Paulinus von Nola

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Paulinus von Nola als Patron der Glockengießer im Fenster „Glockenweihe“ im Linzer Dom

Pontius Meropius Anicius Paulinus oder Paulinus von Nola (* um 354 in Bordeaux; † 22. Juni 431 in Nola bei Neapel) war ein spätantiker Bischof und Schriftsteller.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paulinus stammt aus einer namhaften römischen senatorischen Familie mit Besitzungen in Aquitanien, im nördlichen Hispanien und in Süditalien. Er wurde in Bordeaux vom Dichter Ausonius erzogen, der sein Freund wurde. Paulinus wurde Statthalter von Kampanien in Süditalien, kehrte aber bald nach Bordeaux zurück, als er sich ernsthaft dem Christentum zuwandte – in dieser Zeit war die Oberschicht in großen Teilen christlich, wenn auch nicht von strenger Observanz. Als sein einziges Kind, ein Sohn, jung starb, scheinen er und seine Frau Theresia sich vom weltlichen Leben zurückgezogen zu haben, ein Prozess, der mit einem Umzug von Bordeaux nach Barcelona um 390 begann.

Wie Augustinus von Hippo, der 391 gegen seinen Willen in Hippo Regius von einer mit Bischof Valerius kooperierenden Menge ordiniert wurde, wurde Paulinus um 395 zur Weihnachtszeit von einer Menge überredet, sich ordinieren zu lassen. Paulinus weigerte sich, in Barcelona zu bleiben, und zog mit seiner Frau nach Kampanien. Verheiratete Priester waren in der frühen Kirche nicht ungewöhnlich, doch die Interessen des Paulinus richteten sich auf das Mönchtum.

Er hatte bereits bei seinem ersten Aufenthalt in Kampanien eine Vorliebe für den Märtyrer Felix von Nola (4. Jahrhundert) entwickelt, und sie ließen sich nun in der Nähe seines Grabes in Cimitile nieder; Paulinus erneuerte das Heiligtum im Rahmen eines umfangreichen Bauprogramms. So etwa ließ er eine neue, monumentale Basilika errichten und das Areal um Gästehäuser für Pilger ergänzen. Jährlich schrieb er für den Gedenktag des Heiligen, wenn die Pilgerströme auf ihrem Höhepunkt waren, eine Hymne zu seinen Ehren, aus denen man die persönliche Beziehung zwischen Paulinus und seinem unsichtbaren Freund und himmlischen Advokaten erahnen kann.

Viele Briefe des Paulinus an seine Zeitgenossen, darunter Ausonius und Sulpicius Severus in Südgallien, Victricius von Rouen in Nordgallien, und Augustinus in Afrika, blieben erhalten. Paulinus könnte auch direkt für Augustinus Confessiones verantwortlich sein: Er schrieb an Alypius, Bischof von Thagaste und engen Freund von Augustinus, wobei er nach seiner Bekehrung fragt und wie er sein asketisches Leben begonnen habe. Alypius’ autobiographische Antwort ist nicht bekannt – Augustinus Antwort hingegen sind die Confessiones.

Um 410 wurde Paulinus zum Bischof von Nola gewählt. Wie eine zunehmende Zahl von Aristokraten des späten 4. und frühen 5. Jahrhunderts, die lieber dem Klerus beitraten, als die übliche Laufbahn im kaiserlichen Verwaltungsdienst einzuschlagen, spendete auch Paulinus einen großen Teil seines Vermögens für die von ihm gewählte Kirche und Stadt.

Seine für den heiligen Felix errichteten Gebäude sind durch die Literatur und archäologische Belege bekannt, insbesondere aus seinem langen Brief an Sulpicius Severus, in dem er das Arrangement der Gebäude und ihre Dekoration beschreibt, darin eingeschlossen eine detaillierte Schilderung der Mosaiken in der Apsis über dem Hauptaltar und eine lange Inschrift für die Wand unterhalb des Bildnisses. Indem er erläutert, wie er den Besuchern das Verständnis für das Bild über dem Altar nahebringen will, gibt Paulinus einen seltenen Einblick in die Absichten eines Kunstmäzens im spätrömischen Reich.

Gedenktag[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Textausgabe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Pontius Meropius Paulinus: Epistulae – Briefe. Übersetzt und eingeleitet von Matthias Skeb (= Fontes Christiani. Band 25, Teilbände 1–3). Herder Verlag, Freiburg/Basel/Wien 1998, DNB 954719786.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Joseph Morelli: De S. Paulini Nolani Doctrina Christologica. Dissertatio ad Doctoratum in Theologia. Pontificia Facultas Theologica Neapolitana apud Majus Seminarium. Typographica Officina Forense, Neapel 1955.
  • William Frend: Paulinus of Nola and the Last Century of the Western Empire. In: Journal of Roman Studies. 59, 1969, S. 1–11.
  • Josef Engemann: Zu den Apsis-Tituli des Paulinus von Nola. In: Jahrbuch für Antike und Christentum. 17, 1974, S. 21–46.
  • Joseph T. Lienhard, S.J.: Paulinus of Nola and Early Western Monasticism. With a Study of the Chronology of His Works and an Annotated Bibliography, 1879–1976 (= Theophaneia. Bd. 28). Hanstein, Bonn 1977, ZDB-ID 538626-3 (Bibliografie: S. 192–204).
  • Klaus Kohlwes: Christliche Dichtung und stilistische Form bei Paulinus von Nola (= Habelts Dissertationsdrucke / Reihe Klassische Philologie. Band 29). Habelt, Bonn 1979, ISBN 3-7749-1605-5 (zugleich Dissertation, Universität Bonn 1978).
  • Cesare Magazzù: Dieci anni di studi su Paolino di Nola (1977–1987). In: Bollettino di studi latini. 18, 1988, ISSN 0006-6583, S. 84–103.
  • Adriaan Breukelaar: Paulinus von Nola. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 7, Bautz, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-048-4, Sp. 28–34.
  • Carmine Iannicelli: Rassegna di studi paoliniani (1980–1997). In: Impegno e Dialogo. 11, 1994–1996 (publiziert 1997), ZDB-ID 1499676-5, S. 279–321.
  • Matthias Skeb: Christo vivere. Studien zum literarischen Christusbild des Paulinus von Nola (= Hereditas. Bd. 11). Borengässer, Bonn/Alfter 1997, ISBN 3-923946-32-5 (zugleich Dissertation, Universität Bochum 1995/1996).
  • Sigrid Mratschek: Der Briefwechsel des Paulinus von Nola. Kommunikation und soziale Kontakte zwischen christlichen Intellektuellen (= Hypomnemata. Bd. 134). V&R, Göttingen 2002, ISBN 3-525-25232-3 (zugleich Habilitationsschrift, Universität Frankfurt (Main) 1999).
  • Peter Brown: Through the Eye of a Needle: Wealth, the Fall of Rome, and the Making of Christianity in the West, 350–550 AD (2012). Deutsch von Michael Bayer und Karin Schuler: Der Schatz im Himmel. Der Aufstieg des Christentums und der Untergang des römischen Weltreichs. Klett-Cotta, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-608-94849-3, insbesondere S. 321–365.
  • Islème Sassi: Paulinus und sein Nola. Werbung für ein spätantikes Pilgerzentrum (= Schweizerische Beiträge zur Altertumswissenschaft. Bd. 48). Schwabe Verlag, Basel 2020, ISBN 978-3-7965-4057-8 (zugleich Dissertation, Universität Zürich 2018; online).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Paulinus von Nola – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Paulinus von Nola im Ökumenischen Heiligenlexikon, abgerufen am 6. Dezember 2017.
VorgängerAmtNachfolger
PaoloBischof von Nola
409–431
Paulinus II.