C. David Friedrich und sein künstlerischer Freundeskreis : 24.04.2024, 17.04 Uhr
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Mi, 17:04 Uhr
24.04.2024
Erinnerungen von Heidelore Kneffel

C. David Friedrich und sein künstlerischer Freundeskreis

Die hier eingangs gezeigte Fotografie entstand am 15. Juli 2011 im Park des Kunsthauses Meyenburg in Nordhausen. Dort wurde inmitten einer reichen Besucherschaar das Harzfest eröffnet und gleichzeitig eine Sonderausstellung bis zum 2. Oktober mit dem Thema: „Künstlerinnen und Künstler um Caspar David Friedrich“...

Getanztes Bild zweier junger Frauen des Tanzstudio Radeva vor einer Gemäldereproduktion der Caroline Bardua, zwei Töchter des Oberamtmannes Rabe darstellend (Foto: H.Kneffel) Getanztes Bild zweier junger Frauen des Tanzstudio Radeva vor einer Gemäldereproduktion der Caroline Bardua, zwei Töchter des Oberamtmannes Rabe darstellend (Foto: H.Kneffel)


An diesen Künstler wird man zur Zeit oft erinnert, da er doch in diesem Jahr anlässlich seines 250. Geburtstages fast in aller Munde ist. Mehrere Ausstellungen zeigen in Deutschland über das Jahr verteilt zahlreiche seiner Werke. Hamburg machte, vielbesucht, den Anfang, vor wenigen Tagen wurde eine zweite Schau in der Alten Nationalgalerie in Berlin eröffnet, auch hier deuten sich Besucherströme an, Dresden darf dann nicht fehlen, sein Hauptschaffensort. Sogar in Weimar widmet sich im Spätherbst eine Ausstellung diesem Meister, dabei wird auch Goethe eine wichtige Person sein. Es ist auffällig, dass ein Gemälde, das Friedrich im Porträt zeigt, aber nicht von ihm stammt, sondern von Caroline Bardua (1781-1865), in diesem Jubuläumsjahr zu Werbezwecken verwendet wird. Was hat es damit auf sich? Wir in Nordhausen gaben auf Wunsch der 16 Leihgeber aus mehreren Teilen Deutschlands für unsere Ausstellung, die vom 16. Juli 2011 bis 2. Oktober dauerte, einen gut verkauften Katalog heraus mit 178 Seiten Text und Bildreproduktionen.

Da unsere Präsentation sinniger Weise die 200. Wiederkehr der Harzwanderung Caspar David Friedrichs zum Anlass genommen hatte und die Künstlerin Caroline Bardua aus Ballenstedt eine wichtige Person dabei war, wollten wir zwei von ihr gemalte Friedrich-Porträts ausstellen. Von der Gemäldegalerie in Dessau hatten wir eine Zusage erhalten, von der Alten Nationalgalerie in Berlin noch nicht. Wir waren gewarnt worden, da dieses Ölgemälde von 1810 im Laufe der Zeit nicht mehr eindeutig der Bardua zugewiesen wurde. Manche glaubten, es stamme von Friedrich selbst. Dann erhielten wir die Zusage, es an den Anfang des Kataloges platzieren zu dürfen mit der Erläuterung: „Caroline Bardua /Caspar David Friedrich 1810 / Öl/Lw., 76,5 x 60,0 cm / © Alte Nationalgalerie. Staatliche Museen zu Berlin, / Inv. Nr. AI 1127 (nicht in der Ausstellung).“

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Also, zur Ausstellung schickte man es nicht, dazu konnte man sich damals noch nicht entschließen, denn es war länger nicht gezeigt worden. So blickt uns der am 5. September 1774 in Greifswald geboren Mann mit wachen Augen, rotblondem Haarschopf und auffälligem Bart von einer guten Reproduktion an, denn er hat sein Gesicht zum Betrachter gewendet. Bekleidet ist er mit einem schwarzen Mantel mit hochgestelltem Kragen. Um den linken Arm trägt er eine Trauerbinde, denn sein Vater war Ende 1809 verstorben. Im Hintergrund zeigt sich eine Rügenlandschaft. Caroline hatte dieses Porträt auf der Dresdner Kunstausstellung von 1810 ausgestellt und Anerkennung gefunden.

Wenn möglich, besuche ich bei meinen Berlinbesuchen den Caspar-David-Friedrich-Raum der Alten Nationalgalerie, so auch 2016. In der Zwischenzeit waren zwei seiner berühmten Hauptbilder restauriert worden: „Der Mönch am Meer“ und „Abtei im Eichenwald“. Ich traute meinen Augen nicht, als ich plötzlich das Friedrichporträt der Caroline Bardua entdeckte. Da die beiden genannten Bilder 1810 von Friedrich gemalt worden waren, passte das zur gleichen Zeit entstandene Gemälde wunderbar dazu. Wie ich erfuhr, hatte man nun keinen Zweifel mehr an ihrer Urheberschaft. Es ist sehr gefragt und wir sind glücklich, dass es bereits 2011 in unserem Katalog auftaucht.

Die Bardua beendete im Frühjahr 1811 ihren Kunstunterricht bei Gerhard von Kügelgen in Dresden und kehrte an ihren Geburtsort Ballenstedt in den Harz zu ihren Eltern zurück. Dort trafen am 23. Juni 1811 der 37-jährige Friedrich mit seinem Freund Christian Gottlieb Kühn, 31-jährig, ein, Caroline hatte ihm vom Harz erzählt. Beide Männer waren am 16. Juni in Dresden aufgebrochen, dabei gezeichnet vom Malerfreund Georg Kersting, der sie ein Stück Weges begleitete.

Zeichnung von Georg Kersting:  „Caspar David Friedrich und Gottlob Christian Kühn im Reisekostüm vom Rücken gesehen im Harz“, rechts signiert im Blatt GK. den 16.6.1811.  (Foto: H.Kneffel) Zeichnung von Georg Kersting: „Caspar David Friedrich und Gottlob Christian Kühn im Reisekostüm vom Rücken gesehen im Harz“, rechts signiert im Blatt GK. den 16.6.1811. (Foto: H.Kneffel)


Das Original ist wie alle Harzzeichnungen Friedrichs sehr verblasst. Deshalb sollten wir die Zeichnung einem Kersting-Katalog entnehmen und ausstellen. Die Rückenzeichnung Friedrichs setzten wir bei unserer Ausstellung an den Beginn jedes Blattes, mit dem wir jeweils das Kunstwerk vorstellten. Beide Männer werden bei der Familie Bardua wohnen und von Caroline und ihrer Schwester Wilhelmine gut in die Stadt mit dem Schloss und die Umgebung eingewiesen. Mine, die eine Biographie über ihr Leben mit Caroline schreibt, charakterisierte Friedrich so: „Er stand in der Blüte seiner Künstlerlaufbahn. Seine Persönlichkeit erschien ebenso interessant wie eigentümlich. Er war groß, stark gebaut, blond, von ernstem Ausdruck � eine echte nordische Erscheinung. Wie er in seinem Wesen erschien, still, verschlossen weltscheu, absonderlich, tiefdenkend - so waren auch seine Bilder wunderbar einfach, melancholisch, eigenartig, voll tiefer Bedeutung �“

Auf fiel ihr besonders der enorme Bart. Friedrich füllte emsig sein Skizzenbuch. Am 26.6. brachen beide auf, ein Stück von den Schwestern begleitet, mit vielen Hinweisen zum Wandern versehen. Am 28.6. waren sie auf dem Brocken und trugen sich am 1.7. in das Brockenbuch ein. Am 8. Juli wollten sie Goethe in Weimar besuchen, trafen ihn nicht an, da er in Jena war, wohin sie ihm folgten und bei Johanna Schopenhauer deren Geburtstag feierten.

Friedrich war bis zum Lebensende mit Caroline Bardua freundschaftlich verbunden. Als Dank für die fürsorgliche Betreuung bei der Harzwanderung entstand 1811 das sommerliche Friedrich-Gemälde „Gartenterrasse“. Zwei Kastanienbäume fallen auf, groß ins Bild gesetzt, die in Ballenstedt eine ganze Allee bilden und am Barduahaus vorbeiführen, das nahe des Schlosses liegt. Von diesem sehen wir, über das querformatige Bild führend, die Schlossmauer. Von ihr erblickt man in der Tiefe die Harzlandschaft. Am rechten Baum gelehnt, sitzt im Vordergrund eine schlanke junge Frau im dunklen Kleid mit einem Lockenkopf, zweifelsfrei Caroline Bardua gehörend. Links neben ihr steht ein Picknikkorb, bedeckt mit einem roten Tuch.

In einem 2. Beitrag zu C. D. Friedrich stelle ich G. Ch. Kühns Porträtbüste seines Freundes Friedrich vor und Caroline Barduas Altersporträt dieses Künstlers.
Heidelore Kneffel
Autor: red

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