In den vorherigen Kapiteln haben wir die Feuerwehren für ihre effizienten Prozesse, ihre klugen Strukturen und effektive Führungsmethoden gewürdigt, die den Führungskreislauf der Wehren nachhaltig prägen und es ihnen so ermöglichen, selbst in den herausforderndsten und überraschendsten Situationen agil und erfolgreich zu agieren. Durch die detaillierte Untersuchung haben wir wertvolle Erkenntnisse gewonnen, die auch für Führungskräfte aus der freien Wirtschaft von großer Relevanz sein dürften. Durch die Analyse der erfolgreichen Anwendung von Technologisierung und Digitalisierung sowie der Entwicklung von Resilienz der Einsatzkräfte haben wir weitere wichtige Learnings für Unternehmen abgeleitet. Demnach gilt also auch weiterhin der selbstbewusste und stolze Spruch der Feuerwehren „Immer am Puls der Zeit, zur Sicherheit bereit!“ Und alles heiter Sonnenschein und alles Gold, was da so glänzt?

Sicher nicht. Hinter den beeindruckenden Prozessen und Mechanismen der Feuerwehren verbergen sich auch große Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Die Welt entwickelt sich rasend schnell weiter, Demografischer Wandel, Internationalisierung, Klimakrise und gesellschaftliche Veränderungen beeinflussen auch die Arbeit der Feuerwehr. In diesem Kapitel werfen wir einen kritischen Blick auf die zukünftigen Herausforderungen, denen sich die Feuerwehren stellen müssen, um ihre Effektivität und Bedeutung in der modernen Welt zu gewährleisten. Und schließlich schauen wir genau hin, ob sich der Spieß nicht umdrehen lässt und ob sich die Kommandanten auch etwas von der Wirtschaft abschauen können, um diesen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen.

8.1 Im Wandel der Zeit: Die Feuerwehr vor neuen Herausforderungen – abseits des Einsatzgeschehens

Warum nach dem befreiendem „Feuer aus!“ für viele Wehren die Arbeit erst richtig losgeht?

Im allerersten Kapitel hatte ich ja darüber berichtet, wie sich das Silvester 21/22 für viele einer Feuerwehrkollegen abgespielt hatte und wie stolz ich auf „meine Jungs“ war. Weil Silvester zudem ja bekanntlich ein Tag ist, an dem es vermehrt zu Feuerwerken und pyrotechnischen Aktivitäten kommt und sich das Risiko von Bränden, Unfällen mit Feuerwerkskörpern und anderen gefährlichen Situationen dadurch stark erhöht, habe ich mich 2022 dazu entschlossen, meine „Einsatzbereitschaft“ am letzten Tag des Jahres aufrecht zu erhalten. Das hieß konkret, mich auf der Nachbarschaftsparty auf den Konsum von antialkoholischen Getränken zu beschränken, um Mitternacht kurz mit den Liebsten anzustoßen und dann früh ins Bett zu gehen. Dort hielt es mich allerdings nicht lange, da wir um 0:51 Uhr zu einer Wohnungsöffnung alarmiert wurden. Glücklicherweise den einzigen Einsatz in dieser Nacht. So weit, so gut, so unspektakulär. Ganz anders ging es da in einigen Großstädten, allen voran Berlin zu. Mit Entsetzen mussten wir alle den Medien entnehmen, was sich dort zugetragen hatte: Die Silvesternacht, normalerweise ein Grund zur Freude und ausgelassenen Feierlichkeiten, offenbarte eine düstere Seite, die das Vertrauen in unsere Gesellschaft erschütterte. Krankenwagen und Feuerwehren, die allgemein als Helfer und Retter angesehen werden, sahen sich plötzlich mit einer beispiellosen Gewalt konfrontiert. Zu 1700 Einsätzen und damit zu über 700 mehr als im Vorjahr wurde die Feuerwehr in Berlin alarmiert. Aber es ist nicht diese Zahl, die uns alle schockiert hat. In 102 Fällen, allein in Berlin, wurden die Rettungskräfte angegriffen, 33 Retter wurden dabei verletzt. Angriffe gegen Kollegen gab es auch in Frankfurt (Oder), in Hamburg, in Hildburghausen in Thüringen und vielen anderen Kleinstädten. „Selbst erfahrene Einsatzkräfte waren über die Aggressivität und Gewaltbereitschaft durch zum Teil vermummte Gruppen geschockt“, twitterte die Berliner Feuerwehr. Die Gründe für die Angriffe auf Einsatzkräfte wie an Silvester sind vielschichtig und für viele bis heute schwer zu fassen. Noch weniger waren Herausforderungen wie diese vorhersehbar.

Mit den alarmierenden Angriffen auf Feuerwehr- und Rettungskräfte in besagter Silvesternacht wird deutlich, dass die Feuerwehr nicht nur mit den klassischen Herausforderungen eines Einsatzes zu kämpfen hat, sondern auch mit zunehmenden gesellschaftlichen Veränderungen und Entwicklungen, die ihre Arbeit und ihre Akzeptanz in der Bevölkerung beeinflussen. Diese Vorfälle werfen ein Schlaglicht auf die vielschichtigen Herausforderungen, mit denen die Feuerwehren heute und in Zukunft konfrontiert sind. Sie zeigen auf, dass die Wehren nicht nur Feuer und Naturkatastrophen bekämpfen, sondern auch mit gesellschaftlichen Spannungen, Konflikten und Entwicklungen umgehen müssen. Hier mal ein Versuch, die allerwichtigsten davon zu listen:

  1. 1.

    Demografischer Wandel: Der demographische Wandel stellt eine der zentralen Herausforderungen für die Feuerwehren dar. In vielen Industrieländern, einschließlich Deutschland, zeichnet sich eine alternde Bevölkerung ab, während die Zahl der jungen Menschen in der Gesellschaft abnimmt. Dieser demographische Wandel hat erhebliche Auswirkungen auf die Einsatzbereitschaft, die Personalstruktur und die langfristige Nachwuchsgewinnung der Feuerwehren. Dazu ein paar Daten:

    • In Deutschland und anderen Ländern mit ähnlichen demographischen Trends steigt der Anteil der älteren Bevölkerung (65 Jahre und älter) kontinuierlich an, während der Anteil der jüngeren Bevölkerung (unter 30 Jahren) abnimmt.

    • Das Durchschnittsalter der aktiven Feuerwehrmitglieder steigt stetig an. Viele Feuerwehrleute gehören bereits heute zur älteren Altersgruppe und stehen in den kommenden Jahren vor dem Eintritt in den Ruhestand.

    • Die jüngere Generation zeigt im Vergleich zu früheren Generationen ein geringeres Interesse an einem Engagement in der Freiwilligen Feuerwehr. Die Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren, nimmt ab.

Die Auswirkungen sind schon heute spürbar und das nicht nur in Herrsching:

  • Personalstruktur und Einsatzbereitschaft: Der demographische Wandel führt dazu, dass viele Feuerwehren mit einer ungleichen Altersverteilung konfrontiert sind. Eine zunehmende Anzahl älterer Feuerwehrleute steht weniger einsatzbereiten Jahren gegenüber, während es an jüngeren Einsatzkräften mangelt. Dies kann die Einsatzfähigkeit und das Sicherheitsniveau beeinträchtigen, da ältere Mitglieder möglicherweise nicht mehr in der Lage sind, bestimmte körperlich anspruchsvolle Aufgaben zu übernehmen.

  • Nachwuchsgewinnung: Die Rekrutierung neuer Mitglieder wird zu einer immer größeren Herausforderung. Junge Menschen sind heutzutage vielfältigen Aktivitäten und Verpflichtungen ausgesetzt, was dazu führt, dass das Interesse an einem ehrenamtlichen Engagement in der Feuerwehr abnimmt. Der demographische Wandel erschwert es den Feuerwehren, genügend motivierte Nachwuchskräfte zu gewinnen, die bereit sind, sich langfristig zu engagieren.

Daniel hat mir bei meinem „Einstellungsgespräch“ erzählt, dass „früher“ einmal die Regel galt, dass etwa ein Prozent der Bevölkerung eine intrinsische Motivation verspürt, sich aktiv in der Feuerwehr zu engagieren, diese „guten Zeiten“, aber längst vorbei sind. In Herrsching ist diese Quote beispielsweise mittlerweile drastisch gesunken und liegt bei etwa der Hälfte, also 0,5 %. Um die Einsatzbereitschaft weiterhin sicher zu stellen, sind daher umfangreiche Maßnahmen vonnöten, wie zum Beispiel:

  • Attraktivität steigern: Feuerwehren müssen daran arbeiten, ihre Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern, um mehr junge Menschen anzusprechen. Dies kann durch eine zeitgemäße Ausstattung, flexible Dienstzeiten und eine Anerkennung des Engagements in Form von Fortbildungsmöglichkeiten oder Anreizen geschehen.

  • Jugendarbeit stärken: Eine gezielte Jugendarbeit ist von entscheidender Bedeutung, um das Interesse junger Menschen für die Feuerwehr zu wecken. Feuerwehren können Kooperationen mit Schulen, Jugendzentren oder Sportvereinen eingehen, um auf ihre Arbeit aufmerksam zu machen und potenzielle Nachwuchskräfte zu gewinnen.

  • Digitale Kommunikation nutzen: Die jüngere Generation ist stark in der digitalen Welt vernetzt. Feuerwehren sollten moderne Kommunikationskanäle nutzen, um ihre Arbeit und ihr Engagement online zu präsentieren und junge Menschen anzusprechen.

  • Generationenübergreifende Zusammenarbeit fördern: Der demographische Wandel erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen älteren und jüngeren Feuerwehrmitgliedern. Erfahrene Mitglieder können ihr Wissen und ihre Erfahrung weitergeben, während junge Einsatzkräfte neue Ideen und Technologien einbringen können.

So stellt der demographische Wandel zweifellos eine große Herausforderung für die Feuerwehren dar. Dennoch bietet er auch die Möglichkeit, die Strukturen und Arbeitsweisen der Feuerwehren zu modernisieren und an die Bedürfnisse einer sich wandelnden Gesellschaft anzupassen. Durch innovative Ansätze, eine gezielte Nachwuchsförderung und die Stärkung der Gemeinschaft kann die Feuerwehr auch in Zukunft ihre wichtige Rolle als Hüter der öffentlichen Sicherheit erfüllen.

  1. 2.

    Knapper werdende Ressourcen: Die Sicherstellung ausreichender finanzieller Ressourcen ist eine der zentralen Herausforderungen für die Feuerwehren weltweit. Die steigenden Kosten für Ausstattung, Ausrüstung und Schulungen treffen auf begrenzte Budgets der öffentlichen Hand. Dieser Mangel an finanziellen Mitteln kann die Einsatzbereitschaft, die Einsatzqualität und die Modernisierung der Feuerwehren beeinträchtigen:

    • Die Kosten für moderne Feuerwehrausrüstung, Fahrzeuge und Schutzausrüstung sind in den letzten Jahren gestiegen. Gleichzeitig stehen den Feuerwehren häufig begrenzte Haushaltsmittel zur Verfügung.

    • Die Feuerwehren sind zunehmend gezwungen, ihre Ausrüstung und Technologie zu modernisieren, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Dies erfordert erhebliche Investitionen.

    • Neben den direkten Kosten für die Ausstattung müssen die Feuerwehren auch in die Ausbildung ihrer Einsatzkräfte investieren, um ein hohes Maß an Professionalität und Sicherheit zu gewährleisten.

Dies hat nicht selten Auswirkungen, die sehr schnell die gesamte Allgemeinheit betreffen können:

  • Verzögerte Modernisierung: Aufgrund begrenzter finanzieller Mittel können viele Feuerwehren ihre Ausrüstung und Technologie nicht so schnell aktualisieren, wie es erforderlich wäre. Dies kann zu veralteten Einsatzmitteln und einer verringerten Einsatzbereitschaft führen.

  • Personalmangel: Finanzielle Engpässe können dazu führen, dass Feuerwehren Schwierigkeiten haben, ausreichend qualifiziertes Personal zu gewinnen und zu halten. Gut ausgebildete Einsatzkräfte sind jedoch unerlässlich, um in Notfällen effektiv und sicher agieren zu können.

In Herrsching haben wir das große Glück, auf eine nachhaltige Unterstützung der Gemeinde und des Landkreises bauen zu können, und trotzdem sind unsere und die Führungskräfte anderer Gemeinden gezwungen, mit den vorhandenen Mitteln gut zu haushalten und auch mal „kreativ“ zu werden, um an ausreichend Geld zu kommen:

  • Effizientes Ressourcenmanagement: Feuerwehren müssen ihre finanziellen Ressourcen effizient verwalten und Prioritäten setzen. Dies erfordert eine sorgfältige Planung, um die knappen Mittel dort einzusetzen, wo sie den größten Nutzen bringen.

  • Partnerschaften und Kooperationen: Feuerwehren können durch Kooperationen mit anderen Organisationen oder Unternehmen zusätzliche finanzielle Unterstützung erhalten. Auch Sponsoring von lokalen Unternehmen kann eine Möglichkeit sein, um die Finanzen aufzustocken.

  • Fördermittel und Zuschüsse: Feuerwehren können sich um Fördermittel und Zuschüsse von staatlichen Stellen oder Stiftungen bemühen, um ihre Projekte und Investitionen zu unterstützen.

  • Sensibilisierung der Öffentlichkeit: Eine positive Wahrnehmung der Feuerwehr in der Öffentlichkeit kann dazu beitragen, dass Politiker und Entscheidungsträger die finanzielle Unterstützung erhöhen. Feuerwehren sollten ihre Arbeit und ihren Wert für die Gesellschaft deutlich kommunizieren.

Der Mangel an finanziellen Ressourcen ist zweifellos eine große Herausforderung für die Feuerwehren. Die gemeinsame Anstrengung von Politik, Gesellschaft und Feuerwehren ist notwendig, um die finanziellen Herausforderungen zu bewältigen und eine starke und einsatzbereite Feuerwehr zu gewährleisten, die das Leben und das Eigentum der Bürger schützt. Die Verfügbarkeit von finanziellen und personellen Ressourcen kann sich in Zukunft durchaus weiter auf die Fähigkeit der Feuerwehren auswirken, effektive und effiziente Dienstleistungen bereitzustellen. Weitere Budgetbeschränkungen können die Anschaffung neuer Ausrüstung und Technologien erschweren.

  1. 3.

    Internationale Zusammenarbeit: Die Herausforderungen, mit denen die Feuerwehren konfrontiert sind, beschränken sich nicht auf nationale Grenzen. Immer häufiger werden Feuerwehren mit Situationen konfrontiert, die eine internationale Zusammenarbeit erfordern, wie wir nicht zuletzt bei Andis Praxisbeispiel, dem Zugunglück von Garmisch, gesehen haben. Diese Herausforderung ergibt sich aus einer Vielzahl von Gründen, darunter die Zunahme grenzüberschreitender Notfälle, die Notwendigkeit, Ressourcen zu teilen und Erfahrungen auszutauschen sowie die Bewältigung globaler Bedrohungen wie Naturkatastrophen und Pandemien:

    • In einer globalisierten Welt nehmen Notfälle und Katastrophen kein nationales Territorium oder keine Sprachgrenzen wahr. Feuerwehren müssen in der Lage sein, in internationalen Krisensituationen zusammenzuarbeiten, um effektiv zu reagieren und Leben zu retten.

    • Naturkatastrophen wie Erdbeben, Wirbelstürme oder Waldbrände können grenzüberschreitende Auswirkungen haben und erfordern eine koordinierte Reaktion mehrerer Länder.

    • Die Bekämpfung von Pandemien, wie es beispielsweise bei der COVID-19-Pandemie der Fall war, erfordert eine internationale Zusammenarbeit, um Informationen, Ressourcen und bewährte Praktiken auszutauschen.

    • Viele Feuerwehren weltweit verfügen über spezialisierte Fachkenntnisse, die in anderen Ländern von großem Nutzen sein könnten. Die Möglichkeit, solche Ressourcen zu teilen, kann eine effektivere Krisenbewältigung ermöglichen.

Diese oftmals ungewohnte und nicht unerprobte, meistens spontane Notwendigkeit zur Zusammenarbeit birgt nicht selten Hindernisse, die es zu überkommen gilt:

  • Sprach- und Kulturdifferenzen: Internationale Zusammenarbeit kann durch sprachliche und kulturelle Unterschiede erschwert werden. Die Kommunikation und Verständigung zwischen Feuerwehren aus verschiedenen Ländern erfordert daher eine besondere Sensibilität und Anpassungsfähigkeit.

  • Rechts- und Versicherungsfragen: Die Zusammenarbeit zwischen Feuerwehren aus verschiedenen Ländern kann auch mit rechtlichen und versicherungstechnischen Herausforderungen verbunden sein. Die Sicherstellung der rechtlichen Absicherung und Haftungsfragen ist eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Kooperation.

Und natürlich gibt es auch in dem Spannungsfeld Internationalisierung schon erste Ideen und Lösungsansätze:

  • Austausch von Fachwissen und Erfahrungen: Internationale Konferenzen, Workshops und Trainings können dazu beitragen, dass Feuerwehren ihr Fachwissen und ihre Erfahrungen miteinander teilen und von bewährten Praktiken lernen.

  • Bilaterale und multilaterale Vereinbarungen: Feuerwehren können bilaterale oder multilaterale Abkommen abschließen, um die Zusammenarbeit in Notfällen und Katastrophen zu erleichtern. Solche Abkommen können auch die rechtlichen und versicherungstechnischen Aspekte regeln.

  • Netzwerke und Plattformen: Internationale Netzwerke und Plattformen können geschaffen werden, um den regelmäßigen Austausch und die Kommunikation zwischen Feuerwehren aus verschiedenen Ländern zu fördern.

  • Internationale Übungen und Simulationen: Gemeinsame Übungen und Simulationen können Feuerwehren auf internationale Notfallsituationen vorbereiten und die Zusammenarbeit und Koordination verbessern.

In Herrsching beispielsweise besteht nicht nur eine enge gesellschaftliche Verbindung zur Partnergemeinde Ravina-Romangano in der Provinz Verona in Italien, sondern auch ein sehr enger Austausch zwischen den Wehren beider Gemeinden. Die Zusammenarbeit zwischen den Feuerwehren beider Gemeinden ermöglicht einen kulturellen Austausch, einen fachlichen Dialog zu regionalen Themen und eine enge Kooperation im Rahmen von Übungen und der Erprobung von technischen Gerätschaften.

Die internationale Zusammenarbeit stellt die Feuerwehren vor neue Herausforderungen, bietet aber auch die Chance, voneinander zu lernen und die globale Krisenbewältigung zu verbessern. Feuerwehren spielen eine wichtige Rolle bei der Sicherstellung der öffentlichen Sicherheit und dem Schutz der Bürger, unabhängig von den geografischen Grenzen. Die Zusammenarbeit und Solidarität zwischen Feuerwehren auf der ganzen Welt sind entscheidend, um diesen Herausforderungen effektiv zu begegnen und eine sichere und widerstandsfähige Gesellschaft zu fördern. Mit zunehmenden globalen Herausforderungen wie grenzüberschreitenden Notfällen und Naturkatastrophen wird die Zusammenarbeit zwischen Feuerwehren aus verschiedenen Ländern immer wichtiger. Die Entwicklung von Standards und Protokollen für die Zusammenarbeit kann dazu beitragen, dass Feuerwehren in Krisenfällen besser zusammenarbeiten können.

  1. 4.

    Digitalisierung und Datenschutz: Wie bereits in Abschn. 7.2 thematisiert und als Führungsprinzip selektiert, hat die rasante Entwicklung der Digitalisierung in den letzten Jahren – zum Glück – auch vor den Feuerwehren nicht Halt gemacht. Die Einführung neuer Technologien und digitaler Lösungen bietet zweifellos zahlreiche Chancen, um die Einsatzfähigkeit, Effizienz und Sicherheit der Feuerwehren zu verbessern:

    • Die Digitalisierung ermöglicht schnellere Alarmierung und Koordination von Einsatzkräften durch moderne Kommunikations- und Informationstechnologien.

    • Digitale Lagebilder bieten Echtzeitinformationen über Einsatzorte und Wetterbedingungen, um fundierte Entscheidungen zu treffen.

    • Ausstattung von Feuerwehrfahrzeugen und -geräten mit digitalen Schnittstellen verbessert die Effizienz bei der Brandbekämpfung und Rettungsaktionen.

Gleichzeitig bringt die Digitalisierung jedoch auch neue Herausforderungen mit sich, insbesondere im Hinblick auf den Datenschutz und die Sicherheit sensibler Informationen:

  • Datenschutzbestimmungen: Einhaltung der geltenden Datenschutzbestimmungen, insbesondere der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), um den Schutz personenbezogener Daten zu gewährleisten.

  • Cybersicherheit: Implementierung robuster Sicherheitsmaßnahmen, um die IT-Infrastruktur vor Cyberangriffen und Datenverlust zu schützen.

  • Vertraulichkeit und Zugriffsrechte: Kontrolle des Zugriffs auf sensible Daten und Gewährleistung, dass nur autorisierte Personen darauf zugreifen können.

  • Datenanalyse und KI: Ethik und Datenschutz bei der Nutzung von Datenanalyse und Künstlicher Intelligenz, um den Schutz der Privatsphäre zu gewährleisten.

Ich kann mich noch gut an die Aussage eines Kollegen in einer meiner ersten Wochen nach „Amtsantritt“ zum Thema Datenschutz und Umgang mit sensiblen Daten erinnern: „Wenn Du jemals ein Bild oder gar ein Selfie vom Einsatz postest und Dich einer unserer Führungskräfte dabei erwischt, dann war es das für Dich. Da kannst Du sofort wieder den Piepser abgeben!“ Nun, ausprobiert habe ich es bis heute noch nicht, kann mir aber tatsächlich nicht vorstellen, dass die Konsequenzen so derartig dramatisch wären. Nichtsdestotrotz ist der Aufwand, der heute und in Zukunft betrieben werden muss, um einen sensiblen Umgang mit digitalen Daten zu gewährleisten, immens:

  • Richtlinien und Schulungen: Entwicklung klarer Richtlinien für den Umgang mit digitalen Technologien und Datenschutzbestimmungen. Schulungen und Fortbildungen zur Sensibilisierung der Einsatzkräfte für Datenschutzrisiken.

  • Sicherheitstechnologien: Einsatz von Sicherheitstechnologien wie Firewalls, Verschlüsselungen und Intrusion Detection Systems zur Absicherung der IT-Infrastruktur.

  • Datenschutzbeauftragter: Benennung eines Datenschutzbeauftragten, der für die Überwachung und Umsetzung von Datenschutzmaßnahmen verantwortlich ist.

  • Transparenz und Informationsaustausch: Offener Dialog mit der Öffentlichkeit über den Einsatz digitaler Technologien und Datenschutzmaßnahmen, um Vertrauen aufzubauen.

Die Digitalisierung bietet viele Möglichkeiten für die Zukunft der Feuerwehren. Die Herausforderung besteht darin, die Vorteile der Digitalisierung zu nutzen und gleichzeitig den Schutz sensibler Daten zu gewährleisten. Nur durch gezielte Maßnahmen und ein verantwortungsvolles Handeln können Feuerwehren den Herausforderungen der Digitalisierung erfolgreich begegnen und eine moderne, effiziente und datenschutzkonforme Einsatzstruktur gewährleisten.

  1. 5.

    Soziale und politische Veränderungen: Die Feuerwehren stehen nicht nur vor technologischen Herausforderungen, sondern auch vor sozialen und politischen Veränderungen. Die gesellschaftlichen Entwicklungen haben Auswirkungen auf die Einsatzstrukturen und die Zusammenarbeit mit politischen Akteuren. Im Folgenden werden die Fakten zu diesem Thema, die Herausforderungen und mögliche Maßnahmen zur Bewältigung dieser Herausforderungen dargelegt:

    • Gesellschaftliche Veränderungen beeinflussen die Struktur der Bevölkerung und stellen neue Anforderungen an die Feuerwehren, wie beispielsweise eine zunehmend älter werdende Bevölkerung.

    • Politische Entwicklungen können sich auf die finanzielle Ausstattung und die Rahmenbedingungen der Feuerwehren auswirken.

    • Die gesellschaftliche Debatte über Themen wie Klimawandel, Pandemien und Terrorismus erfordert eine angepasste Einsatzstrategie.

Neben dem demografischen Wandel und den immer knapper werdenden finanziellen Ressourcen, gibt es weitere Herausforderungen, die durch diese Entwicklung entstehen;

  • Gesellschaftliche Herausforderungen: Feuerwehren müssen sich auf neue Einsatzszenarien vorbereiten, die durch gesellschaftliche Entwicklungen wie Klimawandel, Pandemien oder soziale Konflikte entstehen können.

  • Politische Unterstützung: Die Feuerwehren müssen sich aktiv in den politischen Dialog einbringen, um ihre Interessen und Bedürfnisse zu vertreten und politische Unterstützung zu erhalten.

Das beste Beispiel für eine derartige Entwicklung finden wir hier in unserer Gemeinde. In Herrsching hat sich, angefeuert durch diverse digitale und analoge Medien, eine „Bestands-Baumschutz-Befürworterschaft“ entwickelt. Per se natürlich sinnvoll und zukunftsrelevant. Wenn es allerdings bei jedem Unwetter und den drohenden Folgen für Mensch, Tier und Kapital, wie zum Beispiel „Baum droht auf Haus zu fallen“, zu Grundsatzdiskussionen mit den vermeintlichen Naturschützern kommt, wir es eher kontraproduktiv und genaugenommen mit enormem Gefahrenpotential bestückt. Hier ein paar erste Lösungsansätze, um der Herausforderung zu begegnen:

  • Ausbildung und Weiterbildung: Die Einsatzkräfte müssen kontinuierlich weitergebildet werden, um auf neue Herausforderungen vorbereitet zu sein, die sich durch gesellschaftliche und politische Entwicklungen ergeben.

  • Vernetzung und Lobbyarbeit: Durch eine aktive Vernetzung mit politischen Akteuren und eine gezielte Lobbyarbeit können die Feuerwehren ihre Anliegen in die politische Debatte einbringen.

Die sozialen und politischen Veränderungen erfordern eine stetige Anpassung der Feuerwehren, um den aktuellen Herausforderungen gerecht zu werden. Durch gezielte Maßnahmen und eine aktive Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Entwicklungen können die Feuerwehren ihre Einsatzfähigkeit sicherstellen und ihre wichtige Rolle als Helfer und Retter in der Gesellschaft weiterhin erfolgreich ausfüllen. Die Feuerwehren sind gefordert, sich flexibel an diese Veränderungen anzupassen und ihre Kommunikation mit der Öffentlichkeit entsprechend zu gestalten.

  1. 6.

    Terrorismus und Anschlagsgefahren: Die Bedrohung durch Terrorismus und Anschlagsgefahren stellt die Feuerwehren vor einzigartige und komplexe Herausforderungen. Die steigende Gefahr terroristischer Aktivitäten erfordert eine gezielte Vorbereitung und Anpassung der Feuerwehren an diese besondere Form von Einsatzszenarien:

    • Die Bedrohung durch Terrorismus ist global präsent und kann sowohl von internationalen als auch von inländischen Akteuren ausgehen.

    • Terroristische Anschläge können verschiedene Formen annehmen, darunter Bombenanschläge, Schießereien, Fahrzeugattacken und Chemie-/Biowaffen.

    • Die Komplexität und Unvorhersehbarkeit terroristischer Anschläge erfordern eine hohe Flexibilität und schnelle Reaktionsfähigkeit der Feuerwehren.

Diese Entwicklungen sind im wahrsten Sinne des Wortes „brutal“ und erfordern eine nie dagewesene Fokussierung:

  • Sicherheit der Einsatzkräfte: Die Sicherheit der Einsatzkräfte hat oberste Priorität bei terroristischen Einsätzen. Feuerwehren müssen spezielle Schutzmaßnahmen und Taktiken entwickeln, um die Gefahr für ihre Einsatzkräfte zu minimieren.

  • Krisenmanagement und Kommunikation: Die Zusammenarbeit mit anderen Sicherheitsbehörden und eine klare und effektive Kommunikation sind entscheidend für ein erfolgreiches Krisenmanagement bei terroristischen Anschlägen.

  • Spezialausbildung: Die Einsatzkräfte müssen für die spezifischen Herausforderungen terroristischer Angriffe ausgebildet und geschult werden, um angemessen reagieren zu können.

  • Vorbeugende Maßnahmen: Neben der Reaktion auf akute Bedrohungen müssen Feuerwehren auch präventive Maßnahmen ergreifen, um potenzielle Anschlagsgefahren zu erkennen und abzuwenden.

Dementsprechend sind diese Herausforderungen keinesfalls lokal lösbar, sondern erfordern vielmehr ein nahezu reibungsloses Zusammenspiel vieler Stellen und Einheiten:

  • Risikoanalyse und Einsatzplanung: Eine umfassende Risikoanalyse und Einsatzplanung sind entscheidend, um die spezifischen Gefahren und Anforderungen bei terroristischen Anschlägen zu berücksichtigen.

  • Interdisziplinäre Übungen: Gemeinsame Übungen mit anderen Sicherheitsbehörden ermöglichen eine reibungslose Zusammenarbeit und ein besseres Verständnis der jeweiligen Rollen und Aufgaben.

  • Ausbildungsprogramme: Die Feuerwehren sollten spezialisierte Ausbildungsprogramme entwickeln, die auf die Bewältigung von terroristischen Anschlagsgefahren ausgerichtet sind.

  • Informationsaustausch: Eine kontinuierliche Zusammenarbeit und der Austausch von Informationen mit anderen Sicherheitsbehörden und internationalen Partnern sind essentiell, um frühzeitig auf mögliche Bedrohungen reagieren zu können.

Zusammengefasst erfordert die Bedrohung durch Terrorismus von den Feuerwehren ein hohes Maß an Vorbereitung, Flexibilität und Kooperation. Nur durch gezielte Maßnahmen und eine kontinuierliche Weiterentwicklung ihrer Fähigkeiten können die Feuerwehren einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit und zum Schutz der Bevölkerung in Zeiten terroristischer Anschlagsgefahren leisten.

  1. 7.

    Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation: Eine effektive Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation sind für Feuerwehren von großer Bedeutung, um das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen, über ihre Arbeit zu informieren und Unterstützung für ihre Aktivitäten zu gewinnen. Im Folgenden werden die Fakten zu diesem Thema, die Herausforderungen und mögliche Maßnahmen zur Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation dargelegt:

    • Die Öffentlichkeitsarbeit spielt eine wichtige Rolle bei der Wahrnehmung der Feuerwehren in der Gesellschaft und kann das Image und Ansehen entscheidend beeinflussen.

    • Die Bedeutung von Social Media und Online-Kanälen für die Kommunikation mit der Öffentlichkeit hat in den letzten Jahren stark zugenommen.

    • Feuerwehren müssen über ihre Einsätze, Präventionsmaßnahmen und Erfolge transparent und verständlich informieren.

Diese Entwicklung stellt ein Medium, das es bis vor Kurzem noch gewohnt war per Fax, analogen Warnmeldern und Mimik & Gestik zielführend zu kommunizieren, vor sehr große Herausforderungen:

  • Kommunikation in Echtzeit: Bei Einsätzen müssen Informationen schnell und präzise an die Öffentlichkeit weitergegeben werden, um Gerüchten und Falschinformationen vorzubeugen.

  • Zielgruppengerechte Ansprache: Die Kommunikation sollte auf die Bedürfnisse und Interessen der verschiedenen Zielgruppen abgestimmt sein, um eine größere Wirkung zu erzielen.

  • Umgang mit Krisen und Kritik: Die Feuerwehren müssen in der Lage sein, angemessen auf Krisen und kritische Situationen zu reagieren und transparent mit Kritik umzugehen.

  • Medienkompetenz: Die Feuerwehrangehörigen sollten über Medienkompetenz verfügen und in der Lage sein, mit Journalisten und Medienvertretern professionell zu kommunizieren.

Ein Paradebeispiel für die Herausforderungen der Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation für Feuerwehren und andere Einsatzkräfte war der tragische Anschlag auf das Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) in München vor einigen Jahren. Bei diesem schrecklichen Vorfall wurden mehrere Menschen Opfer einer Gewalttat, die die Stadt und die Bevölkerung zutiefst erschütterte. Der Pressesprecher der Polizei, Marcus da Gloria Martins, stand vor einer enormen Aufgabe, die Öffentlichkeit in Echtzeit über die Situation zu informieren und gleichzeitig Panik und Gerüchte zu verhindern. Es galt Informationen schnell, präzise und verständlich an die Bevölkerung weiterzugeben, um Transparenz zu schaffen und Falschinformationen zu vermeiden. Gleichzeitig musste sichergestellt werden, dass die Informationen nicht in die Hände der Täter gelangen und weitere Gefahren entstehen. Der Pressesprecher der Polizei arbeitete dabei eng mit anderen Einsatzkräften zusammen, um ein einheitliches und koordiniertes Bild nach außen zu vermitteln. Dabei wurde eine klare Social Media-Strategie entwickelt, um Informationen über die laufenden Ermittlungen, Sicherheitsmaßnahmen und Entwicklungen zu kommunizieren. Die Kommunikation erfolgte besonnen und mit großer Präzision, wobei alle Aussagen sorgfältig abgestimmt und geprüft wurden, um keine Unsicherheiten oder Verwirrung zu verursachen. Gleichzeitig wurden regelmäßige Pressekonferenzen abgehalten, um die Medien professionell über den aktuellen Stand der Ereignisse zu informieren. Während des Einsatzes wurde die Öffentlichkeit über die Social-Media-Kanäle der Polizei kontinuierlich mit aktuellen Informationen versorgt. Die Bevölkerung erhielt klare Anweisungen zum Verhalten und zu Sicherheitsvorkehrungen. Gleichzeitig wurde betont, dass bestimmte Informationen aus ermittlungstaktischen Gründen nicht veröffentlicht werden können, um die laufenden Ermittlungen nicht zu gefährden. Der Pressesprecher, Marcus, vermittelte ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein und Professionalität, um das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen. Die transparente und besonnene Kommunikation half dabei, Panik und Falschinformationen zu verhindern, und ermöglichte es der Bevölkerung, sich auf verlässliche Quellen zu stützen. Der Anschlag auf das Olympia-Einkaufszentrum in München verdeutlichte die entscheidende Rolle der Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation für Einsatzkräfte, insbesondere in Krisensituationen. Der Pressesprecher der Polizei bewältigte diese Herausforderung mit Besonnenheit, Präzision und Verantwortungsbewusstsein. Und dafür wurde er, wie ich finde, zu Recht ausgezeichnet: Marcus da Gloria Martins wurde für seine Leistung während des Anschlags auf das Olympia-Einkaufszentrum in München am 22. Juli 2016 mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet. Die Auszeichnung wurde ihm für sein vorbildliches Verhalten und seine herausragende Arbeit als Pressesprecher der Münchner Polizei während der Krisensituation verliehen. Seine professionelle und transparente Kommunikation mit den Medien und der Öffentlichkeit wurde als maßgeblich für die Bewältigung der Krise und die Informationsversorgung der Bevölkerung angesehen. Der Bayerische Verdienstorden ist eine hohe staatliche Auszeichnung, die Personen für besondere Verdienste um den Freistaat Bayern verliehen wird. Und davon können wir uns so einiges abschauen:

  • Social-Media-Strategie: Eine klare, durchdachte und zielgerichtete Social-Media-Strategie kann dazu beitragen, die Reichweite und Wirksamkeit der Öffentlichkeitsarbeit zu erhöhen.

  • Pressearbeit und Medientraining: Eine professionelle Pressearbeit und Medientraining für Feuerwehrangehörige ermöglichen eine angemessene und effektive Kommunikation mit den Medien.

  • Bürgerinformation und -beteiligung: Die Feuerwehr sollte regelmäßig über ihre Arbeit informieren und die Bürgerinnen und Bürger zur aktiven Beteiligung und Unterstützung einladen.

  • Transparenz und Offenheit: Eine transparente Kommunikation über Einsätze, Maßnahmen und Entwicklungen schafft Vertrauen und Glaubwürdigkeit bei der Bevölkerung.

Die Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation sind für Feuerwehren von entscheidender Bedeutung, um das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen, Unterstützung zu erhalten und ihre Arbeit transparent zu machen. Durch gezielte Maßnahmen und den Einsatz moderner Kommunikationsmittel können Feuerwehren ihre Öffentlichkeitsarbeit optimieren und eine positive Wahrnehmung in der Gesellschaft erreichen.

In Summe sehen sich die Feuerwehren zweifellos einer Fülle an zukünftigen Herausforderungen gegenüber. Von den dynamischen Veränderungen in der Gesellschaft bis hin zur fortschreitenden Technologisierung und den komplexen Anforderungen an Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit – die Aufgabenpalette scheint schier grenzenlos zu sein. Da kann man nur hoffen, dass die aufgezeigten „Feuerwehr-Tools“ auch in Zukunft genügen, um allen thematisierten und ggf. auch völligen neuen Schwierigkeiten effektiv entgegenzutreten – oder sich umgekehrt diesmal ein Beispiel an der Wirtschaft zu nehmen.

8.2 Florian in der Zwickmühle – Herausforderungen meistern mit Business-Tools

Warum die Feuerwehren in turbulenten Zeiten auch mal in der Wirtschaft sichten gehen sollten?

Im Verlauf dieser Abhandlung haben wir ausführlich betrachtet, was die Wirtschaft von der Feuerwehr lernen kann. Die herausragenden Führungsprinzipien, die effektive Einsatzstrategie und die Resilienz in turbulenten Situationen sind nur einige der Aspekte, die der Wirtschaft wertvolle Impulse verleihen können. Doch während so mancher mittlerweile die Rettungskräfte als eine Art Supermacht betrachten mag, darf nicht außer Acht gelassen werden, dass auch die Feuerwehren selbst mit einer Vielzahl an komplexen Herausforderungen konfrontiert sind, wie wir in der Einleitung dieses Kapitels gehört haben. Sie stehen vor dem steigenden Druck, sich den gesellschaftlichen Veränderungen, der Digitalisierung und dem demographischen Wandel anzupassen, während knappe finanzielle Ressourcen ihre Entscheidungen beeinflussen. Inmitten dieser Herausforderungen zeigt sich, dass die Feuerwehr keineswegs unfehlbar ist, sondern wie jedes andere System ihre eigenen Schwierigkeiten bewältigen muss. Daher stellt sich die Frage: Was kann die Feuerwehr von der Wirtschaft lernen, um diesen vielfältigen Aufgaben gerecht zu werden? Im bevorstehenden Kapitel widmen wir uns eingehend diesem Perspektivenwechsel. Wir werfen einen genaueren Blick auf die Möglichkeiten, wie die Feuerwehr von den Erfahrungen und Lösungen der Wirtschaft profitieren kann, um ihre Prozesse zu optimieren, ihre Einsatzbereitschaft zu steigern und sich für die Herausforderungen der Zukunft zu rüsten. Lassen Sie uns gemeinsam erkunden, wie Tools, die in der Wirtschaft entwickelt wurden, helfen können, eine starke und innovative Feuerwehr für die kommenden Herausforderungen zu formen. „Florian in der Zwickmühle“ mag für manche wie eine Gratwanderung erscheinen, aber mit einem offenen Blick für die Lehren der Wirtschaft können die Feuerwehren gestärkt und erfolgreich in die Zukunft blicken.

Bei all den vielschichtigen Herausforderungen, die die Feuerwehren in der Gegenwart und Zukunft bewältigen müssen, lassen sich zwei Kernprobleme herauskristallisieren, die hinter vielen der oben genannten Herausforderungen stehen: Diese beiden essenziellen Herausforderungen, vor denen die Feuerwehren stehen, sind zum einen der Mangel an Fachkräften und zum anderen die Bedeutung einer effektiven Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Diese Aspekte bilden das Rückgrat, das die Feuerwehren befähigt, den vielfältigen Aufgaben, die ihnen obliegen, erfolgreich gerecht zu werden.

Der Mangel an qualifizierten Einsatzkräften ist ein dringendes Anliegen, das in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter zunehmen wird. Das Streben nach einer starken und engagierten Belegschaft ist jedoch nicht nur ein Problem der Feuerwehren, sondern ein genereller Trend, dem sich auch viele Unternehmen stellen müssen. Die Notwendigkeit, talentierte Fachkräfte anzuziehen und langfristig zu binden, erfordert innovative und attraktive Arbeitsbedingungen sowie gezielte Maßnahmen zur Personalplanung und -entwicklung.

Ein weiterer bedeutender Aspekt, der oft unterschätzt wird, ist die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Feuerwehren. Eine effektive Kommunikation nach außen ist von zentraler Bedeutung, um die Bevölkerung über die Arbeit der Feuerwehren zu informieren, Vertrauen aufzubauen und Unterstützung zu gewinnen. Dabei können die Feuerwehren aus den bewährten Strategien der Wirtschaft lernen, wie Markenbildung, gezielte PR-Kampagnen und die Nutzung digitaler Medien, um ihre Botschaften erfolgreich zu vermitteln.

In diesem Kapitel werden wir uns intensiv mit diesen beiden Kernproblemen auseinandersetzen und erörtern, welche Lösungsansätze die Feuerwehren von der Wirtschaft abschauen können, um diesen zentralen Aufgaben gerecht zu werden.

8.2.1 Bewältigung des Personal- und Fachkräftemangels

Der Fachkräftemangel ist zu einem immer präsenteren Thema in Deutschland geworden und betrifft mittlerweile verschiedene Branchen und Berufsfelder. Unternehmen, Institutionen und Organisationen sehen sich vermehrt mit Schwierigkeiten konfrontiert, offene Stellen mit qualifizierten Arbeitskräften zu besetzen. Dieser Mangel an Fachkräften hat weitreichende Auswirkungen, die nicht nur die betroffenen Arbeitgeber, sondern auch die gesamte Wirtschaft und Gesellschaft betreffen. Ein Überblick über die aktuelle Situation zeigt, dass vor allem soziale und handwerkliche Berufe, aber auch MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Natur- und Ingenieurwissenschaft sowie Technik) von diesem Phänomen betroffen sind. Der Fachkräftemangel in Deutschland betrifft verschiedene Branchen mit rund 540.000 regelmäßig unbesetzten Stellen, wovon die am stärksten Betroffenen in der folgenden Abbildung erfasst sind (Abb. 8.1):

Abb. 8.1
figure 1

Fachkräftemagel in Deutschland nach Branchen (Statista)

Betroffen sind laut dieser Statistik nahezu alle sozialen Berufe und sehr häufig das Handwerk, wozu auch die Fachkräfte gehören, die in der Feuerwehr gerne gesehen sind. Kein Wunder also, dass sich der Fachkräftemangel in den letzten Jahren zu einer der zentralen Herausforderungen für die Feuerwehren in Deutschland entwickelt hat. Die ehrenamtlichen und hauptamtlichen Einsatzkräfte bilden das Rückgrat der Feuerwehr und sind unverzichtbar für die Sicherheit und den Schutz der Bevölkerung. Doch immer häufiger sehen sich die Feuerwehren mit dem Problem konfrontiert, ihre Einsatzabteilungen nicht mehr vollständig besetzen zu können. Die Gründe dafür sind vielseitig:

  1. 1.

    Der demografische Wandel: Die demografische Entwicklung in Deutschland ist geprägt von einer alternden Gesellschaft. Die Geburtenrate sinkt, während die Lebenserwartung steigt. Dies führt zu einem kontinuierlichen Rückgang der Bevölkerungszahlen in einigen Regionen. Für die Feuerwehren bedeutet dies eine schwindende Zahl an potenziellen Freiwilligen und hauptamtlichen Kräften, da weniger junge Menschen nachrücken. Gleichzeitig steigt der Anteil älterer Einsatzkräfte, die vor neuen Herausforderungen stehen. Der demografische Wandel stellt somit eine der Kernursachen für den Fachkräftemangel dar.

  2. 2.

    Komplexere Einsätze: Die Feuerwehren sehen sich zunehmend mit vielschichtigen und anspruchsvollen Einsatzszenarien konfrontiert. Extreme Wetterereignisse, Naturkatastrophen und technische Notfälle erfordern ein hohes Maß an Fachkenntnissen und Erfahrung der Einsatzkräften. Die steigende Komplexität der Einsätze stellt hohe Anforderungen an das Personal, das in der Lage sein muss, schnell und effektiv zu handeln. Dies kann zu einer Überlastung der Einsatzkräfte führen und den Fachkräftemangel verstärken.

  3. 3.

    Gesellschaftliche Veränderungen: In der heutigen Gesellschaft stehen viele Menschen vor verschiedenen Verpflichtungen und Herausforderungen, die die Vereinbarkeit von Freizeit und ehrenamtlichem Engagement in der Feuerwehr in Frage stellen. Berufliche Verpflichtungen, familiäre Verantwortung und individuelle Lebensplanung können dazu führen, dass sich weniger Menschen dazu bereit erklären, sich ehrenamtlich in der Feuerwehr zu engagieren. Dieser Wertewandel beeinflusst die Bereitschaft zur ehrenamtlichen Mitarbeit und trägt zum Fachkräftemangel bei. In „Wohlstandsgegenden“ wie dem Landkreis Starnberg, dem Landkreis mit der größten Kaufkraft in ganz Deutschland, ist diese Problemstellung gefühlt noch deutlich größer.

An der Stelle kommt die Wirtschaft in Spiel. Die Feuerwehren können sich in Sachen „Fachkräftemangel“ von der Wirtschaft einige wichtige Ansätze abschauen. Unternehmen setzen vermehrt auf gezielte Maßnahmen zur Mitarbeitergewinnung und -bindung. Hierbei könnten Feuerwehren von folgenden Strategien lernen:

  1. 1.

    Attraktive Arbeitsbedingungen: Ähnlich wie Unternehmen sollten Feuerwehren die Arbeitsbedingungen attraktiv gestalten. Dies umfasst auch flexiblere Arbeitszeiten, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erleichtern. Viele werden jetzt sagen, das ist doch ein Punkt, der die Feuerwehr von vielen anderen Branchen unterscheidet. Bei akuten Notfällen müssen Feuerwehrleute sofort zur Stelle sein, was die Flexibilität stark einschränkt. Das ist natürlich nicht von der Hand zu weisen und doch durch kluge Vorausplanung und ein gewisses Umdenken möglich. Wir haben bei der Feuerwehr Herrsching beispielsweise eine Rückkehrerin aus dem Mutterschutz, die unsere Atemschutzwerkstatt betreut, die sich ihre Arbeitszeiten fast uneingeschränkt selbst einteilen kann. Darüber hinaus können wir, als aktive Feuerwehrleute der Gemeinde weitere „Annehmlichkeiten“ in Anspruch nehmen, was meines Wissen nach bei weitem nicht „Standard“ ist: Kostenloses Parken im gesamten Gemeindegebiet, Nutzung des Sportraums der Feuerwehr und des Fußballplatzes der Gemeinde zu bestimmten Zeiten oder der Erhalt von „Verpflegungsgutscheinen“ bei Festivitäten im Ort. Darüber hinaus stellt der Landkreis eine sogenannte „Ehrenamtskarte“ zur Verfügung, die Zugang zu Ermäßigungen im Einzelhandel, der Gastronomie, Freizeit- oder Kultureinrichtungen gewährt.

  2. 2.

    Gezielte Aus- und Weiterbildung: Die Wirtschaft investiert in die kontinuierliche Weiterbildung ihrer Mitarbeiter. Feuerwehren könnten ähnliche Programme einführen, um ihre Mitglieder fachlich auf dem neuesten Stand zu halten und gleichzeitig ihre Karriereentwicklung zu fördern. Und hier sehe ich persönlich das größte Potential. Die Weiterbildungsmöglichkeiten, die unsere Feuerwehrschulen (zumindest in Bayern) anbieten, sind zwar sehr vielseitig und reichen vom Absturzsicherungslehrgang bis zum Rettungshelfer, sind aber extrem begrenzt. Teilweise müssen die Wehren im Landkreis ihren Bedarf schon mehrere Monate, ja sogar Jahre im Voraus anmelden. Die Verteilung der Plätze an die einzelnen Wehren ist intransparent und kaum nachvollziehbar. Das wiederum macht eine „Karriereplanung“ oder die Erstellung eines „persönlichen Entwicklungspfads“, wie wir das aus der Wirtschaft kennen, nahezu unmöglich. Das ist für hochmotivierte und wissbegierige Kameraden, wie ich persönlich einer bin, nur schwer nachvollziehbar und teilweise stark demotivierend.

  3. 3.

    Tutorensystem: Ein Tutorensystem ist eine organisierte Methode, in der erfahrene und kompetente Personen, oft als Tutoren oder Mentoren bezeichnet, ihre Expertise, Erfahrungen und Unterstützung an weniger erfahrene Individuen, häufig als Tutanden oder Mentees bezeichnet, weitergeben. Dieses System zielt darauf ab, Wissen, Fähigkeiten, Einsichten und Ratschläge auf eine persönliche und eins-zu-eins-Basis zu übertragen. Ein Tutorensystem kann in verschiedenen Kontexten implementiert werden, sei es in Bildungseinrichtungen, Unternehmen oder gemeinnützigen Organisationen. Die Hauptmerkmale eines Tutorensystems umfassen:

    • Erfahrungstransfer: Die erfahrenen Tutoren teilen ihr Wissen und ihre Fähigkeiten mit den Tutanden, um deren Lernkurve zu beschleunigen und ihnen bei der Bewältigung von Herausforderungen zu helfen.

    • Individuelle Betreuung: Da das System normalerweise auf individuelle Betreuung setzt, können die Tutoren auf die spezifischen Bedürfnisse, Fragen und Ziele jedes Tutanden eingehen.

    • Feedback und Unterstützung: Die Tutoren bieten nicht nur Wissen an, sondern geben auch konstruktives Feedback, um die Fortschritte der Tutanden zu fördern und ihre Fähigkeiten zu verbessern.

    • Mentale und emotionale Unterstützung: Oft dienen Tutoren nicht nur als Wissensvermittler, sondern auch als Ansprechpartner, die den Tutanden bei ihren Zielen ermutigen und ihnen bei Unsicherheiten oder Herausforderungen zur Seite stehen.

    • Vertraulichkeit und Vertrauen: In einem Tutorensystem kann ein offener und vertraulicher Austausch stattfinden, in dem die Tutanden sich frei fühlen können, Fragen zu stellen oder Schwierigkeiten anzusprechen.

    • Persönliche Beziehung: Im Laufe der Zeit entwickeln sich oft persönliche Bindungen zwischen Tutoren und Tutanden, die das Lernen und die Entwicklung noch positiver beeinflussen können.

    • Motivation und Inspiration: Tutoren können als Vorbilder dienen und die Tutanden dazu inspirieren, ihre Ziele zu verfolgen und ihr Potenzial auszuschöpfen.

    • Zielgerichtetes Lernen: Das Tutorensystem ermöglicht es den Tutanden, sich auf spezifische Lernziele zu konzentrieren und gezielt an ihren Schwächen zu arbeiten.

Ein Tutorensystem kann verschiedene Formen annehmen, von informellen Beziehungen zwischen Einzelpersonen bis hin zu strukturierten Programmen in Bildungseinrichtungen oder Unternehmen. Es kann dazu beitragen, das Lernen effektiver und persönlicher zu gestalten und die Entwicklung von Fähigkeiten und Wissen zu fördern. Bei planworx stellen wir schon seit vielen Jahren jedem neuen Mitarbeiter, vom Schülerpraktikanten bis zu unseren „Senioren“ (Senior Project Manager) ab dem ersten Tag einen Tutor zur Seite, der neben der Einarbeitung auch für den gewissen „Wohlfühlfaktor“ sorgen soll. Und natürlich soll auch jeder Mitarbeiter in seiner Laufbahn bei uns mehrmals selbst die Funktion eines Tutors übernehmen und sein Wissen weitergeben.

Daniel und sein Team haben das Tutorensystem mit all seinen Facetten und Vorteilen wunderbar und beispielhaft auf unsere Feuerwehr übertragen. Mit Andi habe ich einen Tutor an meine Seite bekommen, der mir nicht nur alle die oben erwähnte, permanente Unterstützung gegeben hat, sondern ein echter Freund geworden ist. Bis heute habe ich von keiner anderen Feuerwehr gehört, dass sie so ein System implementiert hat.

  1. 4.

    Mitarbeiterbindung durch Wertschätzung: Unternehmen setzen auf regelmäßige Anerkennung und Belohnung ihrer Mitarbeiter. Feuerwehren könnten dies durch Würdigungen, Auszeichnungen und soziale Events umsetzen, um das Engagement der Mitglieder zu honorieren. In diesem Punkte sehe ich großes Potential, auf jeden Fall bei den Feuerwehren, die mir bis dato begegnet sind. Ich kann mir vorstellen, dass dies in der Vergangenheit begründet liegt: Feuerwehrorganisationen haben meist eine traditionelle Kultur, in der bestimmte Normen und Hierarchien dominieren. Dies kann dazu führen, dass innovative Ideen zur Anerkennung und Wertschätzung der Mitarbeitenden nicht ausreichend gefördert werden. Auch wird die Arbeit von Feuerwehrleuten oft als Selbstverständlichkeit betrachtet, da sie eine essenzielle Rolle bei der Sicherheit und dem Wohlbefinden der Gemeinschaft spielen. Dies kann dazu führen, dass ihre Bemühungen als „Teil des Jobs“ angesehen werden, anstatt sie aktiv anzuerkennen. Bei uns in Herrsching werden besondere Auszeichnung oder Weiterbildungen meistens „feierlich verkündet“ und der Empfänger von den Kollegen entsprechend gefeiert. Ich durfte das bis dato einige Male (Beförderung zum Feuerwehrmann, diverse Leistungsabzeichen etc.) miterleben und habe mich jedes Mal sehr wertgeschätzt gefühlt. Besonders beeindruckt und überrascht hat mich die Freude und Begeisterung des Teams, als Daniel in seiner Einleitung zu einer Monatsübung meine „Ernennung“ zum Atemschutzgeräteträger, nach bestandener Prüfung verkündet hat: Gefühlt wurde ich fast eine Minute lang vom Team lauthals gefeiert! Ein sehr motivierender Moment. Nachholbedarf sehe ich allerdings bei persönlichen Ereignissen, wie zum Beispiel einem Geburtstag. Da passiert es eher zufällig, dass einem die Kollegen oder Vorgesetzten gratulieren, was mich an meinem ersten Geburtstag als aktiver Feuerwehrmann durchaus überrascht hat.

  2. 5.

    Diversität und Inklusion: Die Wirtschaft arbeitet verstärkt an der Förderung von Vielfalt und Inklusion. Feuerwehren könnten dies aufgreifen, um Menschen aus unterschiedlichen Hintergründen anzusprechen und eine inklusive Gemeinschaft zu schaffen. Hier sind einige Aspekte, wie Vielfalt und Inklusion dazu beitragen können:

    • Erweiterung des Bewerberpools: Eine inklusive Einstellung und eine vielfältige Arbeitsumgebung ziehen Menschen aus unterschiedlichen Hintergründen und Erfahrungen an. Dies kann den Bewerberpool erweitern und die Chancen erhöhen, qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen.

    • Stärkung des Teamgeists: Ein Team, das aus Mitgliedern mit vielfältigen Hintergründen und Fähigkeiten besteht, kann in der Lage sein, eine breitere Palette von Herausforderungen anzugehen. Verschiedene Perspektiven können zu innovativen Lösungen führen und den Teamgeist stärken. Obwohl wir in Herrsching sehr ländlich unterwegs sind, bereichern viele unterschiedliche Nationen unser Team!

    • Bessere Anpassungsfähigkeit: In einer zunehmend vielfältigen Gesellschaft ist es wichtig, dass Organisationen die Vielfalt ihrer Gemeinschaften widerspiegeln. Feuerwehren, die vielfältige Teams haben, sind oft besser in der Lage, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und Anliegen ihrer Gemeinschaften einzugehen.

    • Kulturelle Sensibilität: Inklusion fördert kulturelle Sensibilität und Empathie. Dies ist besonders wichtig, da Feuerwehren oft in verschiedenen Situationen mit verschiedenen Menschen interagieren müssen. Ein sensibles Verständnis für kulturelle Unterschiede kann die Interaktionen und die Effektivität in der Arbeit verbessern.

    • Attraktive Arbeitsumgebung: Menschen aus verschiedenen Hintergründen fühlen sich in einer inklusiven Umgebung oft willkommen und geschätzt. Eine Organisation, die Wert auf Vielfalt und Inklusion legt, kann daher als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen werden.

    • Förderung der Gleichstellung: Inklusion beinhaltet auch die Gleichbehandlung aller Mitarbeitenden, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Religion oder anderen Merkmalen. Dies kann dazu beitragen, Diskriminierung zu verhindern und eine gerechtere Arbeitsumgebung zu schaffen. Ich kenne keine Feuerwehr in Deutschland, die hier nicht extremen Nachholbedarf hat. Bei der Feuerwehr München sind beispielsweise nur ca. 150 der ca. 2200 beschäftigten Frauen.

  3. 6.

    Kooperationen und Netzwerke: Unternehmen kooperieren mit Bildungseinrichtungen und anderen Organisationen, um den Fachkräftepool zu erweitern. Feuerwehren könnten ähnliche Partnerschaften nutzen, um neue Mitglieder zu rekrutieren und gemeinsam Ausbildungsprogramme anzubieten. Hier einige Beispiele:

    • Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen: Feuerwehren können Partnerschaften mit Schulen, Berufsschulen und Hochschulen eingehen, um das Interesse junger Menschen für den Feuerwehrberuf zu wecken. Praktika, Workshops und Bildungsprogramme können den Schülern die Vielfalt der Feuerwehrtätigkeiten näherbringen.

    • Kooperation mit Unternehmen: Die Feuerwehr kann mit Unternehmen in ihrer Gemeinschaft zusammenarbeiten, um Mitarbeiter für Freiwilligendienste in der Feuerwehr zu gewinnen. Unternehmen könnten zum Beispiel ihre Mitarbeiter ermutigen, sich als freiwillige Feuerwehrleute zu engagieren und ihnen die Flexibilität bieten, im Notfall abwesend zu sein.

    • Partnerschaften mit anderen Hilfsorganisationen: Feuerwehren können mit anderen Hilfsorganisationen wie dem Roten Kreuz, dem Technischen Hilfswerk oder der Wasserrettung zusammenarbeiten. Dies könnte gemeinsame Ausbildungsprogramme, Übungen und Ressourcenteilung beinhalten, um die Zusammenarbeit im Notfall zu verbessern.

    • Lokale Gemeinschaftsinitiativen: Die Feuerwehr kann sich in lokalen Gemeinschaftsinitiativen engagieren, um ihre Präsenz zu stärken und Menschen für ihre Arbeit zu sensibilisieren. Dies kann Veranstaltungen wie Tag der offenen Tür, Sicherheitsworkshops oder Erste-Hilfe-Kurse umfassen.

    • Kooperation mit anderen Feuerwehren: Feuerwehren in benachbarten Gemeinden können zusammenarbeiten, um Ressourcen und Personal zu teilen. Gemeinsame Übungen und Schulungen können nicht nur die Fähigkeiten der Feuerwehrleute verbessern, sondern auch den Zusammenhalt zwischen den Teams stärken.

    • Engagement in lokalen Schulen: Feuerwehren könnten in Schulen Präsentationen über Brandschutz und Notfallvorsorge halten. Dies kann nicht nur das Bewusstsein für Sicherheitsfragen stärken, sondern auch junge Menschen für eine mögliche Karriere bei der Feuerwehr begeistern.

    • Kooperation mit der lokalen Regierung: Eine enge Zusammenarbeit mit der lokalen Regierung kann dazu beitragen, Unterstützung und Ressourcen für die Feuerwehr zu gewinnen. Gemeinsame Initiativen zur Förderung des Ehrenamts

In großen Unternehmen und Konzernen übernehmen diese vielfältigen Aufgaben meistens gut ausgebildete HR-Manager oder ganze HR-Abteilung. Auch bei den großen Berufsfeuerwehren, wie zum Beispiel der Feuerwehr München, gibt es mit dem Fachgebiet „GL1-Personal und Organisation“ so etwas wie eine eigene „Personalabteilung“. Bei den kleinen und Freiwilligen Wehren ist das Thema meistens dem Fachbereich „Ausbildung“ zugeordnet und damit nicht ansatzweise vollständig betreut. Alle Aufgaben, die darüber hinausgehen, bleiben bei den Kommandanten hängen oder im Zweifel auf der Strecke.

Die Einrichtung einer spezialisierten Personalabteilung oder die Beauftragung/Ernennung eines HR-Managers könnten zweifelsohne eine überlegenswerte Lösung darstellen, um den drängenden Fachkräftemangel bei der Feuerwehr anzugehen. Diese Maßnahme könnte zahlreiche Vorteile mit sich bringen, die weit über die herkömmliche Verwaltung hinausgehen. Eine dedizierte HR-Abteilung könnte ihre Bemühungen darauf konzentrieren, geeignete Kandidaten für die Feuerwehr zu finden und zu gewinnen. Durch gezielte Marketing- und Rekrutierungskampagnen könnten potenzielle Mitglieder auf die Vorzüge einer Karriere in der Feuerwehr aufmerksam gemacht werden. Darüber hinaus könnten Bewerbungsprozesse optimiert werden, um sicherzustellen, dass diejenigen ausgewählt werden, die am besten zur Organisation passen. Die Rolle der Talententwicklung könnte ebenfalls gestärkt werden. Mit einem Fokus auf berufliche Weiterbildung könnten HR-Experten Programme entwickeln, die die Fähigkeiten und Fertigkeiten der bestehenden Feuerwehrangehörigen fördern. Dies würde nicht nur ihre Kompetenzen erweitern, sondern auch dazu beitragen, ihre Motivation und Loyalität gegenüber der Organisation aufrechtzuerhalten. Attraktive Arbeitsbedingungen sind ein weiterer Aspekt, den eine spezialisierte HR-Abteilung angehen könnte. Die Gestaltung von Arbeitszeitmodellen, angemessene Vergütung, die Sicherheit am Arbeitsplatz sowie psychosoziale Unterstützung könnten gemeinsam erarbeitet werden, um das Wohlbefinden der Feuerwehrmitglieder zu verbessern. Ein bemerkenswertes Element, das von einer solchen Abteilung vorangetrieben werden könnte, ist die Förderung von Vielfalt und Inklusion. Programme zur Schaffung eines integrativen und diversen Umfelds könnten entwickelt werden, um sicherzustellen, dass Menschen unterschiedlicher Hintergründe von der Feuerwehr angezogen werden und sich geschätzt fühlen. Die Etablierung einer HR-Abteilung könnte ebenfalls dazu beitragen, das Image der Feuerwehr in der Öffentlichkeit zu stärken. Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit und Marketingkampagnen könnte die Bedeutung der Arbeit der Feuerwehr hervorgehoben und das Interesse potenzieller Mitglieder geweckt werden. Nicht zu vernachlässigen ist auch die Rolle der Kommunikation und des Engagements. Eine solche Abteilung könnte die Kommunikation unter den Feuerwehrangehörigen verbessern, Engagement-Initiativen organisieren und regelmäßig Feedback von den Mitgliedern einholen, um kontinuierliche Verbesserungen zu ermöglichen. Des Weiteren könnten HR-Experten Schulungen und Ressourcen für das Krisenmanagement bereitstellen, um sicherzustellen, dass Feuerwehrleute in stressigen oder traumatischen Situationen angemessen reagieren können. Auch Unterstützungsdienste könnten angeboten werden, um Mitgliedern in Zeiten der Not beizustehen. Nicht zuletzt könnten HR-Abteilungen auch Kooperationen und Netzwerke aufbauen. Partnerschaften mit Bildungseinrichtungen, Unternehmen, anderen Hilfsorganisationen und der Gemeinschaft könnten geschaffen werden, um die Feuerwehr in vielfältiger Weise zu unterstützen.

8.2.2 Effektive Presse- und Öffentlichkeitarbeit

Die Bedeutung von Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für die Feuerwehr kann kaum überschätzt werden. In einer Zeit, in der Information schnell verbreitet und Meinungen rasch geformt werden, ist eine gezielte Kommunikation mit der Öffentlichkeit von entscheidender Bedeutung. Dieses Kapitel widmet sich der Idee, dass die Feuerwehr wertvolle Erkenntnisse aus der Wirtschaft übernehmen kann, um ihre Presse- und Öffentlichkeitsarbeit noch effektiver zu gestalten. Effektive Presse- und Öffentlichkeitsarbeit basiert auf grundlegenden Prinzipien, die gleichermaßen in der Wirtschaft und bei der Feuerwehr gelten. Transparenz und Offenheit sind essentiell, um das Vertrauen der Öffentlichkeit zu gewinnen. Authentizität und Glaubwürdigkeit bilden das Fundament für eine nachhaltige Beziehung zwischen Organisation und Stakeholdern. Die Zielgruppenorientierung, also die Ansprache der Bedürfnisse und Interessen der verschiedenen Interessengruppen, ist ein weiterer Schlüssel zu erfolgreicher Kommunikation. Die Nutzung verschiedener Kommunikationskanäle stellt sicher, dass die Botschaften der Feuerwehr die relevanten Empfänger erreichen. Auch hier gibt es wieder bemerkenswerte Parallelen zwischen den Kommunikationsbedürfnissen der Feuerwehr und der Wirtschaft. Der Wert der Reputation ist für beide unverzichtbar. In der Wirtschaft beeinflusst ein positives Image die Wettbewerbsfähigkeit, genauso wie eine angesehene Feuerwehr das Vertrauen der Gemeinschaft stärkt. Krisenkommunikation ist ein weiteres gemeinsames Thema. Sowohl in der Wirtschaft als auch bei der Feuerwehr ist eine proaktive Informationsvermittlung in Krisensituationen unerlässlich, um Fehlinformationen zu vermeiden. Das Konzept des Employer Branding, welches in der Wirtschaft talentierte Mitarbeiter anzieht und bindet, kann auch auf die Feuerwehr angewandt werden, um qualifizierte Mitglieder zu gewinnen und zu halten.

PR-Abteilungen in großen Konzernen übernehmen eine breite Palette von Aufgaben, die darauf abzielen, das Image und die Beziehung des Unternehmens zur Öffentlichkeit, den Kunden, den Investoren und anderen Interessengruppen zu gestalten und zu pflegen. Hier sind einige der Hauptaufgaben:

  • Medienkontakte und Pressearbeit: PR-Abteilungen sind dafür verantwortlich, Beziehungen zu Medienvertretern aufzubauen und zu pflegen. Sie verfassen Pressemitteilungen, organisieren Pressekonferenzen und Interviews und sorgen dafür, dass relevante Nachrichten über das Unternehmen in den Medien erscheinen.

  • Krisenkommunikation: Im Falle von Krisen oder negativen Vorfällen entwickeln PR-Profis Kommunikationsstrategien, um den Schaden für das Unternehmensimage zu minimieren. Sie geben klare und genaue Informationen heraus, um Fehlinformationen zu vermeiden.

  • Interne Kommunikation: Die PR-Abteilung kommuniziert nicht nur nach außen, sondern auch innerhalb des Unternehmens. Sie informiert die Mitarbeiter über wichtige Entwicklungen, Ziele und Veränderungen im Unternehmen.

  • Kommunikationsstrategien entwickeln: PR-Profis entwerfen langfristige Kommunikationsstrategien, um die Unternehmensziele zu unterstützen. Sie legen fest, welche Botschaften vermittelt werden sollen und über welche Kanäle dies geschehen soll.

  • Event-Planung: Die Planung und Durchführung von Veranstaltungen wie Produktneueinführungen, Kongresse, Messen und Firmenfeiern gehört ebenfalls zu den Aufgaben der PR-Abteilung.

  • Social Media Management: In der heutigen Zeit spielen soziale Medien eine entscheidende Rolle in der Unternehmenskommunikation. PR-Abteilungen verwalten die Social-Media-Präsenz des Unternehmens, interagieren mit Followern und teilen relevante Inhalte.

  • Markenbildung und -pflege: PR-Profis tragen dazu bei, das Markenimage des Unternehmens zu gestalten und zu schützen. Sie stellen sicher, dass die Botschaften und Werte der Marke in allen Kommunikationskanälen konsistent sind.

  • Investor Relations: Die Kommunikation mit Investoren und Aktionären fällt ebenfalls in den Zuständigkeitsbereich der PR-Abteilung. Sie vermitteln finanzielle Informationen, Unternehmensstrategien und -erfolge.

  • Content-Erstellung: PR-Abteilungen erstellen vielfältigen Content, darunter Artikel, Blog-Beiträge, Videos und Infografiken, um die Öffentlichkeit zu informieren und zu engagieren.

  • Analyse und Monitoring: Die Leistung der Kommunikationsaktivitäten wird überwacht und analysiert, um die Wirksamkeit der PR-Strategien zu bewerten. Anhand von Daten können Anpassungen vorgenommen werden, um die Kommunikation zu optimieren.

Wie schon im vorangegangenen Kapitel HR, gilt auch in Sachen PR, dass nur die wirklichen großen Berufsfeuerwehren über eine eigene „Pressestelle“ verfügen, die sich um die meisten der oben genannten Aufgaben kümmert. Sehr beindruckend macht das meiner Meinung nach die Feuerwehr München. Ich finde es nicht nur informativ, sondern unterhaltsam und motivierend, der @feuerwehrmuenchen in den sozialen Medien zu folgen.

Bei den kleineren und freiwilligen Feuerwehren macht das nicht selten ein Kollege „so nebenbei“, oder eben wieder die Kommandanten. Da ist es fast schon logisch, dass es außer den üblichen Einsatzberichten und den alljährlichen (teilweise sehr guten) Aprilscherzen nicht viel zu lesen gibt (Abb. 8.2):

Abb. 8.2
figure 2

Aprilscherz der Feuerwehr Gilching

Die Einführung eines PR-Managers auch bei kleinen und freiwilligen Feuerwehren kann dazu beitragen, die Kommunikation zu professionalisieren, das Ansehen der Feuerwehr zu stärken und die Gemeinschaft enger einzubinden. Durch die Anwendung bewährter Praktiken aus der Wirtschaft kann die Feuerwehr ihre Mission effektiver erfüllen und einen positiven Einfluss auf die Sicherheit und das Wohlbefinden der Gemeinschaft haben.