Rudolf Heß
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„Ich bereue nichts.“ Dieser Ausruf von Heß während der Nürnberger Prozesse 1946 ist charakteristisch für diesen Mann - und für viele Machthaber in der Zeit des Nationalsozialismus. Rudolf Heß war der Stellvertreter Hitlers; seine Mitschuld an den Gräueltaten der Nazis war nicht nur dadurch leicht zu beweisen.
Kindheit und Jugend
Heß wurde am 26. April 1894 in Alexandria, Ägypten, geboren. Sein Vater, ein Kaufmann, ließ Heß und dessen Bruder von einem deutschen Hauslehrer unterrichten. Heß hatte kaum Kontakt zur einheimischen Bevölkerung sowie den britischen Kolonialherren. Ab 1908 besuchte Heß ein evangelisches Internat bei Bonn, erhielt das Abitur und begann in Hamburg widerwillig eine kaufmännische Lehre.
Soldat im Krieg
Heß meldete sich zu Beginn des Ersten Weltkrieges als Freiwilliger und stieg in militärischer und physikalischer Hinsicht schnell auf: als Leutnant und Jagdflieger. Seine Kriegsbegeisterung schlug 1918 in Enttäuschung um. Rachegelüste kamen auf, Heß empfand, wie viele seiner Zeitgenossen, den Versailler Vertrag als Unrecht.
Heß, der Nazi
Auf der Suche nach Gleichgesinnten schloss sich Heß in München völkisch-nationalistischen Kreisen an, studierte an der dortigen Universität, trat der NSDAP
bei und bewies seine geistige und emotionale Nähe zu Hitler besonders durch die Teilnahme am „Hitlerputsch“ im Jahr 1923. Der Putsch scheiterte, Heß flüchtete in die Schweiz und verbüßte nach seiner Rückkehr nach Deutschland eine Haftstrafe. Die hierauf folgenden Stationen seiner Nazi-Karriere sprechen für sich: Privatsekretär Hitlers, Reichsminister ohne Geschäftsbereich, „Stellvertreter des Führers“, Obergruppenführer der SS, Mitglied des „Ministerrats für die Reichsverteidigung“.
Heß war vorwiegend gesetzgeberisch tätig, ihm unterstand das „Rassenpolitische Amt“ der NSDAP, seine menschenverachtende Gesinnung zeigte sich nicht zuletzt bei seiner Mitwirkung an der Ausformulierung der „Nürnberger Rassegesetze“. Eine ganz eigene Geschichte ist Heß’ heimlicher Flug nach Großbritannien im Jahr 1941, der den Alliierten einen Vorteil einbrachte und dem Mann in Nazi-Deutschland den Status eines Abtrünnigen, der er aber nie gewesen war.
Gefängnis und Ende
Heß saß nach dem Zweiten Weltkrieg im Kriegsverbrechergefängnis in Berlin-Spandau ein, litt unter Wahrnehmungsstörungen, unternahm mehrere Suizidversuche, bis es ihm am 17. August 1987 gelang, sich mit einem Verlängerungskabel zu erhängen.