Wilhelm von Bismarck

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Graf Bismarck als Bonner Preuße
Wilhelm v. Bismarck (Christian Wilhelm Allers, 1892)
Graf Wilhelm von Bismarck, 1899, gemalt von Max Koner

Wilhelm „Bill“ Otto Albrecht von Bismarck-Schönhausen[1], ab 1865 Graf von Bismarck-Schönhausen (* 1. August 1852 in Frankfurt am Main; † 30. Mai 1901 in Varzin, Pommern) war ein deutscher Politiker und Verwaltungsjurist. Er war Mitglied des Reichstags, des Preußischen Abgeordnetenhauses, danach Landrat von Hanau, Regierungspräsident von Hannover und zuletzt Oberpräsident in der Provinz Ostpreußen. Er war ein Sohn Otto von Bismarcks.

Herkunft und Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wilhelm von Bismarck entstammte dem Adelsgeschlecht der Bismarcks und war der jüngere der beiden Söhne des nachmaligen preußischen Ministerpräsidenten und Reichskanzlers Otto Fürst von Bismarck und seiner Frau Johanna, geb. von Puttkamer. Wilhelm wurde in Frankfurt geboren, weil sein Vater zu dieser Zeit dort preußischer Gesandter beim Bundestag des Deutschen Bundes war.

Wilhelm von Bismarck heiratete am 6. Juli 1885 auf Schloss Kröchlendorff, Uckermark, seine Cousine Sibylle von Arnim (1864–1945), Tochter von Oskar von Arnim-Kröchlendorff und Malwine geb. von Bismarck-Schönhausen, der dem Kanzler eng verbundenen Schwester. Aus der Ehe gingen ein Sohn und zwei Töchter hervor.[2][3]

Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bismarck besuchte das Gymnasium in Berlin und studierte Rechtswissenschaft zunächst an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Mit seinem Bruder Herbert von Bismarck wurde er 1870 Mitglied des Corps Borussia Bonn.[4] Als Inaktiver wechselte er an die Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin. Er legte das erste und 1878 zweite juristische Staatsexamen ab.[2]

Vom 1. Oktober 1869 bis zum 16. August 1873 leistete er Militärdienst. Er war als Offizier Teilnehmer am Deutsch-Französischen Krieg. Er schied als Premier Leutnant à la suite aus dem Militär aus.

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zunächst wurde er Regierungsassessor in der politischen Abteilung des Auswärtigen Amtes und beim Kaiserlichen Statthalter im Reichsland Elsaß-Lothringen. 1881 wechselte er in die Reichskanzlei. 1882 wurde er Regierungsrat, 1884 Vortragender Rat im Preußischen Staatsministerium.[2]

1885 schlug ihn der preußische Minister des Innern, Robert Viktor von Puttkamer, ein Verwandter seiner Mutter, dem König zur Ernennung zum Landrat des Kreises Hanau vor. Er erhielt die Stelle zum 22. September kommissarisch, am 16. Oktober 1885 endgültig übertragen.[2] In seiner Amtszeit wurde 1886 die Stadt Hanau als kreisfreie Stadt verselbständigt und aus dem Kreis Hanau ausgegliedert. Da es so auch einen „Stadtkreis Hanau“ gab, wurde der bisherige „Kreis Hanau“ in „Landkreis Hanau“ umbenannt.

Zum 1. März 1889 wurde Bismarck Regierungspräsident von Hannover, 1895 bis 1901 Oberpräsident in Ostpreußen.

Von 1878 bis 1881 gehörte er als Mitglied der Deutschen Reichspartei, einer Reichstagsfraktion der Freikonservativen Partei, dem Reichstag an. Im Anschluss war er von 1882 bis 1885 Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses.[5] Er setzte sich vornehmlich für die Interessen der Landwirtschaft ein. Am 30. Mai 1901 starb er an einer Bauchfellentzündung.

Ehrungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Friedrich Karl Devens: Biographisches Corpsalbum der Borussia zu Bonn 1827–1902. Düsseldorf 1902, S. 177. (Digitalisat)
  • Georg-Wilhelm Hanna (Bearb.): Der Landkreis Hanau und seine Landräte. (hrsg. von der Kreissparkasse Hanau) Hanau 1989, S. 22.
  • Heinrich Heffter: Bismarck, Wilhelm Otto Albrecht Graf von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 277 (Digitalisat).
  • Thomas Klein: Leitende Beamte der allgemeinen Verwaltung in der preußischen Provinz Hessen-Nassau und in Waldeck 1867 bis 1945. (= Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte, Band 70.) Hessische Historische Kommission Darmstadt, Historische Kommission für Hessen, Darmstadt / Marburg 1988, ISBN 3-88443-159-5, S. 98–99.
  • Horst Kohl: Briefe Ottos von Bismarck an Schwester und Schwager, Malwine v. Arnim geb. von Bismarck-Schönhausen und Oskar von Arnim-Kröchlendorff. (hrsg. im Auftrag von Sibylle v. Bismarck geb. v. Arnim) Leipzig 1915.
  • Bernhard Mann: Biographisches Handbuch für das Preußische Abgeordnetenhaus 1867–1918 (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 3). Droste, Düsseldorf 1988, ISBN 3-7700-5146-7, Nr. 160.
  • Meyers Enzyklopädisches Lexikon. Bibliographisches Institut, Mannheim / Wien / Zürich 1972, Band 4, S. 275.
  • Johannes Penzler: Graf Wilhelm Bismarck. Ein Lebensbild nach dem von der Familie dargebotenen und anderem Material. Berlin 1902.
  • Werner Richter: Bismarck. Frankfurt am Main 1962.
  • Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Dritter Band 1849–1914. C. H. Beck, München 1995, ISBN 3-406-32263-8, S. 920 f.
  • Wolfgang Windelband: Bismarcks Briefe an seinen Sohn Wilhelm. (hrsg. im Auftrag von Gräfin Sibylle v. Bismarck geb. von Arnim) Berlin 1922.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Wilhelm von Bismarck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Heinrich Heffter: Bismarck, Wilhelm Otto Albrecht Graf von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 277 (Digitalisat).
  2. a b c d e Hanna: Landkreis Hanau.
  3. Wilhelm von Bismarck, Kinder, auf geneee.org
  4. Kösener Corpslisten 1930, 11/559.
  5. Bernhard Mann (Bearb.) unter Mitarbeit von Martin Doerry, Cornelia Rauh, Thomas Kühne: Biographisches Handbuch für das Preußische Abgeordnetenhaus 1867–1918 (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 3). Droste, Düsseldorf 1988, ISBN 3-7700-5146-7, S. 68.