890 verblieb, be-
suchte dann die Kadettenaustalt zu Oranienstein, mußte jedoch
wpgon Krankheit von der militärischen Lauibahn absehen und
aus dieser Anstalt wieder austreten. Er kam dann in das Institut
nach Wiiheimsdorf, wo er bi.s 1894 verblieb. £r entschloß sich
dann zum Kaufmannstande überzugehen, besuchte noch eine
HandelBBobale zu Stattgart und ist seit 1899 als Beamter im AU-
gemeiuen VersicberungsveraiD su Stuttgart angestellt.
295. Charlotte Schilling von CanskUt, geboreu 24. April 1876,
verm&hlt 7. Mai 1898 mit Dr. med. Abraham Sehlbach in Zelle
St Blasii in Thüringen, gdl>oreii 11. September 1871 in Barmen.
Klara Schiüihg vm CamiaU, geboien 10. April 1872, ge-
storben im Juli 1872.
297. Euffenie Schilling von CanstaU, g^boreii 28. Januar 1871,
Tenoählt 5. Mai 1886 mit Freiherm Gustav von Euepprecht, ge-
boren in FiiedriehBhalni am Bodrasee 18. April 1866, Kauf-
mann EU Eßlingen a. N. Die Familie stammt aus lindau am
Bodensee.
Wt. OAar EomUmUn SekHUng von CtnuktU, geboien 9. Au-
gust 1869, gestorben 81. Januar 1870.
999, Wühdmine JBmriäte SckOling von (kanslaU^ geboren
10. November 1867, gestorben 9. Juni 1888.
«ML Hemrich JM BerMd SMUng von CmutaU, geboren
10. Januar 1885. Br bestand 16w liän 1905 in Berlin das Abi*
inrientenezamen und wird studieren.
101, Mesumäer Äuguil SduUnig von CantiaU, geboren zu
Mannbeim 9. April 1874, Königlich Preußischer Oberleutnant im
Husarenregiment König Wilhelm L (1. rbeinischee) Nr. 7; ver-
mAhlt SU Kohl 28. Juli 1901 mit Minna, geboren 24. Mai 1875,
des Raoul Stein und der Julietta, geborenen Leiden, Tochter.
Br besuchte, nachdem seine Eltern nach Karlsruhe gezogen
waren, das dortige Gymnasium, später das Realgymnasium und
von Untersekunda bis zur Oberprima die Ritterakademie zu
Brandenburg a. H., woselbst er mit seinem Vetter Wilhelm zu
sammen war. 1. Oktober 1893 trat er als Avantageur zu Bonn n. Rh.
heim Husarenregiment König Wilhelm I. (1. rheinisches) Nr. 7 ein.
946 LebentbMchraibiuigen dtrer fidülUng von Cmatott
15. Mai 1895 warde «r im gldehen Regimeiit sum Leatnanft be-
fördert und alB eolcher vaeni mit einem Kommando rar Gewehr-
ftbiik nach Erfurt, später rar MiUtftrtnmaiutalt nach Berlin and
1903 ram MilitSimtinatittit nach Hannover kommandiert
SM Euffm Wühdm SekOHng wm CanOaU^ Ktaigltcfa FreuOi-
scher Oberleatnant im Königlich PreoOiadben Leibgardehuaaren*
r^giment ra Potsdam, geboren zn Mannheim 4. April 1872.
Er besuchte uach der Übersiedlung seiner Eltern nach Karls-
ruhe von 1879—1883 das Seminar und von 1883—1886 dortselbst
das Gymnasium, trat alÄdann in das dortige Realgj'mnaFium ein
und wurde 1 RH8 als Schüler dtsseDicn konfirmiert. Nach äeinem
1889 (■iroie;ten Austritt aus dem ileaipymnasiuni bestand er von
einer ADstalt zur Vorbereitung für die Fähnrichsprüfling in Berhn
dies Examen und trat 1891 beim hcbleswig Holstcinschen ülanen-
regiment Nr. 15 zu Straßburc im Elsaß ein. Inzwischen zur
Kriegsschule Metz kommandiert, erhielt er nach abgelegtem Ofti-
ziersexameu 27. Januar 1893 das FateDt zum Sekondleutnant in
gedachtem Regiment.
Er wurde vom 15. Juni 1896 bis 11. August 1896 zur Ge-
wehrfabrik nach Erfurt, 1. Oktober 1897 bis 1. Oktober 1899 ram
MUitärreitinstitut nach Hannover kommandiert. 13. September
1899 bis 1. Mai 1900 sah er dch der Folgen eines schweren
Sturzes wegen genötigt, Urhinb zu nehmen, den er teils an der
Nordsee, teils an der Riviera verbrachte. 1899 war sein Regiment
von Straßbuig nach Saarhurg in Lothringen versetzt worden, und
im Jahr 1902, den 22. Marz, wurde er dortselbst zum Oberleotnant .
befördert Am Geburtstag Seiner Mi^est&t 1905 wurde er in das
Königlich Preußische Leibgardehusarenregiment nadi Potsdam
versetzt.
303. Leopold Adolf ScJiilling von CanstaH, Königlicher Ritt-
meister im 2. Württembergischen Dragonerregiment König Nr. 26,
geboren 25. Oktober 1870 zu Mannheim, vermählt zu Berlin
22. September 1896 mit Elsa Schwanitz, geboren 18. September
1877 zu Berlin, Tochter des Fabrikbesitzers Karl Schwanitz und
der Louise, geborenen Fritze.
Er besuchte nach der Übei-siedlung seiner Eltern nach Karls-
ruhe die Vorschule und das (Jymnai^ium daselbst und hatte ver-
hältnismäßig früh mit Abieg^g der Abiturienteuprüfuag diese
Schule absolviert.
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LebeD8bMcbr«;ibiia0en d«r«r SchiUfaiK Ton OansiMt. M7
In der xlbsicht, die diplomatische Karriere einzuschlagen, be-
gab er sich darauf zur Erlernung der französischen Sprache nach
Genf, trat jedoch im Jahr 1888 als Avantageur beim Königlich
Preußisclien Schleswig Holstt irj^rhen Ulanenregiment Nr. 15 (da-
mals III .Straßburg) ein, bei welchem er 14. Dezember 1889 Leut-
nant wurde. 1896 wurde er naeli Berlin zur Königliclirn Knegs-
nkademic kommandiert und wurde 12. Dezember IbUy mit Be-
willigung BeincR Abschiedsgesuches aus preußischen Diensten in
das 2. Württembergische Dragonerregiment «König» versetzt. 1904
wurde er Adjutant der 26. Kavalleriebrigade; trat jedoch im selben
Jahr zur WiederüersteiiaDg seiner Gesondheit eine itogere Heise
in den Süden an.
Im Sommer 1904 hat er in der Nähe der alten Heimat seiner
väterlichen Familie einen Komplex käuflich erworben» der, wenn
er auch niemals ScbilHngisch gewesen» vielleicht doch wieder ein
Ausgangspnnict für eine Wiederansassigmacbnng dieses Geschlechts
in Württembei^g werden dürfte.
$04. Friedrich SeküHnsf von Canstatt, Königlich Preußischer
Rittmeister im Husarenregiment König Wilhelm I. (1. rheinisches)
Nr. 7, geboren zu liannheim SO. Juli 1869, vermählt zu Köln
15. November 1900 mit Maria, geboren 29. April 1879, des Eugen
Pfeifer und der Paula, geborenen Schnitzler, Tochter.
Nach Übereiedlang seiner Eltern nach Karlsruhe besuchte er
ipon 1876—1879 das dortige Seminar, sodann bis 1884 dds Baal-
gymnasinm und bis 1886 dasjenige zn Durlaeh, worauf er bis
zum 28. März 1889 die Königlich Preußische Hanptkadettenanstalt
absolvierte. Aus dieser trat er als Avantageur beim Husaren*
regiment cKtoig Wilhelm I.» Nr. 7 ein, in welchem er 20. Sep-
tember. 1890 Leutnant, 13. September 1899 Oberleutnant, 18. Sep-
tember 1906 Rittmeister wurde.
805, Maria Louise SMHng eo» Cantiatt, geboren au Mannheim
19. August 1868, vermählt zu Karlsruhe 1. Oktober 1891 mit Ed-
gar Grafen von Bredow, Herrn auf Klessen bei Friesack, König-
lich Preußischen Rittmeister a. D., gestorben 13. März 1905. Als
Premierleutnant stand ihr Geroahl im 2. Badischen Dragoner-
regiment Markgraf Max Nr. 21.
306. Magdalena SchiUw/f von Cansfaft . geboren 23. Januar
1H83 zu Fi t Iburg i. Br. Sie besuchte 1903 die Kunstschule zu
Karlsruhe, im darauffoljjeuden Jahr eine MaknnMenschulo in
l^achau bei München und beabsichtigte, sich zurj^Maierin herauzu-
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848 L«lMa0b«MhreilNUifn dcnr Sefaillisg von CtaMi.
bilden. 23. M&n 1905 verlobte sie aibh mit dem Gntsbedtur
Bdoard Merton aus Fmnkfurt.
107. Front 8Mlm^ wm Cmulait, geboren 23. Febrosr 1876
so in den Veremjgten Stsaten, verm&hlt mit
806» Leopolä MamMl Mittnig van CgmOaU, geboren 9. Mfin
1874
m». Eine Tdehier Fnmz* von ScbOUng, welche Wh staib.
809» Ihm SekSÜmg eow CsiMte«, geboren 5. Mta 1873. . .
810. WükOm Mexamder Äugwi BMHmp w» ComSaU, Königl
FrenOischer Oberleutnant im eisten Garderqgiment su FüO, per
eOnlicher Adjutant Seiner Königlichen Hob^t des Prinzen Eitel
Ffiedcich von FkeuOen, Inhaber der Erinnerungsmedsüle an
Kaiser Wilhelm I. d. Gr., Bittsr des Klederlftndiscben Ordens von
Oranien-Nsssau und des Ritterkreozes des Fürstlich Bulgarischen
St Älexanderordens, geboren 22. Januar 1878 zu Bruchsal im
ehemaligen von Beulwitzschen Hause. Nach dem am 2. Oktober des-
selben Jahres erfolgten Hinscheiden seines Vaters siedelte seine
Mutter nach Karlsruhe über ■ und wohnte mit ihrer Mutter
im vormals schwedischen Tülais, dauu vou 8eldeneckschen
Hause, Akademieplatz Nr. 1, wo er seine erste Jugend verlebte.
Ostern 1879 trat er m dio Serainarschule zu Karlsruhe ein und
wiinle Oktober 1862 in das (Tymnasiunj aufgeDommen. Nach Ab-
solvitrung der Sexta und Quinta brachte ilui Peine Mutter 19. Juli
1884 in die Privatpension des Pfarrers Hagenmaier in Tutsehfel-
den bei Kenzingen. Yuu Ostern 1886 ab besuchte er von Unter-
tertia ab die Fürsten- und Landesschule St, Afra in Meißen, wo-
selbst er m der Privatijensioa des Prufes.Sdrs Meuzner untergebracht
war. Am Himmeilahrtstage (10. Mai) 18K8 wurde er dortselbst
konfirmiert und trat mit dem ReifVzeugnis für Prima Ostern 1891
in BraiKlenbur<: a. H. in die Ritterakademie ein, wo er zuerst
beim Supermlendenten Golling wohnte, Ostern 1893 als Tt'mVmii
in die Anstalt selbst übersiedelte. 9. September 1893 legte er die
Abiturientenprüfung ab, worauf er 1. Oktober im ersten Garde-
regiment zu Fuß als Oflßzieraspirant eingestellt und der 5. Kom-
pagnie unter Hauptmann Freiherrn von Berg, dem spätem Kom-
mandeur des Regiments, zugeteilt wurde. Nachdem er 15. Juni
1894 zur Kriegsschule naoh Kassel kommandiert worden, erfolgte
21. April 1894 seine Beförderung sum Portepeei&hnricb und nach
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lAbmsbMoiirttibiiogen dbrar SebiJUng von GaosUtt. 849
Beendigung der Kriegsschule kehrte er 15. Juni 1894 nach Potsdam
zum Regiment zoröck, wo er unter Beförderung zum Bekond leutnant
27. Juni 1895 zur Kompaguie, Erbprinz von Hohenzollem, ver*
setzt wurde.
Im Herbst 1895 machte er die Kaisermanöver bei .Stettin
mit und wurde 1. Oktober IB95 zur Leibkompagnie, Hauptmann
von PlOskow, versetzt, woRelbpt er die Rekruten zusammen mit
dem Erbherzog Wilhelm Krnst \ on Sachsen -Weimar ausbildete. Er
zog eich damals eine Erkältung zu, wtlche flie Ursache späterer
Erkrankung wurde. Bei der Frühjahrsparade war Hauptmann
von Leipziger Kommandeur der Leibkompagnie geworden und
im Herb«t bildete von Schilling zum zweitenmal Rekruten aus,
welche er wie das erste Mal bei der BesicbtigUDg Seiner Miyeetttt
dem Kaieer vorzustellen hatte.
Beim PreisschieOen der Offiziere des Regiments erwarb er
1897 mit 222 Ringen das silberne Schütieiiabieieheii. Im selben
Jahr 22. März hatte er alsdann die Ehre, an der Zentenarfeier im
Verband der Leibkompagnie und bei der EnthflUmig dee National-
Denkmals fSat Kaiser Wilhelm den Großen an vorderster Stelle in
der Fahnen* und Standartenabteilung teüsanehmen, welebe un-
mittelbar vor dem Denkmal Aufstellung genommen hatte.
Im Herbfit 1898 trat eine VetseblimmerUDg seines seit 1896
singewunelten LungensiMtseukatarrhs ein. Er nahm daher Ar
den Vinter 1898/99 Urlaub und begab sich nach Salo ui den
Gardasee, welchem Aufenthalt sich oue kleine Rundreise über
Verona, Bdogna, Florens, Mailand und Genua anschloO. Den
Winter 1899/1900 verlebte er im Sanatorium des Doktor Turban
in Davos und Sommer 1900 war er wiederheigestellt nach Potsdam
Burttckgekehri, um 1. Oktober den praktisehen Dienst wieder an-
sutreten. Bei all seinen Kommandierungen, wfthrend seiner Er-
krankung und wahrend semes fiekonvalessentennrlanbs genoß er
das grollte Wohl woUsu seiner Votgeseteten, des Obersten von Pletten-
beig, des Majors von Fjritselwits und vor allem die AUerhOdiste
Gnade 8. M. des Kaisers, wosu betrfiehtliche pekuniäre Unter-
Btfltsungen wfthrend des Wmtors 1900 kamen. Er bereitete sidi
dann, um es möglich zu machen, sich weiter körperlich schonen zu
können, auf die Kriegsakademie vor und legte das hierzu nötige
Aufnahmeexamen im März 1901 ab, worauf er 1. Oktober 1901
einberufen wurde. Während seines Aufenthalts in Berhn war ihm
Gelegenheit geboten, im Rhudigscheii Legateuhause des ersten
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SSO UlMoibetobraibaogen derer Sohffling von Gtostatt
Gttder^giiiMiits PaiiBer Plate 3, WoluraDg tu nehmen. Herbet
1902 winde er zum FeldartiUederegiiDent Nr. 16 nach Königsb^
kommandiert and machte bei demeeiben die Manöver in der Gegend
von Inaterbnig, Darkehmen und Goldop mit, wfthiend deven er
Gdegenheit hatte, an die nuatache Grense su kommen. Herbst
1903 wurde er sum sweiten MeeUenbuigiacfaen Dragooerregiment
Nr. 18 nach Paicbim kommandiert, machte die ManOver in dortiger
Gegend mit; wurde jedoch wfthrend deraelben sum swdten mili-
täriaehen Begleiter des Prinzen Eitel Friedrich von Preußen ernannt
Er siedelte im Oktober 1903 nach Bonn über, wo der Pnns
studierte. Vorträge über Staats- uud Völkerrecht, sowie über Sozial-
politik bei Professor V. A. Zorn hörte er mit au uud unternalim
mehrere Ausflüge, unter audeiii um dem Herzog von Kolmrg-Gotha
einen solchen teils zu Pferde teils per Rad m das Moseltal, m die
Eifel und nach Maria-Laach. Ostern 1904 begleitete er den Prinzeu
Eitel Friedrich nach Belgien uud Holland, und zwar nach Brüssel,
Brügge, Antwerpen, Kotterdam, Hang, wo der Prinz dem Hofe
Besuch abstattete, dann uach l^yden, Haarlem und Amsterdara.
Hieran schloi» sich eine neuiitä^ige Reise an die oberiialiemscheu
Seen zusammen mit den Prinzen Oskar uud August Wiiiieliii, wo-
rauf die Rückreise nach Plön angetreten wurde. Auf der Jacht
«Iduua» der Kaiserin machte er daun die Fahrt von Kiel uach
Glückshurg zum Besuche des Herzogs von ächleswig-üdstein-
Glücksbur- mit.
Juni 1904 ging die Bonner Studienzeit des Prinzen zu Ende,
woran sich ein Aufenthalt mit den Kaiserücben Herrschaften auf
Wilhelmshühe bei Kassel schloß. Ende August erfolgte dann die
Übersiedlung nach Potsdam und 2. September 1904 bei der Herbst-
peiade wurde Wilhelm von Schilling zum persönlichen Adjutanten
des Prinw ernannt. 15. September während der Kaieermanöver
bei Wifiinar wurde er zum Oberleutnant befördert.
811. Adelheid Karoiine Wilhelmine Schilling von CansiaUy ge-
boren 16. Juli 1866 2u Karlemhe, gestorben 20. Oktober 1866
ebendaselbst.
Slltf« Louise Heunette Karoline Auguste ßdnlling von CanMt,
geboren 19. November 1863 zu Karlsruhe, vennfthlt 3. Mftra 1884
mit Otto Grafen von der Schol^bntg ans dem Hauee Liebecoee,
Königlich Preufiischem Hauptmann und Kompsgniechef im Leib-
Grenadierr^ment König Friedlich Wilhelm III. Brandenbur-
giaefaes) Nr. 8 sn Fmnkfurt a. p.
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LebenibMChrribongen dtcer SobiUing von GiuMtelt.
85t
Bei ihrer Verheil atuug stand ihr Geaiah! im Badiechen Leib-
Grenadierregiment Nr. 109 als Leutnant, wurde 1888 zum Jäger-
bat&iUon Nr. 3 uach 'Lübbea in der Lausitz, 1891 Dach Frank-
furt a. O. versetzt.
Hlä. Emst Wilhelm August Viktor Franz SckiJUng von Can-
statt. Königlich Preußischer Leutnant a. D., geboren zu Karlaruhe
27, April 1862.
Nach Absolvierung der Vorschulen des Lyzeums zu Karlsruhe
uud nach Veri-etzung seines Vaters nach Bmehsal besuchte er
das dortige Gymnasium, trat jedoch später in eine Privatachule
zu Ingeoheim in der Pfalz ein und legte 1881 zu Karlsruhe,
nachdem er sich im Institut Fecht hierzu vorbereitet hatte, das
Einjährig- Freiwilligen-Examen dortselbst ab, waiauf er im Oktober
desselben Jahres beim 3. ßadischen Dragonerregiment Prinz Karl
Nr. 22 als Einjähriger diente und im darauffolgenden Jahr seine
Übung als Unteroffizier der Reserve leistete, während welcher er
zum Vizewaclitmeister vorrückte. Darauf entschloß er sich zur
Vorbereitung für die Portepeef&horichsprüfung, legte dieselbe im
Januar 1885 zu Berlin ab und wurde nach Besuch der KriegSBchule
Kassel Ii. März 1886 in obigem Regiment zum Leutxiant ernannt.
189 t' sah er sich wegen Erkrankung genötigt, am 17. D»>'
sember einen einjährigen Urlaub anzatieten und nach dessen Ver-
lauf um seine Entlinssung aas dem aktiven Dienste su bitten,
welche ihm 14. Januar f <)98 unter Versetsong sa den Offizieren
der Landwehrkavallerie ersten Aufgebots bewilh'gt wurde.
Nachdem er suvor scibon dnige diesbesüglkhe Arbeiten be^
gönnen, eigänste er und setste diese vorH^gende, von sdnem Ur^
großvater dem Geheimrat Karl Friedlich von Schilling 1807 ab-
geschlossene Geschlechtsbesohreibung seiner Familie bis auf das
Jahr 1905 Ibrt.
SU« Kofi Alexander S^/UUiig von CansiaUj KOnigl. Preußischer
Hauptmann im Badischen Leibgrenadierreipment Nr. 109, geboren
1. Mta 1867 XU Brudisal in dem sfldwestlidien Kavalierbau des
vormals FQistbisc^öfltchen Schlosses. Er besuchte von 1873—1876
die Volksschule und 1876—1879 das dortige Progymnasium, trat
im Blai 1879 in das Kadettenkorps zu Oranienstein bei Diets in
Nassau ein, wosdbst er am 2. April 1882 konfirmiert wurde. Von
Mai 1883 bis Februar 1887 befand er sich In der Haupikadetten-
anstatt su Groß -Lichterfelde, wo er die Portepee^nrichprAfung
ablegte. • •
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Si2 tiebmtbMcbrotbangen derer SchUUag voo GMMtatt.
Durch AllerbOohste Kablnettsofdie vom 22. Mars 1887 wurde
«r als chanLkterisiierter Portq>eefthimch beim 2. Badiacfaen Grenadier-
r^ment Kavm Wilhelm L Nr. tlO In Mannheim angpslalii mni
beenchte die Eri^gsaehole sa Mek vom 1. Oktober 1887 bis Juli
1888.
19. September 1888 wnrde er smn Seleondleotonnt, 14. No-
vember 1895 sum Fremierleutnant Im B^ment befördert. Wfihiend
dessen stand er von Oktober 1890 bis April 1893 beim IL Bataillon
In Heidelbeig.
Vom Oktober 1893 bis Mirs 1894 war er snr Mmt8rtiin>
anstalt nach Berlin kommandiert nnd wurde 2. Augast 1894 sum
Adjutanten des III. Bataillons und von November 1895 ab des
IV. Bataillons ernannt. Als solcher wurde er mit dem IV. Ba-
taillon I.April 1897 zu dem neufonniertcD 8. Badisch eo Infanterie-
regiment Nr. 169 uaeli Karlsruhe versetzt. 1898 wurde er auf
fünf Wochen zu einem Informatioiiökursus zur lufanteri^chieß-
schule Spandau, vom Oktober 1898 bis Oktober 1900 zum Ivehr-
infauteriebataillon nach Wildpark bei Potsdam kommandierL
Dort hatte er die Ehre, am Weihnachtsabend, an dem er die
Schloliwache kommandierte, von Seiner iMajesät dem Kaiser Höt hst
Eigenhändig mit einem Zigarrenetui beschenkt zu werdtu. S^it
27. Januar 1902 gehurt er dem 1. Badinchen Leibgrenadierreginient
Nr. 109 an, in welchem er 19. Mai 190S zum Hauptmann und
Kompagniechef bef(Jrdert wurde.
315. Ilwn SrhiUing von Camtatt, geboren 18. Januar 1878 zu
Hohenw< tt* rsbach, vermählt 14. April 189(i in Tisza-Roff mit
Elem(^r Barczay de Barcza, Sohn des Julius und der Baronin Ida
Kenicny de Ma[i:yfirgerö-Mona8tor. Sie erhielt ihre Ei-zielinng im
Elternhaus und in Stuttgart, zog 1892 mit ihrer Mutter auf das
Gut Puszta Katymard, wo sie bis zu ihrer Verheiratung lebte.
Jetzt wohnt sie auf dem Out ihres Maones in Szaraibeö im
Komitat Heves in Ungarn.
316. Augusfa (Ata) Mathilde Schiüing van CanstaU, gehören
30. Dezember 18ö7 in Hohenwettersbach, vermählt 18. November
1890 mit Rudolf Graf Üxküll Gyllenband, geboren 31. Mai 1869,
Königlich PreulUscher Oberleutnant im 1. Leibhusaienf^giment
^Y 1.
Sie lebte nach ihrer Verheiratung in Stutlgpfft» woselbst da-
mals ihr Gemahl im Württembergischen Ulanenregiment König
Karl als Leutnant stand. iS9i wurde derselbe nach Ulm venetet.
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LebeotbescbreibuQgeo d^nr ScbiUing ^on CansUitt.
Aus dieser Ehe entsproß eine Tochter, Ata, jroboren 11. November
1891. Die Ehe war keine glückUche und w urde nach dem Wunsch
der beiden Ehegatten 19. Juni 1S98 aufgelöst Die Tochter blieb
bei der Mutter, welche nun zu ihrem Bruder Friedrich nach
Puszta Katymard in rugarn zog. 25. November 1899 vermäldte
sie öicli mit dem Grafen Karl Bcthlen de Bethlen, <^eboren
30. März 1867 in J^znsz-Fenc!«. Sohn de» Dominik, j^eboren 27. .Ja-
nuar 1837, gestorben 19. Sciitcmber 1875, und der Gräfin Char-
lotte Mikes de Zaboia, geboren 4. Juli 1843. 8ie wohnen in Olah-
Telek bei einem Walachendorl in Siebenbürgen.
(Aus den Familien Bethlen und Kemcny wurden im 16. und
17. Jahrhundert mehrere Fürsten von Siebenbürgen gewählt, z. B.
der im 30jährigen Krieg berühmte Bethlen Gabor (Gabriel) Die
Familien der Barczay, Mag}'aiy, Josika sind altungariscbe £del-
gdschlecfater.)
Friedrich WWtdm Äuguei Schttting von CanslaU, Herr
auf PosztarKatymard im Komitat Jasz-Nagykun-Szolnok io Un-
garn, geboren 5. November 1865 su Hohenwettersbach« verm&hlt
15. Mai 1897 in Samosfalva in Siebenbürgen mit Baronin Valeria
Josika de Branyicska, geboren 15. November 1875 als Tochter des
Samuel Bfagyary de Kosea, geboren 20. Ifa! 1849, und der Gräfin
Valeria von Widdeck, geboren 26. Mai 1859, gestorben 22. April
1888. Friedrich von Schillings Gemahlin wurde 9. Februar 1893
von Baron Gabriel Josika de Branj'icska, dem zweiten Gemahl
der Grätin \'aleria von Waldeck, an Kindes Statt adoptiert und die
Adoption dureli König Franz .loseph I. von Uni^arn bewilligt.
Tuufpaten bei Friedrich von Schilling waren der GroLUitizog-
lich l iaclische Oberst der Gendarmerie Heinrich von Renz und der
Königheh© Oberforstmeister von Langen in Cannstatt.
Seine erste Erziehung erhielt Friedrich im £ltemhause £U
Hohenwettersbach, besuchte dann die Vorschule und das Gym-
nasium zu Karlsruhe, später zu Leij>/.ig und trat 1885 als Ein-
jährig-Freiwilliger in das 3. Badische Drogonerregiment Prinz Karl
Nr. 22 ein, in welchem er 13. Dezember 1888 Sekondleutnant der
Reserve wurde.
Schon von früh auf interessierte er sich lebhaft fär die Ge-
schichte seiner Familie und so unternahm er mit seinem Stief-
bruder 1894 eine Reise nach den russischen Ostseeprovincen» um
die dortigen von Schillingscben Familien kennen zu lernen. Er
Oto Fanllle StibiUliis ron 0»DM*tt. tt
354
L«üeDibe«clirQibu]igen derer t^chilUog von Caasutt.
fand jedoch, daß ein positiver NachweiB von Verwandtsehaft mit
der schwäbischen Familie nirgeods au erbringen war.
Von dem Landsitz eines Baron von Nolicen bei Doi*pat aus
fuhren sie über den Peipussee nach Pokow und weiter nach
St. Petersburg, wo sie ihre CouFine Baronin von Ekesparre be-
suchten. In Zarskoje Selo lernten sie den damals pensionierten
Adiiiiral von Scliilimg kennen, der sie mit seiner Faniili*' üIs
Verwandte aufnahm, doch ist nicht festgestellt, inwiefern eint
Verwandtschaft besteht. Sein Sohn diente damals bei der Garde
und war Adjutant des Großfürsten Paul, welcher später eine von
Pistolkors au.s einer baitischen Familie beiratete, der die Groli-
mutter Paul Schillings, des Staatgrats, angehört hatte. Paul
Scliillings Mutter war eiuu esthländie^che Schilling. In Zarskoje
Selo wohnt* noch eine Baronin von Schilling mit zwei Töchtern,
von denen die eine eine geschiedene Gräfin Wartensicben %var
Bei der Mutter verkehrte ein Raron i^chilling, wahrscheinlich der,
welcher in den achtziger Jahrm vorübeigebend in Deutschland
and auch in Karlsruhe war.
Von dort reisten sie nach einem am finnischen Meerbusen
gelegenen Landsitz Cook, der einem Baron Schilling gehörte, dessen
Gemahlin eine geborene Gräfin Manteufel war.
(Es wird lediglich darauf ankommen, festzuateilen, ob Alexander,
der Bruder des Staatsrats Paul Schilling von Canstatt, Nach-
kommen hatte. Diese allein kommen für die schwäbischen Schil-
ling als Verwandte in Betracht, alle anderen Barone von Schilling
in den baltischen Provinzen werden wotil einer andern Familie
angehören, wenn nicht Viguleus von Schilling au Ordensaeiteo
dort eine Familie gegründet hat.)
Er war schon im Jahr 1886 nach Ungarn gereist, um die
dortigen landwirtschaftlichen Verbältnisse kennen sa lernen und
sich Geläufigkeit in der ungaiiachan S{»acbe anzueignen, denn
seine Eltern wollten ihm das Gut Puszta-Katymard übeigeben,
das bis dabin verpachtet gewesen. Im Jahr 1891 fibemahm er
den Betrieb desselben und lebt sdtdem ständig daselbst
[In der ungarischen Sprache wird das cvon» durch ein <i»
angedeutet, welchee an das Ende des Namens gehängt wird, und
der Taufname wird nachgesetzt, z. B. Branyicska(i) (» von) Josika
Gabor (Gabriel).]
818* Ftiipfor Oearg WUhelm MedHeh Odlk^ Arpad
SehiUififf rofh CanHatt, GroOherzoglich Badiscbcr Kamraerberr
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LebetuilMtdiMlImtiieii dwer ScbUlmg tod Caiwtatl 355
und Grundherr la Hobenweitersbaoh, geboren 28. Dezember 186S
zvL Hobenwettersbacb, vermählt 28. September 1908 mit LiUi Rann,
Tochter dee 29. September 1838 geborenen Ludwig Kann, Bitters
des Badischen Ordens vom Zftbiinger lAwen, und der 81. Januar
1888 geborenen Babetto Kamm in Baden-Baden.
Nachdem er seine erste Eniehung im Eltemhause erhalten
hatte, besuchte Viktor von Schilling mit seinem Stiefbruder zu-
sammen die Vorschule und das Gymnannm lu Karlmbe» später
suLdpsig, absolvierte 1884 die Prüfung für Eii^ahrig Freiwillige
und trat als solcher 1. Oktober 1885 beim 8. Badischen Dragoner-
legiment Prinz Karl Nr. 22 ein, in welchem er am 3. Dezember
1888 zum Leutnant der Reserve ernannt wurde. Im selben Jahre
war sein Vater gestorben und er übernabm nun das Majoratgut
Hobenwettersbach.
11. Juni 1892 fand die Einweihung der Wasserversorgung des
Alb -Pfinz- Plateaus statt, ein Ereignis, das für die Orte Reichen-
bach, Busenbacb, Palmbach, Grtin- und Hohenwettersbach, sowie
fiir die anliegenden Höfe von größter wirtschaftlicher Bedeutung
war und durch die persönliche Teilnahme ö. K. H. des Großhorzogs
und S. K. H. des Erhgroßht i / gs eine besondere Weihe erhielt. Nach-
dem F?. K H. der Großherzog der Eröffnung des Hauptsammel-
beckeuH bei Stupferich, in welches das Wasser von der Funip-
statiou bei Sinshrini aus gehoben wird, angewohnt hatt«, trat
derselbe die Rundfahrt durch die erwithiiten Ortschaften an und
• um 2 Ulli langten die Festgäste in Hohenwettersbach an, wo
nach Begrüßung S. K. H. seitens der Gemeinde der Einladung zu
dem vom Freiherrn Viktor von Schilling gegebenen Festessen
Folge gegeben wurde», bei welchem der Hausherr die Ehre hatte,
das Hoch auf den «väterüch soigeudenLandeeherm» in sündender
Bede auszubringen.
1892 wurde er zum Bezirksrat auf 4 Jahre ernannt. Nach*
dem im Jahr 1893 im hintern Ökonomiehof eine Schmiede, Wagner*
werkstÄtte und zugehöriges Magazin hergestellt worden wajr, ver-
anlaßte er 1894 weitere Meliorationen des Gutes, woronter na-
mentlich der Ankauf eines Hanses am Thomashof, dessen Grund
und Boden zum Majorat gehört, erwähnenswert ist.
189Ö wurden Pläne der Hofgutsgemarkung angefertigt und
die Feuerversicherung neu aufgestellt.
1896 wurde als weit^ Verheeserung im Motorhause eine
Kraftmaschine aufgestellt für den landwirtachaftlichen Betrieb.
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886 Ltbdtfibeiobrdbiiiigro dMw fiofaUHng von Oinilttt
Es wurden ferner die Kestzahlungen zur Begleichung der Kosten
der Wasserversorgungsanlage erledigt. Außerdem wurde in Wetters-
bach durch Zuwendungen des Gutsherrn der Bau der Kleinkiuder-
sohule ermöglicht.
Rührigen Anteil nahm er auch an der Errichtung des Krieger
denkinals, welches zum Gedächtnis an die hier geborenen Mit-
kämpfer im Feldzage 1870/71 erstellt wurde. Hnrunter vier Brüder
seines Vaters, Alexander, Karl, Adolf, Leopold, und sein Vetter
Hermann, deren Namen auf dem schUcbten Sandsteinobelisk ge-
schrieben stehen.
FQnf Jahre der gedeihlichen Entwicklung waren ftlr das Gut
verflossen, wfifarend welcher Zeit namentlich der Verkauf der
Milch nach der Stadt erheblich xugenommen hatte, als am 16. De-
zember 1897 abends 7 Uhr ein Brand ausbrach, der sum GIflck
das Wohnhaus verschonte, die ökonomi^ebäude jedoch in Asche
legte. Es wurde festgestellt, daß Feuer gel^ worden war, und
der Tftter Ferdinand Gros wurde dafür geftnglich eingesogen und
starb später im Arbeitshaus.
Die nach dem Brande in rotem Sandstein nach neuesten
Systemen in solidester Bauart wiederaufgeführten Okononiiegebäude:
Vieh* und Pferdestallungen mit darClber befindlichen ger&umigen
Futtervorratsräumen, bewährten sich im Betriebe aufs beste und
das Gut war im besten Zustand, als am 23, Oktober 1903 aber-
mals, diesmal durch SelbstentKändung von UeuvoiTäten, ein Brand
ausbrach, der den größteu Teil der 1898 neuerbauten Gebäude
wieder einäscherte.
Trotz aller dieser Ünfölle erlitt indessen der Betrieb der Land-
wirtscbaft keincu R ickL'ang.
Eines treuen unverdrüssenuu Mauues, der am 15. November
1879 unter Viktor von Schillings Vater in Dienst trat und nun
1904 sein 25jfthriges Dienst] ubilfi um gefeiert, muß au dieser
Stelle gedacht werden: des Tlorrn Verwalters Christian Kup-
pinger, geboren 11. September 1850 zu Hohenwettersbach, ver-
niäiilt mit Elisabeth, geborenen Köpfer, geboren 18. Septem-
ber 1855.
Unentwegt tätig und gewissenhaft, ist er dem Gutsherrn in
des«en jungen Jahren «stets ein bewährter selbstloser Berater ge-
wesen und noch allezeit eine feste zuverlässige Stütze. Er versieht
-^f'm vernntwortungsvolies und oft besehwerliehes Amt und Tage-
werk mit regem Eifer und anerkennenswerter Uoisicbt und ist er
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LebmabeBcbreibopgen derer SehilUng von GuiaUU. 869
durch das Obecamt Durlach som Stabbaiter iür die fio%u(8V«r-
waltaDg ernannt worden.
1. Jani 1904 trat die «E[rankenka88e för die F^eibeirlidi Ton
SduJliDgBche Qutoverwaltang» in Kraft und wnrde nnter dieaem
Datum amtlich bestätigt
$19l AtmaUeae SehSBrng vm (kmtkßU, geboren «u Karlsruhe
24. September 1900.
320. Erika Marianne SdnÜing ifm CamUM, geboren au Karls^
ruhe 26. November 1897.
321. Irene SckäUng von CawtaU, geboren zu Karlsruhe 12. Jar
nuar 1896.
322. Minna Charlatta Schiüing von CamtaU, geboren zu Haus
Steineck bei Godesberg 8. August 1904.
323. Julinka Matie HchiUing von CamtaU,gßhorea zu Bonn a. Kb.
29. Mai 1902.
324. Hrrhcrt Ludwig Walter Engen Schüling von Canstait, ge-
boren 17. September 1^04 zu iStuttgart.
326. Leopold Karl August Friedrich Wilhelm Schilling von
Canstait, geboren 7. Mai 1898 zu Beiiiu.
826. Louise Maria Elsa Schilling von CansUUt, g«:^boren 11. Juni
1897 zu BerliD.
827« EUd Fneärkh WSkdm SdtüUng vtm CamMt, geboren
SU Haus Annabeig bd Godesberg 1. Juli 1904. Bei ihm hatten
S. K. H. der Prinz Eitel Friedrich von Pteufien die Gnade, die
Patenschaft xa tlbemehmen.
StS. Vera SekOlingJvm CmuMit, geboren su Bonn a. Bh.
24. August 1901.
829« ISn Sohn Fnme^ von SduOing in Amerika.
330. Maria Valeria Schilling von Canstatt, geboren 12. Oktober
1901 2u Fuszta-Katymard.
360 LebensbeschrdbiuiKen derer Schilling von Oi&itatt.
331. Wilhelm tkhiÜitig von CansUUU geboren 18. Mai 1899 zu
PasztaKatymard.
832. Fricdnch Sc/tiUin(f ro« ('aastoft, e:el)orcn 15. Mai 1896
zu Budapest, gentorbou 2(>. März 1699 zu Fuszta-Katymard.
333. JiJnitnid AiKjiistti SiliHUiHj r<tn (Äinatatty geboren. 14. Au-
gust lyU"! HühenwetUTsbacb.
334. Susanna Schillinß von Causiatt, geboren 22. September
1903 zu Hobenwettersbacb.
t
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L^=^
N amensverzeichnis»
A.
Adam (Zwillingsbrnder vou Joh.
Georg) 12a.
Adelbei-g, Kloster 28, 42, 12.
Adelheid = Adele 328, SML
Adolf äüL
Adolfstetton IM.
Agatha = Agthes 2L äl.
Agnes 10, 39, 76^ 83,
Aich, von UL
Aich. Dorf 16, LL
Albrecht 38, ^>3, lüL
Alexander 200, 20L 2fLL älL üliL
Altdorf, Kayh von liL
Altenburg 3, LL
Amalie IM.
Anna 9, 13, 25, 3L IL 16, 82,
IM llL 1^ 309, m
Aunaliese 357.
Annweil, von lä.
Apollonia 39, 73,
Aiendt-Schilliüg 2UL
Arme Konrad (Bauernbund) Hl
Asperg 27, 194.
Auerbach, von HO
Aufseß, von 21 7 .
AuguBt auL
Augusta 146, 199, 212. 280.
Augusta = Ata 302.
B.
Balingen
Baldeck, von 31, 32,
Ballhorn, von 144.
Bannfy, Graf 200.
Bar
Barbara 42, 81, 108. 110, LLL
Barczay, de SIi2.
Beata 13 (s. Bertha).
Becbt von Schwanau UL
Beck 2TL
Belsen 174.
Benkendorf, von lt)9.
Benz (Bertold) UL
Bernhard
Bertha 15. 300,
Bertold 13, 18, 28(Gerstlin).G9.88.
Beatelsbach, von UL
liiedenbach, vou 122.
Binder, vou 10!).
Birkenfeld IL
Bissingen 54, TL
Blankenborn 307.
Blapphart (Zuname) 2fi,
Bli&oshalde am Münzenreiß hf'i Eß-
lingen 24.
Bodelshofen 69, fiS.
Böhringen 18, 23, 29,
Boihingen 28, 73,
Bombast (s. Hohenheim) 41,
ßooker, Molly 321.
Borseck von Kametzky 111-
Bouwinghausen von Walmerode 21iL
Brackenheim 30,
Braken (Leitbraken) 28, 4L
Bredow, Graf 34L
Brida 32.
Brienne, Schlacht bei 194.
3G4
Niii])enNverzcichnie.
nrixenay. Kommende liL
Babenhausen (Kloster) 21L
Babenhofen, von 2^
Burkhard 9,
c.
Calw AiL
L'anstatt = Cannstatt 4^ 224.
Charlotta 109. 200, 21_L MlL ML
Cbeliua, von 2ÜL
Christina US.
Christoph US,
Chrouby 2(KL
Clara = Klara MlL
D.
Dachen hausen, von 40.
Degernatt (s. Tegernau) 140.
Dettingen unt«r Teck (Schloübcrg)
14, 23, 25, 21L
Dettingen unter Urach 1
Diepoldsburg 77, III 112.
Dörnach LL
Dorothea 46, 80, IM-
DuHach 124-131, 151.
Dußlingen HL
E.
Eberhard IM,
Eduard 278, 312, 345.
Ehingen, Rudolf von AIL
Eiberg = Eyberg von 108.
Eitel Friedrich, Prinz von Preußen
350
Eitel Friedrich von Schilling
Eleonore 219, 2M.
Elisabeth 75, 80, 298, ML
Ellrichshausen, von 123, 214.
Emma 309, 344.
Emmershofen, von AjL
Empüngen 18, HL
Engelhorn 318.
Entringen 28.
Erbschenkenamt. Kais. Lehenbrief
Erika 357.
Erkenbrechtsweiler = Erkenbodes-
wiler LL
Ernst 121, 146, 294, äüL
Erastine 218.
Erwin 295.
Essingen (Er/) äÜ.
Eßlingen 10, 26, 3£L
Etteuheim 218.
Eugen älB.
Eugenie 345.
Eva 146.
Eva Maria 124.
F.
Falkenhahn
Feldberg bei Lörracli 1 50
Felicitas 82.
Ferdinand 194, 267, 2äfi- 321.
Fischingen lÄ.
Florentine 21A.
Franz 208, 278, H-tS.
Freiberg, von
Frickenhausen 12, LL
Friedingen, von (Högau) 41.
Friedlingen, Schlacht von 137.
Friedrich 1_L 4(L U3, 199_, 212.
2m 330, 34L 353, ML
Friederike L8L 214, 219, '27s.
Frischlin, Nikodemus S2.
Forstenberg, Graf 17.
Fürstenbergisches Urkundenbuch
IL
0.
Gabriele 345.
Gall Schilling 44.
Garamertingen 32^
Gauwangen, von 2i
Gemmingen, von 12L LM^ 2fii.
Georg 24, 4L 55, 65, lOL 109,
110. IM.
Geroldseck, von 19, AL.
Giblingen, von 15, Lfi.
Göler von Ravensburg 214. 297
324, 332.
Güppingon, Oberhofkirche 24,
Großbally 55.
Graveneck, von 2iL
Grimm 305.
Grötzingen IL 2fi.
Grunelius, von Süfi.
Namensvorzeicbnis.
865
Gültlinpen, von 9, 13, 2L IM.
199. 222.
Güterstein (Pfleger) HL
Gundelfingen, Swiger von 17.
Gutenberg 315, ML
Hafanenkauuu, Burg 55.
Haminetweiler
Hans 23^ (Blapphart) 26, 42, 46.
(ülricb) 48, (Jerg) IH), 344.
Hausen, von 2S,
Hansen = Ronfrizhausen liL
Heidelberg 38, 42.
Hfidenlieim 42, 122, 147. lÜL
Heilbroun 2L MiL
Heilfiagen, von UL
Heilwig (Heile) = Hei ter von Duß-
lingen 11.
Heiinertinpen 21L
Heinrich (Ahnherr) 2, 9, (funda-
tor) 10, 29, 40, 44, 75, 76,
104. 265. 295, 345.
Heinz der Lange 21^
Henlin lÜ.
Henneberger Teilung 15,
Henriette 280.
Herbert 357.
Herbst von Herbstburg HL
Hermann 308. 344.
Herter von DuMingen 10, LL
Herter von Horteneck 22.
Heabach
Hildegard 42.
Hirnheim, von £2*
Hirsau, Kloster KL
Höchstüdt, Schlacht bei 1 39.
Höven, van der 32r>.
Hohenberg, Graf 11.
Hohenheim (alte Familie der Horn-
baste) 47.
Hohenheim, Grttfin Franziska, Her-
zogin von Württ<.'mbeig 199.
Hohenzollern, Graf Fritz von LL
Hornstein, von 16, LL
Hubert 341.
Hussitenkrieg 24, 2iL
Hutten, Hans von OL
L
llma 330, 34f. 352.
Irene 357.
J.
JUgerscbmidt 270
Jakob 80.
Jakobea L43.
James 264.
Janowitz, von 106, 107.
Je.>singen 22.
Jobst fi.
Johann liL (Bernhard) 75, (Lud-
wig) 75, (Georg) 77. 82. 121.
123, 145, (Friedrich) lOL «Eras-
mus) LLL (Karl) 144, (Wilhelm)
145, (Sigmund) 193, (Joseph) lülL
Johanna 200. 208.
Johannes SIL
Johanuliu HL
Joseph 2fi3.
Josika 353.
Juliane 47, 264; 2Ü1L
Juünka 35L
Jussupow 343.
K.
Kaib von Hohenstein LiL
Kaltenthal, von 12L 147.
Kamm 355.
Kann 355.
Karl (August) 196, 199, (Eugen)
206. (Friedrich) m 212, 220.
263, 272, (Ludwig) 280, (Gus-
tav) 294, 303. (Friedrich) 311,
328, aiLL
Karpfen, von 76, 1 73.
Karoline 198, 209^ 214, 263^ 264.
^ 2LL
Kaspar 103.
Katharina 21, m
Kilchberg 2M.
Ki'chheim unter Teck (Stadt) 10,
(Schillingscher Edelsitz) 33. 34^
36, iL 76, (Stiftung) ^
Kirchheim unter Teck (Kloster) 1 4.
15, 2L 3fi.
Kirchheim unter Teck (Spital)
Köngen (Brückeostraße) 2fi.
366
Naiuensrerzeiebnis.
Kohlberg 2L
Konrad 9, 26, 12.
Konstanz (Kftncnikus) HL
Konstanz (Konzil) 23, 2iu
Konz L4.
Kornfaof in Cannstatt 2iL
Kraft, Heinrich. Bürgermeister von
Ulm
Krebst ein ÜL
Ktthbach
Kunigunde l-if).
L.
Laubacb 145.
Laufen am Neckar (Klostor) 42.
Lanterburg SIL
Leinroden 1 45.
Leipheim 33, HO, lilLL
Lenningen.Ober- 48, 103. 108,111.
Lenningen, Unter- 48, 112. 1 1 ''»,
114.
Liebenstein, von 144. 1 4 5.
Liebig M2.
Leopold 27L 316, 346. SüL
Linck, Hensliu 32.
Link, Melchior 1^
Linsenhofen lA.
Lösch von Müllenbeim 195.
Löwenfeld, von 2ilÄ.
Löwenstein, Graf von 81.
Louise 340, 350, 357.
Ludwig (Friedricli) 123. (Ferdinand;
194, (Joseph) 19L (August) 207,
(Heinrich) 265, 270, 322.
Luitgart 233.
Lutz
M.
Magdalena 7C, 264^ ML
Mahlberg 217.
Maltitz, von 2ii2.
Mandelslohc, von Iflft-
Mansberg, von 15, IG, 21L
Marcus 42.
Margaretha 28, 41.
Maria 76, 80, 8L IIL 122, 144,
146. 148. 344, 347, 357.
Marschall, von 193.
Marschall SM.
Martenstein 32SL
Maulbronn (Kloster)
Maximilian 20L 3ÜL
Mechtilde = Mathilde [3, lA.
Megenzer von Veldorf lOG.
Melchingen \^ 20, 113.
Monzingen, von lüS*
Merlau, von 80.
Meßbach h!h
Müssingen (Grabplatte) 142.
Monterrau, Schlacht bei 275.
Morstein, von Hl
Münchingen, von 13, 37, 88, 1Q8.
MuGmann 308.
Mya 9,
N.
Naso, von 19^-
Neckar-Tailfingen (inbegrÜTen 10,
Nr Iflb).
Neckar-Tenzlingcn 14, 16, 18. 2h.
Nellenburg, Graf Ifi.
Nettelhorst, von 198.
Neubronn von Eisenburg
Neuffen (Festung) 19, 22, (Stadt)
LL (Stammhaus) 12, (Pfründe)
49, äfL
Neuffen, von 8.
Neuneck, von 14, IS, UL
Niederuau 2L
0.
Obcrndorf, Kloster HL 2IL
Oschingen LüL
Oskar Mh.
Oßweil 18, äl.
Owen unter Teck .55^ Ifi.
P.
Palermo, Deutachordenskommende
Paiacelsus Bombast 4H.
Paul 2Q£L
Pfauhausen 18,
Pfeifer 341.
Pfullingen, Kloster
Philipp (Deutsch-Ritter) 31, 72,
108. 118. 143.
PhUippine 214, 2M.
MsHMOSWIMlcbllif«
167
Piozenau, von 40.
Poltriogen (iobegiiä'en S. 10,
Nr. 10 b) 182.
Porbeek, von 393.
Raidwangen 20.
Bappoid 214.
BaaW 77.
BSnbencbUOcbeo 77.
Ranchhanpt 76.
Rechberg, von 30, 32.
ReichenberjT V>ei Göppingen 13.
Recherzhot Ol], Kloster 41.
Reformatiou in der ir'amiiie 53, 105.
Reüiiger 395.
Bencbaeb, von 67, 208.
B«m<dimgttii, von 49, 76, 80.
Renz, von 340.
Reutbin, Kloster 44.
Reutlingen 15, 17. 140.
Rhodiä von Tunderteld 198.
Bicbeoza tob Neuffen 9.
Biederich (inbegriffen 8. 10, Nr. 10b).
Bietb, Neu- (Burg nnd Dorf) 16.
Röder von Diersburg 214.
Rotweil (Hofgericht) 20.
Rudolf 276, 344.
Buepprecht 345.
Bflti, von 18.
Ruß von Qehrhaoeen 23.
Rassische Fnmilie von Schilling 4,
197, 354.
8.
Sacbseobeim, von 87.
Snint-Andr^e 220.
SaJnieDditigeD (Burgstall, sogenannte
«Köbole») If), 17.
Sankt Georgen?ehi1(l 24.
Schenk von Andeck oder Thaiheim
141.
Schenk Yon Geiem 217.
Schenk von Scbmidbmrg 198.
Schickhard, Heinricb,Baameifler78.
Schillingshöhle 12.
Schi Iii Dgskreuz 12.
Schlammeradorf, von 208.
Schlatt, von 21.
Schlattstall, Mühle 14.
Seblofiberg, von 33.
Schmnling von Sevenar 104.
Scbulenburg, Graf von der 350.
Schüler 298.
Schwan von Münster 110.
Schwanitz 346.
Sebastian 42, 46, 72, 103, (Bastian)
III.
Seckendorf, von 44.
Seckenheim, Schlacht bei 38«
-Sehlbach, Dr. med. 345.
Senft von Sulburg 46.
Sievert 277.
Bimoay 395.
Sindlingen 199.
Soden, Graf 219.
Sophie 46, 144, 19.^.
Sperber'^eck, von 11. Öo.
Speth •-= .Spätli von Rulzburg 4.^.
Speth von Zwiefaltun 42, 46.
Stadion, von 22.
Stataten des Fhuniltengntee 327.
Stein, von 37, 42.
Stein .S45.
Steinach, Laodschad von 26.
Stein bach 3Ö.
Steinhülben 38.
Stetten, von 47, 81.
Stockheim, von 134.
Storjoban 264.
Strohweiler 26, 77.
Strube 264.
Sulz, Grat von (Hofrichter; o2.
Snhbnrg bei Lenningen 48.
Sttlsbnrg im Breiegan 47.
Swiggerthal-Qttter 10, 28.
Szypeek 266.
T.
Tegernau, genannt König 1 24 Ann).
Teiüi, von 191.
Teestn von Kilchberg 200.
Thalbeim 22, 76, 106, 140, 198,
199, 200.
Thekla 312.
Theodor 4, 103, ;{09.
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866
NameoflyerMichnis.
Therese 198. 2Ü(L
Tbamb, von SL.
Tiefenbach 2iL
Tierberg, von 2iL
Trott, von 232.
Trachseß von Riogingen 7 Ii.
Tübingen 48, 53, IM,
TürkennoBdchen 1 l >i .
Twiel (Hohen-) ]AIl
V.
Ulrich '20, (Rektor Mj IlL 82,
106. IüjL
üngelder von Reutlingen K», LL
Urach 25, ML lü^
Ursula iL, im
Üxküll, Graf von IBL 'dlil.
V.
Vaihingen an der En%
Varnbtihler, von lliL
Vellberg, von
Venningen, von
Vera 3^
Vogel, von 2JK
Volgstett, von 1 IHi.
W.
Waldeck, Graf von, und Pyrnount
271.
VValdeck, Gräfinnen Siiil
Waldenstein 43.
Wttldorf bei Nürtingfu LL
Waldorf bei Tübingen ü
Walther MA.
Wangen und Schlaf thot' bei Thiengen
im Breisgau 150. 2LL
Wechheimer (Wechmar, von) 107.
Wehe, Professor 297.
Wi'hrstein IS.
Waiblingen
Weiler, Franenkloster 10^ LL
Wendlingen 28, 69, 70, ai.
Weidenau = Wernau, von 30. 4 1 .
44, 69, 107, im
Westernach, von 2lL
Westerstetten, von Ih
Wetterabach (Hohen-) 1 50 . (.G«-
8chichtliche Notizen)3rJ0i 2LL
249. 330, 3ÄÜ,
Wiederhold, von 122.
Wielandstein 40, 42, 4«, 6iL
Wiesenstetten liL
Wiguleus, ungeraten 4^ 4fi.
Wildberg, Festung bei Nagold 12B.
Wildenstein, von 13.
Wildmeister, von 193.
Wilhelm 24, 4L 42, 82, 122, (Gott-
fried) Uö, (Friedrich) 149, (Sieg-
fried) 198, (Ludwig) 209, (Hein-
rich) 280, 293. 305, Ma oAL
342 348.
WilMmine 193. 1^ 207, 26L
293.
Wilbeln.y 268.
Wilibirg UL
Wilmandingen 173.
Winnenden HL
Woellwarth, von 39, 42, 80^ 12iL
Wolf 9, LL Ii. 2L 31, 42, <Hein-
rich) SL iOL (Wolfgang) LIL
Wolfschiegen 18.
Wössingen LiL.
Wytingen, von LL
z.
Zainingen (inbegriffen S. HL Nr. 10 b)
23.
Zandt von Merl 83^
Zorn von Plobaheim 208.
Zwiefalten 38±
Zyllenhardt, von 3L.
SchlUlDg. ücschlecht.'.beschrcibiing IIK»
Tafel II.
(irabplntte Heinrich von Schillingsi uml il»>r Agnet:,
geborenen von Sj»erlH'rBrck, in «ler Stadlkiriiie zu Neuflen.
Sinner, Nürtingen.) Siehe Nr. II.
L.iyij^L,o y Google
sdrilliiiK, Ocwlitodililwwlinibitiig 1905.
Tkfel UL
Das von Schi)lin};6cht' StiiuimhmiN r.n Neuffen. Nach Zeichnung von
Wilhelm von Schilling.) Siehe Nr. 11.
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Grabplatte Bertold Scliillings, genannt (ierstlin, in <ler Stadtkirche
zu Neutren, ^^inner, Nürtingen.) Sielie Xr. 80.
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Schilling, (ivsrhlecht'lic^chroibiiii}; l'HiTi
Tafel VII.
Wielandsteiue. (Sinner, Nürtingen.) «iube Nr. 40.
Cwl «'Intti'» CklmtltttibvclibMlIutLf ta Rtlil«lbrr(
SchilUne. GeschlechtHbeschreibnng IftO.V
Tafel
Grabmal ririrhs von Schilling in der Sladtkirclie zu Kirchheim
unter Teck. (Sinner, Nürtingen.) Siehe Nr. G4.
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ScbilliBg, OescblecbtsbeKbreibuug iwö.
Tafel XI.
Partie vom JoliannitcrschloU zu llcilersheim.
(Photogr. in Fn-i^ur^ i. U. Siehe Nr. 65.
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Schilling, GccblecbUbMchrelboDK 1806.
T«f«l XII.
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SchllliDg, neflchlechUticscbreihuDg 1905.
Tiifel XVI.
Grabplatten BortoM Srliillings und tciner Gemahlin
Apolloni;» von \Vrr<i«-n:in in <ler Kin-iie /.n l'nter- Hoiliin^ri-n.
^Sinner, Niirtingen.i Siehe Nr. 67.
L i i^co l y Google
tidilUtug, üeftchlecbuibtfsclireibuug iWb
THfel XVil.
l'jis Sclilößchen zu Obtr- Lenningen. Sinn« r, Nürtingen.^ Siehe Nr.
tul Wlnirr'a l'«lTtnkliU<ka<liliU<Uu( I* Ilfidclbtrg.
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Schilling, Oesphlcohtabesrhrribung ITOä.
Tafel TX.
Schilling. Geschlechlslii"«chrcibung l'JOÄ.
Tafel XXI
'iniliMKil <lt'r Katliarinn v<>n Janowitz, Keborenon von Scliillin>r.
in der .Stadlkirchc zu Owon unter 'IVck. (Sinner, Nürtingen.)
Siehe Nr. 108.
Cari Vl«Wi'< C*ltmltiliViicliWM>41<ui| t« n>'itfll>rrc
I
SchilUu!;, ».e*tblcchUl»«.i;brcibuuK i'MCt. Tafel XXII.
(irnltmal >\eB l'liili]»|t Luilwif; v<»u Schilling nn der .Stailtkircho
zu Kirchlit'ini unter Teck. ^Sinner, Nürtingen, üiehc Nr. 117.
CWI Wkattr*! C«tTtnl«IUbitcltk«a41<at tm II«l4ilk>r(.
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Schillinp, (i»."Mhlecbl9l>csohrcll>unK 1907)
Tafel XX III
(irabiiial der frstiln von .Schilling, ffeborencn von Müiichinpon.
au «Irr .Sta<itkirclic /n Kin hlieiin untir Tvvk.
^Sinner, Nürtingen.; Siehe Nr. 117.
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Schilling, GcsrhlcrhU»)Oschroll>nnB 1905.
Tafel XXIV.
(irabiiiiil <k'8 .loliann Eraninnn von Schillin;: an «Irr Sta<itkin hr
zu Kirchlioim tmlcr Ti'rk. SinniT, Nürtingen.; .Siehe Nr. 1*20.
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ScbilllDg, Geschlecht sbcschrelbUDj 1905.
Tu fei XXV.
(irnbninl des Chri.stoph Ileinric)i von Srhilling in der
ist. Amandunkiivhe z\i l'rach. rhotogr. N. in Urach.»
Siebe Nr. 1S4.
Srliilling, fi't'sc'IilcchtslK'sdircil.iiii^' I'.Mtr.
TiiM xxvr
(irnl»mal «los Johann Gt-orn von 5?cliillin;,' und dtr Sophia Ma^cialena,
»geborenen von WiderhoUl, in der Kirche zu WiisHingcn ln-i Diirlacii.
(Kuf, Karlsruhe.) Siebe Nr, HO.
Mitniiiy, OMBMachtrtiawbwnwun 1106.
UM zxim.
mialheim nach ilcra Kieserschen Württ. Forstkartcnnerk
(Oberamtsbeschreibimg Rottenborg).
(Kopiert von Ernst \<n\ Schillint:. Siehe Nr. 146.
1. Ja^c-rbttus — Uber« IHshuiuuiiK.
a. „Bchtößle" • Untera Bebauiung.
8. Oniltkirdie.
CMWMh^
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ScbUllng. (JeM-hkchtslH.'Schrtlbung i9m. Tafel XXIX.
RiMniH Paul Srliillinjrs, des Krfinil«*rs tU>H ScliroihtcI«'};raphen
^^nach eiiuT Zoicliiiunf; im Bi-sit/ August von .SrliilliiigN). »Sielie Nr. l'J.j.
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