Schlacht bei Wavre

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Schlacht bei Wavre
Teil von: Sommerfeldzug von 1815 (Sechster Koalitionskrieg)

Datum 18. Juni bis 19. Juni 1815
Ort Wavre in Wallonien
Ausgang Taktischer Sieg der Franzosen (Vertreibung der Preußischen Truppen)

Strategischer Vorteil der Alliierten (die Vereinigung Grouchys mit Napoleon bei Waterloo wurde verhindert)

Folgen 24 000 Mann preußische Truppen hielten 34 000 Mann französische Truppen von der Schlacht bei Waterloo fern
Konfliktparteien

Frankreich 1804 Frankreich

Preussen Konigreich Preußen

Befehlshaber

Frankreich 1804 Emmanuel Grouchy

Preussen Konigreich Johann Thielmann
Preussen Konigreich Carl von Clausewitz

Truppenstärke

rund 34 000 Mann[1]

rund 19 000 Mann, am 19. Juni 24.000 Mann

Verluste

ca. 2 200 Mann Verluste

ca. 3 200 Mann Verluste[2]

Die Schlacht bei Wavre war eine der letzten Schlachten der Napoleonischen Kriege. Sie ereignete sich vom 18. Juni bis zum 19. Juni 1815 zwischen der von Johann Adolf von Thielmann kommandierten Nachhut der preußischen Armee vom Niederrhein und einer französischen Streitmacht unter Emmanuel de Grouchy. Ihre Bedeutung erhielt die Schlacht von Wavre dadurch, dass die preußischen Truppen letztlich über 30 000 französische Soldaten von der Schlacht von Waterloo fernhielten und damit zur Niederlage Napoleons beitrugen.[3]

Die gegnerischen Truppenverbände[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgeführt sind die befehlshabenden Offizieren und die unterstellten Mannschaftstärken.[4]

Die französischen Verbände[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dem Oberbefehl des Marschalls Emmanuel de Grouchy unterstanden insgesamt ca. 34 000 Mann der nachfolgende Truppen:

  • 12. Infanterie-Division Pécheux (4 000)
  • 13. Infanterie-Division Vichery (4 100)
  • 14. Infanterie-Division Hulot (4 000)
  • 6. Kavallerie-Division Vallin (1 300)
  • 9. Kavallerie-Division Strolz (1 550)
  • 10. Kavallerie-Division Chastel (1 000)
  • 1. Kavallerie-Korps Pajol (1 200); zur Eigeninitiative freigestellt
  • 4. Kavallerie-Division Soult (1 200)

Die preußischen Truppen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Obgleich den Korps jeweils vier sogenannte Infanterie-Brigaden unterstellt waren, entsprachen diese vielmehr französischen Divisionen.

Da es in der Schlacht von Ligny nicht den Hauptangriff der französischen Offensive aushalten musste, hatte das III. preußische Korps weniger Verluste als die anderen beiden preußischen Korps erlitten; seine Einsatzstärke war vermutlich nur um 3.000 Mann gesunken.

Nach der Schlacht von Ligny[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem die preußischen Truppen in der Schlacht von Ligny geschlagen worden waren, mussten sie sich teilweise ungeordnet zurückziehen. Dabei wurde Grouchy von Napoléon mit der Verfolgung der abziehenden preußischen Verbände beauftragt. Die zögerliche Verfolgung durch die französischen Truppen ermöglichte es der preußischen Armee, sich wieder zu sammeln und auf den Befehl von Blücher Richtung Waterloo abmarschieren zu können. Während das I. Korps unter von Zieten und das II. Korps unter von Pirch von Wavre nach Waterloo aufbrachen, marschierte das IV. Korps unter General von Bülow vor diesen beiden Korps. Das III. Korps unter Generalleutnant von Thielmann bildete aufgefächert zwischen Wavre (23 Bataillone), Bierges (9 Bataillone) und Limal eine Riegelstellung, welche die französische Verfolgung vereiteln sollte.[5]

Am 17. Juni marschierte die Masse der französischen Truppen unter Grouchy ca. 15 Kilometer. Die weitere Verfolgung wurde am 18. Juni gegen 10.00 Uhr aufgenommen. Ab 11.30 Uhr setzte der Kanonendonner der Schlacht von Waterloo ein. Obwohl Gérard Grouchy bedrängte, dort hinzueilen, hielt dieser sich an seine Befehle und setzte den Marsch auf Wavre fort.

Die Schlacht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Beginn der Schlacht am 18. Juni[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kurz nachdem die französische Streitmacht in Kontakt mit preußischen Verbänden gekommen war, erreichte das III. französische Korps unter Vandamme Wavre; gefolgt vom II. Kavallerie-Korps unter Exelmanns. Der Befehlshaber des III. französischen Korps befahl im Folgenden mehrere Angriffe auf die Stadt Wavre, die von leichter preußischer Infanterie besetzt war. Alle Angriffe über die steinerne Brücke auf die preußischen Stellungen wurden abgewehrt. Auch zusätzliche Angriffe auf die preußischen Stellungen bei Bas-Wavre durch und bei Bierges scheiterten.[6]

Das weitere Handeln von Grouchy[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittlerweile erreichte Grouchy ein Befehl Napoleons, unverzüglich abzumarschieren und in die Kampfhandlungen der Schlacht von Waterloo einzugreifen. Tatsächlich befahl Grouchy auch einigen Verbänden des IV. Korps abzumarschieren und diesen Befehl auszuführen.[3] Dennoch griff Vandamme vor Wavre weiterhin an, insgesamt wurden über ein Dutzend Sturmangriffe der französischen Infanterie über die Brücke von Wavre gezählt. Diese Kämpfe dauerten über den Einbruch der Dunkelheit hinaus bis ca. 23.00 Uhr an.

Die Gefechte um Limal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gegen 18 Uhr erreichte das I. französische Kavallerie-Korps Limal, das lediglich von einem preußischen Infanterie-Regiment und wenig Kavallerie verteidigt wurde. Der Angriff der französischen Kavallerie warf die Preußen aus Limal, über dessen Brücke weitere französische Truppen (darunter auch die Reserve-Division unter Teste) nachrückten. Aber auch preußische Truppen wurden als Verstärkung Richtung Limal abgesandt, insgesamt versuchte von Thielmann eine zusammenhängende Abwehrfront zu bilden. Auch ein erster preußischer Gegenangriff, der nach Einbruch der Dunkelheit eingeleitet wurde, wurde abgefangen. Im Gegenzug dehnten die französischen Truppen ihr Einflussgebiet bis hinter Limal aus. Dies hatte zur Folge, dass das III. preußische Korps von der Anglo-Alliierten Armee und der Preußischen Armee getrennt wurde.[7]

Die Fortsetzung der Schlacht am 19. Juni[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem die preußischen Truppen in der Nacht auf den 19. Juni weitere Verstärkungen (darunter auch die restlichen Truppen) erhalten hatten, begannen diese vor der Morgendämmerung einen Überraschungsangriff auf die Franzosen. Diese befanden sich in der Übermacht und begannen auf Befehl Marschall Grouchys mit Artillerieunterstützung einen Gegenangriff. Diesem Angriff folgten weitere Angriffe, welche letztlich dazu führten, dass die Preußen das Schlachtfeld räumen mussten. Im Anschluss an das Gefecht erfuhr Grouchy von der Niederlage seines Kaisers in der Schlacht von Waterloo, worauf er den Befehl zum Rückzug der Truppen nach Frankreich gab.[8]

Verluste und Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schlacht endete mit einem französischen Sieg, da die preußischen Truppen vom Schlachtfeld vertrieben wurden. Durch die Kampfhandlungen bei Wavre wurde allerdings das Eingreifen der französischen Verbände in der Schlacht bei Waterloo verhindert, was Napoleon vor der Niederlage hätte bewahren können. Die Kämpfe am 18. und 19. Juni hatten unter den preußischen Truppen 3200 Mann das Leben gekostet, die Franzosen verloren 2200 Soldaten.[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Belletristik
Sachbücher
  • Georg Bruce: Harbottle's dictionary of battles. 2. Aufl. Granada Books, London 1979, ISBN 0-246-11103-8.
  • Detlef Wenzlik: Waterloo. 2., überarb. und erg. Auflage. VRZ Verlag, Hamburg 2008.
  1. 2008, ISBN 978-3-931482-04-6.
  2. 2008, ISBN 978-3-931482-11-4.
  • Karl Bleibtreu: Geschichte und Geist der europäischen Kriege unter Friedrich dem Großen und Napoleon. Salzwasser-Verlag, Paderborn 2012, ISBN 978-3-86382-676-5[10] (unveränd. Nachdr. d. Ausg. Leipzig 1893).
  • Klaus-Jürgen Bremm: Im Schatten des Desasters. Books on Demand, Norderstedt 2003, ISBN 3-8334-0458-2.
  • Frank Bauer: Gneisenau im Feldzug 1815 (Kleine Reihe Geschichte der Befreiungskriege 1813–1815, H. 40). Altenburg 2015.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Georg Bruce: Harbottle's dictionary of battles. 2. Aufl. Granada Books, London 1979, ISBN 0-246-11103-8, S. 239.
  2. Wenzlik, Waterloo II, S. 60.
  3. a b Karl Bleibtreu: Geschichte und Geist der europäischen Kriege unter Friedrich dem Großen und Napoleon. Salzwasser-Verlag, Paderborn 2012, ISBN 978-3-86382-676-5, S. 82.
  4. Wenzlik, Waterloo I, S. 125 und 251.
  5. Karl Bleibtreu: Geschichte und Geist der europäischen Kriege unter Friedrich dem Großen und Napoleon. Salzwasser-Verlag, Paderborn 2012, ISBN 978-3-86382-676-5, S. 71.
  6. Wenzlik, Waterloo II, S. 50 f.
  7. Wenzlik, Waterloo II, S. 54.
  8. Klaus-Jürgen Bremm: Im Schatten des Desasters. Books on Demand, Norderstedt 2003, ISBN 3-8334-0458-2, S. 249.
  9. Wenzlik, Waterloo II, S. 61.
  10. Inhalt: Friedrich der Große und die Revolution. – Die napoleonischen Kriege um die Weltherrschaft. – Die Befreiungskriege. – Wellington.