Diane de Poitiers: Die Mätresse in Schwarz trug einen Edelsteingürtel - WELT
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Kopf des Tages Diane de Poitiers

Die Mätresse trug Schwarz – und einen Gürtel aus Edelsteinen

Sie war Witwe und fast 20 Jahre älter als König Heinrich II. von Frankreich. Obwohl er seit 1533 mit Katharina von Medici verheiratet war, begann er eine leidenschaftliche Liaison mit Diane de Poitiers. Die bewies auch ihr politisches Talent.
Diane de Poitiers als Jagdgoettin Diana Diane de Poitiers, Herzogin von Valen- tinois; Maetresse Heinrichs II. von Frankreich; 3.9.1499 - Schloss Anet 22.4. 1566. - "Diane de Poitiers en Diane chasseres- se" (Diane de Poitiers als Jagdgoettin Diana). - Gemaelde, anonym, Schule von Fontaine- bleau. Oel auf Leinwand. Senlis, Musee de la Venerie. Diane de Poitiers als Jagdgoettin Diana Diane de Poitiers, Herzogin von Valen- tinois; Maetresse Heinrichs II. von Frankreich; 3.9.1499 - Schloss Anet 22.4. 1566. - "Diane de Poitiers en Diane chasseres- se" (Diane de Poitiers als Jagdgoettin Diana). - Gemaelde, anonym, Schule von Fontaine- bleau. Oel auf Leinwand. Senlis, Musee de la Venerie.
31. Dezember 1499: Diane de Poitiers (gest. 1566), Mätresse Heinrichs II. von Frankreich, wird geboren
Quelle: picture-alliance / akg-images /

Heinrich II. von Frankreich (1519 bis 1559) habe seine Herrschaft unter den glücklichsten Umständen begonnen und unter den unglücklichsten beendet, fand einer seiner Biografen. An diesem Urteil hat sich seither wenig geändert. Der zweite Sohn des glänzenden Franz I., der durch Zufall und gegen den Willen des Vaters 1547 auf den Thron gelangte, interessierte sich wenig für Kunst und Literatur, war verschlossen und überließ viele Geschäfte seinen Favoriten. Vor allem aber verlor er fast alle Eroberungen und damit den Rang als europäische Ordnungsmacht, den sein Vater in endlosen Kriegen erworben hatte.

Wenn von Heinrich II. aus dem Hause Valois-Angoulême überhaupt so etwas wie eine royale Aura ausging, dann verdankte er sie seinen Frauen. Zum einen seiner Ehefrau Katharina von Medici, die allerdings erst nach seinem Tod Frankreich über Jahrzehnte hinweg ihren Stempel aufdrücken sollte. Zum anderen seiner klugen Mätresse Diane de Poitiers, die dem König als loyale Beraterin zur Seite stand und das Intrigenspiel an seinem Hof kontrollierte.

Diana von Poitiers auf dem Porträt eines unbekannten Künstlers
Diana von Poitiers, Porträt eines unbekannten Künstlers
Quelle: Wikipedia/Public Domain
Heinrich II. von Frankreich / Clouet Heinrich II., Koenig von Frankreich (1547 -59); Saint-Germain-en-Laye 31.3.1519 - Paris 10.7.1559. - Portraet. - Gemaelde von François Clouet (um 1510 - 1572). Oel auf Holz, 31 x 23 cm. Inv.Nr. 2445 Florenz, Palazzo Pitti, Gall. Palatina.
Heinrich II. von Frankreich (1519 bis 1559)
Quelle: picture-alliance / akg-images /

Diane de Poitiers entzieht sich den schwülen Gerüchten, die das Bild von Frauen in ihrer Position am französischen Hof geprägt haben. Man denke nur an die hoch erotische Mätressenwirtschaft Ludwigs XIV. und Ludwigs XV. Am 31. Dezember 1499 als Tochter des Grand-Sénéchal de Provence geboren, war ihr der Zugang zum Hof gleichsam in die Wiege gelegt, was die Berufung zur Hofdame der Königin erklärt. Durch die Ehe mit dem deutlich älteren Louis de Brézé, Seneschall der Normandie, wurde sie sogar zu einer entfernten Verwandten des Königs.

Heinrich war fast 20 Jahre jünger, als Diane 1526 in sein Leben trat. Damals stand der sechsjährige Prinz vor dem schwersten Gang seines Lebens. Weil sein Vater Franz I. die Schlacht bei Pavia gegen Kaiser Karl V. nicht nur verloren hatte, sondern dort auch gefangen genommen worden war, musste Heinrich zusammen mit seinem jüngeren Bruder Karl vier Jahre als Geisel in spanischer Haft verbringen, oft unter entwürdigenden Umständen. Ergriffen vom grausamen Schicksal der Kinder soll Diane Heinrich zum Abschied umarmt und zärtlich geküsst haben. „Niemand ahnt, dass dieser mütterliche Kuss eines Tages auf dem Schicksal des Königreiches lasten sollte“, schreibt Dianas Biograf Philippe Erlanger.

Nachdem Heinrich 1530 schwer traumatisiert zurückgekehrt war, nahm Diane ihn unter ihre Fittiche. Das Verhältnis wurde enger, nachdem ihr Mann, dem sie in Zuneigung verbunden gewesen sein soll, im Jahr darauf starb. Zwar beschloss sie, von da an nur noch schwarze Witwenkleidung zu tragen, allerdings gebrochen durch einen edelsteinbesetzten Gürtel. Aber statt zurückgezogen auf ihren Gütern zu leben, kehrte sie an den königlichen Hof zurück.

Der König selbst bat Diane, sich um Heinrich zu kümmern, mit dem er große Pläne hatte. Er sollte Katharina von Medici heiraten und damit das Bündnis mit dem Medici-Papst Clemens VII. festigen, mit dem Franz I. seine italienischen Eroberungen sichern wollte. Diane versprach, Heinrich „zu meinem Ritter zu machen“.

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Was zunächst als pädagogische Aufgabe verstanden wurde, veränderte sich ausgerechnet, nachdem 1533 die Ehe mit Katharina geschlossen worden war. Denn Heinrich verweigerte zunächst deren Vollzug im Schlafzimmer. Dass Clemens kurz darauf starb, machte es für Katharina nicht leichter, denn der Pakt, dessen Unterpfand sie sein sollte, hatte damit seinen Wert verloren.

Nun zeigte Diane, aus welchem Holz sie geschnitzt war. Sie erkannte, dass in der äußerlich wenig attraktiven Katharina ein kluger und wendiger Geist steckte, und wirkte auf Heinrich ein, etwas für den Fortbestand seiner Familie zu tun. Zugleich aber entwickelte der mürrische Prinz einer Leidenschaft zu der erfahrenen Dame in Schwarz, die als große Schönheit gerühmt wird.

Katharina von Medici / zeitgen. Gemaelde Katharina von Medici, Koenigin (Heinrich II.) von Frankreich, Tochter Lorenzos II. von Medici Florenz 13.4.1519 - Blois 5.1.1589. - Portraet. - Gemaelde, zeitgenoessisch, anonym.
Katharina von Medici (1519 bis 1589)
Quelle: picture-alliance / akg-images

Als 1536 unvermutet Franz’ I. gleichnamiger Erstgeborener starb, rückte Heinrich an die erste Stelle der Thronfolge. Nun bekam diese merkwürdige Ménage-à-trois eine hochpolitische Note. Die Strippen zog Diane, indem sie zum einen die erotischen Bedürfnisse des Thronfolgers befriedigte, zum anderen aber über dessen Ehe wachte und Katharina die Tür ins Schlafzimmer des Prinzen offenhielt. Als die designierte Königin 1543 erstmals schwanger wurde, betreute Diane sie. Und als neun weitere Kinder kamen, übernahm sie deren Pflege, wenn die Mutter krank war.

DIANE DE POITIERS wife of Louis comte de Maulevrier ; after his death mistress of the Dauphin, later Henri II ; here portrayed as the hunting goddess Diana. Date: 1499 - 1566 (Mary Evans Picture Library) || Nur für redaktionelle Verwendung
Diane de Poitiers als Jagdgöttin Diana
Quelle: picture alliance / Mary Evans Pi
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Nach Heinrichs Thronbesteigung im März 1547 bewies auch sie ihr politisches Talent. Um Anne Pisselieu, die mächtige Mätresse von Franz I., kaltzustellen, entwickelte Diane keine blutige Intrige, sondern fand einen eleganten Weg, sie vom Hof zu entfernen. Sie ermutigte nämlich deren Ehemann, seine Rechte geltend zu machen. Auf diese Weise konnte Diane Annes Position einnehmen, ohne sich eine Blöße zu geben. Nun wurde sie eine „Begleiterin von schwer zu fassendem, aber wohl bedeutendem Einfluss auf das Denken und Handeln des Königs“, schreibt der Historiker Rainer Babel.

Daher ist schwer zu sagen, was von Heinrichs wenig stringenter Politik vom ihm selbst ausging und was von seiner Umgebung, die Diane nicht nur durch ihr Auftreten zu beeindrucken wusste, sondern auch durch die Kronjuwelen, die der Liebhaber ihr zu tragen gestattete, während Katharina auf hinteren Bänken Platz nehmen musste. Als einigermaßen sicher gilt, dass die Witwe Heinrich in seinem Hass auf die Protestanten bestärkt hat, ohne dass er allerdings bereits die Religionskriege eröffnete hätte.

Das blieb Katharina und ihren Söhnen vorbehalten. Ihre Stunde schlug, als Heinrich bei einem Turnier im Juni 1559 von einer Lanze im Kopf getroffen wurde. Umgehend legte die Königin die lange zur Schau getragene Unterwürfigkeit ab, unterband jeden Kontakt Dianes zum Sterbenden und vertrieb die Rivalin auf ihre Güter. Im Gegensatz zu anderen Gegnern Katharinas blieb ihr immerhin ein ruhiger Lebensabend auf dem Schloss, das ihr Heinrich geschenkt hatte. 1566, sieben Jahre nach Heinrichs Tod, starb sie.

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