Supervulkan Italiens bebt - Neue Studie hält Magma-Aufstieg für möglich
  1. Startseite
  2. Panorama

Supervulkan Italiens bebt - Neue Studie hält Magma-Aufstieg für möglich

KommentareDrucken

So stellt sich ein Videokanal eine Vulkaneruption bei Pozzuoli vor.
Ein Screenshot der Doku von Geopop, die eine Eruption hinter der Luftwaffenakademie bei Pozzuoli zeigt. © youtube/Geopop

Die Erdbebenserie am Supervulkan bei Neapel geht weiter. Für Unruhe sorgt eine neue Studie, die das Aufsteigen von Lava für möglich hält und eine neue Gefahrenquelle identifiziert.

Pozzuoli/Nepael – Der Supervulkan der phlegräischen Felder im Süden Italiens und seine Anwohner kommen nicht zur Ruhe. Über 40 Erdstöße wurden am Sonntag (21. April) innerhalb von 24 Stunden wieder rund um die Hafenstadt Pozzuoli registriert. Die beiden stärksten Erschütterungen ereigneten sich innerhalb einer Minute um 8.45 Uhr mit der Stärke 1,9 und 2,1. Schon am Samstag hatte es um 16.27 Uhr und 17.04 Uhr zwei Stöße mit der Magnitude 1,6 Grad und 2,0 gegeben. Die Erschütterungen waren deutlich von den Bürgern zu spüren und wurden wieder von einem Brüllen begleitet. Berichte über ernsthafte Schäden liegen nicht vor.

Vor kurzem hatte erst eine Videodoku des Schweizer Fernsehens für Aufregung gesorgt, in der der maximal mögliche Ausbruch der Phlegräischen Felder mit bedrückenden animierten Videos simuliert wurde. Darin verschwand ganz Neapel brennend und nach einem Regen von Lavabomben unter einer dicken Ascheschicht.

Das staatliche Geochemische und Vulkanologische Institut INGV war entsetzt und versuchte die Bürger zu beruhigen. Es gebe nichts, was auf so einen heftigen Ausbruch hindeuten würde. Die Doku ist danach aus den Mediatheken verschwunden. Mittlerweile gibt es eine neue Doku des italienischen Wissenschaftskanals Geopop.it, die vom INGV gelobt wird. Hier werden viel kleinere und laut INGV realistischere Ausbruchsszenarien simuliert.

Neue Studie sickert durch und sorgt für neue Angst - Aufstieg von Magma wird nicht ausgeschlossen

Doch kaum, dass sich die Aufregung gelegt hat, taucht eine neue Studie des INGV auf, die für Unruhe sorgt. Die Zeitung il messagero hat einen Vorabdruck der noch nicht veröffentlichten Studie zugespielt bekommen, an der zwölf Autoren des INGV – darunter dessen Direktor Mauro Di Vito – und des Nationalen Forschungsrates CNR mitgearbeitet haben.

Ein Teil der Studie betrifft einen eiförmigen Abschnitt in 3825 Metern Tiefe im zentralen Bereich der Caldera der phlegräischen Felder, der als Ansammlungszone magmatischer Flüssigkeiten aus größeren Tiefen definiert ist und dem Gebiet entspricht, in dem sich die meisten Erdbeben konzentrieren. Unter magmatischen Flüssigkeiten können sowohl Magma als auch Thermalwasser verstanden werden.

Eine Straße mjit einer mächtigen Dampfwolke aus dem Vulkan im Hintergrund.
Nahe von Pozzuoli steigt eine Dampfwolke aus dem Solfatara-Vulkan Feldern auf. © Facebook/Enzo Buono

Mysteriöse „geodätische Anomalie“ unter einem uralten Lavadom

„Diese primäre Quelle kann als Eindringen eines Lagergangs (Intrusion) oder als Ansammlungszone magmatischer Flüssigkeiten aus größeren Tiefen interpretiert werden“, sagen die Autoren, die „der zweiten Interpretation zuneigen“. Die Forscher gehen also eher davon aus, dass es sich um Thermalwasser handelt, das von tiefer gelegenem flüssigen Magma erhitzt wird. „Allerdings kann die Hypothese einer magmatischen Intrusion, wie sie in anderen geophysikalischen Studien berichtet wurde, nicht verworfen werden“, heißt es weiter. Die Forscher legen sich also nicht fest, es ist also auch ein Aufstieg von Magma möglich.

Schwarmbeben erschüttert den Monte Olibano bei Pozzuoli.
Die Luftwaffenakademie auf dem Monte Olibano steht auf einem Lavadom. © Ruthven/Wikipedia

Außerdem haben die Forscher unter dem vor 2080 bis 4100 Jahren entstandenen Lavadom des Monte Olibano an der südöstlichen Seite des Solfatarkraters „eine geodätische Anomalie identifiziert“ – ein „kugelförmiger Bereich, der im Vergleich zu allem anderen, was im Supervulkan ansteigt, absinkt“. Die Ergebnisse hätten „eine sich entleerende Sekundärquelle gezeigt, die mit der aufgedeckten geodätischen Anomalie in einer Tiefe von etwa 500 Metern und 1,3 Kilometern von der Projektion der Primärquelle zusammenfällt“.

Reißt die Erdkruste an den Rändern des Supervulkans?

Den Autoren zufolge würden ihre Ergebnisse „darauf hindeuten, dass die am Monte Olibano entdeckte geodätische Anomalie mit dem Zugspannungsregime zusammenhängen sollte, das von der Quelle der primären Verformung erzeugt wird.“ Das heißt, dass die Hebung in der Mitte der Phlegräischen Felder an der Erdkruste ringsherum zerrt, die dort dadurch schwächer wird.

Tatsächlich wurden am Monte Olibano in den vergangenen Wochen zahlreiche Beben registriert. Auch das Verhalten der Dampfaustrittsstelle in diesem Gebiet, die auf das Vorhandensein von Verwerfungen, Brüchen und Zirkulationen hinweisen, würden darauf hinweisen. Darum definieren die Autoren den Monte Olibano als „eine Zone mit Krustenschwäche, die sorgfältige Überwachung und zukünftige Untersuchungen erfordert“. Eine Eruption am Monte Olibano könnten einen Tsunami auslösen, wenn die Flanke ins Meer stürzen würde. Das Thema wurde bereits von Wissenschaftlern diskutiert.

Auf dem verdächtigen Lavadom wird der italienische Pilotennachwuchs ausgebildet

Was bemerkenswert ist: Auf dem direkt am Meer liegenden 155 Meter hohen Monte Olibano befindet sich seit 1923 die Akademie der italienischen Luftwaffe. Ein riesiger Komplex, in dem Hunderte Offiziersanwärter ausgebildet werden. Über den Monte Olibano wird bei Facebook heftig diskutiert. „So lange die Luftwaffenakademie nicht evakuiert wird, bin ich noch halbwegs entspannt“, schreibt ein User. Ein anderer antwortet: „Woher willst du denn wissen, wie viele Menschen dort noch untergebracht sind? Man kann ja nicht hineinsehen.“ Das Video von Geopop zeigt übrigens auch einen Ausbruch in der Solfatara-Zone, man sieht die Luftwaffenakademie im Vordergrund.

Auch interessant

Kommentare