Selma Blair über verändernde Diagnose: "Wusste, dass etwas ganz und gar nicht stimmte"

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Selma Blair über verändernde Diagnose: "Wusste, dass etwas ganz und gar nicht stimmte"


Selma Blairs langer Weg
In dem Moment wurde es mir bewusst

Exklusiver Auszug aus ihrer Biografie

19.03.2023Lesedauer: 4 Min.
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Selma Blair: Die Schauspielerin hat MS.Vergrößern des Bildes
Selma Blair: Die Schauspielerin hat MS. (Quelle: Jon Kopaloff/Getty Images)

Im Oktober 2018 machte die Schauspielerin öffentlich, dass sie Multiple Sklerose hat. Symptome hatte sie da schon jahrelang. In ihrer Autobiografie "Mean Baby" berichtet Selma Blair, wie sie von ihrer Diagnose erfuhr – und wie diese ihr Leben veränderte.

Exklusiver Auszug aus Selma Blairs Biografie

Der einzige Arzt, der jemals MS als Möglichkeit erwähnt hatte, war mein Augenarzt, der mich wegen Augenschmerzen behandelte, als ich 22 war. Heute weiß ich, dass die meisten dieser Ärzte, so gut sie es auch meinten, wirklich glaubten, dass ich mir das alles nur einbilde.

Anfang August 2018 fuhr ich allein nach Miami, um Freunde zu besuchen. Ich drehte gerade einen Film in Atlanta und war müde. Ich hoffte, die Sonne Floridas und das warme Meerwasser würden mich beleben. Es war eine Reise wie geschaffen für Instagram. Ich kaufte einen winzigen Bikini von Eres und Schuhe von Hermès. Unser Freund wollte den Ozean auf seiner neuen Jacht genießen. Als wir auf dem Wasser waren und kein Land in Sicht war, ging ich an den Rand des Bootes und sprang hoch in die Luft. Als ich auf dem Wasser aufkam, wusste ich, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Ich konnte nicht schwimmen. Der Sprung hatte alles aus mir herausgeholt, was ich hatte.

Da wusste ich, dass sich der Körper, in dem ich lebte, dramatisch verändert hatte. Ich fand meine Beine und kämpfte mich mit aller Kraft an die Oberfläche. Unsicher, was ich tun sollte, trieb ich auf dem Rücken. Lange Zeit starrte ich in die Wolken und behielt für mich, was gerade passiert war. Ich wollte niemanden alarmieren. Ich verwandelte es in einen meditativen Moment. Als ich schließlich zum Boot zurücktrieb, musste meine Freundin Amy mir auf das Deck helfen. Ich fühlte mich von Liebe und Fürsorge umarmt. Sie zeigte mir das Foto, das sie von meinem letzten Sprung in die Luft gemacht hatte. Ich fliege und es ist herrlich. Meine Hände sind wie eine Ballerina ausgestreckt, meine Beine sind angezogen, meine Zehen zeigen nach oben. Meine Mutter wäre so stolz auf meine perfekte Form, schlank im Bikini, gebräunt mit blonden Strähnchen. Ich sah großartig aus.

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Wenn man es nicht wusste, würde man es nicht bemerken. Aber ich wusste es. In dem Moment wurde es mir bewusst.

Direkt nach dieser Reise erhielt ich die Diagnose. Es geschah so zufällig, dass es ein Wunder ist, dass es überhaupt passierte. Ich hatte auf Instagram gepostet:

Montag. Also, ich habe ziemlich starke Schmerzen. Ein paarmal Schleudern auf dem Pferd und das Sitzen in Flugzeugen … und jetzt habe ich ein echtes Problem mit dem Bewegungsapparat. Aber ich halte durch. Ich hoffe, ich kann mich davon erholen und bald wieder reiten und schreiben. #chronischeSchmerzen sind eine echte Herausforderung. Alles Liebe für uns alle.

Meine Freundin, die Schauspielerin Elizabeth Berkley, die ich eigentlich aus Cranbrook kenne, sah es und schickte mir eine Nachricht. "Geht es dir gut?", fragte sie. Ich schilderte ihr alle meine Symptome; ich hätte es zu diesem Zeitpunkt jedem erzählt, der zugehört hätte. "Du musst sofort zu meinem Bruder gehen", sagte sie mir. "Er ist Neurologe für Wirbelsäulenerkrankungen. Vielleicht kann er dir helfen. Ich rufe ihn jetzt an. Halte dich bereit."

So kam ich in die Praxis von Jason Berkley in Beverly Hills. Soziale Medien können schädlich sein, aber sie können auch Wunder bewirken. An diesem Tag retteten sie mich.

Er führte den Romberg-Test durch, eine einfache Untersuchung, bei der man die Füße zusammenstellt und die Augen schließt. Meine Beine gaben unter mir nach. Ich fiel rückwärts wie ein Brett auf den Boden des Untersuchungsraums. Er ordnete auf der Stelle ein MRT an.

Mit geschlossenen Augen hatte ich kein Gefühl dafür, wo ich war, aber die Schwerkraft tat es.

Und dann, endlich, gab es Antworten.

Das MRT war mein neuer Wahrsager. Der Einzige, den ich brauchte. Es zeigte eine Reihe von mittelgroßen MS-bedingten Läsionen in meinem Gehirn, von denen sechs problematisch waren, weil sie aktiv waren. Kleine Feuer, die von Canyon zu Canyon auf den Synapsen brannten. Die Verbindung zwischen meinem Gehirn und meinem Körper war demyelinisierend. Das alles ergab jetzt so viel Sinn. Dr. Berkley hatte es zuerst erkannt und mich dann an einen MS-Spezialisten, Dr. Silver, überwiesen, der bestätigte, was Dr. Berkley vermutete. Er gab die Nachricht an Dr. Berkley weiter, der mich daraufhin anrief.

Als Dr. Berkley die Worte "Sie haben MS" sagte, verspürte ich einen Adrenalinstoß. Es fühlte sich an wie eine Geburt. Die Freisetzung der Gefühle. Die Katharsis der Gefühle. Vor allem aber war ich von einem Gefühl der Erleichterung überwältigt, so wie man sich fühlt, wenn sich eine Meereswelle direkt am Ufer bricht, bevor sie einen mitreißt. Jahrelang wurden meine Symptome als "Ängste" und "Emotionen" abgetan. Vielleicht bildete ich mir das alles nur im Kopf ein. Es sei psychosomatisch, hieß es. Jahrelang hatte ich gewusst, dass sie sich irrten (und auch recht hatten – es war ja in meinem Kopf, nur nicht so, wie sie dachten). Und jetzt hatte ich eine Strategie, der ich folgen konnte. Ich hatte Informationen. Ein Etikett. Dieses Mal eines, das passte.

Es gibt Worte, die erklären, was mit mir los ist.
Es ist nicht meine Schuld. Zumindest … hoffe ich, dass es nicht meine Schuld ist.
Ich kann damit fertigwerden.
Ich kann lernen, damit umzugehen.
Es kann nicht mehr schlimmer werden als das hier. Oder vielleicht doch.
Ich werde mir selbst beibringen, wie ich damit zurechtkomme.

Ich dachte an die Zeit zurück, als meine Mutter vor Erleichterung geweint hatte, als sie erfuhr, dass ich Alkoholikerin war, und verstand plötzlich, warum sie sich getröstet fühlte. In Worten liegt eine große Kraft. In einer Antwort. In einer Diagnose. Um einer Handlung einen Sinn zu geben, die man kaum noch nachvollziehen konnte.

"Mean Baby: Wie ich Selma Blair wurde" erscheint am 21. März. In ihren Memoiren schreibt die heute 50-jährige Hollywoodschauspielerin über ihre Kindheit, ihre Alkoholsucht und ihre Multiple-Sklerose-Erkrankung. Der Film "Eiskalte Engel" machte Blair 1999 weltweit berühmt.

Verwendete Quellen
  • Blair, Selma: "Mean Baby: Wie ich Selma Blair wurde", MVG Verlag, 2023
  • instagram.com: Profil von selmablair
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