Maximiliansweg von Lindau nach Berchtesgaden
Eine königliche Alpenreise
Im Sommer 1858 brach König Maximilian II. zu einer mehrwöchigen Alpenreise von Lindau am Bodensee nach Berchtesgaden auf. Er wollte das bayerische Gebirge besser kennenlernen. Außerdem suchte er gezielt den Kontakt zur einfachen Bevölkerung. In Anlehnung an das Ereignis richtet der Deutsche Alpenverein 1991 den Maximiliansweg ein. Dieser verläuft in 22 Tagesetappen quer durch die Bayerischen Alpen. Die tatsächliche Route des Königs streift er allerdings nur am Rande. Stattdessen folgt er weitgehend dem Europäischen Fernwanderweg E4. Mit der Via Alpina gibt es viele Überschneidungen. (Stand: )
Vorgeschichte
Als König Maximilian II. im Sommer 1858 zu einer Fußreise von Lindau nach Berchtesgaden aufbrach, kannte er die Bayerischen Alpen schon weit besser als es die meisten von uns jemals tun werden. Erstmals hatte er sie 1829 im Alter von siebzehn Jahren zusammen mit seinem Bruder Otto, dem späteren König von Griechenland, bereist. Bei dieser Gelegenheit lernte er die verfallene Burg Hohenschwangau kennen, die er kostspielig zu einem romantischen Sommerschloss ausbauen ließ.
Die königliche Familie unternahm von Hohenschwangau aus einige durchaus anstrengende Touren in die umliegenden Berge, beispielsweise auf den Säuling.
Maximilian besaß zudem zahlreiche Jagdhütten, die er regelmäßig aufsuchte. Sie lagen hauptsächlich in den Ammergauer Alpen, im Isarwinkel und bei Berchtesgaden.
Teilnehmer und Durchführung
König Maximilian II. reiste ohne Familienmitglieder. Sein Bruder Luitpold, der spätere Prinzregent, war lediglich am Anfang kurz anwesend. Neben dem Dienstpersonal begleiteten den König als persönliches Gefolge vor allem Militärs sowie die Schriftsteller Wilhelm Heinrich Riehl (1823–1897), Franz von Kobell (1803–1882) und Friedrich von Bodenstedt (1819–1892). Riehl leitete die königlichen Presseangelegenheiten. Kobell war ein alter Jagdfreund. Der Niedersachse Bodenstedt hatte damals eine Professur in München inne. Maximilian soll dessen Bücher sehr geschätzt haben.
Die Führung übernahm der bayerische General Ludwig von der Tann (1815–1881).
Das mit der Fußreise muss man übrigens relativ sehen.Es standen 42 Reit- und Wagenpferde zur Verfügung, außerdem leichte Bergwagen für Personen nebst zusätzlichen Gepäckwagen. Laut Riehl legten sie 150 Stunden per Pferd, 60 im Wagen und lediglich 15 zu Fuß zurück. Eine Feldküche war ebenfalls mit dabei. Meistens speisten sie aber in Gasthöfen und das ziemlich üppig. In jeder Hinsicht also eine Genussreise.
Von Lindau in den Bregenzerwald
König Maximilian II. traf am 20. Juni in Lindau ein. Bevor die eigentliche Alpenreise begann, unternahmen sie Bootsfahrten über den Bodensee und Ausflüge in die Umgebung. Sie besuchten Ermatingen, die Schlösser Arenenberg und Heiligenberg sowie die Insel Mainau. Ein klassisches Touristenprogramm eben.
Am 24. Juni verließen sie schließlich Lindau. Per Wagen fuhren sie über Schwarzach nach Alberschwende im Bregenzerwald. Ab da ritten sie auf Norwegern bis Schwarzenberg1.Es war äußerst schwierig, auf den steilen, ungebahnten Gebirgswegen zu Pferd vorwärts zu kommen.
Tags darauf herrschte Regenwetter. Das Quartier wurde in Hittisau2 bezogen mit Blick auf die Gottesackerwände.
Anders als das Original verläuft der Maximiliansweg etwas nördlicher, zunächst ebenfalls vom Bodensee nach Hittisau. Von da geht es dann direkt zum Hochgrat.
Insbesondere die ersten drei Tagesetappen, aber auch viele weitere Teilabschnitte nutzen vielfach monotone Teer- und Kiesstraßen. Die Beschilderung ist uneinheitlich oder gar nicht vorhanden. Seit 2019 wird deshalb auf Initiative des Vereins Bayerische Fernwege eine Verbesserung mit zahlreichen Streckenverlegungen diskutiert.
Bei Oberstdorf im Illertal
Am 26. Juni erreichten sie über Sibratsgfäll wieder bayerisches Gebiet. Durch das Balderschwanger Tal und mit Mittagspause in Tiefenbach kamen sie am Abend in das festlich geschmückte Sonthofen. Den nächsten Tag verbrachte die Gesellschaft ohne besondere Unternehmungen rastend im Jagdhaus des Prinzen Luitpold bei Oberstdorf.
Was das genaue Ziel der misslungenen Bergtour am 28. Juni von Einödsbach3 aus hätte sein sollen, bleibt unklar. Angeblich waren es die Schneefelder am Ursprung der Trettach, was geografisch allerdings nicht passen kann. Ob sie wohl zum Rappensee wollten?Bei Bodenstedt ist von kochenden Tobeln, wildzerklüfteten Felsbildungen und einer Riesenbrücke aus Schnee, aber auch von anmutigen Almweiden die Rede.Nach dem Bericht von Riehl waren sie dagegen in der Spielmannsau. Die Schneebrücke würde gut zum Sperrbachtobel passen. Ein Gewitter beendete die Partie jedenfalls vorzeitig. Überhaupt gestaltete sich das Wetter während der gesamten Reise sehr wechselhaft. Dem König machte das nach Aussagen seiner Begleiter offenbar wenig aus. Als leidenschaftlicher Jäger war er es wohl gewohnt.
Grüntenbesteigung
Die Grüntenbesteigung von Burgberg aus fand am 29. Juni statt. Sie entwickelte sich ungewollt zu einer Art Volksfest. Eigentlich war ein zeitiger Aufbruch geplant. Der König wollte vor der Mittagshitze am Gipfel sein, weil er bei starker Sonneneinstrahlung leicht Kopfschmerzen bekam. Der Tag begann jedoch ganz unerwartet mit einer längeren Ansprache des Burgberger Pfarrers, gefolgt von musikalischen Darbietungen der Kinder und einer Verkostung lokaler Weine vom Grünten.Den Aufstieg flankierten dann Scharen fröhlicher Menschen. Die allermeisten sahen den König zum ersten Mal und wollten ihn unbedingt begrüßen.Auch die Bergleute aus den Erzgruben kamen. Sie gossen danach zur Erinnerung eine Gedenksäule, die am ehemaligen Weinberg steht. Schließlich erreichten die Wanderer trotz aller Verzögerungen doch noch den Grüntengipfel4.
Am Grüntenhaus gab es später ein ausgiebiges Mahl. Spät nachts erst ritten sie weiter nach Bad Hindelang. Böllerschüsse begrüßten dort den König. Das ganze Dorf war auf den Beinen.
Der Maximiliansweg führt über die Nagelfluhkette ins Illertal. Den Grünten lässt er aus. Stattdessen passiert er den Spieser bei Bad Hindelang und verläuft an der Vils nach Pfronten. Von da überquert er den Falkensteinkamm nach Füssen.
Nach Hohenschwangau
Die nächste Etappe erfolgte am 30. Juni oder nach anderen Angaben erst am 1. Juli. Sie begann frühmorgens mit einem langen Ritt von Bad Hindelang über Bad Oberdorf und Schattwald ins Tannheimer Tal zum Vilsalpsee5.Der Vilsalpsee schaute in melancholischer Einsamkeit zu den steilen Felswänden des Gaishorn und Rauhhorn empor, die sich in ihm abspiegeln.
Es muss schön gewesen sein am Vilsalpsee ohne die Touristenmassen von heute.
Am Nachmittag ging es von Tannheim hinaus ins Lechtal und stets am Fluss entlang, vorbei an dem bereits damals verbauten Lechfall zum königlichen Schloss in Hohenschwangau6.
Dringende Regierungsgeschäfte erforderten nun einen mehrtägigen Aufenthalt. Bodenstedt erkundete derweil die Gegend. Er bestaunte den Pöllatfall oben vom hölzernen Vorläufersteg der Marienbrücke aus und besuchte den Aussichtspunkt auf der Jugend. Maximilian hatte rings um das Schloss zahlreiche Spazierwege mit Aussichtspunkten anlegen lassen. Beim Wandern am Alpsee und Schwansee kann man davon noch immer einiges sehen.
Durch das Ammergebirge
Die Reiseroute am 4. Juli verlief vermutlich entlang der Pöllat durch das Jugendtal und die Bleckenau. Bei strömendem Regen gelangten sie über Ammerwald zur Schwaige Linderhof. Maximilian hatte dort einen Jagdsitz, den Ludwig II. später zum Rokokoschloss ausbaute. Auf dem Reitweg ging es danach hinauf zum königlichen Jagdhaus am Brunnenkopf7, einer ziemlich kargen Unterkunft. Seit 1922 nutzt der Alpenverein die Hütte.
Am 5. Juli schüttete es wie gehabt weiter. Ungeachtet dessen wollte der König zusammen mit Bodenstedt zum Plansee. Durchnässt kamen sie unten am Linderhof an. Um trocken zu werden, marschierten sie bei nachlassendem Regen zu Fuß zum Plansee. Der Wagen fuhr hinterher.Man fühlt sich hier wie durch unheimliche Zaubergewalt plötzlich in eine andere Welt versetzt. Das dunkle Wasser und die dunklen Bergmassen, die es einschließen, haben den Reiz einer düster-feierlichen, grabesöden Einsamkeit.
Die Begeisterung über den wolkenverhangenen Plansee hielt sich offenbar in Grenzen.
In den Ammergauern läuft der Maximiliansweg landschaftlich zu seiner Höchstform auf. Er klappert den Tegelberg, die Hochplatte und den Klammspitzkamm ab. Am Brunnenkopf streift er kurz das Original. Von Unterammergau aus überschreitet er zuletzt das Hörnle.
Ausflüge im Werdenfelser Land
Am 6. Juli gab es ein vollgepacktes Programm. Morgens ging es zunächst zur Partnachklamm. Anschließend erkundeten sie das Höllental8 mit der Höllentalklamm. Begehbar waren die beiden Schluchten damals natürlich noch nicht. Erst ab 1887 durchquerte ein Triftsteig die Partnachklamm. Den Klammsteig ins Höllental eröffnete der Alpenverein erst 1905. Vermutlich betrachteten sie das Naturschauspiel also von oben. Einfache, aus Stammholz gebaute Stege existierten bereits jeweils über die Abgründe. Die Stammbrücke an der Höllentalklamm befand sich jedoch in einem derart desolaten Zustand, dass sie gesperrt war. Als Letztes besuchten sie den Eibsee, der ihnen seltsamerweise nicht sonderlich gefiel.
Vor der Weiterfahrt nach Mittenwald machten sie am folgenden Tag trotz eines starken Regengeplätschers einen Abstecher in die Kuhflucht9.Wir unternahmen noch einen Ritt in die romantische Kuhflucht, der an herrlicher Augenweide reich war und die ganze Majestät des wilden Gebirges, nebst schneeigen Wasserfällen und grünen Auen, übersprenkelt mit Heustadln, an uns vorüberziehen ließ.
Das Werdenfelser Land ignoriert der Maximiliansweg komplett. Er durchquert von Eschenlohe aus die Walchenseeberge mit dem einzigartigen Gratweg vom Heimgarten zum Herzogstand, dem Jochberg sowie dem Rabenkopf.
Entlang der oberen Isar
Am 8. Juli inspizierte der König mit seinem Gefolge als Erstes eine Werkstatt der Mittenwalder Geigenbauer. Danach schauten sie sich die Leutascher Schanz aus den Franzosenkriegen an und zuletzt die Leutaschklamm10.
Erneut bei starkem Regen fuhren sie dann am selben Tag durch das wunderschöne Obere Isartal weiter zum königlichen Jagdhaus in die Vorderriß11.Es zog eine wilde Jagd durch die Luft, wie ich sie in solcher Großartigkeit noch nie gesehen hatte. Man begriff nicht, woher all die Wolken kamen, die der Sturm in endloser Reihe vor sich hertrieb.
Den 9. Juli genossen sie bei ausnahmsweise mal besserem Wetter umherwandernd am Altlacher Hochkopf. Die heutige Selbstversorgerhütte des Alpenvereins am Hochkopf stammt im Kern noch von Maximilian. Die meisten anderen Hütten brannten ja irgendwann ab oder wurden komplett umgebaut. König Ludwig II. suchte die Hochkopfhütte später regelmäßig auf. Richard Wagner verbrachte mehr als eine Woche oben. Auf Grund einer Erkältung behielt er den Aufenthalt aber in schlechter Erinnerung.
Über die Hinterriß zum Achensee
Von der Vorderriß ritt die Reisegesellschaft am 10. Juli in die Hinterriß12. Die Ansiedlung bestand damals aus einem Franziskanerkloster mit Gasthof, einem Forsthaus und einem Jagdschloss. Ab der Hinteren Riß mussten sie zu Fuß weitermarschieren. Ziel war Pertisau am Achensee. Der Weg verlief über das anstrengende Plumser Joch, heute Plumssattel genannt.Am imposantesten sahen die aus tief dunklem Grün hoch vor uns aufsteigenden nackten, wunderlich gezackten und gewölbten Zinken, Spitzen und Kuppen aus, von denen frisch gefallener Schnee uns augenblendend entgegenblitzte.
Wieder einmal durchnässt und erschöpft erreichten sie am frühen Nachmittag ein paar armselige Almhütten am Plumssattel13. Immerhin war die Feldküche schon aufgebaut. Ein Kuhstall diente wegen des Neuschnees und des schneidenden Winds kurzerhand als Speisesaal. Der Boden wurde mit Stroh ausgelegt, die Tür zur Tafel umfunktioniert. Die eisige Kälte zwang alle dazu, ihre Mäntel anzulassen. Ein paar Kühe, welche Schutz vor einem Hagelschauer suchten, mussten draußen bleiben.
Der Abstieg in die Pertisau gestaltete sich bei strömendem Regen unangenehm rutschig. Per Boot gelangten sie zum Gasthof Schlolastika in Achenkirch, wo sie erst in der Dämmerung völlig durchfroren ankamen.
Das Karwendel gehört nicht zum Maximiliansweg. Dieser nimmt im Isarwinkel die Strecke über die Benediktenwand zum Brauneck. Von Lenggries geht es anschließend via Geierstein und Fockenstein nach Bad Wiessee am Tegernsee. Der Übergang zum Schliersee erfolgt über die Gindelalmschneid.
Kreuth, Tegernsee und Valepp
Vom Achensee fuhr der König mit seinen Begleitern am 11. Juli nach Wildbad Kreuth14. Die Kuranstalt gehörte zu dieser Zeit dem Prinzen Karl von Bayern, einem Sohn von König Maximilian I.
Nach einem Erholungstag in Kreuth machten sie sich am 13. Juli bei fortdauernd nassem Wetter über Tegernsee und Rottach in die Valepp15 auf. Dort gastierten sie im Forsthaus, welches schon damals als Gasthaus fungierte.Bei Bodenstedt liest man bezüglich der Valepp auch von der Kaiserklause, obwohl es diese eigentlich gar nicht mehr gab.Die Kaiserklause war eine Triftklause, die dort seit dem ausgehenden Mittelalter existierte. Sie versorgte die kaiserliche Kupferhütte in Brixlegg mit Holz, deshalb der Name. In den 1830er Jahren hatte man die Kaiserklause aber bereits zu Gunsten der Erzherzog-Johann-Klause aufgegeben. Der Ortsname blieb nach ihrem Ende anscheinend noch eine Weile am Forsthaus kleben.
Die Valepp hat sich seitdem übrigens kaum verändert. Neben dem Forsthaus und der Ochsenalm aus dem 19. Jahrhundert besteht sie aus einem ehemaligen Klausenhaus der Holzknechte von 1683 sowie einer Kapelle von 1710.
Bergtour auf den Wendelstein
Am 14. Juli ging es von Bayrischzell auf den Wendelstein16. Der alte Bürgermeister des Orts leitet die Gruppe. Ab der Hochalm, vermutlich die Wendelsteinalm, machte ihnen das luftige, gefährliche Gelände zu schaffen.Auf schmalen, an steilen Felswänden hinauflaufenden Pfaden, bald im Zickzack aufsteigend, bald über scharfe Kanten und Felsvorsprünge führend, den Blick in die schauerliche Tiefe des jähen Abhangs ziehend.
Offenbar nahmen sie nicht den einfachen Steig von Osten über die Reindler Scharte, sondern einen gefährlichen Jägerpfad, wahrscheinlich den Vorläufer des nicht mehr vorhandenen Stangensteigs. Die Wendelinkapelle am Gipfel gab es bereits seit 1718. Das Wendelsteinhaus wurde erst 1883 gebaut.
Beim Abstieg erwartete sie auf der Hochalm ein üppiges Festmahl mit Gesang und Champagner. Viel Volk aus Bayrischzell hatte sich eingefunden. Der späte Rückweg erfolgte im Schein der Fackeln.
In Bayrischzell blieb das freudige Ereignis in lebhafter Erinnerung. Als Andenken pflanzten die Bayrischzeller die Königslinde. Die Wanderroute auf den Wendelstein heißt bis heute König-Maximilian-Weg.
Am Wendelstein gibt es eine der wenigen Überschneidungen der modernen mit der historischen Strecke. Von Fischbachau kommend, passiert der Maximiliansweg den Breitenstein und verläuft vom Wendelstein hinunter nach Brannenburg.
Vom Rosenheimer Land ins Inntal
Nach der anstrengenden Bergtour des Vortags verbrachten sie den 15. Juli bei heißem Wetter mit Ruderbootfahren und Baden am Schliersee17. Nachmittags ritten sie hinaus ins flache Land nach Miesbach. Tags darauf musste Maximilian für Regierungsgeschäfte sogar bis Rosenheim.Viele Gutsbesitzer hatten sich um die Ehre beworben, Seine Majestät auf ihren Besitzungen begrüßen zu dürfen, doch konnten nur wenige dieser Wünsche berücksichtigt werden.
Der italienische Markgraf Pallavicini auf Schloss Brannenburg18 durfte sich deshalb wohl glücklich schätzen. Er bereitete den Reisenden zum Dank einen fürstlichen Empfang. Die heutige Gestalt im Stil der englischen Neugotik erhielt das Schloss vermutlich erst einige Jahre später. Der Graf sollte das Schloss bald weiterverkaufen. Einige Jahre später erschoss er seine Frau in Neapel aus Eifersucht.
Am nächsten Tag, den 18. Juli, bestiegen alle zusammen den Großen Riesenkopf und kehrten danach auf der Hohen Asten ein.
Der 19. Juli führte den König schließlich über Kiefersfelden bis Kufstein, wo er ausnahmsweise die Festung19 besichtigen durfte, auf der politische Gefangene eingesperrt waren.
Kreuz und quer durch den Chiemgau
Den Chiemgau bereiste König Maximilian kreuz und quer, ohne einen einzigen Berg zu besteigen. Zunächst ging es am 20. Juli von Kufstein nach Reit im Winkl20, dann über Ruhpolding hinaus bis Prien am Chiemsee. Am 23. Juli gab es eine beschauliche Dampferrundfahrt über den Chiemsee mit Besuch der beiden Inseln.
Der Ausflug am darauffolgenden Tag hatte Schloss Hohenaschau21 zum Ziel. Es befand sich nach 250 Jahren Preysing'scher Herrschaft vorübergehend in Besitz eines gewissen Grafen Hugo Waldbott von Bassenheim, der durch seinen verschwenderischen Lebensstil ein riesiges Vermögen durchbrachte.In den großen herrschaftlichen Räumen sah es aus, als ob sie seit Jahrhunderten unbewohnt geblieben wären. Das verödete Schloss schien seit langer Zeit von den wechselnden Besitzern nur als unnützes Anhängsel behandelt worden zu sein.
Theodor von Cramer-Klett, der das Schloss dann 1875 erwarb, hielt es ebenfalls für unwohnlich. Erst sein Sohn modernisierte es zu einem komfortablen Wohnsitz, allerdings zu derart hohen Kosten, dass es die Familie letztlich veräußern musste. Die Reisegesellschaft wählte für das Abendessen statt des modrigen Hohenaschau das gemütlichere Schloss Niedernfels22 im Achental. Die Nacht verbrachten sie dann in einem Gasthof in Unterwössen. Bergfeuer begrüßten dort den König.
Auch im Chiemgau nimmt der Maximiliansweg wieder wie gehabt die Route über die Gipfel der ersten Reihe, also die Hochries, die Kampenwand, den Hochgern und den Hochfelln. Von Inzell führt er am Staufen vorbei nach Bad Reichenhall. Die schöne Staufen-Überschreitung lässt er seltsamerweise aus.
Vom Kaiserwinkl nach Berchtesgaden
Über Kössen gelangten sie am 25. Juli nach Waidring in Tirol, wo der Rest des Tages einmal mehr ins Wasser fiel. Am nächsten Morgen starteten sie bei freundlicherem Wetter nach Lofer23 im Saalachtal. Der König wollte die Schwarzbergklamm bei Unken sehen.Am Eingang schoben sich uns imposante Felswände entgegen, durch welche der tobende Gießbach sich wildschäumend hindurchdrängte. Am höchsten zugänglichen Punkt befanden wir uns inmitten eines großen, phantastisch gewundenen, aus unterirdischer Tiefe hochaufsteigenden Felsensaals.
Ein wenig dichterisch übertrieben von Bodenstedt. So großartig ist die Klamm eigentlich gar nicht.
Am letzten Reisetag, den 27. Juli, lagen auf ihrer Route die Orte Bad Reichenhall, Jettenberg, Ramsau und Berchtesgaden. Das Mittagessen wurde an der Schwarzbachwacht24 eingenommen, einem ehemaligen Grenzposten der Fürstpropstei Berchtesgaden. Es gab dort seit 1817 ein Brunnhaus mit Pumpe und Solereserve an der Soleleitung von Berchtesgaden nach Bad Reichenhall. Die letzte vollständig erhaltene Anlage dieser Art ist das Brunnhaus Klaushäusl bei Rottau. Es kann besichtigt werden.
Als krönenden Ausflug der mehrwöchigen Reise unternahmen sie zuletzt eine Bootsfahrt zur Halbinsel Sankt Bartholomä am Königssee. Die Wallfahrtskirche25 mit dem Jagdschloss dort war im Zuge der Säkularisation von der Fürstpropstei Berchtesgaden an das Wittelsbacher Königshaus gefallen.