Terror in Hanau: Vater des Attentäters droht Schülern
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„Ich schicke mein Kind vorerst nicht mehr zur Schule“: Vater des Attentäters droht Schülern

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Erneut gibt es Aufregung um den Vater des Attentäters vom 19. Februar in Hanau. Der Mann soll sich Schülern genähert und sie anschließend bedroht haben. Eltern sind nervlich am Ende.

Hanau – Der Vater des Attentäters vom 19. Februar 2020 ist nach einem Zwischenfall an der Heinrich-Heine-Schule einmal mehr in den Schlagzeilen – und er verbreitet weiter Angst. Am Mittwoch (23. November) eskalierte eine Situation mit Kindern, die Wellen schlagen hoch. Nach der neuesten Entwicklung will Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) erwirken, dass der Attentäter-Vater Hans-Gerd R. Schul- und Kitagelände nicht betreten darf.

Was ist passiert? Am Mittwoch stand R. mit seinem Schäferhund angeblich am Zaun der Grundschule und sprach Kinder an. Er soll sich den Kindern genähert und ihnen gesagt haben, sie sollten seinen Hund streicheln. Nachdem ein Junge den Vater des Attentäters erkannte, habe er R. beleidigt.

Dieser sei wütend geworden und habe den Kindern gedroht, dass er um 13.15 Uhr zum Unterrichtsschluss wiederkommen und dann etwas Böses passieren werde. „Wir sehen uns nach der Schule“, habe er gesagt. Danach wartete er am Kurt-Schumacher Platz, in der Nähe der Schule, wie Aufnahmen belegen, die der Frankfurter Rundschau vorliegen.

Der Vater des Hanau-Attentäters verbreitet vor der Heinrich-Heine-Schule Angst und Schrecken.
Der Vater des Hanau-Attentäters verbreitet vor der Heinrich-Heine-Schule Angst und Schrecken. © Patrick Scheiber

Terror in Hanau: „Ich schicke mein Kind vorerst nicht mehr zur Schule“

Die Schule alarmierte nach dem Zwischenfall die Polizei. Die bestätigte gestern lediglich, dass es gegen 9.50 Uhr am Außengelände einer Schule im Stadtteil Kesselstadt zwischen Schülern und einem 75-Jährigen Mann eine verbale Auseinandersetzung gegeben haben soll. In diesem Zusammenhang werde gegen den 75-Jährigen wegen des Verdachts der Beleidigung und Bedrohung ermittelt.

Terror in Hanau

Online-Dossier: Die Frankfurter Rundschau begleitet seit dem rassistischen Anschlag in Hanau am 19. Februar 2020 die Familien - und analysiert die politischen Konsequenzen. Gebündelt im Online-Dossier „Terror in Hanau“.

Multimedia-Reportage: FR-Redakteurin Yağmur Ekim Çay und FR-Redakteur Gregor Haschnik haben mit Hinterbliebenen gesprochen, ihre Geschichte und den Stand der Recherchen aufgeschrieben. Fotograf Michael Schick hat die Menschen porträtiert und die Orte des Geschehens und des Gedenkens in Bildern festgehalten. Crossmedia-Redakteurin Monika Gemmer hat eine multimediale Web-Story mit interaktiven Grafiken produziert.

„Ich schicke mein Kind vorerst nicht mehr zur Schule. Mein Kind hat Angst. Ich habe Angst. Meine Nerven sind am Ende“, sagt eine Mutter. Der Anschlag 2020 habe sie und ihr Kind traumatisiert. Die Noten des Jungen hätten sich verschlechtert. Jetzt wolle er nicht mehr zur Schule gehen. Auch andere Eltern berichten am Mittwochabend, dass sie ihre Kinder zunächst ebenfalls nicht in die Schule schicken wollen, weil sie sich Sorgen machen, dass „es nicht genügend Sicherheitsmaßnahmen gibt“.

„Ich möchte nicht mehr mit meinen Kindern durch die Gegend spazieren. Ich habe Angst“, so ein Vater. Seit dem Anschlag mache er sich Sorgen, weil der Attentäter-Vater in Kesselstadt frei herumlaufe. „Wir schicken unsere Kinder vorerst nicht mehr in die Schule, es muss erst was geschehen. Er muss weggesperrt werden. Er ist eine tickende Zeitbombe.“

Terror in Hanau: OB Kaminsky spricht von verdeckten und offenen Maßnahmen

Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) hat sich nach eigener Aussage gestern mit Jürgen Fehler, dem Leiter der Polizeidirektion Main-Kinzig, abgestimmt. Es gebe „verdeckte und offene Maßnahmen“, so der Rathauschef. Kaminsky sagte im Gespräch mit dem Hanauer Anzeiger, er habe ein Betretungsverbot gegen den Attentäter-Vater auf den Weg gebracht, das Schulen und Kitas umfasse. Kaminsky: „Der hat da nichts zu suchen.“

Die Familien der Schüler wurden bereits am Mittwochnachmittag per Nachricht kontaktiert, dass die Situation geklärt werden konnte und es keinen Grund zur Sorge gebe, hieß es von der Leiterin der Heinrich-Heine-Schule. „Bitte besprechen Sie das mit Ihren Kindern und helfen Sie dabei, dass keine weiteren Gerüchte entstehen“, schrieb sie an die Eltern. Auf Anfrage wollte sich die Schule nicht äußern. Gestern gab es angeblich ein Treffen von Eltern in der Schule, die unweit des zweiten Tatorts liegt.

Terror in Hanau: R. verängstigt auch Mitarbeiter im Rathaus

Eltern berichteten am Mittwochabend (23. November), dass R. auch am Halloweenabend in der Nähe der Schule gewartet und den Kindern mit seinem Hund Angst gemacht habe. Auch mehrere Jugendliche aus Kesselstadt sagen, dass er sie mit seinem Hund verfolgt habe.

Zuletzt suchte Hans-Gerd R. die Mutter von Ferhat Unvar, der bei dem rassistischen Anschlag erschossen wurde, mehrfach zu Hause auf und bedrohte sie. Angeblich hat der Vater des Attentäters das Kontakt- und Annäherungsverbot gebrochen, aus der Familie Unvar folgte eine weitere Anzeige.

Auch im Rathaus tauchte er auf. Städtische Mitarbeiter sind verängstigt. OB Kaminsky hat R. nun Hausverbot erteilt. Der Vater des Attentäters teilt offenkundig das rassistische Weltbild seines Sohnes und verbreitet Verschwörungstheorien. Der Attentäter hatte neun Menschen mit Migrationshintergrund ermordet. (Von Yağmur Ekim Çay und Christian Spindler)

Alle Nachrichten und Entwicklungen zum Anschlag am 19. Februar 2020 finden SIe auf unserer Themenseite Terror in Hanau.

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